6. Testtheorien Flashcards
Normierung
Liefert einen Bezug bzw. Vergleichsmaßstab zur Interpretation eines Tests
Zur aussagekräftigen und fairen Beurteilung individueller Rohwerte in einem Test im
Vergleich zu einer Referenzgruppe ist oft eine Transformation in sogenannte Normwerte notwendig.
Normwerte:
‒ Äquivalentnormen
‒ Abweichungsnormen
‒ Prozentrangnormen
Voraussetzungen:
‒ Repräsentativität der Stichprobe
‒ Standardisierte Durchführung der diagnostischen Erhebung
Äquivalentnormen
Zuordnung der Rohwerte zu dem Durchschnittswert der individuellen Referenzgruppe (z.B. Alter, Geschlecht, Bildungsstand, etc.)
Häufig bei Entwicklungsstanddiagnostik in Bezug auf die entsprechende Altersgruppe (z.B. kognitive Leistungsfähigkeit eines Kindes ausgedrückt in der durchschnittlichen Leistungsfähigkeit eines bestimmten Alters)
Bsp.: Die Aufmerksamkeit eines Kindes im Alter von 6 entspräche der eines durchschnittlichen…
‒ 5-Jährigen oder jünger (unterdurchschnittlich) ‒ 6-Jährigen (durchschnittlich)
‒ 7-Jährigen oder älter (überdurchschnittlich).
Abweichungsnormen
Transformation individueller Testwerte in Normwerte, welche angeben, wie weit eine Person über oder unter dem Durchschnitt einer repräsentativen Referenzpopulation liegt
Voraussetzung: Standardnormalverteilung und mind. Intervallskalenniveau individueller Werte
Übliche Abweichungsnormen (es gibt kein einheitliches Normsystem): ‒ z-Werte
‒ IQ-Werte
‒ T-Werte
‒ Stanine-Werte ‒…
Prozentränge
Transformation individueller Testwerte in Normwerte, welche angeben, welchen Rang eine Person im Vergleich zur Referenzgruppe einnimmt, ausgedrückt in % von Merkmalsträgern, die eine gleich große oder eine kleinere Merkmalsausprägung aufweisen.
Bsp.: Prozentrang von 20
20% der vergleichbaren Probandinnen haben
gleichen oder niedrigeren Testwert (80% der Probandinnen haben also höhere Werte)
Klassische Testtheorie
Gibt einen theoretischen Hintergrund zur Konstruktion und Interpretation von Testverfahren
Liefert theoretische Begründung der Reliabilität
Macht Annahmen über Messfehler, welche die Messgenauigkeit (Reliabilität)
beeinflussen
Messfehlertheorie
Ziel der KTT: Bestimmen der Messgenauigkeit und Schätzen des wahren Wertes Grundlage der meisten psychologischen Testverfahren!
Arten von Messfehlern
Messfehler = Messwert weicht vom wahren Wert einer Person ab
Testergebnisse einzelner Personen mit dem gleichen Test variieren zwischen
Messzeitpunkten Mögliche Gründe:
systematischer Fehler: z.B. Fähigkeit (z.B. hoch zu springen) wird durch ein
spezielles Aufbautraining (Übungseffekt) veränderlich („Antwortbias“)
unsystematische Fehler: beeinflusst innere (z.B. Motivation) oder äußere Einflüsse
(z.B. Regen/ Wind)
Die KTT berücksichtigt nur den unsystematischen Fehler!!! (Kritik!)
Die KTT postuliert 5 Axiome…
Grundannahmen der KTT (Axiome)
1.X=T+e
- X=T+e
Jeder beobachtete Messwert (X) einer Person setzt sich aus einem konstanten wahren Wert (T) und einem Messfehler (e) zusammen
Bzw.: Der Messfehler (e) repräsentiert alle unkontrollierten, unsystematischen Störeinflüsse
Alle weiteren Annahmen der KTT leiten sich aus dieser Grundannahme ab.
Grundannahmen der KTT
2.E(e) = 0
E(e) = 0
Der Erwartungswert E (Mittelwert) des Messfehlers (e) über unendlich viele Messungen einer Person oder bei Messung einer unendlich großen Population ist Null
Der Messfehler ist bei jeder Person eine Zufallsvariable (unsystematischer Messfehler) und verzerrt das Ergebnis mal in die eine, mal in die andere Richtung
Bei (unendlich) häufigen Messungen mittelt sich der unsystematische Messfehler aus Der wahre Wert einer Person lässt sich also über unendlich viele Messungen exakt
bestimmen
Man versucht also den Messfehler z.B. durch mehrere Messungen (Items) desselben Merkmals zu reduzieren
Grundannahmen der KTT
3. r(T, e) = 0
r(T, e) = 0
Es besteht kein korrelativer Zusammenhang (r) zwischen dem wahren Wert (T) einer Person und dem Messfehler (e)
Die Fehler sind zufällig (unsystematisch)
Der Test misst in allen Bereichen (Merkmalsausprägungen) gleich genau (eine niedrige Ausprägung
einer Eigenschaft wird ebenso genau gemessen wie eine mittlere oder hohe Ausprägung)
Grundannahmen der KTT
4.r(T2, e1) = 0
Der Messfehler (e) eines Tests 1 weist keinen Zusammenhang (r) mit dem wahren Wert (T) in einem Test 2 auf
Ausprägung in einem anderen Merkmal hat keinen Effekt auf den Messfehler (und andersrum) z.B. die Messgenauigkeit eines Intelligenztests ist nicht davon abhängig wie depressiv (gemessen
mit einem Depressionstest) ist
- r(e1, e2) = 0
Der Messfehler (e) eines Tests 1 (z.B. Konzentrationstest) steht nicht in Zusammenhang (r) mit dem Messfehler (e) eines Tests 2 (z.B. Intelligenztest)
Wenn die Testwerte beider Tests miteinander korrelieren, dann weil die beiden wahren Werte einen Zusammenhang haben
Ableitungen aus den Grundannahmen der KTT
Reliabilität
- Anteil der Varianz der wahren werte T an der Varianz der beobachteten Werte
Verhältnis der Varianzen zweier Werte zueinander lässt sich als Korrelation zwischen zwei Testwerten
(die dasselbe Konstrukt messen) darstellen
Grenzen / Kritik der KTT
Die Axiome der KTT sind nicht überprüfbar
‒ Wahrer Wert und Messfehler sind nicht beobachtbar
Unkorreliertheit der Fehler nicht immer gegeben
‒ z.B. Kopfschmerzen beim Bearbeiten beider Tests
Nullkorrelation zwischen Messfehler und wahrem Wert nicht immer gegeben
‒ In den meisten Tests werden mittlere Ausprägungen genauer gemessen als Ausprägungen im
sehr hohen oder sehr niedrigen Bereich
Nicht alle Fehler sind Zufallsfehler
‒ Auch systematische Fehler sind möglich und beeinflussen das Testergebnis
‒ z.B. soziale Erwünschtheit kann bei Bearbeitung von Persönlichkeitstests systematisch
auftreten
Merkmalskonstanz
‒ Aber Eigenschaften verändern sich über bestimmte Zeiträume
Probabilistische Testtheorie
Ergänzung zur Klassischen Testtheorie
Versucht durch strengere Annahmen die Probleme der KTT zu überwinden Modelle beschreiben die Beziehung zw. manifestem Antwortverhalten und
dahinterliegenden latenten Merkmalen
Heute ausschließlich Fokus auf einen kleinen Teilbereich: Dichotome, probabilistische
latent Trait Modelle (Rest/ mehr Details Master)
Zentrale Annahmen/ Voraussetzung: Lokale stochastische Unabhängigkeit (Itemhomogenität)