3. Falldiskussion, Spannungsfeld Autonomie und Fürsorge in den Gesundheitsberufen Flashcards
Prinzipienorientierte Falldiskussion
5 Bearbeitungsschritte
I Orienberung und Interpretabon
1. Analyse: Medizinische Aufarbeitung des Falls
2. Bewertung I Ethische Verpflichtung gegenüber dem Pabenten
3. Bewertung II Ethische Verpflichtung gegenüber Dripen
II Abwägung
4. Synthese: Konvergenz oder Divergenz der resultierenden Verpflichtungen? Abwägung
5. Kribsche Reflexion
- Analyse: Medizinische Aufarbeitung des Falls
- Medizinische Situation : In welcher medizinischen Situation befindet sich der Patient?
- Symptomatik:
- Ausgeprägte Halbseitenlähmung rechts
- Schluckstörung: Ernährung über Nasensonde
- Aphasie (Sprachstörung) einfache Befolgung von Aufgaben ist möglich, anspruchsvolle Kommunikation (z.B. über medizinische Maßnahmen) nicht möglich
- Prognose:
- hinsichtlich Mobilität zu dem Zeitpunkt schwer einschätzbar
- Rückbildung der Schluckstörung wahrscheinlich
- Wiedererlangung eines vollen Gesundheitszustandes ohne Einschränkungen in Kommunikation und Beweglichkeit erscheinen ausgeschlossen
1.
Analyse: Medizinische Aufarbeitung des Falls
2. (Be-) Handlungsstrategien:
- Welche (Be-)Handlungsstrategien stehen in der aktuellen Situation zur Verfügung?
- Wie wäre der weitere Verlauf für den Patienten bei jeder einzelnen der verfügbaren Handlungsstrategien?
- Option 1: Fortsetzung aller medizinischen Maßnahmen, Ziel Lebensverlängerung
- Option 2: Verzicht auf weitere medizinische Maßnahmen, Ziel: Sterbenlassen in bestmöglicher palliativer Versorgung
- Bewertung I: Ethische Verpflichtung gegenüber dem Pabenten
- Patientenwohlergehen:
Prinzip Wohltun/Nicht-Schaden
Welche der bestehenden HandlungsopPonen ist aus der FürsorgeperspekPve für den PaPenten am besten? - Patientenautonomie
Welche Strategie bevorzugt der PaPent / würde er bevorzugen nach entsprechender Auolärung?
- PaTentenwohlergehen: Prinzip Wohltun/Nicht-Schaden
Welche der bestehenden HandlungsopTonen ist aus der FürsorgeperspekTve für den PaTenten am besten?
- Bewertung schwierig, da Prognose offen:
- für den Fall gutes Rehaergebnis, gute Lebensqualität: OpQon Weiterführung med. Maßnahmen
- für den Fall schlechtes outcome mit weitreichenden bleibenden Einschränkungen ggf. Verzicht auf weitere med. Maßnahmen
- Patientenautonomie
Welche Strategie würde der Patient nach entsprechender Aufklärung bevorzugen ?
Bewertung mangels Kommunikationsfähigkeit und bei fehlender Patientenverfügung gemäß Einschätzung der bevollmächtigten Angehörigen:
Verzicht auf lebensverlängernde Maßnahmen
- Bewertung II: Ethische Verpflichtung gegenüber Dritten
Prinzip der Gerechtigkeit:
Bedürfnisse anderer von der Entscheidung Betroffener (Angehörige/ ähnlich Erkrankte/Gesellschaft, Ressourcenverbrauch)
- Bewertung II: Ethische Verpflichtung gegenüber Dritten
Prinzip der Gerechtigkeit:
Bedürfnisse anderer von der Entscheidung Betroffener
(Angehörige/ ähnlich Erkrankte/Gesellschaft, Ressourcenverbrauch)
- keine Knappheit von Intensivbetten oder andere Einschränkung
- Angehörige könnten bei Entscheidung für Weiterführung der med. Maßnahmen durch schlechtes Gewissen belastet werden, den Willen des Patienten nicht ausreichend verfochten zu haben
- Synthese: Konvergenz oder Divergenz der resultierenden Verpflichtungen?
Abwägung
-Konvergenz: Wahl der Handlungsoption, die gemäß der in Schritt 2 und 3 ermittelten ethischen Verpflichtungen geboten ist
-Divergenz: Herausarbeitung von fallbezogenen Gründen, weshalb welcher Verpflichtung ggf. Vorrang einzuräumen ist
-Konzept für weiteres Vorgehen
Abwägung
- Konvergenz: Wahl der Handlungsoption, die gemäß der in Schritt 2 und 3 ermittelten ethischen Verpflichtungen geboten ist
- Divergenz: Herausarbeitung von fallbezogenen Gründen, weshalb welcher Verpflichtung ggf. Vorrang einzuräumen ist
- gemäß Prinzip Wohltun für den Fall Lebensverlängerung bei guter Lebensqualität: Weiterführung der med. Maßnahmen
- gemäß Prinzip Autonomie und Prinzip Gerechtigkeit: Verzicht auf weitere med. Maßnahmen
Legibmierende Argumente für Verletzung oder Unterordnung eines Prinzips
- Es gibt bessere Gründe, der übertrumpfenden Norm zu folgen als der verletzten
- Das moralische Ziel, welches die Verletzung rechSerPgt, ist realisPsch 3. Es gibt keine alternaPven Handlungen, die moralisch vorzuziehen sind 4. Die gewählte Art der Verletzung ist die geringstmögliche.
- Versuch, die negaPven Effekte der Verletzung zu minimieren.
- Synthese: Konvergenz oder Divergenz der resultierenden Verpflichtungen?
Konzept für weiteres Vorgehen:
Bei fehlender Sicherheit für gutes Outcome durch Fortsetzung der med. Maßnahmen (laut Prinzip Wohltun) und demgegenüber hoher Glaubwürdigkeit der Angehörigen für die Aussage, dass der Patient Verzicht gewählt hätte, lässt sich Vorrang des Prinzips Autonomie begründen.
- Kritische Reflexion
Welches ist der stärkste Einwand gegen die favorisierte Handlungsoption? Wie hätte der ethische Entscheidungskonflikt ggf. vermieden werden können?
Feedback/Blitzlicht
Welches ist der stärkste Einwand gegen die favoritisierte Handlungsoption?
- es ist unklar, ob sich der Patient bei Weiterleben doch gut mit den bestehenden Einschränkungen arrangiert hätte
Wie hätte der ethische Entscheidungskonflikt ggf. vermieden werden können?
- Vorliegen einer anwendbaren Patientenverfügung hätte Entscheidung erleichtert
Das Arzt-Patienten-Verhältnis als Paradigma
Das Arzt-Pa,enten-Verhältnis als Paradigma
- Paternalismus im Arzt-Patienten-Verhältnis:
ärztliches Vorgehen zum Wohle des Patienten auch gegen dessen Willen - Unterscheidung:
A Weicher Paternalismus: Maßnahmen wirken nur indirekt auf den Patienten
(z.B. Überredung / Sanktionen zu Gesundheitsverhalten)
B Harter Paternalismus: Maßnahmen mit direkter Wirkung oder Verhinderung - B1 schwacher Paternalismus: Entscheidung über das Wohl einer nicht einwilligungsfähigen Person
- B2 starker Paternalismus: Entscheidung entgegen der Präferenzen einer einwilligungsfähigen Person