Völkerrecht Flashcards

1
Q

Entstehung des VöR

A

s. Skript S. 3 ff.

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2
Q

westfälisches Staatensystem

A

zentral: 30jähriger Krieg

Merkmale:

  • Säkularität
  • Staaten = VöR-Subjekte
    (Ablösung der Monarchien)
  • Souveränitätsprizip
  • Staatengleichheit
  • Recht zum Krieg
  • Gleichgewicht der Kräfte (Friedenssicherung)

zwei Teilperioden:

  1. Ende 30jähriger Krieg - napoleonische Kriege
    • christliche Ziv.gemeinschaft
    • zentrale Rolle von Gewohnheit/-srecht
    • klass. Diplomatie
    • volle Ausprägung des Souveränitätskonzepts
    • FR = dominierende Macht
  2. Wiener Kongress (1815) - WWI
    • neue Impulse für VöR durch franz. Rev.
    • Friedenssicherung durch Pentarchie und Heilige Allianz
    • England als dominierende Macht
    • Aufbau/Vollendung der Kolonialreiche
    • Zunahme des Vertragsrechts (zweite Hälfte des 19. Jh.)
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3
Q

Völkerrecht
Def. + Abgrenzungen

A

= “Gesamtheit der rechtlichen Regelungen über die (hoheitlichen) Beziehungen zwischen Staaten, internationalen Organisationen und anderen Völkerrechtssubjekten untereinander einschliesslich der für die Völkergemeinschaft (oder Teile hiervon) relevanten Rechte oder Pflichten einzelner.”

  • Völkergewohnheitsrecht ↔ Völkervertragsrecht
  • Allgemeines, universelles Völkerrecht ↔ Partikuläres Völkerrecht
  • Friedensvölkerrecht ↔ Kriegsvölkerrecht
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4
Q

LaGrand-Fall (2, 30)

A

SV: Hinrichtung trotz einstweiliger Anordnung

IGH: einstweilige Anordnungen sind rechtlich bindend.

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5
Q

Besonderheiten des VöR (Rechtsetzung)

A
  • kein zentrales Rechtsetzungsorgan
  • Horizontale Struktur des Völkerrechts
    • souveräne Gleichheit der Staaten (denke “genossenschaftlicher Charakter”)
    • Prinzip der Einstimmigkeit und Selbstbindung
  • Bedeutung allgemeiner Prinzipien
    → insb. politischerer Charakter des VöR
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6
Q

Besonderheit des VöR (Rechtsdurchsetzung)

A
  • grds. keine zentrale Durchsetzungsgewalt
    • national: Vollzug des VR durch staatliche RO via Gegenmassnahmen (Retorsionen/Repressalien)
    • international:
    • grds. Zulässigkeit der Selbsthilfe im Rahmen der UNO-Charta
    • partiell “zentral” via Sicherheitsrat (Gewaltanwendungsrecht; bedenke Mandat)
  • keine umfassende obligatorische Gerichtsbarkeit (IGH-Statut 36)
    • nicht umfassend obligatorisch
    • jedes UNO-Mitglied untersteht IGH (UNO-Charta 93), muss aber Entscheid nicht akzeptieren
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7
Q

soft law

  • Definition
  • Beispiele
  • Zweck
A

soft law = “formell unverbindliches Recht; nicht bindend aber hat Auswirkungen”

  • formell rechtlich unverbindlich
  • trotz formeller Unverbindlichkeit gewisse rechtliche Wirkung

Beispiele:

  • nicht verbindliche Beschlüsse/Deklarationen von int. Organisationen
  • nicht verbindliche Abmachungen

Zweck:

  • politisches Signal
  • Sichtbarkeit des Völkergewohnheitsrecht
  • Auslegungshilfe
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8
Q

Folge der Unterschiede zw. innerstaatlichem Recht u. VöR?

A

= teilw. prekäres Recht

bspw. advisory opinion IGH = Namibia-Gutachten (19), LaGrand-Fall (2, 30)

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9
Q

Rechtsgeltung des VöR?

Begründung

A
  • naturrechtliche Begründung
    • Geltung, weil objektiv richtig - muss wegen Gott/Vernunft so sein
    • Probleme:
      objektive Bestimmtbarkeit des Vernünftigen (-)
      schlechtes Recht gilt auch?
  • Zwangstheorien
    • Geltung, weil durchsetzbar
  • Konsenstheorien
    • Geltung auf Konsens gegründet
    • Problem: wie weit bindet Konsens, Widerruf möglich?
  • allg. Problem: Wie löst man Frage nach Geltung trotz Defizite der Theorien?
    • IGH-Statut38I? - Folgefrage: wieso gilt dieses?
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10
Q

Rechtsquellen VöR

A
  • Vertrag (weiter Begriff!)
  • Gewohnheitsrecht
    • Gewohnheit (Staatenpraxis)
    • Rechtsüberzeugung (opinio iuris)
  • allg. Rechtsgrundsätze
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11
Q

Gewohnheit / Staatenpraxis
(objektives Element)

A

= Akte der Staatsorgane, die für die Aussenbeziehungen zuständig sind und damit den Staat repräsentieren (auch Entscheidungen nationaler Gerichte)

  • allgemein (Subjekt/Teilnehmer)
    • „Quasi-Universalität“; Praxis ist aber recht grosszügig: es müssen nicht alle Staaten mitmachen (Minderheit von Staaten in isolierter Position)
    • Wichtig, dass die von Materie betroffenen Staaten die Übung mittragen
    • widerspruchslose Duldung genügt
      • Diggelmann = Subjektsdimension
      • Dulden = Annahme ?
        → gem. common-sense = JA
  • einheitlich (Inhalt)
    • im Allgemeinen keine abweichenden Akte (sonst als VöR-Bruch sanktioniert)
  • dauernd (Zeit)
    • keine absoluten Werte; gewisse Zeitdauer
    • heute raschere Bildung durch engere Kontakte der Staaten
    • einmaliges Verhalten?
    • kurze Ausübung = Praxis?
      → Nordsee-Kontinentalsockelfälle (3) = grds. JA
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12
Q

Nordsee-Kontinentalsockelfälle (3)

A

SV:

  • Dänemark und NL sind Parteien über das Genfer Abkommen über den Festlandsockel
  • DE hat nur unterzeichnet aber nicht ratifiziert
  • Abkommen wendet für seitliche Abgrenzung das sog. Äquidistanzprinzip vor (6 II)
  • Dänemark und NL bringen vor, es sei nun sowieso Völkergewohnheitsrecht

IGH:

  • setzt hohe Schwelle für Völkergewohnheitsrecht
    • vorliegend ist Äquidistanzmethode eine von vielen anerkannten Lösungen
    • nur 34 Staaten haben Abkommen ratifiziert, zwar kann bei den anderen nicht von Ablehnung gesprochen werden, dennoch ist Vorsicht geboten
    • zudem sind erst 5 Jahre seit Inkraftsetzung vergangen
  • opinio iuris verneint
    Staaten haben kaum das Gefühl das Äquidistanzprinzip sei eine rechtliche Pflicht
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13
Q

Rechtsüberzeugung / opinio iuris
(subjektives Element)

A

= Überzeugung von Staaten, zu einem Verhalten rechtlich verpflichtet zu sein

Nachweis via effektives Verhalten von Staaten:

  1. Ausbleiben von Protest = Überzeugung?
    → Lotus-Fall (4) = Nein
  2. persistent objector gebunden?
    → Fischerei-Fall (5) = Nein
  3. Bedeutung von Erklärungen internationaler Konferenzen
    → Nicaragua-Fall (7) = Indizien für die Existenz eines Rechtsbindungswillens

⇒ entscheidend sind die Umstände der Annahme

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14
Q

Nicaragua-Gutachten des IGH (7, s. auch 37-40)

(Völkergewohnheitsrecht: opinio iuris)

A

SV:

  • USA unterstützen Contras (Rebellen) in Nicaragua
  • Nicaragua klagt vor dem IGH (Verletzung Gewalt-/
    Interventionsverbot) und verlangt vorsorgliche Massnahmen

IGH:

  • gem. USA gäbe es ein gewohnheitsrechtlich begründetes Recht auf Selbstverteidigung
  • dies, wegen einschlägigen Resolutionen der UNO-GV
  • diese sind nicht verbindlich; daher stellt sich vor IGH die Frage; ob solche Indizien für VGR seien
  • IGH bejahte Indizienstatus
  • insb. Gewaltverbot anhand “Friendly Relations Declaration” interpretiert
  • so etablierten sich Resolutionen des Sicherheitsrats über längere Zeit als „soft law“-Grundsätze
  • im Nicaragua-Fall: “Friendly Relations Declaration” → beschreibt Gewaltverbot und wird nun zur Auslegung beigezogen
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15
Q

Derogierendes Völkergewohnheitsrecht

A

= Aufhebung und Änderung von Gewohnheitsrecht

Voraussetzungen:

  • Wegfallen einer Übung (desuetudo) oder der Rechtsüberzeugung
  • Voraussetzungen müssen dauerhaft, einheitlich und verbreitet erfüllt sein
  • dauernde Verletzung einer Regel genügt nicht
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16
Q

allg. Rechtsgrundsätze

A

= Prinzipien, die allen/den meisten RO gemeinsam sind; fundamentale Regeln, mit wichtiger Rolle bei der Lückenfüllung (und Auslegung)

  • «Allgemein»: weitgehende Gleichartigkeit in den nationalen Rechtsordnungen
  • «Grundlegend»: nicht bloss technische Regeln
  • «Kulturvölker»: alle souveränen Staaten
  • gewisse Unsicherheit, was alles Teil davon!

Funktion: subsidiäre Rechtsquelle

  • Lückenfüllung
  • Auslegungshilfe

Bsp. in IGH-Statut 38 Ic

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17
Q

Hierarchie der Rechtsquellen des VöR?

A

Nein!

  • wichtige Kollisionsregeln:
    • posterior vs. priori
    • specialis vs. generali

≠ Frage bzgl. ius cogens/dispositivum

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18
Q

VöR vs. innerstaatliches Recht

A

Dualismus/Monismus ≠ wie Frage nach unmittelbarer Anwendbarkeit

  • Rangfrage in CH?
    • Beantwortung “teilweise” (in BV)
    • grds. ungeklärtes Verhältnis
      1. Schubert (per Gesetz bewusste Abweichung möglich)
      2. PKK (Prüfung BG durch BGer auf EMRK-Konformität)
      3. insb. EMRK vs. Verfassungsrecht (unklar)
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19
Q

Völkerrechtssubjekt

A

= Völkerrechtssubjekte sind Träger von völkerrechtlichen Rechten und Pflichten

Meist können Völkerrechtssubjekte eigene Rechte auf völkerrechtlicher Ebene geltend machen

s. Bernadotte-Gutachten (9)

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20
Q

Verhältnis vr RF und HF

A
  • HF: Fähigkeit, Rechte und Pflichten wahrzunehmen
  • Verlust der HF bedeutet kein Verlust der RF
    z.B.: FR während 2. WK
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21
Q

Attribute der VöR-Subjektivität

A
  • geboren vs. gekoren (Entstehung)
  • unbeschränkt vs. partiell (inhaltliche Wirkung)
  • allgemein vs. partikulär (Anerkennung)
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22
Q

unterschiedliche VöR-Subjekte

A

s. Skript (S. 21 ff.)

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23
Q

Was ist ein Staat im VöR?

VSS für ein Stat

A
  1. Staatsvolk
  2. Staatsgebiet
  3. Staatsgewalt

Konvention von Montevideo über Rechte und Pflichten von Staaten: von 18 Staaten ratifiziert, aber Völkergewohnheitsrecht

  1. capacity to enter into relations with other states
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24
Q

Staatsvolk

A

= “auf Dauer angelegter Personenverband, der durch gemeinsame Herrschafts- und Rechtsordnung verbunden ist”

  • Volk i.S. der Staatsangehörigen (Personalhoheit)
  • diplomatischer Schutz des Staates für Staatsangehörige (“genuine link”-Erfordernis)
  • Volk i.S. der Bevölkerung eines Gebietes (Territorialhoheit)
  • religiöse/ethnische/kulturelle Homogenität nicht erforderlich (Minderheitenschutz)
  • ggf. Probleme zw. Staaten durch Zugriffsambitionen auf Staatsvolk
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25
Q

Staatsangehörigkeit?

A
  1. Wie Staaten ihr Bürgerrecht vergeben ist eine rein nationale Frage
  2. ABER: VR verlangt nicht nur Pass (formelle Zugehörigkeit), sondern einen “genuine link” (also echte Beziehung zum Staat

s. Nottebohm-Fall (10), Barcelona Traction-Fall (11)

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26
Q

Staatsgebiet

A

= “Erdoberfläche, darüber liegende Luftsäule, darunter liegendes Erdreich sowie Küstenstreifen bis zwölf Seemeilen”

  • Beurteilungszeitpunkt: Völkerrecht zum Erwerbszeitpunkt
  • insb. Effektivitätsprinzip
  • Streitigkeiten?
    • uti possidetis (Burkina Faso/Mali-Fall, 12)
    • acquiescence (Preah Vihear, 13)
  • Gebietserwerbsarten
    • Annexion (UNO-Charta 2 IV)
    • Okkupation (vorher: terra nullius)
    • Zession (vertragliche Abtretung)
    • Ersitzung:
      • effektive
      • friedliche
      • dauernde
      • unangefochtene Herrschaft
    • Sezession (einseitige Ablösung, umstritten)
    • Adjudikation (Zuweisung durch internationales Gericht
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27
Q

Effektivitätsprinzip

A

= massgebend für Beurteilung der Staatenqualität sind einzig die tatsächlichen Umstände

  • erfolgt vorzeitige Anerkennung eines Staates – also bevor sämtliche VSS der Staatlichkeit vorliegen – dann vr-widrig und keine Rechtswirkung
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28
Q

uti possidetis / acquiescence-Grundsatz

Burkina Faso/Mali-Fall, 12; Preah Vihear Tempel, 13

A
  • uti possidetis = “wie ihr besitzt”
    → Übernahme bereits anerkannter Grenzen; effektiver Besitz als Ausdruck der Souveränität; dadurch Friedenssicherung und Stabilitätsförderung
  • Acquiescence-Grundsatz = qualifiziertes Schweigen
    → Staaten können nicht Protesmöglichkeiten ungenutzt verstreichen lassen und im Nachhinein plötzlich protestieren
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29
Q

Staatsgewalt

A

INNEN/AUSSEN

  • Innen: Ordnungsaufgaben
  • Aussen: HF als VR-Subjekt (= rechtlich unabhängiges Handeln)

EFFEKTIVITÄT

  • Wirksamkeit der Staatsgewalt entscheidend, nicht Legimität (s. Las Palmas-Fall)
  • Verfassungsblindheit des VR

Anerkennung?

  • von Staaten: grds. deklaratorisch, allerdings faktisch zentral für aussenpolitisches Handeln
  • von Regierungen:
    • grds. mit derjenigen von Staaten
    • etablierte Regierungen anerkennen für Stabilität (bei mehreren Gruppierungen)
    • Gefahr vor Verletzung des Interventionsverbots (sofern Opposition anerkannt)
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30
Q

Wichtigste Folgen von “Staatlichkeit”

A
  • Schutz vor Aggression (Gewaltverbot)
  • Schutz vor fremden Hoheitsakten (Gebietsausschliesslichkeit)
  • Durchfahrt von Küstengewässern
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31
Q

fremde Zuständigkeit?

und: Hierarchie bei “mehreren” Zuständigkeiten?

A
  • Gefahr vor VöR-Verletzungen
  • unterschiedliche Arten von Zuständigkeiten (prescribe, adjudicate, execute)
    • Regulierungsambitionen eigener Gesetze (Normierung v. SV im Ausland) ausdehnbar, sofern genügender Anknüpfungspunkt besteht (Achtung: Justizimperialismus)
  • mehrere Zuständigkeiten?
    • keine Hierarchie der Anknüpfungspunkte, am ehesten Territorialitätsprinzip (oder bspw. Interessenabwägung)
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32
Q

Staatsgewalt vs. Souveränität

A

Souveränität = Fähigkeit zur Durchsetzung der Staatsgewalt

Souveränität ist Komponente der Staatsgewalt

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33
Q

Staatennachfolge

A

Identität:

  • „Kontinuitätsgrundsatz“
  • Staat besteht trotz Wandlungen als gleiches VR-Subjekt weiter
  • Verträge gelten weiterhin

Staatennachfolge:

  • Neugründung
  • Loslösung vom Mutterland
    • mit Zustimmung: Separation
    • ohne Zustimmung: Sezession
  • Fusion: Zusammenschluss mehrerer Staaten zu Neuem
  • Inkorporation: Beitritt eines Staates zu Anderem
  • Dismembration: Zerfallen eines bestehenden Staates (schwierige Abgrenzung zu Sezession)
  • Dekolonisation als Anwendungsfall des Selbstbestimmungsrechts der Völker

Untergang:

  • dauerhafter Wegfall eines der drei Elemente
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34
Q

Probleme der Staatennachfolge

A
  • Nachfolge in Verträgen
    “clean slate”-Prinzip ggf. problematisch
    (ausser für gebietsbezogene Verträge oder Menschenrechtsabkommen)
  • Mitgliedschaft in int. Org.
    keine automatische Mitgliedschaft
  • Vermögen/Schulden
    • kaum Gewohnheitsrecht
    • Regelung meist in Richtung “burden and benefits”
      = angemessener Schuldenübergang
35
Q

Chagos-Inseln
Mauritius vs. UK

IGH, Legal Consequences of the Separation of the Chagos Archipelago from Mauritius in 1965, Advisory Opinion, I.C.J. 25 February 2019, General List No. 169.

A

SV

  • 1965: Entfernung des Chagos-Archipels aus Gebiet der Kolonie Mauritius (insb. zwangsweise Umsiedlung); quasi während sich Mauritius auf Unabhängigkeit vorbereitete
  • 1968: Mauritius erlangt Unabhängigkeit

IGH:

  • es gilt: Selbstbestimmungsrecht ehemaliger Kolonien
  • falls damals Kolonialbehörde unfrei entscheid ⇒ vr-widriger Vertrag
  • Dekolonialisierung der ehem. Kolonie Mauritius wurde nicht vollständig abgeschlossen
  • Grossbritannien müsste Staatsgewalt über Chagos-Archipel an Mauritius zurückgeben
36
Q

Staatenverbindungen

Staatenbund vs. Bundesstaat

A

= “Dauerhafte Verbindung von zwei oder mehr Staaten mit zumeist gewisser organisatorischer Verfestigung “

STAATENBUND

  • Bund als eigenes VR-Subjekt
  • Mitgliedstaaten behalten VR-Subjektivität

BUNDESSTAAT

  • originäre, unbeschränkte VR-Subjektivität beim Bund
  • Gliedstaaten sind nur partielle VR-Subjekte
37
Q

Immunität

A
  • genetischer Zusammenhang zw. Souveränität und Immunität
  • Immunität als Verfahrenshindernis

= “Beschränkung der Unterwerfung unter Hoheitsgewalt eines anderen Staates, Schutz staatl. Souveränität “

Arten:

  • Staatenimmunität
    • Gewohnheitsrecht
    • “nicht Gericht sitzen”
    • s. Immunitäten-Fall (14)
  • Immunität von Staatsorganen
    • funkt.: Immunität in Ausübung der Organfunktion (andauernd)
    • pers.: “jene, die diplomatischen Verkehr tragen”, besitzen auch pers. Immunität (endet mit Amtsende)
  • keine Immunität?
    • Spionage
    • VöR-Verbrechen? (unklar)
      • Yerodia-Fall (ius cogens; 16), Pinochet-Fall (Folter; 15)
    • (Kaufmann) keine Immunität bzgl. Art. 27 des Römer Statuts
38
Q

Völkerrechtliche Verträge

Besonderheiten, Elemente, anwendbares Recht und Arten

A

= “Verbindliche Vereinbarungen zur Begründung von Rechten und Pflichten zwischen Völkerrechtssubjekten auf dem Gebiet des Völkerrechts”

Vereinbarung ⇒ Konsens

bspw. bzgl. Zuständigkeit Ihlen-Fall (22)

  • Besonderheiten:
    • Rechtsverhältnis UND Rechtsetzung
      “one size fits all”-Problematik
    • formalisiertes Verfahren
      = tendenziell grössere Bedeutung des Wortlauts
  • Elemente
    • Vereinbarung
    • Partner = VöR-Subjekte
    • unterliegen dem VöR
    • Rechtsbindungswille
  • anwendbares Recht?
    • zw. Staaten:
      sofern schriftlich = WVK
      ggf. Gewohnheitsrecht
    • zw./mit int. Org.
      via Gewohnheitsrecht ebenfalls eine “WK” (nicht genügend Ratifikationen)
    • Staatennachfolge: ebenfalls WK zu dieser Thematik
  • Arten
    • bi-/multilaterale Verträge
    • institutionelle Verträge
    • Statusverträge
    • Verfügungsverträge
    • (nicht) rechtsetzende Verträge
39
Q

Vertragsschlussverfahren

A

(O. Sondierungsgespräche = Vorverhandlungen)

  1. Prüfung Vollmachten: WVK 7 f.
  2. Verhandlung (Abschlusskompetenz!)
    • WVK 7 f.
    • BV 184 II
  3. Paraphierung
    • WVK 9: vorläufige Feststellung des Vertragstextes
  4. Unterzeichnung
    • WVK 7 I
    • WVK 18 a.: Frustrationsverbot = Staat darf kein dem vr Vertrag widersprechendes Verhalten an den Tag legen
      > Ende, sofern “vereinfachtes Verfahren”
  5. Innerstaatliches Zustimmungsverfahren:
    1. (Genehmigung)
      • BV 166 II
    2. (Evtl. Referendum)
      • BV 141 I d., 140 I b.
  6. Ratifikation
    • WVK 14 I, 16 II b.
    • BV 184 II
    • mit Austausch der Ratifikationsurkunden treten Verträge im mehrphasigem Verfahren in Kraft
  7. Inkrafttreten
    • WVK 24
    • WVK 26 f.
    • Verantwortlichkeit bei Nichterfüllung
  8. Publikation
    • WVK 80
40
Q

Rechtswirkung von völkerrechtlichen Verträgen

A
  • WVK 26: Pacta sunt servanda
  • WVK 27: Vorrang vor innerstaatlichem Recht
    • unabhängig der innerstaatlichen Regelung
    • unabhängig der innerstaatlichen Kompetenzverteilung
  • WVK 29: Räumlicher Geltungsbereich entspricht dem gesamten Hoheitsgebiet
  • WVK 34: Bindung nur der Vertragsparteien
  • WVK 30: Konkurrenz verschiedener Vertragsbestimmungen zum gleichen Thema und zwischen den gleichen Parteien
    • lex specialis-Regel
    • jüngerer Vertrag geht vor (Sachgebiet und Parteien stimmen überein)
    • Vorrang der UNO-Charta (Art. 103)
  • Anwendbarkeit von Verträgen
    • ratione materiae
      • Untrennbarkeit (WVK 44); ggf. Ausnahmen
    • ratione temporis
      • Gebot der Nichtrückwirkung
      • ggf. Ausnahmen (WVK 28, 30II/III, 57, 58, 59I, 60, 65, 68)
    • ratione personae
      • self-executing
      • derjenige Vertrag, dem
        beide Staaten als Parteien angehören, regelt gegenseitige Rechte und Pflichten
    • fehlt Anwendbarkeit: ggf. Vertragsnormen = Gewohnheitsrecht
  • WVK 39 ff.: Änderung
  • WVK 53: Zwingendes Völkerrecht
    • Gewaltverbot, Sklavereiverbot, Piraterieverbot
    • str.: Verbrechen gegen Menschlichkeit, menschenrechtliche Kerngehalte, …
41
Q

Vorbehalte bei völkerrechtlichen Verträgen

WVK 2 I d.

A

= “einseitige Erklärung bei der Ratifikation oder beim Beitritt, wonach ein Staat sich von gewissen Pflichten ausschliesst bzw. diese reduziert”

grds. Vorbehaltsfreundlichkeit des VöR

Ausnahmen (WVK 19)

  • durch Vertrag verboten
  • mit Ziel/Zweck des Vertrages unvereinbar

Annahme (WVK 20)

  • ausdrücklich/stillschweigend
  • ggf. nicht nötig (offene vs. geschlossene Veträge)

Wirkung (WVK 21I lit. b)

  • Reziprozitätsgrundsatz = “Vorbehalte wirken auch ggü. mir selbst”
  • bspw. Loans-Fall (18)

bei Annahme bzw. Stillschweigen

  • Vertrag als Ganzes in Kraft (WVK 20 IV a.)
  • einzelne Vertragsbestimmung modifiziert (Vertrag gilt für beide Parteien in abgeänderter Form, WVK 21 I a./b.)

bei Einspuch (gegen unzulässige Vorbehalte möglich)

  • Vertrag tritt in Kraft (WVK 20 IV b.)
  • vom Vorbehalt betroffener Artikel wird zwischen betr. Staaten nicht angewendet (WVK 21 III)

ABGRENZUNG

  • insb. zu auslegender Erklärung = Interpretationserklärung
  • häufig tarnen Staaten Vorbehalte als auslegende Erklärung
42
Q

Vertragsänderungen (VöR-Verträge) möglich?

A

Ja (WVK 39 ff.)

  • Revision
  • Änderung
  • Modifikation
43
Q

Auslegung von völkerrechtlichen Verträgen

A
  • Regeln gem. WVK 31 ff.
  • Grundsatz der Selbstauslegung
    • d.h. Parteien legen selbst aus
    • auch zentrale Auslegung vor (Schieds-)Gericht ist möglich
  • Grundregel: gem. Treu und Glauben
    • Wortlaut (I) => objektiver Wortsinn; insb. “ordinary meaning” (WVK 31I)
    • mehrere Sprachen? -> Gleichrangigkeit der “massgeblichen Sprachen” (WVK 33I)
  • weitere Regeln?
    • Zusammenhang (II) (WVK 31II) = systematische Auslegung
    • andere Rechtssätze zw. den Parteien
    • jede spätere Übereinkunft/Übung und jeder zwischen den Vertragsparteien anwendbare Völkerrechtssatz (III a.-c.) = Spezialfall der systematischen Auslegung, Harmonisierung des VöR
    • Ziel und Zweck (I) ⇒ „effet utile“ = teleologische Auslegung
  • ergänzend: Entstehungsgeschichte (32) “travaux préparatoires“
44
Q

effet utile (WVK 31 I)

A

= authentische Interpretation

  • Ziel und Zweck massgebend
  • Achtung: Auslegung als „living instrument“ also keine historische Auslegung, sondern gemäss aktuellen sozialen/wirtschaftlichen Bedingungen
45
Q

Ungültigkeit von völkerrechtlichen Verträgen (WVK 51 ff.)

A
  • Zwang gegen einen Staatenvertreter (WVK 51, s. Fall 21)
  • Zwang gegen einen Staat (WVK 52, s. Fall 20)
  • Verstoss gegen ius cogens (WVK 53)
    • Problem: unscharfer Begriff
  • RF: Nichtigkeit

NB: enger Gewaltbegriff, wirtschaftliche Gewalt reicht bspw. nicht aus

46
Q

Anfechtbarkeit von völkerrechtlichen Verträgen (WVK 46 ff.)

A

= bei Mängel minderen Grades

v.a.:

  • offensichtliche Verletzung grundlegender innerstaatlicher Kompetenznormen (WVK 46), sofern:
    • grundlegende Norm
    • Offenkundigkeit
  • Irrtum (WVK 48)
  • Betrug und Täuschung (WVK 49)
47
Q

Haftung

A

Staatenverantwortlichkeit

  • Pendant: zivilrechtliche Haftung (innerstaatlich)
  • Gedanke: Ausgleich
  • eig. zu enger Begriff; eher “VöR-Verantwortlichkeit”
  • “Rechtsquelle”: DARS
    • durch Praxis von soft law zu VGR geworden
    • wieso keine “richtige Konvention”?
      (“Zustimmungsfähiges”, Vorgeschichte, Reputation)
  • insb. ein allgemeiner Rechtsgrundsatz (“Schäden müssen ausgeglichen werden”)

andere Arten der Verantwortlichkeit

  • VöR-Strafrecht
  • Gedanke: Sühne, Opfergerechtigkeit/Prävention
  • Quellen: Statuten/Praxis int. Strafgerichte
48
Q

Staatenverantwortlichkeit (VSS)

A
  1. TB
    • VöR verletzendes Tun/Unterlassen
    • Zurechenbarkeit zu Staat/anderes VöR-Subjekt
  2. keine RF
  3. weder Schaden (klar) noch Verschulden (h.M.)
    → keine explizite Regelung durch DARS
49
Q

VSS der Verantwortlichkeit: Zurechenbarkeit

A
  • Staatsorgan (DARS 4) / de facto-Staatsorgan (Dars 5)
    • Handeln von Organen ultra vires (Dars 7)
    • Private: spez. Zurechnungsgrund nötig
  • öff. Funktionen ausübend (Dars 5)
  • durch Anweisung/Kontrolle eines Staates (DARS 8) = Staat muss Verhalten steuern
    ⇒ Frage: erforderlicher Kontrollgrad?
    ⇒ “effective” oder “overall” control?
    s. Nicaragua-Fall II; “effective” (37), Genozid-Fall; “complete dependence” (25), Jugoslawien-Tribunal; “overall control”
  • Staat übernimmt Verhalten Privater (DARS 11) → s. Teheraner-Geiselfall (24)
50
Q

VSS der Verantwortlichkeit: keine Rechtfertigungsgründe

A
  • Einwilligung (DARS 20)
  • Selbstverteidigung gem. UnCh 51 (DARS 21)
  • Repressalien (DARS 22) = vhm Gegenmassnahmen
  • force majeur (DARS 23) = höhere Gewalt
  • pers. Notlage / distress (DARS 24) vgl. Rainbow-Warrior-Schiedsfall II (26) = “wesentliche” Interessen v. Menschen
  • Notstand / necessity (DARS 25) vgl. Staudamm-Fall (27) = wesentliche Interessen des Staates
51
Q

Rechtsfolgen von VöR-Verletzungen

A
  • Grundidee: “wipe out all consequences”
    = allg. Rechtsprinzip
  • im Einzelnen:
    • Weiterbestehen der Verpflichtung (continued duty), (DARS 29 f.)
    • Wiedergutmachung
      • (ev.) restitution (Naturalersatz)
      • compensation (materielle Schäden)
      • satisfaction (imaterielle Schäden)
52
Q

Entstehung des Rechts der diplomatischen Beziehungen (WÜD, WÜK)

tragende Idee, Funktionen

A

tragende Idee: Gewährleistung der Funktionsfähigkeit des internationalen Verkehrs (inkl. Vermeidung von Störungen desselben)

  • “grosses Ganzes” soll durch kleine Probleme nicht gefährdet werden
  • Langzeitnutzen infolge Verlässlichkeit der Regeln
  • instruktiv Mendoza-Fall
  • Sanktionierung via Ausweisung ⇒ persona non grata
  • Verzicht auf strafrechtliche Belangung ⇒ diplomatische Immunität

Funktion: Informationsbeschaffung

  • bereits seit 15. Jh. (Friedenssicherungsabsicht)
  • heute Konkurrenzierung durch andere Akteure

Repräsentation

  • Vertrauensaufbau
  • Krisenfestigkeit von Beziehungen gewährleisten

Schutzfunktion

  • diplomatischer/konsularischer Schutz
53
Q

Unterscheide diplomatische und konsularische Beziehungen

A

Diplomaten:

  • nehmen Interessen des Entsendestaates bei den obersten Organen des Empfangsstaates wahr
  • WÜD = self-contained regime
  • in kleinen Ländern Übernahme konsularischer Funktionen

Konsulate:

  • Förderung wirtschaftliche Verkehrs / kulturelle und wissenschaftliche Angelegenheiten / Verwaltungsfunktionen
  • reduzierte (aus der Funktion ergebende) Immunität
  • WÜK

vgl. LaGrand-Fall (2, 30); Avena-Fall (31)

54
Q

Vorgehen: diplomatische Beziehungen aufnehmen/abbrechen

A
  • vertragliche Grundlage (= freiwillig)
  • aktives/passives Gesandschaftsrecht
    (= entsenden/empfangen)
  • Abbruch?
    • keine Begründung nötig
    • grds. minder “scharfe” Mittel; bspw. Schutzmacht (≠ gute Dienste)
  • Schutz der Mission auch nach Abbruch
    (= Wiederaufnahme gewährleisten!)
55
Q

Missionszusammensetzung

A
  • diplomatisches Personal: Missionschef (WÜD 14;
    Agrément, WÜD 4) u. weitere Diplomaten
  • Verwaltungspersonal
  • technisches Personal
  • Dienstpersonal (oft aus Empfangsstaat)

Beeinflussung durch Empfangsstaat?

  • Verweigerung Agrément (WÜD 4)
  • Erklärung zur persona non grata (WÜD 9) = einzige “Sanktionsmöglichkeit” ⇒ self-contained regime!
  • keine Zustimmung (WÜD 8)
56
Q

Vorrechte, Immunitäten, Befreiungen (Diplomatie)

A

= dienen alle der Erfüllung der Missionszwecke; grds. immer Respektierung der Gesetze, aber Missbrauch leider Realität

Vorrechte:

  • zentral: Unverletzlichkeit (WÜD 29)
    Schutz vor Zwangsmassnahmen; Unterkunft/ Korrespondenz/ Dokumente davon eingeschlossen
  • in flagranti = Hinderung vor weiteren strafbaren Handlungen zulässig

Immunitäten (≠ Vorrechte!):

  • insb. WÜD 31 (Schutz vor gerichtlicher Belangung)
  • volle straf- weitgehende zivil- und verwaltungsrechtliche Immunität
  • dienstliche Handlungen andauernd (nicht so bei privaten Handlungen), (WÜD 39II)
  • Verzicht nur durch Entsendestaat möglich (WÜD 32)

Befreiungen:

  • Steuern, Zölle, Abgaben (WÜD 33 ff.)
57
Q

weitere Regeln zur Diplomatie

A

Unverletzlichkeit des Missionsgebäudes (WÜD 22)

  • Staatsgebiet des Empfängerstaats
  • kein Betreten ohne Genehmigung
  • Schutzpflicht!
    • Demonstrationen ggf. zulässig (Würde d. Mission)
    • auch Einrichtungen (WÜD 24)/Beförderungsmittel davon erfasst
    • Humanitäres Asyl bzgl. Gefährdung von Leib/Leben (wohl VGR), s. Mindszenty-Fall (33)
    • diplomatisches Asyl? (in Lateinamerika als VGR, ansonsten nicht anerkannt; vgl. Assange-Fall)

Verkehrs-/Kommunikationsfreiheit

  • Reise-/Bewegungsfreiheit (WÜD 26), einschränkbar! (nationale Sicherheit)
  • amtliche Korrespondenz unverletzlich (WÜD 27 III) ⇒ Praxis: Illusion
  • dipl. Kuriergepäck (so gekennzeichnet!) unverletzlich (WÜD 27III), vgl. Dikko-Fall (34) ⇒ Notstand (DARS 25) kein Grund
  • Diplomatengepäck sofern triftige Gründe + Anwesenheit = kontrollierbar (WÜD 36II)
58
Q

Arten von Staatenverbindungen

A

Kriterium: Formalität/Dauer

Staatenkonferenz

  • punktuelle Verbindung
  • teilw. verbindliches Abschlussdokument/-erklärung
  • z.B. Umweltkonferenzen

informelle (nicht bindend) Staatenzusammenschlüsse

  • politische Koordination
  • auf Dauer angelegt
  • z.B. G7, G20

Verwaltungsunion

  • beschränkte Verwaltungsaufgaben
  • dauerhaft
  • rechtlich geprägt
  • geringe Institutionalisierung
  • z.B. int. Bodenseekonferenz

int. Org.

  • dauerhafter, rechtlich geprägter Zusammenschluss
  • ev. VöR-Subjekt, vgl. Bernadotte-Gutachten (9)
  • z.B. WTO, UNESCO

supranat. Org.

  • noch intensivere Verbindung als int. Org.
  • fliessender Übergang
  • z.B. EU
59
Q

Merkmale int. vs. supranat. Organisationen

A

int. Org.:

  • vertragliche Grundlage (= VöR-V)
  • auf Dauer angelegter rechtlicher Zusammenschluss
  • Rechspersönlichkeit
  • Mitglieder = Staaten
  • mind. 1 Organ
  • eigenständige Aufgabenwahrnehmung

supranat. Org.:

  • Organe handeln (formell) ohne Weisungsbefugnis von MS
  • Mehrheitsprinzip für gew. Beschlüsse (nicht rein Konsensprinzip)
  • keine Umsetzungsgesetzgebung
  • erhebliche Kompetenzenfülle
  • (finanzielle Unabhängigkeit?)
  • (obl. Gerichtsbarkeit?)
60
Q

UNO

A
  • wichtigste int. Org.→ Org. für koll. Sicherheit
  • Grundlage: UNCh
  • Staaten als Mitglieder
  • pol. Nachfolgerin des VB
    wichtigste Neuerungen: Gewaltverbot; Zwangsmassnahmen (UNCh VII)
  • Aufgaben:
    • Friedenswahrung (wichtigste Aufgabe!)
      • Verhinderung WWIII
      • eigenes Organ hierzu
      • “Peacekeeping”-Praxis
    • int. Zusammenarbeit
    • ökon. Fortschritt
    • soz. Fortschritt
61
Q

Hauptorgane der UNO

A

GV (Art. 9 ff. UNCh)

  • keine verbindlichen Handlungen (Diskussion, Resolution)
  • eine Stimme/Staat
  • Unterorgane: ILC, Menschenrechtsrat

Sicherheitsrat (Art. 23 ff. UNCh)

  • 15 Mitglieder
  • Diskussion aber auch verbindliche Resolutionen
  • 9 für Entscheid (qual. Mehr)
  • Veto der P5

IGH (Art. 92 ff. UNCh)

  • Rechtsstreit zw. Staaten
  • Gutachten
  • keine obligatorische Gerichtsbarkeit

Sekretariat (Art. 97 ff. UNCh)

  • “Welt-Moderator”
  • v.a. Vermittlungen

Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC, Art. 61 ff. UNCh)

  • Unterstützung der GV

Treuhandrat (Art. 75 ff. UNCh, Tätigkeit 1994 eingestellt)

“UN-family”:

  • weitere durch Kooperationsabkommen verbundene Org.
  • Sonderorg./specialized agencies
  • z.B. WHO, UNESCO
62
Q

weitere wichtige int. Organisationen (hier nur Schlüsselorganisationen)

A

WTO

  • 1995
  • Ablösung des GATT
  • 164 Mitglieder
  • Liberarisierung des int. Handels
  • Grundidee: Abbau von Handelshemmnissen
  • dadurch auch Frieden und Wohlstand
  • via: Abbau Zölle, Regeln zur Nichtdiskriminierung, Subventionen, öff. Beschaffungswesen
  • → 30 Abkommen
  • gerichtsähnlicher Streitbeilegungsmechanismus

IWF

  • 1944 (“1” von Bretton Woods)
  • 190 MS
  • Grundidee: Währungsstabilität, Vermeidung ruinöser Abwertungen, Kreditgewährung (bei ökon. Schwierigkeiten; oft via Auflagen - Kritik bzgl. Demokratie)

Weltbank

  • 1944 (“2” von Bretton Woods)
  • 189 MS
  • Vergabe langfristiger Kredite an Entwicklungsländer und ärmste Länder (IBRD, IDA)
  • WB-Gruppe = 5 Org. mit eigener VöR-Subjektivität
63
Q

G20 und OECD

A

G20:

  • informeller Zusammenschluss (insb. Finanzminister, Zentralbankchefs)
  • Repräsentation v. 90% des globalen BIP; 80% des Welthandels, 2/3 Weltbevölkerung
  • urspr. Politikabstimmung, seither Ausdehnung auf weitere Themen (Gesundheit, Klima, Energie)
  • grds. Ablösung der G7
  • bessere Reaktionsfähigkeit als starre Staatenverbindungen / unflexible int. Org. (?)
  • Kritik: Intransparenz, fehlende demokratische Legitimation

OECD:

  • int. Org.
  • 38 MS
  • Ziele: Förderung Wirtschaft, Erhöhung Wohlstand, Ausweitung Welthandel
  • Sanktionen via Rufschädigung (soft-law)
64
Q

friedliche Streitbeilegung

A
  • Pflicht zur friedlichen Streitbeilegung
  • UNCh2 Ziff. 3, insb. Kap. VI
  • zwei Arten:
    • diplomatisch-politisch
    • rechtlich-justizförmig
  • Differenzierungskriterien:
    1. Natur des Streits,
    2. Grundlage der Lösung,
    3. Einbezug Dritter,
    4. Verbindlichkeit der Lösung
  • freie Kombinierbarkeit der Mittel, z.T. Kaskade (damit auch diffuse Ordnung)
65
Q

Arten der friedlichen Streitbeilegung

diplomatisch-politisch

A
  • namentlich UNCh 33I
  • grössere Flexibilität
  • Verhandlung = direkter Kontakt zw. Parteien
  • Untersuchung = Prüfung des SV durch neutralen Dritten (UNCh 34)
  • Vermittlung = Unterstützung durch am Streit unbeteiligte Dritte , weniger aktive Rolle des Dritten als beim Vergleich
  • gute Dienste = Vermittlungsversuch mit weniger aktiven Rolle des Vermittlers (Ziel sind Direktgespräche; bspw. Infrastruktur bereitstellen)
  • Vergleich = Kombo von Untersuchung und Vermittlung (gerade in Umwelt-VöR)
  • rest. s. UNCh 33
66
Q

Arten der friedlichen Streitbeilegung

rechtlich-justizförmig

A

Schiedsgerichtsbarkeit

  • grosser Parteieinfluss auf Verfahren und Richter
  • geringe Institutionalisierung
  • Vertraulichkeit
  • PCA seit 1907

int. Gerichtsbarkeit

  • fixe Verfahrensordnung und
    Zusammensetzung
  • ständige Einrichtungen
  • einziges nicht spez. Gericht: IGH
67
Q

vr Gerichtsbarkeit?

insb. Private?

A
  • keine “bias” durch nat. Ordnung!
  • Zustimmungserfordernis
    • Ausfluss der souveränen Gleichheit
    • nicht immer für alles ein Gericht da
    • z.T. Zustimmung durch Mitgliedschaft (z.B. WTO, Europarat)
  • Akzeptanz
    • mögl. nur Minimalstandards schützen
    • Vermeidung angreifbarer Aussagen
    • “Kompromissurteile”; denn Rückzug von Gerichtsbarkeit jederzeit möglich
  • Multikulturalität der Richterbank
    • diffuse Dogmatik
    • anspruchsvolles Prozessieren
    • grosser Einfluss durch angelsächsische Prozesskkultur
    • nötig: Justizkultur

Private als Subjekte?

  • Individuum
    • partielle Subjektivität: MR und vr Strafrecht
    • Individualbeschwerde vor EGMR
    • vor int. Straftribunalen (seit WWII)
  • TNC
    • grds. (-)
    • z.T. in Schiedsverfahren (v.a. Investitionen)
  • Unternehmen
    • in WTO-Streitbeilegung teilw. via Staat (selbst keine Parteistellung)
68
Q

Verfahren IGH

A

Arten:

  1. streitiges Verfahren: zw. Staaten
  2. Gutachtenverfahren
    • keine Rechtskraft
    • via Antrag vorgelegt
    • vgl. Fall 6 und 39

Verfahren:

  1. Zuständigkeitsprüfung
    • Sachurteil möglich?
    • Klage-VSS
    • oft als separater Beschluss
  2. Begründetheitsprüfung = materielle Prüfung
    • Verletzung von VöR?
    • RF?
      ev. Separatverfahren
    • einstweilige Massnahmen, Interventionen Dritter, Auslegung, Wiederaufnahme

Klage-VSS Zuständigkeit i.e.S

ratione personae:

  • Parteifähigkeit (= Staaten)
  • Teilnahme am Statut (bspw. UNO-Mitglieder sowieso)

ratione materiae

  • Unterwerfung unter IGH (vgl. IGH-St. 36) insb. Reziprozität
  • Kompromiss (Alt.: rügelose Einlassung forum prorogatum)
    • Unterwerfungsklausel im Vertrag
    • allg. Anerkennung IGH 34 ff.

Zulässigkeit

  • keine scharfe Trennung; Unzulässigkeit kann auch als Unzuständigkeitsgrund bewertet werden
  • berücksichtigt, sofern Einrede
  • Rechtsstreit, Rechtsschutzinteresse, keine Verjährung, res iudicata
69
Q

Interventionsverbot

UN-Charta 2 Ziff. 1, 7

VSS, Bsp., Kritik

A

= schützt Staaten vor Einmischung anderer Staaten in wirtschaftliches/kulturelles/soziales/… System und das Recht auf eigene Aussenpolitik
= Entscheidungsfreiheit

  • Völkergewohnheitsrecht, ius cogens
  • auf tiefer Stufe als Gewaltverbot
    • betrifft Einmischung, die nicht militärisch sind
    • geht um Eingriffe unterhalb der Gewaltschwelle

VSS:

  1. Einmischung eines anderen Staates in innere Angelegenheiten (domaine réservé)
    = “all diejenigen Fragen, die nicht Gegenstand des VöR sind, sondern der staatlichen Regelungsmacht vorbehalten bleiben
  2. zwangsähnliches Element (auch politisch/ökonomisch)
    - Arg.: zielgericht, geeignet um Konflikt zu beeinflussen / Kräfteverhältnisse verschieben

= Einmischung eines anderen Staates in innere Angelegenheiten, der zwangsähnliches Element zukommt

Beispiele:

  • Destabilisierung: Anstreben von “regime change”, Anerkennung von Opposition
  • Verletzung der Gebietshoheit: Eichmann, Rainbow-Warrior
  • ökon. Zwang: Handelsembargos, die sehr stark Volkswirtschaft eines Landes beeinflussen
  • militärischer Zwang: gleichzeitig auch Gewaltverbot berührt

Kritik:

  • Rückständigkeit
  • Missbrauch
  • aber: Stabilität, Verhinderung von Verwicklungen
70
Q

Völkerrechtliche Qualifikation von Cyberangriffen

A

⇒ meist handelt es sich um einen illegalen Zugriff auf Daten, um sie zu manipulieren

  • netzinterne Wirkung ⇒ Nutzung dieses Netzwerks/Dienstes wird verunmöglicht
  • netzexterne Wirkung ⇒ Effekt beschränkt sich nicht auf System
  • z.B. Raketenabwehrsystem oder kritische Infrastruktur ausgeschaltet

es ist unklar

  • ob Gewalt → bei intensiven netzexternen Wirkungen womöglich gegeben
  • oder Intervention
71
Q

Gewaltverbot

UN-Charta 2 Ziff. 4

A
  • umfassendes Gewaltverbot (aus WWII)
  • Teil des VGR (h.M.: ius cogens)
  • auch Drohung miteinbezogen

Gewaltbegriff:

  • Mindestintensität (Gesamtbeurteilung)
  • Angriff auf Territorium
  • Staat als Angreifer (Zurechnungsproblematik)
  • Androhung nur rw, wenn Ausübung der angedrohten Gewalt rw (vgl. Atomwaffengutachten II, 39)
    = d.h. einem Staat zurechenbare Gewaltausübung in Form eines Angriffs auf das Territorium eines anderen Staats

Ausnahmen:

  • Selbstverteidigung (UNCh 51)
  • Zwangsmassnahmen (UNCh, Kap. VII)
72
Q

Selbstverteidigungsrecht

UN-Charta 51

A

VSS:

  1. bewaffneter Angriff
    • keine Def. → Mindestintensität!
    • auf eigenes Territorium
    • von Staat; Private grds. möglich, (keine Zurechnung vgl. Nicaragua-Fall II, 37)
  2. Verhältnismässigkeit
  3. noch keine Massnahme des Sicherheitsrats = Subsidiarität
    • Tätigwerden zum Zweck der Friedenssicherung
    • blosse Aufforderung genügt nicht
      = verhältnismässige Verteidigung gegen einen bewaffneten Angriff eines anderen Staats auf das eigene Territorium; sofern der SR selbst noch keine Massnahmen ergriffen hat

zeitliche Grenzen

  • Verteidigung während Angriff
  • nach h.M. in engen Grenzen auch präventiv (Coraline-Kriterien); “nicht anders abwehrbarer (vs. keine Wahl der Mittel bzw. Zeit für Abwägungen), überwältigender Angriff imminent” (z.B. Sechstagekrieg, 40)
73
Q

Zwangsmassnahmen des UN-Sicherheitsrats

Kapitel VII UN-Charta

A

“Triggersituation”: (Friedensbedrohung als Schlüsselbegriff)

  • int. Destabilisierung
  • schwere innere Destabilisierung mit grenzüberschreitenden Auswirkungen / per se

Massnahmen:

  • vorläufige Massnahmen (UNCh 40)
  • nichtmilitärische Massnahmen (UNCh 41)
    • Waffenstillstand
    • Embargo
    • ad hoc-Strafgericht
    • Tendenz zu “targeted/smart sanctions”
    • Überweisung an den IStGH (Römer Statut 13 b.)
  • militärische Massnahmen (UNCh 42)
    • “all necessary means” aber trz. vhm
    • Sicherheitsrat autorisiert nationale Sicherheitskräfte, GS ist Chef
  • R2P
74
Q

Ist Sicherheitsrat an Menschenrechte gebunden?

A
  • noch ungelöst
  • UN als Institution geniesst Immunität
  • bisher nur erfolgreich: Klagen vor nationalen Gerichten gegen nationale Truppen
75
Q

Responsibility to Protect (“R2P”)

A
  • Souveränität als Verantwortung eines Staates zum Schutz der Menschenrechte der eigenen Staatsangehörigen
  • Unterstützung durch die Staatengemeinschaft?
  • gem. “E-Learning” Ermächtigung durch SR erforderlich
  • geht noch weiter als humanitäre Intervention …
  1. Sicherheitsrat ist oft blockiert - Können andere Staaten die betroffenen Staaten unterstützen bei Wahrnehmung ihrer Souveränität?
  2. Pflicht (str.), schwere Menschenrechtsverletzungen zu verhindern
    • Völkermord
    • Kriegsverbrechen
    • Verbrechen gegen die Menschlichkeit
76
Q

Humanitäre Intervention

A

= ”Militärische Intervention in einem fremden Staat zum Schutz der Opfer besonders schwerer Verletzungen von Menschenrechten”

  • Opfer besitzen nicht die Staatsangehörigkeit des eingreifenden Staates
  • Zulässig ohne Ermächtigung durch den UN-Sicherheitsrat?
    • h.L.: unzulässig ohne Ermächtigung des Sicherheitsrates
    • a.A.: zulässig als ultima ratio (vgl. Nato im Kosovo-Krieg)
77
Q

Idee des humanitären VöR?

A

“Kompromissrecht” = Ausgleich militärischer und humanitärer Anliegen

  • Gewalt soweit wie möglich eindämmen
  • Berücksichtigung des militärisch Notwendigen
  • “unnötiges Leiden” vermeiden
  • keine Reziprozität
  • kein humanitäres Maximum!
  • self-contained regime
  • zentrales Problem: keine effektive Überwachung
78
Q

Quellen des HVöR

A
  • wichtigste Quellen:
    • GK (I. - IV.) + deren ZP (I., II.)
    • HLKO
    • ausserdem = VGR
  • teilw. unterschiedliche Regeln für int./nicht-int. Konflikte
  • meiste Regeln betreffen int. bewaffnete Konflikte = Staatenkrieg
    • unklar inwiefern diese Anwendung auf den NIAC finden, teilw. via VGR (vgl. Tadic-Fall I, 41)
  • wenige Regeln bzgl. NIAC
  • nicht geregelt: Unruhen/interne Spannungen (Schutz des Einzelnen via MR) ⇒ Abgrenzung dabei; “nur” Polizei aktiv
  • unklares Verhältnis zw. HVöR und MR; Klärung via IGH
    • Atomwaffengutachten II (39); Mauergutachten (42)
    • m.M.n. grds. Exklusivität, aber z.T. auch gleichzeitige Anwendbarkeit
79
Q

Grundprinzipien des HVöR

A
  1. Begrenztheit der Mittel-/Methodenwahl (ZP I 35 I)
    • militärisch Notwendiges als Grenze ⇒ enges Verständnis!
    • Mittelverbote (ZP I 35 II); Konkretisierung durch Spezialkonventionen
    • Methodenverbote (ZP I 37 f.)
      • Schutzgut: Restvertrauen in Gegner
        ⇒ Prinzip 1 weitgehend auch in NIAC
  2. Kriegshandlungen nur gg. militärische Ziele (ZP I 48)
    • militärische Objekte und kämpfende Truppe
    • Verbot sog. “unterschiedsloser Angriffe”
    • diesbez. schwierige Abgrenzung; wird v.a. via VHM gemacht (3 Theorien)
    • Rechtsgut: Restvertrauen
    • relevant für Friedensperspektiven
    • Annäherungsversuche bez. NIAC aber grds. nur bez. IAC
  3. Kämpfe nur zw. Kombattanten (ZP I 43 f.)
    • zulässiges Töten und Getötetwerden
    • Nichtkombattanten
      • Teilnahmeverbot
      • Kriegsverbrechen bei Tötung
        in NIAC ? (Annäherung bez. Regeln - Problem: Souveränität)
80
Q

Schutz Kriegsgefangener im HVöR?

GKIII und ZPI (insb. 44II)

A
  • besonderer Rechtsstatus
    • ausgeprägte Verletzlichkeit
    • relevant für Friedensperspektive, Verhandlungen
  • müssen Rechtsordnung des Internierungsstaats beachten
  • v.a. Rechte im HVöR
    • keine Rache
    • Repressalienverbote
  • Zugang des IKRK
  • Freilassung/Heimschaffung
  • keine Kriegsgefangenen in internen Konflikten (aber faktisch Annäherung)
81
Q

Schutz Zivilbevölkerung im HVöR?

A

Gefahren für Zivilbevölkerung

  • von Kriegshandlungen ausgehend:
    • Vermeidung einer Involvierung
    • abnehmende Begrenzbarkeit (Ukraine)
    • Lösung durch intelligente Waffen (?)
  • in der Hand des Gegners:
    • bes. Schutzbedürfnis

Rechtsstatus im Einzelnen

  • Grundproblem: Diskrepanz Schutzanspruch und Realität
  • Teilnahmeverbot; andernfalls Ruhen des Status “Zivilperson” (= Strafbarkeit dennoch (+) bei Angriffen)
  • Repressalien-, Schutzschild-, Einschüchterungs-, Kollektivstrafen-, Deportations-, Ansiedlungsverbot der eigenen Bevölkerung
  • keine Unterscheidung Kombattanten/Zivilpersonen in NIAC (aber dabei ZPII bzgl. Zivilpersonen)
82
Q

vr Strafrecht?

A
  • nicht nur eine Angelegenheit der Staaten?
    • Element der Staatsaufgabe Sicherheit
    • insb. Sensibilität ggü. fremder Justiz, jeweilige kulturelle Prägung
    • jedoch Wendepunkt in NS-Zeit
      • eigener Staat verfolgt eigene Bevölkerung; entspricht nicht Sicherheit als Staatsaufgabe
      • extremes Ausmass: industrieller Massenmord
  • Besonderheiten VöR-Verbrechen
    • Makroverbrechen
    • meist mittels grosser Organisationsstruktur
    • anderes Haupttäterprofil
    • Staaten selbst als Verfolgungshindernis
    • IStGH übernimmt subsidiär für Staaten, da diese Aufgabe ggf. nur ungenügend erfüllen (IStGH-Statut 17)
83
Q

Entwicklung der int. Strafjustiz

A

Nürnberg und Tokio

  • interalliierte Militärtribunale
  • nicht nur Kriegsverbrechen als TB; auch Hintermänner sollten zur Verantwortung gezogen werden können
    Leistungen:
    • Recht > Macht
    • Bändigung von Rache, Verzichtsleistung
    • rel. faire Verfahren (auch Freisprüche)
  • Kritik:
    • Siegerjustiz
    • nulla poena sine lege
    • individuelle Strafbarkeit
    • ne bis in idem
    • Abwesenheitsurteile

Ex-Jugoslawien, Rwanda

  • keine Fortschritte im KK
  • mehr Spielraum für SR (Zwangsmassnahmen)
    • dadurch Tribunale
  • ad-hoc Gerichte
    • wiederum Siegerjustiz …
  • TB viel detaillierter (neu: Genozid; aber keine V. gg. den Frieden), auch Prozessrecht detaillierter, insb. Berufungsinstanz
  • Vorreiter für IStGH

heute

  • IStGH
  • ständig, nicht ad-hoc
  • nochmals leichte Erweiterung der TB (“Aggression”)
  • subs. Zuständigkeit; Primat der Selbstaufarbeitung (IStGH 17)
  • detailliertes Verfahren-/Beweisrecht
  • pers. Zuständigkeit (IStGH 12 ff.)
    • Überweisung SR (Sudan/Dafur)
    • Unterbreitung durch MS (DR Kongo)
    • proprio motu = Ankläger leitet von sich aus Ermittlungen ein (Kenia); nur mögl. sofern Tatortstaat den Gerichtshof anerkennt / Täter besitzt Staatsangehörigkeit eines die Gerichtsbarkeit anerkennenden Staats
  • insgesamt durchwachsene Bilanz