LB21 Die Katholische Kirche im 20. Jahrhundert Flashcards
Erläutern Sie die Grundlagen der christlichen Soziallehre an der Wende zum 20. Jahrhundert
- Enzyklika “Rerum novarum” (1891) von Papst Leo XIII
- Beschreibt auf der Basis des christlichen Menschenbildes einen Weg zwischen Liberalismus und Sozialismus
- Würde des Einzelnen, aber auch seine Hinordung auf Gesellschaft und Gemeinschaft
- Privateigentum ist zu schützen, aber daran ist auch eine soziale Verpflichtung geknüpft
- Staat muss durch eine Sozialgesetzgebung regulierend eingreifen
- Arbeitervereine zur Selbstorganisation und religiösen Vertiefung gewünscht
- Gewerkschaften werden kritisch gesehen, Arbeitskämpfe mit Streik strikt abgelehnt
Nenne die wichtigsten Punkte aus der zentralen Kirchenkonstitution “Lumen gentium”
- Gemeinsames Priestertum aller Gläubigen
- Balance zwischen notwendiger katholischer Einheit und unverzichtbarer Eigenständigkeit der Ortskirchen herstellen
- Diakonat wieder eigenständig
- Aussagen über Maria nicht in eigenem Dokument, um ausufernder, losgelöster Mariologie zu begegnen
Was ist unter “Modernismus” zu verstehen ?
- Kampfbegriff und Fremddefinition der Gegner für die reformwilligen Kräfte in der Kirche
- geprägt von Papst Pius X
- Ultrakonservative sahen die “Modernisten” als konspirativ zusammenwirkende Kräfte an, die eine Verschwörung gegen die Kirche angezettelt hätten.
Wie verhielt sich die Kirche in der Zeit bis 1933 zum Nationalsozialismus ?
- Nachdem ein Aufschwung für die Nationalsozialisten erkennbar war, verurteilten die deutschen Bischöfe dessen ideologischen Grundlagen und besonders den Rassismus
- Der deutsche Katholizismus war vor 1933 eine geschlossene Front gegen Hitler
- Nach den Wahlen im März 1933 änderte sich die Position der katholischen Parteien.
- Hitler sicherte zu, dass Rechte der Kirchen nicht angetastet würden und der Einfluß in Schule und Erziehung sichergestellt wird
- So erreichte Hitler die Zustimmung von Zentrum und BVP für sein Ermächtigungsgesetz
- Kurz darauf nahm die Fuldaer Bischofskonferenz ihre Position gegen Hitler zum Teil zurück und gab Signale in Richtung Kooperation
Was war das Reichskonkordat ?
- Die NS-Regierung bot dem Vatikan den Abschluß eines Reichkonkordats an.
- Offenbar war das die Möglichkeit, die Lage der katholischen Kirche in Deutschland rechtlich zu stabilisieren
- Unterzeichnung am 20.Juli 1933, Ratifizierung am 1. September 1933
- Garantierte die Freiheit des Bekenntnisses und der öffentlichen Religionsausübung
- Zusicherung des Religionsunterrichts (Artikel 21)
- Zusicherung der Bekenntnisschule (Artikel 23)
- Schutz der katholischen Vereine (Artikel 31)
- Hitler legte besonderen Wert auf Artikel 32, das den Geistlichen die Mitgliedschft in politischen Parteien und politische Tätigkeit untersagte.
- Hitler kämpfte gegen den “politischen Katholizismus”
Welche Maßnahmen leitete Papst Pius X als “konservativer Reformpapst” ein ?
- Neue Studien- und Ausbildungsprogramme für die Priesterseminare, um sie besser für ihren Dienst zu befähigen - das Niveau zu heben
- Laien sollten zu einem vertiefteren Glaubensleben finden können - häufigerer und früherer Empfang der Kommunion
- Katechismusunterricht
- Laienkatecheten
- Laien sollten die Liturgie besser mitvollziehen können, wenngleich die Liturgiesprache Latein nicht zur Disposition stand
- Griff damit Impulse der frühen Liturgischen Bewegung auf
Wie verhielt sich der Vatikan zu den Kommunisten, insbesondere zur Sowjetunion ?
- Dramatische Entwicklung in Russland nach der Oktoberrevolution 1917.
- Enorme antireligöse Propaganda mit dem Ziel jegliches religöse Leben auszulöschen
- Vatikan versuchte Verhandlungen aufzunehmen, um durch Konkordate und andere Vereinbarungen ein Mindestmaß an Rechtssicherheit für die Katholiken herzustellen
- Bemühungen blieben erfolglos
- Der Vatikan artikulierte deutlich seine Ablehnung des Kommunismus und des Sowjetsystems
- Nach dem 2. Weltkrieg kamen zuvor mehrheitlich katholische Staaten (Polen, Ungarn, Tschechoslowakai) unter kommunisten Einfluß. Auch hier der Versuch die Kirchen auszulöschen bzw. zumindest von Rom zu isolieren.
- Etwa ab der 50er Jahre “Tauwetter”, da Katholiken besonders in Polen und Ungarn großen Selbstbehauptungswillen zeigten
- Der Vatikan versuchte den Dialog
Was war die Hauptaufgabe der Ersten Vorbereitenden Kommission für das Zweite Vatikanische Konzil ?
- Voten aus der Weltkirche, von den einzelnen Bischöfen und theologischen Lehranstalten einzuholen
- Ziele und Wünsche sollten für das kommende Konzil vorgetragen werden
- 2.812 EInzelpersonen und Gruppen wurden angeschrieben - 2.150 antworteten
- Besonders die mittel- und nordwesteuropäischen Bischöfe waren sehr an Neuerungen interessiert
- Es gab aber auch viele traditionelle, konservative Vorstellungen “Verdammung moderner Irrtümer”
Skizzieren Sie Katholische Jugendbewegung im frühen 20. Jahrhundert
- Wurzeln in der deutschen Jugendbewegung vor dem ersten Weltkrieg
- Jugendgemäßer Lebensstil
- Naturnähe und Einfachheit (Wandern, Singen, Abstinenz)
- gegen Verkrustungen der bürgerlichen Gesellschaft und modernen Zivilisation
- Abkehr von einem egoistischen Individualismus
- Hohes moralisches Ethos
- Wahrhaftigkeit und Echtheit
- Quickborn - Bund katholischer Jugendgruppen (1909) - erwarb 1919 die Burg Rothenfels am Main
- Romano Guardini übernahm die geistliche Leitung
- Lern- und Erfahrungsort der Liturgischen Bewegung (besondere Liturgische Feiern)
- Von hier aus wichtige Impulse für Liturgie und modernen Kichenbau (Bauhausstil)
Welchen Standpunkt vertrat Alfred Loisy ?
- Alfred Loisy (1857-1940) hatte die Vorstellung einer historischen Bedingtheit der Bibel.
- er teilte nicht mehr die Lehre von der absoluten Wahrheit bzw. Irrtumslosigkeit der Schrift
- Die Kirche bewahre die Reich-Gottes-Botschaft dadurch, dass sie sie im Kontext der jeweiligen Zeit erschließe und den wechselnden Lebensverhältnissen anpasse
- Für viele katholische Kreise war es schwer nachvollziehbar, dass Jesus Christus nicht unmittelbar die hierarchisch gegliederte Kirche gewollt und gegründet habe.
Was sagt das Christkönigsfest aus ?
- Fest der Katholischen Aktion
- eingeführt 1925 durch Papst Pius XI
- soll verdeutlichen, dass Jesus Christus der wahre Herrscher dieser Welt ist
Was ist der “Antimodernisteneid” ?
- Papst Pius X verpflichtete 1910 im Motu proprio “Sacrorum antisticum” den Klerus diesen Eid abzuleisten.
- Alle Geistlichen waren dazu gezwungen, sich offiziell gegen die “Irrtümer der Gegenwart” auszusprechen.
- Wurde 1967 wieder abgeschafft
Erläutern Sie was sich hinter dem Gewerkschaftsstreit verbirgt.
- Kirche vertrat ein restaurativ-pyramidales Gesellchaftsbild
- wollte die Bedingungen der modernen Industriegesellschaft nicht akzeptieren
- Kirche favorisierte sozialpolitischen Paternalismus und berufsständisch-korporative Strukturen zur Lösung sozialer Fragen
- Nicht der mündige, sondern der umsorgte Arbeiter standen im Zentrum der Bemühungen
- Nicht vereinbar mit dem Bild des freien und unabhängigen Menschen der Gewerkschaften
- Erbitterter Streit über diese unterschiedlichen Positionen
- Erst Papst Pius XI sprach 1931 ein unmißverständliches JA zu Gewerkschaften
Kennzeichnen Sie den Zustand der katholischen Kirche in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg
- Direkt nach dem Krieg wiedererwachendes religiöses Interesse
- Geistliche und moralische Erneuerung auf christlicher Baiss sei nötig
- Abkehr von Gott un din der Folge säkulare Weltbilder wurden als Wurzeln des Nationalsozialismus identifiziert
- Aber nur kurze Phase des religiösen Aufschwungs
- in den 50er Jahren bereits wieder bekannte Säkularisierungstendenzen
- Entchristlichung und Entkirchlichung der Gesellschaft beschleunigten sich
- Ambivalentes Bild - erstaunliche Vitalität und Dynamik in den Gemeinden einerseits, andererseits die Sorge vor schmilzendem Einfluß der Kirche
- Erkenntnis, dass außergewöhnliche Anstrengungen und ein Weg von Reformen und eine Öffnung nötig sei
- Auch Aufbruchstimmung in der theologischen Wissenschaft, aber man rechnete mit Widerstand des römischen Lehramtes
Was sagt die Konstitution “Pastor aeternus” aus ?
- Pastor aeternus = “ewiger Hirte”
- Lehre vom universalen päpstlichen Jurisdiktionsprimat
- “volle”, “oberste”, “ordentliche” und “unmittelbare” Gewalt über die ganze Kirche, alle Teilkirchen und ihre Gläubigen
- Dogma vom unfehlbaren Lehramt des Papstes in definitiven Entscheidungen von Glaubens- und Sittenfragen
Wofür plädierten Julius Kardinal Döpfner und die Deutsche Bischofskonferenz ?
- Herausstellen der jedem Menschen von Gott gegebenen Würde als ein “Anthropologisches Symbolum” herauszustellen, das auf die Gegenwartsbedürfnisse ausgerichtet ist
- Kirche ist vornehmlich das Volk Gottes
- Klärung des Verhältnisses Bischofsamt zum Papstamt
- Dezentrale Strukturen - Verantwortung vor Ort stärken
- Herausstellen des christlichen Menschenbildes und die Würde des Menschen als Person
- Gebrauch der Volkssprache in der Liturgie
- Zelebration zum Volk und Konzelebration
- Reflexion zur Klärung des Verhältnisses von sichtbarer und unsichtbarer Kirche
- Bedeutung der Laien im Volk Gottes
Wer sind die Ultramontanen ?
- Katholiken in Frankreich und Deutschland hatten Schutz und Hilfe beim Papst in Rom gesucht, um sich gegen liberale und kulturkämpferische Tendenzen staatlicherseits zu wehren.
- ultra montes = jenseits der Berge
- Liberale bezeichneten die Anhänger dieser Strömung daher als “Ultramontane”
- Diese selbst nutzten das sogar als eine Art Ehrentitel
Was verbirgt sich hinter den sog. Maigesetzen von 1873 ?
- Die Bildung des Klerus sollte durch den Staat überwacht werden
- Das Theologiestudium sollte nur an staatlichen Fakultäten vollzogen werden
- Jede Anstellung eines Geistlichen war durch die kirchlichen Behörden den staatlichen anzuzeigen
- Kirchliche Maßnahmen wurde unter die Kontrolle des Staates gestellt
- Königlicher Gerichtshof für krichliche Angelegenheiten
Welche Bedeutung kam dem “Thomismus” zu ?
- Papst Leo XIII erklärte 1879 in der Enzyklika “Aeterni Patris” die Lehren des Thomas von Aquin zur einzigen und offiziellen Richtschnur von katholischer Philosophie und Theologie
- Ziel war das zurückdrängen der Vielfalt theologischer Ansätze
- Herstellung von Uniformität im theologischen Bereich
ABER
- Thomas von Aquin vertritt auch
- Eigenständigkeit der Natur, des Staates und Individuums
- bildet also durchaus auch eine Brücke zur Moderne