3. Somatoforme Störungen Flashcards
Was sind somatoforme Störungen? (Kriterien)
DSM-IV:
Das gemeinsame Merkmal der somatoformen Störungen ist das Vorhandensein von körperlichen Symptomen, die einen MKF nahe legen und die durch einen MKF , durch de direkte Wirkung einer Substanz oder durch eine andere psychische Störung (zb. Panikstörung) NICHT vollständig erklärt werden können.
- ärztlich-medizinische Diagnostik identifiziert überhaupt keine organische Ursache ODER Ausmaß der erlebten/ geschilderten Beschwerden deutlich über das aufgrund der organischen Befundlage zu erwartende Maß hinausgeht
- s.S. führen in klinisch bedeutsamer Weise zu Leiden/ Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen, anderen wichtigen Funktionsbereichen.
Mögliche Differenzialdiagnosen und Komorbiditäten.
Differenzialdiagnostik:
- willentliche Herbeiführung von Körperbeschwerden
- Depressive Episode (Erschöpfungsgefühle)
- Angststörungen (Herzklopfen, Atemnot)
- sexuelle Funktionsstörungen (Schmerzen beim Sex)
Komorbidität:
- 50 % affektive Störung
- 30-40 % Angststörung
Welche diagnostischen Instrumente eignen sich zur Erfassung somatoformer Störungen?
- Exploration und Krankheitsanamnese
- strukturiert und teilstrukturierte Interviews (Bsp. DIPS, SKID, SDS)
- visuelle Analogskala (Erfassung der Schmerzintensität) und Schmerztagebücher (Beeinträchtigungen, Stimmungsveränderungen etc.)
- Fragebogen (SOMS = körperliche Beschwerden, Whiteley Index = Krankheitsangst, ILS = hypochondrisches Erleben)
- SES (Schmerzempfindungsskala), PDI (schmerzbedingte Behinderungen)
Welche Faktoren (genetisch, physiologisch, psychologisch) sind für die Entstehung/ Aufrechterhaltung somatoformer Störungen relevant?
multiple Faktoren
1. genetisches Risiko: evtl. familiäre Übertragung, familiäre Aggregation
>ABER nicht gesichert
2. neurobiologische/ physiologische RFs:
- erhöhte Muskelanspannung
- erhöhte kardiovaskuläre Aktivität
- serotonerges Neurotransmittersystem
- immunologische Besonderheiten
- Hyperventilation
3. psychologische RFs:
- Persönlichkeit
- kritische Lebensereignisse
- Modelllernen/ Verstärkungslernen
- Kausalattribution/ katastrophisierende Bewertung der Symptome
- sel. Aufmerksamkeit für körpereigene Vorgänge (somatosensorische Verstärkung)
- Krankheitsverhalten (Schonverhalten etc.)
Was versteht man unter somatosensorischer Verstärkung?
- störungsspezifischer Wahrnehmungsstil
- körperlichen Funktionen/ Empfindungen werden genau beobachtet
- alltägliche, schwache, vorübergehende körperliche Reaktionen werden bemerkt
- bewerten diese katastrophisierend
- daraus resultierende Angst führt zur weiterer Aufmerksamkeitsfokussierung/ Intensivierung der Körperreaktionen/ Symptomwahrnehmung
Was ist typisches Krankheitsverhalten zur Aufrechterhaltung?
- Schonverhalten
- Checking
- übermäßige Rückversicherung durch häufige Arztkontakte (doctor shipping)
- Medikamenteneinnahme
Nenne Beispiele für somatoforme Störungen nach ICD-10 oder DSM–V.
ICD-10
- Somatisierungsstörung
- undifferenzierte Somatisierungsstörung
- Hypochondrische Störung
- somatoforme autonome Funktionsstörung
- anhaltende somatoforme Schmerzstörung
- sonstige somatoforme Störung
DSM-V
- somatische Belastungsstörung
- Krankheitsangststörung
- Konversionsstörung
- psychologische Faktoren, die eine körperliche Krankheit beeinflussen
- vorgetäuschte Störung
- NNB
Wie sieht es mit dem Chronifizierungsrisiko aus?
erste 3 Monate nach Beginn hohe Ws. zur Spontanremission
> danach hohes Chronifizierungsrisiko
Welche therapeutischen Ansätzen gibt es?
a) Psychoedukation
b) Veränderung von Aufmerksamkeitsprozessen
c) Anspannungsmanagement
d) langsamer Aktivitätenaufbau
e) kog. Umstrukturierung
d) Emotionsregulation
e) Bearbeiten der Funktionalität
Wie verbreitet sind somatoforme Störungen in der Allgemeinbevölkerung (Prävalenz)? Soziodemographische Besonderheiten?
- Lebenszeitprävalenz insgesamt: 12.9 %
2. LZP: Vollbild Somatisierungsstörung: