Völkerrecht II Flashcards

1
Q

Vorbemerkungen

Unterscheidung von Konflikten

A
  • herkömmlicher Dualismus: Staaten- und Bürgerkrieg
  • zweite Hälfte 20. Jhr.: Tendenz zu asymmetrischen Kriegen
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2
Q

asymmetrischer Krieg

A

mE: Am Krieg sind Akteure unterschiedlicher Kategorien beteiligt

Wiki: Ein asymmetrischer Krieg ist eine militärische Auseinandersetzung zwischen Parteien, die waffentechnisch, organisatorisch und strategisch stark unterschiedlich ausgerichtet sind.

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3
Q

Staatenkrieg

A
  • souveräne Staaten als Akteure
  • Krieg zw. im Prinzip Gleichen
  • typ. Ziel: Selbstverteidigung
  • (im Prinzip) klare Unterscheidung zwischen Kombattanten und Zivilbevölkerung
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4
Q

Bürgerkrieg

A
  • innerstaatlicher Krieg zwischen mind. zwei Gruppen
  • oft internationale Beteiligung (internationalisierter Bürgerkrieg)
  • Ziel: Erringen der innerstaatlichen Macht (pol. Macht), Beendigung des Kriegs

Bsp. Spanischer Bürgerkrieg 1936-1939, äthiopischer Bürgerkrieg 2020 – heute, Sudanesischer Bürgerkrieg 2023 – heute

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5
Q

Partisanenkrieg

A
  • Wesen: Defensiver Krieg, der typischerweise gegen eine Besatzungsmacht geführt wird
  • Partisanen agieren aus einer Position der Unterlegenheit heraus
  • Ziel: Schwächung des Gegners durch Anschläge/Zermürbung
    • Sieg ist nicht nötig, nur keine Niederlage
  • asymmetrischer Krieg
  • oft ao. grausam, denn gerade Grenzen zwischen Zivilbevökerung und Kombattanten verschwimmen
    • Zivile als mitlitärische Ressource
    • schwere Strafen für Zivile (bspw. bei Kooperation mit Partisanen) von Besatzungsmacht

Bsp. Partisanenkriege in Osteuropa gegen deutsche Besatzer ab 1942; die Résistance in Frankreich und Belgien; kurdische Peschmerga im Irak, “Atesh” auf der Krim

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6
Q

Terrorkrieg

A
  • Akteure: nichthierarchische Netzwerkorganisationen
  • ebenfalls aus unterlegener Position
  • offensiver asymmetrischer Krieg
  • zielt auf die psychischen - nicht physischen (Partisanenkrieg) - Ressourcen des Gegners
  • kann im eigenen/fremden Land geführt werden
  • Ziel: Weltbild durchsetzen, Angst verbreiten

Bsp. Anschläge auf frz. und amerikanische Truppen in Beirut 1983 (ca. 300 Todesopfer)

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7
Q

Guerillakrieg

A
  • Hinterhalte und Überfälle
  • zielt auf Verzettelung/physische Schädigung der überlegenen Macht
    • soll die wirtschaftlichen Grundlagen der Kriegsführung erodieren
  • war traditionell Element eines “grossen Krieges”
  • Verselbständigung in Zusammenhang mit Unabhängigkeitskriegen

Bsp. Algerienkrieg 1954-1962; Vietnamkrieg (Vietcong v. US-Truppen) 1964-1973; FARC in Kolumbien

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8
Q

Cyberkrieg

A
  • nie isoliert für sich, kombiniert mir traditioneller Kriegsführung
  • Akteure: private und staatliche
  • asymmetrische Kriegsführung
  • Schädigung des Gegners durch elektronisches Einwirken auf Computersysteme; meist nicht-physische Schäden
    • mE: Ursachen für spätere Schäden schaffen
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9
Q

Neue Kriege

A
  • kurz: Krieg / bewaffneter Konflikt als “Geschäftsmodell” bei Wegfall staatlichen Gewaltmonopols
  • gescheiterte Staatsbildung oft als Ursprung (wegen Fehlen korruptionsresistenter Eliten)
  • ökonomische Grundlage: Arbeitslosigkeit, Flüchtlingslager, humanitäre Hilfe
  • Kinder/Jugendliche: Ausschluss von Erwerbsmöglichkeit, eigene Sorglosigkeit
  • Sammelbezeichnung für im letzten Vierteljhr. auftretende Kriege
  • Staatszerfallskriege (durch Warlords geführt)
  • Krieg als kommerzielles Interesse
    • Kriegsführung auf eigene Rechnung
    • Warlords
    • Souveränität nicht als Ziel
    • fliessender Übergang zwischen Krieg und Kriminalität
    • Anschluss an die Wirtschaftskreisläufe
  • ca. 80% der Opfer sind Zivilisten
  • bewusst Gewalt gegen Zivilisten
  • dauern oft extrem lang
  • Friedensprozess statt Friedensschluss
    • Kriegsende gar nicht Ziel (mE), daher muss erst jmd. aus dem Kreislauf entfernt werden
  • Sexualisierung kriegerischer Gewalt
    - sexuelle Gewalt als Strategie
    - vs. relative Diszipliniertheit von Kombattanten in Staatenkriegen
    - Jugendliche besonders anfällig
  • Verbreitung: Ränder ehemaliger Imperien (relativer Friede in Industrieländern)

Bsp. Kriege im früheren Jugoslawien, Kriege in Afghanistan seit den 1980er-Jahren

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10
Q

Ende des Zeitalters der Staatenkriege?

A
  • Ausgangspunkt: extrem hohe Kosten
    • Technikentwicklung und Kriegskosten
    • immer grössere Verluste
    • WW als Wendepunkt
    • Interesse an Vermeidung als Folge von WWI
  • Massenvernichtungswaffen
    • riesiges Schädigungspotential
    • kaum Begrenzbarkeit
    • tendenziell Stärkung der Position des militärisch Schwächeren
    • (dadurch) partielle Entkoppelung von Drohpotential und militärischer Stärke
      - psychologische Dimension tritt hinzu
  • kulturelle Verschiebungen
    • Kapitalismus -> abnehmende Kriegsbereitschaft
    • postheroisches Zeitalter
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11
Q

Folgen der Verschiebung: Staatenkriege > neue Kriege

A
  • Zunahme kriegsfähiger Akteure
    • nicht nur Staaten
    • abnehmende Gewalteindämmung wegen abnehmender Kriegszugangshürden
  • Entdifferenzierung Kombattanten/Zivilisten
    • typischerwiese Zivilisten gerade als Ziele
  • Krieg als diffuser Dauerzustand
    • kein klarer Beginn / eindeutiges Ende
    • Entdifferenzierung Krieg/Kriminalität
  • Zunahme von Akteuren ohne eigenes Haftungssubstrat
    • nicht-staatliche Akteure (Warlords, Hackergruppierungen) welche “nichts zu verlieren” haben
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12
Q

System der kollektiven Sicherheit

Merkmale

A
  1. Angriff gegen ein Mitglied gilt als Angriff gegen alle Mitglieder
  2. Reaktion als Gemeinschaftsaufgabe
  3. im Prinzip globale Kriegsverhinderungs- bzw. Eindämmungsabsicht
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13
Q

Weitere Friedenssicherungskonzepte

im Gegensatz zu UNO-System

A
  • blosse Militärallianz / kollektive Verteidigung (zB NATO)
  • Imperien (zB Pax Romana/Britannica)
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14
Q

Wegbereiter der modernen Systeme kollektiver Sicherheit

A

Herzog von Sully: Grand Dessin (1632); Schaffung eines christlich ausgerichteten Völkervereins auf der Grundlage des Gleichgewichts der Kräfte

William Penn: An Essay towards the Present and the Future Peace: By the Establishment of an European Diet, Parliament, or Estates (1693); Einrichtung eines Parlaments oder einer Staatversammlung auf europäischer Ebene

Abbé de St. Pierre: Projet pour rendre la paix perpetuelle en Europe (1713); Vorschlag der Schaffung einer internationalen Organisation mit Zuständigkeit für den Frieden sowie eines internationalen Gerichts

Immanuel Kant: Zum Ewigen Frieden (1795); Friede ist mehr als Waffenstillstand; Republiken führen weniger Krieg, da die Betroffenen selbst entscheiden und auch die Folgen ihrer Entscheidung tragen; Notwendigkeit eines weltweiten Völkerbundes

beachte insb. jeweilige historischen Umstände

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15
Q

Versuche der Errichtung von Systemen kollektiver Sicherheit

vor 1945

A

Europäische Quadrupelallianz/Pentarchie nach 1815

  • Schaffung einer Art Direktorium, das als Wächter des Gleichgewichts der Mächte fungiert
  • Zunächst regelmässige Treffen der Grossmächte (bis 1825)

Völkerbund

  • Art. 11 Abs. 1 VBS
  • Organe: Versammlung, Rat, Sekretariat

Gründe für Scheitern:

  • partielle Gewaltächtung (Diggelmann str.)
  • Fehlen eines zentralen Sanktionierungssystems
  • fehlende Universalität
  • Konzessionen an Aggressoren
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16
Q

grds. Stärken und Schwächen

System der kollektiven Sicherheit

A

Hautpschwächen Völkerbund:

  • umfassende Gewaltächtung
  • Zentralisierung der Sanktionsgewalt
  • Universalität

Stärken:

  • Vermeidung WWIII
  • insgesamt Aggressionsverbot mehr be- als missachtet

Schwächen:

  • Charta auf Situationen der unmittelbaren Gewaltanwendung fixiert
  • UNCh 43
  • Missbrauch Vetorecht
  • nicht (mehr) universelle Akzeptanz des Gewaltmonopols
  • Uneignung bez. Bürgerkriegen / neuen Kriegen
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17
Q

SR und Kap. VII der UNCh

A

“Triggersituation”: (Friedensbedrohung als Schlüsselbegriff)

  • UNCh 39
  • zunächst: (I) konkrete int. Destabilisierung
  • danach: (II) schwere innere Destabilisierung mit signifikanten grenzüberschreitenden Auswirkungen bzw. später sogar (III) per se

insb. bereits humanitäre Situation als solche kann trigger sein (Somalia ‘92)

Massnahmen:

  • vorläufige Massnahmen (UNCh 40)
  • nichtmilitärische Massnahmen (UNCh 41)
    • Waffenstillstand, Embargo, Waffenexportverbote, ad hoc-Strafgerichte (Konfliktbewältigung)
    • Tendenz zu “targeted/smart sanctions”
    • Überweisung an den IStGH (Römer Statut 13 b.)
  • militärische Massnahmen (UNCh 42)
    • “all necessary means” aber trz. vhm
    • Sicherheitsrat autorisiert nationale Sicherheitskräfte, GS ist Chef
  • R2P

NB:

  • keine ex-post Genehmigung gem. UNCh
  • Problem: Dauer und Konkretisierung von Genehmigungen (keine Regelung in UNCh)
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18
Q

Systemschwächen (UNO) und Praxis

A

Fixierung auf unm. Gewaltanwendung:

  • Kompensation durch Peacekeeping
    - in Frühphasen v. Konflikten
    - Zustimmung der Parteien
    - Stärkung durch Kap. VII => robustes peacekeeping

unerfüllter UNCh 43:

  • sodass Autorisation nicht zu weit;
  • gesteuerte Autorisierungen (präzis, zeitl. limitiert, strenge Berichtspflichten)

Missbrauch des Veto:

  • extrakonstitutionelle Ausnahmen des Gewaltverbots
  • Situationen schwerster MR-Verletzungen (inkl. R2P)
  • Notstands-Interventionsrecht regionaler Org.?
  • Ambivalenz solcher Aufweichungen: Gefahr einer einseitigen mr-Perspektive
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19
Q

Recht auf Selbstverteidung

Entwicklung, allg. VSS

A

Selbstverteidigungsrecht bei der Schaffung der UNCh

  • Gewohnheitsrecht; in UNCh bloss deklaratorisch (?!)
  • in der Charta, um Beschneidungen zu verhindern

VSS:

  1. bewaffneter Angriff
  2. Verhältnismässigkeit
  3. noch keine Massnahme des Sicherheitsrats = Subsidiarität
20
Q

Selbstverteidigungsrecht en detail

A

= verhältnismässige Verteidigung gegen einen bewaffneten Angriff eines anderen Staats auf das eigene Territorium; sofern der SR selbst noch keine Massnahmen ergriffen hat

1. bewaffneter Angriff: entscheidend ist die subj. Wahrnehmung
- keine Def. → Mindestintensität!
- Grenzzwischenfälle erreichen nicht Intensität
- Kumulation (+/-)
- Rebellenunterstützung (-), vgl. Nicaragua
- Cyber? (+/-)
- Ziel:
- eigenes Territorium
- Truppen im Ausland, +/- bez. viele! Staatsbürger
- (Handelsschiffe, Ölplattformen)
- Angreifer: Staat (auch irreguläre Truppen, Banden?);
- Private u. Terroristen grds. möglich, (keine Zurechnung vgl. Nicaragua-Fall II, 37)
- wenn vom eigenen Territorium ausgehend? (-), s. Mauergutachten
- Beweislast: bei Verteidiger

2. Verhältnismässigkeit:
- Zweck-Mittel-Relation (mE “Schadensvergleich”)
- Notwendigkeit als Teil-VSS = Erforderlichkeit
- ex ante-Beurteilung

3. Subsidiarität:
- Tätigwerden zum Zweck der Friedenssicherung
- blosse Aufforderung genügt nicht

zeitliche Schranken:

  • Verteidigung während Angriff
  • nach h.M. in engen Grenzen auch präventives Selbstverteidigungsrecht (Coraline-Kriterien); “nicht anders abwehrbarer (vs. keine Wahl der Mittel bzw. Zeit für Abwägungen), überwältigender Angriff imminent” (z.B. Sechstagekrieg, 40)
  • pre-emptive strikes? (-)
  • spätester Zeitpunkt für Ausübung? wiederum (mE) solange andauernd; gerade krit. bei Anschlagsserien
21
Q

humanitäre Intervention

A

= ”idR Militärische Intervention in einem fremden Staat zum Schutz der Opfer besonders schwerer Verletzungen von Menschenrechten”

  • Grundgedanke: Eingriffsmöglichkeit bei schweren MR-Verletzungen
  • idR militärische Intervention
  • Herkunft: 19. Jhr., Schutz eigener Glaubensgenossen
  • Opfer besitzen nicht die Staatsangehörigkeit des eingreifenden Staates
  • vör-Zulässigkeit: Triggersituation (+), daher Kap. VII eröffnet
  • Ausnahme vom Gewaltverbot?
    • h.L.: unzulässig ohne Ermächtigung des SR
    • a.A.: zulässig als ultima ratio (vgl. Nato im Kosovo-Krieg)
22
Q

R2P

A
  • Ausgangspunkt: Passivität der int. Gemeinschaft. bei Völkermorden und ähnlichen Situationen; dadurch Unterminierung der moralischen Grundlagen des VöR
  • Bedeutung: Versuch, Grundlage für ein Eingreifen in Fällen extremer MR-Verletzungen zu verbessern
  • Grundgedanken: (I) Souveränität als Verantwortung eines Staates zum Schutz der Menschenrechte der eigenen Bevölkerung; (II) Nichtwahrnehmung führt zu Verschiebung jener auf die int. Gemeinschaft
  • genauer Konturen unklar (insb. pol. oder rechtl. Konzept?)
  • um 2000 zu einem Schlüsselbegriff geworden
  • gem. “E-Learning” Ermächtigung durch SR erforderlich
  • starke Anlehnung an den Begriff der humanitären Intervention; sollte aber noch weiter gehen (Prävention, Reaktion, Wiederaufbau)

Haupteinwände:

  • Aushöhlung der Souveränität
  • Beschränkung der P5 Recht (gerade Veto)

Schlüsselfragen:

  • was ist Trigger
  • VHM
  • welches ist die “right authority”
  • Klarheit der Operationsprinzipien

Bedeutung der R2P für den SR

  • Druck auf Vetoverzicht
  • weitere Dimensionen (prevent, rebuild) oder Fokus auf das Wesentliche
23
Q

humanitäres VöR

Grundidee, Kritik

A
  • Regelungsggs.: Sonderrecht für bewaffnete Konflikte; das “Wie” (nicht “Ob”)
    - Regeln für Kriegsführung ieS (Mittel/Methoden) und Schonungspflicht Uninvolvierter
    - Regeln für den Umgang mit Kampfunfähigen/Nichtkämpfenden
  • Kerngedanke: Kompromissrecht (humanitäre vs. militärische Interessen)
    - Anerkennung der Realität des Krieges und Abmilderung der Folgen der Gewaltanwendung
    - Restvertrauen erhalten
  • Reziprozität; geringere Wirkung in unübersichtlichen, asymmetrischen Verhältnissen
  • Durchsetzung durch Staaten selbst (Ausbildung, Sensibilisierung, Disziplinierung, Strafrecht, Sozialisation)
  • Kritik:
    - implizite RF des Krieges
    - blosse Begleiterscheinung der Entgrenzung v.Konflikten
    - Nutzlosigkeit infolge fehlender Durchsetzbarkeit (inter arma enim silent leges)
24
Q

Konfliktarten, zeitl. AB des HVöR

A
  • internationale bewaffnete Konflikte
  • nicht-internationale bewaffnete Konflikte (= Bürgerkriege)
  • innere Unruhen/Spannungen
  • Unabhängigkeitskriege
  • gemischte Konflikte
  • Beginn und Ende der Anwendbarkeit: Entstehen resp. Lösen eines humanitären Problems
25
Q

einzelne Konfliktarten des HVöR

A

internationale bewaffnete Konflikte

  • keine Def. in den GK
  • Praxis: jeder Einsatz von Streitkräften gg. das Territorium eines anderen Staates (obj. Massstab!)
  • anwendbares Recht: GK I-IV, ZP I

nicht-internationale bewaffnete Konflikte (= Bürgerkriege)

  • innere (?) Angelegenheit; insb. durch R2P relativiert
    - Staaten neigen zu “Herunterspielen”, daher SR zentral(er) ??
  • Schwelle für Anwendbarkeit des HVöR schwierig zu bestimmen
    - (mögl.) Kriterien: Org.grad der Aufständischen, aussergewöhnliche (Reaktions-)Massnahmen (nicht nur Polizei) verlangt, Internsität der Gewaltanwendung, Schutzbedürfnis Betroffener
  • anwendbares Recht:
    - gem. Art. 3 der GK I-IV
    - ZP II (höheres Gewaltniveau verlangt)
    - zT vertraglich vereinbartes VöR
    - Gew.recht betrifft zusehends auch Bürgerkiege
    - Hauptunterschiede (zu int. bew. K.): kein Kombattanten- und Kriegsgefangenenstatus, keine Regeln für besetzte Gebiete

innere Unruhen/Spannungen

  • Schwelle für Bürgerkrieg nicht erreicht
  • anwendbares Recht: MR, Turku Declaration (privater Kod.versuch)

Unabhängigkeitskriege

-urspr. oft Bürgerkriege (also intern)
- jetzt: vör Anerkennung als bes. Konfliktsart; weil Sezessionsrecht best. Kolonien
- anwendbares Recht: gleich wie int. bew. K.

gemischte Konflikte

  • viele Aufständische werden von Staaten unterstützt (mannigfaltige Formen)
  • Regelfall bei Bürgerkriegen
  • Begriff: internationalisierte interne Konflikte
  • anwendbares Recht: zeitgleich zwei Regime
26
Q

Personenkategorie im HVöR

Kombattanten und Zivilpersonen

A
  • Zweck: Begrenzungsgedanke, jeweils konkrete Rechte/Pflichten
  • Grundidee: Unterscheidbarkeit zw. militärischen und nicht-militärischem Geschehen, Beschränkung der Gewaltbetroffenheit
  • Begriff Kombattant: Soldaten der Streitkräfte, nicht: Sanitäts-/Seelsorgepersonal, kämpfende Zivilpersonen
    - gilt grds. auch nicht für private Militärunternehmen (für Bewachung, Waffenunterhalt, Ausbildung, Spez.operationen), sofern nicht in Militär integriert
    - Grenzfälle: Spezialisten und Hilfspersonal, (+) sofern “militärisch wichtig”; Kriegspropaganda
    - Spezialfall: levée en masse, uU Kombattantenstatus = Überbrückungslösung
  • kein weiterer Status! (insb. jeweils gerichtl. Anklärung)
  • Konsequenzen der Zuordnung:
    - (grds.) zulässige Gewaltanwendung ohne strafrechtliche Verantwortlichkeit
    - strafrechtliche Verantwortlichkeit für die Teilnahme am bewaffneten Konflikt ?
    - Kriegsgefangenenstatus
27
Q

Personenkategorie im HVöR

geschützte und nicht geschützte Personen

A
  • geschützt: geniesst gestützt auf GK / ZP einen besonderen Schutz; nehmen nicht (mehr) an Kriegshandlungen teil
  • keine festen Kategorien geschützter Personen, s. Bsp. im Skript
28
Q

HVör und MR?

A

Gemeinsamkeiten

  • Schutz des Individuums als zentrales Anliegen
  • (zu) pauschal: HVör als Spezialgebiet des MR-Schutzes
  • teilw. Überschneidungen der Garantien

Unterschiede

  • andere Wertungsschwerpunkte: HVöR anerkennt militärische Notwendigkeit, dessen Kompromisscharakter
  • engerer sachlicher AB des HVöR: Sonderrecht für bewaffneten Konflikt =/= ausserhalb
  • weiterer sachlicher AB des HVöR: Kriegsmethoden geregelt, nicht bloss individualrechtliche Perspektive
  • ergänzender Charakter: ggü. der MR (zB Regeln betr. Flüchtlingen in besetzten Gebieten)
  • Wesen (HVöR): aktives Handeln (vs. bloss Verhalten unterlassen)

gleichzeitige Anwendbarkeit?

  • Kumulation mögl.
  • teilw. HVöR als lex specialis

menschenrechtlicher Charaker des HVöR

  • Repressalienverbote
  • höchstens bez. Waffenverbote noch denkbar

Suspension HVöR-Verträge?
- Nein (WVK 60 V), bloss Kündigung

29
Q

Schritte des Kodifizierungsschubs ab der zweiten Hälfte des 19. Jh.

A

Lieber Code (1863)

  • Zusammenstellung wichtiger Kriegsführungsregeln (Hintergrund: amerikanischer Bürgerkrieg)
  • Vorbild für milit. Handbücher

Genfer Konvention (1864)

  • Neutralisierung der Lazarette (Hauptanliegen)
  • rasche, breite Ratifizierung
  • Revision 1906

Deklaration von St. Petersburg (1868)

  • Schwächung des Feindes als einziges legitimes Kriegsziel (Beschränkung der Mittel/Methoden, zB Explosivgeschosse)
  • Ausschluss eines totalen Krieges

Agreement on the Laws and Customs of the War (1874)

  • sog. Brüsseler Konferenz/Deklaration
  • Kriegsführungsregeln (Hintergrund: spanischer Bürgerkrieg)
  • unverbindlich!

“Oxford Manual”: The Laws of War on Land (1880)

  • privater Entwurf (durch entstehende VöR-Wissenschaft)
  • Regeln für die Landkriegsführung

Haager Konventionen (1899, 1907)

  • Regelung va für die Landkriegsführung -> zentral: Begrenzung durch Formalisierung (mE)
  • grössenteils ungeregelt: Seekriegsführung
  • starke Abstützung auf Oxford Manual und Brüsseler Deklaration
  • Adressaten: Staaten
30
Q

Gründe für den Kodifizierungsschub des HVöR

A
  • veränderte Kriegsführung infolge der Technikentwicklung
  • hohe Opferzahlen (moderne Massenheere: Bürgerheere)
  • Fortschritts-/Zivilisationsglaube des 19. Jh.
  • allg. Kodifizierungstendenzen des 19. Jh. (vgl.??)
31
Q

Stagnation der Entwicklung des HVöR zw. 1914 und den ‘60-Jahren?

A

WWI: Bedeutung des HVöR

  • partielle Wirksamkeit (“eher GK als Haager-K”)
  • grosse Probleme: Tötung von Kriegsgefangenen, C-Waffen
  • Diggi: “serielles Töten” durch automatische Gewehre

Zwischenkriegszeit

  • Spannungsverhältnis zw. Kriegsächtung und Bemühung um weitere Regeln zur Kriegsführung
  • Forschritte bez. Ächtung von B-/C-Waffen-Einsatz
  • Schaffung der GK II bez. Frage der Kriegsgefangenen

WWII

  • Verbrechen an der Zivilbevölkerung in besetzten Gebieten
  • Ost- vs. Westfront: Sowjetunion hatte die GK nicht anerkannt
  • Städtebombardierungen

danach

  • zähe Entwicklung: ambivalentes Ansehen des HVöR
  • GK von 1949
    - Weiterentwicklung der Regeln betreffend Kriegsgefangenen
    - Verbesserung des Schutzes von Zivilpersonen
    - elementare Regeln für Bürgerkriege (Hintergrund: spanischer Bürgerkrieg)
  • verfühte Initiative des IKRK für Weiterentwicklung des HVöR in den ‘50-Jahren

weiteres Kriegsführungsrecht

  • Schutz von Kulturgütern
32
Q

HVöR ab den ‘60-Jahren

A

Wiedererwachen des Interesses am HVöR

  • Konflikte mit hohen (zT mit 70% zivilen) Opferzahlen
  • Bewusstsein für Besonderheit der Entkolonialisierungskriege (Guerillakrieg nicht Teil eines “grossen Krieges”, zahlenmässige Dominanz von Entwicklungsländern in der UNO-GV)
  • MR-Entwicklungen
    - allmähliche Entfaltung der Idee in internationalen Verträgen
    - Teheraner Resolution: Human Rights in Armed Conflicts (1968): Link zw. MR und HVöR
    - Tendenz zur Reformulierung des HVöR in menschenrechtlichen Kategorien (vgl. ZP I 75)
    - umfassendes Diskriminierungsverbot, Folterverbot
  • aktive Rolle des Roten Kreuzes (Konferenz 1965, s. XXIII vom 12.05.68)

Zusatzprotokolle von 1977

  • Konferenz in Genf von 1974-‘77
  • Schlüsselthemen: (a) besserer Schutz der Zivilbevölkerung, (b) Anpassung zentraler Begriffe (Kombattant, bewaffneter Konflikt)
  • Essenz (ZPI): Ergänzung bisheriger Regeln des internationalen bewaffneten Konflikts, Zusammenführung des sog. Genfer und Haager Rechts
  • Essenz (ZPII): elementare Regeln für nicht-internationale Konflikte
  • urspr. ging ZP II wesentlich weiter
  • Kritik der USA: Schmälerung milit. Spielräume

Weiteres Kriegsführungsrecht

  • “Biowaffenkonvention” (1972)
  • Verbot der militärischen oder sonstigen feindlichen
    Nutzung umweltverändernder Techniken (1976)
  • Verbot oder die Beschränkung des Einsatzes bestimmter konventioneller Waffen, die übermässige Leiden verursachen oder unterschiedslos wirken können (1980)
  • Konkretisierung des Verbots besonders grausamer Waffen
33
Q

HVöR nach 1989

A

Bedeutungszuwachs des HVöR

  • Praxis des SR
    - “humanitäre Situation” als Fallgruppe der Friedensbedrohung
    - Schaffung ICTY, ICTR
  • Annäherung des Rechts internationaler und nicht-internationaler Konflikte -> Ausweitung des Gewohnheitsrechts (Assimilationsthese)
  • Weiterentwicklung der MR (Durchdringung weiterer Gebiete des HVöR, “Popularisierung”)

Weiteres Kriegsführungsrecht

  • “Chemiewaffenkonvention” (1993)
  • Abkommen von Ottawa (Antipersonenminen, 1997)
  • Waffenhandelsvertrag (Arms Trade Treaty, 2013)
34
Q

Grds. der Kriegsführung

A
  • Begrenzung Mittel/Methoden
  • Unterscheidungsgebot
  • keine Bekämpfung unzulässiger Ziele
35
Q

Begrenzung Mittel/Methoden

A
  • milit. Notwendigkeit als Zulässigkeitsschranke
  • E. St. Petersburg (1868): rechtl. unverb. Erwähnung
  • LKO 22 (1907): nur Mittelbegrenzung
  • Nürnberger Tribunal: “LKO und damit Mittelbegrenzung = Gew.recht”
  • keine Mod. durch GK (1949)
  • mit ZP I 35 I beides erwähnt
  • Konkretisierung durch spez. Best. und Grds. der VHM

Mittel: zwei Konkretisierungen in ZP I 35

  • Ziff. 2: betr. Menschen, konkretisiert durch bes. Konventionen und 51 Ziff. 4 (unterschiedslos)
  • Ziff. 3: betr. Objekte, zeitl. Element sehr str.

Methoden: im Vordergrund va 2 Verbote

  • Heimtücke (ZP I 37) =/= Kriegslist (diese ist zulässig); konkretisiert durch 38 I
  • Pardon (ZP I 40)

Was gilt im nicht-int. bew. Konflikt?

  • grds. kein allg. Regelwerk
  • weder GK 3 noch ZP II enthalten expl. einen Grds. (s. aber ZP II 14 ff.)
  • aber Arg. wohl (mE?): via Assimilationsthese zu Gew.recht
36
Q

Unterscheidungsgebot

A

Grundidee und Funktion:

  • Unterscheidung v. Kombattanten und Zivilisten
  • wichtigte Pflicht des Kombattanten (Begriff: ZP I 43)
  • überhaupt VSS für Verwirklichung des Verbots der Bekämpfung unzulässiger Ziele

Guerillakriege:

  • Spezifika v. Unabhängigkeitskriegen
  • daher Regelung in ZP I 44 Ziff. 3
  • Terrorismusbegünstigung? -> “Nein, Terroristen unterscheiden sich fundamental”

interne Konflikte:

  • kein Unterscheidungsgebot
  • ZP II 13 Ziff. 3 als Surrogat (Diggi: dadurch Annäherung)
37
Q

Keine Bekämpfung unzulässiger Ziele

A
  • Grundregel: ZP I 48 = Kriegshandlungen nur gg. milit. Ziele (Personen und Objekte)
  • Begriff des milit. zulässigen Ziels: dadurch eindeutiger milit. Vorteil

Grenzfälle:

  • Kollateralschadensproblematik: zivile Opfer bei milit. Zielerreichung miteingeschlossen
  • dual use-Objekte: zivil und milit. nutzbar
  • in beiden Fällen: kein abs. Schutz, VHM entscheidend; in jüngerer Zeit immer weitere “Ausnahmen” zugelassen
  • Fallschirmspringer: Zivilisten +/- ? (Diggi: eher Nebenthema)

Was gilt in nicht-int. bew. Konflikten

  • Bürgerkriege: grds. keine Unterscheidung; aber ZP II 13 Ziff. 2 und 14 => durch weite Auslegung können Regeln angewandt werden (mE)
38
Q

Wichtigste spez. Kriegsführungsregeln

A

Mittel: ZP I 51 Ziff. 4 zur Konkretisierung des 35 Ziff. 2 (spez. Bsp. im Skript)

Methoden:

  • ZP I 51 Ziff. 2 (Terrorismusverbot); 6; 7; 54 Ziff. 1
  • angemessene Information und Warnung: ZP I 57 f.

zulässige Ziele:

  • ZP I 52 Ziff. 3; 54 Ziff. 2
  • Verbot der Politik der verbrannten Erde (Unterschied?)
  • ZP I 56
  • ZP I 59 f.: Sicherheits-/Sanitätszonen, neutrale Zonen, unverteidigte Orte, entmilit. Zonen
  • ZP I 53

Was gilt bez. internen Konflikten?

  • nicht alle Regeln auch für interne Konflikte zugeschnitten
  • teils (+) qua expl. Regelung im ZP II / Abkommen / Gew.recht
39
Q

Minimalstandard bez. alle geschützen Personen ?

A
  • Erinnerung Begriff: bes. Rechtsstatus infolge bes. Verletzlichkeit
  • ZP I 75: menschl. Behandlung (menschenrechtl. imprtägniert) “unter allen Umständen” (“geraffte MRE”)
  • ZP I 10: Unparteilichkeit, Vorbehalt: nur med. Gründe
  • ZP I 11: keine Menschenversuche (JP im WWII, Kosovo-Krieg)
40
Q

Schutz von Verwundeten, Kranken, sich Ergebenden und San.einheiten

A

anwendbares Recht:

  • GK
  • Entspezifizierung des Schutzes durch ZP I (keine Unterscheidung zw. verschiedenen Verwundeten/Kranken; medizinischen Einrichtungen)
  • ZP I 41: Verschonung “hors de combat”
  • ZP I 20: Repressalienverbot
  • ZP I 10: Schutz/Pflege
  • ZP I 32: Suchaktionen
  • NIAC?
    • selbe Pflichten, nur andere Fundtstellen
    • ZP II 7: menschl. Behandlung, Schutz/Pflege
    • ZPII 8: Suchaktionen

San.einheiten:

  • Grundgedanke: Schutz derselben ist VSS für Schutz anderer Personen
  • ZP I 12 I: unzulässiges Ziel, Verbot der Verteidigung
  • ZP I 12 IV: keine milit. Nutzung, Abschirmungsverbot, Ende des Schutzes im Falle von milit. “Operationszwecken”
  • ZP I 16 I: keine Berstrafung der med. Tätigkeit
  • ZP I 21 ff. betr. San.transporte
  • NIAC?
    • Annäherung, aber kein abs. Schutz; insb. kein bes. Status von San.-/Seelsorgepersonal
    • ZP II 9 kann aufgrund weiter Formulierung allerdings viel enthalten
    • ZP II 10
  • Schutzzeichen: Kennzeichnung von unter Schutz stehenden Personen/Objekten
41
Q

Schutz von Kriegsgefangenen in NIAC?

A
  • Grundgedanke: zentral für Friedensperspektive
  • bes. Status als Ausdruck, dass keine persönliche Verantwortlichkeit für Teilnahme besteht
  • keine Strafe (vs. Ostfront-WWII)
  • Begriff: Kombattanten in Gewalt der anderen Partei (=/= San.personal, jedoch änhlicher Status s. III. GK 33)

anwendbares Recht: III. GK und ZP I

  • ganz zentral: III. GK 5 II (vs. US “war on terrorism”)
  • Schlüsselpflicht: III. GK 13 I (menschl. Behandlung)
    - Verbot des Aussetzens in Gefahrenzonen, sondern gerade Pflicht zum Herausbringen
    - s. ZP I 43
    - Verbot der Internierung auf Schiffen/Strafanstalten
  • III. GK 69 f.: Informationen
  • III. GK 118 ff.: Freilassung (Friedensperspektive)
    - nach Ende der Feindseligkeiten
    - ungerechtfertigte Verzögerung = Kriegsverbrechen
    - gegen den Willen
    - Sonderregeln für San.personal
  • III. GK 126 IV: IKRK-Zugang
  • Pflichten der Kriegsgefangenen
    - Personalien
    - Beibehaltung der Hierarchie
    - Arbeitspflicht (Gefahr, EW)
    - Beachtung der RO
42
Q

Schutz von Gefangenen in NIAC?

A
  • kein Kombattanten-/Kriegsgefangenenstatus => immenser Unterschied zu IAC
  • Praxis: pragmatische Lösungen
  • wichtigste Rechte:
    - III. GK 3
    - ZP II 4 II, insb. lit. a und d
    - ZP II 5 I, insb. lit. a (ähnliche Versorgung wie Truppen)
43
Q

Schutz von Zivilpersonen

in IAC

A
  • Gefahren: (1) von Kriegshandlungen ausgehend, (2) in der Gewalt des Gegners - (2.1) aufgrund von Besatzungsmacht, (2.2) als Feindstaaten Ausländer
  • anwendbares Recht: kaum LKO, IV. GK, ZP I
  • Begriff: alle Personen, die nicht Kombattanten sind (auch Polizei, Zivilschutz, Journalisten - auch embedded [ZP I 79 I])
  • Verbot der Teilnahme an Feindseligkeiten, andernfalls Ruhen des Status (ZP I 51III); Ausnahme: levé en masse

im Einzelnen:

  • Umfassendes Diskriminierungsverbot (IV. GK 13)
  • Repressalienverbot (IV. GK 33 III)
  • Schutzschildverbot (IV. GK 28 ZP I 51 VII)
  • Einschüchterungsverbot (ZP I 51 II)
  • Verbot der Geiselnahme (IV. GK 34)
  • Verbot von Kollektivstrafen (IV. GK 33 I)
  • Suche nach Vermissten, Kontakt mit Familienangehörigen (IV. GK 26)
  • auf gegnerischem Territorium: Ausreise, soweit keine milit. Interessen (IV. GK 35), Kontrollmassnahmen (IV.GK 27 IV)
  • Freiheitsentzug
    • reguläres StrafR
    • Freiheitsentzug, spez. mit Kriegssituation zusammenhängend
    • Internierungen aus Sicherheitsgründen (IV.GK 5, 41-43 und 78)
    • Administrative Internierung aus zwingenden Sicherheitsgründen (IV. GK 78)
    • Incommunicado-Haft bei Spionen (IV. GK 5 II)
  • Regeln für besetzte Gebiete:
    • Begriff: (1) tats. in Hand des Gegners und (2) Herrschaft über Zivilbevölkerung auch durchsetzbar
    • keine Statusänderung (ZP I 4)
    • Deportationsverbot (IV. GK 49 I)
    • keine “Eigenansiedelung) (IV. GK 49 VI)
    • unnötige Zerstörungen (IV. GK 53)
    • Geltung der RO des besetzten Staates
    • Konfiskation privater Güter (LKO 46 II)
    • Versorgung (IV. GK 55 I, ZP I 69)
  • Zulassung von Hilfeleistungen - umstr.!
    • Essenz (klar): unbedingter Durchlass von Medikamenten und San.material (IV. GK 23 I), unentbehrliche Lebensmittel für Kinder/Schwangere/Wöchnerinnen
    • mit Ausnahme von Abs. 2
    • übrige Lebensmittel: bedingter Durchlass
44
Q

Schutz von Zivilpersonen

in NIAC

A
  • anwendbares Recht: IV. GK 3 = allg. Pflicht zur menschlichen Behandlung; ZP II

zentrale Regeln:

  • ZP II 13 I (Angriffsverbot) und II (Terrorismusverbot)
  • ZP II 17: Umsiedelungsverbot
  • Versorgung - unklar, via ZP II 18 und weiter Auslegung eine Konvergenz der Standards erreichen (mE)
  • Schutz ziviler Objekte
    - ZP II 14 verbietet Aushungern
    - ZP II 15 (gefährliche Kräfte)
    - ZP II 16 (Kulturgüter)