Kardiologie Flashcards
Sick-Sinus-Syndrom - Definition
Das Sick-Sinus-Syndrom ist eine HRST, die am häufigsten mit einer Sinusbradykardie und einer nicht-respiratorischen Sinusarrhythmie einhergeht.
Sick-Sinus-Syndrom - Symptome
Die Symptome sind abhängig von der Ausprägung etwaiger Bradykardien/Tachykardien und können auch vollständig fehlen:
Bei Bradykardie:
- Schwindel in Ruhe Synkopen
- mangelnder HF-Anstieg unter Belastung
- Adams-Stokes-Anfall
Bei Tachykardie:
- Palpitationen
- Dyspnoe
- Angina pectoris
Sick-Sinus-Syndrom - Diagnose
Die Diagnostik erfolgt von „nicht-invasiv“ zu „invasiv“:
- Langzeit-EKG
- Belastungs-EKG
- Atropin-Test
- Elektrophysiologische Untersuchung (EPU) mit Nachweis einer
verlängerten Sinusknotenerholzeit
Sick-Sinus-Syndrom - Therapie
Bei Schwindel/Synkopen/Herzinsuffizienz (vermind.HZV):
→ antibradykarder Herzschrittmacher (z.B. AAI-Schrittmacher, “sichert nach
unten ab”)
Bei symptomatischem Bradykardie-Tachykardie-Syndrom:
→ Antitachykarde + antibradykarde Th. - Medikamente: z.B. kardioselektive
Beta-Blocker (Metoprolol, Bisoprolol) - Schrittmachertherapie
Vorhofflimmern - Definition
Das Vorhofflimmern ist eine häufige HRST, die ca. 1–2% der Bevölkerung in Deutschland betrifft und im Rahmen verschiedener kardialer oder extrakardialer Grunderkrankungen auftreten kann.
Vorhofflimmern - Ätiologie
Primäres Vorhofflimmern (ca. 15%):
Ohne zugrundeliegende strukturelle Herzerkrankung
Sekundäres Vorhofflimmern:
Durch zugrundeliegende Erkrankungen ausgelöste Formen:
- Kardiale Erkrankungen
- Myokarditis
- Mitralstenose u.a. Klappenvitien (valvuläres Vorhofflimmern)
- KHK, insb. bei bereits eingetretenem Myokardinfarkt
- Chronische Herzinsuffizienz (inkl. hypertensive Herzkrankheit als
Komplikation der arteriellen Hypertonie)
- Kardiomyopathien
- Vorhofseptumdefekte
- Erkr. der Reizbildung und Reizweiterleitung, z.B. Sick-Sinus-Syndrom
- Extrakardiale Erkrankungen
- Hyperthyreose
- Elektrolytstörungen (insb. Hypokaliämie)
- Akute (z.B. Lungenembolie) u. chron. (Rechts‑)Herzbelastung (z.B. COPD)
- Medikamentös-toxische Einflüsse
- Holiday-Heart-Syndrom: nach Alkoholexzess (auch bei jungen Menschen)
Vorhofflimmern - Klassifikation
1. Einteilung nach Häufigkeit und Dauer des Auftretens
→ Paroxysmales VHF: Spontan innerhalb von 2-7 d in den Sinusrhythmus
konvertiertes Vorhofflimmern
→ Persistierendes VHF: Dauert > 7 d, konvertiert entweder spontan oder
durch Kardioversion (iatrogen!)
→ Lang anhaltendes persistierendes VHF: Dauert > 1 Jahr, bevor
therapeutische Rhythmuskontrolle erfolgt
→ Permanentes Vorhofflimmern: Unmögliche Rhythmuskontrolle, somit
akzeptiertes Vorhofflimmern
2. Einteilung nach Vorhoffrequenz
→ Vorhofflimmern: Vorhoffrequenz 350–600/Minute
→ Vorhofflattern: Vorhoffrequenz 250–450/Minute
Vorhofflimmern - Symptome
- *Asymptomatisch:** Häufig, bei bis zu ⅓ der Patienten!
- Palpitationen und Herzrasen
- Unregelmäßiger Puls
- Schwindel, ggf. Synkope
- Angst, innere Unruhe
- Symptome der Herzinsuff. bzw. Auftreten kardialer Dekompensation
- Zeichen von abgelaufenen systemischen Embolien, z.B. Hirninfarkte/TIA
Vorhofflimmern - Diagnostik
1. Anamnese und klinische Untersuchung
- Beginn – sicher oder unsicher?
- Mögliche Auslöser erfragen: Körperliche Belastung, Alkohol, Infektionen
- Hinweise auf stattgehabte Embolien: Hirninfarkte/TIA, Niereninfarkte,
Milzinfarkte, Mesenterialinfarkte
- Palpation des Pulses: Unregelmäßige Herzaktion
- Pulsdefizit: Differenz zwischen peripher tastbarer Pulsfrequenz und
„hörbarer“ bzw. im EKG angegebener HF
- Wechselnde Lautstärke des 1. Herztons
- *2. Labordiagnostik**
- TSH, ggf. Schilddrüsenhormone
- *3. EKG**
- Irreguläre/unregelm. RR-Intervalle = „Arrhythmia absoluta“
- Fehlende P-Wellen
- Schmale QRS-Komplexe
- Flimmerwellen (insb. in V1)
- Frequenz ≥ 100/min = Tachyarrhythmia absoluta (TAA)
- Frequenz < 50–60/min = Bradyarrhythmia absoluta (BAA)
- *4. Langzeit-EKG**
- Detektion Vorhofflimmerns/Rhythmusinstabilität
- Erfassung des Herzfrequenzpprofils
Vorhofflimmern - Therapie - Ziele
1- Verhinderung thromboembolischer Ereignisse
→ Thromboembolieprophylaxe
2. Verhinderung zu hoher Kammerfrequenzen
→ Frequenzkontrolle
3. Wiederherstellung des Sinusrhythmus
→ Rhythmuskontrolle
4. „Upstream-Therapie“
→ Behandlung zugrundeliegender Faktoren (z.B. Behandlung einer
arteriellen Hypertonie)
Maßnahmen zur Thromboembolieprophylaxe und zur basalen Frequenzkontrolle sind initial vorrangige Therapieziele bei Vorhofflimmern, die weiteren Schritte müssen nach vollständiger diagnostischer Evaluation geplant und ggf. eingeleitet werden!
Vorhofflimmern - Thromboembolieprophylaxe nach CHA2DS2VASc-Score
CHA2DS2VASc-Score = Scoring-System zur klinischen Risikoeinschätzung bzgl. des Thromboembolie-Risikos bei Patienten mit Vorhofflimmern
- *C** Chron. Herzinsuff.* oder linksventr. Dysfunktion 1
- *H** Hypertonus (arterielle Hypertonie) 1
- *A2** Alter ≥75 Jahre 2
- *D** Diabetes mellitus 1
- *S2** Schlaganfall/TIA/Thromboembolie 2
- *V** Vaskuläre VE, KHK, pAVK oder Aortenplaque 1
- *A** Alter 65–74 Jahre 1
- *Sc** Sex Category: Weibliches Geschlecht 1
- Score ≥2 Männer bzw. Score ≥3 Frauen → Antikoagulation
- Score = 1 Männer bzw. Score = 2 Frauen → Antikoagulation nach
individueller Nutzen-Risiko-Abwägung - Score = 0 Männer bzw. Score = 1 Frauen → Keine Therapie
Vorhofflimmern - Thromboembolieprophylaxe - Antikoagulation
Durchführung der Sekundärprävention (Dauertherapie): Orale Antikoagulation im Verlauf, hierfür bestehen bei nicht-valvulärem Vorhofflimmern mehrere Optionen:
- Vitamin-K-Antagonisten mit Ziel-INR 2–3
- Direkte orale Antikoagulanzien
- Stationäre Patienten: Ggf. Einleitung der Antikoagulation mit Heparin in
therapeutischer Dosierung, insb. wenn Kardioversion oder andere
Interventionen geplant
ASS als Thrombozytenaggregationshemmer wird zur Thromboembolie-Prophylaxe nicht mehr empfohlen
Vorhofflimmern - Thromboembolieprophylaxe - Vorhofohrverschluss
Indikation:
Möglichkeit einer Thromboembolie-Prophylaxe für Patienten, bei denen eine Antikoagulationsbehandlung langfristig nicht möglich ist oder abgelehnt wird.
Therapieprinzip:
Ausschaltung des Vorhofohres am linken Vorhof („Left Atrial Appendage“, LAA), das in den meisten Fällen Bildungsort eines Vorhofthrombus ist.
Vorhofflimmern - Frequenzkontrolle
Definition:
Therapieansatz mit Verzicht auf die Beendigung des Vorhofflimmerns und Herstellung eines Sinusrhythmus. Stattdessen wird ein normofrequentes Vorhofflimmern angestrebt.
Indikation:
Basistherapie bei jeder Form des tachykarden Vorhofflimmerns (TAA) mit der Ziel-Herzfrequenz <110/min)
Therapeutische Optionen
- 1. Wahl: Beta-Blocker (z.B. Metoprolol)
- Alternative: Ca-Antagonisten (Verapamil-Typ) bei KI für Beta-Blocker
- Bei Scheitern: Kombi von Beta-Bl. oder Verapamil mit Digitalisglykosid (z.B.
Digoxin)
Ultima ratio: Herzschrittmacher und Katheterablation des AV-Knotens Calciumantagonisten vom Verapamil-Typ dürfen nicht mit Beta-Blockern kombiniert werden, da AV-Blockierungen und eine Abnahme der Auswurfleistung zu befürchten sind!
Vorhofflimmern - Bradyarrhythmia absoluta
Definition: Eine bradykarde HF bei Vorhofflimmern wird als Bradyarrhythmia absoluta bezeichnet, ggf. frequenzsteigernde Behandlung notwendig:
- Atropin
- Orciprenalin
- Anlage eines temporären Herzschrittmachers, ggf. mit Anschluss einer
definitiven Herzschrittmacher-Implantation - Kardioversion
Vorhofflimmern - Rhythmuskontrolle → Kardioversion
Voraussetzungen für eine Kardioversion
1. Berücksichtigung des Thromboembolie-Risikos
→ Antikoagulation besteht lange genug bei geplanter Kardioversion –
während und danach auch fortführen.
- TEE zum Thrombenausschluss
→ Vorhofflimmern <48 h: Rhythmuskontrolle kann i.d.R. ohne TEE erfolgen
→ Vorhofflimmern >48 h: Immer TEE vor Rhythmuskontrolle! Ausnahme:
Vorbestehende und glaubhaft dokumentierte therapeutische
Antikoagulation für mindestens 4 Wochen vor dem Auftreten des
Vorhofflimmerns.
- Bei Vorhofthrombus-Nachweis: Antikoagulation für 4 Wo.
- Nach der Rhythmuskontrolle: Fortführung der therapeutischen
Antikoagulation für mind. 4–6 Wo.
Vorhofflimmern - Therapeutische Optionen
Elektrische Kardioversion:
Nach Sedierung des Patienten durch eine mit der Herzaktion synchronisierte transthorakale Applikation von biphasischem Gleichstrom über einen Defibrillator – anschl. kontinuierliches EKG-Monitoring.
Medikamentöse Rhythmuskontrolle: Antiarrhythmika
→ Klasse-Ic-: Flecainid u.Propafenon (i.v. oder p.o.)
→ Klasse-III: Amiodaron (i.v. oder p.o), Dronedaron (nur p.o.), Sotalol (nur p.o.)
„Pill in the pocket“-Konzept:
Ambulante medikamentöse Kardioversion in Eigenregie des Patienten.
Katheterablation:
Herzkatheteruntersuchung mit elektrischem Mapping der Erregungsleitung und -ausbreitung, nach Identifikation von Bildungszentren für ein Vorhofflimmern erfolgt eine Ablation.
Chirurgische Techniken:
Maze-Operation = multiple Inzisionen im Vorhofendokard
Vorhofflimmern - Komplikationen 1
Thrombenbildung: insb. im linken Vorhofohr
- *Abgang als Embolus:**
- Gehirn (ischämischer Schlaganfall)
- Nieren- oder Milzinfarkt
- Verschluss der Beinarterien (akuter arterieller Verschluss)
- Mesenterialinfarkt
Die drei wichtigsten Embolieorgane sind Gehirn, Niere und Milz!
Vorhofflimmern - Komplikationen 2
Insb. durch eine unkontrollierte Tachyarrhythmia absoluta bei Vorhofflimmern kann die Herzleistung kurz- oder langfristig eingeschränkt sein → Herzinsuffizienz:
Kardiale Dekompensation: v.a. bei bereits eingeschränkter Pumpleistung, die sich bei einer Tachyarrhythmie noch weiter verstärkt.
Tachykardiomyopathie: Tritt als Form der chron. Herzinsuff. bei längerfristig unkontrollierter Tachykardie im Rahmen eines Vorhofflimmerns auf.
AV-Block - Definition
Überleitungsstörung im Bereich des AV-Knotens zwischen Vorhof und Kammer
AV-Block I° - Definition
PQ-Zeit > 200 ms
Sinusknotenfrequenz = HF
Befund kann auch bei Gesunden auftreten (z.B. Sportler mit erhöhtem Vagotonus) und hat allein genommen keinen pathologischen Wert
AV-Block II° - Typ 1 „Wenckebach“
Typ 1 „Wenckebach“
- PQ-Zeit nimmt mit jeder Herzaktion zu
- Zunahme PQ-Zeit bis zum vollst. Fehlen einer Herzaktion nach regulärer
Vorhoferregung (normale P-Welle)
- Sinusknotenfrequenz > HF, meist rhythmisch mit plötzlicher Pause, dadurch
häufig Reduktion der HF auf bradykarde Werte
AV-Block II° - Typ 2 „Mobitz“
Typ 2 „Mobitz“
Vereinzelter oder regelmäßiger Ausfall der QRS-Komplexe nach vorangegangener P-Welle, PQ-Zeit bleibt dabei konstant
→ 2:1-Überleitung: - Regelmäßige AV-Blockierung
- nur jede 2. Vorhoferregung (P-Welle) wird auf die Kammer übergeleitet
- HF = ½ Sinusfrequenz
→ 3:1-Überleitung: - Regelmäßige AV-Blockierung
- nur jede 3. Vorhoferregung wird auf die Kammer übergeleitet
- HF = ⅓ Sinusfrequenz
Da der AV-Block II° Typ 2 „Mobitz“ in einen AV-Block III° übergehen kann, stellt er einen Notfall dar!
AV-Block III° („totaler AV-Block“)
Überleitung vom Vorhof zur Kammer komplett unterbrochen:
- P-Wellen u. QRS-Komplexe unabhängig voneinander
- Bradykarde Kammerersatzrhythmen durch andere
Erregungsbildungszentren
- Sekundärer Ersatzrhythmus (AV-Knoten): ca. 40–50/min
- Tertiärer Ersatzrhythmus (HIS-Bündel od. Tawara Schenkel): ca. 20–30/min
Je peripherer das Autonomiezentrum, desto schlechter die Prognose.
AV-Block - Ätiologie (Ursache)
- Idiopathisch
- Kardiale Grunderkrankung (z.B. KHK, Myokarditis)
- Medikamentös-Toxisch (z.B. Digitalis)
- Hyperkaliämie
- Traumatisch