LM 3 - Informationsgrundlagen des Marketing Flashcards
Marketingforschung
= systematische Erfassung und Auswertung von Informationen über Marketingsituation und Entscheidungen eines Unternehmens
≠ Marktforschung
Marktforschung
= systematische Gewinnung, Aufbereitung und Interpretation von Informationen über Absatz- und Beschaffungsmärkte eines Unternehmens
≠ Marketingforschung
Funktionen der Marketingforschung
- Selektion: Auswahl & Aufbereitung von marketingrelevanten Informationen (Strategie- und Maßnahmenentscheidungen
- Frühwarnung: frühzeitige Erkennung & Abschätzung von Risiken
- Innovation: Erkennen & Nutzen von Chancen
- Strukturierung: Gewinnung, Analyse & Interpretation der Daten bzw. Empfehlungen
- Unsicherheitsreduktion: Präzisieren & Objektivieren von Sachverhalten
- Kontrolle: Erforschung der Ursachen von (Miss-)Erfolgen
- Intelligenzverstärkung: Unterstützung des Marketingverantwortlichen
Prozess der Marketingforschung
- Problemdefinition
- Informationsgewinnung
- Informationsverarbeitung
- Kommunikation der Ergebnisse
Detailentscheidungen der Informationsgewinnung
- Datenquelle (Sekundär- oder Primärquelle)
- Datenerhebungsmethode (zB Befragung, Beobachtung)
- Stichprobenplan (Grundgesamtheit, Größe u. Auswahl der Stichprobe)
- Erhebungszeitpunkt
Primärforschung
= originäre Datenerhebung
typische Formen:
* Beobachtung
* Befragung
* Experiment
Spezialformen:
* Panelerhebung
* apparative Verfahren
* computergestützte Verfahren
* psychologische Testverfahren
* Testmärkte
* Testmarktkombinationen
Sekundärforschung
= Beschaffung, Zusammenstellung und Analyse von bereits vorhandenem Material
- interne Informationsquellen
- externe Informationsquellen
Gütekriterien von Methoden der Informationsgewinnung
- Zuverlässigkeit/Reliabilität (Wie zuverlässig/fehlerfrei misst das Instrument? Ist die Messung wiederholbar?)
- Gültigkeit/Validität (Misst das Instrument, was gemessen werden soll? Sind die Messergebnisse auf die Realität übertragbar?)
- Reaktivität (Beeinflussen das Instrument und die Situation das Messergebnis?)
- Objektivität (Sind die Messvorgänge unabhängig von der durchführenden Person?)
Beobachtung
= systematische Erfassung von wahrnehmbaren Sachverhalten zum Zeitpunkt des Geschehens
Vorteile
* realitätsnahe Erfassung (zeitgleich mit Auftreten des Ereignisses)
Nachteile
* Flüchtigkeit des Untersuchungsgegenstandes –> schwierige Erfassung längerer Handlungen
* subjektive Sachverhalte oft nur durch zusätzliche Befragungen möglich
* Beobachtungseffekt: Probanden verhalten sich in Beobachtungssituationen anders als sonst –> Verzerrung der Ergebnisse
Beobachtung: Methoden
- Fremdbeobachtung: Vorgänge außerhalb des Beobachters
- Selbstbeobachtung: eigene psychische Vorgänge
- persönliche Beobachtung: durch Beobachter selbst
- unpersönliche Beobachtung: durch Beobachtungsgeräte
- teilnehmende Beobachtung: Beobachter und Beobachtete auf gleicher Ebene
- nicht-teilnehmende Beobachtung: ausschließlich Wahrnehmung von Aktionen der Beobachteten
- Feldbeobachtung: gewohntes Umfeld der Beobachteten
- Laborbeobachtung: künstlich geschaffene Situation (bessere Kontrolle)
- Compagnonverfahren: Methode, bei der durch Videoaufzeichnungen die Aufmerksamkeit beim Lesen von Printmedien/bei der Betrachtung von Werbung in Printmedien gemessen wird
- Mystery Shopping: Methode, bei der Forscher als normale Kunden auftreten und reale Kundensituationen wahrnehmen, in dem sie zB Testkäufe durchführen (Varianten: Mystery Calling, Mystery Mailing)
Befragung
- Personen geben über bestimmten Sachverhalt Auskunft
- Erfassung von beobachtbarem und nicht-beobachtbarem Verhalten
- reaktives Instrument der Informationsgewinnung
- Interviewer-Effekt: Einfluss durch bloße Anwesenheit des Interviewers
- soziale Erwünschtheit: Angst vor “falschen” Antworten –> mögliche Verzerrung
schriftliche Befragung = Fragebogen, Online-/Internetbefragung
mündliche Befragung = Interview, zB auch telefonisch
Befragung: Fragetypen
- Einleitungs-/Kontakt-/Eisbrecherfragen: Ziel, Aufgeschlossenheit gegenüber Interview herbeiführen
- Sachfragen: Hauptteil der Befragung
- Kontroll- und Plausibilitätsfragen: Ziel, Auskünfte bzw. deren Konsistenz zu überprüfen
- Fragen zur Person: Ziel, soziodemographische und ökonomische Merkmale zu erfassen
Befragung: Frageformulierungen
- geschlossene Frage: mehrere vorgegebene Antwortmöglichkeiten, Beantwortung anhand Skalen
- offene Frage: keine Vorgabe fester Antwortkategorien
- direkte Frageform: Auskunft über eigene Person/Verhalten; schwierig bei Tabuthemen; Problem der sozialen Erwünschtheit
- indirekte Frageform: Auskunft über Sachverhalte, über die sich Befrager sonst nicht/verzerrt äußern würde; geschickte Frageformulierung
Skalenarten unterschiedlicher Messniveaus
Nominalskala
* kategorial (nicht-metrisch)
* Klassifikation & Häufigkeiten: Rangwerte von zwei Untersuchungseinheiten sind (nicht) identisch
* Modus
* zB Geschlecht, PLZ
Ordinalskala
* kategorial (nicht-metrisch)
* Rangordnung: Messwerte eines Merkmals lassen sich als <, >, = einordnen
* Modus, Median
* zB Präferenzdaten, Windstärke
Intervallskala
* metrisch
* Rangordnung und Abstandsbestimmung
* Modus, Median, Mittelwert, Standardabweichung
* zB IQ, Temperatur
Ratioskala
* metrisch
* wie Intervallskala, aber mit absolutem Nullpunkt
* alle mathematischen Operationen
* zB Alter, Jahresumsatz
Befragung: Standardisierungsgrad von Interviews
vollstandardisiertes Interview = vorgegebener Fragebogen (Fragen & Reihenfolge)
* Vorteil: Vermeidung von Einflussmöglichkeiten
* Nachteil: Interviewer kann auf Befragten nicht eingehen –> möglicher Informationsverlust
teilstandardisiertes Interview = vorgegebenes Grobgerüst (offene Fragen & Fragenkatalog; Leitfadengespräch/Telefoninterview)
* Vorteil: Interviewer kann Situation mitstrukturieren (Sondierungs- und Zwischenfragen)
* Nachteil: Interviewereinfluss
freies (nicht-standardisiertes) Interview = Themen- und Zielvorgabe
* größtmögliche Anpassung an Gesprächspartner –> Erhalt wertvoller Zusatzinformationen
schriftliche Befragung: Vor- und Nachteile
Vorteile
* Abdeckung eines großen Gebietes
* niedrige Kosten
* keine Beeinflussung durch Interviewer (Interviewer-Effekt)
Nachteile
* Adresse der Personen muss bekannt sein
* Rücklauf- & Erfolgsquote nur 5-30%
* limitierter Fragenumfang
* verringerte Repräsentativität (da kein Kontakt in Ausfüllsituation
* keine Kontrolle über Ausfüllverhalten und -situation
mündliche Befragung: Vor- und Nachteile
Vorteile
* hohe Erfolgsquote & Repräsentativität
* relativ freie Fragengestaltung
* relativ kontrollierbare Befragungssituation
* Erhebung zusätzlicher Informationen möglich (zB emotionale Reaktionen)
Nachteile
* hohe Kosten
* Interviewer-Effekt
mündliche Befragung: Vor- und Nachteile
Vorteile
* hohe Erfolgsquote & Repräsentativität
* relativ freie Fragengestaltung
* relativ kontrollierbare Befragungssituation
* Erhebung zusätzlicher Informationen möglich (zB emotionale Reaktionen)
Nachteile
* hohe Kosten
* Interviewer-Effekt
telefonische Befragung
Vorteile
* kurzfristig einsetzbar
* geringere Kosten als bei mündlicher Befragung
Nachteile
* eingeschränkte Themen (durch Anonymität und fehlenden Sichtkontakt)
* Verwendung von Hilfsmitteln
Online-Befragung: Vor- und Nachteile
Vorteile
* relativ geringere Kosten
* schnelle Kontaktierung der Befragten möglich
* hohe Reichweite
* automatische Datenerfassung
Nachteile
* ggf. geringe Rücklaufquoten & eingeschränkte Repräsentativität
* Informationen über Grundgesamtheit oft unzureichend
* Selbstselektion der Internetnutzer
* keine Kontrolle über Ausfüllsituation