7_Somatoforme Störungen Flashcards
Was sind somatoforme Störungen?
Eine ganze Gruppe psychischer Störungen, deren gemeinsames Merkmal körperliche Beschwerden ohne ausreichenden organische Ursache (Befunde Ärzte) sind.
Mit was dürfen somatoforme Störungen nicht verwechselt werden?
Simulation
Welche verschiedenen somatoformen Störungen werden unterschieden?
- Somatisierungsstörung
- Undifferenzierte Somatiesierungstörung
- Somatoforme Schmerzstörung
- Somatoforme autonome Funktionsstörung
- Konversionsstörung
- Hypochondrische Störung
- Körperdysmorphe (oder dysmorphophobe Störung)
Was beschreibt eine Somatisierungsstörung?
- Prototyp der somatoformen Störungen
- multiple Beschwerden seit mind. 2 Jahren
- mind. sechs körperliche Symptome aus mind. zwei Organgruppen (gastrointestinal, kardiovaskulär, urogenital, Haut- oder Schmerzsymptome)
Was beschreibt eine undifferenzierte Somatiesierungstörung?
- mind. eine unklare Körperbeschwerde seits mind. sechs Monaten
- bevor diese Diagnose gewählt wird: prüfen, ob sich die Anzahl und Art der Beschwerden nicht besser spezifisch in eine andere somatoforme Störung zuordnen lässt
Was beschreibt eine somatoforme Schmerzstörung?
- mind. ein Schmerzsymptom seits mindestens sechs Monaten
- schwerer Schmerz in einem Körperteil
Was beschreibt eine somatoforme autonome Funktionsstörung?
- Körperliche Beschwerden in Kombination mit einer vegetativen Erregbarkeit
- typisch: Reizdarm oder Reizmagen
Was beschreibt eine Konversionsstörung?
- Beschreibung als “pseudoneurologisch”
- Anschein, als läge eine neurologische Krankheit vor (z.B. Beine nicht mehr bewegen, Krampfanfälle)
Was beschreibt eine hypochondrische Störung?
- Angst oder Überzeugung, eine ernsthafte Krankheit zu haben
- Krankheitsannahme = Über- /Fehlinterpretation körperlicher Empfindungen (z.B. Angst, Magenkrebs zu haben wegen häufiger Magenschmerzen)
- Angst / Überzeugung muss mind. ein halbes Jahr und trotz medizinischer Rückversicherung bestehen
Was beschreibt eine Körperdysmorphe (oder dysmorphophobe Störung)?
- vermeintlich körperliche Enstellung, Missbildung oder Makel
- häufig ist das Gesicht betroffen
- kann von anderen nicht nachvollzogen werden
Welche Diagnose würde ein Patient mit sog. „psychogener Erblindung“ am ehesten erhalten?
Konversionsstörung
Patienten mit Somatisierungsstörung und solche mit Hypochondrie gehen üblicherweise aus verschiedenen Motiven zum Arzt – worin liegt der Unterschied?
- Somatisierungsstörung: Der Patient erhofft sich i.d.R. eine Diagnose und Therapie
- Hypochondrie: Der Patient erhofft die Nicht-Bestätigung seiner Krankheitsbefürchtung (also das Gegenteil einer Diagnose!).
Welche Störungsbilder müssen von den somatoformen Störungen abgegrenzt werden?
- Organische Erkrankungen
- Depressive Störungen
- Angststörungen
- Psychotische Störungen
- Artifizielle Störungen und Simulation (z.B. gewollter Vorteil, finanzielle Entschädigung)
Welche Techniken werden zur Diagnostik verwendet?
- diagnostische Interviews (SKID, DIPS, CIDI, IDCL)
- somatoform disorders schedules (SDS)
- Fragebögen (SOMS, SAIB)
- Fragebogen speziell für Hypochondrie: Whiteley-Index
Wie oft treten somatoforme Störungen auf?
- Auftretenshäufigkeit für die einzelnen somatoformen Störungen sind nicht gut gesichert
- Lebenszeitprävalenz für allg. somatoforme Störungen bei 16%
- Bei Frauen häufiger als bei Männern (Verhältnis 2:1)
- Bei Hypochondrie beide Geschlechter etwa gleich betroffen
Mit was stehen somatoforme Störungen oft im Zusammenhang?
- niedriger sozialer Schicht
- geringes Bildungsniveau
Was kann zur Komorbidität von somatoformen Störungen gesagt werden?
- Ist eher die Regel als Ausnahme
- Komorbidität mit depressiven Störungen = 74%
- Komorbidität mit Angststörungen = 28%
- Komorbidität allg. affektive Störungen = 50%
Wie sind die Chancen auf Heilung?
Die somatoforme Symptomatik beginnt oft in der Jugend / frühes Erwachsenenalter. Eine vollständige Remission aller Beschwerden ist auch bei erfolgreicher Psychotherapie selten.
Wie entstehen somatoforme Störungen?
Zusammenspiel aus psychobiologischen, neurobiologischen, kognitiven, emotionale und verhaltensbezogenen Risikofaktoren, welche zur Entstehung beitragen.
Gemäss Podcast kann beispielweise auch unterdrückter Ärger dazu beitragen. Gemäss Freud: Umwandlung von emotionalen Konflikten in körperliche Symptome.
Fehlinterpretationen von körperlichen Symptomen spielen eine grosse Rolle.
Was ist beim psychobiologischen Risikofaktor auffällig?
Patienten mit somatoformen Störungen weisen Auffälligkeiten im Serotonin-Haushalt auf, zudem abweichende Cortisol-Aufwachwerte und immunologische Veränderungen, die gegenläufig zu denen bei depressiven Patienten zu sein scheinen.
Welchem Modell wird auf der kognitiv-perzeptuellen Ebenen grosse Bedeutung beigemessen?
Modell der somatosenrischen Verstärkung von Barsky (1992)
Was besagt das Modell der somatosenrorischen Verstärkung?
Enthält zwei Kernkomponenten:
- Hypervigilanz (erhöhte Aufmerksamkeitsfokussierung) auf körperliche Empfindungen
- Tendenz, diese Empfindungen als schädlich und beeinträchtigend zu interpretieren
Durch die Kombination aus körperorientierter Wahrnehmung und dysfunktionaler Überbewertung körperlicher Empfindungen ensteht ein Teufelskreis: Je intensiver körperliche Empfindungen wahrgenommen werden, desto mehr Anlass bietet dies für eine dysfunktionale Interpretation der Empfindungen als störend oder gefährlich.
Welchem Modell wird auf der emotional-behavioralen Ebene grosse Bedeutung beigemessen?
Fear-Avoidance Modell (Vlayen und Linton, 2000)
Was beschreibt das Fear-Avoidance Modell?
Aus Schmerzempfindung und katastrophisierender Bewertung ensteht die Angst vor Wiederauftreten/Verstärkung des Schmerzes. Als Folge entwicklet sich ein Schon- / Vermeidungsverhalten, welches wiederum längerfristig zur Schmerzverstärkung führt.
Welchem Modell wird auf der klinischen Ebene grosse Bedeutung beigemessen?
Endurance-Response
Was beschreibt Endurance Response?
Übermässiges Durchhalteverhalten sowie Bagatellisierung körperlicher Missenpfindungen (Signale Überlastung) können zu chronischem Schmerz führen = Endurance Response. Üblicherweise geht es diesen Patienten besser, solange sie sich mit der Arbeit beschäftigen. In Ruhe verstärkt sich die Schmerzempfindung.
Wie werden somatoforme Störungen behandelt?
- Den Patienten soll vermittelt werden, dass es in der Therapie v.a. um die Bewältigung vorhandener Körperbeschwerden geht.
- Die Vermittlung eines pychophysiologischen Modells ist ein essenzieller Bestandteilt der Therapie: gelingt es, dies zu vermitteln, kann dies in einigen Fällen schon für eine erfolgreiche Therapie genügen (weil viele Patient*innen machen weiterhin organische Erkrankung verantwortlich)
Für welche Behandlung bestehen die besten Wirksamkeitsnachweise?
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
Welches sind mögliche Bewältigungsstrategien?
- Entspannungtraining
- Achtsamkeitstraining
- Alternative Wahrnehmungserfahrungen
- Veränderung dysfunktionaler Bewertung (“heute kann ich gar nichts tun”)
- Bewältigung psychosozialer Belastungsfaktoren
- Veränderung dysfunktionalen Krankheitsverhalten
- Verminderung Stress (spielt oft eine grosse Rolle!)
Welche Übungen zur Exposition mit Reaktionsverhinderung können bei somatoformen Störungen Anwendung finden?
- achtsame Wahrnehmung körperlicher Empfindungen
- Provokation körperlicher Missempfindungen
- Aufsuchen vermiedener Situationen (z. B. Krankenhäuser)
- Verminderung sicherheitssuchenden Verhaltens (z. B. keine ärztliche Rückversicherung einholen)
Nennen Sie vier Beispiele für dysfunktionales Krankheitsverhalten bei somatoformen Störungen.
- Schon- und Vermeidungsverhalten
- Vermeidungsverhalten
- Klageverhalten
- sicherheitssuchendes Verhalten