Befragung / Interviews Flashcards
F2F / CAPI
Pro
- bessere Verständlichkeit
- bessere Kontrolle über Alter, Identität etc. der Versuchspersonen
- niedrige Abbruchquote
- (Teilnahmequote umstritten)
- visuelle Hilfsmittel möglich
- Befragungssituation gut kontrollierbar
- zusätzlich Beobachtung des Befragten möglich
Contra
- Reaktivität
- Aufwand & Kosten
⇒ früher Standard, heute seltener
CATI
- Bsp.: Selects (sowohl CATI als auch CAWI)
Pro
- kurzfristig
- tiefe Abbruchquote
- Befragungssituation noch relativ gut kontrollierbar
- Interviewer kann unterstützend eingreifen (Verständnisfragen)
Contra
- immer weniger Festnetz
→ abnehmender Abdeckungsgrad - Probleme bei Stichprobenziehung aus Telefonbüchern (over- / undercoverage)
- visuelle Hilfsmittel nicht möglich
- Reaktivität
PAPI
(i.d.R. postalisch)
Pro
- Anonymität → geringere Intervieweffekte
- Befragter hat mehr Zeit zum Nachdenken, kann dann ausfüllen, wann es ihm passt
- geringe Kosten
- hohe Erreichbarkeit (Adresslisten)
Contra
- kognitive Tests nur schwer möglich
- Identifikation des Befragten nicht möglich
- keine Hilfe bei Verständnisfragen
- keine Kontrolle der Interviewsituation
- hohe Abbruchquoten
- tiefe Rücklaufquoten
CAWI
Pro
- schnell & günstig
- Geschwindigkeit der Antwort aufzeichnen (latency)
- spielerisches Element
- experimentelle Studien
→ Conjoint-Analysen- randomisierte Zuordnung eines Stimulus, dadurch Experimental- und Kontrollgruppe
Contra
- kognitive Tests nur bedingt möglich (aber schon besser als bei PAPI, z.B. durch Antwortzeit)
- Identifikation des Befragten nicht möglich
- keine Hilfe bei Verständnisfragen
- keine Kontrolle der Interviewsituation
- hohe Abbruchquoten
- i.d.R. selbstrekrutiert
→ ABER: Problem der Stichprobenziehung, nicht der Methode als solcher
Voraussetzungen für eine Befragung
- Kooperationsbereitschaft
- abhängig von: Interesse am Thema, finanzielle Anreize etc.
→ Ausschöpfungsquote (chronisch tief)
- abhängig von: Interesse am Thema, finanzielle Anreize etc.
- Existenz einer “wahren Haltung” & Bereitschaft, diese mitzuteilen
- verbreitete Ansicht: keine “true attitudes”, sondern Kontinuum von situativ abhängenden “considerations”
- oder auch: Höflichkeit, Furch vor juristischen oder sozialen Sanktionen
- gemeinsame Sprache
- im übertragenen Sinne: Versteht man dasselbe unter “Populismus”?
Theorien des Antwortverhaltens: probabilistische Ansätze
- menschliches Verhalten = stochastisch → entscheiden in selber Situation nicht identisch
- attitudes sind Bandbreite von Punkten
- Antwort variiert innerhalb der Bandbreite, hängt von Fragestellung ab
Theorien des Antwortverhaltens: Theorie der rationalen Entscheidung
- Mensch strebt nach sozialer Anerkennung
- fürchtet sich vor sozialen Sanktionen
Theorien des Antwortverhaltens: kognitionspsychologische Antworttheorien
- “memory based” / “file-drawer-model”
(weniger verbreitete Ansicht)- Mensch ruft alle Erinnerungen, die in Verbindung mit Frage stehen, auf und entscheidet auf Basis all dieser “recollections”
- “on-line-processing model”
(weiter verbreitet)- Valenz einer Information wird sofort in evaluatives Zwischentotal integriert (summary tally)
- nur summary tally wird in Langzeitgedächtnis gespeichert, nicht einzelne Informationselemente
Attitudes
- likes and dislikes
- (Befragter muss jedoch nicht zwingend eine substanzielle Meinung zu allen Einstellungsgegenständen aufweisen)
⇒ präskriptive Aussage (wertendes Urteil)
Beliefs
- alle Informationen & Kognitionen, die mit Einstellungsgegenstand
- geglaubtes Wissen ( “Erde ist eine Scheibe”)
⇒ deskriptive Aussagen
Behaviour
- bei Befragung wird immer nur berichtetes Verhalten erfasst, nicht tatsächliches!
- (anders bei Beobachtung)
Sozialstatistik
soziodemographische Merkmale
(objektive Eigenschaften der befragten Person)
Soziale Erwünschtheit
- Antwort entspricht nicht “wahrere Haltung”, sondern dem, was man als soziale erwünscht wahrnimmt
- abhängig von
- Persönlichkeit des Befragten
- Situation
- Gegenmaßnahmen
- Antworten anonymisieren
- Enttabuisierung durch Frageformulierung
- Randomised Response Technique (Pizza mit Sardellen & Cannabis)
Zustimmungstendenz
- unabhängig von Inhalt der Fragen
- erkennbar an: spezifischen Antwortmustern (Response-Set)
- Gegenmaßnahmen: Umpolung der Frageformulierung oder Antwortkategorien
Non-Attitude
- man gibt Antwort, ohne Meinung zu haben
- Gegenmaßnahme: “weiß nicht” Kategorie vorsehen (immer!!!)
- jedoch: kann u.U. auch zu falscher Meinungslosigkeit führen
Frageformulierung
- Suggestivfragen (nie einsetzen!)
- rating vs. ranking
- rating: nur eine Option auswählen, welche ist die bessere?
- ranking: welcher Aspekt ist wichtiger
Positionseffekte
- Primingeffekte: wurden durch vorherige Frage bestimmte kognitive Assoziationen aktiviert
- Gegenmaßnahme: Randomisierung
Vorgabe von Antwortkategorien
- zentrale Tendenz: wenn eine mittlere Kategorie angegeben wird, wird diese sehr gerne genutzt (ins. bei politischer Selbsteinschätzung)
- trotzdem i.d.R. inkludieren
- immer “weiß nicht” bzw. “keine Meinung” inkludieren!
Interviewermerkmale & Interviewsituation
- illegales / soziale geächtetes Verhalten: starke Interviewereffekte
- Anwesenheit Dritter (Eltern bei Kindern)
Sponsorship-Effekte
Befragte richten Antwort darauf aus, wer Auftraggeber der Studie ist (muss heutzutage immer offen gelegt werden)
Fragebogenkonzeption : Kriterien
- einfach, verständlich
- keine Suggestivfragen oder doppelte Verneinungen
- Eindimensionalität
- konkreter Bezug zu Sachfragen
- Antwortkategorien: erschöpfend, disjunkt, ausgewogen
- möglichst keine hypothetischen Fragen (nicht: Würden Sie an Wahl teilnehmen?, sondern: Haben Sie an letzter Wahl teilgenommen?)
- möglichst Filterfragestrukturen (nicht teilgenommen: keine Fragen mehr dazu)
- Vergleichbarkeit mit anderen Untersuchungen → identische Fragestellungen nötig
- Auswertungsverfahren bereits bedenken → ausreichendes Skalenniveau anlegen
Fragebogenaufbau: grundsätzlich
- “Eisbrecherfragen”
- Kernfragen
- im Laufe des Bogens weniger wichtige Fragen
- sozialstatistische Fragen
Fragebogenaufbau: außerdem
- Filterfragen einbauen
- Vermeidung überflüssiger Fragen
- strukturierte Themenblöcke mit Überleitungen
Fragebogenaufbau Achtung: Vermeidung von:
- Saliency-Effekten (vorherige Frage beeinflusst Anwortverhalten später) → Fragen so platzieren, dass sie nicht voneinander abhängen
- Ex-post-Rationalisierung (Harmonisierung der Antworten, damit es logisch wird)
-
Konsistenzeffekten
→ Fragen, die Konsistenz testen (Abstimmungsverhalten vs. Überzeugungen) möglichst weit auseinander platzieren
Saliency-Effekten
(vorherige Frage beeinflusst Anwortverhalten später) → Fragen so platzieren, dass sie nicht voneinander abhängen
Ex-post-Rationalisierung
(Harmonisierung der Antworten, damit es logisch wird)
Konsistenzeffekten
→ Fragen, die Konsistenz testen (Abstimmungsverhalten vs. Überzeugungen) möglichst weit auseinander platzieren
geschlossene Fragen Pro/Contra
Pro
- hohe Vergleichbarkeit
- hohe Durchführungsobjektivität
- geringer Zeitaufwand für Interviewer & Interviewte
- geringer Interpretationsspielraum für Codierer
Contra
- “Vorspurung” durch die Antwortkategorien
- entweder: falsche Antwort, da zutreffende nicht vorgesehen it
- oder: angegebene Kategorie wäre Befragtem nie in den Sinn gekommen → Ex-Post-Rationalisierung