11. Gruppen- und Prozessdiagnostik Flashcards

1
Q

Gruppendiagnostik (~ Interaktionsdiagnostik)

A

Diagnostik von Menschen in sozialen Konstellationen
z.B. Paare, Familien, Arbeitsgruppen…
Verschiedene diagnostische Verfahren, die für Einzelpersonen geeignet sind, sind auch für Gruppen geeignet
z.B. diagnostische Interviews, Verhaltensbeobachtung und –beurteilung, einige Persönlichkeitstests
Darüber hinaus sind spezielle Verfahren erforderlich
Erfassen Quantität und Qualität zwischenmenschlicher Interaktionen

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2
Q

Paardiagnostik

A

Grundlage der Paarberatung und psychotherapeutischer Intervention unter Hinzuziehung des Partners/ der Partnerin
Beispiele für diagnostisches Verfahren:
‒ Gießen-Test (GT): Bestimmung der Übereinstimmung/Differenz zwischen dem Selbstbild und dem Fremd- bzw. Idealbild der in Partnerschaften lebenden Personen
‒ Kodiersystem Partnerschaftlicher Interaktionen (KPI) zur Abbildung von verbalem und nonverbalem Verhalten in Paarbeziehungen, Kommunikationsstruktur des Paares (Beobachtungssystem)

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3
Q

Familiendiagnostik

A

Grundlage der Familienberatung und psychotherapeutischer Intervention unter Hinzuziehung relevanter Familienangehöriger
Beispiele diagnostischer Ansätze:
‒ Linear (Verhalten-Folgen) vs. Zirkulär (Verhalten-Folgen-Verhalten…)
‒ Strukturell (feste Rollen) vs. Prozessorientiert (Familieninteraktionen)
‒ Individuell (Problemverhalten) vs. Systembezogen
(Familienkonstellation)
‒ Perspektiven: eher objektiv durch Beobachtung, Tests vs. eher subjektiv
durch Befragung, Interview

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4
Q

Beispiele diagnostischer Verfahren:
‒ Familiensystemtest (FAST):

A

Holzfiguren auf…
‒ Brett aufstellen → Nähe/Familienkohäsion
‒ unterschiedlich hohen Sockel → Macht/Familienhierarchie

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5
Q

Familienklimaskalen (FKS):

A

(Selbst- und Fremd-) Beschreibung der Familienumwelt über Befragung einzelner Kernfamilienmitglieder zu
‒ Persönlichkeitsreifung (z.B. Selbstständigkeit)
‒ Systemerhaltungsdimensionen (z.B. Organisation) ‒ Zusammenhalt (z.B. Familiensolidarität)
‒ Offenheit (z.B. Kommunikationsbereitschaft)
‒ Konfliktneigung (z.B. Häufigkeit von Streit)

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6
Q

Teamdiagnostik

A

Grundlage zur Beschreibung des Arbeitsverhaltens und des Klimas in Teams bzw. Organisationen → Teamentwicklungsmaßnahmen
Beispiele diagnostischer Verfahren (meist Fragebögen):
‒ Fragebogen zur Erfassung des Organisationsklimas (z.B. Vorgesetztenverhalten, Kollegialität, Arbeitsbelastung, berufliche Perspektiven, Einstellung zum Unternehmen, Interessenvertretung, Mitarbeiterbewertung)
‒ Fragebogen zur Erfassung der Kommunikation in Organisationen (mit Vorgesetzten, Kollegen, Unterstellten)
‒ Fragebogen zur Arbeit im Team (Verantwortungsübernahme, Zielorientierung, Aufgabenbewältigung und Zusammenhalt)

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7
Q

Vergleich Statusdiagnostik:

A

Erfassung des aktuellen Stands, „Ist Zustand“ Einmalige Diagnostik

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8
Q

Prozessdiagnostik:

A

Auch „Veränderungsdiagnostik“ oder „Verlaufsdiagnostik“
Unterschiede zwischen zwei oder mehreren Messzeitpunkten sollen festgestellt
werden
Mehrfache Messung eines oder mehrerer Merkmale

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9
Q

Prozessdiagnostik (~ Verlaufsdiagnostik)

A

Erfassung des…
natürlichen Verlaufs eines Merkmals (Stabilität vs. Veränderung) →
Mehrfachmessung, Größe der Messzeitintervalle und des Erhebungszeitraums hängen von der Fragestellung und der Veränderungssensitivität des Merkmals ab
Erfolgs der Intervention, durch das ein Merkmal verändert werden soll → Mehrfachmessung, mind. vor und nach der Intervention notwendig, im Optimalfall auch während und nach der Intervention (Follow-Up)

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10
Q

Gründe für Messwertveränderungen

A

„wahre“ natürliche Veränderung des Merkmals
„wahre“ Veränderung des Merkmals durch äußere Einflüsse und
Interventionsmaßnahmen „artifizielle“ Veränderung aufgrund von
‒ Übungs- und Gewöhnungseffekten
‒ Veränderung anderer Merkmale (Motivation, Müdigkeit, Depression),
die sich auf die eigentliche Merkmalsmessung auswirken
‒ Messfehlern oder unsystematische Umgebungsbedingungen (Lärm,
Hitze, Kälte), die sich auf die Merkmalserfassung auswirken (geringe
Reliabilität der Veränderungsmessung)
‒ Regression zur Mitte

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11
Q

Aufgaben von Prozessdiagnostik

A

Evaluation von Interventionsmaßnahmen
Ermittlung der Reliabilität von Messinstrumenten
Ermittlung der Stabilität von psychologischen Merkmalen
Simultane Ermittlung der Reliabilität und Änderungssensitivität von Messinstrumenten
Ermittlung von Veränderungstrends und Veränderungsverläufen Längsschnittliche Kausalanalyse

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12
Q

Evaluation von Interventionsmaßnahmen

A

Prüfung der Wirksamkeit von Interventionsmaßnahmen (z.B. Therapie, Beratung, Bildung, Training…)
Methode: Randomisierter Kontrollgruppenversuch
‒ Gruppe 1 erhält Intervention, Gruppe 2 nicht
‒ Messung des interessierten Merkmals vor und nach der Intervention ‒ Vergleich der Gruppen (signifikante Unterschiede? Prä-Post-
Vergleich?)

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13
Q

Ermittlung der Reliabilität von Messinstrumenten
Retest Reliabilität

A

Unverfälschte Messung nur wenn:
‒ Das zu messende Merkmal hat sich in der Zwischenzeit nicht
verändert
‒ Die Bedingungen bei beiden Messungen sind identisch
(Kontrolle von Störvariablen)
‒ Die Eigenschaften des Messinstruments dürfen sich nicht
verändert haben (z.B. Reihenfolgeneffekte)
Reliabilität wird unterschätzt, wenn eine der Voraussetzungen verletzt ist

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14
Q

Ermittlung der Stabilität von psychologischen Merkmalen

A

Z.B. Stabilität individueller Unterschiede (Persönlichkeitseigenschaften, Intelligenz…)
Nur messbar mit reliablen Messinstrumenten
Vergleich/ Erinnerung: Klassische Testtheorie (KTT) sieht im wahren Wert eines Merkmals keine Veränderung vor
Kritik, bietet keine Grundlage für Messinstrumente, die Veränderung messen sollen

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15
Q

Simultane Ermittlung der Reliabilität und Änderungssensitivität von Messinstrumenten

A

Trennung von Merkmalsveränderung und Unzuverlässigkeit (schlechte Reliabilität) eines Messinstruments Erweiterung der KTT durch Latent-State-Trait-Theorie (LSTT)
LSTT nimmt zeitliche und situative Bedingtheit des wahren Werts an (= wahrer Wert ist veränderbar)
Wahrer Wert in KTT τ = wahrer Zustand in LSTT η (beeinflusst durch wahren Eigenschaftswert ξ ) Aufnahme der Variablen ζ (Situationseinfluss), beeinflusst ebenfalls den wahren Zustand Aufnahme des Index k (Zeitpunkt der Messung)
Gleichbleibend:
Messwert Y, Messfehler ε, Messinstrument i

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16
Q

Ermittlung von Veränderungstrends und Veränderungsverläufen

A

Folgen Veränderungen über die Zeit einem speziellen Muster?
Ermittlung via Wachstumsanalysen und Zeitreihenanalysen Wachstumsanalysen mit latenten Strukturgleichungsmodellen
(nicht klausurrelevant)
Zeitreihenanalysen (nicht klausurrelevant): Mehrere Messzeitpunkte, Zeitraum zwischen zwei
Messzeitpunkten = „Lag“
Übertragung der Messwerte in eine Datenmatrix (Beispiel
hier: Stimmung 1 - 10) Bilden einer Korrelationsmatrix

17
Q

Probleme der Prozessdiagnostik

A

Verfälschungen durch Störeinflüsse möglich!
Motivational z.B. Demandeffekte
Kognitiv z.B. kognitive Verzerrungen (wie Erinnerungseffekte) Affektiv z.B. Stimmung zum Zeitpunkt der Befragung

Außerdem:
Regression zur Mitte („Rückkehr“ = nach extrem ausfallenden Wert ist der nächste Wert wieder näher an der Mitte der Verteilung)
Missachtung systematischer Störvariablen (z.B. normale Entwicklungsverläufe bei Kindern)
Unangemessene Wahl von Messzeitpunkten (wann und wie schnell kommt es zu Veränderungen?)

18
Q

Interviews in der Eignungsdiagnostik

A

Standardisierte Durchführung durch „Multimodales Einstellungsinterview“ (Schuler, 1992) Struktur vorgegeben
Fragenformulierungen sind teilweise vorgegeben
Aufbau: 8 Blöcke, Herzstücke sind biografiebezogene Fragen und Fragen in Bezug auf stellenbezogene situative Anforderungen und Erfahrungen im Umgang mit diesen
Konkrete Fragenentwicklung durch Anforderungsanalyse: Schilderung der kritischen Ereignisse in der Vergangenheit und darin gezeigtem Verhalten (Critical Incident Technique)
Interpretation: Vergleich der Beurteilungen mit Anforderungsprofil

19
Q

Critical Incident Technique

A
  • Anforderungsanalyse auf der Verhaltensebene: Beschreibung der Tätigkeitsanforderungen über erforderliches Verhalten bei der Arbeitsausführung
  • Möglichst genaue Beschreibung erfolgskritischer Verhaltensereignisse:
  • Besonders erfolgreiches/erfolgloses Verhalten - SituationVerhaltenKonsequenz
  • Arbeitsgruppe fasst Ereignisse zusammen und leitet tätigkeitsrelevante Verhaltensanforderungen ab
20
Q

Multimodales Interview

A
  1. Gesprächsbeginn
  2. Selbstvorstellung des Bewerbers
  3. Berufsinteressen und Berufswahl
  4. Freier Gesprächsteil
  5. Biographiebezogene Fragen
  6. Realistische Tätigkeitsinformationen
  7. Situative Fragen
  8. Gesprächsabschluss
21
Q

Erstellung eines Interviewleitfadens
Hinweise zur Erstellung eines Interviewleitfadens

A

Passende Fragen gemäß der Fragestellung formulieren
Vorinformationen nutzen (z. B. frühere Befunde und Testergebnisse, Anforderungsprofil,
Bewerbungsunterlagen)
Themenblöcke festlegen zur Grobstrukturierung und Weiterverwertung
Fragen (mehr oder weniger präzise) ausformulieren zur Standardisierung und Entlastung der
Interviewenden (Kompromiss aus Standardisierung und natürlichem Dialog) → 7 Hinweise zur
Formulierung von Fragen (nächste Folie)
Eventuell Filterstruktur vorsehen („wenn nein: weiter mit…“)
Grad der Standardisierung der Antwortverwertung ausarbeiten/festlegen: offene Antwortnotizen bis
Ankreuzen von Antwortkategorien (mit und ohne Verhaltensverankerung)

22
Q
A