Neurobiologischer Ansatz nach Kuhl Flashcards

1
Q

Komplikationen/Probleme entstehen wenn

A
  • in Leistungssituationen spontan jede Gelegenheit zur anderweitigen Bedürfnisbefriedigung wahrgenommen wird
  • wenn man in einer intimen partnerschaftlichen Situation gleich funktioniert wie in einer Leistungsaufgabe
  • > fehlende Flexibilität
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2
Q

Idee “wechselnder Architekturen”

A
  1. Unterschiedliche Systeme im Gehirn bzw. Gedächtnissysteme haben sich evolutionär so entwickelt, dass sie für bestimmte Aufgaben/Anforderungen in der Umwelt besonders geeignet sind
  2. Im normalen Funktionieren findet situationsangepasst ein dauernder Wechsel in der Aktivierung bestimmter Koalitionen von Hirnsystemen statt = “wechselnde Architekturen” = Flexibilität situationsangepasst zu reagieren
    - > alle Systeme sind in gewissen Situationen adaptiv!
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3
Q

Individuelle Unterschiede (im Gegensatz zu psychischen Störungsmustern)

A

Im Erleben und Verhalten werden aus individuellen Unterschieden der verstärkten oder verminderten Aktivität von Hirn- bzw. Gedächtnissystemen erklärt -> Einzelne Systeme, die gemäss spezifischer Prinzipien funktionieren, werden bei Person A leichter, schneller oder stärker aktiviert als bei Person B und bestimmen deshalb das Verhalten und Erleben stärker als bei Person B

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4
Q

Psychische Störungsmuster (im Vergleich zu individuellen Unterschieden)

A

Entstehen als Folge ausgeprägter Über- oder Unterfunktionen von bestimmten Hirn-/ Gedächtnissystemen
Der kontinuierliche Wechsel zwischen verschiedenen Architekturen ist eingeschränkt -> in Extremform: Fixierung auf bestimmte Systeme -> flexible situationsangepasste Reaktionsmöglichkeit ist nicht mehr gegeben

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5
Q

4 Makrosysteme

A
  • Intentionsgedächtnis
  • Intuitive Verhaltenssteuerung
  • Extensionsgedächtnis
  • Objekterkennung
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6
Q

Intentionsgedächtnis

A
  • Zuständig für die Repräsentation und Aufrechterhaltung von Absichten
  • Informationsverarbeitung: rational-analytisch, planend, präzise, sequentiell, emotionslos, bewust (expliziter Funktionsmodus)
  • > rational-analytisches Denken
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7
Q

Intentionsgedächtnis: Besonders dann wichtig wenn

A
  • Aufgaben längerfristig sind
  • Bedürfnisse aufgeschoben werden müssen
  • eine Aufgabe nicht unmittelbar in Verhalten umgesetzt bzw. gelöst werden kann
  • das Ziel/die Absicht nicht aus den Augen verloren werden darf
  • Schwierigkeiten in der Handlungsausführung auftreten, neue geplant werden, rational-analytisch neue Wege gefunden werden müssen
  • > Besonders adaptiv für Anforderungnen in Leistungssituationen
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8
Q

Intentionsgedächtnis in Leistungssituationen

A
  • Längerfristige Ziele verfolgen können
  • dabei unmittelbare Bedürfnisse aufschieben können
  • Situationen rational analysieren können
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9
Q

Intuitive Verhaltenssteuerung (IVS)

A
  • Zuständig für die Repräsentation und Ausführung von Verhaltensroutinen (einfache Aufgaben, Automatismen, Gewohnheiten und Rituale)
  • Intuitiv, nicht nur “starre” Automatismen, sondern Verhaltensmuster die relativ flexibel an die Situation angepasst werden können
  • Informationsverarbeitung: intuitv, bottom-up-Aktivation, nicht bewusst (impliziter Funktionsmodus), oft mit Affekten verbunden
  • > intuitives Handeln
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10
Q

IVS ist besonders wichtig, wenn

A
  • auf Situationen spontan, intuitiv schnell reagiert werden muss (neben Situationen die Routinehandlungen erfordern)
  • sich in der Umwelt Gelegenheiten bieten eine Absicht zu realisieren oder ein Bedürfnis zu befriedigen (wird durch die Situation getriggert)
  • > besonders adaptiv für Anforderungen in Lust-/Spass-Situationen
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11
Q

IVS in Lust-/Spass Situationen

A
  • Insbesondere “oberflächliche” interpersonale Situationen wie Partys (small talks)
  • Verhalten in diesen Situationen läuft viel zu schnell ab, als dass man hier mit Planen oder bewussten Absichten viel erreichen könnte
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12
Q

Adaptives Funktionieren

A
  • Kontinuierlicher Wechsel zwischen IVS und Intentionsgedächtnis Gedächtnis
  • Situationsangepasste Aktivation geeignetre Gedächtnissysteme
  • Modulation
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13
Q

Adaptives Funktionieren: Kontinuierlicher Wechsel

A
  • > Systeme arbeiten häufig zusammen
    1. Bildung einer Absicht -> Aktivation und Aufrechterhaltung neuronaler Muster im Intentionsgedächtnis
    2. Sobald sich die Gelegenheit zur Realisierung der Absicht ergibt -> Aktivation von Mustern im IVS, Deaktivation der Absichten im IG
    3. Neue Absicht
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14
Q

Adaptives Funktionieren: Modulation

A
  • Die Gedächtnissystem können habituell leichter, schneller und öfter aktiviert werden
  • Verstärkte oder verminderte Modulation der Systeme (neurobiologischer Bezug zu Neuromodulatoren)
  • Bedeutet: Systeme sind mehr oder weniger sensibilisiert oder reaktiver -> Neuronale Muster in verstärkt modulierten Systemen sind leichter, schneller, öfter und länger aktiviert (“Hyperaktivierung”), Neuronale Muster in vermindert modulierten Systemen sind seltener, langsamer, weniger lang aktiviert (“Hypoaktivierung”)
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15
Q

Modulationsbedingte Persönlichkeitsdimensionen

A
  1. Prospktive Lageorientierung
  2. Prospektive Handlungsorientierung
  3. Misserfolgsorientierte Lageorientierung
  4. Misserfolgsorientierte Handlungsorientierung
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16
Q

Prospektive Lageorientierung

A
  • Tendenz einenr starken Modulation des Intentionsgedächtnisses -> Absichten werden leicht aktiviert und aufrechterhalten
  • Schwache Modulation der intuitiven Verhaltenssteuerung .> Schwierigkeiten, Absichten auch umzusetzen
  • > Personen nehmen sich sehr viel vor, kommen aber nicht ins Umsetzen, das Intentionsgedächtnis braucht die ganze Energie
17
Q

Eine Person, die prospektiv Lageorientierung ist,

A
  • fasst leicht Absichten, plant viel

- aber selbsbt, wenn sich die Gelegeneheit ergibt, hat sie Mühe, die Absicht auch zu realisieren

18
Q

Prospektive Handlungsorientierung

A
  • Tendenz zu einer starken Modulation der intuitiven Verhaltenssteuerung -> Verhaltensroutinen sind leichter aktiveierbar, Personen fällt es leicht, absichten umzusetzen oder intuitiv spontan zu reagieren
  • Schwache Modulation des Intentionsgedächtnisses -> Schwierigkeiten Absichten aufrecht zu erhalten, sich auf längerfristige Aufgaben zu konzentrieren, entsprechende Personen handeln, bevor sie denken
19
Q

Risiko für Menschen mit einer ausgeprägeten Lageorientierung

A

“Manifeste Alienation”: Personen wissen was sie wollen, können es aber nicht umsetzen

20
Q

Konstellation in Form der Depression

A
  • “degenereierte Intentione”
  • das Intentionsgedächtnis bleibt verstärkt moduliert = die Intentionen bleiben aktiviert, aber die Person kann die Absicht nicht realisieren = der Austausch mit dem Verhaltenssteuerungssystem funktioniert nicht mehr
  • Verstärkte Modulation des Intentionsgedächtnisses bei Depressiven kann experimentell gezeigt werden
  • Zeigarnik Effekt
21
Q

Zeigarnik Effekt

A

unerledigte Absichten werden besser erinnert als erledigte Absichten (gibt es in dieser Form nur bei Depressiven)

22
Q

Diskrepanzsensitives Objekterkennungssystem

A
  • Zuständig für explizites, bewusstes Registrieren einzelner Sinneseindrücke
  • Rückt isolierte Aspeke der Innen- oder Aussenwelt in den Vordergrund (Einzelheiten, die aus dem Zusammenhang herausgelöst sind = Dekontextualisierung)
  • Wird v.a. durch gefährliche, unerwartete und neue Objekte/Situationen aktiviert
23
Q

Verstärkte Modulation des OES

A
  • Fokus v.a. auf gefährliche, unerwartete neue Objekte
  • Negative Stimmung gehen mit der verstärkten Modulation einher
  • Auch wenn Situationen nicht gefährlich, neu oder unerwartet sind bleibt das System moduliert
  • Person bleibt sensibilisiert für gefährliche Reize und reagiert rasch auf neue, unerwartete oder potentiell gefährliche Reize
24
Q

OES und psychische Störungsmuster

A
  • Auf interpersonaler Ebene ängstliche, vermeidende, zwanghafte Persönlichkeiten
  • Achse-I: Angststörungen, aber auch Depressionen, die mit starkem Grübeln (rumination) einhergehen
25
Q

Extensionsgedächtnis

A
  • grosses neuronales Netzwerk, welches viele persönliche Erfahrungen integriert
  • Normalerweise kontextualisiert das EG die Wahrnehmungen, die im OES aktiviert sind, was auchh zu einer Reduktion negativer Affekte führt
  • Integriert peresönliche Erfahrungen, aber auch Repräsentationen von persönlichen Werten, Präferenzen, Bedürfnissen
26
Q

Informationsverarbeitung im EG

A

inuitiv, holistisch, schnell, “fühlen”

27
Q

Modulation des EG

A

eignet sich besonders in komplexen Situationen (im Gegensatz zur IVS nicht für intuitive, rasche, oberflächliche Reaktion, sonder für ein ganzheitliches, “echtes” Verständnis der anderen: Empathie)

28
Q

Misserfolgsorientierte Lageorientierung

A
  • Verstärkte Modulation des Objekterkennungsystems und vermindnerte Modulationn des Extensionsgedächtnisses -> Personen konzentrieren sich auch neue, gefährliche Wahrnehmungen und haben Mühe negative Emotionen zu reduzieren
29
Q

Misserfolgsorientierte Handlungsorientierung

A
  • Der Person fällt es leicht, nach der Wahrnehmung negatier, neuer, gefährlicher Reize das Extensionsgedächtnis zu aktivieren und negativen Affekt zu reduzieren -> die Person hat Zugriff zu ihren Werten und Bedürfnissen un kann das Verhalten entsprechend regulieren (kann bedürfniskongruentes Verhalten aktivieren)
30
Q

Latente Alienation

A

Bei einer Fixierung auf das diskrepanzsensitive Objekterkennungssystem hat die Person keinen Zugang mehr zu Repräsentationen im EG

  • kein Zugang zu eigenen Präferenzen und Bedürfnissen
  • Person ist von eigenen Präferenzen und Bedürfnissen entfremdet
  • Im Gegensatzu zur manifesten Alienaton ( Person weiss was sie will, kann es aber nicht realisieren) bedeutet die latente Alienation, dass die Person nicht weiss, was sie will
  • Hinweise, dass diese Form der Selbstentfremdung eng mit psychischen Störungen zusammenhängt
31
Q

Implikationen

A
  1. Bestimmte Persönlichkeitsdispositionen stellen eine Vulnerabilität für psychische Störugen dar (Dimensionaler Ansatz: Systeme sind mehr oder weniger moduliert)
  2. Therapeuten sollten nicht nur darauf achten, was ein Patient inhaltlich sagt oder denkt, sondern auch wie er typischerweise Informationen verarbeitet (-> z.B PSSI Persönlichkeitsinventar nach Kuhl)
  3. Weiss ein Therapeut über funktionale Charakteristiken von Makrosystemen und kann er eine verstärkte/verminderte Modulatoin im Einzelfall einschätzen, kann er auf dieser Basis gezielt Interventionstechniken auswählen, die z.B. die Informationsverarbeitung in spezifischcen Systemen stärken sollen