Infektassozierte Glomerulonephritiden Flashcards
Definition
Infektassoziierte Glomerulonephritis: Immunkomplexnephritis als Folge einer (meist bakteriellen) Infektion
Postinfektiöse Glomerulonephritis: Mit zeitlicher Latenz zum Infekt, z.B. Poststreptokokken-Glomerulonephritis
Parainfektiöse Glomerulonephritis: Während einer bestehenden Infektion, z.B. bakterieller Endokarditis
Epidemiologie
Postinfektiöse Glomerulonephritis
Meist Kinder (4–12 Jahre) betroffen
Poststreptokokken-Glomerulonephritis im Globalen Norden nur noch selten
Parainfektiöse Glomerulonephritis
Vorwiegend ältere Patient:innen mit schweren Grunderkrankungen betroffen (z.B. Diabetes mellitus, Alkoholabusus, Immunsuppression, Personen mit einliegenden Shunts)
In Deutschland zunehmend als Folge von Infektionen mit Staphylokokken und gramnegativen Erregern
Ätiologie
Häufigster Auslöser: Bakterielle Infektionen
Bei Kindern eher Streptokokken (Poststreptokokken-Glomerulonephritis)
1–3 Wochen nach Infekt der oberen Atemwege (z.B. Angina tonsillaris, Pharyngitis)
3–6 Wochen nach Weichteilinfektion (z.B. Erysipel, Impetigo contagiosa)
Bei Erwachsenen eher Staphylokokken und gramnegative Erreger (parainfektiös)
Chronische Weichteilinfektionen, katheterassoziiert, Endokarditis, Infektionen von Liquorshunts
Seltene Auslöser: Viren oder Parasiten
Ätiologie
Häufigster Auslöser: Bakterielle Infektionen
Bei Kindern eher Streptokokken (Poststreptokokken-Glomerulonephritis)
1–3 Wochen nach Infekt der oberen Atemwege (z.B. Angina tonsillaris, Pharyngitis)
3–6 Wochen nach Weichteilinfektion (z.B. Erysipel, Impetigo contagiosa)
Bei Erwachsenen eher Staphylokokken und gramnegative Erreger (parainfektiös)
Chronische Weichteilinfektionen, katheterassoziiert, Endokarditis, Infektionen von Liquorshunts
Seltene Auslöser: Viren oder Parasiten
Pathophysiologie
Ablagerung von Immunkomplexen im Glomerulum
Aktivierung des Komplementsystems
Einwanderung von Leukozyten, Bildung großer subepithelialer Immunkomplexablagerungen (sog. Humps) und zellvermittelte Schädigung des Glomerulums
In der Folge Entstehung eines nephritischen Syndroms
Der Verlauf von postinfektiöser und parainfektiöser Glomerulonephritis ist zwar verschieden, beiden Krankheitsbildern liegt jedoch die gleiche Pathophysiologie zugrunde!
Symptomatik
Postinfektiöse Glomerulonephritis (meist Poststreptokokken-Glomerulonephritis)
Symptombeginn: Typischerweise 1–3 Wochen nach Infektion der oberen Atemwege bzw. 3–6 Wochen nach Weichteilinfektion
Akutes nephritisches Syndrom
Ödeme (inkl. Lungen- und Hirnödem! )
Hypertonie
Oligurische akute Nierenschädigung + ggf. mit Hämaturie
Ggf. schäumender Urin durch Proteinurie
Systemische Symptome (in 50% der Fälle):
Grippale Symptome
Übelkeit
Appetitlosigkeit
Ggf. Flankenschmerzen durch Nierenkapselschmerz
Asymptomatischer Verlauf möglich!
Parainfektiöse Glomerulonephritis
Ähnlich der postinfektiösen Glomerulonephritis
Verlauf insgesamt variabler
Systemischer Verlauf mit Vaskulitis möglich
Selten Verlauf als rapid-progrediente Glomerulonephritis
Diagnostik
Anamnese: Grunderkrankungen und vorausgegangene oder akute Infektionen, Fremdmaterial (bspw. Katheter, Shunts)
Körperliche Untersuchung: Insb. Prüfung auf (Lungen‑)Ödeme, Inspektion von Haut- und Weichteilen, Blutdruckmessung
Blutuntersuchung
Nierenretentionsparameter: Passager leicht erhöht
Komplement C3, C4 und CH50 ↓
Serologien: ASL-Titer und ADB-Titer ggf. ↑ bei Poststreptokokken-Glomerulonephritis
Routinelaboruntersuchung
Erregersuche bei V.a. parainfektiöse Glomerulonephritis (insb. Blutkulturen)
Kryoglobuline und Rheumafaktor ggf. leicht erhöht
Bei älteren Patient:innen ggf. zusätzlich Virus-Serologien (Hepatitis B und C, HIV), ANCA, ANA, Bestimmung von Leichtketten im Serum
Urindiagnostik
Urinstix: Hämaturie, leichte Proteinurie , ggf. Leukozyturie
Urinsediment: Erythrozytenzylinder (i.d.R. beweisend für eine Glomerulonephritis)
Ggf. quantitative Proteinbestimmung im 24-h-Sammelurin oder Spontanurin
Sonografie: Ggf. vergrößerte Nieren, Ausschluss anderer Nierenerkrankungen
Nierenbiopsie
Nicht erforderlich, wenn Anamnese und klinisches Bild typisch
Bei untypischen Verläufen und/oder starkem Anstieg der Retentionsparameter empfohlen → Ausschluss anderer glomerulärer Erkrankungen, insb. rapid-progrediente Glomerulonephritis und membranoproliferative Glomerulonephritis
Therapie
Postinfektiöse (Poststreptokokken‑)Glomerulonephritis
Erkrankung i.d.R. selbstlimitierend, daher supportive Therapie
Bei Ödemen: Flüssigkeits-/Salzrestriktion (<5 g/Tag) und Diuretika
Bei Hypertonie: ACE-Hemmer oder AT1-Blocker
Regelmäßige Kontrollen der Retentionswerte, Elektrolyte und des Blutdrucks
Bei fortbestehendem Streptokokken-Nachweis ggf. antibiotische Therapie [1]
In seltenen Fällen evtl. kurzzeitig Steroid-Gabe
Parainfektiöse Glomerulonephritis
Im Vordergrund steht die Fokussuche und Therapie der zugrunde liegenden Infektion
Komplikationen
Verlauf als rapid-progrediente Glomerulonephritis (nephrologischer Notfall!)
Epileptische Anfälle und Bewusstseinsstörungen bei Hirnödem
Hypertensiver Notfall mit Lungenödem