Geschlechterungleichheit Flashcards
Adelsgeschlecht zum biologischen Geschlecht
- Geschlecht als ständisches Herkunftsmerkmal (bspw.
Adelsgeschlecht) - Geschlecht bezeichnete eine soziale Gruppe
- Ab Ende des 18. Jahrhunderts: Geschlecht als individuelles
Merkmal - Polares Schema zweier unterschiedlicher Geschlechter
- Wissenschaftliche Begründung (Biologie) und Naturalisierung
- Universelle Geltung
- Maßstab ist der Mann (= Androzentrismus)
Gründe für die Durchsetzung
moderner Geschlechtsvorstellung
- durch die Entstehung der modernen Arbeitsteilung zwischen
Familie und Betrieb - weil über das Geschlecht in der bürgerlichen Familie
Zuständigkeiten für die beiden Bereiche gesellschaftlicher
Arbeitsteilung zugewiesen werden - weil über dieses biologisch begründete polare Geschlechtsmodell politische Emanzipationsansprüche, wie sie im Zuge
der Forderung nach Gleichheit und Menschenrechten
entstanden sind, abgewiesen werden können.
Verfestigung bipolarer Geschlechtsvorstellung
- Bipolare Geschlechterunterscheidung setzt sich in Europa
ausgehend von den bürgerlichen Schichten allmählich in der
gesamten Gesellschaft durch - Frauen waren keine vollwertigen „Rechtssubjekte“, sondern der Vormundschaft ihres Vaters/Ehemannes/männlichen Vormunds unterstellt
Geschlechterstereotype
Verknüpfung von (Berufs-)Rollen mit bestimmten Merkmalen Weibliche Geschlechterstereotypen:
* Merkmale, die häufiger mit Frauen als mit Männern in
Verbindung gebracht werden, lassen sich in den
Konzepten der Wärme oder Expressivität (auch:
Femininität, Gemeinschaftsorientierung, „communion“) bündeln
Männliche Geschlechterstereotypen:
* Merkmale, die häufiger mit Männern als mit Frauen in
Verbindung gebracht werden, lassen sich mit den
Konzepten der (aufgabenbezogenen) Kompetenz oder
Instrumentalität (auch: Maskulinität,
Selbstbehauptung, „agency“) umschreiben
* Der Mann als das Hervorbringende, als das
Bestimmende in Geschichte und Gesellschaft, die Frau
als „aufopferungsvolle“ Mutter
Doppelte Vergesellschaftung
- Doppelte Vergesellschaftung als doppelte Unterdrückung
Vergesellschaftung von Frauen in der Erwerbs- und
der Hausarbeit/Care-Arbeit - Hausarbeit/Care-Arbeit: Als geschlechtliche Wesen
werden sie von “der Natur“ als Geschlechtswesen mit
entsprechenden Reproduktionsaufgaben definiert
(Geschlechterhierarchie) - Erwerbsarbeit: Im Bereich Erwerbsarbeit werden sie
gegenüber den Männern in der Regel diskriminiert
Androzentrismus
- Zentrierung der existierenden wissenschaftlichen Forschung auf die Lebenslage und Sichtweise von Männern einerseits und die Anerkennung der so produzierten Erkenntnisse als allgemeingültig und geschlechtsneutral
Patriarchat
− Übergreifender Zugang zur Analyse der Unterdrückung von Frauen, in
denen Männer dominant und Frauen untergeordnet sind, sei es im
Erwerbssystem, im Haushalt, in der Politik oder in symbolischen
Repräsentationen
− Griechisch: „Herrschaft der Väter“. Erstmals von Max Weber verwendet.
Reinster Typ traditioneller Herrschaft: durch Tradition legitimierte,
umfassende Herrschaft des Hausvaters über die Mitglieder einer häuslichen
Wirtschaftsgemeinschaft (Frauen, Kinder, Sklaven, Mägde und Knechte).
− Seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts Verwendung als feministischer
Begriff. Die Theorien zur Entstehung des Patriarchats (u.a. Johann Bachofen,
Friedrich Engels, Kate Millet, Gerda Lerner) sind heterogen und umstritten.
− Sicher ist, dass die Idee, wonach es zwei Geschlechter gibt, die sich
unterscheiden und zugleich aufeinander bezogen sind, von hoher
geschichtlicher Konstanz ist. Dabei wird Weiblichkeit eher mit „Natur“,
Männlichkeit eher mit „Kultur“ sowie mit Dominanz assoziiert.
Theoretische Differenzierung
- Differenzfeminismus: „Männer und Frauen sollen gleichwertig sein“
Es geht um eine Aufwertung der Frauen und weiblicher
Tätigkeiten. - Egalitätsfeminismus: „Männer und Frauen sind gleich“
Es geht um gleiche Rechte und gleiche Lebenschancen. - Dekonstruktivismus/Queer Theory: „Männer und Frauen sind
gesellschaftlich konstruiert“
Es geht um die Zurückweisung binärer Geschlechtskonstruktionen
und die Akzeptanz vielfältiger und variabler geschlechtlicher
Zuordnungen.
Soziologische Theorien
Funktionalismus (bspw. Chodorow; Gilligan)
* Arbeits- u. Rollenteilung (Familie/Öffentlichkeit etc.) sorgt für
differenzierte u. effiziente Leistungen, soziale Integration u.
Strukturerhaltung in Abgrenzung zu anderen Institutionen (je
nach sozialen u. ökonomischen Bedingungen/Anforderungen)
Macht- u. Konfliktansätze (bspw. Bourdieu; Connell)
* Kampf der Geschlechter um Macht, Anerkennung u.
Vorherrschaft
Interpretative Ansätze (bspw. West/Zimmerman; Butler)
* Gechlecht wird als ‚Gender‘ konstruiert d. symbolische
Interaktion (z.B. Haare, Kleidung, Verhalten)
Männliche Herrschaft (Bourdieu)
Komplizenschaft zwischen Herrschenden (Männern) und
Beherrschten (Frauen)
* Universelle (gemeinsam geteilte) Denk- und
Wahrnehmungsschemata durch die von Menschen geschaffene
Unterschiede scheinbar natürlich wirken
* Verkennung von Machtverhältnissen und Übergang in Fleisch und
Blut als m/w Habitus
* Verkehrung von Ursache und Wirkung der realen Austausch- und
Machtverhältnisse der Geschlechter: Zuerst ist die Herrschaft, dann
die Naturalisierung des Geschlechterverhältnisses; die Herrschaft
der Männer über die Frauen ist nicht Ergebnis natürlicher
Verhältnisse
Hegemoniale Männlichkeit (Connell)
- Soziales Geschlecht als Mittel um soziale Praxis zu
ordnen
Gegenwärtig: Patriachat - Rechtfertigung des Patriachats
Konkurrierende Männlichkeitsvorstellungen
Hegemoniale Männlichkeit als diejenige
Männlichkeit, die die Dominanz der Männer und
die Unterordnung der Frauen garantiert.
Komplizenschaft, Marginalisierung und
Unterdrückung (vgl. Connell 2014) - Orientierung an Antonio Gramscis HegemonieKonzept: Durchsetzung von Eigeninteressen als
gesellschaftliches Allgemeininteresse.
Geschlecht in der Soziologie
- Geschlecht als soziale Tatsache und grundlegende soziologische
Kategorie wurde in der Soziologie lange vernachlässigt - Insbesondere geschlechtliche
Arbeitsteilung
Geschlechterhierarchien
Geschlechterrollen - In der Ungleichheitsforschung wurde z.B. lange die soziale Position
der Frau am Status ihres Mannes bestimmt - Von der Frauenfrage zur feministischen Wissenschaft: Kritik an der
Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit
Beruf
- Konstruktion von Berufen (Schließung)
Horizontale Segregation im Arbeitsmarkt: Dienstleistungsarbeit
mehrheitlich Frauenarbeit
Vertikale Segregation: Im selben Berufssegment sind Männer in
höheren Positionen - Gender Status Beliefs/Geschlechtsstereotype:
Self-Fulfilling Prophecy: z.B. Durchsetzungsvermögen,
Aspiration, etc.
Settings: Diskriminierende Arbeitgeber, geschlechtliche
Etikettierungen
Verfasstheit der Arbeit
Geschlechtliche Arbeitsteilungen
weibliches vs männliches Arbeitsvermögen?
geschlechtsspezifische Präferenzen und Entscheidungen der
Haushalte?
Zusammenhang von Arbeitsteilung in Familie und
Erwerbsarbeit
Versorgungsarbeit
Gesellschaftliche Institutionen konstruieren Geschlechterverhältnisse:
Struktur der Wohlfahrtsstaaten (z.B. universelle vs abgeleitete
Rechte )
Arbeitszeitregelungen
Rahmenbedingungen am Arbeitsmarkt
“männliches Ernährermodell
Gender wage gap
- Direkte Lohndiskriminierung ca. 7-8%, u.a. aufgrund stereotyper Annahmen
über Frauen, Bewertung von Frauenarbeit als geringer wertig - Vereinbarung von Familie- und Erwerbsarbeit ist nach wie vor Frauensache:
Diskontinuierliche Erwerbsbiographien, kürzere Betriebszugehörigkeiten,
häufiger Teilzeitarbeit……sowie (z.T.) - Horizontale Segmentierung des Arbeitsmarktes (Trennung von
Erwerbstätigen Männern und Frauen in unterschiedliche Berufe), u.a. wegen
unterschiedlicher Anforderungen an Männer und Frauen im Arbeitsmarkt
und vorausschauender Berücksichtigung der ‚Vereinbarkeitsproblematik‘ - Vertikale Segmentierung des Arbeitsmarktes (Männer im selben Berufsfeld
in höheren Positionen als Frauen): Aufstiegsbarrieren, u.a. wegen
Dopppelbelastung und Fehlen eines unbezahlten Reproduktionsarbeiters im
Haushalt - aber auch geschlechtsspezifischer Sozialisation, niedrigere Zielen,
Männerbünde. - Mangelhafte gewerkschaftliche und politische Organisierung von
Fraueninteressen