Berghofer, Simon: Globale Medien- und Kommunikationspolitik: Konzeption und Analyse eines Politikbereichs im Wandel Flashcards

1
Q

Unterschiedliche Verwendung des Begriffs Kommunikations- und Medienpolitik: in den Wirtschaftswissenschaften

A

Kommunikationspolitik = Organisationskommunikation

→ genau das Gegenteil vom kommunikationswissenschaftlichen Begriffsverständnis

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2
Q

Unterschiedliche Verwendung des Begriffs Kommunikations- und Medienpolitik: in der Politikwissenschaft & praktischen Politik

A

eher alltagssprachliche Verwendung des Begriffs Medienpolitik, dem kein klar abgegrenzter Medienbegriff zugrunde liegt

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3
Q

Kommunikationspolitik

A

umfassender Begriff, der sich der „exklusiven Fokussierung auf […] öffentliche Massenkommunikation“ widersetzt;

Kommunikationspolitik erstrebt eine Regelung des gesamten Prozesses der gesellschaftlichen Kommunikation, wozu neben medialer Kommunikation vor allem die Individualkommunikation zählt (→ rückt jegliche Form von Humankommunikation als Regulierungsobjekt in den Fokus);

Idee, Humankommunikation entlang des Grades ihrer Publizität und Medialität zu ordnen und entsprechende Bereiche der Kommunikationspolitik zu definieren;
Regulierung privater kommunikativer Interaktionen als Teil der Kommunikationspolitik;

Nimmt als Überbegriff die Gesamtheit der Regulierung von Kommunikationsprozessen in den Blick und ermöglicht daher eine präzisere Beschreibung von Konvergenzphänomenen

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4
Q

Medienpolitik

A

Teilbereich der Kommunikationspolitik, der sich primär auf die Regulierung massenmedialer Kommunikation konzentriert;

Umfassender Begriff: inkl. Bereiche der Telekommunikation und dem hybriden Bereich der digitalen „mass-self-communication“;

Kritik am umfassenden Begriff: mehrdeutiger und vager Begriff, dessen politisch-praktische und wissenschaftlich-abstrakte Dimensionen in einem fast unlösbaren Spannungsverhältnis zueinander stehen und der sich mitunter nur auf konventionelle und neue Medien bezieht;

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5
Q

Globale Kommunikationspolitik

A

bezieht sich fast immer auf medial vermittelte, grenzüberschreitende Kommunikation

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6
Q

Hintergrund der technischen Konvergenz

A

Die technologische Konvergenz führt zu einer Annäherung der Kommunikationsmodi mit zunehmender Interaktivität und Kombinationen von synchronem und asynchronem Austausch sowie zu Veränderungen in der Nutzung sozialer Medien und zur Entstehung medienbasierter alternativer Projekte. Hieraus ergeben sich für einige Autor*innen die Begriffe: Global Information Policy oder Information and Communications Policy

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7
Q

Information Policy

A

Dachbegriff, der alle Aspekte der Informationsverarbeitung mit einbezieht; umfasst auch alle individuellen Auskunftsrechte gegenüber Behörden, Fragen der Datenschutzregulierung

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8
Q

Global Media and Communication Policy

A

Wird von der Kommunikationswissenschaft aufgrund der Differenzierung zwischen Medien- und Kommunikationspolitik bevorzugt

Debatte um die begriffliche Abgrenzung von Kommunikations- und Medienpolitik verdeutlicht, dass es wichtige Unterschiede zwischen der politikwissenschaftlichen und der kommunikationswissenschaftlichen Perspektive auf Kommunikationspolitik gibt:

  • Unterschiede in den Begrifflichkeiten
  • Frage nach Zentralität staatlichen Handelns
  • Hinsichtlich des theoretischen und empirischen Schwerpunkt
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9
Q

Zusammenhang zwischen Kommunikationspolitik und spezifischen politischen Wertvorstellungen

A

Frage nach dem Wesen von Politik darf nicht ausgeklammert werden; d.h. Antwort auf die Frage nach dem Wesen von Normen zu finden

Kommunikationspolitik als Solldisziplin, die sich mit Normen und Werten (Zielen), die Organisation und Ablauf der Kommunikation bestimmt, sowie mit den Regeln (Mitteln) ihrer Verwirklichung beschäftigt.

Forderung: Neutraler Zugang zur Kommunikationspolitik, deren Aufgabe es ist, das Für und Wider der “Ideale” zu diskutieren; Konzentration auf die Untersuchung, welche Kommunikationsstruktur unter den gegebenen (gesellschaftspolitischen) Bedingungen für die Verwirklichung jenes Wertekomplexes optimal ist

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10
Q

Hervorhebung der Bedeutung normativer Aspekte (Saxer)

A

Definition von Medienpolitik als Handlungssystem, das sich auf die Medien als Politikfeld bezieht und kollektiv verbindliche Entscheidungen über öffentliche Kommunikation oder Regelungen gemäß bestimmten Wert- und Normvorstellungen generiert, wodurch der Bezug auf Werte, Ziele und Normen für praktische und wissenschaftliche Medienpolitik konstitutiv ist

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11
Q

Vergleich westlicher Mediensysteme; drei Idealtypen westlich-demokratischer Mediensysteme (Hallin u. Mancini, 2004)

A
  • Polarisiert-pluralistisch
  • demokratisch-korporatistisch
  • liberal
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12
Q

Typologie Mediensystemmodelle nach Blum (2014)

A
  • liberal
  • Public-Service-Modell
  • Klient-Modell
  • Schock-Modell
  • Patrioten-Modell
  • Kommando-Modell
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13
Q

Rechtsphilosophische Herleitung

A

Zielvorgaben kommunikationspolitischer Praxis wie auch Analyse umfasst eine Summe von Freiheiten, die wir heute mit dem Sammelbegriff Kommunikationsfreiheit, als Freiheit der Gesellschaft zur Kommunikation, umschreiben; hiervon werden alle anderen kommunikativen Einzelfreiheiten von der Demonstrationsfreiheit bis zur Internetfreiheit abgeleitet.

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14
Q

Welche beiden Argumentationslinien in der Begründung der Pressefreiheit gibt es nach Wilke, 1983?

A
  • Normativ-anthropologisch

- Empirisch-utilitaristisch

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15
Q

Normativ-anthropologische Argumentationslinie nach Wilke

A

Betonung der menschlichen Wahl- und Willensfreiheit; Begründung im naturrechtlichen Denken der Aufklärung, in deren Mittelpunkt zunächst die Gedanken- und Geistesfreiheit als unveräußerliches (von Staat und Gesellschaft unabhängiges) Menschenrecht steht; Kommunikationsfreiheit v.a. zur Ermöglichung und zum Schutz von Selbstfindung und -entfaltung; Ablehnung von Fremdbestimmung von Inhalten und Zwecken.

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16
Q

Empirisch-utilitaristische Argumentationslinie nach Wilke

A

Abzielung auf kollektiven bzw. gesellschaftlichen Nutzen der Kommunikations- u. Pressefreiheit; Element der Öffentlichkeit spielt hierbei wichtige Rolle, aus dem sich ein doppelter politischer Nutzen der Pressefreiheit sowohl für Herrschende als auch Beherrschte ableiten lässt.

17
Q

Aussagen zum “Soll-Zustand”

A

Aussagen zu spezifischen Zielvorstellungen kommunikationspolitischer Ordnungen; explizit normative Setzungen

18
Q

Funktionale Perspektive: Systemtheorie

A

Ziel: Entwicklung möglichst wertfreier Perspektive auf Kommunikation und Kommunikationspolitik

Kommunikationspolitik als funktionales Teilsystem des Politiksystems, das unter Einflussnahme und in Orientierung an der sozialen Umwelt die Funktion öffentlicher Kommunikation reguliert und steuert.

Konzeption von Massenkommunikation nicht systemtheoretisch, sondern v.a. mit handlungstheoretischen Ansätzen, insbesondere mit symbolischer Interaktionismus

Kritik durch Habermas: Systemtheorie trägt dazu bei, dass die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse gerechtfertigt werden, ohne Wege zur Beseitigung der Missstände aufzuzeigen

19
Q

Theorie des kommunikativen Handelns: Verständigung als Normvorstellung

A

Verständigung als übergreifendes und themenunabhängiges Ziel jedweder Humankommunikation; Grundlegender Wert von Kommunikation, also jener erstrebenswerte Zustand für gelingende Kommunikation, der in der Folge den Orientierungsrahmen für normative Anforderungen an den Kommunikationsprozess abgeben kann

20
Q

Theorie des kommunikativen Handelns (Habermas)

A

Kommunikatives Handeln unterscheidet sich von anderen Handlungsformen darin, dass es nicht auf einen Zweck, sondern auf die Verständigung der an einer Handlungssituation beteiligten Menschen ausgerichtet ist

Damit kommunikatives Handeln in einem erfolgreichen Verständigungsprozess mündet, muss jede*r kommunikativ handelnde vier Geltungsansprüche anerkennen:

  1. Verständlichkeit
  2. Wahrheit
  3. Wahrhaftigkeit
  4. Richtigkeit
21
Q

Konsistenztheorie der Wahrheit (Habermas)

A

Wahrheit messbar an der Konsensfähigkeit von Begründungen

Voraussetzung des Diskurs: ideale Sprechsituation, in der Kommunikation weder durch äußere noch aus der Struktur der Sprechsituation resultierende innere Zwänge ergibt + alle potentiellen Diskursteilnehmer*innen müssen die Möglichkeit haben, Diskurse zu eröffnen und Themen und Beiträge uneingeschränkt einzubringen

22
Q

Systemtheorie

A

nach Niklas Luhmann ist eine soziologische Theorie, durch die Gesellschaft als ein „umfassendes soziales System, das alle anderen sozialen Systeme in sich einschließt“ beschrieben wird

23
Q

Konzeption von Massenkommunikation

A

nicht systemtheoretisch, sondern v.a. mit handlungstheoretischen Ansätzen, insbesondere mit symbolischer Interaktionismus

operativ geschlossenes System, das eine Eigenlogik gemäß spezifischer systemimmanenter Codes entwickelt; Hat verschiedene gesellschaftliche Funktionen und Leistungen, die sich aus ihrer Funktionalität im und für das System ableiten lassen

24
Q

Öffentlichkeit

A

im kommunikativen Handeln erzeugter sozialer Raum, in dem gesellschaftliche Probleme und kollektiv relevante Themen diskutiert werden können

Aufgabe der praktischen Kommunikationspolitik aus normativer Sicht: muss Gleichheit, Reziprozität, Offenheit und eine adäquate Kapazität gewährleisten; d.h. ein für alle Sprecher*innen und Themen offenes Forum, zugleich eine herrschaftsfreie diskursive Struktur, indem die Kriterien Verständlichkeit, Wahrheit, Wahrhaftigkeit und Richtigkeit bzw. Legitimität erfüllt sind

-> schwer realisierbar

25
Q

Pross unterscheidet zwischen welchen Verständnissen von KPOL?

A

(1) politikwissenschaftlichem Verständnis von Kommunikationspolitik
(2) genuin kommunikationswissenschaftliche Perspektive