2: Die Funktion der Religion für die Legitimation weltlicher Herrschaft Flashcards
Welche schriftlichen kirchlichen Normtypen gab es ab dem 4 Jhd.?
- Canones ->Normen eines Konzils
- Dekretale ->Päpstliche gesetzte Regel, mit Anspruch auf allgemeinverbindliche Gültigkeit
Wie verhielten sich Kirche und Kaisertum ab den Karolingern zueinander (um 800)?
Verflechtung der Organisationsstrukturen von Kaisertum und Kirche ->Herrschaft des Königs über die Kirche: Bischöfe, Einfluss auf Papstbestellung, aber auch Privilegierung der Kirche, z.B. durch Grundbesitz
Welche Neuerungen im Bezug auf die Kirche und den Kaiser gab es in der ottonischen Dynastie (ca. 900 bis 1000)?
- Bischöfe vollends zu Dienstleuten des Kaisertums ->Stärkere Anbindung wird nicht vom Papst begrüsst
- Dienstpflichten der Bischöfe gegenüber dem Kaiser
- Investitur der Bischöfe durch den Kaiser
- Rückfall jeglicher Ausstattung nach dem Tod des Bischofs an den Kaiser -> Erste Ansätze “amtsförmiger” Herrschaft
Definition: Amt
Amt: wird von höherer Macht verliehen, verbunden mit Rechten und Pflichten ->Man handelt für das Interessen von anderen (nicht für das eigene Interesse). Wenn man stirbt wird das Amt weitergegeben -> nicht vererbbar
Auch kirchlich geprägt, und ursprünglich von Gott vergeben
Definition: Libertas Ecclesiae
Bottom-up-Bewegung
Grundlagen: Seit 10. Jhd. Reformbewegung, ausgehend vom Kloster Cluny. Mit dem Ziel einer Rückbesinnung auf Kontemplation und Weltferne und Kritik an der weltlichen Dominanz im Kirchlichen ->Forderung einer freien Kirche (Libertas Ecclesiae)
Welche Forderungen wurden im Zuge der Libertas Ecclesiae gefordert?
- Autonomie der Kirche
- Selbstbestimmungsrecht, insb. Wahl der Bischöfe
- Unabhängigkeit der Papstwahl
- Stärkung der Vorrangstellung Roms
Timeline des Investiturstreits
1059: Papstwahl soll unabhängig vom Kaiser sein
1075: Gregor VII. warnt Heinrich IV. vor weiteren Bischofsbestellungen und fordert umfassende päpstliche Herrschaftsbefugnis
1076/77: Eskalation des Clashs zwischen dem Papst und dem Kaiser und wechselseitige Absetzung
Gang nach Canossa: Heinrich IV. hatte Akzeptanzprobleme und bat in Canossa unterwürfig nach Wiedereintritt in die Kirche
1122: Friedensschluss mit dem Wormser Konkordat
Inhalt des Wormser Konkordats
- Einsetzung Bischöfe allein durch kirchliche Weihe (nicht durch kaiserliche Investitur)
- Ausstattung der Bischöfe mit weltlichen Herrschaftsrechten durch “Zepterlehen”
- Treueverpflichtung der Bischöfe als weltliche Herrschaftsträger gegenüber dem Kaiser
=>Abgrenzung weltliche und geistliche Sphäre durch Instrumente des Rechts, Grundlage für Religionsrecht und kirchliche Rechtsautonomie
Was war im und nach dem Investiturstreit neu aus rechtlicher Sicht?
- Erstmalige Argumentation mit juristischen Argumenten ->Zusammenhang mit Universitäten und der Entstehung der RechtsWISSENSCHAFT ->Umordnung im Rechtsdenken, geistige Revolution
Konflikt um die Zweischwerter und Zweigewaltenlehre
- Ausgehend von der Zweigewaltenlehre (um 500) ->Papsttum und weltliche Gewalt (Kaiser) regieren die Welt ->Aber höhere Bedeutung des Priestertums
- In der Schlussphase des Investiturstreits: Zweischwerterlehre aus kaiserlichem Umfeld
-> zwei potestates ditinctae (Trennung) - Im 13. Jhd. päpstliche Deutung: Papst verwaltet beide Schwerter
-Höhepunkt in der Bulle Unam Sanctam: Papst Herrscher der ganzen Erde - Kaisergesetz und v.a. Goldene Bulle bestätigten aber die Trennung des weltlichen und des geistlichen ->Legitimation des Kaisers im Weltlichen
=>Legitimationsfrage zentral ->Theorien wurden mit jur. Regeln aufgestellt und argumentiert
=>Trennung von kirchlicher und weltlicher Ordnungssphäre