Coronavirus SARS-CoV-2 Flashcards
Definition
Akute infektiöse Lungenerkrankung bzw. akutes respiratorisches Syndrom, ausgelöst durch Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2
Inkubationszeit
Inkubationszeit: Max. 14 Tage, im Median 5 Tage (Die Angaben liegen zwischen 2 und 14 Tagen.)
Beginn und Dauer der Ansteckungsfähigkeit: Infektiosität beginnt schätzungsweise bis zu 2,5 Tage vor Symptombeginn, endet ca. 9 Tage nach Symptombeginn , höchste Infektiosität unmittelbar um den Symptombeginn herum
Immunität
Angeborenes Immunsystem: Die Aktivierung der Schleimhautimmunität durch bspw. Ausschüttung von Interferonen kann in den ersten Tagen nach Infektion eine schwere Infektion verhindern.
Steigerung der Immunität: Eine mehrfache Exposition gegenüber SARS-CoV-2-Antigenen verbessert das Ausmaß einer Immunität, immunwirksame Antigenexposition entsteht durch
COVID-19-Impfung
Durchgemachte Infektionen
Qualität der Immunität: Sowohl bei Impfung, als auch bei Infektion entsteht keine sterile Immunität , bei hohen Mutationsraten von SARS-CoV-2 entstehen ständig neue infektiöse Varianten
Reinfektionen: Infektionen nach durchgemachter Infektion sind möglich, insb. mit dem Aufkommen der Omikron-Variante häufig geworden
Durchbruchsinfektionen: Infektionen nach (auch vollständiger) Impfung (und Auffrischung) sind möglich,
Antikörperantwort: Nachweis von Anti-COVID-19-Antikörpern ist bis zu 14 Monate beschrieben, die Nachweisbarkeit kann jedoch auch nach einigen Monaten schon abnehmen (Große interindividuelle Streuung)
Zelluläre Immunität: Neben der Antikörperantwort ist eine mindestens für Monate messbare spezifische zelluläre Immunantworten für B-Gedächtniszellen, CD4+ T-Helferzellen und CD8+-Effektorzellen feststellbar
Pathogenese von COVID-19
Bisherige Erkenntnisse
Direkte und indirekte Effekte der Infektion: Mehrere Phasen des Krankheitsverlaufs unterscheidbar
Initial Replikation in den Atemwegen: Direkte zytopathische Effekte, Schädigung des Alveolarepithels durch Virusinvasion
Weitere Organbeteiligungen: Beschrieben insb. an Niere, Leber, Dünndarm, Herz, Gefäßsystem (insb. pulmonale und plazentare Mikrothromben), Nervensystems und Spermatogonien
Dysregulierte Immunantwort: Ähnlich wie bei der Sepsis erfolgt eine Reaktion des Immunsystems mit der Freisetzung von Cytokinen (IL-6) und der Auslösung einer fulminanten Entzündungsreaktion und Veränderungen im Gerinnungssystem
Rolle der Lymphozyten wird kontrovers diskutiert, bisherige Beobachtungen ergaben:
Lymphozytopenie bei schweren Verläufen
Klinische Präsentation
Husten und Fieber, Schnupfen, Halsschmerzen
Luftnot als Hinweis auf beginnenden schweren Verlauf mit ausgeprägter interstitieller Pneumonie
Pulsoxymetrie als Screening zu empfehlen!
Anosmie und/oder Dysgeusie
„Ungewöhnliche“ klinische COVID-19-Präsentationen
Gastrointestinale Begleitsymptome (Übelkeit/Erbrechen, Diarrhö, unkomplizierte Bauchschmerzen)
Konjunktivitis
„Stille Hypoxie“ insb. bei älteren Betroffenen, Pulsoxymetrie als Screening zu empfehlen!
COVID-19-Schweregrade nach WHO
a. Milder Verlauf : Keine definierenden Zeichen eines moderaten oder schweren Verlaufes
Asymptomatisch, pos. Test
Symptomatisch, selbstversorgend
Symptomatisch mit Unterstützungsbedarf
b. Moderater Verlauf : Nicht mild, jedoch in Stufe 5 mit Oxygenierungseinschränkung
i.d.R. SpO2 noch > 90 % bei Verschlechterung der Oxygenierung
Monitoring und intensivstationäre Therapie spätestens in dieser Schwere zu erwägen
Hospitalisiert, ggf. auch nur isoliert bei Zufallsbefund
Hospitalisiert mit Sauerstoffbedarf (Nasensonde bzw. Maske)
c. Schwerer Verlauf : SpO2 < 90% in Raumluft
Zeichen der Pneumonie mit Dyspnoe und Zeichen der respiratorischen Insuffizienz
Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
Stakkatosprache
Atemfrequenz >30/min
Kritischer Verlauf mit manifestem Organversagen
ARDS
Sepsis bzw. septischer Schock
Medikamentöse Kreislaufunterstützung
Hospitalisiert mit NIV bzw. High-Flow-Sauerstoffgabe
Hospitalisiert, intubiert, Horovitz-Quotient > 150
Hospitalisiert, intubiert, Horovitz-Quotient < 150 oder medikamentöse Kreislaufunterstützung
Hospitalisiert, intubiert, Horovitz-Quotient < 150, medikamentöse Kreislaufunterstützung und 1 von 2 folgenden Organversagen
Bedarf eines Nierenersatzverfahrens oder ECMO
Phasen des Krankheitsverlaufs
Zeitlicher Verlauf: Ab dem Symptombeginn ist ein schwerer Verlauf durch eine zeitliche Abfolge der Progression gekennzeichnet
Nach 2–7 Tagen: Entwicklung der Pneumonie
Zunehmende Dyspnoe bzw. Zeichen der Atemerschöpfung
Stakkato-Sprache
Abfall des SpO2 <90% und Tachypnoe >30/min
Nach 4–8 Tagen: Hospitalisierung, Sauerstoffbedarf, ggf. Vigilanzstörungen und Verwirrtheit, siehe auch: CURB-65-Score (Rechner)
Nach 8–10 Tagen: Kritischer Verlauf mit Notwendigkeit einer Intubation und maschinellen Beatmung, Bild eines ARDS bzw. Komplikation einer Sepsis
MERKEN
Auch Erkrankte mit initial mildem Verlauf können im Krankheitsverlauf nach ca. einer Woche eine Verschlechterung erleiden!
Merken !!
Im späteren Verlauf der Erkrankung (Pneumonie, ARDS) kann der Rachenabstrich bereits wieder virenfrei sein, während noch infektiöse Viruslast in den unteren Atemwegen besteht!
PCR initial negativ ?!
Die PCR kann initial negativ sein. Wiederholungen sollten daher alle 2–3 Tage bei begründetem Verdacht, Zweifeln an der Abstrichentnahmequalität und/oder Bild eines schweren Verlaufes erfolgen – dann ggf. auch mit zusätzlicher Analyse geeigneter Sekrete der unteren Atemwege!
Therapie : Ambulante Versorgung von Verdachtsfällen und Kontaktpersonen
Für die Praxis: I.d.R. vom Gesundheitsamt benannte zentralisierte Test-Anlaufstellen, ausgestattet mit entsprechender Schutzausrüstung für med. Personal und logistischen Abläufen, alternativ entsprechende Hygiene-Infrastruktur in der Praxis und getrennte Patientenversorgung zu etablieren
Regelmäßig aktualisierte Informationen für hausärztliche Praxen von der DEGAM etabliert
Therapie : Milde Verläufe ohne Risikofaktoren
I.d.R. ambulante, vorzugsweise sogar telefonische/telemedizinische Konsultation mit Verordnung symptomatischer Maßnahmen, häusliche Isolation für 10 Tage nach Maßgabe der Gesundheitsämter und des RKI
Getrennte Patientenversorgung bei Praxiskontakt
Symptomatische Therapie: Kann bei hohem Leidensdruck analog zu dem symptomatischen Vorgehen bei Husten erfolgen, eine medikamentöse Fiebersenkung (z.B. mit Paracetamol) sollte in aller Regel nicht erforderlich sein
Verhalten nach Einleitung einer Diagnostik: Anordnung einer häuslichen Isolation mindestens bis zum Testergebnis! Bescheinigung einer Arbeitsunfähigkeit!
Verhalten bei nicht zeitnaher Testmöglichkeit: Häusliche Isolation für mindestens 5 Tage UND Symptomfreiheit seit mind. 48 Stunden für jedwede Atemwegsinfektsymptomatik zu empfehlen! Bescheinigung einer Arbeitsunfähigkeit! Kein Kontakt zu COVID-19-Risikogruppen!
Verhalten in der häuslichen Isolation: Versorgung mit Merkblättern und Tipps zur häuslichen Quarantäne (DEGAM auch mit mehrsprachigen Patienteninformationsblättern, RKI, CDC)
Stationäre Einweisung: Bei klinischer Verschlechterung, ggf. häusliche Überwachung der SpO2 2 × täglich mit Pulsoxymetrie bei risikoträchtigen Verlaufsmöglichkeiten
Therapie: Milde Verläufe mit Risikofaktoren
Engmaschigere Betreuung
Abstrichdiagnostik empfehlen/anstreben
Ggf.tägliche telefonische Befindenskontrolle bei COVID-19-Risikogruppen, insb. den zeitlichen Verlauf mit Verschlechterung ca. 1 Woche nach Diagnose beachten!
Zusätzliche tägliche Pulsoxymetrie erwägen, bei absinkenden Werten Krankenhauseinweisung nicht verzögern
Im Zweifelsfall alternative Ursachen der Symptomatik in Betracht ziehen
Medikamentöse Thromboseprophylaxe: Kann erfolgen bei Zugehörigkeit zu COVID-19-Risikogruppen und Mobilitätseinschränkung, insb. wenn eine Krankenhauseinweisung im Verlauf eher nicht ausgeschlossen erscheint
Bei fehlenden Risikofaktoren ist eine Thromboseprophylaxe im ambulanten Bereich entsprechend nicht zu empfehlen!
Budesonid-Inhalation ( Therapievorschlag: Budesonid-Inhalator 800 mg 1-0-1 täglich für bis zu 14 Tage, nach jeder Anwendung Umspülen des Mundes mit Wasser ) bei COVID-19-Risikogruppen: Kann angeboten werden, Budesonid soll dabei das Risiko für einen schweren Verlauf senken
Sotrovimab bei COVID-19-Risikogruppen: Soll-Empfehlung bei Immunsuppression, Kann-Empfehlung bei COVID-19-Risikogruppen ohne Impfschutz, Konsens mit allen anderen Fachgesellschaften.
Remdesivir bei COVID-19-Risikogruppen: Kann angeboten werden, Konsens mit allen anderen Fachgesellschaften.
Molnupiravir bei COVID-19-Risikogruppen: Kann eingesetzt werden, wenn Kontraindikationen gegen besser wirksame Alternativen bestehen oder diese nicht verfügbar sind.
Fluvoxamin bei COVID-Risikogruppen: Es kann keine Empfehlung für oder gegen eine Therapie ausgesprochen werden
Nicht empfohlene Medikamente: Konsens zwischen DEGAM und den anderen Fachgesellschaften
Medikation als Risikofaktoren für einen schweren Verlauf
ACE-Hemmer und Sartane: Von einem unreflektierten Absetzen bei gegebener Indikation ist abzuraten! Mögliche negative Folgen (z.B. hypertensive Krise) könnten einen Nutzen überwiegen, zwischenzeitlich Studien mit Daten aus Italien und Spanien publiziert, keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko
Für den Fall einer erforderlichen Therapieumstellung bei arterieller Hypertonie beachte: Antihypertensiva
Ibuprofen und andere NSAR: Strenge Indikationsstellung – sollten unabhängig von COVID-19 und insb. bei älteren und kardiovaskulär sowie renal vorerkrankten Patient:innen zurückhaltend zur Antipyrese eingesetzt werden!
Paracetamol ist zur Fiebersenkung und Symptomkontrolle als Selbstmedikation bei milden Verläufen Mittel der Wahl!
Insg. wird eine fiebersenkende medikamentöse Therapie wahrscheinlich zu häufig angewendet und ist bei leichten Verläufen i.d.R. nicht erforderlich
Patient:innen, die wegen chronischer Erkrankungen oder Schmerzen (z.B. rheumatoider Arthritis) indikationsgerecht Ibuprofen oder andere NSAR einnehmen, müssen diese nicht „vorsorglich absetzen“!
NSAR MERKEN !!!
NSAR sind unabhängig von COVID-19 für die kardiale und renale Funktion entsprechend Vorerkrankter toxisch – ihr Einsatz steigert das Risiko für Organkomplikationen!
Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR, NSAID) - Unselektive COX-Hemmer Diclofenac Indometacin > ASS, Diclofenac > Ibuprofen Ibuprofen Topisch Indometacin Acetylsalicylsäure (ASS) Naproxen
Nicht-steroidale Antirheumatika - Selektive COX-2-Hemmer (Coxibe)
Celecoxib, Etoricoxib
Parecoxib
p-Aminophenole
Paracetamol
Pyrazolone
Metamizol (auch Novaminsulfon, Handelsname z.B. Novalgin®)