10. Verhaltensbeobachtung und - beurteilung Flashcards

1
Q

Was versteht man unter Verhaltensbeobachtung?

A

Verfahren, die es ermöglichen Verhaltensweisen von Individuen und Gruppen zu erfassen
Arten, Häufigkeiten, zeitliche Erstreckung, Bedingungen
Rückschlüsse über Eigenschaften der beobachteten Person

Funktion:
Beschreibungs- und Indikationsfunktion Prognostische Funktion
Evaluationsfunktion

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2
Q

Wann und warum Verhaltensbeobachtung?

A

Achtung: ursprüngliche Idee des Marshmallow Tests repliziert sich nicht
Fähigkeit des Belohnungsaufschubs (Selbstkontrolle) als Kind hängt nicht zusammen mit Intelligenz/ Schulleistungen als Teenager

Wird in allen Anwendungsgebieten der Psychologie benötigt bzw. verwendet Kann als Ergänzung zu anderen Verfahren dienen
Bestimmte Fragen können nur durch Verhaltensbeobachtung beantwortet werden!
Sprach-/ Kommunikationssystem unterscheidet sich Selbstauskunft nicht objektiv (nicht können bzw. nicht wollen)

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3
Q

Arten der Verhaltensbeobachtung

A
  1. Freie vs. systematische Beobachtung
  2. Labor vs. Feldbeobachtung (Kontrolle vs. Generalisierbarkeit)
  3. Grad der Teilnahme des Beobachters (aktiv, passiv, Nichtteilnahme)
  4. Vermittelt vs. unvermittelt (mit vs. ohne Hilfsmittel)
  5. Verdeckt vs. offen (Objekt weiß vs. weiß nicht, dass es beobachtet wird)
  6. Selbstbeobachtung vs. Fremdbeobachtung

Arten der Verhaltensbeurteilung (Datenerhebung/ Protokollierung)
7. Isomorphe Deskription vs. reduktive Deskription vs. reduktive Einschätzung (vollständige Erfassung vs. Zeichen-/ Kategoriensysteme vs. Rating)
8. Event-sampling vs. time-sampling (Ereignis- vs. Zeitstichprobe)

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4
Q

Arten der Verhaltensbeobachtung
Freie vs. systematische Beobachtung

A

Frei:
neu erschlossenes Forschungsgebiet
(oft) keine speziellen Hypothesen
unstandardisiert (nicht gebunden an Beobachtungsplan)
Systematisch:
erste Erkenntnisse liegen meist bereits vor
(oft) Hypothesenprüfung
strukturierte/ standardisierte Beobachtungssysteme Verhaltensprotokollierung
Auswertungsregeln

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5
Q

Arten der Verhaltensbeobachtung
Labor vs. Feldbeobachtung

A

Labor:
(oft) Manipulation situativer Bedingungen Kontrolle des Einflusses von Störvariablen Künstlichkeit der Situation

Feldbeobachtung:
Beobachtung unter realen Alltagsbedingungen eingeschränkte Kontrollmöglichkeiten

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6
Q

Arten der Verhaltensbeobachtung
Grad der Teilnahme des/ der Beobachter*in

A

Aktiv-teilnehmend:
Beobachterin ist mit eigenen Beiträgen aktiv an der Situation beteiligt
(Vorsicht: Objektivität)
Passiv-teilnehmend:
Beobachter
in ist für alle Anwesenden sichtbar, aber nicht aktiv am
Geschehen beteiligt (Vorsicht: Reaktivität)

Nicht teilnehmend:
Beobachter*in ist für Beobachtete nicht sichtbar (Vorsicht: EthikEinverständnis)

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7
Q

Arten der Verhaltensbeobachtung
Vermittelte vs. unvermittelte Beobachtung

A

Vermittelt:
zwischen Akteurin und Beobachterin ist ein technisches Medium
zwischengeschaltet (z.B. Kamera, Tonband) vollständige Verhaltenserfassung Wiederholung der Beobachtung möglich
Unvermittelt:
Kein technisches Medium zwischengeschaltet, Beobachtung erfolgt direkt und
zeitgleich zur Verhaltensausführung
flexible Anpassungsmöglichkeit des Beobachtungswinkels

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8
Q

Arten der Verhaltensbeobachtung
Verdeckte vs. offene Beobachtung

A

Verdeckt:
Beobachtete wissen höchstens implizit, dass sie beobachtet werden
(Vorsicht: Ethik)
Offen:
Beobachtete wissen explizit, dass sie beobachtet werden
(Vorsicht: Soziale Erwünschtheit, Reaktivität)

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9
Q

Arten der Verhaltensbeobachtung
Selbst- vs. Fremdbeobachtung

A

Selbstbeobachtung:
Subjekt und Objekt sind identisch
Beobachten und Registrieren von eigenen offen sichtbaren oder verdeckten
Verhaltensweisen, einschließlich Gedanken und Stimmungen
Fremdbeobachtung:
Subjekt und Objekt sind nicht identisch
Beobachtende: Geschulte Personen, Laien (Familienangehörige, Freunde, Fremde) Erlaubt Registrierung und Beurteilung von offenem Verhalten

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10
Q

Arten der Datenerhebung/ Protokollierung
Isomorphe Deskription vs. reduktive Deskription vs. reduktive Einschätzung

A

Isomorphe Deskription: Vollständige Verhaltensbeschreibung (qualitativ) Häufig frei (explorativ), vermittelt (z.B. Videoaufzeichnung)
Reduktive Deskription: Verhaltensbeschreibung fokussiert auf ausgewählte Aspekte Reduktive Einschätzung: Verhaltensbeurteilung fokussiert auf ausgewählte Aspekte

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11
Q

Arten der Datenerhebung/ Protokollierung
Isomorphe Deskription vs. reduktive Deskription vs. reduktive Einschätzung
3 Arten der reduktiven Datenregistrierung/ -beurteilung

A

Zeichensystem:
‒ ausgewählter Teil des Verhaltens wird erfasst durch definierte Zeichen
‒ Eindeutiger Rückschluss auf beobachtetes Verhalten (größte Objektivität)

Kategoriensystem:
‒ gesamter Verhaltensstrom auf begrenzte Zahl von Oberbegriffen reduziert ‒ Voraussetzung: jede Kategorie klar abgrenzbar definiert

Ratingverfahren:
‒ Abbildung des Verhaltens auf Skalen
‒ Höchstes Maß an Datenreduktion (geringste Objektivität) ‒ zu bevorzugen bei komplexem Verhalten

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12
Q

Arten der Datenerhebung/ Protokollierung
Zeichensysteme

A

„Strichlisten“
Wie oft wird bestimmtes Verhalten gezeigt? Wann wird bestimmtes Verhalten gezeigt? Wie lange dauert bestimmtes Verhalten an?

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13
Q

Arten der Datenerhebung/ Protokollierung
Kategoriensysteme

A

Verhalten soll vollständig erfasst werden z.B. Unterteilung von Reaktionen der
Erzieher*innen in Belohnung, Bestrafung, neutrales Verhalten
z.B. Diagnostik des Verhaltens in Kleingruppen via Interaktionsprozessanalyse

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14
Q

Arten der Datenerhebung/ Protokollierung
Eventsampling vs. Timesampling

A

Eventsampling:
Festgelegte Beobachtungseinheit
Datenerhebung immer wenn ein festgelegtes Event eintritt

Timesampling:
Festgelegte Beobachtungszeit
Ist in dieser Zeit ein bestimmtes Verhalten aufgetreten?

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15
Q

Halo-Effekt:

A

Registrieren/Urteil über ein herausragendes Merkmal einer Person überstrahlt die Registrierung/Beurteilung eines anderen Merkmals

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16
Q

Konsistenzeffekt:

A

Informationen, die im Widerspruch zu unseren Überzeugungen/Annahmen stehen, werden ignoriert oder abgewertet, während Informationen, die zu unseren Überzeugungen/Annahmen passen, bevorzugt oder aufgewertet werden

17
Q

Primacy-Effekt:

A

früher Gesamteindruck beeinflusst weitere Beobachtung und Beurteilung

18
Q

Recency-Effekt:

A

Beobachter*in stützt sich bei der Abgabe ihres/seines Urteils zu stark auf die zuletzt beobachteten Verhaltensweisen

19
Q

Beobachterdrift:

A

Nachlassen der Aufmerksamkeit der Beobachtenden

20
Q

Reaktivität:

A

Beeinflussung der Beobachteten durch offene Beobachtung/Anwesenheit des Beobachtenden (z.B. Impression Management von Eignung oder Simulation von Symptomen)

21
Q

Kontrasteffekt:

A

Neigung, die Bewertung von Personen von der Beobachtung anderer Personen abhängig zu machen, die parallel oder kurz zuvor beobachtet wurden

22
Q

Ähnlichkeitseffekt:

A

unbewusste Sympathie aufgrund von bestimmten Ähnlichkeiten z.B. zwischen Beobachter*in (oder bekannter/ gemochter Person) und beobachteter Person

23
Q

Self-fulfilling prophecy:

A

Beobachtung der eigenen Vorhersage aufgrund der Vorhersage selbst

24
Q

Beobachter-/ Beurteiler*innenübereinstimmung

A

ist größer bei konkreten zu registrierenden Verhaltensweisen, geringer bei zu leistenden Urteilsprozesse des Beobachtenden
verschiedene Indizes zur Abbildung der Intersubjektiven Objektivität über Beobachtende hinweg in Abhängigkeit des Skalenniveaus der Daten
ist nicht nur Voraussetzung für eine gute Reliabilität und Validität, sondern kann im Rahmen von Beobachtungsverfahren auch als Reliabilität (Inter-Rater-Reliabilität) und sogar konvergente Validität (Observer Konsensus) betrachtet werden!
→ wichtigstes Gütekriterium von Beobachtungsverfahren

25
Q

Cohen‘s Kappa/ Fleiss Kappa

A

Für nominalskalierte und dichotome Daten
In der Regel: 2 Beobachterinnen Cohen‘s Kappa, bei mehr als 2 Beobachterinnen Fleiss Kappa
Beispiel: Sind die Symptome und der Leidensdruck von Patient*innen so stark, dass sie stationär aufgenommen werden sollen?

26
Q

Intraklassen Korrelationen (ICCs)

A

Für intervallskalierte Daten
Bei mind. 2 Beobachter*innen und/ oder mind. 2 Messzeitpunkten
Beispiel: Stärke der Beeinträchtigung von Krankheitssymptomen (0 = keine, 7 = sehr starke)