13 Immunologie Flashcards
Welche spezifischen und unspezifischen Abwehrmechanismen kennen Sie?
Man unterscheidet humorale (z.B. Antikörperbildung nach Influenzaimpfung) und zelluläre sowie spezifische und unspezifische (z. B. Akute-Phase-Proteine) Abwehrmechanismen. Humorale Abwehrmechanismen sind mit dem Medium Blut und speziellen Mediatoren oder Antikörpern verknüpft.
Zelluläre Abwehrmechanismen beziehen sich auf spezifische immunkompetente Zellen (z. B. Makrophagen). Unspezifische Abwehrmechanismen gibt es bereits bei primitiven Organismen (Einzeller). Spezifische auf Antigene reagierende Immunreaktionen treten erst bei höheren Lebewesen auf.
Welche verschiedenen Aufgaben besitzen T- und B-Lymphozyten?
• Aufgaben von T-Zellen sind: – Erkennung von Antigenen – Aktivierung von B-Zellen – immunologische Überwachung • B-Zellen haben folgende Funktionen: – Differenzierung zu Plasmazellen – Produktion von Antikörpern – Immunregulation („Gedächtnisfunktion“)
Nennen Sie Subpopulationen, die bei T-Lymphozyten unterschieden werden.
Hinsichtlich der biologischen Aktivität lassen sich z. B. zwei Subpopulationen differenzieren.
Die Helfer(= Inducer)-Zellen tragen das Oberflächenmerkmal CD4.
Die Suppressorzellen besitzen das Oberflächenantigen CD8.
Beide Populationen exprimieren das CD3-Antigen.
Was wissen Sie über die klinische Bedeutung des Major-Histokompatibilitäts- Komplexes (MHC)?
Der MHC befindet sich beim Menschen auf Chromosom 6. Diese Gene spielen eine wichtige Rolle bei der Organtransplantation und bei der Antigenerkennung im Rahmen der Immunantwort. Die MHC-Proteinkomplexe sind Antigene auf der Zelloberfläche, die die Zellen als zum Körper gehörig kennzeichnen. Sie sind gut auf Leukozyten nachweisbar.
Für das Überleben eines Transplantats ist eine weitgehende Übereinstimmung des MHC von Spender und Empfänger entscheidend.
Was sind Zytokine?
Zytokine sind Proteine, die als Botenstoffe mit regulierenden Funktionen auf zellulärer Ebene wirken. Es werden u. a. Lymphokine, Monokine, Interleukine und Interferone unterschieden. Zytokine werden von unterschiedlichen Zellen gebildet und sind sowohl an physiologischen als auch an pathologischen Immunreaktionen beteiligt. Es gibt eine Vielzahl von Zytokinen mit unterschiedlichen Funktionen. Einige Zytokine werden in den letzten Jahren verstärkt therapeutisch eingesetzt (z. B. Interferon).
Welche Arten von Interferonen kennen Sie?
Nennen Sie Beispiele für den therapeutischen Einsatz von α-Interferon.
Interferone sind besonders für die Abwehr von Virusinfektionen wichtig. Man unterscheidet je nach dem Bildungsort drei Gruppen:
• γ-Interferon von aktivierten T-Zellen
• β-Interferon von stimulierten Fibroblasten
• α-Interferon von monozytären Granulozyten (zurzeit am meisten eingesetzt)
Interferone regen u. a. Makrophagen oder Monozyten zur Aktivität bzw. zur Produktion von unterschiedlichen Zellmediatoren (Prostaglandine, Leukotriene etc.) an.
Wichtigste Indikation für Interferon α2b ist die Behandlung von Hepatitis B und C.
Weiterhin war α-Interferon vor Einführung der Purin-Analoga (Cladribin) über viele Jahre das Mittel der Wahl bei der Haarzell-Leukämie
Welche prinzipiellen Arten von Antigenen gibt es?
Als Antigen bezeichnet man eine Substanz, die eine Immunantwort hervorrufen kann. Man unterscheidet Xenoantigene, Alloantigene und Autoantigene.
Xenoantigene werden z. B. bei Impfungen übertragen. Alloantigene sind speziesidentisch und spielen eine entscheidende Rolle bei Transplantationen.
Autoantigene (= körpereigene Antigene) sind ursächlich bei Autoaggressionskrankheiten (Lupus erythematodes) beteiligt.
Zeichnen Sie grob schematisch die Struktur oder Form eines Antikörpers auf.
Antikörpermoleküle besitzen eine Struktur von vier Peptiden, zwei sog. schwere H-Ketten (h = heavy) und zwei leichte L-Ketten (l = light). Sowohl die H- als auch die L-Ketten sind in ihrer Primärstruktur in einen konstanten und einen variablen Teil zu gliedern (› Abb. 10.1). Die variablen Teile sind für die spezifische Bindung an ein Antigen verantwortlich.
Welche Antikörperklassen (Immunglobuline) gibt es?
Man unterscheidet bei den Immunglobulinen IgA, IgD, IgE, IgG und IgM.
Welches ist das größte Immunglobulin und welches Immunglobulin ist plazentagängig?
Mit einem Molekulargewicht von ca. 900.000 Dalton stellt IgM das größte Immunglobulin dar. Natürliche Antikörper wie die Isohämagglutinine (Blutgruppen) gehören der IgM-Antikörper-Klasse an. IgM weist stark agglutinierende und zytolytische Eigenschaften auf. IgG hat ein Molekulargewicht von ca. 150.000 Dalton und ist plazentagängig. Die Synthese von IgG ist abhängig von der Antigenstimulation. Es besitzt unter den Antikörpern die längste Halbwertszeit (ca. 23 Tage).
In welchen Körperflüssigkeiten kommt IgA in relativ hoher Konzentration vor?
IgA findet sich vor allem in Sekreten wie Speichel (20 mg/100 ml) und Darmsekret (30 mg/100 ml).
Wie stellen Sie sich eine typische Immunreaktion z. B. im Rahmen einer Virusinfektion vor?
Nach dem Eintritt des Antigens (Virus) in den Körper kommt es zunächst zu unspezifischen Abwehrmechanismen. Phagozytoseaktive Zellen (Monozyten, Makrophagen) sind hier hauptverantwortlich. Die phagozytoseaktiven Zellen bereiten das Antigen auf und präsentieren es im Verbund mit neugebildeten MHC-I-Molekülen Thymus-Helferzellen. In den folgenden Tagen finden in den Lymphknoten und in der Milz die antigenspezifische Reaktion durch Thymus-Effektorzellen und die Produktion von spezifischen Antikörpern (durch Plasmazellen) statt. Durch die Antigen-Antikörper-Bindung wird das infektiöse Agens (Virus) vernichtet.
Kann die Gabe von Antibiotika eine autoaggressive Immunreaktion verhindern ?
Die Antikörperbildung nach bestimmten Infektionen kann sich neben den infektiösen Bestandteilen auch gegen körpereigene Proteine richten. Beispiele sind mesenchymale Reaktionen, die als „rheumatisch“ bezeichnet werden. So kann die frühzeitige Penicillintherapie bei einer Streptokokkeninfektion ein rheumatisches Fieber verhindern, da es durch das Antibiotikum zu einer raschen Antigenelimination kommt. Ein weiteres Beispiel ist die Lyme-Arthritis nach einer verschleppten Borrelieninfektion. Auch hier sind Penicilline wirksam.
Welche prinzipiellen autoaggressiven Reaktionsformen kennen Sie ?
Tab. 10.1 Autoaggressive Reaktionsformen
Typ-I-Reaktion
IgE-vermittelte Sofortreaktionen (Asthma bronchiale)
Typ-II-Reaktion
zytotoxische Antikörper (autoimmunhämolytische Anämie)
Typ-III-Reaktion
Antigen-Antikörper-Komplex-Formationen (Lupus erythematodes, bestimmte Glomerulonephritiden)
Typ-IV-Reaktion
T-Zell-vermittelte Autoaggression (Kontaktekzem, Tbc)
Nennen Sie einige Beispiele für Autoimmunerkrankungen und die körpereigenen Antigene, die durch diese Krankheiten betroffen sind.
Körpereigene Proteine wirken bei Autoimmunkrankheiten als Antigene, gegen die sich Antikörper (AK) richten. Beispiele sind:
• Myasthenia gravis: gegen Acetylcholinrezeptoren
• Morbus Addison: gegen Nebennierenrinde
• Pemphigus: gegen Interzellularsubstanz der Haut
• Vitiligo: gegen Melanozyten
• chronische Hepatitis: gegen Hepatozyten
• juveniler Diabetes: gegen Inselzellen im Pankreas
• Morbus Basedow: gegen Schilddrüsenzellen
• systemischer Lupus: gegen Zellkerne, Doppelstrang-DNA, Neurone
Ein Patient mit Wespengiftallergie wird hyposensibilisiert. Nach wenigen Minuten berichtet er über ein Kribbeln in den Füßen und über Unwohlsein. Mund und Nase sind blass. Auf der Stirn steht kalter Schweiß. Es treten am Körper vereinzelt Quaddeln auf. Schließlich kollabiert der Patient.
Was liegt vor und was ist zu tun?
Es handelt sich um einen anaphylaktischen Schock. Folgende Sofortmaßnahmen sind einzuleiten:
• intravenöser Zugang (sofern er nicht schon besteht) mit dicker Braunüle (braun oder gelb)
• reichlich intravenöse Flüssigkeitszufuhr (0,9-prozentiges NaCl oder besser Plasmaexpander)
• kontinuierliche Kreislaufkontrolle, bei Herzstillstand Reanimation und evtl. Intubation
• Adrenalingabe, Fertigampulle 1:1.000, 1ml verdünnen mit 0,9-prozentigem NaCl auf 10 ml. Davon 1 ml i. v. unter Kreislaufüberwachung, evtl. mehrmals
• Antihistaminika i.v.
• Kortisongabe, i.v. mindestens 250mg Prednisolon i.v.
• bei Larynxödem Intubation
• Krankenhauseinweisung bzw. Intensivstation
Welcher autoaggressiven Reaktion lässt sich die Kälteagglutininkrankheit zuordnen?
Antikörper der IgM-Klasse sind für die Kälteagglutinin-Krankheit verantwortlich. Unterhalb einer bestimmten Temperatur binden sich IgM-Moleküle an Erythrozyten mit der Folge von Kapillarverstopfungen und im Extremfall Nekrosen der betroffenen Gewebeabschnitte. Kälteexponierte Bereiche wie die Hände sind besonders gefährdet. Kälteagglutinin-Erkrankungen können im Rahmen von Virus- oder Mykoplasmeninfektionen auftreten.
Was ist die Bruton-Erkrankung?
Bei der Bruton-Erkrankung handelt es sich um eine hereditäre Agammaglobulinämie. Diese kann selektiv einzelne Immunglobulinklassen betreffen. Der häufigste Defekt (1 : 700 Personen) ist ein selektiver IgA-Mangel. IgA-Mangelzustände gehen besonders o mit chronischen Erkrankungen des Respirationstrakts und des Gastrointestinaltrakts einher.
Warum sind Hornhauttransplantationen immunologisch im Gegensatz zu anderen Organen relativ unproblematisch?
Die Hornhaut stellt transplantationsmedizinisch ein „privilegiertes Organ“ dar. Sie besitzt keinen Lymphabfluss. Eine Antigenpräsentation an immunkompetente Zellen des Empfängers bleibt daher oft aus. Somit hängt der Erfolg einer Hornhauttransplantation u. a. davon ab, ob das Organ vaskularisiert (z. B. im Rahmen einer Infektion) wird. Geschieht dies, kommt es oft zur Abstoßung.
Was sind sog. koloniestimulierende Faktoren (CSF)? Wo werden sie eingesetzt?
Koloniestimulierende Faktoren sind spezielle Zytokine.
Es gibt z.B. Granulozyten oder makrophagenstimulierende Faktoren (G-CSF oder GM-CSF). Sie regen die Proliferation und Differenzierung von Granulozyten und/oder Monozyten an. CSFs werden im Rahmen von aggressiven Chemotherapien eingesetzt, wenn der Leukozytennadir (= niedrigster Leukozytenwert im Laufe eines Chemotherapiezyklus) schneller überwunden werden soll, um einer Infektion vorzubeugen. Als Nebenwirkungen können grippeähnliche Symptome auftreten.
Nennen Sie einige Kontraindikationen vor Nierentransplantation.
- maligne Erkrankungen, die nicht definitiv geheilt sind (Mammakarzinom 5 Jahre, sonst in der Regel 2 Jahre)
- HIV-Infektion, Tbc
- schwere akute Infektion (z. B. Pneumonie)
- Alkohol- und/oder Drogenabhängigkeit
- schwere Leberinsuffizienz
- positiver Cross-Match zu Spender
Was ist ein Cross-Match vor Transplantation?
Mittels Cross-Match wird die Verträglichkeit des Empfängerserums mit den HLA-Antigenen des Spenders geprüft.
Das Empfängerserum wird mit Lymphozyten des Spenders gemischt. Bei positivem Cross-Match (> 20 % der Lymphozyten zerstört) ist eine Transplantation nicht möglich.
Wie unterscheiden sich syngene, autologe und allogene Transplantationen?
- Syngen: Transplantation von einem immungenetisch identischen Zwilling
- Autolog: Transplantation von einem zuvor entnommenen eigenen Organ (z. B. Reinfusion von eigenem Knochenmark)
- Allogen: Transplantation eines Organs von einem fremden Spender(z.B. Niere)
Nennen Sie Grundzüge der Immunsuppression nach Nierentransplantation.
Entscheidend ist die Hemmung der Immunantwort auf das transplantierte Organ. Folgende Medikamente werden meist in Kombination eingesetzt:
• Prednisolon – initial 100–500 mg/d, dann Dosisreduktion
• Azathioprin–z.B.1–2mg/kg/d
• Ciclosporin A – wichtigste Substanz im Rahmen der Immunsuppresion – initial 5–8 mg/kg/d. Notwendigkeit der wiederholten Spiegelbestimmung – viele Medikamenteninteraktionen bekannt
Merke: Eine Dysfunktion oder Abstoßung einer Transplantatniere wird vor allem durch Rückgang der Diurese und Kreatininanstieg auffällig.