IPR - I Flashcards

1
Q

Transnationales Privatrecht i.w.S. vs. i.e.S.

A
  • alles materiellrechtlich
  • Sachrecht

Transnationales Privatrecht i.w.S.
= “vereinheitlichter, übernationaler Regulierungsrahmen für grenzüberschreitende Rechtsbeziehungen, mit dem Ziel der Vermeidung klassischer kollisionsrechtlicher Fragen, wobei die Urheber, Akteure und die Rechtsnatur ganz unterschiedlich sein können (z.B. völkerrechtliche Verträge, private Initiativen, hard law, soft law etc.)”

Transnationales Privatrecht i.e.S.
= “weder nationale noch völkerrechtliche noch supranationale Regulierung bzw. Standardsetzung, die vorwiegend auf allg. Grundsätzen und etablierten Handelspraktiken beruht und primär von privaten Akteuren entwickelt und durchgesetzt wird («rein private Regulierung», z.B. ICANN, Incoterms®, lex mercatoria, lex sportiva, [z.B. UNCITRAL-]Modellgesetze, aber auch ISO-Normen, IFRS-Rechnungslegungsstandards etc.)”

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2
Q

Internationales Privatrecht

Begriff

A
  • privatrechtliche Sachverhalte mit relevantem Auslandsbezug (IPRG 1 I)
  • Metarecht; nicht: Sachrecht
  • Hauptaufgabe; Bestimmung der adäquaten Rechtsordnung für Beantwortung privatrechtlicher Rechtsfrage
  • Selektionsfunktion
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3
Q

IPR i.w.S. vs. IPR i.e.S.

A

IPR i.e.S.
Hauptaufgabe:

  1. Bestimmung des anwendbaren Rechts in Sachverhalten mit relevanter Auslandsberührung

IZVR
Hauptaufgabe:

  1. Bestimmung der int. Zuständigkeit von Gerichten
  2. Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Entscheidungen

⇒ Zivilverfahrensrecht in Sachverhalten mit relevanter Auslandsberührung

IPR i.w.S. = IPR i.e.S. + IZVR

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4
Q

Die drei Grundfragen des internationalen Privatrechts

A
  1. Zuständigkeit (sog. direkte Zuständigkeit)
  2. Anwendbares Recht (IPR i.e.S.)
  3. Anerkennung/Vollstreckung (sog. indirekte Zuständigkeit)
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5
Q

Rechtsquellen des IPR i.w.S.

convention simple
convention double
convention triple

A

sagt uns, wieviele der drei Grundfragen des internationalen Privatrechts Gegenstand des völkerrechtlichen Vertrages sind

z.B.: LugÜ regelt gerichtliche Zuständigkeit + Anerkennung/Vollstreckung => convention double

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6
Q

Wirkung von Staatsverträgen

erga omnes vs. inter partes

A

erga omnes =
z.B.: Haager Übereinkommen über den Schutz von Kindern

inter partes

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7
Q

Rechtsquellen des IPR i.w.S.

A
  • völkerrechtlich (bilateral/multilateral) -> hat Vorrang vor autonomem Recht
  • national-autonom (z.B.: IPRG)
  • unional (in EU-Mitgliedsstaaten)
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8
Q

LugÜ

  • Bedeutung
  • Stellung im Hinblick auf das IPRG
A
  • wichtigste Rechtsquelle im europäischen Kontext
  • geniesst Vorrang (VöR) ggü. IPRG (IPRG 1 II → rein deklaratorisch)
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9
Q

Zuständigkeit

international vs. örtlich vs. sachlich vs. funktional

A
  • (1) international = die Gerichte welchen Staates
  • (2) örtlich = an welchem Ort innerhalb des zuständigen Staates (international und örtlich ergeben “Gerichtsstand”)
  • (3a) sachlich = welches Gericht gemäss seines Aufgabenbereiches
  • (3b) funktional = welches Gerichtsorgan in den verschiedenen Stadien desselben Verfahrens

(1 = internationale Abgrenzung; 2-3b = innerstaatliche Abgrenzung; 1-3a = IZPR-Fragestellungen))

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10
Q

AnwendungsVSS des LugÜ

A
  • zeitlich
    • LugÜ 63 I
  • sachlich
    • LugÜ 1 I/II (“Zivil- und Handelssache”)
  • räumlich-persönlich
    • GrundsatzVSS: Beklagten(wohn)sitz (LugÜ 59 f.) in einem Vertragsstaat (LugÜ 2 I)
    • dann LugÜ eröffnet
    • aber: erweiterter Anwendungsbereich (z.B. LugÜ 22, 24 und 23, 16 I)
    • dann: LugÜ unabhängig vom Beklagtenwohnsitz eröffnet
    • (bedenke: Leitkompetenz EuGH bez. EuGVVO)
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11
Q

Rolle des EuGH bei Fragen zum LugÜ

A
  • EuGVVO ist praktisch deckungsgleich mit LugÜ
  • faktische allgemeine Leitkompetenz des EuGH

LugÜ 64 II a.

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12
Q

Schema: Falleinstieg LugÜ <-> IPRG

A

LugÜ:
- Zivil- und Handelssache?
- räumlich-persönlich eröffnet?
wenn (+) = LugÜ eröffnet

Rückgriff auf IPRG? -> falls LugÜ nur internationale Zuständigkeit (CH) bestimmt, aber nicht die örtliche

IPRG:
- falls LugÜ nicht eröffnet (sachlich, räumlich-persönlich) -> IPRG
- so richtig??

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13
Q

Entscheidungszuständigkeit nach LugÜ

Schema

A
  1. ausschliessliche Gerichtsstände (LugÜ 22); wegen Verdrängungswirkung
  2. (ggf. rügelose Einlassung (LugÜ 24))
  3. Gerichtsstandsvereinbarung (LugÜ 23); wiederum Verdrängungswirkung, aber Vorbehalte von Abs. 5 (s. folgend)
  4. Schutzgerichtsstände
    • Versicherungen (LugÜ 8 ff.)
    • Verbraucher- (LugÜ 15 ff.) und
    • Individualarbeitsrechtssachen (LugÜ 18 ff.)
      ⇒ verdrängen grds. (vorbehalten 5 V) Zuständigkeiten nach LugÜ 2, 5 ff.
  5. allgemeine Zuständigkeit (LugÜ 2 I)
    • “actor sequitur forum rei”
  6. Alternativ zu (5) => besondere Zuständigkeiten
    • Wahlgerichtsstände (LugÜ 5 ff.)
    • Achtung: LugÜ 5 erster Satz lautet “in einem anderen Staat”
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14
Q

Grundsatz der lex fori

A
  • prozessuale Dimension: angerufenes Gericht wendet eigenes (insb. internationales) Prozessrecht an
  • (i.e.S.) kollisionsrechtliche Dimension: angerufenes Gericht wendet eigenes IPR i.e.S. an (welches freilich nicht nationalen Ursprungs zu sein braucht)
  • Konsequenz: forum shoppings/runnings
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15
Q

Forum-non-conveniens-Doktrin und schweizerisches IZPR

A

Grundsatz entstammt dem klassischen common law; begründet die Möglichkeit eines
- an sich zuständigen Gerichts,
- von dieser Zuständigkeit keinen Gebrauch zu machen,
- wenn (a) ein anderes Forum offensichtlich näher mit dem Sachverhalt verbunden ist und (b) zu dessen Beurteilung besser geeignet erscheint

→ Anwendungsbereich: Koordination paralleler Verfahren, aber auch allgemein in anderen Konstellationen:
→ nicht anwendbar in CH im Rahmen des LugÜ 2 I

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16
Q

Rangfolge der Rechtsquellen im IPR i.e.S.

A
  1. Völkervertraglich vereinheitlichtes Sachrecht (z.B.: CISG)

verdrängt grds.

  1. Völkervertragliches IPR (z.B.: Haager Kauf-IPR)

verdrängt grds.

  1. autonomes IPR (z.B.: IPRG)
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17
Q

Welche Anwendbarkeitsdimensionen gibt es für VR Verträge?

A
  • (zeitlich)
  • sachlich
  • räumlich
  • persönlich
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18
Q

IPR-Verweisungsnormen vs. IPR-Sachnormen

kollisionrechtliche Terminologie

A
  • IPR-Verweisungsnormen = Kollisionsnormen
    • z.B.: IPRG 116 I
    • sind die Regel
  • IPR-Sachnormen = regelt Sachfrage
    • z.B.: IPRG 102 II
    • sind klare Ausnahme
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19
Q

Einseitige vs. allseitige Kollisionsnormen

A

Einseitige Kollisionsnorm
= Anwendungsbefehl nur für eigene materielle RO

  • z.B.: IPRG 159
  • typisches Motiv: Schutz von Ordnungs-, Partei- oder Verkehrsinteressen

Allseitige Kollisionsnorm
= Verweis auf eigene und jede ausländische RO

  • z.B.: IPRG 68 I, 100 I
  • moderner
  • d.h. ggf. ist fremdes Recht anzuwenden (“Sprung ins Ungewisse”)

Zwischenformen

  • mehrseitige Kollisionsnorm = Verweis nur auf bestimmte Rechtsordnungen, insb. solche von Vertragsstaaten
  • partielle Rücknahme allseitiger Kollisionsnormen (z.B.: IPRG 135 II, 137 II)
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20
Q

Struktur der Kollisionsnorm (Verweisungsnorm)

Beispiel: IPRG 90 I
“Der Nachlass einer Person mit letztem Wohnsitz in der Schweiz untersteht schweizerischem Recht.”

A

Anknüpfungsgegenstand (“Der Nachlass”)
Anknüpfungssubjekt/-objekt (“einer Person”)
Anknüpfungszeitpunkt (“mit letztem”)
Anknüpfungspunkt (“Wohnsitz in der Schweiz”)

  • kann sich beziehen auf Person/Sache/Ereignis/Rechtswahl/Statut (“untersteht schweizerischem Recht”)
  • Anknüpfungsgegenstand, -punkt und Statut braucht es immer
  • Anknüpfungssubjekt und -zeitpunkt nicht zwingend
  • Anknüpfungszeitpunkt: unwandelbar vs. wandelbar
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21
Q

Anknüpfung vs. Qualifikation

A

Anknüpfung = Verfahren zur Ermittlung der anwendbaren RO

Qualifikation = Auslegung der Kollisionsnormen

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22
Q

Qualifikation ersten vs. zweiten Grades

A
  • Qualifikation ersten Grades
    • Auslegung der Kollisionsnorm
    • Subsumtion des SV unter eine Kollisionsnorm
    • Ergebnis: Berufung eines bestimmten Rechts
  • Qualifikation zweiten Grades
    • Auslegung des anzuwendenden materiellen Rechts
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23
Q

Ursachen & Lösungsmöglichkeiten

für Qualifikationsschwierigkeiten

A

Ursachen

  • Systemunterschiede (zB Verjährung materielles oder prozessuales Recht)
  • Lücken des eigenen Sachrechts (CH kennt kein Talak)
  • Lücken des eigenen Kollisionsrechts (GoA und c.i.c. nicht im Kollisionsrecht → meistens unter “vertraglich” subsumiert)

Lösungsmöglichkeiten (1 und 4 erlaubt)

(1) Qualifikation lege fori (= Auslegung nach eigenem Recht)
(2) Qualifikation lege causae (= anhand des in der Sache anwendbaren Rechts beurteilen)
(3) rechtsvergleichende Qualifikation
(4) autonom-teleologische Qualifikation

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24
Q

Teilfrage

A

Teilfrage
= “Ausschnitte aus einem umfassenderen Rechtsverhältnis/-problem, die für sich alleine nicht erheblich sind”

  • wenn nach eigener Verweisungsnorm beurteilt, dann Sonderanknüpfung
  • NB: auch Hauptfragen (=in sich geschlossener Anknüpfungsgegenstand) können einer Sonderanknüpfung unterliegen (z.B.: IPRG 120 für Konsumentenschutz)
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25
Q

Vorfrage

A

Vorfrage
= “für die Anwendung einer Kollisions-/Sachnorm vorausgesetztes Rechtsverhältnis, das gegenstand eines eigenen Verfahrnes sein könnte”

  • kollisionsrechtlich begründete Vorfrage (sog. Erstfrage) ⇒ z.B.: IPRG 49 i.V.m. 44 f.
    • „Unterhaltspflicht zw. Ehegatten“ impliziert „Eheschliessung“
  • materiellrechtlich begründete Vorfrage ⇒ z.B.: ZGB 475 II i.V.m. IPRG 68 ff.
    • „Kinder erben zu gleichen Teilen“ impliziert „Kindesverhältnis“
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26
Q

Behandlung von kollisionsrechtlichen Vorfragen

A

Grundsatz: selbständige (=gesonderte) Anknüpfung von Vorfragen nach schweizerischem Kollisionsrecht

  • gilt bei Vorfragen des schweizerischen Rechts und ihrer Beurteilung durch CH-Gerichte generell
  • gilt prinzipiell auch bei Vorfragen des ausländischen Rechts
  • Vorteil: innerstaatlicher Entscheidungseinklang

Ausnahme: unselbständige Anknüpfung von Vorfragen nach ausländischem Recht mit überwiegendem Auslandsbezug

  • d.h. nach IPR des Wirkungsstatuts denkbar
  • Vorteil: internationaler Entscheidungseinklang

⇒ der Methodenkonflikt kann nur auftreten, wenn materiellrechtliche Hauptfrage nach ausländischem Recht zu beantworten ist; praktisch nur rel., wenn dies auch zu anderen Ergbnissen führt
⇒ bei Teilfragen kommt eine unselbständige Anknüpfung gererell nicht in Betracht

NB: bez. Statusfragen und entsprechenden ausländischen (!) Entscheiden ist die Frage der Anerkennung nach schwIPR (iwS) zu stellen

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27
Q

selbständge vs. unselbständige Anknüpfung

A

selbständig: Bestimmung unabhängig vom massgebenden Sachrecht entsprechend dem IPR der lex fori

unselbständig: Bestimmung abhängig vom massgebenden Sachrecht, entsprechend dem IPR der lex causae

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28
Q

Anknüpfungsarten

A

Alternative Anknüpfung
- z.B.: IPRG 124 I/II
- favor negotii

Subsidiäre Anknüpfung
- z.B.: HUÜ 5
- Primärergebnis wird korrigiert

Anknüpfungsleiter (Kaskadenanknüpfung)
- z.B.: IPRG 54
- Nacheinanderprüfen von Anknüpfungspunkten

Akzessorische Anknüpfung
- z.B.: IPRG 128 I
- Bereicherungsansprüche richten sich nach dem Schuldverhältnis auf das geleistet wurde

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29
Q

Gesamtverweisung vs. Sachnormverweisung

A

Gesamtverweisung
⇒ RO in ihrer Gesamtheit (IPR + Sachrecht)

Sachnormverweisung
⇒ Sachnorm, typisch in CH

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30
Q

Rückverweisung vs. Weiterverweisung

A

Rückverweisung = “renvoi au premier degré”

  • Verweis zurück auf erste RO (A > B > A)

Weiterverweisung = “renvoi au second degré”

  • Verweist auf dritte RO (A > B > C)
31
Q

IPRG 14

A

IPRG 14 I

  • Beachtlichkeit nur bei gesetzlicher Anordnung = Grds. der Sachnormverweisung (Ausnahme z.B.: IPRG 91 I)
  • bei Statutsfragen ebenfalls Sachnormverweisung, unter Bedingung einer fehlenden Rückverweisung i.S.v. 14 II

IPRG 14 II

  • in Fragen des Personen- und Familienstandes (Statusfragen) ist Rückverweisung (nicht: Weiterverweisung) beachtlich
  • h.M.: Weiterverweisung nicht möglich. Es gilt der Grds. der bedingten und beschränkten Gesamtverweisung
32
Q

Problem des renvoi

A
  • Problem stellt sich nur bei Gesamtverweisungen
  • typische Ursachen: abweichende/r (1) Anknüpfungspunkt oder (2) Qualifikation

BEHANDLUNG

  • (Überzeugende) M.M. => foreign court theory/double renvoi
    • respektieren, wenn andere RO die Gesamtverweisung in Sachnormverweisung umdeutet (z.B.: EGBGB 4 I S. 2)
  • Überwiegende Lehrmeinung in CH
    • Behandlung der dt. Rückverweisung als Sachnormverweisung (trotz vom EGBGB angeordneten Gesamtverweisung)

NB: Diese Behandlung kommt auch bei Weiterverweisung zur Anwendung (s. F59)

33
Q

Ausgewählte Ziele und Wertungen im IPR (i.e.S.)

A

1. Grds. der Gleichwertigkeit von und der Toleranz ggü. fremdem Recht

2. Bedeutung kollisionsrechtlicher Gerechtigkeit

  • gelangt zum Ausdruck in:
    • Prinzip des engsten Zusammenhangs in den verschiedensten IPR-Normen
    • allg. Ausweichklausel (IPRG 15)
    • Prinzip des internationalen Entscheidungseinklangs

3. Bedeutung materiellrechtlicher Gerechtigkeit

  • zwar kein „better-law-approach“
  • dafür:
    • favor negotii des IPRG 124
    • Sonderanknüpfungen für Konsumenten-/Arbeitsverträge (IPRG 120, 121)
    • besondere Betonung des Kindeswohls (IPRG 77 II)
34
Q

Korrektur 1:
Allgemeine Ausweichklausel

IPRG 15

A

VSS

  1. IPRG-Verweisung auf ein bestimmtes Recht
    • nicht: staatsvertraglich, Zuständigkeit, Anerkennung/Vollstreckung
  2. Keine Rechtswahl (II)
  3. viel engere Beziehung zu einem anderen Recht
    • „atypische Sachlage“ ist zu begründen

RF
⇒ Nichtanwendung des eigentlich berufenen Rechts
⇒ Anwendung des Rechts, zu dem die viel engere Beziehung besteht

NB: IPRG 15I kann auch bez. IPRG 14II eröffnet sein; insofern sollte (str.) auch eine Weiterverweisung ausnahmsweise beachtlich sein

35
Q

Korrektur 2:
Eingriffsnormen

ALLGEMEIN zu
IRPG 18, 19

A

= Normen, mit international zwingenden Anwendungswillen (vs. bloss intern zwingendes Recht)

  • lois d‘application immédiate
  • Ausgangspunkt ist nicht (wie im Standardfall) die im SV begründete Rechtsfrage (abstrakte Anknüpfung)
  • sondern: Anwendungswille einer bestimmten Norm (statutistische Anknüpfung)

kann sein:
a. aufgrund gesetzlicher Anordnung
b. infolge Auslegung

36
Q

Korrektur 2a:
Inländische Eingriffsnormen

IPRG 18

A

VSS

  1. Massgeblichkeit ausländischen Sachrechts kraft IPRG-Verweisung
  2. Schweizerische Eingriffsnorm

RF
⇒ Beurteilung des vom Anwendungsbereich der schweizerischen Eingriffsnorm erfassten SV-Teils anhand dieser
⇒ im Übrigen: Massgeblichkeit des ausländischen Rechts
somit: „law mix“ - beide RO kommen nebeneinander zur Anwendung

NB: auch in Rechtswahlfällen (im Gegensatz zu IPRG 15II)

37
Q

Korrektur 2b:
Ausländische Eingriffsnormen

IPRG 19

A

VSS

  1. Massgeblichkeit schweizerischen/ ausländischen Sachrechts kraft IPRG-Verweisung
  2. Eingriffsnorm aus einem nicht zur Anwendung berufenen ausländischen Rechts
  3. Enger SV-ZSH mit anwendungswilliger ausländischer RO
  4. Überwiegendes Interesse mind. einer Partei an Berücksichtigung
  5. Schutzwürdigkeit dieses Parteiinteresses nach schweizerischer Rechtsauffassung
  6. Sachgerechtes Ergebnis infolge Berücksichtigung (IPRG 19 II)

RF
⇒ Beurteilung des vom Anwendungsbereich der ausländischen Eingriffsnorm erfassten SV-Teils anhand dieser
⇒ im Übrigen: Massgeblichkeit des sonst berufenen Sachrechts

  • Anwendung auch bei Rechtswahlfällen möglich (i.U. zu IPRG 15 I)
38
Q

Korrektur 3:
Ordre Public

IPRG 17

A

⇒ erlaubt dem Richter, das (materielle) ausländische Recht nicht zur Anwendung zu bringen, wenn dieses zu einem Ergebnis führt, das in unerträglicher Weise gegen Sinn und Geist sowie das Rechtsgefühl des schweizerischen Rechts verstösst

  • strenger bei Anerkennung: vgl. IPRG 27 I

VSS

  1. Massgeblichkeit ausländischen Sachrechts kraft Verweisung
  2. Ordre public-Widrigkeit des Anwendungsergebnisses
    • “krass ungerecht”
  3. h.M.: hinreichende Binnenbeziehung (= Inlandsbezug)
    • Kriterium fragwürdig, BGer lässt offen

RF
⇒ Nichtanwendung der ordre public-widrigen ausländischen Norm
⇒ bei schliessungsbedürftiger Lücke

  1. Modifizierung des massgeblichen ausländischen Rechts
  2. Anwendung eines “nächstverwandten” Rechts
  3. zurückhaltend: Anwendung schweizerischen Rechts
39
Q

Gesamtprüfungsschema zum IPR i.e.S.

A
  1. Grobe Einordnung des konkreten SV nach Rechtsgebiet(en)
  2. Internationalität des SV?
  3. Direkt anwendbares, materielles Einheitsrecht für konkrete Rechtsfrage?
    • z.B. CMR, CISG 1 I a.
  4. sonst: Kollissionsrechtsvereinheitlichender Staatsvertrag oder autonomes IPR?
  5. In Betracht kommende Verweisungenorm(en) für die konkret zu beurteilende Rechtsfrage?
  6. Anknüpfungsgegenstand?
    • Frage: Verweisungsnorm eröffnet?
    • je nach SV: Beantwortung von Vor-/Teilfragen
  7. Massgeblicher Anknüpfungspunkt?
    • je nach SV: auch Anknüpfungssubjekt oder -zeitpunkt ansprechen
  8. Sachnorm- oder Gesamtverweisung?
    • je nach SV: auch Bestimmung der relevanten Teil-RO
  9. Rechtsfolge: Ermittlung und Anwendung der lex causae [kann auch indirekt anwendbares Einheitsrecht sein (z.B. CISG 1 I b.)]
  10. je nach SV: Modifikation der Regelverweisung
    • zB IPRG 15, 18, 19
  11. je nach SV: Korrektur des materiell-rechtlichen Ergebnisses
    • zB IPRG 17
40
Q

Wohnsitz

IPRG 20 I a.

= unselbständige Kollsisionsnorm/Hilfsnorm

A

Teilgehalte

  • obj.: ist Person an bestimmtem Ort aufhältig?
  • subj.: Lebensmittelpunkt (Absicht massgebend, muss aber für Dritten erkennbar - damit ‘objektiviert’ - sein)
  • ohne Not: keine Abweichung von parallelem Rechtsverständnis aus ZGB 23
41
Q

Gewöhnlicher Aufenthalt

IPRG 20 I b.

A

vs. schlichter Aufenthalt

⇒ bez. gewöhnlichem Aufenthalt ist nur obj. Komponente relevant
- ab 6 Mt. sicher, ab 3 Mt. diskutierbar

42
Q

Sitz

IPRG 21 I und II

A
  • tats. Verwaltung subsidiär (s. Abs. 2)
  • viel spanndender: Gesellschaftsstatut (IPRG 154)
    • Abs. 1: Inkorporationsprinzip (wie eine Rechtswahl, daher IPRG 15 rel.)
    • Abs. 2: Sitzprinzip
43
Q

Staatsangehörigkeit; Staatenlosigkeit

IPRG 22 bzw. 24

A
  • mehrfache Staatsangehörigkeit (IPRG 23 II = effektive Staatsangehörigkeit)
  • Staatenlosigkeit: grösstenteils VöR (s. 10 und 13 in Sammlung); aber IPRG Ausnahmen
44
Q

Recht der nat. Personen

A
  • IPRG 33 I HS 2: formal Grundnorm; de facto aber blosse Auffangbestimmung
  • Persönlichkeitsverletzungen s. IPRG129 ff.
  • vorrangig zu prüfende Sonderanknüpfungsbestimmungen:
    > IPRG 34 (RF) [bzw. 155 (jur. P)]
    > IPRG 35 f. (HF)
    > IPRG 37 (Namensrecht)
45
Q

RF und HF

IPRG 34 und 35 f.

A

RF:
- IPRG 34 I = RF an sich
- materiellrechtl. und prozessuale RF
= einseitige Kollosionsnorm zG CH-Recht
- Funktion eines ordre public (ZGB11)

  • IPRG 34 II = Beginn/Ende RF
  • akzessorische Anknüpfung (jenes Rechtsverhältnis, für das die betroffene RF benötigt wird

HF:
- Grundnorm: IPRG 35 S. 1 (Volljährigkeit, UF, Vertragsfähigkeit, insb. fehlen dieser)
- Rückabwicklung des Vertrags aber nach IPRG 128
- nicht erfasst: insb. IPRG 44, 94, 142
- keine (str.) Anwendung von IPRG 14 II
- massgeblich: Wohnsitz im Handlungszeitpunkt
- einmal erworben = geht nicht durch Wohnsitzwechsel verloren (IPRG 35 S. 2)
- Verkehrsschutz! (s. Folien)

46
Q

Internationales Deliktsrecht

Handlungsort vs. Erfolgsort

A

Handlungsort
= jener Ort, an dem das unerlaubte Verhalten gesetzt wurde

  • Ort, an dem Ursache für Rechtsgutverletzung gesetzt wurde
  • “lex loci delicti commissi”
  • Abgrenzung ggü. blossen Vorbereitungshandlungen erforderlich

Erfolgsort
= jener Ort, an dem der Primärschaden eintritt

  • Ort, an dem Rechtsgutverletzung eintritt
  • “lex loci damni”
  • bei reinen Vermögensschäden? Buchgeld? ⇒ Grundregel: Ort des Kontos, also Ort der widerrechtlichen Abbuchung (Ersatzfähigkeit dann eine Frage des jeweiligen Sachrechts)
47
Q

Internationales Deliktsrecht

Platzdelikt vs. Distanzdelikt

A

Platzdelikt
= Ursache und Wirkung im gleichen Staat

  • z.B. grds. Unfälle

Distanzdelikt
= Handlungs- und Erfolgsort in unterschiedlichen Staaten

48
Q

Internationales Deliktsrecht

Prüfungsreihenfolge

A

1. Sonderrechtsquelle bzw. Sondertatbestand einschlägig?

  • Strassenverkehrsunfall (HStVÜ, vgl. IPRG 134)
  • ausservertragliche Produktehaftung (IPRG 135)
  • Lauterkeitsrecht (IPRG 136)
  • Kartellrecht (IPRG 137)
  • Grundstückimmissionen (IPRG 138)
  • Nukleare Ereignisse (AtomHaftÜ, ausserhalb desselben: IPRG 138a)
  • Persönlichkeitsrechte (IPRG 139)

ALLGEMEINER DELIKTISCHER ANSPRUCH:

2. Subjektive Anknüpfung (IPRG 132)

  • Grds. der Parteiautonomie
  • man kann grds. Rechtswahl treffen, wie man mächte

3. Objektive Anknüpfung (IPRG 133)

4. ggf. Sonderanknüpfungen (IPRG 140 ff.)

  • gemeinsame Bestimmungen des internationalen Schuldrecht (IPRG 143 ff.)
49
Q

Allgemeiner deliktischer Anspruch

Prüfungsschema

A

SUBJEKTIVE ANKNÜPFUNG

  1. beschränkte (+ nachträgliche) RW (IPRG 132)
    • Wortlaut schliesst Vorabrechtswahl aus
    • es kann nur Schweizer Recht ausgewählt werden
    • Modalitäten entsprechend 116 ff. (denn Vertrag)

OBJEKTIVE ANKNÜPFUNG

  1. Vorbestehendes Rechtsverhältnis (IPRG 133 III)
    • sog. “indirekte Rechtswahl, wobei für vorbestehendes Rechtsverhältnis gar keine Wahl vorliegen muss
    • akzessorische Anknüpfung
  2. gemeinsamer gewöhnlicher Aufenthaltsstaat (IPRG 133 I)
  3. wenn Handlungsort ≠ Erfolgsort
    • sofern vorhersehbar ⇒ Erfolgsort (IPRG 133 II Alt. 2)
    • sofern unvorhersehbar ⇒ Handlugnsort (IPRG 133 II Alt. 1)
50
Q

Umfang des Deliktsstatuts

IPRG 142 I

A
  • Deliktsfähigkeit (nicht: IPRG 35)
  • VSS der Haftung
  • Umfang der Haftung
  • haftpflichtige Person (bei mehreren: beachte IPRG 140)
  • Berücksichtigungsmöglichkeit: Sicherheits- und Verhaltensvorschriften des Rechts am Handlungsort (IPRG 142 II)
    - Loacker: hinsichtlich Umfang weites Verständnis
    - denke: IPR-Wertung (engstverbundenes Recht)
51
Q

Anwendbarkeit HStÜV

Ansprüche aus Strassenverkehrsunfällen

A
  • IPRG 134 rein deklaratorisch, vgl. IPRG 1 II

räumlich-persönlich (HStÜV 11)

  • loi uniforme/erga omnes-Wirkung

sachlich (HStÜV 1)

  1. ausservertraglich
  2. Strassenverkehrsunfall
    • Fahrzeug = jedes Gebilde für aktive/passive Fortbewegung (Motorfahrzeuge, Fahrräder, Schlitten, Kinderwagen, freistehende Anhänger, Fuhrwerke, einzelne Tiere zur Beförderung einer Person, ja sogar Fussgänger; Schienenfahrzeuge bei Bahnübergängen)
    • in Bewegung
    • Unfall = mind. eines der Fahrzeuge muss in Bewegung gewesen sein
    • Ausnahmen gemäss HStÜV 2
52
Q

Ansprüche aus Strassenverkehrsunfällen
im Überblick

A

1. Vorrangige Ausnahmen nach HStÜV 4 (ggf. iVm 6) & 5
⇒ Recht des Immatrikulationsstaates (lex stabuli) anwendbar

2. Grundsatzanküpfung nach HStÜV 3
⇒ Recht am Unfallort (lex loci delicti commissi)

  • anwendbares Recht hinsichtlich des sog. Direkt(klage)anspruchs: HStÜV 9, vgl. auch IPRG 141
  • HStÜV 7 ≈ IPRG 142 II
  • Verweisungsumfang: Sachnormverweisung
    • vgl. HStÜV 3 f.: “innerstaatlich” ⇒ nur Sachrecht
  • Sonderproblem: Rechtswahl innerhalb des HStÜV?
    • h.M.: NEIN
    • Loacker: JA
53
Q

HStÜV 9

A

verweist:

▪ primär auf Art. 3–5 HStVÜ (in casu: Recht des Unfallortes gem. Art. 3 HStVÜ, da sachliche Anwendungsvoraussetzungen der vorrangig zu prüfenden Art. 4 (i.V.m. Art. 6 HStVÜ) und Art. 5 HStVÜ nicht
vorliegen)

▪ subsidiär (falls das primär zu bestimmende, obige Deliktsstatut keinen Direktanspruch kennt) auf das Versicherungsstatut (bei Internationalität: gem. Art. 116 ff. IPRG zu ermitteln);

also mE: akzessorische Anknüpfung im Rahmen einer Kaskadenanknüpfung (?)

54
Q

Ansprüche aus ausservertraglicher Produktehaftung

IPRG 135

A

NB: nicht eröffnet für vertragliche Produkthaftungsansprüche

doppeltes Optionsrecht

  • Staat der Niederlassung, oder
  • Staat des Erwerbsortes, ausser:
    • Verletzung des Werktorprinzip ⇒ also gegen Willen des Herstellers in Verkehr gebracht)

str.: akzessorische Anknüpfung nach IPRG 133 III

  • eher NEIN

str.: Möglichkeit einer Rechtswahl nach IPRG 132

  • eher JA

Beschränkung des Haftungsmaximums nach IPRG 135 II

  • sog. “lex americana”
  • str.: ob auch für Haftungsgrund
55
Q

Wettbewerbsrecht:

Lauterkeitsrecht vs. Kartellrecht

A

Kartellrecht
= will Bestand/Existenz des Wettbewerbs sicherstellen

  • quantitativ
  • z.B. KG

Lauterkeitsrecht
= will Qualität des Wettbewerbs sicherstellen

  • qualitativ
  • Überhitzung des Wettbewerbs soll vermieden werden
  • z.B. UWG
56
Q

Ansprüche aus Wettbewerbsverfälschung (Lauterkeitsrecht)

IPRG 136

A

publikums- bzw. marktbezogenes Verhalten (IPRG 136 I)

  • Marktortanknüpfung iS eines Beeinträchtigungsprinzips
  • Recht des Staates, auf dessen Markt die unlautere Handlung ihre Wirkung entfaltet
  • nicht bloss marginale Betroffenheit
    • aber sofern richtig verstanden: pot. Betroffenheit reicht aus
  • bei Streudelikten ⇒ sog. kollissionsrechtliche (=/= zuständigkeitsrechtlich!) Mosaikbetrachtung: d.h. lex causae für jeden betroffenen Markt separat ermitteln

ausschliesslich betriebsbezogenes Verhalten (IPRG 136 II)

  • z.B.: Bestechung, Betriebsspionage
  • Niederlassungsstatut (=Recht des Staates, in dem Niederlassung d. Geschädigten liegt)

Rechtswahl

  • str.: wohl JA (IPRG 132)

Achtung: akzessorische Anknüpfung vorbehalten (Abs. 3)

57
Q

AGB-Kontrolle

vertragsrechtlicher oder lauterkeitsrechtlicher Anspruch?

A
  • Unterscheidung in Fälle konkreter/abstrakter AGB-Kontrolle
    - bei konkretem Vertragsstreit ⇒ vertragsrechtlich
    - bei abstraktem Schutz des funktionalen Wettbewerbs ⇒ lauterkeitsrechtlich
58
Q

Ansprüche aus Wettbewerbsbehinderung (Kartellrecht)

IPRG 137

A

Marktortanknüpfung
- hier iS eines Auswirkungsprinzips (Rückkoppelung)
- heisst: Recht des Staates, auf dessen Markt der Geschädigte unmittelbar (= gew. Intensität) behindert wird
- Streudelikte: sog. kollisionsrechtliche Mosaikbetrachtung = lex causae für jeden betroffenen Markt separat ermitteln

Beschränkung des Haftungsmaximums
- sog. “lex americana” (II)
- str.: auch Haftungsgrund?

str.: Möglichkeit einer Rechtswahl (IPRG 132)
- wohl JA

str.: Möglichkeit einer akzessorischen Anknüpfung (IPRG 133 III)
(-) vgl.: 136 III ⇒ argumentum e contrario aus systematischem ZSH
(+) steht im AT des Deliktsrechts
⇒ eher NEIN

59
Q

Ansprüche aus Persönlichkeitsverletzungen

IPRG 139

A

“Medium” i.S. des IPRG 139
= techn. Informationsübertragungsmittel mit an sich offenem (=/= unbeschränktem) Empfängerkreis (erfüllt trotz paywall!)

Auslegung bzw. Qualifikation
- stets lege fori (zB “Personendaten”)
- also im Lichte des ZGB/DSG-CH

Rechtswahl
- IPRG 132 greift auch hier (teilw. str.)
- sogar: “ausschliesslich” in IPRG 139 II unbeachtlich

  • s. insb. untersch. Anwendungsbereiche der jeweiligen Abs.
  • Abs. 1 = einseitge Optionsrechte, zur kollisionsrechtl. Begünstigung
    - untersch. Meinungen bez. “mehrfacher” Ausübung der Optionen (s. Folien)
    - Vorhersehbarkeit (Stichworte): (völlige) Unbekanntheit d. Betroffenen; “örtlicher” Interessensschwerpunkt; abgeirrtes Medium / Ausrichtung des Mediums
60
Q

Besondere Bestimmungen des internationalen Deliktsrechts

IPRG 140, 141

A

IPRG 140

  • (innerhalb ihres sachlichen Anwendungsbereichs vorrangige) Sonderbestimmung gegenüber IPRG 143
  • haften Mehrere infolge ihrer Mitwirkung an einer unerlaubten Handlung ist das anwendbare Recht für jeden von ihnen gesondert zu ermitteln
    → d.h. auch, dass vorhandene Wahlrechte des Geschädigten (vgl. etwa IPRG 135 I, 139 I) gegenüber jedem Schädiger (“Beteiligter” = weiter Begriff) gesondert ausgeübt werden können
  • im Innenverhältnis der Schädiger (Rückgriff) gilt IPRG 144

IPRG 141

  • Alternativanknüpfung: Delikts-/Versicherungsvertragsstatut entscheidet über Bestehen des unmittelbares Forderungsrechts zw. Geschädigtem und HP-Versicherern
  • vgl. auch HStÜV 9
    • Anwendung auch zugunsten von regressierenden HP-Versicherern?
    • NEIN, vgl. Wortlaut & HStVÜ 2 5.
    • stattdessen: IPRG 144 f. → sollte man gemäss Loacker gleich sehen für IPRG 141
61
Q

Prüfungsreihenfolge: Internationales Vertragsrecht

A

1. Sonderrechtsquelle bzw. Sondertatbestand

  • Kaufvertrag über bewegliche Sachen (CISG 1 I a.; Haager Kauf-IPR; IPRG 118; ggf. CISG 1 I b.)
  • Grundstücksbezogene Verträge (IPRG 119)
  • Konsumentenverträge (IPRG 120)
  • Arbeitsverträge (IPRG 121)
  • Immaterialgüterrechtliche Verträge (IPRG 122)
  • Intermediärverwahrte Wertpapiere (Haager Wertpapierübereinkommen, vgl. IPRG 108c)

SONSTIGE VERTRÄGE:

2. Subjektive Anknüpfung (IPRG 116)

3. Objektive Anknüpfung (IPRG 117)

4.
- ggf. Sonderanknüpfungen (IPRG 123 ff.)
- gemeinsame Bestimmungen des internationalen Schuldrechts (IPRG 143 ff.)

62
Q

Rechtswahl

IPRG 116

Internationalität

A

soweit staatsvertragliches IPR anwendbar, sind dessen Rechtswahlvorgaben anstelle von IPRG 116 zu beachten

Internationalität
Rechtswahl setzt Internationalität des SV voraus

  • was macht einen Vertrags-SV international?
    • abhängig von jeweils eröffneter Rechtsquelle und konkret herangezogener Kollisionsnorm
    • “meist: untersch. Domizilierung der Parteien”
  • auch ausschliessliche Wahl eines ausländischen Rechts? (= unechter Fall der Auslandsberührung)
    • h.M. NEIN, keine Anwendbarkeit des IPRG mangels Internationalität nach IPRG 1 I (vgl. auch OR 19)
    • M.M. JA, aber Wirkungsbeschränkung durch teleologische Reduktion des IPRG 116
    • sowieso: übereinstimmendes Ergebnis, da bloss materiellrechtl. Wirkung der Rechtswahl (aber untersch. Herleitung)
63
Q

Rechtswahl

IPRG 116

Umfang, Gegenstand

A

Umfang

  • Grds.: alles vom Vertragsverhältnis (“von Wiege bis zur Bahre”)
  • Aber: gesondert anzuknüpfende Vor- & Teilfragen i.S.d. IPRG 123 ff. vorbehalten
  • keine Beschränkung auf Wahl nur einer RO
  • Gesamt vs. Sachnormverweisung? (str., Parteiwille massgebend)

Gegenstand

  • Grds.: staatliches Recht
  • Streitfrage: ausnahmsweise nichtstaatliches ‘Recht’ i.S.v. transnationalem Privatrecht i.e.S.
    • Loacker: NEIN
64
Q

Rechtswahl

IPRG 116

Modus

A
  • Verweisungsvertrags kann ausdrücklich aber auch konkludent zustande kommen
  • insb. Verweisungsvertrag = selbständig (vom sonstigen Vertrag[-sinhalt])
  • Zeitpunkt der Rechtswahl (v.a. im Vgl. zum Deliktsrecht)
  • Anwendbares Recht hinsichtlich des Verweisungsvertrages
    • Grundsatz: Art. 116 Abs. 2 S. 2 IPRG
    • Sonderfrage: Form → keine Anwendung von Art. 124 IPRG
    • Sonderfrage: äusserer Konsens → lex fori (Art. 116 Abs. 2 S. 1 IPRG)
  • Grenzen der Rechtswahl
    • gesondert anzuknüpfende Vor- und Teilfragen
    • nicht zulasten Dritter (Art. 116 Abs. 3 S. 3 IPRG)
    • Ausschluss bzw. Einschränkungen für bestimmte Vertragstypen (z.B. Konsumenten- und Arbeitsvertrag)
    • Allg. Korrekturmöglichkeit durch Art. 17 bis 19 IPRG (ordre public, Eingriffsnormen)
    • Beachte aber Art. 15 Abs. 2 IPRG
65
Q

Objektive Anknüpfung

IPRG 117

A

1.
- keine Sonderrechtsquelle bzw. kein Sondertatbestand einschlägig
- keine (gültige!) Rechtswahl nach IPRG 116

2. Bestimmung der vertragscharakteristischen Leistung gem. IPRG 117 III

3. Regelanknüpfung nach IPRG 117 II (gew. A./Niederlassung des Erbringers)

  • “ver”-Formel (Verkäufer, Vermieter, …)
  • Geldleistungsformel
  • “die Leistung, die dem Vertrag das Gepräge gibt”
  • wer strengt sich mehr an? der erbringt charakteristischere Leistung
    • Franchisevertrag: Franchisnehmer, also Ladenbetreiber (hM)
    • Sponsoringvertrag: Sponsor erbringt charakteristische Leistung - Loacker: wenn Gesponserter speziell anstrengt → könnte charakteristisch werden
    • (Allein-)vertriebsverträge: Händler muss sich mehr anstrengen (üM)
    • Tauschverträge: problematisch; Lösung (meist) via Rechtswahl (zumind. konkludent)

4. Ausnahme bzw. Auffanganknüpfung nach IPRG 117 I

NB: Anknüpfungszeitpunkt
- unklar bei Ziel- vs. Dauerschuldverhältnissen
- wir müssen annehmen, dass Ort des Vertragsschlusses gilt

66
Q

Grundstücksbezogene Verträge

IPRG 119

A

> bezieht sich auf Verpflichtungs, nicht Verfügungsaspekte

1. Grundstücksbezogenes Verpflichtungsgeschäft

  • einschliesslich Miete, Pacht, time-sharing-Vertrag
  • wie gehen wir mit Bestandteilen/Zugehör um
    • bei Auslegung nach lex fori (h.M.) versucht die Schweiz ihr eigenes Sachenrecht einem anderen Staat aufzudrücken (Problem: NC)
    • Loacker: eig passender nach lex rei sitae auszulegen

2. Subjektive Anknüpfung nach IPRG 119 II

  • Modalitäten nach IPRG 116

3. Sonderanknüpfung

  • Form: IPRG 119 III, nicht IPRG 124

4. Objektive Anküpfung nach IPRG 119 I

  • lex rei sitae

NB: insb. gerade in diesem Bereich, lex Koller nicht vergessen (Eingriffnorm)

67
Q

Konsumentenverträge

IPRG 120

A

Problem

  • strukturelle Ungleichheit bedeutet faktische Diktierung der Rechtswahl (daher ausgeschlossen bzw. beschr. bez. Arbeitsverträge)
  • Schutzbestimmungen daher zu erhöhen für Konsumenten (mat. Gerechtigkeitsüberlegungen via Koll.recht)
  1. Sachlich von IPRG 120 erfasster Konsumentenvertrag?
    • Zweckbindung (str. dual use)
      > hM (CH) = Schwerpunkttheorie: welche Komponente überwiegt
      > ist etwas Luxusklasse?
    • Üblichkeitsvorbehalt: sehr restriktiv ausgelegt
      > Loacker will teleologisch reduzieren
  2. Situative Anwendungs-VSS
    1. Konsumentenbestellung im Inland und Entgegennahme ebendort
    2. Grenzüberschreitende “Werbung” Ausland-CH (nicht: Kausalität der Werbung für Vertragsschluss)
    3. Werbefahrt odgl. (“Kaffefahrt”)
  3. Anwendung des Rechts am gew. A. des Konsumenten
  • Rechtswahl unzulässig
  • kein Günstigkeitsvergleich
68
Q

IPRG 119 vs. IPRG 120

Verhältnis

A

h.M.

  • IPRG 119 geht - auch bei Konsumentenbeteiligung - IPRG 120 vor und schliesst dessen Anwendung aus
  • IPRG 119 als lex specialis, Rechtswahlverbot nach IPRG 120 II greift also nicht mehr

a.A.

  • Loacker
69
Q

Arbeitsverträge

IPRG 121

A

Arbeitsverträge = Verträge, deren Inhalt eine abhängige weisungsgebundene Tätigkeit (“Einordnung des AN in die Betriebsorganisation des AG”) zum Gegenstand hat

1. Arbeitsverrichtung erfolgt durch AN gewöhnlich in einem Staat

  • JA: Massgeblichkeit des Rechts am gew. Arbeitsverrichtungsort des
  • NEIN:

2. Arbeitgeberniederlassung

  • JA: Massgeblichkeit des Rechts am Niederlassungsort des AG
    • Problem: Konzern (h.M.: extensive Auslegung, sodass Domizil der Muttergesellschaft miteingeschlossen / Lösung via Korrekturmöglichkeiten [s.u.])
  • NEIN (= subsidiär): Massgeblichkeits des Rechts am Wohnsitz/g. A. des AG

3. in allen Fällen: beschr (!) Rechtswahl nach IPRG 121 III möglich

NB: Korrekturmöglichkeiten (IPRG 15 und insb. 18 f.)

70
Q

Formungültigkeit

IPRG 124

A
  • bes. Bedeutung des favor negotii ⇒ Alternativanknüpfung
  • insb. IPRG 124 III: nicht eröffnet, wenn Vorschrift (auch) mat. Gültigkeit beschlägt
  • str.: Rechtsfolgen bei Formungültigkeit ⇒ überzeugend: Günstigkeitsprinzip (= abstellen auf das jeweils mildere Recht)
71
Q

Schweigen auf Antrag

IPRG 123

A

besonderes Vertrauen auf Umweltrecht des Schweigenden

72
Q

Gewillkürte (also nicht gesetzliche/organschaftliche) Stellvertretung

IPRG 126

A
  1. Innenverhältnis (Vertretener ⟺ Vertreter)
    • Abs. 1: akzessorische Anknüpfung an rechtliche Grundlage der Stellvertretung (z.B. Auftrag)
  2. Aussenverhältnis (Vertretener ⟺ Dritter)
    1. Vertreterniederlassung (II Alt. 1)
    2. Arbeitgeber(wohn)sitz (III)
    3. Hauptsächlicher Handlungsort des Vertreters (II Alt. 2)
    > NB: nicht vertretungsspezifische Aspekte => Hauptgeschäftsstatut,
    Rechtswahl zw. Vertretenem und Drittem möglich (teilw. str.)
  3. Aussenverhältnis (Vertreter ⟺ Dritter)
    • Abs. 4: Anknüpfung nach II oder ggf. III
73
Q

lex causae

Definition

A

das in der Sache anwendbare materielle Recht (auch: Sachrecht)

74
Q

Internationalität

A

wenn i.B.a. das konkret betroffene Rechtsgebiet ein anknüpfungsrelevantes SV-Merkmal ins Ausland weist

auch: wenn im Einzelfall kein anknüpfungsrelevanter, aber dennoch starker Auslandsbezug (h.M.)