8.) PTBS (F43.1) + Dissoziation Flashcards

1
Q

Def Dissoziation:

A

▫️ Störung d. normalen Integration von

↪️ Bewusstsein
↪️ Gedächtnis
↪️ Identität
↪️ Wahrnehmung d. Umwelt

Symptomatik

  • Depersonalisation
  • Derealisation
  • somatoforme Dissoziation
  • Dissoziation bedeutet, dass das Normale, integrierte Funktionieren dissoziiert
  • > d.h. es kommt zu einer Loslösung/Abtrennung/Abspaltung von Fkteinheiten
  • > die normalerweise im gesunden Bewusstseinsappaarat integriert sind

= Bewusstsein, Gedächtnis, auch biograf Gedächtnis v.a., Identitätserleben, Wahrn von d. Umwelt + für sich selbst

=> letztendlich kann jeder dieser Anteile dissoziiert/abgespalten werden

Bsp: nach einem schweren Trauma, kann man die Erinnerungen dissoziieren + man erinnert sich nicht mehr an das, was passiert ist

  • die schwerste dissoziative Störung ist die sog dissoziative Identitätsstörung (früher multiple Persönlichkeit gennant)
  • hier kommt’s zu einer Dissoziation von komplexen Selbstanteilen
  • sodass Person in einen dissoziativen Anteil hineinrutscht + Erinnerung/Wahrn d. anderen Anteile komplett vergessen wird
  • je nachdem wie oft best Anteile aktiviert werden, umso ausgeprägter ist dann der amnemästische Flickenteppich
  • > d..h. Person geht abends ins Bett + erinnert nur Dinge von dem Anteil, der tagsüber aktiv war
  • > für die restl Augenblicke/Stunden hat P Amnesie
  • man kann komplette Sinne dissoziieren
  • taub, gelähmt, blind
  • > obwohl körperl alles gut ist
  • in akuter Gefahrensituation aus Körper entfliehen sozusagen

Symptomatik

  • Depersonalisation
  • Derealisation
  • somatoforme Dissoziation
  • kann auch bei Psychose auftauchen, allerdings würde man das dann nicht Dissoziation, sondern Ich-Störung nennen

.

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2
Q

Depersonalisation

A
  • > man fühlt sich selbst fremd
  • man hat das Gefühl nicht mehr da zu sein, tot zu sein

.

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3
Q

Derealisation

A
  • > Welt wird komisch wie im Traum
  • seltsam, fremdartig

.

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4
Q

somatoforme Dissoziation

A

– Optik
– Akustik
– olfaktorisches System
– Kinästhesie

-> neue Gruppe im ICD-11: somatische Belastungsstörungen

.

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5
Q

Dissoziation bei BPS

A
  • Häufigkeit: bei ca 60 %
  • situativ bedingt
  • abhängig von aversiver Spannung
  • Analogie zum Todstellreflex
  • > bei BPS durch gewisse Trigger
  • > bei Psychosen, also Ich-Störungen nicht durch Trigger, sondern zeitl überdauernd (manchmal ü Episoden hinweg)
  • > Dissoziationen können sich iwann verselbstständigen + werden somit zum einzigen Problemlösemechanismus
  • > wenn das eintritt, kann’s passieren, dass man verlernt funktional mit Problemen umzugehen, man dissoziiert einfach immer weg -> sehr ungünstig
  • situativ-getriggert bedeutet aber auch, dass Dissoziation verschwindet, sobald Problemsituation vorübergeht
  • viele dissoziieren auch ab dieser 70% Grenze + verletzen sich dann
  • > kommen daraufhin zurück in Normalzustand aus Dissoziationszustand heraus

.

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6
Q

Affektregulationsstörung

A
  • viele Symptombereiche sind davon betroffen
  • viele Verhaltensweisen, die BP zeigen sind dysfktnale Copingstrategien im Umgang mit diesen Dissoziationen

unmittelbare Folgen

  • Stimmungsschwankungen
  • chron. innere Leere
  • affektive Impulsivität
  • fehlendes Identitätsgefühl (wenn man ständig hin- u. hergerissen wird von seinen Stimmungen, kann das bedeuten, dass es zum Identitätsverlust kommen kann)
  • paranoide Wahrnehmungen

dysfunktionale Copingstrategien

  • Selbstverletzungen
  • Suizidalität
  • impulsive Verhaltensmuster
  • Schwarz-Weiss-Denken (Einteilung in gut + böse -> verhilft zu Gefühl von Kontrolle)
  • gestörte Beziehungsregulation
  • dissotiative Zustände

=> es gibt 3 Möglichkeiten einer Situation zu entschwinden, wenn man sie nicht bewältigen kann:

  • Suizid
  • Dissoziation (mit Aus-Knopf)
  • Psychose (eigene Wirklichkeit erschaffen)

.

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7
Q

primäre Motive für Selbstverletzungen

A
  • es geht nich immer nur darum Spannung zu reduzieren

-> das genau zu erfassen ist für Therapie essenziell wichtig
DENN selbstverletzendes Verhalten kann nicht pauschal mit Strategie behandelt werden, SONDERN man muss das zugrundeliegende Motiv d. Verhaltens/Symptoms erkennen
-> ALSO motivorientiert handeln

  • d.h. für Spannungsreduktion kann man ieinen nichtschädigenden Schmerzreiz therapeutisch setzen bspw Ammoniak-Ampullen, an denen man riecht, dann hat man einen Schmerzreiz
  • Schmerzpkte drücken zB an der Hand

SPANNUNGSREDUKTION
- ist bei den meisten Patienten das Motiv

SELBSTBESTRAFUNG
- da hilft es nicht, wenn man sich einen nicht-schädigenden Schmerzreiz zufügt, da Schmerz nicht immer gleich mit Bestrafung einhergeht

REDUKTION UNANGENEHMER GEFÜHLE

KONTROLLE WIEDERERLANGEN

KÖRPER WIEDER SPÜREN

  • Realitätsgefühl wiedererlangen
  • das kommt wahrsch von dissoziativen Zuständen

REALITÄTSGEFÜHL WIEDERERLANGEN

ZUWENDUNG BEKOMMEN

  • > bei P die Zuwendung bekommen wollen / zeigen wie schlecht es ihnen geht
  • da hilft womögl kein Schmerzreiz, sondern Kommunikation
  • selbstwertdienliches Verhalten

STIMMUNG AUF ANGENEHMES NIVEAU

ZEIGEN WIE SCHLECHT ES GEHT

VERBESSERUNG DER KONZENTRATION

  • > bei Verbesserung d. Konzentration
  • wahrsch ADHS

EINE ART RAUSCHKICK ERREICHEN

LUSTGEFÜHLE ERLEBEN

.

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8
Q

BPS und Selbstverletzungen - multifaktorielle Bedingtheit

A

SCHNEIDE DICH !

Sichere Nähe -> Verlängere den stationären Aufenthalt -> Verschlechtere die Symptomatik

Reduziere Anspannung

Reduziere Schuldgefühl

Vermeide Scham -> Vermeide Soziale Herausforderung -> Gehe nicht in das Praktikum

  • > Selbstverletzung ist immer multifaktoriell + vielschichtig zu verstehen
  • zB kogn Muster haben wie Bedürfnis nach Nähe
  • > wichtig zentrales Motiv zu finden

.

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9
Q

Selbstverletzung u Affektregulation

A

Videobeitrag Bohus: Exploration SV
Videobeitrag Höschel: Exploration SV

  • Wie unterscheidet sich die Aufrechterhaltung des SV bei den gezeigten Patienten?
  • Welche Interventionen helfen bei welcher Patientin und welche nicht?
  • Warum sollte SV so detailliert exploriert werden?
  • Was ist das Problem bei Konfrontationsverfahren, wenn die „Katastrophe“ in der Zukunft liegt?

.

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10
Q

Störung der Identität

A

Identitätsstörung: eine ausgeprägte + andauernde Instabilität des Selbstbildes oder des Gefühls für sich selbst.

  • Fiedler: Stimmungsschwankung bei BPS ist mehr als Stimmungsschwankung. Es ist der Wechsel ganzheitlicher komplexer emotional-kognitiver Schemata.
  • Folge: Betroffene erleben sich als nicht planbar („kommt drauf an, wie ich morgen drauf bin“)
  • Modell der strukturellen Dissoziation, BPS als Vorstufe einer DIS?

– Selbstanteile sind nicht mehr vollständig integriert, so wie bei Gesunden (gesunder Erwachsener kontrolliert seine Selbstzustände, states)

– Im Unterschied zur DIS besteht aber ein einheitliches Autobiografisches Gedächtnis, auch wenn sich Betroffene teils selbst nicht mehr nachvollziehen können, sich als unberechenbar, nicht planbar erleben

.

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11
Q

Modell der strukturellen Dissoziationen

A

gesunder Mensch:
Integriertes Ich-Erleben

Schema 1
Schema 2
Schema 3

  • > konsistentes Ich-Erleben
  • > Schemata lenkbar
  • > automatisiert
  • > nicht komisch, sondern authentisch

Desintegriertes Ich-Erleben,
Bei DIS mit Amnesien für die jeweils anderen Selbst-Anteile, bzw Schemata

Schema 2
Schema 1
Schema 3

  • > desintegriert bio… aber nicht …
  • > Selbstanteile sind nicht mehr unter Kontrolle des Erwachsenen-Anteils
  • > P rutscht hin + her, erlebt sich deshalb auch als nicht planbar
  • > dennoch ist P verbunden + weiß genau, was den Tag über passiert ist
  • > integriert Erlebnisse dieser jeweiligen Selbstanteile in konsistentes autobiografisches Gedächtnis => sind also noch so mitein verbunden, dass es nicht zu einer kompletten Abspaltung (Dissoziation) kommt, aber dennoch nicht gut genug integriert in die Kontrolle des gesunden Erwachsenen

dissoziative Persönlichkeitsstörung, MULTIPLE PERSÖNLICHKEIT

-> vollständige Abspaltung
(wenn in Schema 2 keine Ahnung von Schema 1 usw )

-> nicht einheitlich autobiografisches Gedächtnis, sondern wird in Schema 2 - Gedächtnis abgespeichert
-> Schema 3 erinnert nicht, was man als Schema 2 gemacht hat
=> bezeichnet man als dissoziative Persönlichkeitsstörung

.

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12
Q

BPS als Störung der Ich-Integration (strukturelle Dissoziation)

A

• Fiedler: „BPS-Stimmungsschwankung ist ganzheitlicher Wechsel komplexer emotional-kognitiver Schemata“

• „Kind-Modi“ der Schematheorie als Vorstufe einer völligen Zersplitterung ?
-> kann man diskutieren, ob das so ist

• Anlage zur völligen Abspaltung durch frühe Traumata

  • kann nicht jeder entw
  • > meistens schwerster Missbrauch zuvor

• Generalisierung d. dissoziativen Abspaltung emotionaler/biografischer Anteile (jede Aktivierung neg Selbstkonzepte setzt Swich in dissoziative Abspaltungen in Gang ?

.

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13
Q

Was ist strukturelle Dissoziation

A
  • Aufteilung/Spaltung d. Persönlichkeit
  • bedeutet eine unzureichende Integration zweier/mehr Systeme von Ideen + Fkten, aus denen sich Persönlichkeit zsmsetzt

.

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14
Q

Dimensionaler Verlauf von voll integrierter PK über BPS zu DIS

A

• Identitätsunsicherheit als Vorstufe der totalen Zersplitterung einer DIS

• Identitätsunsicherheit bei BPS: Pat erleben sich als nicht planbar, den Zustandsschwankungen ausgeliefert
(Wechsel komplexer emotional- kognitiver Systeme (Fiedler), daher ist Stimmungsschwankung zu reduziert)

.

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15
Q

Versuch, Boderlinestörung auf ein paar zentrale Problembereiche zu reduzieren

A

4 große Gruppen, die jeweils untersch Symptome integrieren

  • Affektregulation
  • Impulsivität
  • soziale Interaktionen
  • Identität
  • > diese werden jetzt besprochen
  • man könnte das Ganze auch anders aufdröseln zB zu kogn Störungen gucken wir uns auch noch was an, aber das ist jetzt so der Versuch, die Boderlinestörung quasi zu reduzieren auf ein paar zentrale Problembereiche
  • neben dem ist es aber wichtig, dass man auch diese ICD-/DSM_Diagnostik kennt
  • > das man also weiß, dass man die Diagnose stellt, indem man von den neuen/neun (?) Kriterien 6 prüfen

-> unter Vorbehalt natürl, dass das klinische Leitsymptom vorhanden ist

.

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16
Q

Störung der sozialen Interaktion

A

Renneberg-Studie: Wartezimmer-Design

… 2 VL und 1 VP werfen sich einen Ball zu …

Bedingung 1 (Einschluss):
- gleichmäßiges Verhältnis d. Ballverteilung
Bedingung 2 (Ausschluss):
- nach kurzer Zeit werfen sich nur noch VL Ball zu
VL = Versuchsleiter
VP = Versuchsperson

Renneberg-Studie: Ergebnis Gesunde

● Einschlussbedingung: Realistische Einschätzung der eigenen Ballkontakte, emotional positive Einschätzung der Situation

● Reaktion in Ausschlussbedingung:
● Wut (führt zu destruktivem Verhalten)
● Angst (führt zu submissivem Verhalten)

AUSSCHLUSSBEDINGUNG

  • > wenn man das bei Gesunden macht:
  • fühlen sich Personen nicht sehr gut
  • hat bei Gesunden Wut + Angst ausgelöst

Wut: führte dazu, andere abzuwerten
Angst: zu

Renneberg-Studie:

Ergebnis Borderline
● Einschlussbedingung: Einschätzung der eigenen Ballkontakte auf 16 % (anstatt 33 %),
● Emotionale Reaktion: Wut & Angst

Fazit:
● Grundloses Misstrauen in soz. Situationen aktiviert Wut + Angst-Schemata

—> Problem im Aufbau vertrauensvoller Beziehungen

  • wenn man in Situation so reingeht, dass man sowieso nicht Teil der Gruppe ist -> nicht sehr vorteilhaft, da es zur pos Selbstprophezeiung..? kommen kann

Ostrazismus (evoluntionär tödliche Bedrohung) prädisponiert Betroffene für Hypersensitivität bezüglich sozialer Zurückweisung

Verhalten bei Ostrazismus:
● Unterwerfung + Selbstabwertung
● Aggression
● Suche nach Bindung

—> erklärt treffend das BPS-Phänomen

… zentral ist ein tief greifendes Gefühl von
EINSAMKEIT …
… unabhängig von den realen äußeren Bedingungen

EINSAMKEIT …
Therapeutische Interventionen gegen das irrationale Gefühl von Einsamkeit sind in keinem der geläufigen Manualen zu finden.

WAS HILFT?
—> Übernahme von Verantwortung Gefühl, gebraucht zu werden…

.

17
Q

Problembereich Kognitionen

A

▫️vorübergehende
▫️stressabhängige
▫️paranoide Vorstellungen

oder

▫️schwere
▫️dissoziative Symptome

.

18
Q

BPS – typische Pläne und Schemata (Kreuzschemata)

A

Kreuzschemata integrieren Kognitionen + Emotionen

sichere Nähe ↔️ meide Nähe

sichere Nähe
Ohne ein liebendes Gegenüber löse ich mich auf

meide Nähe
Wenn mir jemand nahe kommt, droht mir Gefahr
Wenn jemand sieht, wie ich wirklich bin, wird er mich verlassen
Wenn mir jemand nahe kommt, werde ich gefährlich

  • > Handlungsunfähig aufgrund sich widersprechender Schemata
  • > oder oszillieren (anziehen + abstoßen)
  • Liebe + Hass gleichzeitig
  • Gück + Angst gleichzeitig
  • Nähe-Distanz-Problem
  • > was zu oszillierenden Bez führt

.

19
Q

Lebenszeit-Prävalenz der Borderline-Störung

A

BPS - Eine häufige Störung der Adoleszenz

Grant et al. 2008: 5,8 % in Allgemeinbevölkerung
(n = 34.000)

bisherige Lehrmeinung: 2-3 % (Alterskohorteneffekt?)

Häfner 2007: 6 % bei 15-jährigen

Barnow in prep.: 4,8 % bei 20-jährigen, 0,8 % bei 45-jährigen

  • > BPS verändert sich im Alter
  • das laute wird zum Depressiven

Aber: Mit 40 ist nicht alles ok …

Evtl. Veränderung der Symptomatik, aber immer noch BPS?

Ältere BPS sind oft auf Stationen für chronisch Depressive…

Stilleres, niedergedrücktes Symptombild der Zielzustand des Langzeitverlaufs?

BPS Phase 2? … die mit unseren Kriterien jedoch nicht diagnostiziert wird?

  • > sodass man BS nicht mehr so einfach diagnostizieren kann, aber eine andere Diagnose, die häufig so eine chronische Depression erfüllt kann oft diagn werden
  • > d.h. man hat viele P, die dann im mittleren Lebensalter als chronisch depressiv diagnostiziert werden, bei denen man retrospektiv eine frühere Borderline-Störung feststellt
  • > da kann man sehr kontrovers diskutieren, ob BS dann zu Ende ist und was Neues beginnt / ob man das Borderline-Konzept vllt erweitern sollte in Bezug auf eine Art Borderline-Typ II (Entw aus d. BS, die dann ein anderes Gesicht hat)
  • bislang kann man die BS nicht mehr wiederfinden, ist aber ganz typisch
  • dass dieses Laute, Schillernde, Dramatische in Richtung eines eher stilleren, niedergedrückten Zustandsbilds ändert

-> lieber Symptomwechsel unter gleicher Diagnose

.

20
Q

Weitere epidemiologische Daten zur BPS

A

Geschlechterverhältnis: w / m

  • klinisches Setting: 75 % / 25 %
  • Allgemeinbevölkerung: 50 % / 50 % (Grant et al. 2008)

Männer: stärkere Symptomstärke, mehr Suizidversuche, Substanzkonsum, mehr Therapieabbrüche

Frauen: mehr Depressionen + PTBS

30 % aller Gefängnisinsassen erfüllen BPS-Kriterien
60-75 % haben einen Suizidversuch unternommen
Suizidrate 3-10 % Durchschnitt 7%
Häufigkeit in Kliniken: 15%
Häufigkeit in Praxen: 20%
Kosten: ca. 4.5 Milliarden Euro / anno

  • > Männer eher in Gefängnissen
  • > Frauen eher in Kliniken

-> Borderline ist eine sehr teure psych Störung

70- 80 % verletzen sich selber

60% des SV zur Beendigung dissoziativer Symptomatik
(Dissozitiation = korreliert mit Anspannung)

80% des SV im analgetischen Zustand, Schmerz kommt nach 20 Min wieder (Ende der Dissoziation)

erhöhtes familiäres Risiko bei erstgradigen biologischen Verwandten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung

60-70% haben Missbrauch/Misshandlung erlebt (CAVE: Klinische Stichprobe)

  • bei BP muss man zunächst selbstschädigendes/selbstverletzendes Verhalten beheben
  • auf zweiter Ebene Therapie-störendes Verhalten = jegliches Verhalten, das Therapie verhindert wie Interaktionelle Schwierigkeiten mit dem Therapeuten, nicht mitarbeiten
  • erst dann wird auf Symptomebene diagnostiziert
  • aber man muss erst sicherstellen, dass P nicht mehr gefährdet ist
  • fluktuierte Schmerzempfindung = kommt erst nach Dissoziation
  • Missbrauch ist ethnologisch relevant
  • neben genetischer Prädisposition -> Familienangehörige haben erhöhtes Risiko

.

21
Q

Mortalität bei PKS

A

Höchstes Suizidrisiko bei

– Narzistischer PKS (14 %)
– Borderline PKS (3-10 %)
– Dissozialer PKS

Verdreifachung des Suizidrisikos bei komorbider affektiver oder Suchtstörung

Weitere Risikofaktoren:
Impulsivität, männliches Geschlecht, suizidales Verhalten in Vorgeschichte, Selbstverletzung

.

22
Q

Ausgeprägte Parasuizidalität

A

Unterschied ☝️

  • pseudopsychotisch = Psychosesymptome bei erhaltendem Realitätsempfinden
  • parasuizidal = jedes selbstschädigende Verhalten, dass potenziell tödlich ausgehen kann
  • > bei dem das Sterben aber NICHT die primäre Absicht war !

.

23
Q

Verlauf von PKS

A

bezügl BPS weitaus positiver als bisher gedacht:

➢ Zanarini et al. 2005, 2006: Diagnostische Schwelle nicht mehr erfüllt (= < 5 Kriterien nach DSM IV):

  • 30 % nach 2 Jahren - 50 % nach 4 Jahren
  • 85 % nach 8 Jahren
  • bei 1⁄4 war die Remission über den Beobachtungszeitraum von 10 Jahren stabil (Rückfallrate 4,6 %; Suizidrate 4,2 %)

Vorsicht: BPS Phase 2?

-> Prävalenz, dass es im Alter sinkt, spiegelt sich natürl auch hier im Verlauf wider !

  • Frage: Was wird aus denen, die nicht diese diagn Schwelle erfüllen?“
  • > da sind wir wieder bei dieser chronisch-depressiven Problemlage !

.

24
Q

Verlauf von PKS

A
  • zsmgefasst kann man den Verlauf so auf den Pkt bringen:
  • > je verhaltensnaher die Symptome, umso eher lassen sie sich verändern
  • > je temperamentsnaher, umso eher bleiben sie stabil

verbesserte Symptombereiche

  • verhaltensnahe PK-Züge:
  • Impulsivität
  • Selbstverletzung + Suizidversuche
  • pseudopsychotische Symptome

stabile Symptombereiche

  • Temperamentsnahe PK-Züge:
  • affektive Instabilität
  • Ängstlichkeit

Trotz einer Verbesserung der Symptomatik empfinden ehemalige BPS-Patienten eine

  • geringe Lebensqualität
  • mangelhafte Integration auf sozialer + beruflicher Ebene
  • die wenigsten BPS-Patienten kommen trotz teils guter Ausbildung auf dem ersten Arbeitsmarkt an
  • > reine verhaltensnahe Problembereiche verändern sich
  • > temperamentsnahe -“- bleiben stabil
  • > u. die soziale + berufl Integration verschlechtert sich (P sind einsam und berenntet)
  • > frühe Berenntung von BP ist ein großer Fehler, der oft im System stattfindet !
  • > 3/4 der P sind Rentner noch vor 30

.

25
Q

Komorbidität mit anderen PKS

A

National Register of Oslo Study:

• 13,4 % hatten eine PKS
• davon hatten: 
- 71 % 1 PKS
- 18,6 % 2 PKS
- 5,2 % 3 PKS
- 5,2 % 4-7 PKS

MIDAS-Study (Zimmermann et al. 2005) :
• 60,4 % der Probanden mit einer PKS hatten mindestens eine weitere PKS

—> häufigste komorbide PKS bei BPS:
Selbstunsicher, Dependent, Narzistisch

-> Borderline-Männer passen gut zu Borderline-Frauen

.

26
Q

Komorbidität von BPS in klinischen Einrichtungen

A
  • Borderline ist mit die Störung mit der höchsten komorbiditätsrate
  • nicht selten 7-8 komorbide Störungen

bes häufig sind zusätzl:

  • Depressionen
  • PTBS
  • ADHS
  • Substanzkonsum-Störung
  • Essstörung
  • usw.

-> es gibt kaum welche, die keine komorbide Störung haben

  • > Zahlen brauchen NICHT AUSW gelernt werden
  • > ABER man sollte wissen, dass es hohe Komorbiditätsraten gibt + man sollte auch ein paar mit bes hohen Komorbiditäten nennen können wie 90% Angststörungen
  • bes interessant ist aber das ADHS: denn das wird ethnologisch später noch mal sehr relevant (retrospektiv findet man hier bei jedem 2. BP eine ADHS-Problematik)

Frauen (%) Männer (%)

  • Affektive Störungen: 97,6 91,6
  • Major Depression: 84,8 75,9
  • Schizophrenie: ? ?
  • Schlafstörung: 50 50
  • Substanzstörung: 59,1 81,9
  • Drogenmissbrauch/-abhängigkeit: 40,9 65,1
  • Essstörung: 62,2 20,0
  • Angststörung: 90,5 80,7
  • PTBS: 60,8 34,9
  • ADHS: mindestens 1/3 (retrospekt. >50%)
  • Somatoforme Störungen: 60 60
  • Zwangsstörung: 30 30

.

27
Q

Ätiologie

A

Ätiologie

  • ist Störung der frühen Biografie
  • durch Vernachlässigung/Gewalt
  • u. ADHS

Umweltfaktoren / Auslöser epigenetischer Veränderungen

  • Sexueller Missbrauch (65%)
  • Körperlicher Missbrauch (60%)
  • Vernachlässigung durch primäre Bezugsperson (40%)
  • AD(H)S ! (wird zu ADHS adult, BPS, dissoziale PS, oder nichts…)
  • > also lauter Bindungsstörungen in den Beziehungen (stark assoziieren, pos Affektregulation fkt nicht)
  • > ADHSler (impulsiver, sowohl neg + pos Affektregulation fkt nicht )
  • > womögl

Genetische Vulnerabilität

  • lange Zeit zeigte sich kein Hinweis auf genetisches Overlap mit Schizophrenie/Depression
  • dafür wurde Verwandtschaft mit Bipolar 2 diskutiert

neuer Befund: Genetisches Overlap mit

  • Schizophrenie
  • Depression
  • Bipolare Störung

-> nähe von B zu den affektiven Störungen ist sehr deutl

.

28
Q

Das neuro-behaviorale Modell

A

—> Abb.

  • gen Belastung (da fällt das ADHS noch mit rein)
  • psychosoziale Faktoren
  • > führt dann zur Störung d. Affektregulation
  • d.h. starkes Ansteigen d. Affekts
  • hohe Grundspannung
  • hohe Dissoziationsneigung
  • > im Verlauf entw sich dannn neg Schemata
  • also dysfktnale Grundannahmen ü sich + die Welt („Ich bin nichts wert, ich bin blöder als andere Menschen“)
  • > in der weiteren Folge zu einer speziellen Wahrn d. Umwelt/Realität
  • d.h. wenn man sich selbst wertlos findet, andere Menschen gefährlich, kritisch geht man natürl mit best Haltung in Beziehungen (Gefühl d. Einsamkeit + d. sozialen Ausschlusses)
  • > letztendl kann dann auf der Verhaltensebene Selbstverletzung resultieren
  • um sich zu bestrafen/regulieren

=> das sind so die zentralen Schritte im Verständis d. Borderline-Störung

.

29
Q

Invalidierendes Umfeld

A

= bedeutet „Ich bin ein wertloser Mensch, verkehrt. Ich behandle mich verkehrt.“

Reaktionen (v.a. emotionaler Art) + Mitteilungen persönlicher Erfahrungen werden:

  • nicht als stimmige Selbstbeschreibungen akzeptiert
  • nicht als adäquate Reaktionen auf Ereignisse registriert
  • nicht wahrgenommen, trivialisiert oder zurückgewiesen
  • als sozial unakzeptabel charakterisiert (z.B. faul, naiv, …)
  • pathologisiert, wenn normal
  • > so erleben P, dass sie falsch erleben + handeln
  • manchmal sogar, dass sie für andere gefährlich (toxisch) sind „Jetzt freu dich doch, deine Tante ist schon traurig.“

.

30
Q

BPS - Konsequenzen des invalidierenden Umfeldes I

A

Das Individuum lernt nicht:

  • Gefühle richtig zu benennen + mitzuteilen
  • wie es seine Gefühle regulieren soll
  • Probleme, die zu den schmerzlichen Gefühlen führen, zu lösen
  • Vertrauen in die eigenen emotionalen + kogn Erfahrungen als adäquate Antworten auf Ereignisse zu entw

-> Gefühle sind ja handlungsleitend + dafür da, um uns zu signalisieren, dass wir uns in eine best Richtung verhallten sollen

  • > wenn man sich nicht mehr nach seinen Gefühlen ausrichten kann
  • entfremdet man sich zu sich selbst
  • > das ist das große Problem d. Invalidierung !!
  • > zu Gewalt + Vernachlässigung noch Invalidierung integriert

.

31
Q

Fazit zu BS - Therapie

A
  • Therapie im nächsten Semester
  • allerdings bleibt abschließend zu sagen:
  • es gibt für BP KEINE Medikamente !
  • ALLERDINGS werden viele mit Meds behandelt
  • > da sind diese aber nicht dafür da, um die BS zu behandeln, sondern die komorbiden Störungen d. BS wie zB Depressionen
  • > das wird nicht geprüft, steht auch nicht auf den Folien !

PSYCHOTHERAPIE

  • Verhaltenstherapie (DTB = dialektisch behaviorale Therapie + Schema-Therapie)
  • Tiefenpsychologie (Mentalisierungstherapie + übertragensfokussierte Therapie)

-> jeweils 2 spezif Weiterentwicklungen

.

32
Q

Kognitiv-Behaviorale Schemata

A

Selbstbild:
instabil, wechselhaft, autonom und dennoch abhängig,
spontan, verletzlich, kompliziert, wertlos und nicht liebenswert

Bild über andere:
unzuverlässig, kümmern sich nicht genug, ausnutzend, auf eigene Vorteile bedacht, verletzend, aber auch
stützend, absolut notwendig, lebensrettend

Kernmotive:
Leere vermeiden, emotionalen Schmerz vermeiden, absolute Anerkennung und unbedingte Akzeptanz suchen

Verhalten:
Hilfe suchen, Ansprüche stellen, Nähe suchen, Abstand halten, impulsives Verhalten

.

33
Q

Aktuelle Entwicklungen (Bohus 2017)

3 wichtige Neuerungen (täglich hunderte neue)

A

• Bereich „soziale Interaktion“:

– Epistemic trust (anderen Vertrauen können)

• Bereich „Identität“:

– Einsamkeit – Therapie: soziale Verbindlichkeit herstellen, soziale Verantwortung

– Self-Compassion: „Selbst-Mitgefühl“
= gleiches Recht für alle
- das Mitgefühl, das ich auf andere projiziere, das darf ich auch auf mich projizieren

• Vermischung von Problemen d. Identität + Affektregulation:

  • Umgang mit pos Emotionen
    (Probleme mit Erinnerung + Toleranz pos Situationen, zudem pathologische Down-Regulation bei pos Affektivität, d.h. hier klappts mit Affektregulation)
  • in Therapie vermehrt über pos Situationen sprechen, nicht nur darüber, was alles schlecht läuft…

=> das sind die neuen Themen, die sich in Borderline Therapie mit einarbeiten

.

35
Q

Prävalenz von PKS

A
  • USA: 6,7 % (Lenzenweger et al. 1999), 9 % (Samuels et al. 2002), 14,6 % (Zimmermann & Coryell 1989)
  • Norwegen: 13 % (Torgersen et al. 2001)
  • England: 4,4 % (Coid et al. 2006)
  • Deutschland: 9,4 % (Maier et al. 1992)
  • Innerhalb psychiatrischer Patienten: 40-60 % (Herpertz et al. 1994), dabei deutliche Unterschiede hinsichtlich versch. Subtypen

• 15-20 % der 11-15-jährigen erfüllen Kriterien einer PKS; Symptomatik im Zeitverlauf nachlassend (Johnson et al. 2000)
-> wichtig! Sie erfüllen Kriterien + nicht „sind persönlichkeitsgestört“

  • > man könnte denken, dass die Norweger mit 13% ziemlich persönlichkeitsgestört sind
  • > Engländer + Deutsche dagg wenig

=> ist natürl unsinnig, das anzunehmen !

  • das sind nur Studien, Artefakte
  • bedeutet auch, dass man ein Problem mit der Anwendung d. Persönlichkeitsstörung-Kriterein
  • > da untersch sich die Vorgehensweisen versch Experten deutl voneinander
  • > manche gehen konservativ damit um, andere nicht

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35
Q

Komorbidität bei BPS in der Allgemeinbevölkerung

A
  • deutl geringere Komorbiditäten als im klin Setting
  • ADHS ist hier die höchste Komobiditätsrate
  • ansonsten sieht man in der Allgemeinbevölkerung deutl geringere K als im klin Setting
  • D jeder Dritte
  • jeder Vierte traumatisiert
  • aber eben retrospektiv ADHS in der Kindheit !
Major Depression: 11,5%*
Dysthymia: 16%
Substanzstörung: 30%*
PTSD: 25%*
ADHS retrospektiv (Kindheit): 46%
ADHS (aktueller Querschnitt): 20%
GAD: 27%
Soziale Phobie: 24%

*Faktoren für Chronifizierung und das Aufsuchen von Behandlung

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