2. Klinisch-psychologische Gesprächsführung Flashcards
Klinisch-psychologische Gesprächsführung
• DieGesprächsführunginderklinisch-psychologischen Anwendung unterscheidet sich, je nachdem ob es um Diagnostik, Beratung oder Intervention geht
- Diagnostischer Kontext: Fokus liegt auf Informationsgewinnung und Urteilsbildung
- Interventioneller Kontext: Fokus liegt auf Aufbau und Entwicklung der therapeutischen Beziehung
• AberauchdasSettingunddiePhaseim Therapieprozesses haben einen Einfluss auf die klinisch- psychologische Gesprächsführung
Aspekte der Gesprächsführung in ausgewählten Kontexten
Gesprächsvoraussetzungen im therapeutischen Kontext
• Das erste Ziel einer klinisch-psychologischen Intervention im therapeutischen Kontext ist die Klärung der Zielsetzungen des Patienten und somit die Förderung realistischer positiver Erwartungen
• Es soll eine Vertrauensbasis aufgebaut werden, welche eine tragfähige und problemorientierte therapeutische Arbeitsbeziehung ermöglicht
• Dem Patienten soll das Gefühl gegeben werden, gut aufgehoben zu sein
⇾ Eventuell muss dem Patienten zu Beginn der Therapie verdeutlicht werden, dass er oder sie mehr von sich mitteilen muss, als dies in klassischen medizinischen Behandlungssituationen der Fall ist
Die erste Kontaktaufnahme
Wichtige therapeutische Kompetenzen:
• Störungs- und Veränderungswissen
• Wissen über (klinisch-) psychologische Diagnostik
• Empathische Haltung und „sich-einstellen-Können“ auf unterschiedliche Personen
• Gleichzeitig Professionalität
• Gesprächsführungskompetenzen
Wichtige Bedingungen:
• Nicht-Reziprozität der Beziehung
• Institutioneller, rechtlicher und zeitlicher Rahmen für den Kontakt
• Finanzielle Honorierung des Therapeuten
Die 3 Basisvariablen nach Carl Rogers
Basisvariablen:
• Empathie (einfühlendes Verstehen)
• Akzeptanz (unbedingte Wertschätzung, emotionale Wärme)
• Kongruenz (Echtheit)
Die 3 Basisvariablen nach Carl Rogers: Empathie
Empathie = Einfühlendes Verstehen
• Hineinversetzen in das persönliche Denk- und Wertesystem, den „inneren Bezugsrahmen“ des Patienten ⇾ Förderung von Selbstverständnis
• Nicht nur das „Gesagte“, sondern das „Gemeinte“ verstehen (mit Hilfe von weiteren Informationen wie paraverbalem und nonverbalem Verhalten)
• Zu erkennen geben, dass man verstanden hat
• Umsetzung:
– Präzises Nachfragen
– Paraphrasieren und Verbalisieren emotionaler Erlebnisinhalte – Eine gemeinsame Sprache finden, Formulierungen aufgreifen ⇾ Aber: Empathie ist eher Haltung als Technik !
Die 3 Basisvariablen nach Carl Rogers: Akzeptanz
Akzeptanz = Unbedingte Wertschätzung, emotionale Wärme
• Verständnis entwickeln und Wertungen weitgehend vermeiden
• Wertschätzung ist nicht an Bedingungen geknüpft
- Bedeutetnicht,jedesVerhalten(z.B.einfürdieTherapie problematisches Verhalten) zu akzeptieren ⇾ problematisches Verhalten direkt ansprechen, aber deutlich machen, dass man die Person trotzdem prinzipiell wertschätzt
• Bedeutet nicht, jede Meinung zu teilen
• Akzeptanz ohne zu verstehen ist nicht möglich und nicht wirksam
Die 3 Basisvariablen nach Carl Rogers: Kongruenz
Kongruenz = Echtheit
• Offenheit und Echtheit des Therapeuten
• Kein Spielen einer Rolle
• Empathie und Akzeptanz sind nur auf der Basis von Kongruenz möglich
„Trichterprinzip“
Zu Beginn: Offene Fragen stellen, weniger strukturieren
->
Relevantes herausgreifen, klären, spezifizieren
->
Zusammenfassen, Fehlendes ergänzen
Ausgewählte Gesprächsführungskompetenzen
Aktives Zuhören Paraphrasieren Struktur herstellen Zielorientierte Fragen stellen Verbalisieren emotionaler Erlebnisinhalte Konkretisieren und präzisieren Transparenz herstellen Anleiten, erklären und rückmelden Verstärken und motivieren Umgang mit Pausen Umgang mit schwierigen Themen Uvm.
Struktur und steuerung: aktives zu hören, struktur herstellen, zielorientierte fragen stellen, transparenz hersrellen
Transparenz herstellen
• Grundprinzip der Verhaltenstherapie, auf den aufgeklärten und aktiven Patienten zu setzen
• Offenlegen der Behandlungsschritte
– Z.B.AufklärenüberZweckdiagnostischerEinheiten,
– Z.B.AufklärenüberdenZwecktherapeutischerVerhaltensweisen, – Z.B.AufklärenüberdenZweckvonÜbungenundHausaufgaben
• Selektive Transparenz: Therapeut muss keineswegs einfach alle Fragen beantworten, die gestellt werden
⇾ Nachfragen, warum bestimmte Fragen gestellt werden
Struktur herstellen
• Einzelne Gesprächseinheiten sowie der Therapieablauf als Ganzes sollten eine vorhersagbare und zielgerichtete Struktur aufweisen
- Reduktion von Unsicherheiten auf Klientenseite
- Förderung realistischer Behandlungserwartungen
- Förderung der Therapiemotivation
• Strukturierung erhöht Vorhersagbarkeit und vermittelt Sicherheit, was als „strategisches Zwischenziel“ genutzt werden kann
• Plötzliche Themenwechsel, weitschweifige Problembeschreibungen, Erzählungen über rein äußere Sachverhalte etc. können die Strukturierung durcheinanderbringen
– Reflektieren,obRollen/Struktur/Zielsetzungenhinreichendvermittelt wurden
– IndikatorfürVermeidungsverhalten⇾therapeutischnutzen
Zielorientierte Fragen stellen
Offene vs. geschlossene Fragen, präzisierende Fragen
• Offene Fragen: „Was ist Ihnen in der Situation durch den Kopf gegangen?“
• Geschlossene Fragen: „Haben Sie auch befürchtet, dass Sie rot werden könnten?“
• Präzisierende Fragen: „Was genau wäre für Sie so schlimm daran, in dieser Situation rot zu werden?“
• Doppel- oder Mehrfachfragen sind wenig geeignet (überfordern, fördern Missverständnisse)
Aktives Zuhören
Erster Schritt: Zuhören
• ErfordertAufmerksamkeitundKonzentration • Herausforderungen:
• Zeitdruck
• Viele Patienten
• Hohes Redetempo
• Viele „irrelevante Informationen
• Eigene Parallelprozesse (z.B. Emotionen, Gedanken)
Verbal und paraverbal: • Kurze Ermutigungen („ja“, „gut“) • Mitgehen signalisieren („mmh“, „aha“) • Stockungen auffangen (Wiederholen der letzten Worte) • Bitte um Konkretisierung und Beispiele • Wichtig: authentisch sein! Nonverbal: • Offene Sitzhaltung • Flexibler Blickkontakt • Nicken und andere Ausdrucksbewegungen • Angemessene Distanz
Paraphrasieren & Zusammenfassen
• Alle wichtigen Inhalte des Gesagten wiederholen
• Die Wiederholung möglichst kurz fassen
• Die Äußerung nicht „nachplappern“, sondern den Inhalt mit eigenen Worten zusammenfassen
- Ermöglicht auch Schwerpunktsetzung und damit Strukturierung
- Ermöglicht Klärung und Präzisierung
• Am Ende einer Sitzung: Zusammenfassung/ Bilanz
- Ermöglicht ebenfalls Klärung und Schwerpunktsetzung
- Stärkung des Erfahrungssystems des Patienten und Erleichterung der Übertragung in den Alltag