Fälle F3 Flashcards

1
Q

Fälle F3

A
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Q

Fall 1 Rez. depressive Episoden, dzt leichte Episode (Fallbeispiel Mann leidet an Verlust an beruflicher Motivation, ist antriebslos, Konz verschlechtert), mehrere ähnliche Episoden in Vorgeschichte

A

Diagnose: leichte depressive Episode bei rezidiv. depressiver Störung
Diagnostik psych + som
DD
Komorb.
Therapie + nicht medikamentös

Diagnose: Leichte depressive Episode bei rezidivierender depressiver Störung
Kriterien: Für leichte depressive Episode min. 2 Hauptsymptome + min. 1 Nebensymptom
(gesamt min. 4 Symptome, 2-3 HS + 1-2 NS), davon keines besonders schwer ausgeprägt.
Dauer min. 2 Wochen.
Mind. 2 depressive Episoden, dazwischen mehrere Monate ohne affektive Symptomatik für die
Diagnose rezidivierend depressive Störung
Hauptsymptome
 Gedrückte Stimmung
 Interessensverlust, Anhedonie
 Antriebsminderung/erhöhte Ermüdbarkeit
Nebensymptome
 Verminderte Konzentration/Aufmerksamkeit
 Verminderter Selbstwert, Selbstvertrauen
 Schuld- & Wertlosigkeitsgefühle (Insuffizienzgefühle)
 Negative Zukunftsperspektive
 Suizidalität/Selbstverletzung
 Schlafstörungen
 Appetitminderung (bei atypischer Depression auch Hyperphagie)
Diagnostik:
* Somatisch: Ausschluss somatischer Grunderkrankungen, zB Hyper-/Hypothyreose, Mb.
Cushing, Mb. Parkinson, Malignom
* Psychiatrisch: ärztliches Gespräch, Fremd- (zB HAMD) und Selbst-Ratings (zB BDI-II)
Differenzialdiagnosen:
* Generell: depressives Syndrom bei vielen psychiatrischen (und somatischen) Erkrankungen als
Komorbidität häufig, zB Angst, Sucht, Demenz, Schizophrenie, PTBS, nach Schlaganfall,
Herzinfarkt, …
* Anpassungsstörung – externer Stressor als Auslöser, Symptomatik nicht schwer oder lang
genug für depressive Episode
* Dysthymia – chronische depressive Verstimmung über min. 2 Jahre, Schweregrad erfüllt nicht
Kriterien einer depressiven Episode
* Bipolare Störung – Manie/Hypomanie in der Anamnese (Übergang auch jederzeit im Verlauf
einer rez. dep. St. möglich)
Komorbiditäten: Viele! Angst & Panik, Sucht, somatoforme Störungen, Persönlichkeitsstörungen, Zwang, Essstörungen; somatisch: neurologische Erkrankungen (Parkinson), endokrinologische
Erkrankungen (SD, NNR), arteriosklerotische Erkrankungen, …
Psychopharmakotherapie:
Bei leichter Episode nicht zwingend indiziert, primär Monotherapie SSRI, auch Johanniskraut
möglich, alternativ SSNRI, Trazodon, Mirtazapin. Auswahl je nach Symptomatik (zB nötige
Sedierung) und nach bisherigem Ansprechen (Pat. mit rez. dep. St.), mittlerweile Kombination mit
verschiedenem Wirkmechanismus VOR Wechsel auf anderes AD (Konsensus 2019), zusätzlich
Augmentation mit Lithium oder Atypikum, nachrangig Dosiseskalation (TDM empfohlen)
Hier wahrscheinlich Indikation zu langfristiger Phasenprophylaxe (mehrere Phasen in
Vorgeschichte)
Nicht-medikamentös: EKT, rTMS (repetitive transkranielle Magnetstimulation),
Schlafentzugstherapie, Lichttherapie, Vagusnerv-Stimulation, DBS (deep brain stimulation)
Psychotherapie: KVT (kognitive Verhaltenstherapie), Interpersonelle Therapie, psychodynamische
Therapie, CBASP (Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy: einzige
Psychotherapieform, die speziell zur Behandlung chronischer Depressionen entwickelt wurde. Der
Ansatz integriert in innovativer Weise behaviorale, kognitive, psychodynamische
sowie interpersonelle Strategien), MBCT (mindfulness based cognitive therapy: ist ein 8-wöchiges,
achtsamkeitsbasiertes und kognitives Trainingsprogramm zur Verringerung des Rückfallrisikos nach
depressiven Phasen )

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3
Q

Fall 2 Keine Fall-Vignette

A

Diagnose: bipolare affektive Störung

Kriterien: Vorliegen von min. 2 affektiven Phasen, davon mind. 1 Manie (BIP 1)/Hypomanie (BIP 2).
Diagnostik
DD
KOmorbiditäten
Psychopharmakotherapie
Psychotherapie

.
.
Manie:
* Dauer min. 1 Woche
* Stimmung deutlich gehoben oder gereizt
* Antrieb gesteigert
* Logorrhö
* Größenideen
* Vermindertes Schlafbedürfnis
* Risikoreiches Verhalten
* Ideenflucht/Ablenkbarkeit
* Distanzlosigkeit
* Hypersexualität
Hypomanie:
* geringere Symptomausprägung
* Dauer mind. 4 Tage
* Realitätsbezug und Steuerungsfähigkeit zumindest noch teilweise erhalten
Diagnostik:
Somatisch: Ausschluss somatischer Grunderkrankungen, zB Hyperthyreose, Drogenharn falls
substanzinduziert (zB Kokain, Amphetamine)
Psychiatrisch: Ärztliches Gespräch, evtl. SKID, Fremdbeurteilung mittels YMRS

Differentialdiagnosen:
* Substanzinduziert/medikamentös bedingt
* schizoaffektive Störung – Balance zw. affektiven und schizophrenie-typischen Symptomen über
längeren Verlauf der Erkrankung, einzelne Phase rechtfertigt noch nicht Diagnose. Nach ICD-10
bei BD KEINE Symptome 1. Ranges der Schizophrenie wie Ich-Störung, Wahnwahrnehmung,
Gefühl des Gemachten, bizarrer Wahn, kommentierende & dialogisierende Stimmen
* Schizophrenie mit Depression – Schizophrenie-Symptome dauerhaft/typisch, Depression
zwischenzeitlich dazu
* Unipolare Depression – keine Manie/Hypomanie)
* Zyklothymia – Symptomschwere zu gering für bipolare Störung
* Emotional-instabile PS – Schwankungen des Affekts, nicht der Stimmung
* ADHS im Erwachsenenalter – „dauerhafte“ Symptomatik, seit Kindheit bestehend
Komorbiditäten: Angststörungen, Sucht, Persönlichkeitsstörungen, ADHS, Adipositas,
metabolisches Syndrom, DM, KHK
Psychopharmakotherapie:
* Akuttherapie Manie – Lithium, phasenprophylaktische Antiepileptika (NICHT Lamotrigin,
wirkt nur gegen Depression), Atypika, Benzodiazepine bei Unruhe; KEINE Typika (NW!)
+ hier zwingend Atypika gegen psychotische Symptomatik, Lithium weniger wirksam als bei rein
euphorischen Phasen (aber trotzdem empfohlen)
* Akuttherapie bipolare Depression – klinisch oft Notwendigkeit der Gabe eines AD, Achtung
Switchrisiko, deshalb unbedingt Kombination mit antimanischem Stimmungsstabilisierer
(s.o.). Zulassung besteht für Quetiapin als Monotherapie. Anders als bei unipolarer
Depression AD nach Phase eher absetzen.
* Langzeittherapie – Phasenprophylaxe nach Phase für min. 1 Jahr, bei vielen Patienten
langfristige, bei schwerem Verlauf lebenslange Einnahme nötig.
Psychotherapie:
* Psychoedukation
* KVT
* Interpersonelle Therapie + soziale Rhythmik (IPSRT)
* Family focused Therapy (VT-orientiert)

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4
Q

Fall 3 Mann mit schwerer depressiver Episode, vom FA 225 mg Venlafaxin ret. verordnet, nach 4 Monaten selbständiges Absetzen aufgrund von sexuellen Nebenwirkungen. Nun Vorstellung aufgrund von Angst, Agitation, Irritabilität und Insomnie.

A

Diagnose: Absetzphänomen Antidepressiva/Rückfall nach depressiver Episode
* Absetzphänomene bei SSRI (Paroxetin) + SSNRI (Venlafaxin, Duloxetin): Schwäche,
Schwindel, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Agitiertheit, Verwirrtheit, Parästhesien,
Dyskinesien, Gangunsicherheit
* Absetzen während Remission (6 Monate) führt bei bis zu 75% der Pat. zum Rückfall à DD
* Strategien: langsames, stufenweises Ausschleichen über min. 2 Wochen, ggf. über Monate,
Umstellung auf Fluoxetin (wg. langer HWZ geringe Absetzeffekte)
* In der Regel selbstlimitierend, ggf. symptomatische Therapie.
* Akutbehandlung bei hohem Leidensdruck: Reetablierung des AD, danach ausschleichen.
* Häufigkeit: zwischen 20% (Gabriel, 2017) und 56% (Davies, 2019).

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5
Q

Fall 4 Patientin mit Med. (Depakine und Olanzapin) und Sozialanamnese vorgestellt. Manische Phase mit Psychose im Vorfeld.

A

Diagnose: Manische Episode mit psychotischen Symptomen oder Bipolare affektive Störung (falls weitere affektive Episode)

Nebenwirkungen Olanzapin und Valproinsäure
Absetzwusch Olanzapin
Lebensführung Bipolarität
Schwangerschaft und Valproat
Abwägung Langzeittherapie
Indikation für Phasenprophylaxe

.
.
Diagnose: Manische Episode mit psychotischen Symptomen
Falls zusätzliche affektive Phase erhebbar à bipolare Störung Typ I
Schema siehe Fall 35
* Absetzwunsch von Olanzapin – erhöhtes Risiko für neue Phase (Zeit seit letzter Phase?),
falls alimentär bedingt evtl. Umstellung auf Ziprasidon/Aripiprazol (gewichtsneutral)
* Lebensführung – bipolare Störung lebenslange Erkrankung, positiv beeinflussbar durch
geregelte Lebensführung (Tagesstruktur, ausreichend Schlaf, Vermeidung Stressoren),
Valproat teratogen, Notwendigkeit der effektiven Verhütung bzw. Umstellung bei
Kinderwunsch, Einbeziehung der Angehörigen
* Schwangerschaft unter Valproat – KONTRAINDIZIERT, teratogen + neonatale Toxizität,
dosisabhängig, jedenfalls 1mg Folat gegen Neuralrohrdefekte
* Abwägung Langzeittherapie – Anzahl, Schwere, zeitlicher Abstand der Phasen; Suizidalität.
* Indikation für Phasenprophylaxe:
◦ Bipolar I: erste manische Episode
◦ Bipolar II:
◦ Drei Episoden einer Depression oder Hypomanie unabhängig vom Intervall
◦ Zwei Episoden einer Depression oder Hypomanie innerhalb von fünf Jahren
Nebenwirkungen Olanzapin: Sedierung, Gewichtszunahme, Prolaktin-Erhöhung, orthostatische
Hypotonie, EPS, erhöhte Glukose, erhöhtes Triglyzerid, Leberenzym-Erhöhung (vorwiegend GGT)
Nebenwirkungen Valproat: Gewichtszunahme, Diarrhö, Tremor, Schwindel, Übelkeit, Haarausfall,
Sedierung, auch EPS möglich (lt Benkert&Hippius)

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6
Q

Fall 5 Ein 48 jähriger Mann kommt in Begleitung seiner Ehefrau zu Ihnen in die Ambulanz. Er hätte angekündigt sich die Pulsadern aufzuschneiden. In seiner Kindheit wäre er sexuell missbraucht worden von einer Person im familiären Umkreis, bereits vor Jahren kam es zu einem SMV. Der Pat.
wirkt verzweifelt.

Fall Manager mit erster schwerer depressiver Episode ohne psychotische Symptomatik und suizidal

A

Diagnose: Suizidalität bei schwerer depressiver Episode

Diagnose: Suizidalität bei schwerer depressiver Episode
Kriterien: Kriterien depressive Episode siehe Fall 34 à 3 Hauptsymptome + 5 Nebensymptome
Risikofaktoren Suizidalität:
Allgemeine Faktoren
 Männliches Geschlecht, höheres Alter (v. a. Männer > 70 Jahre)
 Familiengeschichte mit suizidalem Verhalten
 Lebenssituation: alleinstehend, arbeitslos, chronische körperliche Erkrankung, mehrfache
tatsächliche aktuelle Belastungen oder Kränkungen
 Aktuell Suizide in der Umgebung
 Keine religiöse o. ä. Bindung
Suizidintention
 Frühere Suizidversuche (wichtigster Risikofaktor!)
 Drängende Suizidgedanken, konkrete Suizidpläne oder Vorbereitung suizidaler Handlungen
 „Harte“ Methode
 Keine Distanzierung von Suizidideen/Suizidversuch nach längerem Gespräch
 Abschiedsvorbereitungen
 Suizidarrangement
Aktuelle klinische Symptomatik
 Gefühle von großer Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, Wertlosigkeit und Schuld
 Keine Zukunftsvorstellungen
 Starke Eingeengtheit auf den Suizid (präsuizidales Syndrom), starker Handlungsdruck
 Zunehmender sozialer Rückzug, Verabschiedung von Menschen, Verschenken von
Wertgegenständen, Regelung letzter Dinge (Testament, Versicherungen, Papiere)
 Offene und verdeckte Ankündigungen von Suizid
 Patient reagiert gereizt, aggressiv, agitiert, ängstlich oder panisch
 Altruistische (pseudoaltruistische) Suizidideen
 Selbstopferungsideen
 Ideen erweiterter Suizidalität (Einbeziehung z. B. der Partner oder Kinder)
 Depressiver Wahn oder anderweitig psychotische Depression (Gefahr des raptusartigen
Suizids)
 Persistierende Schlafstörung, Anhedonie, Gewichtsverlust und schlechte
Konzentrationsfähigkeit
 Substanzabusus bzw. -abhängigkeit

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7
Q

Fall 6 Pat kommt nach SMV zur erneuten stat. Aufnahme, erst kürzlich wegen depressiver Episode stationär, zusätzlich auch psychot. Symptome. Bereits längere Vorgeschichte von Stimmungsschwankungen (zunächst im Sinne einer bipol. Störung), später zunehmend auch psychot. Symptomatik.

A

Differentialdiagnostik: Depressiv-psychotisches ZB bei DD Bipolare Störung ⇔ Schizoaffektive Störung

Kriterien für Bipolare Störung

Nebenwirkungen Valproat und Olanzapin

Nebenwirkungen Venlafaxin

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8
Q

Fall 7 Pat. lt. Arzt rezidiv. depressiv, multiple Medikationsversuche mit AD ungenügend, dzt Sertralin u Trazodon. Jetzt depressive Episode mit Hyperphagie & Hypersomnie, hypomane Episoden in Anamnese.

A

Diagnose(n): Bipolar II Störung / Therapieresistente Depression

Therapieresistenz DD Therapierefraktär (adäquate Therapien beschrieben?)
-> therapierefraktäre depressive Episode

Diagnose(n): Bipolar II Störung / Therapieresistente Depression
Hier Diagnose Bipolar II Störung wegen hypomanischer Episoden. Atypische Depression (hier
Hyperphagie, Hypersomnie; evtl auch erhöhte Kränkbarkeit, zeitweise positive Affizierbarkeit
möglich) häufiger mit Bipolarer Störung assoziiert.

Therapieresistenz:
Hier wohl therapierefraktäre depressive Episode multiple Therapieversuche (in aktueller
Episode?) ungenügend (falls adäquate Dauer + Dosis)

Unterteilung:
Inadäquate Response: Ungenügende Response auf eine adäquate
antidepressive Therapie
Therapieresistente Depression Ungenügende Response auf zwei adäquate antidepressive Therapien
Therapierefraktäre Depression Ungenügende Response auf mehrere adäquate antidepressive Therapien
Chronische Depression Depressive Episode mit Dauer über 2 Jahre

Vorgehen:
1. Optimierung der aktuellen
antidepressiven Behandlung und Ausschluss
einer Pseudoresistenz
* Ausreichende Behandlungsdauer
* Ausreichende Dosierung
* Erweiterte Laboruntersuchung (inkl.
Blutbild, metabolischen Screenings,
Eisenstatus, Vitamin D, Folsäure, Vitamin
B12, Schilddrüsenfunktion, hs-CRP)
* Bestimmung der medikamentösen
Plasmaspiegel und eventuell des
Metabolisierungsstatus im Blut
* Evaluierung von Therapieadhärenz
* Exploration hinsichtlich möglicher
unerwünschter Arzneimittelwirkungen,
Komorbiditäten, nachteiliger
Lifestylefaktoren und psychosozialer
Belastungen

  1. Augmentationstherapie (Verabreichung
    einer zusätzlichen Substanz zur laufenden
    antidepressiven Therapie) oder eine Add-on-Therapie mit Esketamin Nasenspray
    * Antipsychotika der neuen Generation
    * Lithium
    * Esketamin-Nasenspray (in Kombination mit einem SSRI bzw. SNRI bei ausbleibender
    Response auf mindestens zwei
    unterschiedliche Therapien mit
    Antidepressiva)
  2. Kombinationstherapie (gleichzeitige
    Verordnung von zwei oder mehreren
    Antidepressiva)
    * Vorzugsweise 2 Antidepressiva mit
    verschiedenen Wirkungsprofilen (z. B.
    selektive Serotonin-Wiederaufnahme-
    Hemmer bzw. Serotonin-Noradrenalin-
    Wiederaufnahme-Hemmer in Kombination
    mit Mirtazapin bzw. Trazodon)
  3. Dosiseskalation (Hochdosistherapie) * Bei Patienten mit nachgewiesenen
    Polymorphismen im Cytochrom-P450-
    Enzymsystem („rapid“ bzw. „ultrarapid“
    Metabolisierung)
    * Sonst vor allem bei Trizyklika und MAO-
    Inhibitoren beschrieben.
  4. Switching (Umstellung eines
    Antidepressivums auf ein anderes im
    Rahmen einer Monotherapie)
    * Z. B. bei Auftreten von relevanten
    unerwünschten Arzneimittelwirkungen bzw.
    bei Non-Response

Dosisoptimierung ⇔ Dosiseskalation: Optimierung: innerhalb der zugelassenen Dosisbereiche,
Eskalation off-label Behandlung mit höheren Dosen als zugelassen
Zu jedem Zeitpunkt zusätzliche Therapien (Psychotherapie, EKT, TMS) möglich.
In konkretem Beispiel bei weiterer Vorgangsweise nicht auf Phasenprophylaxe vergessen. Gerade
bei Hochdosistherapien, Einsatz von zB TCA höheres Switchrisiko!

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9
Q

Fall 8 Pat. mit manischer Episode, fremdaggressiv.

A

Diagnose: Fremdaggression bei Manischer Episode
DD
Diagnostik
Maßnahmen -> Unterbringung ohne Verlangen
Medikamentöse Optionen

Diagnose: Fremdaggression bei Manischer Episode
* bei isolierter Episode: manische Episode (F30.1)
* bei weiteren affektiven Episoden: bipolare Störung, ggw. manisch (F31.1)
Differentialdiagnosen:
* substanzinduziert (akute Intoxikation (F1x.0) bzw psychotische Störung (F1x.5)
* wenn Kriterien für Manie nicht erfüllt (zB Dauer) akute vorübergehende psychotische
Störung (F23.x) bei psychotischen Symptomen
* bei ZUSÄTZLICH psychotischen Symptomen: Manie mit psychotischen Symptomen
(F30.2/F31.2) oder schizoaffektive Störung (F25.0)
Zeitkriterium hier nicht ultimativ verwertbar, da Krankenhauseinweisung (und Behandlung)
notwendig wurde Maniediagnose trotzdem zulässig.
Diagnostik:
Somatisch: Ausschluss somatischer Grunderkrankungen, zB Hyperthyreose (Blutabnahme),
Drogenharn falls substanzinduziert (zB Kokain, Amphetamine)
Maßnahmen:
* Unterbringung nach UBG ohne Verlangen (akute und erhebliche Fremdgefährdung auf
Basis einer psychischen Erkrankung, Pat. nicht einsichts- und urteilsfähig)
* Antimanische medikamentöse Therapie (evtl. i.m.-Applikation Benzodiazepin/ Antipsychotikum notwendig)
* Ggf. Schutzfixierung bei Nichtausreichen gelinderer Mittel (zB Talking-Down)
Medikamentöse Optionen: Siehe Fall 35

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10
Q

Fall 9 Schwere depressive Episode bei Anpassungsstörung nach Tod der Frau.

A

wahrscheinlich davor (?)
Diagnose Anpassungsstörung nach Tod der Frau -> Diagnose depressive Episode schließt Anpassungsstörung aus!

Diagnostik, DD & Therapiemöglichkeiten

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11
Q

Fall 10: Pat. mit schwerer Depressio mit psychot Symptomen (Arm gehöre nicht zu ihm.)

A

Diagnose Fall 1: Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen
atypisches Antipsychotikum zur Therapie der psychotischen Symptomatik.

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12
Q

Fall 11 Patient mit dem Wunsch seinen Unterschenkel amputieren zu lassen da er sich nur ohne diesen richtig wohl fühlen würde.

A

Diagnose: Body Integrity Identity Disorder (BIID) / Dysmorphophobie

BIID nach ICD-10 nicht erfasst, kommt mit ICD-11, daher derzeit am ehesten Diagnose
körperdysmorphe Störung (F45.2)
Derzeit keine ursächlich wirksame Therapie bekannt (nach Herpertz), KVT wird versucht. Begleit-
und Folgeerkrankungen (Depression, evtl. Suizidalität) werden jeweils störungsspezifisch (u.a.)
medikamentös therapiert.
Differentialdiagnose(n):
* Wahnhafte Störung (F22.0): mind. 3 Monate Wahnvorstellung als einziges oder auffälligstes
Kriterium, Keine Schizophrenie, dauernde Halluzinationen oder zerebrale Erkrankung
* Wahnhafte Dysmorphophobie (F22.8): Anhaltender Wahn, der Kriterien für F22.0 nicht
erfüllt

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13
Q

Fall 12 Patient mit aktuell depressiver Symptomatik (wurde nicht genauer spezifiziert) und kommentierenden Stimmen, Konzentrationsschwierigkeiten, Suizidgedanken; anamnestisch eine
Reihe von depressiven/hypomanen bzw. manischen Episoden (diese wurden nicht genauer spezifiziert, auch nicht bezüglich Dauer); Patient nimmt aktuell Depakine, Zyprexa und Efectin ein.

A

Diagnose: ieL bipolare affektive Störung ggw schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen DD schizoaffektiv wegen kommentierenden Stimmen?
DD
Komorbidität
Diagnostik
Therapie
Psychosoziale Maßnahmen
NW von Valproinsäure, Olanzapin, Venlafaxin

.
.
Kriterien: siehe ICD 10: S138 (nicht passend für schwere depressive Episode mit psychot. Sympt.
sind die kommentierenden Stimmen) lt ICD 10: Wahngedanken nicht bizarr, bei den
Halluzinationen handelt es sich nicht um die Rede in der dritten Person oder kommentierende
Stimmen.
DD Schizoaffektive Störung, rezidiv. depressive Störung,
Komorbidität: Angststörungen, ADHS, Substanzstörungen, Migräne, metabolisches Syndrom,
Suizidalität
Diagnostik: Anamnese, Exploration, Status psychicus, neurologicus, somaticus, Labor, EKG, EEG,
Harn, ADX, Liquor, Bildgebung
Therapie:
 Stimmungsstabilisierende Medikation (Valproinsäure, Lithium, Lamictal) meist nicht
ausreichend, SSRI, Bupropion in Kombination mit Stimmungsstabilisierer (VAL +SSRI oder
Bupropion bzw LI + SSRI oder Bupropion) Lithium antisuizidale Wirkung
 EKT hat bei schwerer depressiver Episode bei bipolarer Störung eine Ansprechrate von 60-
80% (Evidenzgrad 2)
 Psychotherapie: wichtig Kombination von Psycho- und Pharmakotherapie
- IPSRT (Interpersonal and Social Rhythm Therapy)
- KVT kognitive Verhaltenstherapie
- Familientherapeutische Ansätze (Familiy-Focused Treatment, FFT)
Psychosoziale Maßnahmen:
- Psychoedukation
- Angehörigenarbeit
- Neurokognitive Interventionsprogramme
- Ergotherapie
- Kunst-, Sport-, Bewegungstherapien
NW von Valproinsäure: Erbrechen, Schwindel, Tremor, asymptomatische Erhöhung der
Leberwerte, Gewichtszunahme, selten Pankreatitis, reversibler Haarausfall, Thrombozytopenie,
polyzystische Ovarien bei jungen Frauen, SLE
Im gebärfähigen Alter und SS ist VAL kontraindiziert.
NW von Olanzapin: Gewichtszunahme, metabolisches Syndrom, Prolaktinspiegelerhöhung,
Leukopenie, Neutropenie, passagere Transaminasenanstieg, anticholinerge Effekte.
NW von Venlafaxin: bei bipolarer Erkrankung Manie induzierend, Kopfschmerzen, Schwindel,
Mundtrockenheit, Übelkeit, RR erhöht, Miktionsstörung, ausgeprägte Absetzeffekte.

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14
Q

Fall 12 Aschauer:
Herr A. ist 31 Jahre alt. Er war bis jetzt ohne psychiatrische Auffälligkeiten. Er arbeitet relativ erfolgreich als Angestellter. Er hat begonnen, sich Arbeit mit nach Hause zu nehmen. Er arbeitet oft fast die ganze Nacht
durch, schläft nur noch zwei bis drei Stunden und führt lange internationale Telefonate. Er hält sich selbst für unersetzbar und ist überzeugt, bald die endgültige Lösung für alle Probleme zu finden. Allerdings wird sein
Verhalten immer chaotischer. Auf die Sorgen diesbezüglich seiner Frau reagiert er aggressiv und gereizt. Als er droht, sie zu schlagen, ruft sie die Polizei. Dies führt zu seiner ersten Einweisung in eine psychiatrische Klinik.

A

Neueinstellung eines Patienten mit Manie ohne psychotische Symptome

Frage 1:
Welche Med?
VAL, LI, Olanz., Risp., Quet., Arip., Cbz, Zip

Frage 2:
Welche NW hat Li?
Müdigkeit, Schwindel, Polyurie, Polydipsie, feinschlägiger Tremor, Gewichtszunahme, renale Dysfunktion, Hypothyreoidismus

Frage 3:
Routineuntersuchungen unter Li?
Plasmakonzentration messen, Kreatinin, GFR, Serumelektrolyte, TSH, T3, T4, RR, Puls, Körpergewicht, optional EKG, optional EEG

Frage 4:
Welche Nebenwirkungen hat CBZ?
Müdigkeit, Schwindel, Tremor, aplastische Anämie, allergische Hautveränderungen, leichte Erhöhung der Transaminasen, Leukopenie

Welche Routineuntersuchungen sollten unter CBZ gemacht werden?
Plasmakonzentration, Blutbild, Kreatinin, Serumelektrolyte, Leberenzyme, EKG, RR, Puls, optional EEG

Frage 6:
Welche Routineuntersuchungen sollten unter VAL gemacht werden?
Plasmakonzentration, Blutbild, Kreatinin, Leberenzyme, Bilirubin, Amylase, Lipase, PTT, Quick, Fibrinogen, Faktor VIII, optional EKG, optional EEG

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15
Q

Fall 13 Aschauer:
Frau B. ist 44 Jahre alt. Sie wird stationär in einem depressiven Zustandsbild aufgenommen. Vorbekannt ist eine Phase einer Hypomanie. Die Pat. klagt zu Beginn über Antriebsstörung, bis zu psychomotorischer Hemmung, Perspektivlosigkeit, Verlust des Selbstwertgefühls, depressive Verstimmung, ausgeprägte Ein- und Durchschlafstörung und Früherwachen. Die Pat. kommt mit einer seit 4 Wochen bestehenden Therapie von
Anafranil 150mg, Trittico 75mg und Depakine CR 1000mg zur Aufnahme. Im Verlaufe der Behandlung kommt es immer wieder zu Impulsdurchbrüchen, Antriebssteigerung und gehobener Stimmung, sodass die
Therapie von Anafranil auf Cipralex 10mg umgestellt wurde. Bei einer Blutbildkontrolle wird eine Thrombozytopenie festgestellt. Die Stimmungslage der Pat. besserte sich, v.a. die Antriebsminderung und die Insuffizienzgefühle. Die Pat. klagte aber über eine Gewichtszunahme.

A

Bipolare affektive Störung, ggw. depressive Episode

Thrombozytopenie durch Valproinsäure?

Gewichtszunahme durch Valproinsäure und Anafranil möglich

Frage 1:
Welche Diagnose stellen Sie?

Antwort:
Bipolare affektive Störung, gegenwärtig schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome

Frage 2:
Was ist die medikamentöse Therapie der depressiven Episode bei bipolarer affektiver Störung?
Stimmungsstablisierende Medikation (LI, LAM, VAL) reichen meist bei schwerer depressiver Episode nicht aus. SSRI, Bupropion in Kombination mit Stimmungsstabilisierer (LI, LAM, QUE, OLZ) gelten als erste Wahl.

Frage 3:
Welche Antidepressiva haben ein erhöhtes „Switch“ Risiko (Umschlagen in eine gegensätzliche Episode)?
Trizyklische Antidepressiva, wie z.B. Clomipramin (Anafranil®)

Frage 4:
Welche Nebenwirkungen sind bei VAL zu erwarten?
Erbrechen, Schwindel, Tremor, asymptomatische Erhöhung der Leberwerte, Gewichtszunahme, selten: Pankreatitis, reversibler Haarausfall, Thrombozytopenie, polyzystische Ovarien bei jungen Frauen, systemischer Lupus erythematodes

Frage 5:
Welche nicht-medikamentöse Therapie kommt in Betracht?
Psychotherapie, Psychoedukation, Angehörigenarbeit, Ergotherapie, Sport- und Bewegungstherapie, Musiktherapie

Frage 6:
Kann auch EKT angewendet werden?
EKT hat bei schwerer depressiver Episode bei bipolarer Störung eine Ansprechrate von 60-80% (Evidenzgrad 2)

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16
Q

Fall 14 Aschauer
Frau C. (56 a) ist verheiratet, hat zwei Söhne und ist berufstätig. Vorbekannt sind drei stationäre Behandlung aufgrund von schweren Depressionen. Diese Phasen waren auch gekennzeichnet von diversen Ängsten, bezüglich dem Bestehen körperlicher Erkrankungen. Die Pat. stand seither unter einer Medikation mit Duloxetin. Im Jahre 2016 ist eine Episode aufgetreten, in welcher der Antrieb gesteigert, die Schlafdauer verkürzt und die Stimmung angehoben war. Die Pat. begann eine Affäre mit einem ehemaligen Arbeitskollegen. Nach 3 Wochen hat sie diese Affäre beendet, versöhnte sich mit dem Gatten und die affektive Auslenkung normalisierte sich wieder. Die Medikation blieb unverändert. Im Jahre 2019 wurde ihre 84-jährige Mutter pflegebedürftig, die in einer Nachbarwohnung lebte. Die Pat.
wurde immer wieder zusätzlich zu Hilfe gerufen, auch nachts. Dies war neben dem Beruf und der Betreuung der eigenen Familie eine große Belastung. Sie wurde sehr antriebsgesteigert, litt unter verkürztem Schlaf und es trat eine euphorische Verstimmung auf. Sie begann sich wieder mit dem Mann zu treffen, mit dem sie vor 3 Jahren die Affäre hatte. Es gab auch ein Alternieren von angehobenen, depressiven, normalen und gereizten STL. Es kam auch zu Streitigkeiten mit dem Gatten, der sie zu einer Behandlung überreden wollte.
Sie fühlte sich von ihm verfolgt und zog in ein Hotel. Sie meinte in den Nebenzimmern ihres Hotelzimmers die Stimmen ihrer Familie zu hören. Sie wechselte tgl. die Hotels, damit man sie nicht finden sollte. Auch auf der Straße hatte sie das Gefühl verfolgt zu werden.
Auch vom „Freund“ fühlte sie sich verfolgt und bedroht. Schließlich gelang es dem Gatten durch eine Handy-Ortung die Pat. in einem Airbnb in Wien zu finden. Es kam zu einer amtsärztlichen Einweisung an die Klinik.

A

Bipolare affektive Störung Typ I, ggw. manische Episode mit psychotischen Symptomen

17
Q

Fall 15 Aschauer Fallvignetten:
Pat., 35 Jahre, mit einer bipolaren affektiven Störung (Typ 1) ist ungeplant schwanger geworden. In der Anamnese mehrere Krankenhausaufenthalte und ein SZV vor 2a. Kein Ansprechen auf Antikonvulsiva, auch
unter atypischen Antipsychotika sowie Lithium war keine ausreichende Rezidivprophylaxe gegeben. Vor 1a wurde die Patientin auf 1000 mg Depakine® eingestellt, seitdem weder manische noch depressive Episoden.
Im Moment ist die Patientin in der 9. SSWo. Aufgrund großer Ängste, unter der Medikation mit Depakine® ein behindertes Kind zur Welt zu bringen, erwägt die Patientin einen Schwangerschaftsabbruch, obwohl sie das Kind grundsätzlich gerne behalten würde.

A

Bipolare affektive Störung, ggw. remittiert

Valproinsäure:
* im reproduktionsfähigen Alter nicht verordnen!
* hoher teratogener Effekt (bis 20%)
* fetales Valproatsyndrom (Neuralrohrdefekt, Herz-, Extremitäten-fehlbildungen, Lippen/Kiefer/Gaumenspalte, dosisabhängig: bes. > 1000mg/d)
* Intelligenzdefizite, neuropsychologische Funktionsstörungen ua. Sprachentwicklungsstörungen, Autismus,
Verhaltensauffälligkeiten
* kein Schwangerschaftsabbruch ohne sonographische Feindiagnostik
* nicht abrupt absetzen
* wenn Monotherapie, 4 Einzeldosen + Folsäureprophylaxe

18
Q

Fall 16 Aschauer
Patientin, 29 Jahre alt, mit bestehender bipolarer affektiver Störung (Typ 1) ist in der 14. SSWo. Bereits vor wie auch jetzt während der Schwangerschaft Einnahme von Quilonorm® retard als Monotherapie
zur Rezidivprophylaxe. Letzte manische Episode ist bereits 5 Jahre her, Patientin seitdem stabil. Sie gibt an, große Angst vor dem Wiederausbrechen der Krankheitssymptome zu haben und möchte daher an der momentanen Einstellung auf Quilonorm® nichts verändern.

A

Lithium in der SS:
* keine Umstellung bei stabil eingestellten Pat.
* gute Wirkung, enge therapeutische Breite, CAVE: peripartale Kinetik und Intoxikationsgefahr für die Mutter direkt postpartal
* teratogene Herzfehlbildung (Ebstein Anomalien) < 3% dosisabhängig (sonographische Feindiagnostik und fetale Echokardiographie in 18. u. 23. SSWo)
* zu hohe Dosis: floppy infant, Trinkschwäche, Tachypnoe, Muskelhypotonie;
Kontrollen der Schilddrüsenfunktion beim Kind
* 1-2 Kontrollen des Spiegels/Woche

19
Q

Fall 17 Aschauer
Patientin, 25 Jahre alt, anamnestisch mehrere manische sowie eine depressive Episode in den letzten 2 Jahren. Bis dato keine medikamentöse Therapie. Letzte manische Episode ist 6 Monate her, derzeit ist die Patientin symptomfrei, hat aber Angst vor einem neuerlichen Ausbruch der Erkrankung. Im Gespräch gibt die
Patientin einen konkreten Kinderwunsch an, äußert aber Bedenken, ob eine Schwangerschaft unter Psychopharmaka überhaupt möglich ist.

A

Indikation für Phasenprophylaxe (für mehrere Jahre oder lebensbegleitend):
- Bipolar I: 1. manische Episode
- Bipolar II: 3 Episoden von Depression oder Hypomanie unabh. vom zeitl. Intervall
oder: 2 Episoden von Depression oder Hypomanie in 5 Jahren

Aufklärung SS:
* informed consent
* Nutzen Risiko Abwägung - Stabilität der Mutter (Rückfall, Verschlechterung)
* embryotox
* teratogene Effekte sind irreversibel
* häufigste affektive Phasen sind postpartal
* rasche Änderung v. Medspiegel in der Schwangerschaft (engmaschige Kontrollen)
* wenn möglich Monotherapie
* kleinstmögliche Dosis
* keine teratogene Pharmaka an Gebärfähige Frauen bis 49a
* peripartales Management (ggf. Dosireduktion)

Gefahren:
* Kinderwunsch und Fertilität unter der Medikation
* Teratogenität: direkte Schädigung und Auftreten von Fehlbildungen
* Fetotoxizität: Einfluss auf Wachstum u. Entwicklung, Entzugssyndrom
* Rückfall oder psychische Verschlechterung durch Absetzen der Therapie
* Häufiger Episoden postpartal, nicht in SS (ohne Mood-Stabilizer 40-70% Rezidivrisiko)
* Störungen des Schwangerschaftsverlaufes, Abortus, Frühgeburt
* intrauterine Wachstumsverzögerungen, Entwicklungsdefizite (Autismus, Sprachentwicklungsstörungen
etc.)
* CAVE: Neuralrohrschluss nur in ersten 6 Wo. der SS
* 50-70% der Neuralrohrdefekte werden durch Folsäure verhindert (in SS: 0,8-1,0mg/d)
* Sollte in SS abgesetzt worden sein, ab 2. Trimenon oder nach Geburt wieder beginnen
* Engmaschige gynäkologische u. psychiatrische Kontrollen (TDM – Therapeutisches Drug Monitoring)
* Blutspiegel können sich rasch ändern, auch nach Geburt (Gewicht, Verteilungsvolumen, Clearance)

20
Q

Fall 18 Aschauer
Patientin, 32 Jahre, mit bekannter bipolarer affektiver Störung (Typ 1), derzeit in der 12. SSWo, kommt auf Drängen ihres Ehemannes zur psychiatrischen Vorstellung. Der Ehemann beschreibt seine Frau seit einer
Woche als zunehmend gereizt, unaufmerksam und übertrieben gesprächig. Zudem schlafe sie weniger als 4
Stunden pro Nacht. Auf Nachfragen gibt die Patientin zu, seit Bekanntwerden der Schwangerschaft ihre Medikation (Risperdal® 4mg/d) nicht mehr genommen zu haben.

A

Rezidiv einer bipolaren affektiven Störung, ggw hypomane Episode

Risperidon, Quetiapin und Haloperidol 1. Wahl in SS

Risperidon:
* Anpassungsstörungen, Krämpfe möglich
* viel Erfahrung
* Therapie der 1. Wahl, neben Quetiapin, wenn Antipsychotikum nötig (akute Manie)
* Metabolische Störungen möglich (Gewicht, SS-Diabetes)

21
Q

Fall 19 Aschauer
Eine 23-jährige Patientin kommt in Ihre Ordination. Sie berichtet, unter einer bipolaren affektiven Störung und ADHS zu leiden. Vorbekannt sind 2 hypomanische Phasen und mehrere längere depressive Episoden. Vor 3 Jahren habe die Pat. einen Suizidversuch unternommen und sei 3 Monate stationär psychiatr. aufgenommen gewesen. Seit dieser Zeit sei sie auf tgl. Lamictal® 200mg und Mirtabene® 45mg eingestellt.
Zusätzlich erhalte sie seit ihrer Kindheit Concerta® ret. 36mg. Der Pat. geht es psychisch gut, sie habe seit 1,5 Jahren eine stabile Beziehung. Sie gibt an, regelmäßig Cannabis zu konsumieren.
Die Pat. berichtet in der 7. SSWo zu sein. Sie würde das Kind sehr gerne behalten und die SS fortsetzen, aber wegen der Einnahme der Psychopharmaka und der bipolaren Störung ist sie verunsichert.

A

Bipolare affektive Störung Typ II

Lamotrigin in SS:
* Interaktionen mit oralen Kontazeptiva
* Plasmaspiegelkontrolle, Serumkonz. red. - Dosisanpassung, Kumulations-Gefahr beim Kind
* therapeutisches drug monitoring, postpartal erneute Dosisanpassung
* < 300mg niedrige Fehlbildungsrate, unter Monotherapie kein Fehlbildungsmuster
* Anpassungsstörung nach der Geburt
* bei F31 evt. Quetiapin besser

Mirtazapin:
* Sehr viel Erfahrung
* Kein Hinweis auf Teratogenität
* Anpassungsstörungen möglich
* Off-label Gebrauch bei Hyperemesis gravidarum (5-HT3 Rezeptoren, analog Ondansetron)
* Keine Umstellung bei gut eingestellter Pat.

Methylphenidat in der SS:
CAVE: gleichzeitiger Alkohol- und Drogenkonsum
niedriges Geburtsgewicht, Frühgeburtlichkeit, wenig Info in der Stillzeit
Erstes Trimenon: gute Planzentagängigkeit, im Tierversuch bei 100x Humandosierung teratogen, Fallzahlen zu gering für Malformationsraten, bis dato kein Hinweis auf Teratogenität
Cave: gleichzeitiger C2- und Drogengebrauch
2/3. Trimenon: Einzelberichte niedriges Geburtsgewicht, Anpassungsstörungen, Frühgeburtlichkeit, Pat. sollen gynäkologisch überwacht und psychiatrisch begleitet werden
Stillzeit: wenig Information, evtl. im Einzelfall zu verantworten, auf reguläre Gewichtszunahme achten

22
Q

Fall 20 Aschauer
Ein 26-jähriger Mann kommt in Begleitung seiner Freundin erstmalig an die Ambulanz. Die Freundin des Pat. berichtet, dass er seit 1 Monat wesensverändert sei. Er bleibt mehrere Nächte wach, trinkt vermehrt
Alkohol, ist zunehmend gereizt und streitsüchtig. Er ist überzeugt ein berühmter Schriftsteller zu sein und höre auch Musik, obwohl diese Musik sonst niemand hören kann. Heute sei er bei einer Diskussion sehr
aggressiv geworden, habe versucht die Freundin vor ein Auto zu stoßen. Der Pat. selbst berichtet, dass er schon einmal in psychiatrischer Behandlung war. Die Diagnose möchte er nicht nennen. Eine Medikation werde er nicht einnehmen. Er sei nicht krank und werde in keine Behandlung einwilligen. Er ist psychomotorisch unruhig, angespannt, dysphorisch, zeigt schnell paranoide Reaktionsbereitschaft.

A

(Bipolare affektive Störung, ggw.?) Manie mit psychotischen Symptomen

Agitation psychiatrischer Notfall

UbG Kriterien: ernstliche / erhebliche Gefährdung der eigenen/fremden gesundheit/lebens.
-> keine Krankheitseinsicht, Kritikgemindert, nicht behandlungsbereit
-> durch psychische Erkrankung tätliche Aggression ggü. Freundin, Paranoide Interpretationen

23
Q

Fall 21 Aschauer
Es kommt eine 40-jährige Pat. zum Facharzt. Sie fühle sich seit 3 Wochen antriebslos, freudlos, traurig verstimmt, leide unter vermehrtem Schlafbedürfnis, vermindertem Selbstwertgefühl und habe Suizidgedanken. Sie könne Ihren Anforderungen im Haushalt nicht mehr nachkommen.
Anamnestisch ist zu erheben, dass sie schon einmal vor 10 Jahren eine ähnliche Phase im Leben hatte. Damals sei dieser Zustand allerdings ohne Behandlung wieder verschwunden.
Vor etwa 8 Jahren sei es ihr einmal sogar sehr gut gegangen. Sie war verliebt, habe gesteigerte Libido gehabt, der Mann sei aus Südamerika gewesen, sie sei mit ihm dorthin gereist, sie habe weniger lange schlafen müssen.

A

Bipolar I oder II?
ggw. mittelgradige depressive Episode ? (3+3)

24
Q

Fall 22 Aschauer
Ein 30-jähriger Mann kommt in einem schwer depressiven Zustand in die Ordination. Die Depression ist seit ca. einem Jahr nicht gebessert. Anamnestisch lässt sich erheben, dass eine erste depressive Phase im 18. Lebensjahr aufgetreten ist. Im Anschluss daran remittierte die Symptomatik, ein Universitätsstudium konnte abgeschlossen werden, danach trat eine manische Phase auf mit multiplem Substanzmissbrauch, mehreren sexuellen Beziehungen, der Pat. reiste durch Europa, psychotische Symptome mit Wahn und Halluzinationen traten auf, im zeitlichen Zusammenhang mit dem Missbrauch psychotroper Substanzen. Eine Zeitlang lebte
der Pat. im Ausland, wo auch aus einer Beziehung ein Sohn entstammt. Der Pat. kehrte im Rahmen der schweren Depression nach Ö. zurück, lebt völlig zurückgezogen bei den Eltern, ist nicht arbeitsfähig.

A

Bipolare affektive Störung, ggw. schwere depressive Episode ohne psychot. Sy.

25
Q

Fall 23 Aschauer
Eine 50-jährige Pat. wird nach einem schweren Suizidversuch von einer ICU auf die Psychiatrie übernommen.
Vor 20a hatte sie bereits einen Suizidversuch unternommen. Nach der ersten depressiven Phase sind auch manische Phasen aufgetreten. Die Pat. wurde vom Psychiater auf Lithium eingestellt.
Als vor 5a die Diagnose einer Hypothyreose mit kaltem Knoten festgestellt wurde, ist die Pat. mit Euthyrox 100mcg/d eingestellt. Die Lithium-Prophylaxe wurde wegen der SD-Erkrankung abgesetzt. Es erfolgte eine Einstellung auf ein SSRI und Quetiapin. Trotzdem kam es in den letzten Jahren zu keiner vollen Remission. Die Pat. ist jetzt weiterhin schwer depressiv, hat Suizidgedanken.

A

Bipolare affektive Störung, ggw. schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome

Suizidalität-Abklärung

Risikofaktoren für Suizidalität

Hypothyreose ist nur rel. KI von Lithium.

Lithium auch antisuizidal wirksam
-> Wiedereinleitung und SD-Ko.?

26
Q

Fall 24 Aschauer
Eine 24-jährige Pat. ist seit ca. 3 Jahren in psychiatrischer Behandlung. Erste manisch psychotische Phase trat vor 3 Jahren auf, sie wurde stationär 2 Monate behandelt und auf eine Phasenprophylaxe mit Abilify® und
Lamictal® eingestellt.
Vor dieser manischen Phase sind mehrere leichte depressive Episoden erhebbar. Auch vor etwa einem Jahr trat eine depressive Episode auf, die mit Cipralex® zusätzlich zur Phasenprophylaxe behandelt werden
musste. Die Pat. hat die Medikation nicht mehr regelmäßig genommen, dies aber niemandem gesagt. Vor etwa 3 Monaten kam es langsam fortschreitend zu einer affektiven Phase mit Größenideen, Gereiztheit, paranoiden Ideen, gesteigertem Antrieb, wechselnd mit Antriebshemmung, stark wechselnder Stimmung.
Sie musste wieder stationär aufgenommen werden.

A

Bipolare affektive Störung Typ 1, ggw. manische Episode mit psychotischen Symptomen
.. oder gemischte Episode (stark wechselnde Stimmung…?)

Rezidiv durch Absetzen der Phasenprophylaxe

27
Q

Fall 25 Aschauer
Eine 36-jährige Frau sucht erstmals eine Psychiaterin auf. Sie kommt von selbst, aber geraten hat es ihr ihre Psychotherapeutin. Als belastendes Ereignis ist zu erwähnen, dass sich vor 6 Wochen ihr Lebensgefährte von ihr getrennt hat. Mit ihm war sie 3 Jahre zusammen. Aber er hat sich beklagt, dass schon kurz nach Beginn der Beziehung es zu einer Veränderung im Verhalten bei ihr gekommen sei. Ihre Stimmung sei instabil geworden. Sie sei manchmal eher deprimiert gewesen, dann wieder etwas heiterer als üblich. In den eher deprimierten Zeiten habe
sie schlechter geschlafen, sei antriebslos gewesen und habe sich zurückgezogen. In den heiteren Phasen wäre sie
witzig gewesen, habe ein überhöhtes Selbstwertgefühl gehabt und habe etwas übertrieben von früheren Erfolgen
gesprochen.
Auch schon vor etwa 10 Jahren war sie längere Zeit in psychotherapeutischer Behandlung. Damals war sie nach ihrer
Scheidung 6 Wochen lang in einem stark antriebslosen Zustand, musste deshalb in Krankenstand gehen. Sie war in stark depressiver Stimmung die ganzen 6 Wochen über. Sie hatte auch Gedanken an den Tod, hatte sogar Suizidgedanken. Ihr Denkvermögen und die Konzentration waren sehr eingeschränkt. Sie hatte keinen Appetit und hatte stark Gewicht verloren. Sie hatte unter Ein- und Durchschlafstörungen gelitten.

A

Zyklothymie?
Z.n. schwerer depressiver Epsiode vor 10a?

28
Q

Fall 26 Aschauer
Eine 70-jährige Patientin wird wegen einer schweren depressiven Episode an der Psychiatrischen Klinik aufgenommen. Die Pat. ist ängstlich und klagt über starke Unruhe. Auch berichtet sie über kognitive
Einschränkungen mit Konzentrationsstörungen sowie Schlafstörungen. Zusätzlich bestehen vegetative Symptome wie vermehrtes Schwitzen, Appetitlosigkeit, Mundtrockenheit und Spannungskopfschmerzen.
Laut Pat. wäre eine Therapie mit Quilonorm® ret. jahrelang eingenommen worden. Vor 4 Monaten hätte sie
in Absprache mit der behandelnden FÄ Quilonorm® abgesetzt und eine Therapie mit Sertralin begonnen. Es kam zu einer verstärkten Unruhe und sie litt unter den Gedanken des Lebensüberdrusses.
Anamnestisch war sie mehrfach in stationärer psychiatrischer Behandlung, zuletzt allerdings vor etwa 20
Jahren, damals in einer manischen Phase. Erstmals sei es im Alter von etwa 40 Jahren zu einer schweren Depression gekommen, die Pat. verübte damals einen schweren Suizidversuch durch Medikamentenintoxikation und musste auf einer Intensivstation behandelt werden.

A

ängstlich/agitierte Depression
DD gemischte Episode bei bipolarer Affektiver Störung?

29
Q

Fall 27 Frau F. (42 a) wird mit der Rettung und in Begleitung ihrer Partnerin an die Klinik gebracht.
Fremdanamnestisch ist zu erheben, dass die Pat. an einer bipolar affektiven Störung leide. Die Erkrankung führte fast jährlich zu stationären Behandlungen bei mehreren depressiven, hypomanischen und manischen
Episoden. Frau F. habe sich in den letzten Tagen immer mehr zurückgezogen und psychotische Ängste mit nihilistisch wahnhaften Inhalten geäußert. Sie werde „gezielt vernichtet“, ihre „Existenz sei sowieso sinnlos und es gäbe keine Zukunft“. “Nur sie selbst sei an allem Schuld“. Bis dato sind keine Suizidversuche in der Anamnese vorbekannt. In den letzten zwei Tagen hätte sie nicht mehr gesprochen und auch nichts gegessen und getrunken. Medikamente nehme sie seit mindestens drei Monaten keine mehr ein. Ihre behandelnde
Fachärztin sei in Pension gegangen.
Frau F. zeigt ein sub-stuporöses Zustandsbild. Ein Aufnahmegespräch ist nicht möglich, sie präsentiert sich
mutistisch, affektstarr, psychomotorisch verlangsamt. Die Pat. wird mit Hilfe zur einer Untersuchungsliege geführt und die Aufnahme erfolgt nach dem UbG.

A

Schwere depressive Episode mit psychotischen Sy. bei bipolarer affektiver Störung?
DD Katatonie ?

30
Q

Fall 28 Aschauer
Herr K. (24 a) kommt in deutlich euphorischer Stimmungslage mit seiner Freundin in die Ordination. Die Freundin, die ihn zum Arztbesuch gedrängt hat, berichtet von einer starken Veränderung seit etwa einer Woche: er sei ruhelos, schlafe kaum, sei sehr gesprächig, seine Gedanken rasen, er habe viele Ideen, überschätze sich selbst. Er sei vor einigen Tagen vom Fahrrad gestürzt und sei nicht ins KH gefahren, obwohl er seinen Daumen verletzt habe. Der Pat. berichtet, dass seine Wahrnehmung in den letzten Tagen von besonders intensiven und stark leuchtenden Farben geprägt sei. Er ist überzeugt, ein überaus erfolgreicher
Geschäftsmann zu sein, obwohl er derzeit keine Beschäftigung habe. Der Pat. zeigt sich überschießend freundlich bis distanzlos im Kontakt und ersucht um eine Schlafmedikation. Sonst habe er keinen
Leidensdruck, die Sorgen seiner Freundin seien „ maßlos übertrieben“, es gehe ihm „fantastisch“.
Herr K. zeigte bis vor einer Woche keine psychiatrischen Auffälligkeiten und sei noch nie in fachärztlicher Betreuung gewesen. Ob in seiner Familie psychiatrische Erkrankungen bekannt seien, könne die Freundin nicht beantworten.

A

Manie ohne psychotische Symptome?