9. Somatoforme Störungen Flashcards
Gemeinsame Merkmale somatoformer Störungen
körperliche Beschwerden ohne ausreichende organische Ursache
- wenn organische Beschwerden vorliegen: Diagnose wenn Ausmaß der Beschwerden deutlich über Erwartung hinausgehen
Epidemiologie - Somatoforme Störungen
- 12-Monats-Prävalenz (DE): 11 %
- Lebenszeitprävalenz: 16 %
- Frauen doppelt so häufig wie Männer
-> Hypochondrie gleich - Zusammenhänge mit niedriger sozialer Schicht & geringem Bildungsniveau
- Komorbidität mit anderen psychischen Störungen eher die Regel
Ätiologie - Somatoforme Störungen - Biologische Aspekte
- Zwillings- und Adoptionsstudien: Erbliche Komponente wahrscheinlich
- Auffälligkeiten im Serotonin-Haushalt, abweichende Cortisol-Aufwachwerte und immunologische Veränderungen
Somatoforme Störungen - Modell der somatosensorischen Verstärkung
Zwei Kernkomponenten:
- Hypervigilanz auf körperliche Empfindungen
- Tendenz, diese Empfindungen als schädlich und beeinträchtigend zu interpretieren
- Teufelskreis:
vermehrte Wahrnehmung körperlicher Empfindungen
->
dysfunktionale Interpretationen (störend/gefährlich) werden wahrscheinlicher
->
Empfindungen mit negativen Bewertungen werden häufiger wahrgenommen
Somatoforme Störungen - Fear avoidance Modell
- Schmerzempfindungen & katastrophisierende Bewertungen führen zu Angst vor Wiederauftreten/Verstärkung dieser Empfindungen
- Führt zu Schon-/Vermeidungsverhalten
- Führt langfristig zu Schmerzverstärkung
Somatoforme Störungen - Endurance-Response
Alternative zu Fear Avoidance Modell
-> Übermäßiges Durchhalteverhalten von körperlichen Missempfindungen können zu chronischen Schmerzen führen
-> Patienten beschreiben, dass es ihnen besser gehe, solange sie sich beschäftigen; in Ruhe verstärkt sich Schmerzwahrnehmung → Vermeidung von Entspannungsphasen → fehlende Erholungsmöglichkeiten für Körper
Somatoforme Störungen- Behandlung - Therapieeingangsphase
- Körperliche Beschwerden & Krankengeschichte genau schildern lassen
- Vorurteile und Missverständnisse aufklären
- Patienten beruhigen
→ Ziel der Therapie: Bewältigung der körperlichen Beschwerden - Organmedizinische Befunde einholen & Kontaktaufnahme zu Arzt
- Vermittlung eines psychophysiologischen (biopsychosozialen) Modells
Somatoforme Störungen - Behandlung - Bewältigungsstratgien
- Entspannungstraining
- Achtsamkeitstraining
- Alternative Wahrnehmungserfahrungen
- Veränderung dysfunktionaler Bewertung: Strategien der kognitiven Umstrukturierung
- Bewältigung psychosozialer Belastungsfaktoren
- Veränderung dysfunktionalen Krankheitsverhaltens: Langsame & schrittweise Reduktion von Krankheitsverhalten; sind Ängste beteiligt → Konfrontationsübungen
Anorexia nervosa - Auswirkungen
- Hormonellen Störungen
- Elektrolytstörungen
- Niedriger Blutzuckerspiegel
- Osteoporose
- Hautveränderungen
- 10fach erhöhtes Mortalitätsrisiko
Epidemiologie - AN
- Lebenszeitprävalenz 1 % der Erwachsenen
- 0,2–0,8 % der Mädchen und Frauen zwischen 14 und 20 Jahren leiden unter einer AN (Punktprävalenz)
- 10:1 Frauen:Männer
- Störungsbeginn zwischen 10 - 19 Jahren mit Erkrankungsgipfel bei 14 Jahren
- Beginn typischerweise restriktives Diäthalten, häufig gefolgt von Essanfällen mit gegensteuernden Maßnahmen
Bulimia nervosa
- Essanfälle
- Purging-Verhalten
- Körpergewicht meist im unauffälligem Bereich
- Negatives Körperbild mit Sorgen um Figur & Gewicht
- Auswirkungen Purging Verhalten: Elektrolytstörungen, Zahnschädigungen, etc.
BN - Epidemiologie
- Lebenszeitprävalenz 1 % der erwachsenen Bevölkerung
- Frauen 16 - 35 Jahre: 1–2 % (Punktprävalenz)
- Frauen:Männer Verhältnis 9:1
- Beginn: 18–19 Jahre, vorher meistens Phasen des Diäthaltens
- Verlauf der BN chronisch/intermittierend
- besteht in der Regel über mehrere Jahre
Transdiagnostisches Modell - biologische & psychosoziale Risikofaktoren
-> Hinweise auf genetische Faktoren
-> Psychische Vulnerabilität (z. B. negative Affektivität, negative Selbstbewertung, Schüchternheit)
-> Familiäre Probleme (z. B. Vernachlässigung, Überprotektion)
-> Elterliche Psychopathologie
-> Prämorbide aversive Erfahrungen (z. B. physischer oder sexueller Missbrauch)
-> Spezifisch AN: Erhöhter Perfektionismus, Konflikte innerhalb der Familie und hohe elterliche Anforderungen!
-> Spezifisch BN: Figur- und gewichtsbezogene Kritik, familiäre Essprobleme sowie Adipositas in der Kindheit
Transdiagnostisches Modell
Dysfunktionale Selbstbewertungsschema (im Bezug auf Essen, Gewicht/ Figur und Kontrolle)
->
führt zu gewichtskontrollierenden Verhaltensweisen (z.B. strikte Diäten)
->
können durch wahrgenommene Selbstkontrolle/positive Rückmeldung verstärkt werden
- Teufelskreis wird weiterhin durch sozialen Rückzug & so fehlenden Einfluss von Außen sowie dysfunktionale Kognitionen & Ängste aufrechterhalten
-> Dem Modell zufolge werden alle Essstörungen so auf ähnliche Weise aufrechterhalten
Behandlung - Transdiagnostische Therapie bei AN
- VT/familienbasierte Therapie bei Kindern/Jugendlichen
- Veränderungsmotivation aufbauen
- Gewichtsrestauration
- Phase 1: Therapiemotivation & Psychoedukation mit Störungsmodell
- Phase 2: Ermittlung Aufrechterhaltungsfaktoren (Perfektionismus, geringes Selbstwertgefühl, Affektregulationsdefizite, interpersonelle Probleme)
- Phase 3: Modifikation der Essstörungspathologie & Bearbeitung der Aufrechterhaltungsfaktoren
- Phase 4: Aufrechterhaltung des Gelernten & Rückfallprophylaxe