04 Atmungsorgane Flashcards

1
Q

Ein Sandstrahler, der seit ca. 15 Jahren in einer Gießerei arbeitet, kommt in Ihre Praxis und klagt über Husten, Auswurf und zunehmende Dyspnoe. Im Röntgenbild erkennen Sie besonders in den Lungenmittelfeldern kleinfleckige Verschattungen, die an ein „Schneegestöber“ erinnern.
Welche diagnostischen Überlegungen stellen Sie nach diesen Angaben an?

A

Die langjährige Berufsanamnese als Sandstrahler und das typische Röntgenbild mit „Schneegestöber“ sowie die bronchitischen Krankheitszeichen weisen auf eine Silikose hin. Differenzialdiagnostisch muss eine zusätzliche Tuberkulose ausgeschlossen werden, zumal sich diese häufig auf eine Silikose aufpfrop (ca. 10 % der Fälle).
Es besteht häufig keine parallele Beziehung zwischen Ausmaß der Röntgenveränderungen und der Lungenfunktionseinschränkung. Die Lufu zeigt primär eine obstruktive Ventilationsstörung, erst im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf tritt eine restriktive Ventilationsstörung hinzu. Im Zweifelsfall wird die Diagnose durch Biopsien aus Lungengewebe oder Skalenus- und mediastinalen Lymphknoten, die polarisationsmikroskopisch untersucht werden, gesichert.

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2
Q

Worin unterscheidet sich radiologisch die Silikose von der Asbestose?

A

Im Unterschied zur Silikose zeichnet sich die Asbestose durch folgende radiologische Zeichen im Röntgenthoraxbild aus:
• vermehrte streifige Lungenzeichnung, bevorzugt in den beiden Lungenunterfeldern
• doppelseitige Pleuraergüsse
• verkalkte Pleuraplaques, vor allem an der Pleura diaphragmatica Lungenveränderungen, die durch eine Fibrose bedingt sind, können bei beiden Pneumokoniosen beobachtet werden.

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3
Q

Welche therapeutischen Maßnahmen sind bei Pneumokoniosen zu ergreifen ?

A

Der Fibrosierungsprozess kann medikamentös nicht beeinflusst werden. Entscheidend sind eine strikte Expositionsprophylaxe und die konsequente Behandlung von Infekten oder einer komplizierenden Obstruktion.
Die Patienten sollten zusätzliche pulmonale Belastungen wie Rauchen vermeiden. Bei respiratorischer Insuffizienz sind symptomatische Maßnahmen einzuleiten. Gefährdete Berufsgruppen müssen regelmäßig überwacht werden, und Arbeitsschutzmaßnahmen besitzen eine große prophylaktische Bedeutung.

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4
Q

Kennen Sie eine weitere Pneumokoniose ?

A

Eine weitere bedeutsame Pneumokoniose ist die Asbestose. Bei dieser als meldepflichtiger Berufskrankheit anerkannten Erkrankung kommt es zu einer durch die Asbest-Exposition induzierten Lungenfibrose mit fibrosierender Alveolitis.
Im fortgeschrittenen Stadium findet sich oft die klassische Trias: Dyspnoe, Knistern über der Lunge und Fibrose im Röntgenbild. Bevorzugt werden die Unterlappen befallen. Bei einer Penetration der Fasern in den Pleura- oder Peritonealraum kann es auch hier zu einer Fibrosierung kommen.

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5
Q

Zu welchen Sekundärerkrankungen kann eine Asbestose führen ?

A

Asbestfasern (< 10 μm) können vor allem bei Rauchern zu einem Bronchialkarzinom und/oder Pleuramesotheliom führen. Auch das Risiko eines Larynxkarzinoms ist erhöht. Dies macht häufige Kontrolluntersuchungen bei ehemals asbestexponierten Personen notwendig. Bei der Kombination von Asbestexposition und Rauchen ist das Risiko, an einem Bronchialkarzinom zu erkranken, größer als die Summe beider Risikofaktoren (multiplikative Wirkung).

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6
Q

Worum handelt es sich beim Caplan-Syndrom?

A

Das Caplan-Syndrom beschreibt die seltene Kombination einer Silikose mit einer rheumatoiden Arthritis.

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7
Q

Was ist eine Lungenemphysem ? Welche Ursachen kennen Sie ?

A

Es handelt sich um eine Lungenerkrankung, die durch eine irreversible Erweiterung der distal der Bronchioli terminales befindlichen Lufträume aufgrund von Wanddestruktion gekennzeichnet ist.
Rein deskriptiv wird je nach Lokalisation der pathologischen Veränderungen zwischen einem zentroazinären und einem panazinären Emphysem sowie einem Narben- oder Überdehnungsemphysem differenziert.
Neben dem primären atrophischen Emphysem (Altersemphysem) entsteht das sekundäre zentroazinäre Emphysem am häufigsten als Komplikation der COPD. Weitere ätiologische Faktoren für das sekundäre Emphysem sind:
• angeborener α1-Antitrypsin-Mangel
• erworbener α1-Antitrypsin-Mangel, z. B. durch Tabakrauch (Hemmung der Antiproteasen)
• angeborene Fehlbildungen
• Nitrosegase
• Kadmiumstaub
• Luftverschmutzung

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8
Q

Beschreiben Sie das pathophysiologische Geschehen bei der Emphysementstehung aufgrund des angeborenen α1-Antitrypsin-Mangels.

A

Beim angeborenen α1-Antitrypsin-Mangel handelt es sich um einen hereditären Enzymmangeldefekt, der allein oder in Kombination mit Inhalationsnoxen die Entwicklung eines Emphysems begünstigt.
α1-Antitrypsin (AAT) ist ein Proteasehemmstoff, der Schutzfunktionen am Lungengewebe erfüllt. Fehlt dieser oder ist er erniedrigt, können die durch Leukozytendestruktion auf der Alveolarebene frei werdenden Proteasen nicht ausreichend gehemmt werden, was durch Andauung des Lungenparenchyms zur panazinären Emphysembildung führt.
Das AAT-Gen liegt auf Chromosom 14.
Das Emphysem manifestiert sich bei der homozygoten schweren Form schon im frühen Kindesalter (Häufigkeit 1 : 10.000). Entscheidend für den Beginn des Lungenemphysems bei der heterozygoten
leichten Form sind auslösende pulmonale Noxen (Infekte, Rauchen, Staub).

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9
Q

Was verstehen Sie unter den beiden Ausdrücken „pink puffer“ und „blue bloater“ ?

A

Die beiden Begriffe „pink puffer“ und „blue bloater“ bezeichnen zwei extreme und deutlich differenzierbare Ausprägungstypen von Patienten mit Lungenemphysem.
Der „pink puffer“, der auch als Typ PP, „Fighter“ oder „dyspnoisch-kachektischer Typ“ bekannt ist, zeichnet sich durch folgende Symptomatik und Eigenschaften aus:
• asthenisch → schlechter Ernährungszustand
• Dyspnoe, kaum Zyanose
• Hypoxämie → Partialinsuffizienz
• Husten (trocken)
• hypersonorer Klopfschall
• Fassthorax, Rundrücken
• mäßige Atemwegsobstruktion

Der „blue bloater“, der hingegen als Typ BB, „Non-Fighter“ oder als „bronchitischer Typ“ bezeichnet wird, weist folgende Merkmale und Krankheitszeichen auf:
• pyknisch → übergewichtig
• Zyanose mit Polyglobulie
• kaum Dyspnoe
• Fassthorax
• Hypoxämie + Hyperkapnie → Globalinsuffizienz
• Cor pulmonale
• Husten und Auswurf
• schwere Atemwegsobstruktion
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10
Q

Beschreiben Sie die Lungenfunktionsparameter beim obstruktiven Emphysem.

A

Die pathologischen Lungenfunktionsparameter ergeben sich in erster Linie aus dem erhöhten Atemwegswiderstand. Im Einzelnen finden sich:
• erhöhtes Residualvolumen mit Verschiebung der Atemmittellage zur Inspiration → Totalkapazität ↑
• Verminderung des Atemstoß- und Atemgrenzwertes
• Anstieg der bronchialen Strömungswiderstände
• häufig Hypoxämie durch stark eingeschränkte Ventilations- und Diffusionskapazität

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11
Q

Nennen Sie einige Ursachen für ein akutes bzw. ein chronisches Cor pulmonale ?

A

Das akute Cor pulmonale entsteht bei plötzlicher Druckbelastung des Lungenkreislaufs ohne vorhergehende Adaptationsmöglichkeit der Muskulatur des rechten Ventrikels. Dies führt zu einer akuten Dilatation und Insuffizienz. Folgende Ursachen kommen dabei in Betracht:
• Lungenembolie → Zirkulationsstörung
• Status asthmaticus
• Spannungspneumothorax

Das chronische Cor pulmonale entwickelt sich dagegen aufgrund einer längerfristig bestehenden Druckbelastung des Pulmonalkreislaufs. Die hypertrophierte Muskulatur des rechten Herzventrikels kann den erhöhten Druck nicht mehr durch Muskeladaptation ausgleichen und dilatiert infolgedessen. Beispiele für Ursachen sind:
• hypoxisch bedingte pulmonale Vasokonstriktion
• chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen und Lungenfibrosen
• obstruktives Schlafapnoesyndrom
• rezidivierende Lungenembolien
• primäre pulmonale Hypertonie

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12
Q

Durch welche klinischen Symptome fällt ein dekompensiertes Cor pulmonale auf?

A

Das dekompensierte Cor pulmonale ist meist Folge einer lang dauernden kompensierten Rechtsherzbelastung. Diese kann sich durch präkordiale Beschwerden, Tachykardie oder Rechtshypertrophiezeichen im EKG und Röntgen bemerkbar machen. Klinische Symptome sind alle Zeichen der Rechtsherzinsuffizienz: Dyspnoe, Zyanose, Tachykardie, Schwindel und periphere Ödeme.
Folgende Befunde können das klinische Bild abrunden:
• verstärkte Venenfüllung der Hände und der Halsvenen
• hepatojugulärer Reflux
• Herzauskultation: Galopprhythmus, d. h. zusätzlicher 3. Herzton
• akzentuierter 2. Herzton, fixierte Spaltung des 2. Herztons
• Stauungsleber

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13
Q

Nennen Sie einige Zeichen im EKG für ein chronisches Cor pulmonale.

A

Häufig lassen sich folgende EKG-Befunde erheben. Kriterien hoher Spezifität sind:
• Rechtshypertrophiezeichen:
– V1: R>0,7mV; R/S>1
– V5/6: S>0,7mV
– R in V1 + S in V5 oder V6 > 1,05 mV (Sokolow-Index für Rechtshypertrophie)
• rechtsventrikuläre Repolarisationsstörung:
– ST-Senkung, T-Negativierung in V1–3

Folgende Kriterien haben eine geringere Spezifität:
• P pulmonale (=vergrößerte, oft spitze P-Welle ≥ 0,25mV in Ableitung II)
• Steil- bis Rechtstyp der elektrischen Herzachse, zusätzlich SIQIII- oder SI SIISIII-Typ
• Unspezifische Zeichen sind Rechtsschenkelblock, Tachykardie und Arrhythmien.

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14
Q

Ab welchem Pulmonalarterienmitteldruck spricht man von einer pulmonalen Hypertonie?

A

Ab einer chronischen Erhöhung des Pulmonalarterienmitteldrucks von > 25 mmHg in Ruhe spricht man von einer pulmonalen Hypertonie. Die Rechtsherzkatheter-Untersuchung und Doppler-Echokardiografie klären die Druckverhältnisse.

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15
Q

Was ist ein Lungenödem, und welche Pathogenese weist es auf?

A

Es handelt sich um eine Vermehrung des Flüssigkeitsgehalts der Lunge. Hierbei unterscheidet man zwischen folgenden 2 Formen:
• interstitielles Lungenödem (primär radiologisch nachweisbar)
• alveoläres Lungenödem
Drei pathogenetische Mechanismen sind wesentlich:
• Druckerhöhung im pulmonal-kapillären Kreislauf, z. B. bei Linksherzinsuffizienz oder Mitralstenose („pulmonary capillary wedge pressure“, PCWP)
• Permeabilitätsveränderung der Kapillaren
• Veränderung der alveolären Oberflächenspannung durch Surfactant-Mangel

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16
Q

Wie würden Sie das klinische Bild eines Patienten mit Lungenödem beschreiben?

A

Das Lungenödem ist einer der lebensbedrohlichen Krankheitszustände, die den Patienten in „Todesangst durch Ersticken“ versetzen.
• Klinik des interstitiellen Ödems:
– verstärktes Atemgeräusch
– Tachypnoe
– schweres Krankheitsgefühl
– fahlblasse Zyanose
– trockene Rasselgeräusche (fakultativ!), evtl. Giemen, Husten, schwere Dyspnoe (sog. Asthma cardiale)

• Klinik des alveolären Ödems:
– hochgradige Atemnot
– Blässe, Zyanose
– fein- bis grobblasige, ohrnahe, feuchte Rasselgeräusche
– Schocksymptomatik mit Schwitzen, kalten, feuchten Extremitäten und Versiegen der Harnproduktion
– schaumiges, teilweise hämorrhagisches Sputum
Merke :
• Zeichen der Linksherzinsuffizienz und PCWP > 18 mmHg kardiales Lungenödem
• fehlende Zeichen der Linksherzinsuffizienz und PCWP < 18 mmHg nichtkardiales Lungenödem und ARDS

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17
Q

Wie können Sie, abgesehen von der Behandlung der Grundkrankheit, ein Lungenödem therapeutisch angehen?

A

Die lebensbedrohliche Lage erfordert folgende Sofortmaßnahmen:
• sitzende Lagerung mit tiefhängenden Beinen, Atemwege freimachen
• Sauerstoffgabe per Nasensonde (4–8l/min)
• Diuretika, z. B. Furosemid (mehrmals 20–40 mg Lasix® i. v.)
• wenn RR > 110 mmHg Nitropräparate, z. B. Nitrolingual® 0,8 mg mehrfach sublingual oder über Perfusor unter fortlaufender Blutdruckkontrolle
• Sedierung, z. B. 5 mg Diazepam i. v. oder 5 mg Morphin i. v.
• Dobutamin: 250mg auf 50ml NaCl über Perfusor (3–10ml/h, je nach Kreislaufsituation)
• bei progredientem Verlauf Beatmung
Befindet sich der Patient in der Klinik, kann die Anwendung der Respiratortherapie bei schwerstem Lungenödem lebensrettend sein. Eine maschinelle Beatmung mit positivem endexspiratorischem Druck (PEEP) wirkt einem Flüssigkeitseintritt in die Alveolen entgegen und entlastet den Patienten durch Übernahme der Atmungsarbeit.

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18
Q

Eine Patientin leidet an einem fortgeschrittenen Mammakarzinom. Sie weist rechtsseitig klinisch und radiologisch gesichert einen großen Pleuraerguss auf, der die Atmung beeinträchtigt. Der Stationsarzt entschließt sich zur Punktion des Ergusses und punktiert in kurzer Zeit 1,6 l erfolgreich ab. Wenig später wird die Patientin dyspnoisch und muss auf die Intensivstation verlegt werden.
Was ist passiert?

A

Schließt man eine durch die Punktion erfolgte Verletzung innerer Organe (z. B. Leber, große Gefäße) aus, ist ein akutes Lungenödem (e vacuo) wahrscheinlich.
Verantwortlich ist die zu rasche und mengenmäßig zu große Pleurapunktion. Durch den plötzlichen Unterdruck im Thorax war eine Adaptation des Lungenparenchyms nicht möglich, sodass es zu einem Ödem kam. Die Herz- Kreislauf-Belastung durch den plötzlichen Flüssigkeitsverlust und die nachfolgend veränderten Druck- und Raumverhältnisse im Thoraxraum spielen ebenfalls eine Rolle. Pleurapunktionen sollten daher langsam ausgeführt werden und sich auf maximal 0,8–1 l pro Punktion beschränken.

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19
Q

Wie entsteht eine akute Lungenembolie?

A

Ursache einer Lungenembolie ist eine Einschwemmung von abgelösten Thromben (seltener Fett, Luft oder Fremdkörper) in die Lungenstrombahn. Diese entstehen zu > 90 % in den tiefen Beinvenen (Becken- und Oberschenkelvenen). Gerade bei fulminanten Embolien lassen sich Thrombosereste im Bereich der Beinvenen nachweisen. Embolien aus dem Einflussgebiet der V. cava superior (zentraler Venenkatheter) und dem rechten Herzen (Schrittmacherkabel) sind selten. Für die Schweregrade einer Lungenembolie existiert eine Einteilung nach Grosser (› Tab. 2.6).
Tab. 2.6 Schweregrade einer Lungenembolie (nach Grosser)
Grad : Klinik, RR, PA-Mitteldruck, PaO2, Gefäßverschluss in der Lunge
Grad I : diskret, evtl. Dyspnoe, retrosternaler Schmerz
normal ; normal < 20 ; > 75 ;
periphere Äste
Grad II : akut auftretende Dyspnoe, Tachypnoe, Tachykardie, thorakaler Schmerz, Angst, evtl. Folgezustände: Hämoptoe, Fieber, Pleuraerguss
normal oder leicht erniedrigt; meist normal 16–25; evtl. erniedrigt
Segmentarterien
Grad III : wie Grad II ,
erniedrigt; 25–30; < 70
Ein PA-Ast oder mehrere Lappenarterien
Grad IV : zusätzl. Schock, Herz-Kreislauf- Stillstand
stark erniedrigt mit kleiner Amplitude; > 30 , < 60
Ein PA-Ast und mehrere Lappenarterien (PA-Stamm)

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20
Q

Wie sichern Sie die Diagnose einer Lungenembolie?

A

Die Diagnose „Lungenembolie“ wird oft durch Anwendung mehrerer Techniken gestellt. Basierend auf anamnestischen Informationen und der klinischen Untersuchung sollte dem Patienten eine Prätest-Wahrscheinlichkeit zugeordnet werden: gering, mittel, hoch. Vor diesem Hintergrund sollten nachfolgende diagnostische Tests interpretiert werden.

Bei klinisch instabilen Patienten (oder bei hospitalisierten Patienten wegen der leichten Verfügbarkeit) ist die Spiral-CT mit Röntgenkontrastmittelgabe die am häufigsten gewählte Methode. Bei entsprechender Erfahrung des Radiologen schließt ein negativer Test eine Lungenembolie aus (v. a. in Kombination mit einem negativen Beinvenendoppler) und ein positiver Test bestätigt sie. Ansonsten kann bei geringer Prätest-Wahrscheinlichkeit die Lungenembolie auch mit einem negativen D-Dimer-Test (ELISA) ausgeschlossen werden.

Ein normaler Befund in der Lungenperfusionsszintigrafie schließt eine Lungenembolie auch bei hoher Prätest-Wahrscheinlichkeit aus, allerdings haben 2⁄3 der Patienten einen indeterminierten Befund. Hier kann dann eine Doppler-Untersuchung der tiefen Beinvenen eingesetzt werden. Ist diese hingegen negativ und die Prätest-Wahrscheinlichkeit nicht gering, kann nur noch mit der invasiven Pulmonalisangiografie (Goldstandard) die Diagnose endgültig abgeklärt werden. Alternativ können auch MR-Angiografie oder Elektronenstrahltomografie (EBT) zur Diagnosestellung benutzt werden.

Nur in 50 % der Fälle sind typische EKG-Zeichen zu erkennen. Folgende EKG-Veränderungen sind charakteristisch, wenn sie im Vor-EKG noch nicht nachweisbar waren (› Abb. 2.3):
• Sinustachykardie (am häufigsten)
• SIQIIITIII- oder SISIISIII-Typ
• rechtspräkordiale T-Negativierung in V1–V3
• Rechtsschenkelblock (meist inkomplett)
• P pulmonale
• ST-Anhebung mit terminal negativem T in III

Im Röntgenthoraxbild ist bei massiver Lungenembolie eine Erweiterung der nicht embolisierten Gefäße mit einer konsekutiven Verminderung der Gefäßzeichnung im betroffenen Lungenbezirk zu sehen. Weniger massive Lungenembolien lassen sich im Akutstadium in der einfachen Thorax-Übersicht nicht nachweisen. Häufig fällt ein Zwerchfellhochstand auf. Die Echountersuchung kann bei hämodynamisch bedeutender Lungenembolie indirekte Zeichen für akute Druckbelastung des rechten Ventrikels zeigen (Vergrößerung und meist Hypokinesie des rechten Ventrikels, Trikuspidalinsuffizienz oder paradoxe systolische Bewegung des Kammerseptums zum linken Ventrikel hin).

Die sicherste diagnostische Methode ist die Pulmonalisangiografie. Dabei zeigen die betroffenen Gefäße einen abrupten Abbruch. In der Perfusionsszintigrafie stellen sich Lungenembolien als segmentale Ausfälle dar.

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21
Q

Wie behandeln Sie notfallmäßig in der Klinik einen Patienten mit massiver Lungenembolie, bei dem eine systemische Fibrinolysetherapie kontraindiziert ist (z. B. 1. post- OP-Tag nach Whipple-OP bei Pankreaskarzinom)?

A

Nach diagnostizierter Lungenembolie muss unverzüglich eine unfraktionierte Heparin (UFH)-Gabe von initial 70 IE/kg KG i. v. als Bolus erfolgen, die mit einer Vollheparinisierung, d. h. ca. 30.000–35.000 IE/d als Dauerinfusion unter PTT-Kontrolle (Ziel: 1,5–2,5-fache Verlängerung), fortgesetzt wird. Alternativ kann niedermolekulares Heparin (NMH) verwendet werden (z.B. Enoxaparin 100 IE/kg 2× täglich s.c.). Folgende Maßnahmen sind zusätzlich zu ergreifen:
• Intensivstation, Analgesie, Sedierung
• Sauerstoffgabe (3–6 l/min per Nasensonde)
• Messung von ZVD und Pulmonalisdruck
Weitere Behandlungsschritte bei Schock sind:
• Dopamin(5–10μg/kg/min)
• Dobutamin über ZVK (4–8 μg/kg/min)
Bei drohendem Versagen der konservativen Maßnahmen ist die chirurgische Embolektomie ohne (Trendelenburg) oder mithilfe der Herz-Lungen- Maschine in Erwägung zu ziehen.
MERKE:
Falls keine Kontraindikationen vorliegen, wird bei massiver Lungenembolie (St. III + IV) eine fibrinolytische Therapie zur Auflösung des Embolus und der ursächlichen Thromben eingesetzt (z. B. 100 mg tPA i. v. über 2 h). Besonders günstig ist eine lokale Lyse, die nach diagnostischer Pulmonalisangiografie über den noch liegenden Katheter möglich ist.

22
Q

Was wissen Sie über Marcumar® im Rahmen der Nachbehandlung einer Lungenembolie?

A

Marcumar® ist der Handelsname von Phenprocoumon. Phenprocoumon ist ein Vitamin-K-Antagonist, der wie Heparin zur Prophylaxe von Thrombembolien eingesetzt wird. Es eignet sich besonders für die Langzeittherapie (3–6 Monate, evtl. lebenslang) nach Behandlung einer akuten Lungenembolie, die zunächst mit überlappender Heparingabe (1–2 d) begonnen wird. Der Wirkungsmechanismus besteht in der Synthesehemmung von Prothrombin (= Faktor II) sowie der Faktoren VII, IX und X in der Leber (indirekte Antikoagulation). Die Wirkung kann durch hohe Dosen von Vitamin K antagonisiert werden.
Blutungen und reversible Haarausfälle können als Nebenwirkungen auftreten. In der Schwangerschaft und während des Stillens ist die Anwendung kontraindiziert. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind häufig. Die Überwachung der Marcumar®-Therapie erfolgt durch regelmäßige Bestimmung des INR-Werts (therapeut. Bereich: 2–3). Die genaue Dosierung wird individuell angepasst (Marcumar®-Pass).

23
Q

Was ist eine Schocklunge und wann tritt sie auf?

A

Es handelt sich um eine Sonderform des Lungenödems, das teils alveolär und teils interstitiell auftritt. Diese akute respiratorische Insuffizienz bei vorher meist lungengesunden Patienten, die aus primär extrapulmonaler Ursache entsteht, endet häufig letal.
Pathologisch werden 3 Stadien unterschieden:
1. Exsudation → Permeabilität ↑ führt zum interstitiellen Lungenödem
2. Einströmen neutrophiler Granulozyten → proteinreiches Exsudat führt zum alveolären Lungenödem mit Inaktivierung von Surfactant, Bildung von hyalinen Membranen und Mikroatelektasen
3. Proliferationsphase → Lungenfibrose (irreversibel)
Wichtige Ursachen für die Entstehung einer Schocklunge sind u. a.:
• Sepsis
• Anaphylaxie
• Verbrennung
• ausgedehntes Trauma
• Reizgase(z.B.Chlorgas)
• Aspiration

24
Q

Beschreiben Sie bitte klinische Stadien für ein ARDS.

A

Tab. 2.7 Klinische Stadien der ARDS
Stadium Definition
I : auslösendes Ereignis (z. B. Reizgasinhalation), keine Symptome
II : Hyperventilation, respiratorische Alkalose, beginnende Hypoxie
III : Tachypnoe, resp. Globalinsuffizienz, Lungenödem, pO2 < 60 mmHg
IV : ausgeprägte Hypoxie, Azidose, Koma, Kreislaufversagen

25
Q

Welche Blutgaskonstellation kennzeichnet eine respiratorische Globalinsuffizienz?

A

Pulmonale Gasaustauschstörungen im Sinne einer Globalinsuffizienz betreffen den Sauerstoff - und den Kohlendioxidpartialdruck im arteriellen Blut:
• Hypoxämie: pO2 < 60 Torr (= 8 kPa, = 60 mmHg) Norm: 95 ± 5 Torr
• Hyperkapnie: pCO2 > 50 Torr (= 6,6 kPa, = 50 mmHg) Norm: 40 ± 2 Torr

26
Q

Welche epidemiologischen Daten bezüglich des Bronchialkarzinoms kennen Sie?

A

Das Bronchialkarzinom ist die häufigste Krebstodesursache bei Männern und Frauen. In der Bundesrepublik erkranken jedes Jahr ca. 60 Personen pro 100.000 Einwohner an einem Bronchialkarzinom. Männer sind häufiger betroffen, doch die Inzidenz bei Frauen ist stark steigend. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 55. und 60. Lebensjahr. Ein kausaler Zusammenhang mit Rauchen, Asbestose und radioaktiver Radonbelastung ist unbestritten.

27
Q

Welches sind die beiden häufigsten Bronchialkarzinomtypen? Worin unterscheiden sie sich?

A

Am häufigsten treten das Adeno- und das Plattenepithelkarzinom auf. War das Plattenepithelkarzinom bis vor wenigen Jahren noch die führende Entität, so kommt es heutzutage zu einer stetigen Zunahme der Inzidenz von Adenokarzinomen. Das Plattenepithelkarzinom, ein typisches Raucherkarzinom, entsteht zentral im Bronchialsystem über eine Vorläuferläsion, die Plattenepithelmetaplasie mit Dysplasie. Es betrift mehr Männer als Frauen. Bevorzugte Orte der Metastasierung sind Lunge, Nebennieren, Gehirn und Knochen.
Das Adenokarzinom, bis vor einigen Jahren noch als klassisches Nichtraucherkarzinom bezeichnet, nimmt inzwischen durch veränderte Rauchgewohnheiten auch unter Rauchern deutlich zu. Es ist häufig peripher in der Lunge gelegen und metastasiert früher und ausgedehnter als das Plattenepithelkarzinom. Für über 50% der Adenokarzinome konnte die wesentliche
aktivierende Mutation mittlerweile gefunden werden (KRAS, EGFR).

28
Q

Ein 57-jähriger Patient kommt in Ihre Praxis und klagt über blutig tingierten Auswurf, Atembeschwerden, Brustschmerz und Leistungsabfall. Er hat in den letzten 6 Monaten mehr als 5 kg abgenommen und ist seit über 30 Jahren starker Raucher.
Welches Krankheitsbild liegt hier aller Wahrscheinlichkeit nach vor? Beschreiben Sie bitte eine Klassifikation dieser Erkrankung.

A

Dieses klinische Bild ist typisch für ein Bronchialkarzinom. Der wichtigste Risikofaktor beim Bronchialkarzinom ist das Rauchen. Man teilt die Bronchialkarzinome nach histologischen Kriterien wegen der therapeutischen Bedeutung in folgende Gruppen ein:
• kleinzelliges Bronchialkarzinom = SCLC (Häufigkeit:25%)
• nichtkleinzelliges Karzinom = NSCLC (Häufigkeit:75%):
– Plattenepithelkarzinom (Häufigkeit:ca.30%)
– großzelliges Karzinom (Häufigkeit:ca.10%)
– Adenokarzinom (Häufigkeit:ca.35–40%)

29
Q

Wie festigen Sie Ihre Verdachtsdiagnose auf ein Bronchialkarzinom?

A

Bei klinischem Verdacht auf ein Bronchialkarzinom sollten Röntgenthoraxaufnahmen und Tomogramme angefertigt werden (› Abb. 2.4). CT, HR-CT, Spiral-CT mit 3-D-Bildern und virtuelle Bronchoskopie geben Aufschluss über Lokalisation und Ausdehnung eines Tumors. Ergeben sich keine pathologischen radiologischen Befunde, was selten vorkommt, wird Sputum (an 3 aufeinanderfolgenden Tagen) zytologisch untersucht und eine Bronchoskopie durchgeführt. Bei einer malignomverdächtigen Lungenverschattung bzw. einem Rundherd muss durch Bronchoskopie und Probebiopsie die Diagnose gesichert werden, um eine angemessene Therapie durchführen zu können.

30
Q

Welche therapeutischen Maßnahmen kommen beim Bronchialkarzinom in Betracht?

A

Eine kurative Therapie ist chirurgisch durch Resektionsverfahren wie Lobektomie und Pneumektomie beim lokalisierten nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom möglich. Das kleinzellige Bronchialkarzinom wird allenfalls im Frühstadium T1/T2N0M0 operiert und einer adjuvanten Chemotherapie unterzogen. Jedoch ist die Mehrzahl der Patienten bei Diagnosestellung aufgrund der Tumorausdehnung nicht mehr einer chirurgischen Therapie zuführbar.
Strahlen- und Chemotherapie haben hauptsächlich palliativen Charakter und sollten beim Plattenepithelkarzinom, solange der Patient asymptomatisch ist, nicht durchgeführt werden. Die Polychemotherapie wird zurzeit in Verbindung mit der Strahlentherapie als Primärbehandlung beim kleinzelligen Bronchialkarzinom angewandt. Indikationen für eine palliative Bestrahlung sind u. a.:
• Einflussstauung
• Schmerzen (z. B. bei Pancoast-Tumor)
• Blutungen
• Ösophagus- bzw. Tracheastenosierungen

31
Q

Wie legt man das Tumorstadium beim Bronchialkarzinom fest? Wozu dient eine Stadieneinteilung?

A

Das Tumorstadium wird durch Röntgen-Thorax, CT, Skelettszintigrafie und Sonografie festgelegt. Je nach Stadium wird die adäquate Behandlung gewählt. Weiterhin kann die Prognose anhand der TNM-Klassifikation (› Tab. 2.8, › Tab. 2.9, › Tab. 2.10) eingeschätzt werden.
Tab. 2.8 TNM-Klassifikation für den Primärtumor (T)
Tx : positive Zytologie, jedoch weder radiologisch noch bronchoskopisch sichtbar
TIS : Carcinoma in situ
T1 : < 3 cm, keine Invasion von Pleura oder Karina (Hauptbronchus frei)
T2 : > 3 cm, Befall des Hauptbronchus, viszerale Pleurainfiltration, Atelektase bis zum Hilus
T3 : Tumor jeder Größe mit multilokulärem Befall (Karina nicht befallen), Atelektase der ganzen Lunge und Infiltration der Brustwand, des Zwerchfells, der mediastinalen Pleura
T4 : Tumor jeder Größe mit Infiltration von Mediastinum, Herz, Trachea, Speiseröhre, tumorbedingtem Pleuraerguss; ipsilaterale Metastasen

Tab. 2.9 TNM-Klassifikation für regionäre Lymphknoten (N)
Nx : regionäre Lymphknoten nicht beurteilbar
N0 : keine regionären Lymphknotenmetastasen
N1 : Metastasen in ipsilateralen peribronchialen Lymphknoten u./o. in ipsilateralen Hiluslymphknoten
N2 : Metastasen in ipsilateralen mediastinalen u./o. subkarinalen Lymphknoten
N3 : Metastasen in kontralateralen mediastinalen Hilus-, ipsi- oder kontralateralen Skalenus- u./o. supraklavikulären Lymphknoten

Tab. 2.10 TNM-Klassifikation für Fernmetastasen (M)
Mx : Vorliegen von Metastasen nicht beurteilbar
M0 : keine Fernmetastasen
M1 : Fernmetastasen

32
Q

Was ist ein Pancoast-Syndrom? Welche typischen Komplikationen können auftreten?

A

Ein Pancoast-Tumor ist ein peripheres Bronchialkarzinom der Lungenspitze, das die Pleurakuppe und Thoraxwand arrodiert und dabei Halssympathikus und zervikale Nervenwurzeln schädigt. Durch Kompression oder Infiltration des Plexus brachialis kommt es zu starken Schmerzen im Schulterbereich und an der Innenseite des betroffenen Arms. Weiterhin können Armschwellung und Knochendestruktion der 1. Rippe und des 1. BWK verursacht werden. Im fortgeschrittenen Stadium beobachtet man ein Horner-Syndrom, das durch die Läsion des Halssympathikus bedingt ist und typischerweise folgende Zeichen aufweist: Miosis, Enophthalmus, Ptosis.

33
Q

Sie planen einen chirurgischen Eingriff, nachdem Sie ein Bronchialkarzinom gesichert haben. Was sollten Sie diagnostisch vor einem operativen Eingriff klären?

A

Die Lungenfunktion des Patienten muss vor jedem größeren chirurgischen Eingriff geprüft werden. Dafür misst man die statischen und dynamischen Lungenvolumina und bestimmt die arteriellen Blutgase. Patienten mit Bronchialkarzinom haben oft eine obstruktive Ventilationsstörung, deren Auswirkung auf den arteriellen pO2 jedoch präoperativ durch Theophyllin und β2-Sympathikomimetika günstig beeinflusst werden kann. Kriterien für eine Inoperabilität vonseiten der Lungenfunktionsuntersuchungen sind:
• Vitalkapazität < 1,3l
• respiratorische Globalinsuffizienz, d. h. pO2 < 60 mmHg und pCO2 > 50 mmHg in Ruhe
• Atemzugvolumen < 80ml

34
Q

Wohin metastasiert das Bronchialkarzinom am häufigsten?

A

Am häufigsten metastasiert das Bronchialkarzinom zum Gehirn, was in Abhängigkeit von der Größe der Raumforderung zu Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, fokalen neurologischen Ausfällen sowie Krampfanfällen, Konfusion und Persönlichkeitsveränderung führen kann. Weiterhin kann es zu Metastasen in den Knochen (v. a. Wirbel, Rippen und Becken), aber auch in der Leber, den Nebennieren und der Haut kommen.

35
Q

Nennen Sie ein wichtiges paraneoplastisches Syndrom des kleinzelligen Bronchialkarzinoms!

A

Das kleinzellige Bronchialkarzinom führt nicht selten zur ektopischen Produktion von antidiuretischem Hormon (ADH), das zum „syndrome of inappropriate ADH secretion“ (SIADH) führt. Dies führt zu Hyponatriämie und Hypoosmolarität des Blutes mit unter Umständen schwerwiegenden neurologischen Komplikationen.

36
Q

Beschreiben Sie einige Formen der postprimären Lungentuberkulose.

A
Die postprimäre Lungentuberkulose entsteht aufgrund einer Reaktivierung alter, im primären Stadium gebildeter Herde oder durch eine erneute Infektion mit Tuberkelbakterien. Die Ausbreitung ist im Allgemeinen bronchogen. Das erste Manifestationsstadium ist häufig das Assmann- Frühinfiltrat, das hauptsächlich im Oberlappen lokalisiert ist. Klinische Krankheitszeichen sind:
• subfebrile Temperaturen 
• Nachtschweiß
• Auswurf
• Appetitstörungen
• Gewichtsabnahme
• gelegentlich Hämoptysen
Ein weiteres klinisches Bild der postprimären Lungentuberkulose ist die kavernöse Lungen-Tbc, wobei man zwischen einer Frühkaverne und einer chronischen Kaverne unterscheidet. Die Frühkaverne tritt im Bereich reaktivierter Spitzenherde oder eines Frühinfiltrats auf. Bei einer Verbindung zum Bronchialsystem spricht man von einer offenen Lungen-Tbc. Sehr häufig treten hierbei Hämoptysen und bronchitische Beschwerden auf.
37
Q

Wie geht man bei Verdacht auf eine Tbc diagnostisch vor?

A

Neben der Anamnese sind verschiedene Untersuchungen wie Bakteriologie, Histologie des erkrankten Gewebes und ein Nachweis von ESAT-6-Antigen-spezifischen T-Zellen notwendig (› Tab. 2.11).
Tab. 2.11 Diagnostisches Vorgehen bei einer Tbc
1. Anamnese : Umfeld, Immunsuppression, Begleiterkrankungen (z. B. Diabetes, HIV, Alkoholabusus)
2. Untersuchung : Thorax-Asymmetrien, Dämpfung, unklarer Gewichtsverlust, Husten, Auswurf
3. Röntgen-Thorax : Verschattungen, Kavernen, Infiltrationen
4. Bakteriologie : säurefeste Stäbchen (Sputum, Magensaft), Ziehl- Neelsen-Färbung, Kultur, Tierversuch, Nukleinsäureamplifikationstechniken, Aufspüren von Infektions- ketten mittels RFLP
5. Nachweis von ESAT-6-Antigen-spezifischen T-Zellen :
Identifikation von Personen mit aktiver Tuberkulose- infektion
6. Tuberkulintest : nicht verwertbar nach BCG-Impfung
7. Histologie : käsige Nekrosen, Epitheloidzellgranulome

38
Q

Was ist die Tuberkulin-Probe? Beschreiben Sie den Mendel-Mantoux-Test.

A

Die Tuberkulinreaktion ist der Prototyp der durch T-Zellen vermittelten Reaktion vom Spättyp (Typ IV). Bei den intrakutanen Tests wird gereinigtes Tuberkulin verwendet.
Der Stempel-Test (z. B. Tine-Test) wird als Suchtest wenige Sekunden lang fest in die angespannte Haut der Unterarmbeugeseite eingedrückt. Der Test ist positiv, wenn sich zwischen dem 3. und 7. Tag nach Stempeldruck wenigstens eine Papel an einer der vier Einstichstellen ausgebildet hat (Screening). Stempeltests gewährleisten keine genaue Dosierung.
Der Mendel-Mantoux-Test kommt in erster Linie für eine Reizschwellen- bestimmung zur Anwendung. Es werden 0,1ml Tuberkulinlösung unter- schiedlicher Konzentration in der Unterarmbeugeseite intrakutan injiziert. Die Reaktion ist positiv, wenn nach 72 h eine tastbare Infiltration zu spüren ist (Durchmesser > 6 mm). Sehr verdächtig auf eine aktive Tuberkulose sind eine Starkreaktion, die größer als 15 mm Durchmesser ist, und/oder Blasenbildung sowie eine Tuberkulinkonversion (d. h. positiver Test nach zuvor negativem Test innerhalb von 2 Jahren). Der Test wird allerdings erst ca. 6 Wochen nach Primärinfektion positiv.
Durch die niedrige Prävalenz der Tuberkulose bei Kindern und jungen Erwachsenen hat hier der Tuberkulintest seine größte Bedeutung.

39
Q

Nennen Sie bitte mindestens drei Tuberkulostatika, die häufig bei der Behandlung einer Tbc eingesetzt werden, und ihre typischen Nebenwirkungen.

A

Folgende Medikamente werden in der Behandlung einer Tbc eingesetzt (› Kap. 5, Niere, Uro-Tbc):
• Isoniazid (INH) 5mg/kgKG
• Rifampicin (RMP) 10mg/kg KG (Nebenwirkung: Hepatotoxizität)
• Pyrazinamid (PZA) 25mg/kg KG (maximal 2,5g/d)
• Streptomycin (SM) 0,75–1g/d, später 3×1g/Woche (Nebenwirkung: Oto- und Nephrotoxizität)
• Ethambutol (EMB) initial 25mg/kg, später 15mg/kg (Nebenwirkung: Optikusneuritis, daher regelmäßig augenärztlich untersuchen lassen)
Die Standardtherapie wird als Kombinationsbehandlung mit 4 Medikamenten über 2 Monate mit INH, RMP, PZA und EMB begonnen. Dann werden PZA und EMB abgesetzt, und der Patient wird für weitere 4 Monate mit INH und RMP behandelt.

40
Q

Wann punktieren Sie einen Pleuraerguss?

A

Pleuraergüsse, die den Patienten in Form von Atemnot durch Lungenkompression oder Mediastinalverschiebung kardiopulmonal belasten, sollten punktiert werden. Weitere Indikationen für eine Pleurapunktion sind diagnostische Überlegungen zur bakteriologischen, biochemischen und zytologischen Untersuchung des Pleuraexsudats.

41
Q

Wie punktieren Sie einen Pleuraerguss?

A

Beim aufrecht sitzenden Patienten wird medial der hinteren Axillarlinie senkrecht am Oberrand der 8. oder 9. Rippe nach örtlicher Desinfektion und Betäubung unter Aspiration eine großlumige Nadel eingestochen (› Abb. 2.6). Bei Erreichen des Ergusses wird eine Plastikkanüle vorgeschoben und die Nadel entfernt, damit die sich entfaltende Lunge nicht gefährdet wird. Der Drainageschlauch wird dann an eine Vakuumflasche angeschlossen. Lokulierte Ergüsse können nicht unbedingt mit dieser Methode entfernt werden. Hier empfiehlt sich die ultraschallgestützte Auffindung des Punktionsortes. Es wird immer am Oberrand der Rippe punktiert und möglichst nicht unterhalb der 9. Rippe, um subdiaphragmale Verletzungen zu vermeiden.

42
Q

Welche differenzialdiagnostischen Hinweise kann die Beschaffenheit eines Pleurapunktats geben?

A

Man unterscheidet nach dem Gesamteiweiß(GE)-Gehalt zwischen einem Transsudat (< 30 g/l) und einem Exsudat (> 30 g/l). Spezifischer ist das GE-Pleura/GE-Serum-Verhältnis, das beim Transsudat < 0,5 beträgt, während es beim Exsudat > 0,5 ist. Nach der Beschaffenheit des Punktats werden folgende Formen differenziert:
• serös: meist klare Transsudatflüssigkeit bei kardiovaskulären Erkrankungen, Hypo- oder Dysproteinämien
• hämorrhagisch: blutige Trans- oder Exsudatflüssigkeit mit Hb >20g/l bei Thoraxtraumen, Lungeninfarkt oder Malignom (LDH ↑ im Punktat)
• chylös: milchig trübe Flüssigkeit bei Thoraxtraumen oder metastatischer Verlegung des Lymphabflusses
• eitrig: gelblich trübe Exsudatflüssigkeit bei Pleuraempyem, Tbc oder subphrenischer Abszessbildung

43
Q

Wie können Sie durch körperliche Untersuchung einen Pleuraerguss von einer Pleuraschwarte unterscheiden?

A

Ist der Pleuraerguss bzw. die Pleuraschwarte genügend ausgeprägt (mind. 300 ml = Cola-Dose), kann man diese folgendermaßen differenzieren:
• Pleuraerguss: vorgewölbte Zwischenrippenräume, aufgehobener Stimmfremitus bei größeren Ergüssen und perkutorisch absolute Dämpfung mit bogig ansteigender Begrenzung (= Ellis-Damoiseau-Linie)
• Pleuraschwarte: eingezogene, verschmälerte Zwischenrippenräume, abgeschwächter Stimmfremitus, perkutorisch leichte Dämpfung, atemsynchrones Reibegeräusch

44
Q

Nennen Sie einige Ursachen für eine Pleuritis.

A

Ätiologisch können sich hinter einer Pleuritis viele Krankheiten verbergen:
• Infektionen (z.B. Tbc, Coxsackie B, Pilze)
• Autoimmunerkrankungen (z.B. Lupuserythematodes, rheumatoide Arthritis)
• Urämie (chronische Glomerulonephritis)
• Lungeninfarkt (Lungenembolie)

45
Q

Worin unterscheidet sich eine Pleuritis exsudativa von einer Pleuritis sicca?

A

Im Falle eines Pleuraergusses spricht man von einer Pleuritis exsudativa, einer häufigen klinischen Erscheinungsform einer Primärtuberkulose. Eine Pleuritis ohne Pleuraerguss ist eine Pleuritis sicca, z. B. Pleurodynie.

46
Q

Was ist das Löfgren-Syndrom und welche klinische Symptomatik weist es auf?

A

Beim Löfgren-Syndrom handelt es sich um den akuten Verlauf eines Morbus Boeck (= Sarkoidose). Es erkranken bevorzugt junge Frauen. Dies ist eine granulomatöse Systemerkrankung, die hauptsächlich Lymphknoten, Lungen, Haut, Augen, Speicheldrüsen, Leber und Milz befällt. Die nichtverkäsenden Epitheloidzellgranulome sind in den betroffenen Organen charakteristisch. Dieser akute Verlauf, der seltener als die chronische Sarkoidose auftritt, stellt sich klinisch meist uncharakteristisch dar. Die Symptome sind:
• febrile, gelegentlich hoch febrile Temperaturen
• Husten
• verminderte Leistungsfähigkeit, Gewichtsverlust
• Kurzatmigkeit
• Begleiterscheinungen:
– Erythema nodosum
– (Sprunggelenks-)Arthritis
– Lymphknotenvergrößerungen (bihilär)
– extrapulmonale Manifestationen, z.B. Iridozyklitis
– oft positiver Tuberkulintest

47
Q

Beschreiben Sie die Stadieneinteilung der Sarkoidose.

A

Tab. 2.12 Stadieneinteilung bei der Sarkoidose
Stadium : Definition
0 : Normalbefund bei seltener isolierter extrapulmonaler Organsarkoidose
I : bihiläre Lymphknotenschwellungen (reversibel)
II : bihiläre Lymphknotenschwellungen mit Lungenbeteiligung (retikulo-noduläre Lungenzeichnung)
III : Lungenbefall ohne Lymphknotenschwellungen
IV : Lungenfibrose mit irreversibler Lungenfunktionsminderung

48
Q

Wie kann man einen Morbus Boeck therapieren, und welche Prognose weist dieses Krankheitsbild auf?

A

Beim Stadium I und bei den Formen des Stadiums II, die klinisch symptomlos sind und keine Progredienz der Lungenveränderungen aufweisen, ist keine Therapie indiziert. Die Therapieindikation ergibt sich aus der Funktionsanalyse des Respirationstrakts sowie aus der extrapulmonalen Organbeteiligung, nicht aus dem Röntgenbild. Eine regelmäßige radiologische Kontrolle überwacht das Krankheitsgeschehen. Die Prognose ist in den ersten beiden Stadien günstig. Mehr als 95 % der Fälle heilen innerhalb einiger Monate spontan aus.
Die Verabreichung von Glukokortikosteroiden ist bei Dyspnoe, Hyperkalzämie und -urie, bei röntgenologisch oder funktionsdiagnostisch feststell- barer progressiver Tendenz der Lungenveränderungen sowie bei extrapulmonalen Manifestationen indiziert. Die Dosierung sollte unter der Cushing- Schwelle gehalten werden. Meist dauert die medikamentöse Therapie mehrere Monate. Die Steroidtherapie sollte unter tuberkulostatischem Schutz durchgeführt werden, weil die defekte zelluläre Immunität bei der Sarkoidose zur Tbc-Infektion prädisponiert. Die Prognose wird im Stadium der Lungenfibrose durch die restriktive Ventilationsstörung, die pulmonale Insuffizienz sowie später durch das Cor pulmonale bestimmt. Insgesamt sterben ca. 5 % der erkrankten Patienten.

49
Q

Beschreiben Sie das Krankheitsbild des Spontanpneumothorax

A

Diese häufigste Pneumothoraxform tritt bevorzugt bei Männern im Alter von 30–40 Jahren (besonders rechtsseitig) auf. O ist er durch den Wandeinriss einer Bulla in der Nähe der Lungenspitze bedingt. Dadurch wird die Pleura visceralis undicht, sodass Lu aus der Lunge in den Interpleuralraum eindringt. Dies führt zum Kollaps der betroffenen Lunge hilus- wärts. Manchmal bleibt ein Spontanpneumothorax symptomlos („Mantel- pneumothorax“). Meist jedoch entwickeln sich folgende klinische Zeichen:
• stechende Schmerzen auf der betroffenen Thoraxseite • Dyspnoe, evtl. Tachypnoe, Hustenreiz
• Tachykardie
• asymmetrische Thoraxbewegung (Nachhinken)
Bei der Untersuchung finden sich:
• abgeschwächtes Atemgeräusch auf der betroffenen Seite
• hypersonorer Klopfschall
• fehlender Stimmfremitus
Die Diagnose wird durch das Röntgenbild des Thorax in zwei Ebenen und in tiefer Exspiration gestellt.

50
Q

Welche Art von Drainage wird meist beim Pneumothorax eingesetzt?

A

Durch eine sog. Pleurasaugdrainage (Bülau-Drainage) wird die in den Pleuraspalt eingedrungene Lu abgesaugt. Es handelt sich um ein geschlossenes Drainagesystem. Über ein Wasserschloss erfolgt ein kontinuierlicher Sog von ca. 10 cmH2O, wodurch Erguss und Luft entfernt werden.
Meist kommt es zur Wiederausdehnung der kollabierten Lunge. Die Drainage wird einige Tage belassen, um eine Verklebung der Pleurablätter zu induzieren und so die Rezidivhäufigkeit zu verringern (regelmäßige Röntgen- kontrollen!).

51
Q

Was macht einen Spannungspneumothorax so gefährlich?

A

Die Genese ist ähnlich einem normalen Pneumothorax. Jedoch dringt beim Spannungspneumothorax durch einen Ventilmechanismus Lu während der Inspiration in den Pleuraspalt, die während der Exspiration nicht entweicht. Atemnot und Schockzeichen, hervorgerufen durch die Mediastinalverlagerung zur gesunden Seite und Kompression der großen Gefäße, sind die Folgen.
Eine sofortige Punktion im 2. ICR in der Medioklavikularlinie zur Entlastung des Überdrucks, z. B. mit einer dicken Braunüle, ist lebensrettend!

52
Q

Berichten Sie von der Antikoagulation bei der Lungenembolie ?

A

Eine effektive Antikoagulation ist das Fundament der erfolgreichen Behandlung von tiefen Beinvenenthrombosen und Lungenembolien.
Es stehen drei Optionen zur Verfügung:
(1) die konventionelle Strategie mit einer parenteralen Therapie zur Überbrückung, bis orale Vitamin-K-Antagonisten ihre Wirkung entfaltet haben,
(2) eine parenterale Therapie zur Überbrückung, bis neue orale Antikoagulanzien, wie Dabigatran (ein direkter Thrombininhibitor) oder Edoxaban (ein Faktor-Xa-Inhibitor), ihre Wirkung entfaltet haben, oder
(3) eine orale Antikoagulation mit Rivaroxaban oder Apixaban (beides Faktor-Xa-Inhibitoren) mit Aufsättigungsdosis und anschließender Erhaltungsdosis ohne vorherige parenterale Antikoagulation.

Die drei auf Heparin basierenden parenteralen Antikoagulanzien sind (1) unfraktioniertes Heparin (UFH), (2) niedermolekulares Heparin (NMH) und (3) Fondaparinux. Bei Patienten mit vermuteter oder gesicherter heparininduzierter Thrombozytopenie können die direkten Thrombininhibitoren Argatroban und Bivalirudin eingesetzt werden (Tab. 300-4).