3_Ursachen psychischer Störungen Flashcards
Welches ist ein zentrales Ziel der Klinischen Psychologie?
Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen verstehen
In welchem Verhältnis stehen Modelle zur “Wahrheit”?
Modelle stehen zur „Wahrheit“ in demselben Verhältnis wie eine Landkarte zum Gelände: Sie sind ein notwendigerweise selektives Abbild und als solches nicht mit der Realität zu verwechseln. Der Wert von Theorien definiert sich über den Wahrheitsgehalt, aber auch an der heuristischen Fruchtbarkeit bzw. an der Nützlichkeit der Theorie.
Welche notwendigen Bedingungen müssen erfüllt sein, damit man von einem kausalen Zusammenhang sprechen kann?
- Die Ursache kovariiert mit der Wirkung
- Die Ursache geht der Wirkung voraus
- Der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung ist nicht durch den Einfluss weiterer Faktoren bedingt.
Kausalität bedeutet, dass Veränderungen in einer Variable Veränderungen in der anderen Variable hervorrufen.
Was kann zu Kausalitätsmodelle in der Klinischen Psychologie gesagt werden?
Menschen sind es gewohnt, immer nach Ursachen für relevante Phänomene zu suchen. Beim Erklären werden Modelle konstruiert. Dabei wird angenommen, dass sich für ein Problem eindeutige Ursachen identifizieren lassen, die für Entstehung und Aufrechterhaltung des Problem relevant sind. Ausserdem wird angenommen, dass man das Problem lösen kann, indem man die Ursachen für das Problem beseitigt.
Das medizinische Krankheitsmodell geht davons aus, dass die beobachteten Beschwerden (Symptome) durch eine dahinter liegende somatische Erkrankung verursacht werden und dass mit einer aus der Diagnose ableitbaren Therapie diese Ursache und damit auch die Symptome beseitigt werden können.
Das medizinische Krankheitsmodell greift bei psychischen Störungen jedoch zu kurz.
Weshalb greift das medizinische Krankheitsmodell bei psychischen Störungen zu kurz?
- Ein zweifelsfreier Nachweis von Kausalität ist im engeren Sinne schwierig - deshalb sollte mit dem Begriff Ursache vorsichtig umgegangen werden
- Die ursprünglich verantwortlichen Faktoren für die Entstehung des Problems sind nicht unbedingt die, welche das Problem aktuell aufrechterhalten
- Bei psychischen Störungen tragen i.d.R. eine Reihe von Faktoren (biologischer, psychologischer u/o sozialer Natur) zur Entstehung und Aufrechterhaltung bei
- Viele Faktoren führen nicht in jedem Fall zu einer psychischen Störung, sondern erhöhen lediglich die Wahrscheinlichkeit, eine Störung zu entwickeln
- Belastungen vs. Vulnerabilitäten
Was kennzeichnet i.d.R. aktuelle Erklärungsmodelle in der Klinischen Psychologie?
probabilistisch, multifaktoriell, dynamisch und bio-psycho-sozial orientiert
Was ist das Vulnerabilitäts-Stress-Modell?
Es gibt nicht die eine Theorie, die die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen erklären lässt. Ein Vulnerabilitäts-Stress Modell kann Entwicklungen von Störungen im Allgemeinen Sinne erklären.
- Vulnerabilitäten (bio-, psycho- sozial)
- Auslöser (akute oder kumulative Belastung)
- Modifizierende Variablen (Regulation, Problemlösekompetenz, soziale Unterstützung)
- Aufrechterhaltende Faktoren (Rückkoppelungsprozesse, Langzeitfolgen (Arbeitslosigkeit etc.))
Was bedeutet Vulnerabilität?
Anfälligkeit oder Disposition, unter Belastung psychopathologische Symptome zu entwickeln. Vulnerabilitäten können genetisch oder lerngeschichtlich bedingt sein.
Sind die “Ursachen” einer psychischen Störung automatisch auch ein therapeutischer Ansatzpunkt?
Nein, weil die Ursache nicht notwendigerweise zum aktuellen Zeitpunkt für die Aufrechterhaltung der Problematik verantwortlich ist. Selbst wenn dies der Fall sein sollte, wäre noch zu prüfen, inwieweit sie mit therapeutischen Methoden verändert werden kann.
Inwiefern zeichnet sich die Klinische Psychologie durch einen “Paradigmen-Pluralismus” aus?
Insofern, als dass parallel verschiedene Paradigmen (geschlossene Erklärungssysteme, die sich durch bestimmte Annahmen und Methodologien auszeichnen) zur Erklärung relevanter Sachverhalte herangezogen werden.
Was sind die Risiko- und Schutzfaktoren psychischer Störungen?
- Genetische Prädisposition
- Prä- und perinatale Schädigungen
- Geschlecht
- Alter
- Temparament / Persönlichkeit
- Komorbidität und vorangegange Störungen
- Kultur
- Sozioökonomischer Status
- Elterliches Erizehungs- und Bindungsverhalten
- Einfluss von Gleichaltrigen
Was kann zu den gentischen Prädisposition gesagt werden im Zusammenhang mit psychischen Störungen?
Es gibt Hinweise auf genetische Risikofaktoren für die Entwicklung psychischer Störungen. Eine Reihe von Genen, vermutlich in Interaktion mit spezifischen Umwelterfahrungen, Veränderungen in gesundheitsrelevanten Systemen (z.B. Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse) können zur Entsteheung einer psychischen Störung beitragen.
Die Entwicklung einer Störung kann aber nicht ausschliesslich alleine auf genetische Faktoren zurückgeführt werden. Es gibt kein “Depressions-Gen”.
Was kann zu den prä- und perinatale Schädigungen gesagt werden im Zusammenhang mit psychischen Störungen?
- Stoffwechselerkrankung der Mutter
- Unterversorgung mit Blutzucker (Hypoglykämie)
- schädliche Substanzen (Alkohol, Nikotin) während Schwangerschaft
- Frühgeburt
- Hirntumore
… je nach Art und Schwere der Schädigung können diese ganz unterschiedliche Auswirkungen haben, z.b:
- Demenz
- zerebral bedingte Lähmungen
- Störung kognitive Funktionen
- spezifische Belastungen (Arbeitslosigkeit, geringer sozialer Status)
Was kann zu Geschlecht und Alter gesagt werden im Zusammenhang mit psychischen Störungen?
Bei Kindern und alten Menschen gilt allgemein das männliche Geschlecht als Risikofaktor. In den anderen Altersgruppen das weibliche. Gibt jedoch Unterschiede innerhalb der einzelnen Störungen.
Erste psychische Störungen sind v.a. im mittleren Erwachsenenalter zu verzeichnen.
Was kann zu Temperament/Persönlichkeit gesagt werden im Zusammenhang mit psychischen Störungen?
- hoher Neurotizismus
- hohe Trait-Ängstlichkeit
- Introversion
- Sensation-/Novelty-Seeking (speziell für Substanzmissbrauch)
- geringes Selbstwertgefühl
- Vermeidung aversive innere Erfahrungen (experiential avoidance)
… können als Risikofaktoren für die Entwicklung einer psychischen Störung gesehen werden.