Konzepte und Methoden der Psychodynamischen Therapieverfahren, Abwehr und Widerstand, Übertragung und Gegenübertragung, Objekt und Objektbeziehung Flashcards
Psychotherapie Verfahren und Settings
Verfahren -Psychodynamische Verfahren -Verhaltenstherapie -Systematische Therapie -Humanistische Therapie ...
Settings -Einzeltherapie -Gruppentherapie -Paartherapie -Internet basierte Therapie ...
Was ist Psychotherapie? Wozu ist Psychotherapie gut?
Psychotherapie ist ein bewusster und geplanter interaktioneller Prozess
- … zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen, die in einem Konsensus (möglichst zwischen Patient, Therapeut und Bezugsgruppe) für behandlungsbedürftig gehalten werden,
- … mit psychologischen Mitteln (durch Kommunikation), meist verbal aber auch averbal,
- … in Richtung auf ein definiertes, nach Möglichkeit gemeinsam erarbeitetes Ziel (Symptomminimalisierung und/oder Strukturänderung der Persönlichkeit)
- … mittels lehrbarer Techniken auf der Basis einer Theorie des normalen und des pathologischen Verhaltens.
- In der Regel ist dazu eine tragfähige emotionale Bindung notwendig“
Komponenten psychodynamischer Kurzzeitherapie
- Fokussierung auf Affekte und Gefühlsäußerungen
- Erforschung der Versuche von Patienten, Themen zu meiden oder Aktivitäten zu unternehmen, die den Therapiefortschritt behindern
- Identifizierung wiederkehrender Themen und Muster -Fokus auf frühere Erfahrungen -Diskussion interpersoneller Beziehungen -Häufige Fokussierung auf Therapiebeziehung -Erforschung von Wünschen, Träumen, und Phantasien
Psychodynamik: Haltung
Bipolaritäten nach Zwiebel 2007:
Teilnahme - Beobachtung Erleben - Denken involvement - Distanziertheit Spontaneität - Kontrolle Gegenseitigkeit - Asymmetrie AnfängerGeist - ExpertenGeist Ungewissheit -Überzeugung Nicht Wissen - Wissen Nicht Verstehen - Verstehen Absichtslosigkeit - Erwartung Zirkularität - Linearität Assoziieren - Fokussieren
Abwehr
-„Gruppe sehr unterschiedlicher Methoden, subjektiv gefährliche psychische Inhalte aus dem Bewussten zu entfernen und damit unschädlich zu machen.“ (Körner, 2013, S. 10)
– „Ausschluss eines Erlebnisses aus der symbolisch repräsentierten Welt“ (Körner, 2013, S. 19)
- „Abwehr […] meint einen dynamischen Vorgang, der das Bewusstsein vor den gefährdenden, konflikthaften, inneren Reizen (Triebe, Wünsche, Gefühle) wie äußeren überfordernden Reizen (Trauma) schützen soll.“ (Ehlers, 2008, S. 13)
Was bedingt Abwehrbewegungen?
Über Ich -Gewissenhaftigkeit Umwelt -Realangst (als verändertes Abbild äußerer Strafdrohungen) Triebstärke -Triebangst Affekte -Selbstwerterkränkung, Scham, heftige Affekte Konflikte zwischen Strebungen
(Vorwiegend) intrapsychische Abwehrmechanismen
- Verdrängung
- Verkehrung ins Gegenteil -Reaktionsbildung
- (Affekt-)Isolierung
- Ungeschehenmachen
- Verschiebung
- Sublimierung -Intellektualisierung
- Rationalisierung
Verdrängung
- „Operation, wodurch das Subjekt versucht, mit einem Trieb zusammenhängende Vorstellungen (Gedanken, Bilder, Erinnerungen) in das Unbewusste zurückzustoßen oder dort festzuhalten“ (Laplanche & Pontalis, 1973, S. 582)
- Verdrängung verhindert nur die Wahrnehmung gefährlicher Triebregungen, ändern sie aber nicht
- „Durch Angst motiviertes Vergessen“
Verkehrung ins Gegenteil
-Bedürfnis wird in sein Gegenteil verkehrt
– Vertauschung von Selbst und Objekt, aber Triebziel bleibt gleich
– ‚Turning passive into active‘
-Beispiel:
– Bedürfnis, zu lieben, wird zum Bedürfnis, geliebt zu werden
Reaktionsbildung
-„Handlungen [werden] entwickelt, die das Gegenteil der eigentlichen, jedoch unbewusst gewordenen Handlungsimpulse darstellen“ (Krause, 2012, S. 387)
– Hass Fürsorge
– Dominanz Submissivität
-Vorstellung und assoziierter Affekt werden ins Gegenteil verwandelt
– Aber: Gleiches Objekt, anderes Triebziel
(Affekt-)Isolierung
-„Bei der Isolierung wird die emotionale Verknüpfung von Ereignissen durch Handlungen aufgehoben“ (Krause, 2012, S. 390)
-Isolierung minimiert das Bewusstsein über den Affekt, aber die Vorstellung verbleibt im Bewusstsein (Perry, 1990)
– Unfähig, gleichzeitig kognitive und affektive Bestandteile eines Erlebnisses zu erleben
-Beispiel: Traumatische Erfahrungen werden ohne emotionale Beteiligung geschildert
Ungeschehenmachen
- „Ein Handlungsimpuls 1, der verboten ist, wird ausgeführt, in der Phantasie oder real, und dann wird ein Handlungsimpuls 2, der realiter oder symbolisch- magisch das Gegenteil von 1 ist, angeschlossen“ (Krause, 2012, S. 388)
- Funktion: Wiedergutmachung befreit das Individuum von der Erfahrung des Konfliktes (Perry, 1990)
- Beispiel: Patientin mit Zwangsstörung hat Zwangsgedanken und ‚muss‘ danach beten
Verschiebung
-Ein Gefühl oder eine Reaktion gegenüber einem Objekt wird auf ein anderes, gewöhnlich weniger bedrohliches, Objekt umgelenkt (Perry, 1990)
Sublimierung
- Potentiell nichtpassende Gefühle oder Impulse werden eher in sozial akzeptables Verhalten umgeleitet als gehemmt (Perry, 1990)
- „Langsame und dauerhafte Umgestaltung der psychischen Organisation“ (Körner, 2013)
- Beispiele: Kreative und intellektuelle Tätigkeiten
Intellektualisierung
-„Die […] Intellektualisierung [hat] den Zweck, Triebvorgänge durch enge Verbindung mit Vorstellungsinhalten zugänglich und beherrschbar zu machen.“ (A. Freud, 1936, S. 129)
-In übertriebener Weise abstraktes Denken benutzen, um das Erleben störender Gefühle vermeiden zu können (Perry, 1990)
– Distanz zu unmittelbarer Erfahrung
-Beispiel: „Meine Traurigkeit ist ein unvermeidliches Ergebnis der extremen Erwartungen meiner Eltern und anderer elterlicher Erfahrungen während meines Erwachsenwerdens“
Rationalisierung
- Erklärungen für eigenes Verhalten oder das Verhalten anderer geben, die Sicherheit verleihen oder selbstdienlich, jedoch auch unrichtig sind (Perry, 1990)
- Rationalisierung macht das innerpsychische Geschehen oder die Handlung selbst nicht unkenntlich, sondern rückt sie in einen akzeptablen Kontext (Körner, 2013)
Interpersonelle Abwehr
- Abwehr, die nicht ein „Ein-Personen-Stück“, sondern das Gegenüber oder die Gruppe einbezieht
- Seit 1950er Jahren mehr im Fokus
- „In jeder interpersonellen Abwehr steckt der Versuch, einen inneren, teilweise unbewussten Konflikt zu externalisieren und dem Gegenüber hierzu eine bestimmte Rolle zuzuweisen.“ (Körner, 2013, S. 43)
- Problem: Interpersonelle Abwehr im Drei-Instanzen-Modell nicht gut abbildbar
Dyadische neben der monadischen Perspektive
-Objektbeziehungstheorien -Zum Beispiel Kernberg (Clarkin, Yeomans & Kernberg, 1999): – Internalisierte Objektbeziehungen sind die Bausteine der psychischen Strukturen und dienen als Organisatoren der Motivation und des Verhaltens
- Zwei-Personen-Psychologie, bei der beide Interagierenden (Th. und P.) weiterhin jeweils eine intrapsychische Realität haben
- Interpersonelle Abwehr
Vorwiegend interpersonelle Abwehrmechanismen
- Spaltung
- Dissoziation
- Projektion
- Introjektion
- Idealisierung und Entwertung
- Projektive Identifikation
- Verleugnung
- Identifikation mit dem Angreifer
- Wendung der Aggression gegen die eigene Person
- Altruistische Abtretung
Spaltung
- Individuum ist nicht in der Lage, positive und negative Aspekte des Selbst oder anderer in eine zusammenhängende Vorstellung zu integrieren (Perry, 1990)
- Spaltungsabwehr: Überzeugung der Existenz eines ideales Objekt erhalten -Beispiel: „Wenn ich das Negative sehe, kann ich das Gute nicht mehr sehen.“ -Oft in Zusammenhang mit Entwertung und Idealisierung
Dissoziation
-Zeitweise Veränderung der integrativen Funktionen des Bewusstseins, bei der ein spezifischer Affekt oder Impuls zur Wirkung kommt, der außerhalb des Bewusstseins operiert (Perry, 1990)
– „Ausklinken“ der eigenen Person aus einem wahrgenommenen Handlungsvollzug
-Dissoziation als unbewusste Weigerung zu Denken, also Bedeutung herzustellen (Stern)
– Indirekt Vermeidung von Konflikt, da für Konflikt Symbolisierung notwendig wäre
-Beispiel: Fugue
Projektion
- „Attribuierung eigener Impulse, Gefühle und Gedanken an ein Objekt“ (Krause, 2012, S. 386)
- Die nicht wahnhafte Projektion erlaubt es dem Individuum, mit Emotionen und Motiven umzugehen, die es zu verletzlich machen würden (besonders gegenüber Scham und Erniedrigung). Stattdessen beschäftigt es sich gerade mit diesen Emotionen und Motiven bei anderen.
Introjektion (=Identifizierung)
-Unbewusstes Übernehmen eines externen Objekts oder Attributen des Objekts
in den “psychischen Apparat”
-Vermindert Erleben von Trennung und Feindseligkeit gegenüber dem Objekt
Idealisierung und Entwertung
-Idealisierung: Zuschreibung von übertrieben positiven Qualitäten an Andere oder situative Umstände
-Entwertung: Zuschreibung von übertrieben negativen Qualitäten an Andere oder situative Umstände
– Beziehung zum Objekt muss nicht aufrechterhalten werden
-Beispiel
– Idealisierung von TherapeutInnen
– Bei Urlaub „Besetzungsentzug“
„Dass Sie in Urlaub fahren, ist mir völlig egal.“
Verleugnung
-Bewusste Ähnlichkeit einer aktuellen Situation wird einer vergangenen traumatischen Situation wird reduziert (Krause, 2012)
– Abwehr äußerer Aspekte der Realität (A. Freud)
-Beispiel:
– Patientin mit Borderline-Persönlichkeitsstörung sieht während eines Gesprächs kein Gesicht mehr, sondern eine leere Stelle
Identifikation mit dem Aggressor
-Mit der Identifikation mit den Attributen des Aggressors verwandelt sich die Person vom Bedrohten in den Bedrohenden
-Laut A. Freud Zwischenstufe bei der Entwicklung des Überichs
Verinnerlichung des „Gewissens“, aber noch nicht nach innen gewendet
-Beispiel: Junge, der zu spät kommt und direkt schimpft
Wendung gegen das Selbst
- Rückwendung eines aus dem Es stammenden und ursprünglich gegen ein äußeres Objekt gerichteten aggressiven Triebimpulses gegen die eigene Person
- Sich anklagen, herabsetzen, beschuldigen, etc.
- Ziel: Bestrafung des Ich durch das Über-Ich
Altruistische Abtretung
- „Das Über-Ich, das sich der eigenen Triebregung gegenüber unerbittlich zeigt, ist mit dem Triebwunsch einverstanden, wenn er von dem eigenen Ich entfernt wird. Das sonst gehemmte aggressive Verhalten ist plötzlich ichgerecht.“(A. Freud, 1936, S. 99)
- Beispiel: Selbst sehr sparsam sein und andere freigiebig beschenken