Lernen Flashcards
Historie
- Die Archietektur der Schule war und ist ein Spiegel der sich wandelnden gesellschaftlichen Verhältnisse und ihrer pädagogischen Konzepte
- Bis Ende 19. Jahrhundert: Im Zuge der Industrialisierung werden zunehmend ausgebildete Arbeitskräfte erforderlich Entstehung zahlreicher Schulhäuser in den rasch wachsenden Städten, oftmals in umgenutzten Gebäuden
- 1919: Einführung der allgemeinen Schulpflicht durch die Weimarer Verfassung Schulhaus entwickelt sich als eigenständige Gebäudetypologie
- Weimarer Republik: Ideale: Öffnung der Schule zum Außenraum mit Schul- und Klassengarten und Freiluftklassen (Licht, Luft, Sonne)
- Nationalsozialismus: Mitte der 30er Jahre werden wieder Bildungsideale einer obrigkeitstreuen Gesellschaft etabliert; Schule als mehrgeschossiger, strenger Baukörper mit Aneinanderreihung der Schulräume als Zweibund n langen Fluren
- 50er Jahre: in Deutschland verkörpern die Schulen den Wunsch nach einem Neubeginn
- 1951: Hans Scharouns Entwurf einer Volksschule in Darmstadt entspricht der Vorstellung von Schule als Ort menschlicher Entwicklung (Verschiedenheit statt Einförmigkeit) –> Schule nach den Muster einer Stadt konzipiert; einzelne Bezirke entsprechen den entwicklungsbedingten Eigenheiten einer Altersgruppe
- 60er Jahre: offene Strukturen mit vielfältigen Aus- und Durchblicken
- 70er Jahre: Günter Behnisch formuliert mit seinen Schulen eine Gegenposition du rein didaktisch-funktionalen Ansätzen (Gesamtschule) -> als Prototyp gilt das Progymnasium in Lorch von 1973
Ziel der Schulbauplanung
- Den Schülern und Lehrern ein zum Lernen und Leben gemäßes Umfeld zu schaffen
Gebäudetypologien
·ZentraleAnlagen
·Lineare Anlagen
·Kombinierte Lineare Anlagen
·Anlagen mit zentralem Fokus und linearer Erschließung
·Additive Anlagen (Teppich, Pavillon)
o Strukturierung des Innenraumes: Ausgehend von der Ausbildung des Foyers als zentralem Ort der Schule
o Strukturierung des Außenraumes: Schulhoffläche zu umgebender Fläche, Schule als Sonderform im städtischen Gefüge
o BeziehungInnenraum–Außenraum
Schulbau: zentrale Anlagen
- Alle schulischen Bereiche werden um eine Pausenhalle, einen Innenhof oder ein anderes Zentrum gelegt
- Gute Orientierung mit kurzen Wegen (in zwei Richtungen)
- Möglichkeit der Bildung eines komplett gefassten Schulhofes
- Erweiterungen sind wegen der Abgeschlossenheit der Anlage kaum möglich (nur als zusätzliches Gebäude)
- Bsp.: Grundschulen nach dem Lernhausprinzip in München
* Münchener Lernhaus: dezentrale Gliederung in überschaubare Cluster von jeweils 4 Klassenzimmern mit zwei Räumen für die Ganztagsbetreuung und einem Arbeitsraum für Lehrkräfte, Nebenräume und einem Pausenbereich
* Modulares Baukastensystem: kann unterschiedlich kombiniert zu verschiedenen Baukörpern zusammengefasst werden
Schulbau: lineare Anlagen
- Fehlende Ausrichtung auf einen zentralen Bereich muss durch die Erschließung gelöst werden
- Kaum raumbildende Qualitäten (Schaffung keines gefassten Pausenhofes)
- Einfache Erweiterbarkeit
- Leichte Orientierung, eventuell lange Wege (beim Einbund)
- Ausbildung als Einbund, Zweibund oder Dreibund
Schulbau: Winkel
- Der Winkeltyp ist raumbildend, der Baukörper definiert einen besonderen Außenbereich
- Möglichkeit, an den Schnittpunkten zentrale Nutzungen anzusiedeln (Foyer, Aula, Bibliothek)
- Leichte Unterteilung in Baustufen, gute Erweiterbarkeit
- Bei der Organisation ist eine Vorder- und Rückseite zu beachten
Schulbau: Kamm
- Einseitig starke Verzahnung mit der Umgebung (in der Regel Seite zum offenen Landschaftsraum)
- Bildung von einem oder mehreren dreiseitig gefassten Außenräumen
- Möglichkeit, an den Schnittpunkten oder an der gesamten verbindenden Achse zentrale Nutzungen anzusiedeln
- Leichte Unterteilung in Baustufen, gute Erweiterbarkeit
- Schwierige Überschaubarkeit der einzelnen Außenräume für die Schulaufsicht
- „Themenbildung“ der Höfe
- Revival dieser Struktur für die aktuell diskutierten Konzepte mit abgegrenzten Lernclustern
- Kommt häufig bei großen Gebäudekomplexen zur Anwendung
- Variante: U-förmige Struktur (einfachste Form der Kammstruktur)
Schulbau: Anlagen mit zentralem Fokus und linearer Erschließung
- Kombination von linearer Erschließung und Eindeutige Ausrichtung auf ein Zentrum
- Gute Orientierung im Gebäude
- Einfache Erweiterbarkeit
- Schwierige Überschaubarkeit er unterschiedlichen Außenräume
- „Themenbildung“ der Höfe
Schulbau: additive Anlagen
- Möglichkeit der stärkeren Gliederung in unterschiedliche Bereiche
- Äußere Ablesbarkeit dieser einzelnen Bereiche (Module)
- Häufig kleingliedrige, aber dadurch großflächige Anlagen
- Schwierige Orientierung
- Gute Erweiterbarkeit
Bsp.: freie Schule Rostock - Moderne Ganztagsschule im Sinne eine intensiven Lern- und Entwicklungsfeldes
- Bausteine: Kinderhort, Grundschule, Sekundarstufe I und II
- Zielvorstellungen der Schule: Schule als Lebens- und Wohnumfeld für Schüler und Lehrer
- Eine Architektur, die Innen- und Außenräume miteinander verbindet
- Gebäudekonzept soll „zellbildend“ ausgebildet werden
- Schule als Stadt mit Häusern und Gärten
- Vernetzte Teppichbebauung, bei der die kleinste Nutzungseinheit ablesbar ist
- Dachgärten, Freiluftklassen
Schulbau: empfohlene Zielsetzung
- Aufbau eines übersichtlichen Ordnungs- und Erschließungssystems
- Spannungsvolle Raumfolgen schaffen, die auf unterschiedlichste Weise ein anregendes Lernumfeld darstellen
- Dem Schulhof/Außenraum als Besonderheit dieser Typologie ist bei der Gebäudestruktur besondere Aufmerksamkeit zu widmen
Klassenzimmer
- Jedem Schüler steht eine Fläche von 1,8-2,0m2 zu
- Der Klassenraum sollte nicht größer als 75m2 sein; als Richtzahl für die Bemessung eines Klassenraumes werden 36 Schüler zugrunde gelegt
- Bei einseitiger Fensteranordnung beträgt die maximale Raumtiefe 7,20m
- Der Abstand zwischen der Wandtafel und dem hintersten Schülerarbeitsplatz sollte 9m nicht überschreiten
- Die lichte Höhe von Unterrichtsräumen muss mind. 3m betragen (NRW), sie darf durch einzelne Bauteile nicht mehr als 0,m eingeschränkt werden
- Ausrichtung/Orientierung des Raumes so, dass das Tageslicht für die Schüler von links kommt (75% aller Menschen sind Rechtshänder)
- Ausrichtung vorzugsweise nach Süden
- Eine gute Akustik ist zu gewährleisten
- Aus pädagogischer Sicht werden Räume gefordert, die möglichst geteilt, vergrößert oder in ihrer Nutzung geändert werden können
Schulbau: Lichtqualität
- Orientierung der Gebäude in Ost-West-Richtung
- Tageslichtöffnungen an der Nord- (diffuses Tageslicht) und der Südseite (Sonnenlicht im Sommer und Winter relativ leicht zu regulieren)
- Hoch in der Wand platzierte Öffnungen sorgen für eine Optimale Verteilung des Tageslichts und lassen es tiefer in den Raum eindringen
- Faustformel: eine wirksame Beleuchtung kann für Raumtiefen erzielt werden, die bi zu 2,5 Mal der Fensterhöhe über der Arbeitsfläche entsprechen
- Tageslicht von zwei Richtungen verringert die Wahrscheinlichkeit von Blendungen, schafft eine gleichmäßigere Lichtstreuung und ermöglicht tiefere Räume
- Einsatz von Lichtschwertern zur blendfreien und tieferen Ausleuchtung der Unterrichtsräume
- Weitere Möglichkeiten der Tageslichtlenkung: lichtlenkende Jalousien, - Gläser, transluzente Wärmedämmung
Schulbau: Fachräume
- Bei Hauptschulen, Gymnasien, Realschulen eine in sich geschlossene Raumgruppe
- Jede dieser Raumgruppen für die Fächer Biologie, Chemie und Physik besteht aus Übungs-, Sammlungs- und/oder Vorbereitungsraum
- Raumbedarf mind. 2,7m2/Patz
- Lehrsaal „klassisch“ mit ansteigendem, festinstalliertem Hörsaalgestühl (dieses wird aus Gründen der Flexibilität kaum noch gewünscht)
- Sammlungs- und Vorbereitungsraum i.d.R. zwischen Lehrsaal und Übungsraum
Schulbau: Werkräume, Zeichensaal
Werkräume
* Aus Gründen des Schallschutzes zusammenzufassen und getrennt vom allgemeinen Unterrichtsbereich anzuordnen
* Zur Ablage der Materialien und begonnenen Werkstücke muss genügend Stauraum zur Verfügung stehen
* Lage an einem „Werkhof“ vorteilhaft
* Zeichensaal
- Es sollte eine gleichmäßige Tagesbeleuchtung, möglichst von Norden, gewährleistet sein
Schulbau: Musiksaal
- Vermeidung von Störungen des Unterrichtes durch entsprechende Anordnung von Schalldämmung
- Fläche je nach Nutzung 90-120m2
- Nebenraum für Musikinstrumente
- idealerweise am zentralen Foyer/Aula, kann diesem mittels beweglicher Trennwände zugeschaltet werden