LB24 Christliche Spiritualität (Fragen Gelber Teil) Flashcards
1.1 Erläuterung des Begriffs „Spiritualität“
- Sich-Durchdringen-Lassen von einer inneren Überzeugung
- Sichtbar-werden-Lassen dieses Inneren nach Außen; alltäglicher Umgang mit besonderen Werten
- Notwendigkeit von Auszeiten, um sich der Grundüberzeugung zu vergewissern
- Durchdringung im gesamten Lebensvollzug; beschreibt ein dynamisches Vollzugsgeschehen
1.2 Spiritualität: ein formaler Begriffe, der inhaltlich gefüllt werden muss
- Formaler Begriff, der zuerst ohne Inhaltsaussage ist
- Aussage über Kongruenz von Grundüberzeugung und äußerlichem Verhalten
- Je eigene Ausprägung: christlich, buddhistisch, esoterisch etc.
1.3 Spiritualität ein Dialogbegriff?
Eignung als Gesprächsbegriff unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen:
• Entdeckung von Gemeinsamkeiten: Verbundenheit: Geist Christ wirkt überall dort, wo Menschen ehrlichen Herzens die Wahrheit und das Leben suchen
• Bereicherung durch Unterschiede: Bewusstwerden des eigenen Profils
1.4 Spezifisch christlicher Spiritualitätsbegriff?
Sich-Durchdringen-Lassen vom Geist Jesu
1.5 Entwicklung in der alten Kirche vom Bewusstsein der Geisterfüllung aller zur Betonung einzelner Personengruppen
Abhebung von der allgemeinen Masse, der Durchschnittlichkeit:
Ausbildung von Personen und Gruppen, die als authentische Zeugen gelebten Christseins gelten (Märthyrer, Mönche)
1.6 Wandel des Mystik-Begriffs in der Kirchengeschichte (!)
Monastische Mystik (Entstehung mit Mönchstum):Prägung stark biblisch und liturgisch, weltabgewandt
Mystik im Hochmittelalter: individueller Gottesbezug des Einzelnen, Ausrichtung auf Jesus; weltzugewandt; mystische Erfahrung jedem Christen zugänglich
Mystik ab Neuzeit: Abkehr von der Fixierung auf außergewöhnliche Gotteserfahrungen, dennoch im 17. Jh. Aufkommender Verdacht der Irrationalität, des Subjektivismus, der Unkirchlichkeit
Mystik ab 20. Jh.: Verständnis in einem weiteren Sinn. als persönliche Gotteserfahrung, die allen Christen zugänglich ist
1.7 Akzentsetzungen in der Neuzeit
• Individuum steht im Vordergrund
• Betonung der Gottunmittelbarkeit des Einzelnen
• Akzentuierung der ethischen Dimension:
o Rechtes Handeln
o Erkenntnis, was Gottes Wille ist
o Vermeidung sündhaften Tuns
1.8 Akzentsetzungen in der Gegenwart
• Betonung des Weltbezugs der Spiritualität
• Berufung aller Christen zu einem spirituellen Leben
Ausbildung neuer Gemeinschaftsformen (Säkularinstitute, neue geistliche Gemeinschaften)
o Ein Säkularinstitut (Weltinstitut oder Weltgemeinschaft) ist neben der Ordensgemeinschaft die zweite Form für ein Institut des geweihten Lebens. Im Unterschied zu den Ordensgemeinschaften leben die Mitglieder von Säkularinstituten überwiegend in der Welt, nicht im Kloster.
2.1. Welche Grundzüge christlicher Spiritualität zeigen sich in ihrer Eigenart als personal-dialogische Gottesbeziehung?
- Zentrierung auf Gott: theozentrisch – Gott ist der Handelnde
- Hinordnung auf Christus: christozentrisch – Jesus ist der Höhepunkt der Offenbarung
- Getragensein durch den Geist: geistgewirkte Schöpfung und im Einzelnen
- Bezug zur Geschichte: Verweis auf Tun Gottes im Volk Israel und in Jesus Christus
- Bezug zur Kirche: Einzelner als Glied des Gottesvolkes
- Bezug zur Schrift: Heilige Schrift als Sammlung von Zeugnissen des Geschichtshandelns Gottes und Medium der Selbstmitteilung Gottes
2.2. Erläuterung des ignatianischen „Drei-Schritts“
Wahrnehmen/Verspüren – Unterscheiden/Erkennen – Entscheiden/Annehmen/Abweisen
- Wahrnehmen des Handeln Gottes in der Heilsgeschichte und im persönlichen Leben
- Unterscheidung der Geister: Unterscheidung, wo Kräfte wirksam sind, die uns zu Gott hinführen oder wegziehen
- Entscheidung im Leben: Umsetzen des von Gott Gegebenen
2.3. Kriterien zur „Unterscheidung der Geister“
- Vereinbarkeit mit Jesu Verhalten
- Gutes Gefühl trotz Ängsten und Schwierigkeiten
- Positive Resonanz auf Gefühls- und Verstandesebene
- Aus lauterem Motiv
- Ausgerichtet auf ein gutes Ziel
- Eingesetzte Mittel ethisch unbedenklich
- Herausforderung für Neues
- Kein überfordernder Charakter
- Realisierbarkeit im konkreten Leben
- Positive Resonanz bei Menschen, die über Erfahrung verfügen
- Spürbarer Zuwachs an Glaube, Liebe, Hoffnung
2.4. Sprechakte und Formen des Gebets und deren Berechtigung
Sprechakte=
• Loben – Gottes Größe und Herrlichkeit
• Danken – für das von Gott Gegebene, für seine Zuwendung
• Bitten – aufgrund eigener Begrenztheit und dem Glauben an die Güte und Gottes Macht
• Klagen – Gefühl, des von Gott verlassen sein, Gott wird unbegreiflich und unverfügbar
• Äußern von Aggressionen – therapeutische Wirkung , umwandeln in konstruktive Energie
Beten
• Mit vorformulierten Texten: für Glaubensgemeinschaften notwendig; geben Halt und Orientierung
• Mit eigenen Worten: Akzent liegt beim eigenen Tun, lebendiger, da Lob, Dank und Bitte aus aktuellem Anlass formuliert, evtl. Überforderung
• Meditation: Betonung auf das Empfangen; Hilfsmittel Gegenstände, innere Bilder und Gefühle werden einbezogen
• Kontemplation: reine Empfänglichkeit in der Gegenwart Gottes
• Anbetung: im Rahmen von Ehrfurcht, Lob und Hingabe
• Mit dem Leib: mit Gesten und Gebärde, neun Gebetshaltungen nach Dominikus, meditativer Tanz, Fasten, Pilgern und Wallfahren
• Im Alltag: Kontakt zu Gott aufnehmen im Getriebe des Alltags (z.B, Stoßgebet)
2.5 Was verdeutlicht der Gebetsweg der hl. Teresia von Avila
Den Prozesscharakter christlicher Spiritualität:
- Geprägt von Umwegen und Krisen
- Da-Sein vor Gott in Schwäche: Beten ist keine Leistung, seine Schwachheit und Ohnmacht darf der Mensch vor Gott halten
- Ein angemessenes Verhältnis der Personalität Gottes: Personal-dialogische Gottesbeziehung heißt, Einheit in Verschiedenheit aber unvermischt und ungetrennt (nach Chalcedon), trotzdem ist die Unähnlichkeit zu Gott größer als die Ähnlichkeit
3.1. Gefahren der Verkürzung Betonung der Ganzheitlichkeit
Gefahren: Ego wird zu groß
Christliche Spiritualität mehr als Selbsterfahrung und – reflexion:
• Bei der Begegnung mit Gott nicht das eigene Selbst vergessen,
• Eintritt in die Gottesbeziehung mit allen menschlichen Dimensionen:
Verstand, Wille, Gefühl und Leib
3.2. Bedeutung von Verstand, Wille, Gefühl und Leib für die Gottesbeziehung
• Verstand: kognitive Dimension: theologisches Denken, um zu erkennen
• Wille: ermöglicht, aus der Überzeugung heraus zu handeln (zu entscheiden und daran festzuhalten), umfasst affektiv-emotionalen Bereich (ganze Dynamik menschlichen Strebens)
• Gefühle: Chance und Kraftquelle
o Sexualität: gottgeschenkte Lebenskraft (!), Bereicherung (Gott ist Liebe)
o Aggressivität: konstruktive Kraft entdecken
o Wunden und Verletzungen: Erfahrungen mit dem heilenden Gott
o Träume: Medium der Offenbarung, geistlich deuten
• Leib: Geschenk des Schöpfers, Achtsamkeit führ zu größerer Aufmerksamkeit für Gott; Ausdrucksmedium des Glaubens