Emotionsorientierte Interventionen Flashcards
Hinweise auf Emotionen
- Verbale Berichte (evtl. Beobachtungs-Hausaufgaben)
- Nonverbales Verhalten (kulturelle Normen!)
- Viszerale Komponente (Emotionen können körperlich gespürt werden; «Klos im Hals»)
- Sichtbare, allenfalls gemessene physiologische Zustände
- Abweichungen von sonst naheliegendem Verhalten
- Unspezifische Erregung, wie z.B. Schlafstörungen (ohne subjektives Erleben der Gefühle, v.a. auch wenn man sich Emotionen nicht eingestehen kann -> äussern sich auf anderem Weg)
Primär adaptive Emotionen
(biologische) emotionale Reaktion: unmittelbare, zuerst auftretende adäquate und gesunde, da kognitiv unbeeinflusste Emotion (Bewertung nicht zwangsläufig in der Situation an sich) nach einem Stimulus
Primär “maladaptive” Emotionen
(gelernte) dysfunktional gewordene Reaktion: Traumatische Ereignisse können Primäremotionen beeinflussen, unmittelbar auftretende Emotion, die durch ein Schema getriggert ist
Sekundäre reaktive Emotionen
entspricht nicht mehr der organismischen, weil dysfunktional gewordene Reaktion, (dient häufig dazu, eine primäre Emotion zu verdecken, z.B. Wut statt Angst)
Emotional Avoidance
- > allgemeine Tendenz Emotionen zu vermeiden (wird stark mit Depression in Verbindung gebracht)
- Vermeiden nicht nur im Verhalten
- Depression als Vermeidung von Emotionen
- Das ganze Leben/Funktionieren eines Menschen kann aus der Perspektive des Vermeidens des Wiederaufreissens alter Wunden gesehen werden (sehr konsequent bei Alfred Adler: Minderwertigkeitskomplex)
Konsequenz aus Netzwerkmodellen
- > Spannung nimmt zu, wenn man versucht therapeutisch zu intervenieren
- Zunehmende Spanung vorhersagen/nachvollziehbar machen
- “Konzentrierte Aktion” = Ansetzen an verschiedenen Stellen u.U. notwendig, weil zu isolierte Ansätze “wegneutralisiert” werden (oft bei rein kognitiven Interventionen der Fall, es braucht mehr)
- Idee des “Aufheizens”: Kugel beginnt zu hüpfen (Verschiebung in ein anderes Tal wird leichter)
“Postkognitiver” Therapieansatz
- > Kognition geht voraus, Emotionen folgen
- Prototyp: rational-emotive Therapie (Ellis’ RET)
- nicht streng postkognitiv: Heuristik (nicht darauf beharren)
- Zajonc: “Preferences need no inferences”, Gefühle/Bewertungen sind zu schnell, um ein Ergebnis i.e.S. kognitiven Prozessen zu sein
- Konzept der automatisierten Gedanken
- Veränderung der Emotionen durch Veränderung der zugrundeliegenden Gedanken/Bewertungen
Biofeedback
Lernen Gefühle mit “objektiven Daten” zu vergleichen
Instrumentelle Funktionn von Emotionen: Mowrer’s 2 Faktorentheorie
Vereint klassische und operante Konditionierung zur Erklärung von Psychischen Störungen:
- Klassische Konditionierung: Furchtkonditionierung eines ursprünglich neutralen Reizes
- Operante Konditionierung: Flucht als instrumentelle Verstärkung
- > korrigierende Erfahrungen sind nicht möglich
Instrumentelle Funktion von Emotionen
- Intrapsychische und interpersonale Funktion
- Interpersonal: das Zeigen ist wichtig; Manipulation
- Heuristiken des Überflüssig- bzw. Flexiber-Machens von problematischen Strategien (wie können Emotionen anders ausgedrückt werden) -> Aufbauen/ Befreien von Emotionen
-> die Menschheit hat verschiedene Alternativen zur Verfügung um ein Problem zu lösen, jedes Individuum nutzt nur ein kleiner Teil davon -> Repertoire an möglichen Handlungen ist durch vergangene Erfahrungen sehr klein -> werden auch eingesetzt, wenn es eigentlich nicht zum Ziel führt oder sogar hinderlich ist -> blockierte Alternativen müssen wieder «frei gemacht» werden.
Oft ist eine Strategie oder ein Verhalten ja gar nicht so schwierig und muss nicht wirklich gelernt werden.
Techniken Herleitung
Problem -> Ziel -> Therapietechnik
Techniken Emotionswahrnehmung
- Nicht vorhanden/reduziert -> Klärung der Funktionalität, Verbesserung der Gefühlswahrnehmung etc. -> Selbstbeobachtung, Fremdbeobachtung etc.
- Exzessiv vorhanden -> Klärung der Funktionalität, Selbstkontrolle etc. -> Validieren, Selbstkontrolltechniken etc.
Techniken Emotionsausdruck
- Nicht/reduziert vorhanden -> Klärung der Funktionalität -> TsK, kognitive Strategien etc.
- Exzessiv vorhanden -> Klärung der Funktionalität, Selbstkontrolle etc. -> Selbstkontrolltechniken, Entspannung etc.
Voraussetzungen für Therapie schaffen
- Veränderung am ehesten, bei mittlerer Erregung (man muss therapeutisch die Möglichkeit haben, das Erregungsniveau zu verändern)
- Medikamentöses Herunterregeln
- Beruhigung durch: vermitteln von Hoffnung, Normalisieren, Psychoedukation
- Balance zwischen Herausforderung und Beruhigung herstellen durch: Ressourcenaktivierun, Therapie-Beziehung
Emotionen aktivieren: Prozessuale Aktivierung
- Annahme von Grawe (und anderen), dass Schemata nur verändert werden können, wenn sie «prozessual aktiviert» sind. Das bedeutet: nicht nur darüber reden, meist stärkere Aktivierung von Emotionen nötig
- Emotionale Beteiligung ist einer der besten Prädiktoren für den Therapieerfolg: Kausalität? (Emotionale Aktivierung kann auch das Ziel sein)
- «Korrigierende Erfahrungen» sind nicht ohne Aktivierung von Emotionen möglich? (korrigierende Erfahrungen alleine durch neue Erfahrungen, ohne die beteiligten Emotionen zu aktivieren)
- Wie Aktivieren? -> diverse Techniken (nicht auf eine Technik versteifen, von Patient zu Patient anpassen)
- Oft spontan durch Ereignisse in und ausserhalb der Therapie: Erkennen – Entscheid ob fokussieren – Intervention
Emotionen aktivieren: Techniken
- Exposition/Habituation («Gewöhnung» an die Angst)
- Konfrontation
- Stuhlarbeit (zwei Ambivalenzen in einer Person)
- Ein-Personen-Rollenspiel
- Imaginative Verfahren (Personen anleiten sich zu entspannen, sich Situationen vorzustellen)
- Körperorientierte Verfahren/Pantomime
- Rollenspiele
- Kreative Medien (z.B. Lebenspanorama zeichnen lassen)
- Arbeit mit Träumen
- Genusstraining
Emotionen aktivieren: Schema-Aktivierung (Sachse)
- Patient drückt die Gefühle direkt aus: verbal/para- und nonverbal
- Patient drückt die Gefühle indirekt aus: nur para- oder nonverbal
- Patient vermeidet: Widersprechende, Verhaltensteuernde Tendenzen sind aktiviert (Sieh, wie schlecht es mit geht, hilf mir vs. tritt mir nicht zu nahe, ich habe alles im Griff, sieh über die Situation hinweg)
- > nach Sachse ist wichtig WAS aktiviert ist, nach Grawe DASS aktiviert ist
Schema Aktivierung: Beispiele für Hinweise auf Vermeidungsstrategien
- Therapeut wird zum Themenwechsel veranlasst (bring den Therapeuten dazu, dir aus der peinlichen Situation herauszuhelfen)
- Patient wechselt selbst das Thema
- Patient konzentriert sich auf andere Inhalte oder Emotionen
- Anspannung der Gesichtsmuskeln, Brustatmung
- Verlassen der Situation
Emotionen aktivieren: Einsatz emotionsfokussierter Techniken
- Schwieriger als verhaltensbezogene und kognitive
- Ängste der Therapeuten selber
- Manuale erleichtern für Anfänger
- Dennoch Präferenzen oft gegen emotionsbezogenes Vorgehen
Emotionen hemmen: Wolpe
Prinzip der reziproke Inhibition: Unvereinbarkeit von Angst und Entspannung
Emotionen hemmen: Selbstinstruktion (Meichbaum)
Emotionen in den Griff bekommen, bevor sie zu stark werden (genug früh beginnen, Patienten müssen sich noch beruhigen können)
Emotionen hemmen
- Reziproke Inhibition
- Selbstkontrolle
- Ansetzen an kognitiven Voraussetzungen: rational emotive Therapie
- Selbstinstruktion (Meichbaum)
- Entspannung (autogenes Training, Muxelrelaxation)
Emotionen hemmen: möglicher Nebeneffekt
unerwünschte implizite Botschaft “starke Emotionen wären schlimm” -> Patienten sollen auch mit Situationen umgehen können, in denen sie starke Emotionen empfinden
Emotionen aktivieren mit dem Ziel der Reduktion
- Exposition
- “No pain, no gain” vs. Ermutigung
- Shame attacking excercise
- Trauerarbeit mit Exposition: Konfrontation mit bisher vermiedenen Situationen/Aspekten
Shame attacking excercises
Etwas tun, was einem schwer fällt -> fällt auch tatsächlich schwer, macht aber nichts
das Befürchtete passiert nicht, ausgelste Emotionen sind schwächer als erwartet -> Änderung der kognitiven Voraussetzung -> Schwächung der Vermeidung (Reduktion mehr des befürchteten als des realen Gefühls)
Emotionsregulation
- Regulation maladaptiver Reaktionen (insbesondere Furcht, Wut und Scham)
- Zentral bei Störungen, bei denen Emotionsregulation im Vordergrund stet
Emotionsregulation: Dialektisch Behaviorale Therapie
PLEASE MASTER:
- P & L: Physical Illnes (treat)
- Eating (Balance)
- Altering Drugs
- Sleep (balance)
- Excercise
- Mastery (build)
Nutzen von Achtsamkeit in der Arbeit mit Emotionen
- Differenziertere Wahrnehmung von Gefühlen, Gedanken, Bewertungen, Verhaltensmustern,…
- Höhere Akzeptanz unangenehmer Gefühle
- Erhöhte Stresstoleranz
- Erhöhte Selbstwirksamkeit
Achtsamkeit: Unterscheidungen
formelle (z.B. Atemmeditation) vs. informelle Übung (z.B. Achtsamkeit bei alltäglichen Verrichtungen)
Transformation: Leitidee
hin zu primären, adaptiven Emotionen
Umgang mit Emotionen in sozialen Situationen
- Prototyp: ATP (Assertiveness Training Program): über 30 Jahre alt (lernen, sich in einem angemessenen Rahmen durchzusetzen)
- Durchsetzen, aber auch Ausdruck von positiven Gefühlen
- Wichtig: Lernen zu differenzieren zwischen Assertivität und Aggressivität (die man abzulehnen gelernt hat)
- Involvierte Fähigkeit zur Wahrnehmung, welcher Umgang mit welchen Emotionen in einer bestimmten sozialen Situation angemessen ist
Emotionen von Therapeuten
- «Gegenübertragung»
- «Welche Schemata werden beim Therapeuten getriggert»
- Rolle der therapeutischen Selbsterfahrung (nicht nur das Lösen von gravierenden Problemen, sich selbst so gut kennen lernen, um jede Reaktion einordnen zu können) -> ein Psychotherapeut braucht mehr Stunden Selbsterfahrung als ein recht belasteter Patienten Stunden Therapie
- Therapeut als «Resonanzboden»/ Mikrokosmos/ Quelle von diszipliniertem Feedback an Patienten
- Zu sehr distanziert -> schlechte Therapie-Ergebnisse
- Zu starkes Involvement -> sich in Patienten-Muster ziehen lassen; burn out