F31 Bipolare affektive Störung Flashcards
ICD 10 Überblick Bipolar
F31 Bipolare affektive Störung allgemein
-> mind. 2 Episoden in denen Stimmung und Aktivitätsniveau deutl. gestört sind
-> zwischen Episoden Wechsel zu entgegengesetzter Stimmung oder gemischter Episode oder Remission
Ausschluss:
- einzelne manische Episode F30.x
- einzelne depressive Episode F32
- rezidiv. depr. St. F33
- Zyklothymia F34.0
6. Stelle für die in der Anamnese aufgetretenen Episoden
- F31.xx0 nur depressive Episoden (nicht F31.3, F31.4, F31.5)
- F31.xx1 nur hypomanische oder manische Episoden (rezidiv. Manie)
- F31.xx2 nur gemischte Episoden
- F31.xx3 hypomanische, manische, depressive und/oder gemischte Episo
F31.0 Bipolare affektive Störung, ggw. hypomanische Episode
A. Ggw. Episode erfüllt Kriterien für Hypomanie F30.0.
B. In der Anamnese mind. 1 andere affektive Episode, die Kriterien für hypomanische oder manische (F30), depressive F32 oder gemischte affektive Episode F38.00 erfüllte.
-> ggw. hypomanisch, mind. 1 affektive Episode in der Anamnese
Anmerkung:
Hypomanische Episode kürzer, milder, vitaler, leistungsfähiger, gefühl gesund zu sein,
F31.1 bipolare affektive Störung ggw. manische Episode ohne pschotische Symptome
A. Ggw. Episode erfüllt Kriterien für Manie ohne psychot. Sy. F30.1.
B. In der Anamnese mind. 1 andere affektive Episode, die Kriterien für hypomanische oder manische (F30), depressive F32 oder gemischte affektive Episode F38.00 erfüllt.
F31.2 Bipolare affektive Störung, ggw. manische Episode mit psychotischen Symptomen
A. Ggw. Episode erfüllt Kriterien für Manie mit psychot. Sy. F30.2.
B. In der Anamnese mind. 1 andere affektive Episode, die Kriterien für hypomanische oder manische (F30), depressive F32 oder gemischte affektive Episode F38.00 erfüllte.
5. Stelle:
F31.20 mit synthymen psychot. Sy.
F31.21 mit parathymen psychot. Sy.
F31.3 Bipolare affektive Störung, ggw. leichte oder mittelgradige depressive Episode
A. Ggw. Episode erfüllt entweder die Kriterien für eine leichte (F32.0, mind. 4-5 Sy.) oder eine mittelgradige (F32.1, mind. 6-7 Sy.) depressive Episode.
B. In der Anamnese mind. 1 andere affektive Episode, die Kriterien für hypomanische oder manische (F30) oder gemischte affektive Episode F38.00 erfüllte.
5. Stelle
F31.30 ohne somatisches Syndrom
F31.31 mit somatischem Syndrom (mind. 4 Sy.)
F31.4 Bipolare affektive Störung, ggw. schwere depressive Episode ohne psychot. Sy.
A. Ggw. Episode erfüllt die Kriterien für eine schwere depressive Episode ohne psychot. Sy. F32.2 (mind. 8 Sy.).
B. In der Anamnese mind. 1 eindeutig belegte hypomanische oder manische (F30) oder gemischte affektive Episode (F38.00).
F31.5 bipolare affektive Störung, ggw. schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen
A. Ggw. Episode erfüllt die Kriterien für eine schwere depressive Episode mit psychot. Sy. F32.3 (mind. 8 Sy.).
B. In der Anamnese mind. 1 eindeutig belegte hypomanische oder manische (F30) oder gemischte affektive Episode (F38.00).
5. Stelle:
F31.50 mit synthymen psychot. Sy. (Schuld, Verarmung, nihilist. Wahn)
F31.51 mit parathymen psychot. Sy. (Beziehungs-, Verfolgungswahn)
F31.6 Bipolare affektive Störung, ggw. gemischte Episode
A. Ggw. Episode ist entweder durch eine Mischung oder schnellen Wechsel (innerhalb v. wenigen Stunden) von hypomanischen, manischen und depressiven Symptomen charakterisiert.
B. Manische und depressive Symptome müssen die meiste Zeit während mind. 2 Wochen deutlich vorhanden sein.
C. In der Anamnese mind. 1 belegte hypomanische oder manische (F30), depressive (F32) oder gemischte affektive Episode (F38.00).
Ausschluss:
einzelne gemischte affektive Episode F38.00
F31.7 bipolare affektive Störung, ggw. remittiert
A. Ggw. Zustand erfüllt nicht die Kriterien für depressive oder manische Episode irgendeines Schweregrads oder für irgendeine andere affektive Störung des Kapitels F3 (>2 Monate?) (möglicherweise aufgr. rückfallprophylakt. Medikation)
B. In der Anamnese mind. 1 eindeutig belegte hypomanische oder manische (F30) und zusätzlich mind. 1 andere affektive Episode (hypomanisch oder manisch F30, depressiv F32 oder gemischt F38.00.
F31.8 sonstige bipolare affektive Störungen
dazu gehören:
- bipolar II Störung F31.80
A. mind. 1 depressive Episode (F32, F33)
B. mind. 1 hypomanische Episode (F30.0, F31.0).
D. Keine manischen Eisoden (F30.1-F30.9; F31.1, F31.2)
-
bipolare Störung mit schnellem Phasenwechsel F31.81
A. Kriterien f. bipolare affektive Störung F31.0-F31.7 sind erfüllt.
B. Mind. 4 Episoden einer bipolaren affektiven Störung innerhalb von 12 Monaten.
-> Wechsel zu entgegengesetzter affektiver Episode oder zu gemischter Episode oder zu Remission
-> ultra rapid: 4 Episoden in 1 Monat
- rezidivierende manische Episoden F31.82
siehe Anhang I
ICD 11 Bipolare Störungen
ICD 11 Bipolare Störungen Details zur Manifestation
Welche Faktoren erhöhen das Rapid Cycling Risiko?
- weibl. Geschlecht
- Bipolar II Verlauf
- Beginn im frühen Lebensalter
- langfristige Therapie mit Antidepressiva (v.a. Trizyklika)
Epidemiologie der bipolaren affektiven Störung
- Lebenszeitprävalenz 5%
- früherer Beginn als unipolare Depressionen
- Erstmanifestation 16-18J.
- kein Geschlechtsunterschied
- 15-20% Rapid Cycling Risiko
-> mind. 4 affektive Episoden in 1 Jahr -> 80-90% Frauen - Beginn mit depressiver Episode (falsch unipolar)
- sind längere Zeit depressiv als manisch
Bipolar I: depressive und manische Episoden im Wechsel
Bipolar II: Wechsel zwischen depressiven und hypomanen Episoden
Mit Fortschreiten der bipolaren Erkrankung kann die Episodenhäufigkeit zunehmen und die Dauer des krankheitsfreien Intervalls zwischen den manischen oder depressiven Episoden abnehmen -> Akzeleration (50% der bipolaren Pat.)
häufig kognitive Störungen (Störungen der Daueraufmerksamkeit, der Gedächtnisfunktionen und der exekutiven Funktionen wie kognitive Flexibilität und Problemlöseverhalten; auch in Remission)
-> können soziale Integration und berufliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen (ähnlich zu Schizophrenie, jedoch soziale Kognition weniger beeinträchtigt bei bipolar)
FA Kurs:
Bipolar I:
*Prävalenz: ca. 0.6-1.0% (Bipolar II: 2-3%; Zyklothymia: 5%)
*Davon Häufigkeit gemischter Episoden: bis 40%
*Ersterkrankungsalter: 18 – 25 J. (Bipolar II: 30 J.)
*Ratio ♀ : ♂ = 1 : 1.1
*90% der Pat. mit manischer Episode entwickeln rezidivierende Episoden
*60% der manischen Episoden entstehen unmittelbar vor einer Depression
*Rapid cycling (♀ > ♂): 4 oder mehr Episoden innerhalb von 12 Mo (depressiv oder manisch oder
hypomanisch)
Ätiologie bipolare Störungen (Konsensus)
- multifaktoriell
- familiär gehäuft, starke genetische Ursache (polygenetisch; genetische Polymorphismen für monoaminerge und glutamaterge Transmittersysteme, neurotrophe und immunologische Faktoren, zirkadiane Regulationsmechanismen, zytoskelettäre Bestandteile von Neuronen, der Mitochondrienfunktion, der synaptischen Transmission und von Gliazellen.
- Vulnerabilität-Stress-Coping-Modell: psychosoziale Stressoren als Auslöser für depressive/manische Phasen, Risikofaktoren sind frühkindl. Traumatisierungen -> Prämorbid angelegte dysfunktionale Verhaltensbereitschaften verbunden mit Störungen der Affekt-, Impuls- und Selbstwertgefühlregulation führen so zum KH-Ausbruch.
Gehäuft findet sich sexueller Missbrauch in Kindheit, dies ist auch ein Prädiktor für Suizidalität im
Erwachsenenalter und für ungünstigen Verlauf
Neuropathologie bipolarer Störungen (FA-Kurs)
- ENIGMA Studie: cMRT-Daten aus 20 Zentren (n=2747 Pat. vs. n = 4056 Kontr.)
- Volumenreduktion im Hippocampus, Thalamus, Amygdala
- Größenzunahme der Ventrikel
- allgemeine Reduktion des kortikalen Volumens
- Effekte waren bei mit Lithium behandelten Pat. signifikant geringer ausgeprägt
- erhöhte Lactat-, Glutamat- und GABA- Konzentrationen in grauer Substanz, diese werden bei Therapie mit Atypika reduziert
Neurobiochemie bipolarer Störungen (FA-Kurs)
- Veränderungen im Neurotransmitter-Verhältnis:
- Erniedrigung bzw. Erhöhung von Noradrenalin und Serotonin
- Erhöhter Turnover von Dopamin
- Erhöhte intrazelluläre Kalzium-Konzentrationen
- Intrazelluläre Na-Ca Dysregulation
- Lithium, VAL, CBZ, Lamotrigin: Ca-Antagonismus
Neuropsychoendokrinologie/immunologie Bipolarer Störungen
- Erhöhung proinflammtorischer Zytokine im Serum, Immunglobuline und CRP (deutlich ausgeprägt in affektiven Episoden)
- Überaktivität des HPA-Systems (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinde Achse: erhöhte basale
Sekretion von Cortisol, verminderte Suppression im Dexamethason-Suppressionstest) - schwache Studienlage zu antiinflammatorischen Therapien
- Subklinische Abweichungen des SD-Stoffwechsels
- rapid cycling: hypothyreoter Funktions-Zustand (bei 50% der Pat.)
Neuroplastizität bipolare Störungen (FA Kurs)
- Mangel an Neurotrophinen (BDNF)
- Lithium, VAL: neuroprotektive Eigenschaften
- Veränderte intrazelluläre Signaltransduktion (Adenylatzyklase-System, G-Proteine, Ca-Regulation, Phosphatidyl-Inositol-System, Proteinkinase C)
Chronobiologie bipolarer Störungen
- Reduzierte subjektive Schlafqualität bei Adoleszenten ist ein Risikofaktor für späte Entwicklung einer bipolaren Störung
- Manische Episoden: Schlafverkürzung, Insomnie
- Bipolare Depression: häufig Hypersomnie
- Unipolare Depression: häufig Hyposomnie, Früherwachen
- Veränderungen des Schlafmusters (verkürzte REM-Latenz, erhöhte REM-Dichte bei Depression), Auffälligkeiten im endokrinologischen Sekretionsprofil und im zirkadianen Verlauf von Körpertemperatur
und Herzfrequenz, auch in euthymen Phasen - Studien zu phasenprophylaktischem Einsatz von Melatonin zeigen keine signifikanten Ergebnisse
Neuropsychologie Bipolarer Störungen
- Signifikant konstante Defizite in Exekutivfunktionen und im verbalen Gedächtnis bei bipolaren Pat. auch in
euthymen Phasen - Verbales Lernen, Daueraufmerksamkeit, Wahlreaktion und Gedächtnis bei 75% bipolarer Pat. reduziert
Auslöser maniformer Zustände (somatisch, substanzind., lt. FA Kurs)
SOMATISCH:
* Hyperthyreose
* Systemischer Lupus erythematodes
* M. Cushing
* Multiple Sklerose
* Chorea Huntington
* SHT
* Kraniale RF
* Zerebrovaskuläre Erkrankungen
* „AIDS Mania“
* Neurolues
* Epilepsien, insbes. nonkonvulsiver Status epilepticus bei komplex fokalen Anfällen
SUBSTANZEN:
* Glucocorticoide
* Antidepressiva
* Alkohol
* Kokain
* Halluzinogene
* Stimulanzien
* Levetirazetam
* Penicillin-G
* Ganciclovir (Virostatikum gegen Herpesviren)
* Zidovudin (antiretrovirale Substanz)
* Didanosin (antiretrovirale Substanz)
Prognose der bipolaren affektiven Störung
20-30% haben auch in freien Intervallen Beeinträchtigungen (berufl. + interpersonell + Stimmungslabilität)
mehrheitl. Remission
Suizide noch häufiger als bei unipolaren Depr.!
25-50% unternehmen mind. 1 SMV
höchstes Risiko bei Mischzuständen
Indikatoren f. Suizidalität: atyp. Depression, pos. Familienanamnese, peripartale Komorb. / Migräne, früherer Erkrankungsbeginn