7.) Persönlichkeitsstörungen allg (F60.x) + Vertiefung BPS (F60.31) Flashcards
Gedicht:
„Ich spürte ein Gefühl in meinem Bauch sich regen – ließ es sanft , gleich einem leichten Beben, mir zu Kopfe steigen. Wünschte, auch mein Geist würd ́ sich erheben – doch ich fand dort nichts ... als Schweigen“
- > Problem der Affektregulation (typisch für Borderline-Patienten)
- man könnte auch sagen, dass P es nie beigebracht bekamen, ihre Affekte zu regulieren
- Wahrnehmungs-Problematik spiegelt sich hier in diesem Gedicht !
- > im Bauch bewegt sich etw, man spricht ja auch von Bauchgefühl
- > es wird einem schlecht vor Angst
- > etc.
- > man geht davon aus, dass in der Magengegend ziemlich viele Nervenendigungen vorhanden sind, die mit d. Entstehung von Emotionen zutun haben
- > d.h. man spürt emotionale Zustände immer auch körperl + v.a. in d. Bauch-Magen-Region
- > wichtig ist dann natürlich, dass das Gehirn dies richtig dekodiert
- > dieses Erkennen ist essenziell wichtig, um d. Verhalten zu regulieren !!
- denn Emotionen haben eine ganz untersch Verhaltenslenkung
- > d.h. jede Emotion bereitet ein best. Verhalten vor
Wut => angreifen Angst => angreifen/verstecken/tot stellen Scham => sich klein machen Schuld => Wiedergutmachung usw.
WENN man die Emotionen aber nicht lesen kann
- weil Mutter/Vater/Bezugsperson nie beigebracht haben, dass komischer Zustand vermutl gerade Angst ist
- > dann ist man relativ hilflos einem Zustand ausgeliefert
- > der einem nciht sagt, was er ist + wie man sich verhalten kann
-> wenn man sich nicht entspr verhalten kann, kann man sich auch nicht bewusst zielgerichtet verändern
- > dann bleiben nur noch brachiale Methoden wie:
- Selbsterletzung
- Drogen konsumieren
- sonstige unspezif harte Reaktionen, um aus diesem Zustand wieder rauszukommen
- viele Borderline-P berichten auch von sog “Zuständen”, die sie immer wieder haben
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Zwanghafte Persönlichkeitsstörung oder Zwangsstörung?
Persönlichkeit = Gemisch aus Anlage + persönl Anteil
Anlage = Temperament (zB hyperaktiv, emotional instabil, …)
- ist weitgehend angeboren
-> + dann wird das Ganze durch Umwelteinflüsse noch ausgeformt
- > daher passieren Persönlichkeitsstörungen nicht episodisch mit 20/Mitte 30, sondern sind von Beginn an schon da
- > noch nicht vollständig ausgestaltet, aber Anlage ist schon da
-> deshalb kennen sich Leute auch nicht anders + sagen, dass sie ein Problem hätten, was verschwinden müsste, SONDERN Probleme, die sie haben, attribuieren sie meist external “die anderen sind Schuld”
=> das nennt man Ich-Synton (= dem Ich zugehörig)
Ich- synton = Leute haben kein Störgefühl in Bezug auf ihr Erleben + Verhalten
- gerade Borderline + selbstunsicher PKS Ausnahmen:
-> bringen einige Ich-distone Anteile mit (= heißt dass durchaus ein Störgefühl auftritt)
-> können diverse Bereiche an sich nennen, die sie stören
(zB „diese Zustände sollen weg“)
-> leiden vielfach unter immer wiederkehrenden Stimmungseinbrüchen
-> keine echten Depressionen ! (D muss mind 2 Wo am Stück kontinuierlich anhalten)
-> viele BP sagen zwar, sie seien depressiv => streng genommen allerdings Stimmungseinbrüche zum depressiven Pol hin, aber KEINE ECHTEN Depressionen
-> wobei man auch komorbid Depressionen entw kann, die immer mal wieder auftauchen
-> ABER typisch bei Borderlinestörung sind die temporär auftretenden Stimmungsseinbrüche, die d. Zeitkriterium d. D nicht erfüllen - > dafür, dass es KEINE ECHTE D ist spricht auch:
- dass Antidepressiva nicht helfen, um die Stimmungslage von BP zu stabilisieren + zufrieden/ glücklich zu machen
- > Ich-syntone Problematik veranlasst nicht dazu, sich Hilfe zu suchen + in Therapie zu gehen
- > wahrscheinlich auch Grund, warum es keine spezif Konzepte für spezif PKS gibt
- > nur für dissoziative + Borderline-Störung
Borderline-Therapien
- Schema-Therapie
- DBT
- mentalisierungsbasierte Therapie aus d. Tiefenpsychologie
- übertragungsfokussierte T aus Psychoanalyse
antisoziale T
- DBT-Weiterentw (fkt aber nicht so gut)
-> Anlage schon in früher Kindheit
Ich-Synton = bei Borderline (?) (veranlasst P nicht zu Therapie zu kommen (daher gibts auch keine spezif Konzepte für die meisten) Ich-Diston = ....
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BPS - Psychopathologie
BPS: Im Kern eine Störung der …
➡️ Affektregulation 😭
➡️ Impulskontrolle 👊
➡️ Sozialer Interaktion (grundsätzl bei PKS!) 👩❤️💋👩
➡️ Identität 👱🏻♀️🤷♀️
- > situationsübergreifend, zeitlich stabil
- > im Beginn meist auf frühe Kindheit/Adoleszenz zurückzuführen
!wobei man Diagnose erst im Erwachsenenalter stellt, wenn sich eine Persönlichkeit bereits entw hat
bezieht sich auf 💭 Gedanken ♥️ Emotionen 👱🏻♀️ Selbstwahrnehmung 👩❤️💋👩 soziale Interaktion
- > Borderline hat zusätzlich eine Problematik in d. Identitätsentwicklung
- sie sind sich nicht so sehr im Klaren darüber, wer sie sind
-> Grenze zw Psychose (Realitätsverlust) + Neurose
(konnte damals nicht richtig zugeordnet werden -> daher der Name)
- > mit Grenzline d. Borderline ist gemeint
- dass die Störung zum Zeitpkt ihrer Entw eine Restkategorie war
- man wusste nicht genau, ob’s Psychose od Affektstörungen sind
- damals hatte man Teilung zw Neurosen + Psychosen
- > BS konnte beiden nicht richtig zugeordnet werden, aber hatte von beidem etwas: also RESTKATEGORIE
- wenns nicht mehr geht, driftet es in die Psychose (kann eine Lösung von einer nichtbewältigbaren Situation darstellen)
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BPS – Psychopathologie und DIagnostik
Leitsymptome Bohus MSH 2017:
- Spannung
- alleine sein können
- sich im Spiegel betrachten können
- > um BS zu diagn müssen:
- mind 6 von den mögl Kriterien erfüllt sein
- da BS so komplex ist, ist es wichtig, ein zentrales, klinisches Leitsymptom zu haben, dass alle BS gemeinsam haben sollen
+ das ist hier die erste entscheidende Frage, wenn die mit NEIN beantw wird, gar nicht mehr an Borderline denken, sondern Diagnose im Rahmen einer anderen Diagnose verstehen
ABFOLGE:
1.) KLINISCHES LEITSYMPTOM
-> d.h. klin Leitsymptom muss immer vorliegen: und zwar die Frage:
„Berichtet die Patientin über häufig einschießende Episoden von äußerst unangenehmer innerer Anspannung, die keiner eindeutigen emotionalen Qualität zugeordnet werden können?“
- dann fragen, was P macht, um da wieder rauszukommen
- manche verletzen sich selbst
- nehmen Drogen
- warten ab, bis es weg ist
-> Selbstverletzung ist
- nicht bei allen BP vorhanden
- wenn, dann nicht das zentrale Problem, sondern dysfktnales Lösungsverhalten, mit dem Anspannung üwunden werden soll
=> ALSO Regulierung d. zentralen Symptoms
- viele P, die sich selbst verletzen tun das im Rahmen anderer Diagnosen zB bei Essstörungen, Trauma-Folge-Störungen, Schizophrenie (jedoch nicht typisches Ritzen, sondern selbst operieren/Zahn ziehen etc)
- BP können möglw aufgr ihrer gestörten Identität nicht mit sich selbst alleine sein
- P braucht das Ggü, um sich darüber zu spiegeln
- wenn man die Pers sieht + reag gut auf einen
- > dann weiß P, dass er in Ordnung ist
- sich im Spiegel sehen können
- > ohne sich zu hassen
- instabile Beziehungen
(alleine geht nicht, in Anwesenheit anderer auch nicht
-> wenn alleine, wird sich gewünscht, dass jmd da wäre
-> wenn jmd da, wird gewünscht, dass man alleine ist
=> quälender Zustand
-> oszillierende Beziehungsdynamik
(anziehen + abstoßen)
-> wenn man alleine ist mit jmd sein wollen, wenn jmd da ist alleine sein wollen
-> parasuizidal = könnte zum Tod führen, aber nicht willkürlich
2.) DSM-IV
berichtet P über:
- starke Angst davor, verlassen zu werden
- instabile aber intensive Beziehungen
- Unsicherheit bzgl eigener Identität
- impulsive Handlungen
- Suizidvorstellungen oder Suizidversuche
- Selbstverletzungen
- affektive Instabilität
- Gefühl d. inneren Leere
- aggressive Durchbrüche
- dissosiative Symptomatik (= totstell-Reflex, Ausschalten)
- psychotische + pseudopsychotische Symptome (v.a. während Stresssituation)
-> Einsichtscharakter ist vorhanden: somit wird Symptom nicht als psychotisch, sondern pseudopsychotisch bezeichnet
psychotisch = typisch für Schizophrenie pseudopsychotisch = typisch für Borderline-Patienten
3.) ABKLÄRUNG VON KOMORBIDITÄT
- schizophreniforme Störungen
- Major Depression
- Angststörungen
- Zwangsstörungen
- Essstörungen
- Alkoholmissbrauch
- Substanzmissbrauch od -Abhängigkeit
- Schlafstörungen
-> es gibt kaum BP, die nicht auch noch andere Störungen haben
-> oft schwer traumatisiert mit PTBS
-> ADHS in Kindheit gilt als Risikofaktor für eine BS
=> ALSO PTBS + ADHS
- eine der häufigsten, die jahrelang übersehen wurde ist die soziale Angststörung
- BS ist eine Kontroll-Verlust-Störung (Gefühl: alles würde einem entgleiten)
(Illusion von Kontrolle bei Zwangs- u. Essstörungen)
- ) SCHWEREGRADEINSCHÄTZUNG
- Borderline-Symptom-Liste (BSL)
- > wichtig diesen einzuschätzen - ) ABKLÄRUNG SOMATISCHER ERKRANKUNGEN
- > nicht, dass Symptome deshalb auftreten, das ausschließen
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Klinisches Leitsymptom – Dysfunktionale Affektregulation
Grundproblem sind die schnell einschießende oder sich kumulierende Anspannungszustände, die …
a) keiner eindeutigen Emotion zugeordnet werden können …
b) daher keine Handlungsleitung einleiten …
c) + die von Patienten nur durch Selbstverletzung beendet werden können
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Störung der Affektregulation
🔺 intensive Affekte
▫️ mangelhafte Wahrn ihrer Qualität bei starker Affektivität
▫️ gleichzeitiges Auftreten mehrerer sich widersprechender Affekte
(Liebe + Hass, Freude + Angst)
→ Probleme mit d. Regulation von Affekten
➡️ bildgebende Verfahren: Defizite präfrontal, betrifft inhibitorische Funktionen
- > extrem emotionale Menschen
- > steil nach oben
- > lebhaft
- > intensive Affektivität
- > je stärker, desto schwieriger diese zu identifizieren
- > BP sind jedoch idL ihre Emotionen zu erkennen
CAVE Konfundierung ADHS
BPS = Regulationsstörung negativer Affekte
BPS+ADHS = Regulationsstörung aller Affekte (Herpertz, Uniklinik HD)
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Anspannung verbunden mit Qualität d. Emotionalität
Gesunder
- Kongruenz
- neg Stimmung mit neg Anspannung
- bei pos Stimmung geringer angespannt
BP
- genau umgekehrt
- sehr häufig auch pos Stimmung, aber dann sehr angespannt
- regulieren diese nach unten, also machen pos St weg
-> halten es nicht aus, wenn es mal gut läuft
-> weil sie es nicht annehmen/glauben können
-> od Diskrepanz zw Selbstbild + dem äußerl Guten
(viele sagen, dass sie es nicht leiden können, wenn sie gelobt werden / gutes Wetter ist)
-> daraufhin wurde abgeleitet, dass man mit BP weniger ü neg Gefühle, sondern mehr ü pos Gefühle reden sollte !!
Fazit:
- BPS haben Probleme, positive Emotionen zu tolerieren.
- Pos Emotionen werden schnell wieder zum neutralen Nullpunkt runterreguliert, dann sinkt Anspannung wieder.
- Z.B. Situation irgendwie doch schlecht reden …. Etwas negatives suchen u finden…. Oder schlicht: „ich halte das nicht aus, ich bringe mich um“
Bedeutet:
- In PT weniger ü neg + mehr ü Toleranz v pos Emotionen sprechen.
→ Exposition mit pos Dingen d. Lebens + pos Stimmung aushalten, akzeptieren lernen.
Vorbekannt (Herpertz):
- ADHS generelle Defizite der Emot.regulation
- BPS können dagg pos Emotionen herunterregulieren (also haben nur mit pos Gefühlen Probleme)
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BPS - Psychopathologie
Symptome und Verhaltensmuster der BPS
- Bewältigungsstrategien
- Folgen einer gestörten d. Affektregulation
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“Porsche vs. Polo”
Ausmass an emotionaler Erregung / Spannung über den Tag verteilt
—> Abb.
- zeigt inwieweit Affektregulation bei BP anders ist, als bei Gesunden
- ü Tag hinweg wurden Gesunde + BP vgl
- m.H. von 3 Ereignissen, die emotional aktiviert haben
- > wurde geschaut, inwieweit wächst Emotionalität an + wird wieder zurückreguliert
MORGENS
- keine Anspannung
BUS VERPASSEN
- Gesunder ärgert sich
- reguliert sich aber wieder schnell runter
SCHLECHTE NOTE IN SCHULE BEKOMMEN
- Pers ärgert sich
- reguliert sich wieder runter
MUTTER SCHIMPFT
- Pers ärgert sich
- reguliert sich wieder runter
USW.
=> so reguliert sich der Gesunde wellenförmig durch den Tag
(erreicht zwdurch immer wieder Normalzustand)
BORDERLINE
MORGENS
- haben höheres Standgas
- fallen damit schon aus dem Bett
=> schießt nach oben, bleibt lange dort + geht langsam ins Ausgangslevel zurück
PROBLEM
- der schnelle emotionale Ausschlag
- Störung d. Effektregulation (dass sie es nicht schaffen, wieder auf 0-Pkt zu regulieren)
=> dadurch lange nicht auf Normalzustand
-> alles kumuliert sich + beim 3. Ereignis schießt BP ü Normalzustand
Def.: 70% = beginnender Kontrollverlust über Gedanken, Gefühle, Wahrnehmungen und Handlungsimpulse
- man sagt ab 70% kann man nicht mehr normal entscheiden, da starten Notprogramme, das ist regelrechter Kontrollverlust
- als Gesunder erlebt man diesen Zustand so gut wie nie
- > da hilft dann nichts mehr, weil Pers nicht mehr klar denken + entsch kann
- > es hilft nur noch:
- selbstverletzendes Verhalten (hilft bei Hochspannungszuständen wieder runterzukommen)
- Dissoziieren
- ins Bett legen + warten
- Drogen etc. konsumieren
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Fazit zur Affektregulation
Höhere Sensitivität
Fazit zur Affektregulation
➡️ höhere Sensitivität
▫️prompte Reaktionen
▫️niedrige Reizschwelle für emotionale Reaktionen
➡️ höhere Reaktivität
▫️extreme Reaktionen
▫️starke Erregungszustände beeinfl kogn Prozesse
➡️ lange Rückkehr zum Ausgangsniveau
▫️lang angehaltene Reaktionen
▫️erhöhte Sensitivität für nachfolgende emotionale Stimuli
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BPS – Neurobiologische Defizite
- Hyperreaktivität der Amygdala
- gestörter frontolimbischer Regelkreis
- sensitisierte Stress-Hormon-Achse
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Gestörter fronto-limbischer Regelkreis bei der BPS
Amygdala
- da schießt die Emotion hoch
- ist üreaktiv
- lässt sich vllt ein bisschen runterregulieren durch Entspannungsübungen, Medikamente
präfrontaler Cortex
- da müsste sie eig runterregulieren
- ist unter-aktiv
- müsste in Therapie trainiert werden
=> FOKUS d. Therapie liegt auf trainieren d. Emotionsregulationsstrategien !
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Erklärungsmodell zur Amygdala-Reaktivität
untersch Amygdala-Reaktivität bei Gesunden in Abhängigkeit des Lebensalters
Evolutionäre Erklärung:
• Hordenwechsel bei Primaten in Endphase der
Pubertät
-> führte früher dafür, dass man ausgesetzt wurde + sich neue Horde gesucht hat
– Voraussetzung dafür ist
• Langeweile in alter Peergroup
• Sensation seeking
• Aufsässiges Verhalten
=> alle ergebn DESTRUKTIVES VERHALTEN
● Biologische Voraussetzung dafür ist Instabilität des Gehirns
Bei Gesunden findet nach Phase der Destabilisierung eine Restabilisierung statt.
Gehirn von BPS-Patienten bleibt instabil …
…und evtl. benehmen sich daher erwachsene BPS- Patienten teilweise wie kleine Kinder!!
(Psychol Erklärung: Schemaaktivierung Kindschema)
- das Gehirn in adoleszenz hat ähnliche Verhaltensweisen wie Borderline
(man wird aufmüpfig etc -> man wurde dann aus Horde rausgeschmissen + hat sich neue Horde gesucht -> käme sonst zu Inzucht + Ende d. Menschheit) - > die Frage ist, wieso Borderline hängenbleiben in Adoleszenz ist
- könnten nicht gelöste Kind-Konflikte sein etc.
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Aktueller Befund (ZI-Studie)
• BPS versus Gesunde im fMRT-Scanner werden verletzt mit Skalpell
– Gesunde: Stresserleben, Hochregulation Amygdala
– BPS: Entspannung, Down-Regulation Amygdala
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