Allgemeine Chirurgie Flashcards
Verbrennungen - Pathophysiologe und Ausmaß der Verbrennung
Hitzeeinwirkung → Nekrose der Haut → Schädigung von Kapillaren → Erhöhte Permeabilität (Kapillarleck) → Flüssigkeits- und Eiweißverlust mit Ödembildung → Mikrozirkulationstörung, Herzminutenvolumen↓, metabolische Azidose → Volumenmangelschock → Flüssigkeits- und Eiweißsubstitution!
Ausmaß der Verbrennung: Oberflächenbestimmung:
Neunerregel nach Wallace:
Zur Einschätzung des Ausmaßes der Verbrennung beim Erwachsenen (abweichende Zahlen für Kopf und untere Extremität bei Kindern) -> Kopf 9%, Arme jeweils 9%, Beine jeweils 9% für Oberschenkel und 9% für Unterschenkel/Fuß, Rumpf 36%, Genital 1%.
Kinder und Säuglinge abweichende Werte: Kopf 16%, Oberschenkel und Unterschenkel 14.5%, Rumpf, Arme und Genital jedoch gleich.
Handflächenregel = Eine Hand, ein Prozent, daher genaueres Bestimmungsmaß möglich.
Verbrennungen - Diagnostik
Diagnostik:
Anamnese: Unfallhergang.
Körperliche Untersuchung: Patienten komplett entkleiden, Nadelstichprobe: Ab Verbrennung Grad 2b verminderte Schmerzempfindung.
Labor: Hb, Hkt, Gesamteiweiß.
Weiterführende Diagnostik:
Mikrobiologie: Wundabstriche, Blutkulturen bei Superinfektion oder Sepsis.
Probeentnahme (Histopathologie) im verbrannten Areal.
Konventionelles Röntgen bei Verdacht auf Frakturen.
Laryngo-Bronchoskopie (und Entnahme von Trachealsekret) bei Verdacht auf Inhalationstrauma.
Verbrennung - Therapie
Akut:
Lokal:
Entfernung von verbrannter Kleidung,
Kühlung mit kaltem Wasser (15–20 °C) → nicht bei großflächigen Verbrennungen >30%, aufgrund der Gefahr des Auskühlens.
Steriles Abdecken der Verbrennungen mit metallbeschichtetem Verbandtuch.
Eine Hypothermie verschlechtert die Prognose bei Verbrennungsopfern!
Systemisch:
Sicherung der Vitalfunktionen, evtl. Intubation (frühe Indikation) und Sauerstoffzufuhr (auch über Atemmaske) insb. bei Inhalationstrauma oder ab Verbrennung 30-40%!
Legen mehrerer großlumiger venöser Zugänge,
Volumensubstitution und Analgesie.
Transport in ein Verbrennungszentrum indiziert bei:
Verbrennung 2. Grades >20%,
Verbrennung 3. Grades >10% oder
Kleinkinder und Menschen >50 Jahre auch bei geringeren Verbrennungen,
Inhalationstrauma,
Verbrennungen spezieller Körperteile (Hände, Füße, Gesicht, Genital).
Falls Transport in Verbrennungszentrum nicht möglich → Transport in das nächstgelegene Akutkrankenhaus.
Verbrennung - Therapie im speziellen Krankenhaus
Allgemeinmaßnahmen:
ZVK-Anlage, evtl. Intubation.
Flüssigkeitssubstitution (kristalloide Lösungen) nach der Parkland-Formel nach Baxter (je 24 Std.):
4 mL Ringer-Laktat-Lösung pro Prozent verbrannter Körperoberfläche × kg Körpergewicht!
Beispiel: 10% verbrannte Körperoberfläche bei einem 80 kg schweren Patienten = 4 mL × 10% × 80 kg = 3.200 mL.
Tetanusprophylaxe!
Lokal:
Débridement:
Abtragen nekrotischer Anteile und Eröffnung von Brandblasen, oberflächliche Wunden:
Heilung durch Epithelialisierung, daher konservative Therapie mit antibakteriellen Lösungen oder Salben.
+
Kühlen.
Tiefe Wunden:
Indikation zur Operation, da keine Möglichkeit der Spontanheilung.
Nekrektomie mit anschließender Defektdeckung.
Tangentiale Nekrektomie bei Verbrennungen Grad II: Tangential zur Körperoberfläche werden die Nekroseschichten abgetragen.
Epifasziale Nekrektomie bei Verbrennungen Grad III:
Haut und Fettgewebe werden bis auf die Faszie entfernt +
Defektdeckung mit Spalthaut oder temporär mit synthetischer Folie.
Escharotomie bei zirkulären Verbrennungen (= Entlastungsschnitte in der Haut).
Bei Verdacht auf Kompartmentsyndrom zusätzlich Fasziotomie!
Ruhigstellung von Extremitäten.
Verbrennungsgrade
Grad 1:
Schmerz, Rötung, Schwellung.
Grad 2a:
Schmerz, Rötung, Blasen. Keine Narbenausbildung, da Epidermis und oberer Anteil der Dermis betroffen.
Grad 2b:
Kaum Schmerzen, Rötung, Blasen. Ab hier Narbenausbildung, da tiefe Schichten der Dermis mitbetroffen.
Grad 3:
Keine Schmerzen (Verlust der Oberflächensensibilität),
Nekrose; Schwarze, weiße oder graue lederartige Haut. Subkutis betroffen!
Grad 4:
Verkohlung.
Verbrennung - generell
Kleine Verbrennungsareale bis einschließlich Grad IIa können ambulant und konservativ mit Fettgaze, antiseptischer Salbe und Analgetikagabe behandelt werden!
Die letale Grenze bei Verbrennungen liegt bei Erwachsenen ab ca. 50–70%, bei Kindern ab ca. 60–80% der Körperoberfläche. Zur Ausbildung einer Verbrennungskrankheit und eines Schocks reichen bei Erwachsenen jedoch bereits >15%, beim Kind >10% der Körperoberfläche!
Herz-Lungen-Maschine nach John Gibbon
Was? Künstliche Pumpfunktion, Sauerstoff-Anreicherung des Blutes, Kohlenstoffdioxid-Elimination, Thermoregulation.
Prinzip?
Venöses Blut (= O2-armes, CO2-reiches Blut) des Patienten wird durch die Hohlvenen über Schläuche in die HLM geleitet (Auffangbehältnis).
Dort wird es im sogenannten Oxygenator mit Sauerstoff (O2) gesättigt und von Kohlenstoffdioxid (CO2) befreit. Auch Narkosegas kann so zugeführt werden und Blutgase eingestellt werden.
Das Blut wird durch die HLM automatisch auf Körpertemperatur gehalten (oder auch gekühlt um eine künstliche Hypothermie zu erzeugen).
Das somit arterialisierte Blut (= O2-reiches, CO2-armes Blut) wird mittels Pumpe (Roller-Pumpe/Ventilpumpe/Finger-Pumpe) in den Körper des Patienten zurückgeleitet - genauer gesagt in ein größeres arterielles Gefäß wie Aorta, Arteria femoralis oder Arteria subclavia.
Damit das Blut nicht gerinnt, wird es während der extrakorporalen Zirkulation durch Heparin antikoaguliert.