3. Grundlagen Klinischer Diagnostik Flashcards
Aufgaben klinisch-psychologischer Diagnostik
• Qualitative und quantitative Beschreibung der vorliegenden (psychischen) Problematik
– Erhebung der Symptome und deren Häufigkeit, Intensität, Dauer sowie von Faktoren, unter denen die Probleme auftreten
• Klassifikation der psychischen Störung
– Liegt eine Störung mit Krankheitswert vor? – Indikation und Differentialdiagnostik
• Exploration von besonderen lebensgeschichtlichen Bedingungen bei der Entstehung und dem bisherigen Verlauf der Störung
– Erhebung von Faktoren zur Entstehung der Problematik
• Beobachtung des Verlaufs der Intervention und der Veränderung der Symptomatik (adaptive Diagnostik, Verlaufsdiagnostik)
• Überprüfung des Therapieerfolgs (Sicherung der Ergebnisqualität)
Klinisch-diagnostische Fragen
- Klassifikatorische Diagnostik (ICD-10 / DSM-5)
- Persönlichkeitsdiagnostik (z.B. Vulnerabilitätsfaktoren)
- Biographische Diagnostik (z.B. Lerngeschichte)
- Funktionale Diagnostik (Verhaltensanalyse, funktionale Bedingungsanalyse)
- Indikationsdiagnostik (Passung Problem/Intervention)
- Verlaufs- und Prozessdiagnostik (Veränderungsmessung,
Prozessoptimierung) - Erfolgsdiagnostik (Outcome)
à Kontinuierlicher interventionsbegleitender Prozess, der eine selektive, differenzielle und adaptive Indikationsstellung zum Ziel hat
Welches Verfahren ist für welche Person mit welchen Problemen zu welchem Zeitpunkt (mit welchem Therapeuten) am besten geeignet?
Allgemeines Prozessmodell
Das Prozessmodell des
Problemlösens
Das 7-Phasen-Modell im
Selbstmanagement-
Ansatz
(Kanfer, Reinecker & Schmelzer, 2006)
Das 7-Phasen-Modell
Das 7-Phasen-Modell
OPD – Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik
• Systematische Klärung der Aspekte Krankheitserleben, Beziehungsgestaltung, Konflikt, Struktur und Klassifikation in einem multiaxialen System, woraus die Behandlungsplanung abgeleitet wird
• Gilt als Standardinstrument der psychodynamischen Diagnostik und Therapieplanung
• Fünf Achsen (4 psychodynamisch, 1 deskriptiv)
– 1.KrankheitserlebenundBehandlungsvoraussetzungen,
– 2.Beziehung,
– 3.Konflikt,
– 4.Strukturund
– 5.psychischeundpsychosomatischeStörungen(BrückezuICD)
Diagnostische Teilschritte (Reimer und Rüger, 2012)
• Die wichtigsten diagnostischen Teilschritte: – 1. Erfassung der Eingangsszene
• Aus der Begegnung zwischen Therapeut und Patient werden Hypothesen über das unbewusste Beziehungsangebot abgeleitet
– 2. Beschreibung des klinischen Bildes und der aktuellen Lebenssituation
• Art und Schwere der Beschwerden, Auswirkungen auf den Alltag, Krankheitsverlauf, Belastungen und Ressourcen
– 3.BiografischeAnamnese
• Familie,Schule,Ausbildung…
• Die wichtigsten diagnostischen Teilschritte:
– 4. Erfassung der Psychodynamik
• Beziehungs-, Konflikt-, und Strukturdynamik im Sinne der OPD-2, Erfassung der symptomauslösenden Situation vor diesem Hintergrund?
– 5. Formulierung der psychodynamischen Diagnose und der Klassifikation
• Beschreibung von: Symptomen, Beziehungsgestaltung, Konflikten und Strukturniveau, Zuordnung zu ICD-10 Diagnosen, Komorbiditäten
– 6. Ableitung der therapeutischen Zielsetzung und Behandlungsplanung
– 7. Probetherapie
Genereller Ansatz:
Science-Informed Case Conceptualization
Phase: Identifikation und Quantifizierung des Eingangsproblems (kausale, historische und aufrechterhaltende Faktoren)
Diagnostischer Zugang:
• Allgemeine und spezifische Symptomskalen
• Standardisierte klinische Interviews
• Idiographische Methoden (Goal Attainment Scaling, Top
Problems Measure)
Phase: Klassifkatorische Diagnose
Diagnostischer Zugang:
• Integration bisheriger Information in ICD-10 / DSM-5 Diagnose
Phase: Initiale Fallkonzeption
Diagnostischer Zugang:
• Entwicklung von Hypothesen zum Zusammenspiel der Variablen aus Phase 1
• Grafische Visualisierung
Phase: Behandlungsplan
Diagnostischer Zugang:
• Entwicklung eines Behandlungsplans unter Rückgriff auf Forschungsdaten und Onlinedatenbanken
Phase: Monitoring und Evaluation des Behandlungsverlaufs
Diagnostischer Zugang:
• Spezifische Symptomskalen für Widerholungsmessungen
• Allgemeine Therapieverlaufsmaße
• Selbstbeobachtung des Klienten erfragen
• Verhaltensbeobachtungen
• Grafische Aufbereitung von Daten
• Bei Beendigung allgemeine Symptomskalen und
standardisierte klinische Interviews erneut durchführen
Science-Informed Case Conceptualization
Zentrale Bausteine allgemeiner Fallkonzeptionen
- Identifikation zentraler Problembereiche
- Historische Einflussgrößen aus Biographie
- Auslösende Faktoren für Probleme
- Aufrechterhaltende Faktoren für Probleme
- Ableitung eines spezifischen Veränderungsmodells
Spannungsfelder bei Fallkonzeptualisierung
- Unmittelbar vs. umfassend
- Komplex vs. einfach
- Klinisch gebiased vs. objektiv
- Inferenz vs. Beobachtung
- Allgemein vs. individuell
Empirische Bewährung allgemeiner Fallkonzeptionen
• Wird als „Herzstück“ klinischer Behandlungen angesehen und spielt große Rolle in klinischer Ausbildung
• Empirisch schlecht untersucht
• Teilweise widersprüchliche Befunde inwiefern manualisiert standardisierte Therapien vs. individuell zugeschnittene Therapien empirisch besser abschneiden
• Reliabilität und Validität speziell der ätiologischen und therapeutischen Prozesshypothesen fraglich
à Strukturierungshilfe
Vulnerabilitäts-Stress Modell – Ein generisches Störungsmodell