4. Kapitel Herpesviren Flashcards
Herpesviren: Infektionsverlauf
Herpesviren verursachen persistierende latente Infektionen
-persistierend: Erreger wird nach der Infektion nicht
aus dem Körper eliminiert
-latent: Phasen ohne Vermehrung des Erregers, evtl
Reaktivierungen
Wichtige Herpesviren
Herpes simplex (HSV‐1,2):
- Latenz in Neuronen
- Herpes labialis, Herpes genitalis
Varizella zoster (VZV):
- Latenz in Neuronen
- Windpocken, Gürtelrose
Epstein‐Barr (EBV):
- Latenz in B‐Zellen
- Pfeiffersches Drüsenfieber
Herpes simplex: Übertragung
Übertragung: durch Kontakt von virushaltiger Flüssigkeit mit Haut/Schleimhaut
• Schmierinfektionen mit Bläschensekret
(Küssen, über Hände, über Gegenstände)
• Sexualkontakt
• Perinatale Übertragung
-Viren lysieren die infizierten Epithelzellen
-es entstehen flüssigkeitsgefüllte Vesikel mit
hohem Virustiter, Zelldebris, Immunzellen
-starke Entzündungsreaktion
Infektion des Epithels mit Herpesviren
- Infektion des Epithels mit Herpesviren
- Bildung von Fieberbläschen
- Infektion der Neuronen, Transport zum Zellkern
- Latenz: Virus „schläft“ im Neuron
- Reaktivierung, Vermehrung,Freisetzung aus Neuron
- Infektion des Epithels, neue Fieberblase
Herpes simplex: HSV‐1
HSV‐1
- Mucosa des Mund‐/Lippenbereichs
(selten: genitaler Herpes) - Übertragung: Küssen, Gegenstände
- Infektion meist <5J
- Latenz im Trigeminusganglion
Herpes simplex: HSV‐2
HSV-2
- Mucosa des Anogenitalbereichs (selten: labialer Herpes)
- Übertragung: Sexualkontakt
- Infektion in Erwachsenen
- Latenz in den Sakralganglien
HSV: Vermehrung und Latenz
Trigger für eine Reaktivierung: Fieber UV‐Licht Stress .....
Symptomatisch:
Reaktivierung führt zu Virusvermehrung im Epithel
und sichtbarer Fieberblase
Asymptomatisches viral shedding:
Reaktivierung führt zu
Virusvermehrung im Epithel, aber es
entsteht keine sichtbare Fieberblase
Ein Großteil der Ansteckungen mit Herpes simplex
ist auf asymptomatisches „viral shedding“
zurückzuführen
Krankheitsbilder durch Herpes simplex
- Gehirn (Enzephalitis)
- Auge (Keratitis)
- Haut (Geschwüre)
- Oropharynx (Herpes labialis)
- Disseminierung (innere Organe befallen)
- Genitalbereich (Herpes genitalis)
- Neonataler Herpes (Infektion des Neugeborenen)
Herpes simplex: Enzephalitis
- Inzidenz: 1 Fall pro 250.000 Einwohner pro Jahr
- HSV‐1 ist die häufigste Ursache von fataler Enzephalitis bei Erwachsenen
Klinik:
-plötzliches Fieber, Kopfschmerzen
-Lähmungserscheinungen, Bewegungsstörungen
-Halluzinationen, Persönlichkeitsveränderungen,
Gedächtnisstörungen
Neonatale HSV‐Infektionen
- Inzidenz: 1:5000 Lebendgeburten
- Übertragung meist unter der Geburt im Geburtskanal: HSV‐2
- bei 50‐70% der Kinder war Mutter asymptomatisch!
(1) Lokale Infektion (Haut, Auge)
- Hautläsionen, starke Fieberblasen, Konjunktivitis
- gute Prognose bei früher Therapie (sonst: Gefahr der Disseminierung)
- Letalität max 10%
(2) Disseminierte Infektion
- multiple Organe, meist auch Hirn befallen
- Letalität 85%, fast immer Folgeschäden
Herpes: Therapie durch Acyclovir
Acyclovir oder Derivate virales Enzym ------> Acyclovir‐P zelluläres Enzym ------> Acyclovir‐P3 (dGTP‐Analog) dGTP virale DNA‐Polymerase Vermehrung der viralen DNA
Vorläufer von Acyclovir
Nukleosidanalogon
Nukleosidanalogon
Nukleosidanalogon
(1) Topische Therapie: Cremes mit Acyclovir
oder Derivaten
(1) Topische Therapie: Cremes mit Acyclovir
oder Derivaten
-begrenzte Wirksamkeit: nur bei frühzeitiger
Applikation
-verkürzt viral shedding und Symptome
(1) Topische Kombinationstherapie: Acyclovir plus
Hydrocortison (Zovirax®)
(1) Topische Kombinationstherapie: Acyclovir plus
Hydrocortison (Zovirax®)
-Reduktion der Virusreplikation plus Reduktion der
Entzündungsreaktion
-Zugelassen bei häufigen Reaktivierungen von Herpes
labialis, bzw bei häufiger Geschwürbildung aus den
Fieberblasen
(1) Topische Therapie mit Zahnpasta etc
(1) Topische Therapie mit Zahnpasta etc
-Bläschen trocknen dadurch aus, aber auch die
umliegende Haut wird stark ausgetrocknet
-dadurch können die Krusten immer wieder
aufbrechen, was den Heilungsverlauf verzögert
keine/kaum antivirale Wirkung, somit hohe
Virusvermehrung und Ansteckungsgefahr
(2) Orale Therapie mit Acyclovir oder Derivaten
(2) Orale Therapie mit Acyclovir oder Derivaten
a) Episodisch: bei Reaktivierungen
verkürzt bei frühzeitiger Applikation
Heilungsdauer und viral shedding
b) Prophylaktisch: vorbeugend
verhindert Reaktivierungen
tägliche Medikation notwendig: nur bei
häufigen/schmerzhaften Reaktivierungen angewandt
Varicella zoster: Krankheitsbilder
Primärinfektion: Windpocken, Schafblattern
Primärinfektion: Windpocken, Schafblattern
Ansteckung über Tröpfchen‐infektion
hochkontagiös: 90‐100% der Kontaktpersonen stecken
sich an: daher „Kinderkrankheit“
in Österreich: häufigste durch Impfung vermeidbare
Erkrankung (75.000 Erkrankungsfälle/Jahr)
vesikulärer Ausschlag (Rumpf, Gesicht)
Therapie: Acyclovir oral
mögliche Komplikationen: bakterielle Superinfektionen,
Mittelohrentzündungen, Augenentzündungen,
Varizellenpneumonie, Enzephalitis
Komplikationen treten zu 90% bei immungesunden
Kindern auf: keine Immunschwäche dafür notwendig
Komplikationsrate ist erhöht wenn Erstinfektion im
Erwachsenenalter stattfindet
Varicella zoster: Krankheitsbilder
Reaktivierung: Gürtelrose (Herpes zoster)
Reaktivierung: Gürtelrose (Herpes zoster)
Trigger für Reaktivierungen: UV‐Licht, Operationen,
Immunsuppression
Ausschlag innerhalb eines Dermatoms
häufig Komplikationen: neurologisch, viszeral, Haut, Auge
Varicella zoster: Krankheitsbilder
jeder vierte, der Windpocken hatte, bekommt Gürtelrose
Wahrscheinlichkeit steigt mit dem Alter wegen des
altersabhängigen Nachlassens der Immunität gegen VZV
mehrfache Episoden bei 2‐5% der Patienten
Varicella zoster: Krankheitsbilder
Reaktivierung bei VZV ist schmerzhaft da die
Neuronen dabei geschädigt werden:
Reaktivierung bei VZV ist schmerzhaft da die
Neuronen dabei geschädigt werden:
Die Wahrscheinlichkeit für postherpetische Neuralgie
steigt mit dem Alter
VZV: Übertragung auf das Kind
Die Folgen hängen vom Zeitpunkt der Übertragung ab:
Übertragungszeitpunkt VZV intrauterin/ kongenital \+ Folge: Varizella Syndrom perinatal \+ + postnatal Folge: neonatale Varizellen \+ +
VZV: Übertragung auf das Kind
Kongenitales Varizellen‐Syndrom:
Neonatale Varizellen:
Kongenitales Varizellen‐Syndrom:
bei Primärinfektion der Mutter in der Schwangerschaft
Symptome bei 2% der exponierten Kinder
betroffen: Hirn, Augen, Haut, Gelenke
Neonatale Varizellen:
bei Infektion von Frühgeborenen und
Neugeborenen: schwere Verläufe mit
häufigen Komplikationen
Impfplan 2016 für Österreich
Die VZV‐Impfung ist eine Lebendimpfung:
empfohlen im 2. Lebensjahr
VZV‐Impfung ist besonders wichtig für:
seronegative Frauen im gebärfähigen Alter
bei seronegativen Patienten mit geplanter
Immunsuppression (schwere Autoimmunerkrankung,
Organtransplantation, Chemotherapie…)
gesamtes Personal im Gesundheitswesen
Zoster‐Impfstoff ist 14fach konzentrierter Varizellen‐
Impfstoff: verhindert Reaktivierung, empfohlen ab 50. LJ
VZV: Postexpositionelle Prophylaxe
Maßnahmen nach Exposition für folgende Personen:
empfängliche Personen mit Immunschwäche
seronegative Schwangere bis zur 23.SSW
Neugeborene, deren Mutter um die Geburt an
Varizellen erkrankte
Frühgeborene bis zur 28.SSW
Maßnahmen sind:
VZV Immunglobuline innerhalb von 72h nach
Exposition
damit kann die Erkrankung verhindert bzw deutlich
abgeschwächt werden
Epstein‐Barr Virus (EBV)
Übertragung:
Übertragung:
hauptsächlich über Speichel („kissing disease“)
häufige symptomlose Reaktivierungen begünstigen
Übertragungen
daher hohe Durchseuchungsraten (70‐90%)
Epstein‐Barr Virus (EBV)
Bei Infektion von Kindern:
Bei Infektion von Jugendlichen/Erwachsenen:
Bei Infektion von Kindern:
meist symptomlos
selten kommt es zu einer milden fiebrigen Erkrankung mit
unspezifischen Symptomen
Bei Infektion von Jugendlichen/Erwachsenen:
bei 35‐50% Auftreten einer infektiöse
Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber)
Fieber, Kopfschmerzen, Pharyngitis, geschwollene
Lymphknoten, Hautausschläge, Mattigkeit
Dauer: 1‐2 Monate
Epstein‐Barr Virus (EBV
Persistierende latente Infektion:
Persistierende latente Infektion:
lebenslange Persistenz in B‐Zellen
häufige asymptomatische Reaktivierungen
in seltenen Fällen: Lymphome, Nasopharynxkarzinome
als Spätfolgen der Infektion