3_Ursachen psychischer Störungen Flashcards

1
Q

Welches ist ein zentrales Ziel der Klinischen Psychologie?

A

Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen verstehen

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2
Q

In welchem Verhältnis stehen Modelle zur “Wahrheit”?

A

Modelle stehen zur „Wahrheit“ in demselben Verhältnis wie eine Landkarte zum Gelände: Sie sind ein notwendigerweise selektives Abbild und als solches nicht mit der Realität zu verwechseln. Der Wert von Theorien definiert sich über den Wahrheitsgehalt, aber auch an der heuristischen Fruchtbarkeit bzw. an der Nützlichkeit der Theorie.

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3
Q

Welche notwendigen Bedingungen müssen erfüllt sein, damit man von einem kausalen Zusammenhang sprechen kann?

A
  • Die Ursache kovariiert mit der Wirkung
  • Die Ursache geht der Wirkung voraus
  • Der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung ist nicht durch den Einfluss weiterer Faktoren bedingt.

Kausalität bedeutet, dass Veränderungen in einer Variable Veränderungen in der anderen Variable hervorrufen.

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4
Q

Was kann zu Kausalitätsmodelle in der Klinischen Psychologie gesagt werden?

A

Menschen sind es gewohnt, immer nach Ursachen für relevante Phänomene zu suchen. Beim Erklären werden Modelle konstruiert. Dabei wird angenommen, dass sich für ein Problem eindeutige Ursachen identifizieren lassen, die für Entstehung und Aufrechterhaltung des Problem relevant sind. Ausserdem wird angenommen, dass man das Problem lösen kann, indem man die Ursachen für das Problem beseitigt.

Das medizinische Krankheitsmodell geht davons aus, dass die beobachteten Beschwerden (Symptome) durch eine dahinter liegende somatische Erkrankung verursacht werden und dass mit einer aus der Diagnose ableitbaren Therapie diese Ursache und damit auch die Symptome beseitigt werden können.

Das medizinische Krankheitsmodell greift bei psychischen Störungen jedoch zu kurz.

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5
Q

Weshalb greift das medizinische Krankheitsmodell bei psychischen Störungen zu kurz?

A
  • Ein zweifelsfreier Nachweis von Kausalität ist im engeren Sinne schwierig - deshalb sollte mit dem Begriff Ursache vorsichtig umgegangen werden
  • Die ursprünglich verantwortlichen Faktoren für die Entstehung des Problems sind nicht unbedingt die, welche das Problem aktuell aufrechterhalten
  • Bei psychischen Störungen tragen i.d.R. eine Reihe von Faktoren (biologischer, psychologischer u/o sozialer Natur) zur Entstehung und Aufrechterhaltung bei
  • Viele Faktoren führen nicht in jedem Fall zu einer psychischen Störung, sondern erhöhen lediglich die Wahrscheinlichkeit, eine Störung zu entwickeln
  • Belastungen vs. Vulnerabilitäten
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6
Q

Was kennzeichnet i.d.R. aktuelle Erklärungsmodelle in der Klinischen Psychologie?

A

probabilistisch, multifaktoriell, dynamisch und bio-psycho-sozial orientiert

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7
Q

Was ist das Vulnerabilitäts-Stress-Modell?

A

Es gibt nicht die eine Theorie, die die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen erklären lässt. Ein Vulnerabilitäts-Stress Modell kann Entwicklungen von Störungen im Allgemeinen Sinne erklären.

  • Vulnerabilitäten (bio-, psycho- sozial)
  • Auslöser (akute oder kumulative Belastung)
  • Modifizierende Variablen (Regulation, Problemlösekompetenz, soziale Unterstützung)
  • Aufrechterhaltende Faktoren (Rückkoppelungsprozesse, Langzeitfolgen (Arbeitslosigkeit etc.))
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8
Q

Was bedeutet Vulnerabilität?

A

Anfälligkeit oder Disposition, unter Belastung psychopathologische Symptome zu entwickeln. Vulnerabilitäten können genetisch oder lerngeschichtlich bedingt sein.

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9
Q

Sind die “Ursachen” einer psychischen Störung automatisch auch ein therapeutischer Ansatzpunkt?

A

Nein, weil die Ursache nicht notwendigerweise zum aktuellen Zeitpunkt für die Aufrechterhaltung der Problematik verantwortlich ist. Selbst wenn dies der Fall sein sollte, wäre noch zu prüfen, inwieweit sie mit therapeutischen Methoden verändert werden kann.

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10
Q

Inwiefern zeichnet sich die Klinische Psychologie durch einen “Paradigmen-Pluralismus” aus?

A

Insofern, als dass parallel verschiedene Paradigmen (geschlossene Erklärungssysteme, die sich durch bestimmte Annahmen und Methodologien auszeichnen) zur Erklärung relevanter Sachverhalte herangezogen werden.

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11
Q

Was sind die Risiko- und Schutzfaktoren psychischer Störungen?

A
  • Genetische Prädisposition
  • Prä- und perinatale Schädigungen
  • Geschlecht
  • Alter
  • Temparament / Persönlichkeit
  • Komorbidität und vorangegange Störungen
  • Kultur
  • Sozioökonomischer Status
  • Elterliches Erizehungs- und Bindungsverhalten
  • Einfluss von Gleichaltrigen
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12
Q

Was kann zu den gentischen Prädisposition gesagt werden im Zusammenhang mit psychischen Störungen?

A

Es gibt Hinweise auf genetische Risikofaktoren für die Entwicklung psychischer Störungen. Eine Reihe von Genen, vermutlich in Interaktion mit spezifischen Umwelterfahrungen, Veränderungen in gesundheitsrelevanten Systemen (z.B. Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse) können zur Entsteheung einer psychischen Störung beitragen.

Die Entwicklung einer Störung kann aber nicht ausschliesslich alleine auf genetische Faktoren zurückgeführt werden. Es gibt kein “Depressions-Gen”.

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13
Q

Was kann zu den prä- und perinatale Schädigungen gesagt werden im Zusammenhang mit psychischen Störungen?

A
  • Stoffwechselerkrankung der Mutter
  • Unterversorgung mit Blutzucker (Hypoglykämie)
  • schädliche Substanzen (Alkohol, Nikotin) während Schwangerschaft
  • Frühgeburt
  • Hirntumore

… je nach Art und Schwere der Schädigung können diese ganz unterschiedliche Auswirkungen haben, z.b:

  • Demenz
  • zerebral bedingte Lähmungen
  • Störung kognitive Funktionen
  • spezifische Belastungen (Arbeitslosigkeit, geringer sozialer Status)
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14
Q

Was kann zu Geschlecht und Alter gesagt werden im Zusammenhang mit psychischen Störungen?

A

Bei Kindern und alten Menschen gilt allgemein das männliche Geschlecht als Risikofaktor. In den anderen Altersgruppen das weibliche. Gibt jedoch Unterschiede innerhalb der einzelnen Störungen.

Erste psychische Störungen sind v.a. im mittleren Erwachsenenalter zu verzeichnen.

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15
Q

Was kann zu Temperament/Persönlichkeit gesagt werden im Zusammenhang mit psychischen Störungen?

A
  • hoher Neurotizismus
  • hohe Trait-Ängstlichkeit
  • Introversion
  • Sensation-/Novelty-Seeking (speziell für Substanzmissbrauch)
  • geringes Selbstwertgefühl
  • Vermeidung aversive innere Erfahrungen (experiential avoidance)

… können als Risikofaktoren für die Entwicklung einer psychischen Störung gesehen werden.

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16
Q

Was kann zu Komorbidität und vorangegangene Störungen gesagt werden im Zusammenhang mit psychischen Störungen?

A

Psychische Störungen sind ein Risikofaktor für das Ausbilden weitere psychischer Störungen.

Typisches Muster:
Angststörung führt zu ausgeprägtem Vermeidungsverhalten, dies bringt einen massiven Verstärkerverlust mit sich und leitet eine depressive Entwicklung ein. Eine depressive Entwicklung reduziert die Zuversicht bezüglich der eigenen Bewältigungskompetenzen in Angst auslösenden Situationen, das diese Situationen immer mehr vermieden werden und sich letzlich eine Angststörung entwicklet.

17
Q

Was kann zu Kultur gesagt werden im Zusammenhang mit psychischen Störungen?

A

Psychische Störungen finden sich in allen Kulturen. Kulturelle Unterschiede in Bezug auf Normen, Umgangsweisen, Denk- und Verhaltensgewohnheiten, Bildungssystemen, Familienstrukturen usw. können bei der Entstehung einer psychischen Störung eine wichtige Rolle spielen.

Immigranten haben ein deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko.

18
Q

Was kann zu sozioökonimscher Stauts gesagt werden im Zusammenhang mit psychischen Störungen? Welche Erklärungsansätze gibt es?

A

Sozioöknomischer Status setzt sich zusammen aus:

  • sozialem Status (u.a. höchster Schulabschluss)
  • ökonimschem Status (u.a. Einkommen)
  • beruflichem Status (u.a. Ausbildung / Job)

Personen mit niedrigerem sozioökonomischem Status weisen ein höheres Risiko für die Entwicklung psychischer Störungen auf. Zur Erklärung dieses Befundes sind drei Annahmen vorgeschlagen worden:

  • Stress-and-Strain-Hypothese - Ein niedriger Status ist mit einer Vielzahl von Belastungen verbunden, welche psychisch krank machen
  • Social-Drift-Hypothese: Eine psychische Erkrankung führt zu einem sozialen Abrutschen der Betroffenen und damit zu einem niedrigeren sozioökonomischem Status
  • Transaktionsmodell: Dieses Modell kombiniert die beiden anderen Modelle. Ein niedriger Status führt danach über statusspezifische Belastungen und eine schlechtere Versorgung mit effektiven Präventions- und Behandlungsverfahren zu psychischen Störungen. In der Folge kommt es zu einem Statusverlust, der mit weiteren Belastungen und einer Zunahme des Erkrankungsrisikos assoziiert ist. Damit entsteht letztlich ein Teufelskreis aus niedrigem Status, erhöhten Belastungen, schlechterer Gesundheitsversorgung und psychopathologischen Symptomen, welcher (ggf. über mehrere Generationen) letztlich zum beobachteten Zusammenhang von Status und Störungsprävalenz führt.
19
Q

Was kann zu elterlichem Erziehungs- und Bindungsverhalten gesagt werden im Zusammenhang mit psychischen Störungen?

A

Negative Bindungserfahrungen (dauerhafte Kritik der Bezugsperson, Verlust primärer Bezugspersonen) gelten als Risikofaktor, stabile Beziehungen (liebevoll, fürsoglich) als Schutzfaktor.

20
Q

Was ist emotionales Coaching im Zusammenhang mit Kindern/Bindung?

A
  • empathisch beim Kind nachfragen, wie es geht
  • Vorschlag von Gefühlsbegriffen, mit denen sich der emotionale Zustand beschreiben lässt
  • klärendes Nachfragen nach den Ursachen des Gefühls
  • gemeinsames Suchen nach Möglichkeiten, aktuelles Befinden zu verbessern
21
Q

Was kann zum Einfluss von Gleichaltrigen gesagt werden im Zusammenhang mit psychischen Störungen?

A

Mit zunehmenden Alter spielen Peers immer eine wichtigere Rolle. Können als schlechte Vorbilder dienen und Störungsverhalten (Drogen, Diäten etc.) als attraktiv erscheinen lassen. Können durch negative Kommentare zu Person und Verhalten das Welt- und Selbstbild beeinflussen.

22
Q

Was sind Auslöser einer psychischen Störung?

A
  • Kritische Lebensereignisse
  • Daily Hassles
  • Interpersonale Verletzungen, Verluste und Konflikte
  • Inkongruenz
23
Q

Was kann zu den kritischen Lebensereignisse gesagt werden im Zusammenhang mit psychischen Störungen?

A

Auslösung psychische Störungen durch belastende Ereignisse, welche eine bedeutsame Anpassungsleistung verlangen. Potenziell relevante Ereignisse sind u.a. Todesfälle, Umzug, Scheidung etc.

24
Q

Was kann zu den Daily Hassles gesagt werden im Zusammenhang mit psychischen Störungen?

A

Kumulation von kleinen Ärgernisse im Alltag - z.B. Streit mit Nachbarn, Stau, Auto springt nicht an, Langeweils auf der Arbeit etc.

25
Q

Was kann zur Inkongruenz gesagt werden im Zusammenhang mit psychischen Störungen?

A

Auseinanderklaffen von Bedürfnissen, Wünschen, Zielen, Plänen und Erwartungen.

26
Q

Was sind Moderatoren einer psychischen Störung?

A
  • Coping
  • Problemlösekompetenz
  • Soziale Kompetenzen und soziale Unterstützung
  • Motivationale Kompetenzen: Disengagement from incentives
  • Emotionale Kompetenz
27
Q

Was ist Coping?

A

Möglichkeiten des Umgangs mit Belastungen, welche die psychische Gesundheit gefährden

28
Q

Was sind motivationale Kompetenzen resp. Disengagement from incentives?

A

Fähigkeit, Ziele und Erwartungen aufzugeben, wenn diese nicht erreicht werden können oder wenn das Erreichen mit zu hohen Kosten verbunden ist. Loslassen - und neue, erreichbare Ziele setzen.

29
Q

Was sind emotionale Kompetenzen?

A

Konstruktiv mit negativen Gefühlen umgehen zu können.

30
Q

Welches sind aufrechterhaltende Bedingungen für psychische Störungen?

A
  • Positive Rückkoppelungsprozesse innerhalb Störung (Teufelskreis)
  • Operante Faktoren
  • Belastende Folgen der Störung
  • Verfügbarkeit therapeutischer Angebote (oft zu wenig, eher spät)
31
Q

Was sind operante Faktoren?

A

Mit einem Störungsverhalten können kurzfrisitig “positive” Konsequenzen verbunden sein. z.B. spontane, empathische Unterstützung eines depressiven Patienten, wenn der Patient von Ausweglosigkeit berichtet - dies verstärkt sein Jammern und Klagen. Dies führt jedoch dazu, dass sich die Angehörigen womöglich mittel- bis langfristig von der Person abwenden - dies verstärkt wiederum die depressive Symptome.

32
Q

Was können belastende Folgen einer Störung sein?

A
  • Reduktion Belastbarkeit
  • Reduktion Leistungsfähigkeit
  • Verlust Arbeitsplatz
  • Finanzielle Probleme
33
Q

Welche Eigenschaften sollten Modelle aufweisen, mit denen Patienten Störungen erklärt werden?

A
  • plausibel und logisch
  • prägnant und einprägsam, damit sie auch in Stresssituation aktiviert werden können
  • sowohl mit aktuellen wissenschaftlichen Theorien als auch mit den konkreten Erfahrungen des Patienten übereinstimmen
  • wenn möglich mit den bisherigen Erklärungsbemühungen und Denkweisen des Patienten kompatibel sein
  • Schuld und Scham reduzierend
  • Kontrolle und Einflussmöglichkeiten suggerieren
  • Ansatzpunkte zur Ableitung konkreter therapeutischer Schritte liefern