Ätiologie Flashcards

1
Q

Was ist die Ätiologie?

A

griech. Atia = Ursache, logos = Lehre
Lehre von den Ursachen der Krankheiten im Sinne einer allgemeinen Krankheitslehre sowie die Gesamtheit der Faktoren, die zu einer gegebenen Krankheit geführt haben

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2
Q

Welche Erklärungsansätze für Psychische Krankheiten gibt bzw. gab es?

A

Mystische Erklärung, Humoralpathologie, Neuropsychopathologie, Psychopathologie (Intrapsychische Ansätze; Systematische und Interaktionelle Ansätze), Integrativer bio-psychosozialer Ansatz

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3
Q

Von was handeln die veralteten Erklärungsansätze Mystische Erklärung und Humoralpathologie?

A

Mystische Erklärung: Besessenheit von Dämonen, Strafe Gottes, Hexer vom Teufel gelenkt, Austreibung durch Folter, Wegsperren, Verbrennen
Humoralpathologie: Ungleichgewicht von Körpersäften oder Strömungen im Körper, Aderlässe, Diäten, Schröpfen

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4
Q

Von was handelt der Erklärungsansatz der Psychopathologie?

A

Intrapsychische Ansätze: Traumatisierung, Angst vor Ich-Verlust, verdrängte Konflikte, Psychotherapie: -analyse
Systematische und interaktionelle Ansätze: Krankmachende Gesellschaft, gestörtes Familiensystem, dysfunktionaler Bewältigungsversuch; Psychotherapie: VT und systemische Therapie

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5
Q

Von was handelt der Integrative bio-psychosoziale Erklärungsansatz?

A

Komplexe WW zwischen biologischen und sozialen Faktoren; Kombination aus evidenzbasierter Verfahren (Psychopharmaka und Psychotherapie)

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6
Q

Welches Ziel verfolgen Ätiologiemodelle in der klinischen Psychologie?

A

beschreiben, verstehen, vorhersagen und beeinflussen wichtiger Aspekte der Realität

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7
Q

Welche implizite Annahmen haben Ätiologiemodelle?

A

Für ein Problem ist eindeutige, entstehungs- und aufrechterhaltungsrelevante Ursache identifizierbar
Lösung des Problems durch Beseitigung der Ursache

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8
Q

Was ist das Kausalitätsproblem?

A

“Ursache” Begriff impliziert Kausalzusammenhang; zweifelsfreier Nachweis von Kausalität im engeren Sinne schwierig, Begriff “Ursache” mit Vorsicht nutzen

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9
Q

Welche Bedingungen für kausale Zusammenhänge gibt es?

A

Ursache kovariiert mit Wirkung
Ursache geht Wirkung zeitlich voraus
Ursache-Wirkungs-Zusammenhang ist nicht durch weitere Faktoren bedingt

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10
Q

Welche Faktoren sind für die Abschätzung einer kausalen Beziehung zw Risikofaktor und Störung relevant?

A

Stärke des Zusammenhangs: Je stärker Zsh zwischen Exposition und Erkrankung, desto wsl kausale Beziehung
Dosis-Wirkungs-Beziehung: Anstieg Expositionsdosis -> Anstieg Erkrankungsrisiko
Reversibilität: Beenden Exposition -> Erkrankungsrisiko sinkt
Spezifität des Zusammenhangs: spezifische Exposition nur mit spezifische Erkrankung assoziiert
Spezifität der Erkrankung: Erkrankung wird nur durch Exposition verursacht

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11
Q

An welchen Kriterien werden Modelle gemessen?

A
Empirische Überprüfbarkeit
Sparsamkeit
Heuristische Fruchtbarkeit
Grad der empirischen Absicherung 
Nutzen für therapeutische Praxis
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12
Q

Was ist das Problem mit dem Paradigmen Pluralismus

A

Anspruch: Störungen mit Theorien erklären und Theorien mithilfe spezifischer Methodologien “beweisen”
Ursprünglich entstehungsrelevante Faktoren =/= aktuell aufrechterhaltende Bedingungen
-> Paradigmen Pluralismus: Existenz unterschiedlicher Paradigmen

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13
Q

Welche Gründe für umfassende Kausalitätsmodelle gibt es?

A

Probabilismus
Äquifinalität
Multikausalität

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14
Q

Was bedeutet Probabilismus?

A

Das Vorhandensein von Risikofaktoren und auslösenden Faktoren erhöht die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer psychischen Störung

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15
Q

Was bedeutet Äquifinalität?

A

Verschiedene “ursächliche” Bedingungen führen zur gleichen psychischen Störung

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16
Q

Was bedeutet Multikausalität?

A

Psychische Störungen sind meist durch viele gemeinsam wirkende Faktoren bedingt

17
Q

Was ist das bio-psychosoziale Krankheitsmodell

A

Verschiedene Faktoren biologischer, psychologischer und/oder sozialer Natur sind relevant für Entstehungs und Aufrechterhaltung psychischer Störungen
Auch: Berücksichtigung der wechselseitigen Beeinflussung über die Zeit
Bio: Verletzungen, Bakterien, Viren, Genetik
Psycho: Verhalten, Kognition, Emotion, Lernerfahrung
Sozial: Sozioökonomischer Status, Ethnische Zugehörigkeit, Soziale Netzwerke
Beispiel: Vulnerabilitäts-Stress-Modell von Zubin & Spring

18
Q

Welche Arten von Vulnerabilitäten gibt es?

A

Biologische Faktoren, wie Genetische Prädisposition, Prä- und perinatale Schädigung, Temperament/Persönlichkeit und Komorbidität vorangegangener Störungen
Soziale Faktoren, wie SÖS, Elterliche Erziehungs- und Bindungsverhalten, Peers und Kultur
Psychologische Faktoren

19
Q

Was besagt die Reinforcement sensitivity theory von J. A. Gray?

A

Behavioral inhibition System steht im Gegensatz zum Behavioral activation System

20
Q

Was ist das Behavioral inhibition System (BIS) nach der Reinforcement sensitivity theory?

A

Tendenz aversive Erfahrungen zu vermeiden
Bestrafungskonditionierung, Hirnstamm
schüchternes Temperament
evtl. hohe Vulnerabilität psychische Störungen zu entwickeln insbesondere Angststörung

21
Q

Was ist das Behavioral activation system (BAS) nach der Reinforcement sensitivity theory?

A

Tendenz zur Exploration und zielgerichtetem Verhalten
Belohnungskonditionierung, Großhirnrinde
extrovertiertes Temperament
evtl. Zusammenhang zu impulsivem Verhalten

22
Q

Was sind die Stress and Strain Hypothese und die Social-Drift-Hypothese?

A

Stehen im Konflikt zueinander
Stress and Strain Hypothese: Niedriger Status ist mit einer Vielzahl von Belastungen verbunden die psychisch krank machen
Social-Drift-Hypothese: Psychische Erkrankungen führen zu einem sozialen Abrutschen und damit zu einem niedrigeren sozioökonomischen Status

23
Q

Was besagt die Double Bind Theory / Doppelbindungstheorie nach Bateson?

A

Die Theorie beschreibt lähmende, weil doppelte bindung eines Menschen an paradoxe Botschaften oder Signale (Doppelbotschaften) und deren Auswirkung
Signale: Inhalt Worte, Tonfall, Gesten, Handlungen
Bsp. “Es ist alles in Ordnung” -> wütender Gesichtsausdruck

24
Q

Welche Bedeutung haben Implizite Beziehungserfahrungen nach John Bowlby?

A

Unbewusstsein als implizite Beziehungserfahrung, dass sich aus frühen Bindungserfahrungen speist
“We do as we have done by”
Negative Bindungserfahrungen: Gefahr von Internalisierung und Festigung in negativem Selbst- und Weltbild

25
Q

Wovon handelte die Untersuchung von Tienari et. al (2002)?

A

Frauen, die zwischen 1960 und 1979 in finnischen psychiatrischen Krankenhäusern eine Diagnose von Schizophrenie / paranoider Psychose erhalten haben
Überprüfung, welche dieser Frauen eine Geburt zu verzeichnen hatten und das Kind zur Adoption freigegeben wurde
Matching Gruppe: Klinisch nicht auffälliger Mutter und deren Adoptivkinder
Klassifizierung des Umfeldes als konfliktreich / konfliktarm
Wahrscheinlichkeit der Kinder an Schizophrenie zu erkranken am höchsten, wenn Mutter Schizophren und Umgebung Konfliktreich
-> Kumulation von Risikofaktoren erhöht das Risiko

26
Q

Welche Auslöser für psychische Störungen gibt es laut des Vulnerabilitäts-Stress-Modells?

A
  • Kritische Lebensereignisse
  • Daily Hassles
  • Interpersonale Verletzungen, Verluste, Konflikte (Stressoren, die für Vielzahl an Störungen als bedeutsamer Auslöser gelten können)
  • Inkongruenz
27
Q

Ein Auslöser laut dem Vulnerabilitäts-Stress-Modells sind Kritische Lebensereignisse. Erklären Sie diesen Faktor und nennen Sie Beispiele. Gehen Sie auch auf das Life-Stress-Inventory ein.

A

Ereignisse, die eine bedeutsame Anpassungsleistung verlangen führen zu psychischen Störungen
Beispiel: Tod, Krankheit, Verlust des Arbeitsplatzes
Life-Stress-Inventory: Risikoeinschätzung für die Entwicklung einer psychischen Erkrankung aufgrund Summation gewichteter kritischer Lebensereignisse

28
Q

Ein Auslöser laut dem Vulnerabilitäts-Stress-Modells sind Daily Hassles. Erklären Sie diesen Faktor und nennen Sie Beispiele.

A

Kumulation von kleinen Ärgernissen im Alltag führen zu psychischen Störungen
Beispiel: Bus verpasst, Chef schimpft, Kaffee verschüttet
Daily Hassles als Prädiktor für aktuelle und zukünftische psychopathologische Symptome “Life-Event-Ansatz” überlegen

29
Q

Ein Auslöser laut dem Vulnerabilitäts-Stress-Modells ist Inkongruenz. Erklären Sie diesen Faktor und nennen Sie Beispiele.

A

Nicht-Befriedigung v Grundbedürfnissen und Nicht-Erreichen v Zielen bzw. motivationalen Plänen als Risikofaktor/Auslöser f. Entwicklung psychischer Störungen
Latent hohes Inkongruenzniveau als wichtiger Risikofaktor
Akut signifikanter Anstieg des Inkongruenzniveaus als wichtiger Auslöser

30
Q

Welche Moderatoren gibt es im Vulnerabilitäts-Stress-Modell?

A
  • Soziale Kompetenzen und soziale Unterstützung (kann negativen Effekt sozialer Belastung abfedern)
  • Motivationale Kompetenzen (Disengagement from inccentives: Fähigkeit Ziele und Erwartungen aufzugeben, wenn diese unerreichbar bzw erreichen mit zu hohen Kosten verbunden ist
  • Emotionale Kompetenz (Konstruktiver Umgang mit negativen Gefühlen)
  • Problemlösekompetenz (Schutzfaktor)
  • Coping (Umgang mit Belastungen)
31
Q

Problemlösekompetenz ist ein wichtiger Moderator des Vulnerabilitäts-Stress-Modells. Was fällt unter diesen Punkt?

A

Konstruktive Einstellung zu Problemen
Fähigkeit konkrete Probleme zu analysieren
Anstreben realistischer Veränderungsziele
Generierung und Umsetzung effektiver Veränderungsideen

32
Q

Erklären Sie einen Teufelskreis am Beispiel Depression.

A

Sich verstärkende Rückkopplungsprozesse einzelner Symptome oder psychischer Störungen
1. Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit
2. Passivität nimmt zu
3. Sozialer Rückzug
4. Abnahme positiver Verstärker
Zurück zu 1. Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit

33
Q

Welche Aufrechterhaltenden Faktoren gibt es im Vulnerabilitäts-Stress-Modell?

A
  • Operante Faktoren: Verstärkung von Störungsverhalten, wenn auf dieses unmittelbar positive Konsequenz folgt
  • Belastende Folgen der Störung: Reduktion von Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit durch psychische Störung
  • Eingeschränkte Verfügbarkeit therapeutischer Angebote: Beeinträchtigung der Inanspruchnahme durch Informationsdefizite, Stigmatisierungsängste, Vorurteile
34
Q

Wie ist der Weg vom allgemeinen zum individuellen Störungsmodell?

A

Ziel: gemeinsame Erarbeitung eines möglichst validen, individuellen Entstehungs- und Aufrecherhaltungsmodell, aufbauend auf allgemeinem Modell zur Erklärung der Symptomatik
Individuelle Fallkonzeption als Basis für Therapieplanung
Störungseinsicht; Erhöhung von Therapiemotivation und compliance
Einbezug des Patienten in Prozess hat positive Auswirkung auf Therapieerfolg

35
Q

Welche Merkmale hat ein therapeutisch optimiertes Störungsmodell?

A
  • stimmig, plausibel, logisch
  • Im Einklang mit aktuellen, wissenschaftlichen Theorien und konkreten Erfahrungen des Patienten
  • Möglichst hohe Kompatibilität mit bisherigen Erklärungsbemühungen
  • Prägnant und einprägsam
  • Reduktion von problembedingter Schuld und Scham
  • Vermittlung von Kontrolle und Einflussmöglichkeiten
  • Liefert konkrete Ansatzpunkte zur Ableitung von Veränderungsmöglichkeiten
36
Q

Welche Schwächen und Stärken hat das Vulnerabilitäts-Stress-Modell?

A

Stärke: Generalisierbarkeit

Schwäche: geringe Spezifität, Notwendigkeit der individuellen Fallkonzeption