Kommunikations- und medienpolitische Perspektiven: Internet Governance Patrick Donges & Manuel Puppis Flashcards
Wie kann Politik in ein globales Netzwerk wie das Internet eingreifen, in dem sich Akteure und ihre Angebote nationalstaatlichen Gestaltungs- bzw. Regulierungsversuchen relativ leicht entziehen können?
Das Internet ist prinzipiell kein rechtsfreier Raum - Grundsatz: das was offline illegal ist, ist auch online illegal
- > mit den Instrumenten nationalstaatlicher Medienpolitik lässt sich das Internet allein nicht gestalten oder regulieren - daher neue Formen der internationaler Kooperationen und Beteiligung verschiedenster Akteure
- > wirksame Regulierung nur möglich, wenn ökonomische, politische und gesellschaftliche Akteure auf nationaler und internationaler Ebene zusammenarbeiten (Selbst- und Co-Regulierung)
Politik, Regulierung und Governance
Medienpolitik: jenes soziale Handeln, ,”welches auf die Herstellung und Durchsetzung allgemein verbindlicher Entscheidungen über Medienorganisationen und die massenmediale öffentliche Kommunikation abzielt“ (Puppis)
Drei Dimensionen von Politik
- Polity-Dimension: Strukturen von politischen Systemen und Mediensystemen
- Politcs-Dimension: medienpolitische Prozesse und Akteure, so kann untersucht werden, wie Entscheidungen hergestellt werden und welche Akteure wie welche Positionen einbringen und der Blick wird auf die Umsetzung getroffener Entscheidungen gelenkt.
- Policy-Dimension: konkrete Regeln und Entscheidungen, die allgemein verbindlich sind
Medienregulierung
Teilbereich von Medienpolitik: Der Fokus liegt auf den für allgemein verbindlich erklärten Regeln und Entscheidungen sowie deren Umsetzung durch Regulierungsakteure
3 Regulierungsmodelle im Mediensektor
das Printmodell für die Presse
das Common-Carrier-Modell für die Telekommunikation (auch Internet)
das Rundfunkmodell für Radio und Fernsehen
Staatliche Regulierung ist nicht die einzige Möglichkeit der Regulierung - welche weiteren Regulierungen?
Selbstregulierung: anstelle des Staates nimmt sich eine Selbstregulierungsorganisation der Regelsetzung, Regeldurchsetzung und Sanktionierung von Regelverstößen an.
Co-Regulierung: ,,regulierte Selbstregulierung“
- Zusammenspiel von staatlicher Regulierung und Selbstregulierung
- gemeinsamer Kern: eine Art staatliche Aufsicht über die Selbstregulierung
Governance
- die Vielzahl an Regulierungsformen wird neuerdings mit dem Begriff Governance umschrieben
- ,,Gesamtheit aller nebeneinander bestehenden Formen der kollektiven Regelung gesellschaftlicher Sachverhalte: von der institutionalisierten zivilgesellschaftlichen Selbstregelung über verschiedene Formen des Zusammenwirkens staatlicher und privater Akteure bis hin zu hoheitlichem Handeln staatlicher Akteure“
Horizontale Ausweitung von Government
- Analyse sämtlicher staatlicher und nicht-staatlicher Regulierungsformen (Selbst- und Co-Regulierung rücken in den Mittelpunkt)
Vertikale Ausweitung von Government
verschiedene Regulierungsebenen.
- Governance by Government: nationalstaatliches Regulieren
- Governance with Government: Internationales Regulieren, Zusammenarbeit von Staaten (auf europäischer und globaler Ebene findet diese internationale Zusammenarbeit statt
- Governance without Government: Beziehungen nichtstaatlicher Akteure über Grenzen hinweg können als transnationale Zusammenarbeit bezeichnet werden
Was ist Internet Governance?
Begriff wird häufig als Bezeichnung für das globale technische Management der Internet-Kernressourcen (Domain Name Systeme, IP-Adressen, Internet Protokoll und Root-Server) verwendet.
-> aber: neben der technischen Standardisierung bedarf auch das Handeln von Individuen der Regulierung
Entwicklung von Internet Governance
-> Geschichte der Internet Governance stark geprägt durch technische Fragen
Europäische Ebene
- Die Europäische Union sowie der Europarat sind bedeutende Akteure der Internet Governance.
- > Europäische Menschenrechtskonvention ist die Grundlage für die Medienpolitik des Europarates
Rechtsakte der Europäischen Union (EU)
- Wettbewerbsrecht: für alle Branchen geltend
- Richtlinien über audiovisuelle Mediendienste (AVMD): Regulierung elektronischer Kommunikation
- Richtlinie über den elektronischen Geschäftsverkehr: Rechtsrahmen für E-Commerce im Binnenmarkt -> Ziel ist eine Stärkung der Rechtssicherheit beim elektronischen Geschäftsverkehr
Nationale Ebene
- verschiedene Ministerien: Technologieförderung, Informationsgesellschaft, Kultur und Medien
- sektorspezifische Regulierungsbehörden: im Rundfunk- und Telekommunikationssektor
- Wettbewerbsbehörden: Ziel ist die Sicherung eines funktionierenden Wettbewerbs und die Verhinderung des Missbrauchs von Marktmacht
Selbstregulierung
- > in vielen Ländern: Selbstregulierungskodizes der Internet-Service-Provider, welche von deren Verbänden verwaltet werden
- > beinhalten Angaben der Haftung und Verantwortlichkeit, zur Problematik des Datenschutzes, zur Handhabung illegaler oder anstößiger Inhalte und zur Untersuchung von Beschwerden