Historische Theorien sozialer Ungleichheit Flashcards
Theorien sozialer Ungleichheit von 1850-1950 (Weber)
Umfassenderes, nicht nur auf Ökonomie fokussiertes, Modell
• Versuch einer Erfassung der Pluralität einer Gesellschaft im Wandel
→ Nebeneinander vormoderner und moderner Determinanten sozialer
Ungleichheit
• Funktionale Differenzierung
• Machttheoretisch fundiert
→ Macht bei Weber: Chance den eigenen Willen gegen andere durchzusetzen
Soziale Ungleichheit im historischen Wandel
Vormoderne: Soziale Ungleichheit determiniert durch Askriptive Merkmale, Geburt, Familie, Stand, legitimiert durch metaphysische und traditionale bzw. göttliche Ordnung
Moderne. Soziale Ungleichheit determiniert durch Erworbene Merkmale (?) und Marktverhalten (?) legitimiert durch Leistungsprinzip
Stände, Klassen, Parteien
Soziales: Stände
Politik: Parteien
Ökonomie: Besitzklassen, Erwerbsklassen, Soziale Klassen
Klassenbegriffe Marx - Weber
Marx
Definition: Besitz/Nicht-Besitz von Produktionsmitteln,
Lebenschancen und Ausbeutung
Anzahl und Struktur: Zunehmend vereinfacht in zwei Klassen
Klassenlage/bewusstwein: wahrscheinlich Klassenbewusstsein
Klassentheorie: Ökonomie als uentrale Determinante
Weber
Definition: Marktlage hinsichtlich Besitz und Erwerbschancen,
Positive/Negative Privilegierung, Lebenschancen
Anzahl und Struktur: Besitzklassen, Erwerbsklassen, Soziale Klassen
Klassenlage/bewusstsein: keine Entsprechung Klasse und Denken
Klassentheorie: Klassen als ein Element innerhalb mehrdimensionaler Theorie sozialer Ungleichheit Stand: Zugehörigkeit zu einer Gruppe über Geburt oder exklusive Zugangswege. Spezifische Art der Lebensweise und Privilegien
Ungleichheitsanalyse
Determinanten sind soziale Merkmale von Personen (Sozialkategorien wie Beruf, Bildung [= erworbene Determinanten] oder Geschlecht, Nationalität [= zugeschriebene Determinanten]), die Zugehörigkeiten zu sozialen Gruppen definieren.
- Ursachen sozialer Ungleichheit sind die sozialen Mechanismen, durch die die Zugehörigkeit zu bestimmten Sozialkategorien sich auswirkt
− Dimensionen sozialer Ungleichheit sind die wichtigsten Arten von Vor-
und Nachteilen
− Auswirkungen sozialer Ungleichheit stellen die Konsequenzen der sozial strukturierten Vor- und Nachteile dar
Theorien sozialer Ungleichheit von 1850-1950 (Geiger)
Soziale Schichtung
Schicht: Jede Schicht besteht aus vielen Personen (Familien), die
irgendein erkennbares Merkmal gemein haben und als Träger
dieses Merkmals einen gewissen Status in der Gesellschaft
und im Verhältnis zu anderen Schichten einnehmen.
—> Schicht als Oberbegriff, Klassen und Stände als historische Sonderfälle durch dominantes Schichtungprinzip
Status: Der Begriff des Status umfasst Lebensstandard, Chancen
und Risiken, Glücksmöglichkeiten, aber auch Privilegien und
Diskriminationen, Rang und öffentliches Ansehen.
Objektivismus und Subjektivismus (Geiger)
Objektive Schichtbegriffe
− „Objektive Lage“ resp. äußere Merkmale werden kategorisiert und
daraus Klassen gebildet. → Fehlende Aussagekraft → Sozialstatistik
Subjektive Schichtbegriffe
− Gruppen werden gebildet auf Grund von Haltungen, Denkweisen,
Mentalität etc. → Soziographie
Bei Geiger: Beides flexibel zusammen denken!
Modell (Geiger)
Empirische Operationalisierung des theoretisch relativ offenen
Statusbegriffs:
1. Wirtschaftszweig
2. Stellung im Beruf
3. Einkommenshöhe
4. Art und Grad der Ausbildung
Empirisches Schichtmodell (Geiger)
Fünf Schichten (eig. Lagen)
1) Kapitalisten (0,92%)
2) Alter Mittelstand (17,77%)
3) Neuer Mittelstand (17,95%)
4) Proletaroide (12,65%)
5) Proletariat (50,71%)
Theorien sozialer Ungleichheit 1950-1970 (Schelsky)
Nivellierte Mittelstandsgesellschaft
• Konsumgesellschaft überwindet Klassenzustand der
Industriegesellschaft
• Uniformierung im Lebensstil und sozialen Bedürfnissen
„Vereinheitlichung der sozialen und kulturellen
Verhaltensformen“
• Verbürgerlichungsthese
Überbetonung der Mobilitätsvorgänge:
Obere Mittelschicht
Untere Mittelschicht
Obere Unterschicht
Untere Unterschicht
Unklassifizierbar (?)
Theorien sozialer Ungleichheit 1950-1970 (Bolte)
Zwiebelmodell
Status
− Position in der Schichtungshierarchie hinsichtlich eines oder
mehrerer Merkmale sozialer Ungleichheit.
Prestige
− Soziales Ansehen/Anerkennung/Wertschätzung, die einer
Person/Gruppe aufgrund eines bestimmten sozialen Merkmals
entgegengebracht wird. Relation zwischen Gruppen (Webers
ständische Lage: Lebensführung, Ausbildung, Beruf, Herkunft)
− Doppelcharakter (subjektive und objektive Komponente)
➢ Gesellschaftlicher Status bestimmt sich über das soziale
Ansehen, das jemand bspw. auf Grund seines Berufs (=Merkmal) in der Gesellschaft genießt
➢ Gesellschaftliche Wertordnungen erhalten so eine große Bedeutung
Problem der Prestigeansätze
Prestige / Wertschätzung sind sehr unscharfe Konzepte:
• Annahme konsensueller Bewertung
• Ursache Wirkungszusammenhänge zwischen Prestigewerten und
Lebenslagen und Verhalten bleiben unklar.
• Statusinkonsistenz nicht abbildbar (= bspw. hohes Einkommen/wenig
Bildung)
• Berufsgruppen können sehr heterogen sein: Winkeladvokat vs. Anwalt
in einer Großkanzlei
• Häufig relativ willkürliche Grenzziehungen
• Prestigemodelle berücksichtigen zu wenig die eigenständige
Bedeutung „objektiver“ Merkmale jenseits ihrer Bewertung
→ Prestige/Statusskalen werden nach wie vor verwendet, sind aber aus
der Sozialstrukturanalyse zur Abgrenzung von Schichten
verschwunden.
Theorien sozialer Ungleichheit 1950-1970 (Dahrendorf)
Hausmodell
→ Thematisiert Herrschaft und Relationen.
→ Nahe am Klassenbegriff
→ Ziel: Anknüpfung an Geiger, aber zum ZWeck enuerer präzisierer Klassentheorie
Klassen:
− Gruppen, die durch Autorität von Herrschaftsverbänden
entstehen, haben mit diesen strukturverändernde Konflikte
− Konflikte und Gruppen zusammenhängend deuten
Kritik an Status- und Prestigeforschung:
− Lehnt Status- und Prestige Scores ab, weil sie Macht und
Konflikt vernachlässigen.