10 Endokrinologie und Stoffwechsel Flashcards

1
Q

Was versteht man unter einem Diabetes insipidus?

A

Kennzeichnend ist die Unfähigkeit der Niere, auch bei „Wassermangel“ des Körpers den Urin zu konzentrieren (Asthenurie). Es werden eine zentrale und eine renale Form unterschieden.
Beim zentralen Diabetes insipidus liegt ein partieller oder kompletter Mangel an ADH (= Adiuretin, Vasopressin) vor (› Tab. 7.1). Ursache ist eine Funktionsstörung oder Schädigung des hypothalamoneurohypophysären Systems. Erst nach Untergang von über 95 % der Neurone des Nucleus supraopticus kommt es zum Vollbild der Erkrankung (ca. 30 % idiopathisch, ca. 60 % symptomatisch bedingt, z. B. bei Tumoren).
Der Diabetes insipidus renalis bezeichnet das Nichtansprechen der Nierentubuli (distaler Tubulus, Sammelrohr) auf ADH. Es gibt angeborene und, aufgrund tubulärer Schädigung bei Nephropathie, erworbene Formen. Durch Ausfall des ADH ist eine Konzentrierung des Urins nicht möglich, sodass ein stark verdünnter Urin ausgeschieden wird. Diese Polyurie (Urinausscheidung > 3 l/d) führt zu einem Flüssigkeitsdefizit im Körper und reaktiv zu einer Steigerung des Durstgefühls und damit zur Polydipsie.

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2
Q

Was sind Unterschiede zwischen zentralen und renalen Diabetes insipidus ?

A

Tab. 7.1 Unterschiede zentraler vs. renaler Diabetes insipidus
Zentraler Diabetes insipidus
1. ADH-Mangel durch Ausfall des Hypophysenhinterlappens (Trauma, Blutung, Enzephalitis etc.)
2. in der Regel eher abrupter Beginn (z. B. Trauma)
3. Diagnostik: exogene ADH-Gabe führt zum Anstieg der Urinosmolalität und Rückgang der Diurese
4. Therapie durch Vasopressin (ADH)

Renaler Diabetes insipidus

  1. Resistenz der Sammelrohre gegenüber ADH
  2. X-chromosomal ererbt oder erworben bei Nephropathie
  3. Diagnostik: exogene ADH-Gabe führt zum subnormalen Anstieg der Urinosmolalität
  4. Vasopressin als Therapie wenig wirksam – bei nephropathischem Diabetes insipidus Therapie in Abhängigkeit von der Grunderkrankung
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3
Q

Wie diagnostizieren Sie einen zentralen Diabetes insipidus?

A

Für die klinische Diagnostik hat sich die Bestimmung der Urinosmolarität unter speziellen Bedingungen, wie Durstversuch und Applikation von Desmopressin-Azetat (= ADH-Analogon), bewährt.
Im Durstversuch kommt es trotz Dehydratation zu keiner vermehrten ADH-Sekretion. Um eine Exsikkose zu vermeiden, sollte die Dauer des Versuchs auf maximal 24 h beschränkt werden. Der Flüssigkeitsverlust (messbar durch das Körpergewicht „vorher–nachher“) darf nicht mehr als 3–5 % des Körpergewichts überschreiten.
Durch die Applikation von Desmopressin wird die Fähigkeit der Niere zur Urinkonzentration nach exogener ADH-Zufuhr geprüft, sofern der Durstversuch keine verstärkte Urinkonzentration ergeben hat. Dadurch kann zwischen peripherem und zentralem Diabetes insipidus unterschieden werden. Eine weitere labordiagnostische Möglichkeit ist die radioimmunologische Bestimmung der ADH-Serumkonzentration. Diese unterliegt jedoch einer hohen Schwankungsbreite.

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4
Q

Wie sieht die Therapie eines zentralen Diabetes insipidus aus?

A

Die Therapie richtet sich vorzugsweise nach der Ursache. Eine kausale Therapie zur Verhinderung des Fortschreitens der Erkrankung ist, beispielsweise bei Vorliegen eines Hirntumors, eine Operation oder Bestrahlung.
In allen anderen Fällen kann nur eine symptomatische Substitutionstherapie erfolgen. Man verwendet heute fast ausschließlich das synthetische DDAVP (= 1-Desamino-8-D-Arginin-Vasopressin), das eine stärkere antidiuretische Wirkung als natürliches ADH aufweist. Es wird intranasal (Nasenspray) appliziert. Durch zusätzliche Gabe von Diuretika vom Thiazidtyp kann die Wirkungsdauer verlängert werden.

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5
Q

Welche Rolle spielt Kortisol im Rahmen eines Diabetes insipidus centralis?

A

Eine Polyurie kann nur dann auftreten, wenn Kortisol in ausreichender Menge vorhanden ist. Kortisol ist entscheidend an der Weitstellung der Vasa afferentes der Glomerula der Niere beteiligt. Sollte also neben einem ADH-Mangel auch ein ACTH-Mangel (= sekundäre Nebennierenrindeninsuffizienz) bestehen, kommt es zu keiner diagnostisch wegweisenden Polyurie.

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6
Q

Ist eine Hypophysenvorderlappeninsuffizienz mit dem Leben vereinbar?

A

Eine komplette Hypophysenvorderlappeninsuffizienz ist mit dem Leben nicht vereinbar (fehlende Kortikoide). Im Allgemeinen fallen bei schleichendem Beginn die Gonadotropine zuerst aus. Es folgen TSH, ACTH und Prolaktin. Eine Hypophysenvorderlappeninsuffizienz kann beispielsweise als Folge eines Blutungsschocks im Rahmen einer Operation auftreten. Die Hypophyse stellt ein sog. Schockorgan dar (z. B. Sheehan-Syndrom = postpartale Hypophysennekrose).

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7
Q

Wie äußert sich die chronische Hypophyseninsuffizienz bei Frauen und Männern?

A

Das klinische Bild ist durch ein teilnahmsloses und müdes Antlitz, blasse Haut, fehlende Augenbrauen und fehlende Sekundärbehaarung charakterisiert.
Bei Frauen findet sich zusätzlich eine sekundäre Amenorrhö mit Atrophie der Ovarien und Geschlechtsorgane. Männer klagen über Libido- und Potenzverlust, eine sekundäre Hodenatrophie ist obligat. Bei STH-Mangel in der Kindheit resultiert ein hypothalamo-hypophysärer Minderwuchs.

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8
Q

Welche therapeutischen Maßnahmen ergreifen Sie, wenn bei einem 10-jährigen Jungen ein hypophysärer Minderwuchs diagnostiziert wurde?

A

Die Therapie des hypophysären Minderwuchses richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Bei Tumoren oder Granulomen steht die operative Therapie an erster Stelle. Bei der idiopathischen Form spielt die Substitution der peripheren Hormone eine entscheidende Rolle. Zur Substitution wird gentechnologisch hergestelltes menschliches Wachstumshormon verwendet. Bei dem früheren tierischen STH bestand die Gefahr einer Creutzfeldt- Jakob-Erkrankung.
Bei diesem Jungen würden durch eine adäquate Substitution bis ca. zum 15. Lebensjahr das Längenwachstum und die Skelettreifung stimuliert werden und zu fast normaler Körpergröße führen.

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9
Q

Was wissen Sie zur Entwicklungsgeschichte der Hypophyse?

A

Hyphophysenvorderlappen und -hinterlappen weisen eine völlig unterschiedliche Entstehung bzw. Entwicklung auf.
Der Hypophysenvorderlappen entwickelt sich aus der Rathke-Tasche, die eine ektodermale Ausbuchtung des Oropharynx darstellt.
Der Hypophysenhinterlappen entwickelt sich aus dem Zwischenhirn. Erst im Laufe der Ontogenese kommen die beiden Teile der Hypophyse in Kontakt.

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10
Q

Welche Funktionen hat das Hormon Oxytocin?

A

Oxytocin wird von der Neurohypophyse freigesetzt. Es weist eine enge Verwandtschaft zu ADH auf. Die kontraktionsfördernde Wirkung auf die Uterusmuskulatur und Milchdrüse ist gut dokumentiert. Wahrscheinlich werden zudem das Immunsystem und die Libido beeinflusst. Hier sind die Effekte jedoch nicht gesichert.

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11
Q

Was versteht man unter einer Akromegalie?

A

Es handelt sich um einen Wachstumshormonüberschuss, der meist durch ein Hypophysenvorderlappenadenom ausgelöst wird und mit einem unproportionierten Akrenwachstum einhergeht. Leitbefunde der Akromegalie sind Vergrößerung von Ohren, Nase, Lippen, Finger und Zehen und meist ein Hypertonus – nicht selten Parästhesien (Karpaltunnelsyndrom).
Merke: Die Diagnose Akromegalie wird durch mangelnde Supprimierbarkeit von STH bei erhöhtem IGF-I beim oralen Glukosetoleranztest gestellt.

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12
Q

Eine 45-jährige Frau kommt zu Ihnen in die Praxis. Seit einiger Zeit sei sie sehr unruhig, schwitze viel und verspüre häufig Herzrasen. Außerdem falle ihr auf, dass sie ihre Blusenkragen nicht mehr zubekomme.
An welches Krankheitsbild denken Sie bei der Anamnese und dem Bild (› Abb. 7.1) Ihrer Patientin?

A

Es wird sich am ehesten um eine Hyperthyreose vom Typ des Morbus Basedow (= Graves’ disease) handeln. Diese zeigt häufig die klassische „Merseburger Trias“: Tachykardie, Struma und Exophthalmus.
Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, die mit der Bildung eines TSH-Rezeptor-Autoantikörpers (TRAK) einhergeht. Zusätzlich kommt es bei 70 % der Fälle zur Bildung von Anti-Thyreoperoxidase-Antikörper (Anti- TPO-AK). Kardiale Beschwerden werden durch die katecholaminsensibilisierende Wirkung der Schilddrüsenhormone T3 und T4 induziert. Häufig sind Vorhofflimmern und ventrikuläre Extrasystolen. Typisch ist weiterhin eine Hypertonie infolge des unphysiologisch erhöhten Herzminutenvolumens, das eine gesteigerte periphere Durchblutung bewirkt.
Dies führt zu der charakteristischen warmen, geröteten, weichen und feuchten Haut der hyperthyreoten Patientin, die Wärme nicht tolerieren kann.
Gastrointestinal beobachtet man häufig Hyperdefäkation. Die Patientin nimmt trotz gesteigerten Appetits an Gewicht ab.
Neurologisch fallen Schlaflosigkeit, Übererregbarkeit und ein feinschlägiger Tremor auf. Eine Myopathie und ein prätibiales Myxödem finden sich oft zusätzlich. Die endokrine Orbitopathie tritt häufig zusammen (ca. 40 %) mit dem Morbus Basedow auf und ist als eigenständige Autoimmunerkrankung aufzufassen.

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13
Q

Sie haben die endokrine Orbitopathie erwähnt. Wissen Sie mehr darüber? Kann man ihr therapeutisch begegnen?

A

Humorale Antikörper lösen das pathologische Geschehen aus. Pathologisch-anatomisch führen die autoimmunologischen Prozesse zu lymphozytären Infiltraten des Retrobulbärraums, Einlagerung sowie Verquellung von Mukopolysacchariden, Fettgewebsvermehrung und reaktiver Fibroblasteneinsprossung mit bindegewebiger Umwandlung.
Selten ist nur ein Auge befallen. Meist erkranken beide Augen nacheinander. Es kommt zu typischen klinischen Zeichen wie Fremdkörpergefühl, Tränen, periorbitaler Schwellung u. a. (› Tab. 7.2).
Hinweise auf einen Exophthalmus sind:
• Konvergenzschwäche (Möbius-Zeichen)
• weißer Sklerensaum oberhalb des Limbus beim Geradeausblick (Dalrymple-Phänomen)
• Oberlidretraktion beim Blick nach unten (Graefe-Zeichen)
• mangelhafter Lidschluss (Lagophthalmus)
• seltener Lidschlag (Stellwag-Zeichen)
Die endokrine Orbitopathie zeigt in ihrem Verlauf oft spontane Besserungen. Restzustände sind jedoch die Regel. Bei vorbestehenden Hyperthyreosen wird nach Erreichen einer euthyreoten Stoffwechsellage in bis zu 50% der Fälle eine Besserung beobachtet. Therapeutisch ist die hoch dosierte Gabe von Kortikosteroiden oder eine Retrobulbärbestrahlung möglich.

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14
Q

Was ist Stadieneinteilung der endokrinen Orbitopathie

A

Tab. 7.2 Stadieneinteilung der endokrinen Orbitopathie
Stadium : Definition
I : anamnestische Beschwerden: Fremdkörpergefühl, Tränen, Lichtempfindlichkeit, retrobulbäres Druckgefühl
II : Lidretraktion, Konjunktivitis, Chemosis (= Ödem der Bindehaut), periorbitale Schwellung
III : Protrusio bulbi
IV : Augenmuskellähmungen mit Doppelbildern
V : Hornhautulzerationen (durch Lagophthalmus)
VI : Visusverlust bis Erblindung

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15
Q

Welche bildgebenden Verfahren zur Untersuchung der Schilddrüse sind im klinischen Alltag wesentlich?

A

Die Sonografie und die Szintigrafie sind die entscheidenden bildgebenden Verfahren zur Untersuchung der Schilddrüse. Die Sonografie beurteilt die Morphologie, während die Szintigrafie Aussagen über die Funktion (zum Teil auch funktionsmorphologisch = Lokalisation eines „heißen“ Knotens) macht. Beide Untersuchungen ergänzen sich.

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16
Q

Warum ist eine Schilddrüsenszintigrafie nach einer vorherigen Untersuchung mit jodhaltigem Kontrastmittel (z. B. Urogramm) nicht sinnvoll?

A

Nach Gabe eines jodhaltigen Kontrastmittels nehmen die Thyreozyten für ca. 4–6 Wochen kein Radionuklid mehr auf. Eine Funktionsaussage kann nicht mehr gemacht werden.

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17
Q

Was sind in der Schilddrüsendiagnostik kalte und heiße Knoten?

A

Bei der Szintigrafie wird die Funktion des Schilddrüsengewebes sichtbar. Die Untersuchung erfolgt mit einem schwach radioaktiven Tracer (Technetium). Bezirke mit verminderter oder fehlender Aufnahme stellen sich als sog. kalte Areale dar. Bei erhöhter Aufnahme liegt ein heißer Bereich vor (› Abb. 7.2). Korreliert ein knotiger Tastbefund mit Bereichen spezieller Funktion, spricht man von kalten oder heißen Knoten.

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18
Q

Welche Funktionsuntersuchungen stehen zur Verfügung, um eine Hyperthyreose zu sichern?

A

Die wichtigsten Untersuchungen sind die Messung der Konzentration der Hormone T3 und T4 sowie des hypophysären Hormons TSH im Serum. Im Prinzip weckt die Erhöhung eines oder beider Schilddrüsenhormone den Verdacht auf eine Hyperthyreose. Die TSH-Werte werden radioimmunologisch bestimmt und sind bei manifester Hyperthyreose erniedrigt. Beim TRH-Test kommt es bei Vorliegen einer hyperthyreoten Stoffwechsellage zu keinem TSH-Anstieg nach TRH-Injektion (= negativer TRH- Test).
Isotopenuntersuchungen ermöglichen weiterhin die quantitative Messung der thyreoidalen Aufnahme von Jod- oder Technetiumisotopen. Ein so erfasster vergrößerter Jodumsatz gibt Anhaltspunkte über Verteilung und Größe hyperthyreoter Schilddrüsenbereiche (= Szintigramm).

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19
Q

Eine 50-jährige, bisher gesunde Patientin erhält eine Abdomen-CT mit Kontrastmittel im Rahmen des Notdienstes aufgrund von kolikartigen Schmerzen im Oberbauch. Es zeigt sich eine Cholezytolithiasis. Die Patientin wird stationär aufgenommen und erhält Analgetika. Etwa 2 Stunden später kommt es zu Tachyarrhythmie und einer massiven Blutdrucksteigerung. Weiterhin tritt Fieber bis 41 °C auf. Die Patientin ist zunächst erregt, dann desorientiert und wird zunehmend somnolent.
Was könnte vorliegen?

A

Es handelt sich wahrscheinlich um eine thyreotoxische Krise nach Gabe eines jodhaltigen Kontrastmittels. Die Patientin bedarf einer sofortigen intensivmedizinischen Überwachung, da die Letalität der thyreotoxischen Krise bei 30–50 % liegt.

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20
Q

Nennen Sie bitte einige Maßnahmen im Rahmen der Behandlung einer thyreotoxischen Krise.

A

Wichtige Maßnahmen sind:
• intensivmedizinische Überwachung
• Thyreostatika: Thiamazol 4 × 40 mg/d i. v.
• Prednisolon 100–200mg/di.v.
• bei Tachykardie Betablocker i. v. und Monitorüberwachung
• reichlich Flüssigkeit und Kalorienzufuhr
• Infektprophylaxe, Fiebersenkung, Thromboseprophylaxe
• bei Tachyarrhythmie evtl. Digitalisierung

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21
Q

Ein 52-jähriger Patient berichtet über eine stetige Zunahme des Körpergewichts. Weiterhin klagt der Patient über Müdigkeit und berichtet, ständig zu frieren. Bei der körperlichen Untersuchung finden sich keine Auffälligkeiten. Blutdruck 140/80 mmHg und Puls 54/min. Folgende Laborwerte liegen vor: Glukose 110 mg/dl, Hb 14,0 g/dl, Cholesterin 360 mg/dl, TSH 40 mU/l, Kreatinin 1,3 mg/dl.
Was vermuten Sie?

A

Es liegt offenbar eine Hypothyreose vor. Insbesondere der TSH- Wert ist massiv erhöht (Normbereich: 0,4–4,5 mIE/l).

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22
Q

Welche pathologischen Zustände führen zu einer Hypothyreose? Wie äußert sich das klinische Bild einer Altershypothyreose?

A

Unter Hypothyreose versteht man ein Krankheitsbild, bei dem die Körperzellen nicht ausreichend mit Schilddrüsenhormonen versorgt werden. Man unterscheidet angeborene und erworbene sowie primäre, sekundä- re und tertiäre Formen.
Die primäre Hypothyreose ist durch die ungenügende Hormonproduktion einer gestörten Schilddrüsenfunktion bedingt. Das häufigste Beispiel für eine erworbene primäre Hypothyreose ist die autoimmunogene Hashimoto- Thyreoiditis. Weitere Ursachen sind neoplastischen, strahleninduzierten oder medikamentösen Ursprungs. Angeborene primäre Hypothyreosen sind Schilddrüsenaplasien und Schilddrüsendysplasien. Unter „Kretinismus“ versteht man in diesem Zusammenhang ein Krankheitsbild, das als irreversible Folge einer prä- oder perinatalen Schilddrüseninsuffizienz aufzufassen ist.
Sekundäre Hypothyreosen entstehen durch fehlende TSH-Sekretion (z. B. nach Hypophysenvorderlappennekrose), während tertiäre Hypothyreosen durch fehlende TRH-Ausschüttung hervorgerufen werden und somit hypothalamisch bedingt sind.
Das klinische Bild einer Hypothyreose ist abhängig vom Manifestationszeitpunkt und Schweregrad der Funktionsminderung. Die Altershypothyreose ist durch einen verlangsamten Stoffwechsel geprägt. Subjektive Beschwerden sind:
• Schwäche und Kälteintoleranz
• Gewichtszunahme und Müdigkeit
• Interesselosigkeit, Leistungsabfall, Konzentrationsschwäche
• Bradykardie
Das Vollbild ist durch generalisierte Hautveränderungen im Sinne eines Myxödems gekennzeichnet. Ferner sind eine kühle, trockene, meist verdickte und schuppige Haut, struppiges Haar sowie eine raue und heisere Stimme typisch.
Merke: Eine Substitution mit L-Thyroxin muss man einschleichend beginnen, da sonst kardiale Nebenwirkungen (z. B. Herzrhythmusstörungen) auftreten können.

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23
Q

Was ist eine blande Struma und wie behandelt man sie?

A

Eine blande Struma bedeutet eine nichtentzündliche und nichtmaligne Schilddrüsenvergrößerung bei euthyreoter Stoffwechsellage. Hauptursache dieser häufigsten endokrinologischen Erkrankung ist der exogene Jodmangel, der ca. 15 % der Bevölkerung in Deutschland betrifft.
Seltenere Auslösefaktoren sind strumigene Nahrungsbestandteile, Medikamenteneinnahme, angeborene Dyshormonogenese und immunologische Ursachen, die die Ausbildung einer Struma fördern. Die WHO unterteilt verschiedene Stadien (› Tab. 7.3).
Mittel der ersten Wahl ist bei jüngeren Patienten die Schilddrüsenhormonsubstitution. Eine frühe Therapie mit L-T4-Monopräparaten ist indiziert. Die Dosierung erfolgt einschleichend. Optimal ist die Menge an zugeführtem Schilddrüsenhormon, bei der eine TSH-Antwort im TRH-Test gerade noch ausbleibt und der T4-Serumwert normal ist. Nach 1–2 Jahren kann bei Größenabnahme der Drüse die Dosis reduziert und mit einer Rezidivprophylaxe mit Jodid fortgesetzt werden. Bei jungen Patienten ist primär ein Versuch mit Jodid indiziert.
Eine operative Therapie ist bei mechanischer Kompression von Nachbarstrukturen, bei Autonomie und bei Malignomverdacht indiziert. In der Regel wird dann die Schilddrüse subtotal reseziert. Ist eine Operation zu risikoreich (alte Patienten), kann eine Radiojodtherapie angewandt werden.

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24
Q

Was wissen Sie über Stadieneinteilung der Struma gemäß WHO

A

Tab. 7.3 Stadieneinteilung der Struma gemäß WHO
Grad : Definition
0 : keine Struma sichtbar oder tastbar
I : Struma tastbar
Ia : bei normaler Kopfhaltung Struma nicht sichtbar; kleinere Knoten tastbar bei sonst normaler Schilddrüse
Ib : Struma nur bei rekliniertem Kopf sichtbar
II : Struma bei normaler Kopfhaltung sichtbar und tastbar
III : sehr große Struma oder Vorliegen einer oberen Einflussstauung, auf Distanz sichtbar

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25
Q

Wann spricht man von einer Thyreoiditis? Welche pathogenetischen bzw. histologischen Unterschiede weisen die verschiedenen Arten auf?

A

Man spricht von einer Thyreoiditis, wenn entzündliche Vorgänge das Organ in Gestalt und Funktion verändern. Dabei handelt es sich um eine heterogen zusammengesetzte Krankheitsgruppe, deren Gemeinsamkeit in einer histologisch nachweisbaren entzündlichen Schilddrüseninfiltration liegt. Gemäß dem klinischen Erscheinungsbild, der Ursache und dem Verlauf ist eine Unterteilung in akute, subakute und chronische Thyreoiditiden ausreichend.
Bei der akuten Thyreoiditis handelt es sich um eine bakterielle (meist Streptokokken oder Staphylokokken) oder um eine Strahlen-Thyreoiditis, beispielsweise infolge einer Radiojodbehandlung.
Bei der subakuten Thyreoiditis liegt eine abakterielle, granulomatöse Entzündung der Schilddrüse, vermutlich viraler Genese (z. B. Mumps, Masern, Mononukleose), vor. Die granulomatösen Veränderungen treten in Form von histiozytären, lymphozytären und plasmazellulären Infiltrationen, in Verbindung mit Riesenzellen teils vom Langhans- und teils vom Fremdkörpertyp auf (Thyreoiditis de Quervain).
Die relativ häufig vorkommenden chronischen Autoimmunthyreoiditiden (Hashimoto) werden wahrscheinlich durch eine angeborene Störung der immunologischen Kontrolle verursacht, wobei es zur Bildung von autoaggressiven T-Lymphozyten und humoralen Antikörpern gegen Thyreoglobulin (TAK) und mikrosomale Zellbestandteile (Anti-TPO-AK) kommt. Es folgt eine zytotoxische Reaktion mit erheblicher Vermehrung des lymphatischen Gewebes und langsamer Zerstörung des Schilddrüsenparenchyms.
Die Riedel-Struma, als besondere Form der Thyreoiditis, ist eine unklare fibrös invasive Entzündung der Schilddrüse, die zu einem steinharten, mit den umgebenen Strukturen fest verbackenen Kropf führt.

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26
Q

Welche chronische Thyreoiditisform tritt am häufigsten auf und wie sieht die Therapie aus?

A

Unter den chronischen Thyreoiditiden tritt die hypertrophe lymphozytäre Autoimmunthyreoiditis (Hashimoto-Thyreoiditis) am häufigsten auf. Die Diagnose stützt sich auf den Nachweis von hochtitrigen Schilddrüsenantikörpern (Thyreoglobulin-AK, mikrosomale AK) und auf den typischen histologischen Befund in der Punktionszytologie. Weiterhin muss ein Schilddrüsenmalignom ausgeschlossen sein.
Nach gesicherter Diagnose erfolgt eine lebenslange Substitution mit Schilddrüsenhormonen (z. B. 100 μg L-Thyroxin), da die Hashimoto-Thyreoiditis fast immer durch Parenchymuntergang zur Hypothyreose führt. Eine Restitutio ad integrum ist nicht zu erwarten. Eine initiale Hyperthyreose kann in seltenen Fällen eine vorübergehende antithyreoideale Medikation erforderlich machen. Die Operation ist bei erheblichen lokalen Komplikationen sowie bei Malignomverdacht indiziert.

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27
Q

Erzählen Sie uns etwas über das Schilddrüsenkarzinom und sein klinisches Bild. Vielleicht kennen Sie eine Einteilung?

A

Schilddrüsenkarzinome sind mit einer Häufigkeit von etwa 0,5– 1% unter allen Karzinomen vertreten. Mit dem Alter nimmt die Erkrankungswahrscheinlichkeit zu, wobei Frauen häufiger als Männer betroffen sind. Karzinome vom differenzierten Typ sind in über 65 % bei Malignomen der Schilddrüse zu beobachten.
Frühsymptome sind:
• Knotenbildungen und Verhärtungen der Schilddrüse
• palpable Lymphknoten im Kopf-Hals-Bereich
Als Spätsymptome müssen betrachtet werden:
• Schmerzen
• Heiserkeit (Rekurrensparese oder Kehlkopfinfiltration), Stridor
• keine Schluckverschieblichkeit der Schilddrüse
• lokale Exulzerationen
• Horner-Symptomkomplex
Es gibt folgende histologische Einteilung:
• differenzierte Karzinome:
– papilläres Karzinom (ca. 60 % aller Schilddrüsen-Ca) lymphogene Metastasen → zervikale LK
– follikuläres Karzinom (ca. 30 % aller Schilddrüsen-Ca) hämatogene Metastasen → Knochen, Lunge
• undifferenzierte (anaplastische) Karzinome (ca.5%) hämatogene und lymphogene Metastasierung: Histologie: spindelzellig, polymorphzellig, kleinzellig
• C-Zell-Karzinom = medulläres Schilddrüsenkarzinom (ca.5%)
• Sarkome (selten)
• Metastasen anderer Primärtumoren
Meist bleibt die Schilddrüsenfunktion euthyreot, außer wenn hormonproduzierende Tumoren vorliegen.

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28
Q

Schildern Sie genau die Untersuchung der Schilddrüse bei der allgemeinen körperlichen Befunderhebung.

A

Die Untersuchung der Schilddrüse ist in die Untersuchung der Halsregion integriert.
Zunächst wird die Schilddrüsenregion inspiziert. Bei einseitiger Vergrößerung wird dabei eine Asymmetrie auffallen. Ist die gesamte Drüse vergrößert, wird man durch die Zunahme des Halsumfangs bzw. eine Vorwölbung darauf aufmerksam. Die Schilddrüse tastet man als weiche und schluckverschiebliche Masse. Eine sichere Beurteilung ist mit der Innenfläche der Finger durch Umgreifen des Halses von dorsal möglich. Dabei werden die Daumen und die Handflächen des Untersuchers als Stützen am seitlichen Hals leicht aufgelegt.

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29
Q

Wie diagnostizieren Sie ein Schilddrüsenkarzinom und welche differenzialdiagnostischen Überlegungen stellen Sie an?

A

Entscheidend für die Verdachtsdiagnose ist der Tastbefund. Dies gilt besonders beim fixierten, schnell wachsenden Tumor. Danach wird eine Sonografie durchgeführt, mittels deren knotige Strukturen bis hinab zu einem Durchmesser von 0,5 cm dreidimensional darstellbar sind. Diese Untersuchung ist zur Dokumentation und Verlaufskontrolle eines fraglichen Befunds unentbehrlich geworden. Eine Schilddrüsenpunktion unter sonografischer Kontrolle sollte sich anschließen.
Jodspeichernde Metastasen bzw. Schilddrüsenbezirke werden mit der Ganzkörper- bzw. Schilddrüsenszintigrafie erfasst. Bei einer Schilddrüsenszintigrafie sind kalte Areale, d.h. hypoaktive Bezirke, eher malignomverdächtig als heiße (hyperaktive) Knoten. Bei Nachweis eines kalten Knotens wird die Entnahme einer Histologie im Schnellschnittverfahren durch eine Operation zur Festlegung der Diagnose angestrebt. Trachea-Spezialaufnahmen zeigen besonders gut eine Verdrängung. Der Ösophagusbreischluck und das zervikale bzw. mediastinale CT zeigen die lokale Ausbreitung eines Malignoms.
Differenzialdiagnostisch kommen autonomes Schilddrüsengewebe, Abszesse, Zysten, regressive Veränderungen, Riedel-Struma oder Metastasen anderer Primärtumoren (besonders Hypernephrom) in Betracht.

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30
Q

In welchen Zonen der Nebennierenrinde werden die einzelnen Hormone gebildet?

A

Die Nebennierenrinde wird in drei Zonen unterteilt:
• Zona glomerulosa: Mineralokortikoide (Aldosteron)
• Zona fasciculata: Glukokortikoide (Kortisol)
• Zona reticularis: Androgene (Dehydroepiandrosteron)
Merke: Nebennierenmark = Bildungsort der Katecholamine

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31
Q

Um welche Uhrzeit findet sich physiologisch im Serum der höchste Kortisolspiegel?

A

Die Sekretion von Glukokortikoiden erfolgt nach einer zirkadianen Rhythmik. Die höchsten Konzentrationen finden sich zwischen 5 und 9 Uhr morgens.

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32
Q

Was verstehen Sie unter chronischer und akuter Nebennierenrindeninsuffiziffienz? Welche Ätiologie ist Ihnen bekannt?

A

Bei der primären chronischen NNR-Insuffizienz (Morbus Addison) handelt es sich um eine anatomische Läsion bzw. Schädigung der NNR mit Ausfall der für die Bildung von Gluko- und Mineralokortikoiden verantwortlichen Zellen. Die häufigste Ursache ist eine fibrosierende Entzündung aufgrund von Autoimmunprozessen (Autoimmunadrenalitis) oder Virusinfektionen. Tuberkulose und Pilzinfektionen sind neben granulomatösen Entzündungen, Amyloidose oder Metastasen weitere mögliche Ursachen für einen Morbus Addison.
Die akute primäre NNR-Insuffizienz, die Addison-Krise, tritt 6–12 h nach größeren Belastungen (z.B. Operation, Infekt, Trauma, Waterhouse-Friderichsen-Syndrom) auf, die einen gesteigerten Bedarf an Nebennierenrinden- hormonen hervorrufen. Meist lag bereits eine unerkannte latente Nebenniereninsuffizienz vor.
Besonders die abrupte Unterbrechung einer länger andauernden Steroidtherapie kann zu dieser endokrinologischen Krise (= sekundäre NNR-Insuffizienz) führen, die sich oft einige Tage vorher durch Nausea und Adynamie ankündigt. Aus diesem Grund wird bei Absetzen einer Medikation mit Steroiden die Dosis langsam verringert („ausschleichen“), um den körpereigenen Regulationsmechanismen Zeit zu geben, eine ausreichende Hormonsynthese wieder aufzubauen.

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33
Q

Wie diagnostizieren Sie einen Morbus Addison? Welche Therapie ist bei der akuten bzw. chronischen NNR-Insuffizienz angezeigt?

A

Das klinische Vollbild des Morbus Addison ist durch folgende Befunde gekennzeichnet:
• Hypotonie und Tachykardie
• Müdigkeit, leise Stimme
• Diarrhö, Gewichtsabnahme, Appetitlosigkeit, Spontanhypoglykämie
Die Hyperpigmentation durch erhöhte Produktion von ACTH und MSH (melanozytenstimulierendes Hormon) ist ein wesentliches Leitsymptom der primären NNR-Insuffizienz.
Die typische Serum-Elektrolytkonstellation ist:
• Hyperkaliämie
• Hyponatriämie
• Hyperphosphatämie
• Hypochlorämie
Im Blut finden sich eine normochrome Anämie, Lymphozytose und Eosinophilie. Das Plasmarenin ist um ein Vielfaches erhöht. Die Diagnose wird durch den negativen Ausfall des ACTH-Stimulationstests und den erniedrigten Serum-Kortisol-Morgenwert gesichert.
Bei sekundärer (= hypophysär bedingter) NNR-Insuffizienz dagegen würde der Kortisolspiegel nach ACTH-Stimulation um das 2- bis 3-Fache ansteigen.
Die Therapie bei Morbus Addison besteht in einer oralen Substitution von Hydrokortison (30–50mg/d) und einem Mineralokortikoid (0,05– 0,1mg/d, z.B. 9-α-Fluorocorticoid). Kochsalz (6–10g) sollte reichlich zugeführt werden.
Präoperativ oder in anderen Belastungssituationen muss die Kortisondosis für mehrere Tage um das 2- bis 5-Fache erhöht werden. Dagegen ist bei der Addison-Krise initial der Ausgleich des Natrium-, Kalium- und Wasserdefizits bzw. die Azidosebekämpfung vordringlich, da erst dann die Arteriolen auf Kortison reagieren.
Die Hydrokortisondosis (initial 100mg i. v., danach 200 mg/24 h) wirkt erst mit einer Latenz von 4–6 h, sodass inzwischen oft eine Kreislaufstabilisierung mit Vasokonstriktoren notwendig ist. Eine Gabe von Mineralokortikoiden erhält den Natriumbestand.

34
Q

Was ist ein Morbus Cushing oder Cushing-Syndrom?

A

Das Cushing-Syndrom resultiert entweder endogen aus einer Überproduktion von Kortisol in der Zona fasciculata der Nebennierenrinde (= NNR) oder entsteht durch exogene Zufuhr von Glukokortikoiden.
Der endogene exzessive Hyperkortisolismus ist keine häufige Erkrankung und betrifft mehr Frauen als Männer, bevorzugt in der 3.–4. Lebensdekade. Dabei unterscheidet man zentrale, adrenale sowie durch ektopische ACTH- Bildung (paraneoplastisches Syndrom) verursachte Formen.
Das zentrale Cushing-Syndrom (ca. 70 % der Fälle) kann entweder primär- hypophysär durch ein autonomes ACTH-bildendes Adenom oder primär- hypothalamisch durch eine Störung des Regelkreises mit vermehrter CRF- Bildung (corticoid releasing factor) bedingt sein.
Dem adrenalen (peripheren) Cushing-Syndrom (ungefähr 20 % der Fälle) liegen, nach Häufigkeit geordnet, NNR-Adenome, NNR-Karzinome oder in seltenen Fällen eine primäre grobknotige NNR-Hyperplasie zugrunde.
Die meist einseitigen NNR-Adenome sind gutartig und können bis zu 30 g wiegen. Es kommt zur kontralateralen NNR-Atrophie durch maximale Suppression der ACTH-Sekretion. NNR-Karzinome sind hoch maligne und zeichnen sich durch Bildung atypischer Steroide aus.
Die ektope ACTH-Bildung (ca. 10 % der Fälle) im Rahmen eines paraneoplastischen Syndroms ist besonders beim kleinzelligen Bronchialkarzinom bekannt.

35
Q

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um ein Cushing-Syndrom zu sichern?

A

Klinische Befunde wie Vollmondgesicht, Stammfettsucht, Hämatome, Osteoporose und Striae rubrae reichen nicht zur Diagnose eines Cushing-Syndroms aus. Es muss eine Absicherung durch Hormonanalysen erfolgen. Die Anamnese kann ein Cushing-Syndrom durch exogene Glukokortikoidzufuhr abgrenzen.
Hinweise zur Unterscheidung zwischen zentralem und adrenalem Morbus Cushing sind durch den Dexamethason-Hemmtest (8 mg über 2 d) möglich. Bei der zentralen Form sinkt dabei im Gegensatz zur adrenalen oder paraneoplastischen Form die Ausscheidung von freiem Kortisol im 24-h-Urin um 50 % ab. Eine Plasmakortisolerhöhung bei aufgehobener Tagesrhythmik sollte vorher bereits nachgewiesen worden sein.
Die CT weist NNR-Adenome und -Karzinome nach und stellt eine Vergrößerung beider Nebennieren beim zentralen Morbus Cushing fest.
Die Tomografie der Sella, das axiale und koronare Schädel-CT und die MRT können zum Nachweis von Hypophysenadenomen herangezogen werden.
Die klinisch wichtigste Diffierenzialdiagnose stellt die Adipositas, verbunden mit einem Diabetes mellitus und Hypertonus, dar, weil auch hier eine Plasmakortisolerhöhung zu beobachten ist.

36
Q

Nebenstehend finden Sie das Bild eines weiblichen Kindes, bei dem Veränderungen im Bereich des äußeren Genitales aufgefallen sind (› Abb. 7.3).
Was vermuten Sie?

A

Auffällig ist die Klitorishypertrophie, die fast als Phallus imponiert. Es könnte ein adrenogenitales Syndrom (AGS) vorliegen.

37
Q

Erläutern Sie bitte das adrenogenitale Syndrom (= AGS) und beschreiben Sie die Klinik der häufigsten hereditären Form beim weiblichen Geschlecht.

A

Es liegt eine vermehrte Bildung von Androgenen aufgrund eines Enzymdefekts der Kortisolsynthese in der Nebennierenrinde vor. Je nach Defekt sind Kortisol- und/oder Aldosteronsynthese vermindert.
Häufigste Ursache des hereditären AGS ist der 21-Hydroxylase-Defekt, der mit oder ohne Salzverlust auftreten kann. Beim kompletten 21-Hydroxylase-Defekt finden sich:
• schwerer Salzverlust mit Hyponatriämie und Hyperkaliämie
• Dehydratation und Hypotonie
• Niereninsuffizienz
• Diarrhö, Erbrechen
Klinisch steht beim weiblichen Säugling eine penisartige Klitoris im Rahmen des Pseudohermaphroditismus femininus im Vordergrund. Die vorzeitige Beschleunigung des Körperwachstums und der Knochenreifung mit frühem Epiphysenschluss ab dem 2. Lebensjahr kommt um das Ende des 1. Lebensjahrzehnts zum Stillstand. Pubes- und Axillarbehaarung erscheinen bereits ab dem 2.–4. Lebensjahr (Pseudopubertas praecox). Typisch ist ein vorzeitiger Stimmbruch. Häufig kommt es zu psychiatrischen Auffälligkeiten, wie Krampfanfällen und Verhaltensstörungen.

38
Q

Was verstehen Sie unter einem Hyperaldosteronismus?

A

So werden Krankheitsbilder bezeichnet, die durch eine erhöhte Aldosteronsekretion bzw. verminderten Aldosteronabbau charakterisiert sind. Aldosteron wird in der Zona glomerulosa der NNR produziert.
Dem seltenen primären Hyperaldosteronismus oder Morbus Conn liegt in 70–80 % der Fälle ein meist gutartiges einzelnes Adenom, in 20–30 % der Fälle eine bilaterale Hyperplasie der Zona glomerulosa der NNR und sehr selten ein NNR-Karzinom zugrunde. Diagnostisches Leitsymptom ist die hypokaliämische Hypertonie mit einer ausgeprägten metabolischen Alkalose.
Die Ursachen des sekundären Hyperaldosteronismus liegen außerhalb der NNR und sind entweder durch eine erhöhte Stimulierung der Aldosteronbildung und/oder den verminderten Abbau des Aldosterons bedingt. Sehr häufig besteht eine gesteigerte Reninsekretion. Dieses Krankheitsbild wird in folgende Kategorien eingeteilt:
• mit Hypertonus: maligne Hypertonie, renovaskuläre Hypertonie, reninsezernierende Tumoren
• ohne Hypertonus: nephrotisches Syndrom, tubuläre Nephropathien
• mit Störungen des Aldosteronabbaus: Leberzirrhose, Herzinsuffizienz
• funktionelle Zustände: Stimulierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems z. B. durch Laxanzienabusus

39
Q

Welchen wichtigen klinischen Unterschied weist der primäre Hyperaldosteronismus gegenüber dem sekundären, z. B. bei Leberzirrhose, häufig auf? Welche therapeutischen Richtlinien kennen Sie?

A

Beim primären Hyperaldosteronismus besteht durch die Plasmanatriumerhöhung eine Hypertonie.
Dagegen liegt beim sekundären Hyperaldosteronismus meist keine Hypertonie, sondern eine vermehrte Ödemneigung vor (Ausnahme: renovaskulärer Hyperaldosteronismus). Dies ist eine wesentliche Ursache für die Aszitesbildung bei Leberzirrhose.
Die Therapie der Wahl beim aldosteronbildenden Adenom ist nach Korrektur des Elektrolythaushalts die Adrenalektomie.
Die Anwendung von Spironolacton bildet eine Haupttherapiesäule des sekundären Hyperaldosteronismus.

40
Q

Ein junger Mann kommt zu Ihnen in die Praxis und klagt über anfallsweise auftretendes Herzklopfen, Schwitzen und Kopfschmerzen. Gerade hätte er eine solche Episode gehabt, und ein Apotheker habe einen Blutdruck von 225/135 mmHg gemessen. Jetzt fühle er sich wieder wohl. Nachdem der Patient dies erzählt hat, messen Sie den Blutdruck und finden einen Wert von 135/85 mmHg.
An welche Verdachtsdiagnosen denken Sie?

A

Bei der erwähnten Anamnese und Symptomatik würde man die Verdachtsdiagnose eines Phäochromozytoms stellen. Differenzialdiagnostisch könnte eine Hyperthyreose bzw. ein autonomes Schilddrüsenadenom vorliegen.
Das Phäochromozytom stellt einen meist gutartigen Tumor des chromaffinen Gewebes im sympathikoadrenalen System dar, der durch überschießende Katecholaminproduktion und -sekretion zur anfallsweisen oder ständigen Blutdrucksteigerung führt. In 80–90 % der Fälle findet sich der Tumor unilateral im Nebennierenmark, bevorzugt auf der rechten Seite. Die übrigen Fälle entfallen auf extraadrenale Lokalisationen im lumbalen oder thorakalen Symphatikusnervengeflecht. Meist tritt die Symptomatik zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr auf. Ungefähr 10 % der Fälle sind mit einer Neurofibromatose vergesellschaftet.

41
Q

Vervollständigen Sie bitte die klinische Symptomatik des Phäochromozytoms. Be- schreiben Sie mögliche Verlaufsformen bei diesem Krankheitsbild.

A

Das Leitsymptom beim Phäochromozytom ist der Hochdruck, der in über der Hälfte der Fälle als Dauerhochdruck und in den übrigen Fällen in Form von Blutdruckkrisen auftritt. Weiterhin sind typisch:
• Kopfschmerz, Nervosität und Schweißausbrüche
• Zittern und Herzrasen
• Nausea und Gesichtsblässe
• Gewichtsverlust
Man unterscheidet folgende Verlaufsformen:
• paroxysmale Hypertonie (ca. 40% der Fälle): plötzlich beginnende RR-Krisen, die entweder spontan oder durch äußere Einflüsse (Aufstehen, Sport) ausgelöst werden. Die Anfallsdauer liegt meistens zwischen 15 und 120 min. Der Blutdruck kann im Anfall Werte von 250/150 mmHg erreichen. Nach Beendigung der Krise sind häufig eine Harnflut und eine Hautrötung zu beobachten. Danach treten fast immer eine Hypotonie und ein Erschöpfungszustand ein.
• persistierende Hypertonie (ca. 60% der Fälle): Der Dauerhochdruck führt zur Linksherzhypertrophie und Linksinsuffizienz sowie zu den bekannten Hypertoniefolgen an Niere, Augenhintergrund und Gehirn.
• hypotone Verlaufsform: Nach initial sehr kurzem Blutdruckanstieg kommt es durch Plasmavolumenabnahme zu lang dauernder Hypotonie und ausgeprägter Tachykardie.

42
Q

Welche Maßnahmen stehen Ihnen zur Verfügung, um die Diagnose eines Phäochromozytoms zu sichern? Wie sieht die Therapie aus?

A

Bevor spezielle und teure Untersuchungen zur Tumorlokalisation durchgeführt werden, muss die Diagnose eines Phäochromozytoms labormedizinisch gesichert sein. Die früher angewandten Provokationstests (z. B. Eiswasser, Histamin, Tyramin) sind heute nicht mehr in Gebrauch.
Die erhöhte Katecholaminausschüttung ist das entscheidende Nachweiskriterium für die Diagnose. Es erfolgen eine Katecholaminbestimmung im Serum und eine Bestimmung der Metabolite Metanephrin und Normetanephrin sowie des Abbauprodukts Vanillinmandelsäure im angesäuerten 24-h-Urin. Der Harnsammlung muss eine 5-tägige Phase ohne Medikamenteneinnahme und ohne Verzehr katecholaminhaltiger Nahrung (z. B. Briekäse, Rotwein, Bohnenkaffee, Vanille) vorausgegangen sein.
Durch die Sonografie, CT und MRT lassen sich Nebennierentumoren bis zu einem Durchmesser von 2–3 cm erfassen. Mittels i. v. Pyelogramm werden Nierenbecken verdrängende Tumoren nachgewiesen. Die Nebennierenmarkszintigrafie (mit 131Jod-Benzylguanidin) ist für die Lokalisation kleiner Phäochromozytome sowie von Metastasen und chromaffinen Paraganglien am sensibelsten. Oft kommen eine etagenweise Katheterisierung der V. cava inferior ober- und unterhalb der Nebenniere mit Hormonanalyse und eine Angiografie in Betracht.
Die operative Entfernung des Tumors ist die Therapie der Wahl. Präoperativ muss das meist erniedrigte Plasmavolumen normalisiert und mit dem α-Blocker Phentolamin prämediziert werden, um intraoperative lebensbedrohliche Blutdruckkrisen zu vermeiden. Die Patienten werden meist über 10–14 Tage mit Phenoxybenzamin oral vorbereitet (Anfangsdosis: 10 mg/24 h p. o. evtl. in Schritten von 10–20 mg steigern), bis Normotonie erreicht ist. Bei Tumoren mit Blutdruckkrisen sind die Erfolge besser als beim Dauerhochdruck, da der länger bestehende Hypertonus bereits fixiert sein kann.

43
Q

Was stellt zurzeit die beste bildgebende Diagnostik für Nebennierentumoren dar?

A

Die MRT bildet Nebennierenprozesse sehr genau ab. Insbesondere können Lipome mit fast 100-prozentiger Sicherheit diagnostiziert werden. Die Verdachtsdiagnose einer Raumforderung im Bereich der Nebenniere ergibt sich jedoch oft schon sonografisch (› Abb. 7.4).

44
Q

Welche Ursachen führen zu einem Hypoparathyreoidismus? Was sind typische klinische Symptome?

A

Die Unterfunktion der Nebenschilddrüse verursacht einen Parathormonmangel. Man unterscheidet primäre oder idiopathische von sekundären oder erworbenen Formen.
Der seltene primäre Hypoparathyreoidismus kann Folge von Autoimmunendokrinopathien oder Folge einer Aplasie bzw. Hypoplasie der Epithelkörperchen (Di-George-Syndrom) sein. Als Pseudohypoparathyreoidismus bezeichnet man eine Parathormonresistenz der Erfolgsorgane mit den klinischen Zeichen eines Hypoparathyreoidismus, aber mit Epithelkörperchenhyperplasie und Parathormonüberschuss im Blut.
Beim häufigen sekundären Hypoparathyreoidismus kommen ätiologisch hauptsächlich zwei Faktoren in Betracht:
• postoperativ nach Schilddrüsen- oder Kehlkopfeingriffen (versehentliche Entfernung der Epithelkörperchen 1–4 %)
• neoplastische Infiltration der Epithelkörperchen
Das klassische Bild eines Hypoparathyreoidismus ist durch eine Hypokalzämie, die zu einer gesteigerten neuromuskulären Erregbarkeit führt, gekennzeichnet. Typisches klinisches Zeichen ist der tetanische Anfall mit schmerzhaften, vorwiegend symmetrischen Krämpfen der Extremitätenmuskulatur. Es treten sowohl isolierte periphere Spasmen (Karpopedalspasmen) als auch organbezogene Krampfzustände (Stenokardien, Gallenkoliken, Broncho- und Laryngospasmen) auf.
Als weitere Befunde können Kataraktbildung, Papillenödem, Zahnhypoplasien und Stammganglienverkalkungen vorkommen. Im EKG findet sich möglicherweise aufgrund der Hypokalzämie eine QT-Verlängerung.

45
Q

Eine latente Tetanie kann durch das Prüfen einiger einfacher Zeichen bei der körperlichen Untersuchung erkannt werden.

A

Folgende Zeichen können bei der körperlichen Untersuchung des Patienten eine latente Tetanie aufdecken und auf einen Hypoparathyreoidismus hinweisen:
• Chvostek-Zeichen: homolaterale zuckende Kontraktionen der Gesichtsmuskulatur (z. B. M. orbicularis oculi) bei Beklopfen des N. facialis
• Trousseau-Zeichen: Pfötchenstellung der Finger nach Kompression des Oberarms mittels einer Blutdruckmanschette
• Faustzeichen: Bei Druck auf den Sulcus bicipitalis brachii schließt sich die Hand zur Faust.
Weiterhin tritt oft nach wenigen forcierten Atemzügen eine sog. Hyperventilationstetanie (mit Karpopedalspasmen, Schwindel etc.) auf.

46
Q

Was stellen Sie sich unter einem Hyperparathyreoidismus vor? Welche Einteilung kennen Sie?

A

Hyperparathyreoidismus bezeichnet eine Nebenschilddrüsenüberfunktion. Die primäre Form wird durch folgende Ursachen hervorgerufen:
• solitäres Adenom (ca. 85 % der Fälle)
• diffuse Hyperplasie aller Epithelkörperchen
• Epithelkörperchenkarzinom
Im Serum und Urin finden sich Hyperkalzämie, Hyperkalzurie, Hyperphosphaturie und Hypophosphatämie. Ursache der wegweisenden Hyperkalzämie ist die durch den erhöhten Parathormonspiegel bewirkte
• vermehrte Kalziummobilisation aus dem Skelett,
• erhöhte intestinale Kalziumresorption,
• verstärkte tubuläre Kalziumrückresorption bei gleichzeitiger Hemmung der Phosphatrückresorption.
Dem sekundären Hyperparathyreoidismus liegt eine gestörte Kalziumho- möostase zugrunde. Die erhöhte Parathormonsekretion ist Antwort auf eine Hypokalzämie. Hier kann man renale und intestinale Ursachen unterscheiden. Durch verminderte Bildung von stoffwechselaktivem Vitamin D (1,25-[OH]2-D3) in der Niere (z. B. bei chronischer Niereninsuffizienz) erfolgt unter anderem eine mangelhafte intestinale Kalziumrückresorption.
Weiterhin wird durch die bei der Niereninsuffizienz meist vorliegende Azidose die renale Kalziumresorption gehemmt. Vor allem chronische Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts verhindern bei der sekundären intestinalen Form des Hyperparathyreoidismus eine ausreichende Kalziumresorption.
Der Begriff des tertiären Hyperparathyreoidismus wird dann angewendet, wenn die Nebenschilddrüsen nach längerem Bestehen eines sekundären Hyperparathyreoidismus eine Autonomie entwickeln und unabhängig von der Serum-Kalziumkonzentration vermehrt Parathormon produzieren.

47
Q

Wie sieht die Symptomatik beim primären Hyperparathyreoidismus aus?

A

Die Folgen eines primären Hyperparathyreoidismus (= HPT) lassen sich am besten in folgende Bereiche gliedern:
• Hyperkalzämiesyndrom
• urologisches Syndrom (Nephrolithiasis, Nephrokalzinose)
• Skelettsyndrom
• andere Begleiterkrankungen
Das Hyperkalzämiesyndrom umfasst die Symptome Gewichtsreduktion, Anorexie, Obstipation, Meteorismus, Polyurie und Polydipsie. Hornhauttrübungen sowie Kalkablagerungen an den Konjunktiven kommen vor. Im EKG sind QT-Verkürzungen, die von einer U-Welle gefolgt werden, zu beobachten. Weiterhin können sich neurologische Symptome (meist Somnolenz, Verwirrtheit) bis hin zum Koma entwickeln.
Von renaler Seite kommt es sehr häufig zur Nierensteinbildung (z. B. aus Kalziumphosphat oder Kalziumoxalat). Je länger der primäre HPT besteht, desto wahrscheinlicher wird das Auftreten einer Nephrokalzinose.
Der klassische Skelettbefund ist die Osteodystrophia cystica generalisata v. Recklinghausen. Neben Osteoporose und subperiostären Osteolysen treten lokalisiert Zysten in Form von sog. braunen Tumoren, bevorzugt in den langen Röhrenknochen, auf. Umschriebene Schmerzen oder eine Spontanfraktur können erste Symptome sein. Ulcus ventriculi et duodeni, Pankreatitis, Cholezystolithiasis und Hypertonie sind häufige Begleiterkrankungen des primären Hyperparathyreoidismus.

48
Q

Wie diagnostizieren Sie einen sekundären Hyperparathyreoidismus?

A

Die Symptome des renalen oder intestinalen Grundleidens stehen in den meisten Fällen im Vordergrund. So muss z. B. bei Niereninsuffizienz oder Malabsorptionssyndrom nach einem sekundären Hyperparathyreoidismus gesucht werden.
Röntgenologisch können die gleichen Knochenveränderungen vorkommen wie beim primären HPT, meist handelt es sich um Kombinationsbilder mit Veränderung der Knochenmasse und Mineralisationsstörungen. Sehr hilfreich für die Diagnose können Aufnahmen der Hand sein, die radial gelegene Resorptionszonen der Endphalangen zeigen können.
Ein erhöhter Parathormonspiegel lässt sich radioimmunologisch bestimmen. In ausgeprägten Fällen ist die alkalische Serum-Phosphatase erhöht. Eine vermehrte Ausscheidung von Hydroxyprolin und cAMP im Urin als Maß für den verstärkten Knochenumsatz ist nur beim intestinalen sekundä- ren HPT aussagekräftig. Bei Niereninsuffizienz ist auch die Ausscheidung von Hydroxyprolin und cAMP vermindert.

49
Q

Zählen Sie einige Krankheitsbilder auf, die bei der Differenzialdiagnose der Hyperkalzämie eine Rolle spielen.

A
Häufige Ursachen einer Hyperkalzämie sind: 
• Fehlbestimmung im Labor
• Knochenmetastasen bei Malignomen
• primärer Hyperparathyreoidismus
• Östrogentherapie bei Mammakarzinom
• paraneoplastisch (Bronchialkarzinom, Plasmozytom)
Seltene ätiologische Faktoren sind:
• Vitamin-D-Vergiftung, Dihydrotachysterol (A. T. 10®)-Überdosierung 
• Milch-Alkali-Syndrom
• Sarkoidose
• Hyperthyreose (!)
• Thiazidtherapie (!)
• Lithiumbehandlung
• Morbus Addison
• rheumatoide Arthritis
50
Q

Eine ausgeprägte Hyperkalzämie kann u. a. schwerwiegende kardiale Auswirkungen haben. Wie therapieren Sie eine ausgeprägte Hyperkalzämie medikamentös?

A

Neben Diuretika haben sich in den letzten Jahren Medikamente aus der Gruppe der Bisphosphonate durchgesetzt. Sie wirken u. a. stabilisierend auf die Osteoklasten.

51
Q

Wie definieren Sie einen Diabetes mellitus?

A

Der Diabetes mellitus ist eine hormonell bedingte Regulationsstörung vor allem des Kohlenhydratstoffwechsels, die auch den Eiweiß- und Fettstoffwechsel in Mitleidenschaft zieht.
Nüchternblutzuckerwerte > 120mg/dl (6,7mmol/l) und postprandialer 2-h-Blutzuckerwert > 180 mg/dl sprechen für einen Diabetes mellitus.
Man unterscheidet dabei primäre und sekundäre Diabetesformen, die durch unterschiedliche pathobiochemische und ätiologische Faktoren verursacht werden. Als grobe Einteilung der häufigsten Formen kann man von einem absoluten Insulinmangeldiabetes (juvenile Form, Typ 1) und von ei- nem relativen Insulinmangeldiabetes, bei verringerter Ansprechbarkeit der Körperzellen auf Insulin (Altersform, Typ 2), sprechen.

52
Q

Worüber würde ein junger Patient mit Typ-1-Diabetes-mellitus klagen, und worauf müssten Sie bei der Anamneseerhebung achten? Welche differenzialdiagnostischen Überlegungen sollten Sie anstellen?

A

Patienten mit DM Typ 1 klagen häufig über folgende Beschwerden:
• Müdigkeit, Schwindel
• gesteigerter Durst (Polydipsie) und Harnflut (Polyurie)
• Gewichtsabnahme trotz Heißhunger
• Oberbauchbeschwerden, Muskelkrämpfe
• Infektanfälligkeit
Das Leiden kann sich auch von einem Tag auf den anderen mit einem hyperglykämischen Koma manifestieren. Bei der Anamneseerhebung ist nach genetischer Belastung oder anderen Risikofaktoren (z. B. Medikamenteneinnahme, frühere Pankreatitiden) zu fragen. Die Differenzialdiagnose ist entsprechend der vielseitigen Symptomatik breit gefächert.
So ist z. B. bei höherem Gewichtsverlust und ausgeprägter Leistungsminderung an konsumierende Erkrankungen (Tbc, Lymphome, Leukosen etc.) zu denken. Auch eine Hyperthyreose muss ausgeschlossen werden. Bei vermehrtem Durst und Polyurie ist ein Diabetes insipidus in Erwägung zu ziehen. Die Diagnose eines manifesten Diabetes mellitus lässt sich allerdings schnell durch Blut- und Uringlukosebestimmungen sichern.

53
Q

Welche Blutglukosekonzentration muss vorliegen, damit eine Glukosurie auftritt?

A

Normalerweise wird die Glukose aus dem Primärfiltrat vollständig tubulär rückresorbiert. Wird allerdings das tubuläre Transportmaximum für Glukose überschritten, erscheint die Glukose schließlich im Endharn.
Die Plasmaschwellenkonzentration für Glukose beträgt ca. 180 mg/dl. Bei höheren Blutzuckerwerten als 180 mg/dl besteht bei normaler Nierenfunktion eine lineare Beziehung zwischen Blutglukosekonzentration und Glukoseausscheidungsrate im Urin. Für die diabetische Nephropathie mit ausgeprägter Nierenschädigung gilt die Nierenschwelle für Glukose nicht mehr.

54
Q

Stellen Sie bitte einen längerfristigen allgemeinen Therapieplan für einen Patienten mit juvenilem Diabetes mellitus auf. Was müssen Sie in diesem Zusammenhang alles beachten?

A

Eine akute Stoffwechselentgleisung erfordert die rasche Beseitigung der Hyperglykämie, der Ketose mit metabolischer Azidose und vor allem der Hypovolämie. Bei der Dauertherapie eines juvenilen Diabetes steht die Normalisierung des Blutzuckers im Vordergrund, um diabetische Spätkomplikationen wie Mikro- und Makroangiopathien zu vermeiden. Für eine erfolgreiche Therapie bedarf es der gründlichen Schulung und Zusammenarbeit des Patienten vor allem in Bezug auf diätetische und medikamentöse Maßnahmen. Auch soziale Aspekte sind einzuschließen.
Der Patient sollte sehr genau über seine Krankheit und den Verlauf informiert sein. Er muss die Bedeutung der regelmäßigen Blutzuckerselbstkontrollen und des Einhaltens seines individuellen Diätplans erkennen, um in Eigenmotivation mit seinem Therapeuten zu kooperieren. Eine intensive Körperpflege zur Vermeidung von Infektionen ist wichtig. Das Wirkungsprinzip des Insulins muss ihm genau erklärt werden.
Bei der Langzeittherapie des Typ-1-Diabetes mellitus wird ein möglichst gleichmäßiger Dauerschutz durch Verzögerungsinsulin erreicht und die nahrungsabhängigen Bedarfsspritzen werden durch Normalinsulin abgedeckt (Basis-Bolus-Konzept). Dieses Basis-Bolus-Konzept wird mit der Injektion eines lang wirkenden Insulins, abends oder zur Nacht, durchgeführt.
Die Insulin-Bolusgabe erlaubt eine flexible Lebensführung in Bezug auf Zeit und Menge der Nahrungsaufnahme sowie auf die körperliche Aktivität. Bei einer derartigen Führung des Diabetes unter Anwendung von Normalinsulin und Dosisselbstanpassung durch den Patienten spricht man von einer intensivierten Insulintherapie. Häufige Blutglukosekontrollen durch den Patienten sind unumgänglich. Am konsequentesten lässt sich das Basis-Bolus-Konzept durch steuerbare Insulinpumpen (subkutan) realisieren.

55
Q

Sie haben das Stichwort Insulin erwähnt. Können Sie bitte die Pharmakologie dieses Hormons verdeutlichen?

A

Insulin ist ein aus 51 Aminosäuren bestehendes Eiweißmolekül. Therapeutisch werden rekombinantes Humaninsulin und Insulinanaloga verwendet. Pharmakokinetisch entscheidend sind Initialeffekt, Wirkmaximum und Wirkdauer. Insuline werden eingeteilt in:
• kurz wirksame Insuline (Normalinsulin = Altinsulin): Wirkdauer ca. 30 min bis 6 h nach Injektion
• intermediär wirksame Insuline (NPH-Insulin) bzw. Verzögerungsinsuline: Wirkdauer bis zu 16 h nach Injektion
• lang wirksame Insuline: Wirkdauer über 24 h nach Injektion Gebräuchlich sind auch Mischpräparate aus Altinsulin und Intermediärinsulin. Weiterhin gibt es Unterschiede bezüglich der Herkunft, des Reinheitsgrades, des pHs der Lösung, des Aggregationszustandes, des notwendigen Depothilfsstoffs (z. B. Protamin) bei Verzögerungsinsulinen und der Konservierungsstoffe. Durch die Verwendung von Humaninsulin sind Fälle von Insulinallergie selten geworden.

56
Q

Welches Insulin wird im Rahmen der kausalen Therapie eines ketoazidotischen Komas beim Diabetes mellitus eingesetzt?

A

Aufgrund der guten Steuerbarkeit wird in der Regel Altinsulin verwendet.

57
Q

Wie hängen Insulinresistenz und Diabetes Typ 2 zusammen?

A

Diese Diabetesform ist auch unter dem Namen Erwachsenendiabetes bekannt. Man findet ein vermindertes und verzögertes Ansprechen der B-Zellen der Langerhans-Inseln auf Sekretionsreize sowie eine Resistenz der Erfolgsorgane auf Insulin. Ein längeres subklinisches Stadium geht dem manifesten Diabetes um Jahre voraus. Ein wesentlicher Faktor für die Manifestation des Diabetes Typ 2 ist die Fettsucht. Nicht selten stehen Beschwerden vonseiten der Spätkomplikationen am Anfang. Ferner begünstigen fieberhafte Erkrankungen, Operationen oder andere Traumen die Entgleisung des bisher normalen Stoffwechsels.
Merke: 90 % aller Diabetiker weisen einen Diabetes Typ 2 auf.

58
Q

Wie würden Sie eine ältere, übergewichtige, nichtinsulinpflichtige Typ-2-Diabetikerin diätetisch beraten?

A

Zunächst muss der Patientin erklärt werden, wie effektiv Diätmaßnahmen sein können. Je nach Stoffwechselzustand kann durch Reduktion des Körpergewichts und einen individuell erstellten Diätplan die Insulinsensitivität verbessert und eine Heilung herbeigeführt werden.
Bei dieser Patientin wäre es ratsam, eine Kalorienbegrenzung vorzunehmen, die eine Energiemenge vorsieht, die dem physiologischen Bedarf entspricht und zur Gewichtsreduktion führt. Der Grundumsatz beträgt im Allgemeinen 1 kcal pro kg Sollgewicht pro Stunde (d. h. bei ca. 70 kg KG bei 170 cm Körpergröße genügen 1.700 kcal/d).
Natürlich kann man nicht einfach starre Schemata anwenden, sondern muss die bisherigen Ernährungsgewohnheiten, die Akzeptanz und die Umsetzbarkeit im Tagesablauf der Patientin berücksichtigen. Bei der Erstellung des Diätplans werden die Kohlenhydratmengen in Broteinheiten (1 BE = 12g Kohlenhydrate) angegeben, um den Austausch einzelner Bausteine zu erleichtern. Die Nährstoffrelationen Eiweiß : Fett : Kohlenhydrate sollten bei etwa 15–20 % : 30 % : 45–55 % der Gesamtnahrungszufuhr liegen. Wichtig ist eine ballaststoffreiche Kost, aufgeteilt in mehrere kleine Mahlzeiten.
Nahrungsmittel, die zu einem schnellen Blutzuckeranstieg führen, wie Honig, Schokolade und Fruchtsäfte, sind in der Diät nicht gestattet. Alkohol ist begrenzt zu konsumieren (nicht nur wegen des Diabetes), da dessen hoher Energiegehalt berücksichtigt werden muss. Kalorienfreie Süßstoffe sind der Patientin zu empfehlen.

59
Q

Welche oralen Antidiabetika kennen Sie?

A

Zu den oralen Antidiabetika gehören die Biguanide, die Sulfonylharnstoffe, die α-Glukosidasehemmer, die Glitazone und die Glinide (› Tab. 7.4)
Tab. 7.4 Übersicht über orale Antidiabetika
Gruppe : Wirkung, Indikation, Nebenwirkungen
Biguanide (Metformin)
Glukoseresorption im Darm verzögert
hepatische Glukoneogenese gehemmt
adipöse Typ-2-Diabetiker
gastrointestinale Beschwerden Cave: Laktatazidose bei eingeschränkter Nierenfunktion

Sulfonylharnstoffe (z. B. Glibenclamid)
Stimulierung der körpereigenen Insulinsekretion
noch vorhandene Insulinsekretion; unzureichende Senkung des BZ trotz Diät und Gewichtsreduktion
cholestatischer Ikterus, Allergien, protrahierte Hypoglykämie

α-Glukosidasehemmer (z. B. Acarbose)
med. Erzeugung eines Malabsorptionssyndroms
Hemmung der Kohlenhydratresorption
Reduktion postprandialer BZ- Spitzen bei stark schwankendem BZ-Tagesprofil
Blähungen, Völlegefühl, passagere Diarrhöen

Glitazone (z. B. Pioglitazon)
Insulinsignalverstärkung in Fett-, Muskel-, Leberzellen mit nachfolgend vermehrter Glukoseaufnahme
Aufgrund von Sicherheitsbedenken Verschreibung nur noch in Ausnahmefällen
kardiovaskuläre NW, Lebertoxizität, erhöhte Inzidenz von Blasenkarzinomen, Ödeme, Hb-Abfall, Gewichtszunahme

Glinide (z. B. Repaglinid)
rasche und kurzfristige Insulinfreisetzung
Typ-2-Diabetes mit Insulinresistenz, wenn Diät und Bewegung nicht ausreichen
Hypoglykämie, Übelkeit, Obstipation, Sehstörungen

Gliptine z.B. Sitagliptin (Januvia)
DPP-4-Hemmer, Insulinsekretion aus Betazellen der Langerhansinseln in Abhängigkeit von der Glukose-Konzentration nimmt zu.
unzureichende Senkung des BZ trotz Diät, Bewegung und Gewichtsreduktion
am häufigsten Übelkeit, Schläfrigkeit, GIT-Symptome

60
Q

Erzählen Sie uns bitte etwas über das diabetische Spätsyndrom.

A

Das diabetische Spätsyndrom umfasst chronische Komplikationen durch Vaskulopathien und Neuropathien an verschiedenen Körperabschnitten.
Die langjährige Hyperglykämie führt zu:
• verstärkter Glykosylierung verschiedener Proteine, die dadurch Änderungen in ihrer Funktion aufweisen
• intrazellulärer Anhäufung von Sorbit, die zur Ausbildung eines osmotischen Gradienten und dadurch zur verstärkten Wassereinlagerung führt
• Veränderungen an Kapillarwänden, an den Blut- und Plasmabestandteilen und an den Fließeigenschaften des Blutes
• einer diabetischen Mikroangiopathie der Niere, die zur Glomerulosklerose
(Kimmelstiel-Wilson) und/oder zur diabetischen Nephropathie (Pyelonephritis: Papillennekrosen usw.) führt
• einer Retinopathie, die sich durch Mikroaneurysmen, Netzhautablösungen, Hämorrhagien, intraretinale Exsudate und Kapillarverschlüsse auszeichnet. Weiterhin können Glaskörperblutungen entstehen. Eine diabetische Katarakt und die Entwicklung eines sekundären Glaukoms sind häufig.
Die diabetischen Neuropathien sind die wahrscheinlich häufigsten Komplikationen. Sie werden eingeteilt in:
• periphere, symmetrische, vorwiegend sensible Polyneuropathien
• Mononeuropathien Paresen
• Neuropathien des autonomen Nervensystems
Die sensible Polyneuropathie kündigt sich durch Taubheitsgefühl und Kribbelparästhesien an. Klinisch sind das Fehlen des Achillessehnenreflexes und eine Abschwächung des Vibrationsempfindens charakteristisch.
Typisch für die diabetische Makroangiopathie sind der vorzeitige Beginn und der progrediente schwere Verlauf, weil der Diabetes mellitus Typ 2 meistens nicht allein, sondern begleitet von anderen Risikofaktoren für Arteriosklerose au ritt wie Hypertonie und Adipositas. Das klinische Bild ist gekennzeichnet durch:
• pAVK
• koronare Herzkrankheit
• zerebrale Durchblutungsstörungen
Eine häufige Spätkomplikation ist der diabetische Fuß, der bei älteren Diabetikern mit langer Krankheitsdauer und schlechter Stoffwechseleinstellung vorkommt. Pathogenetisch ist das Zusammenspiel von Makroangio- und Neuropathie von Bedeutung, das zu Infektionen, Ulzera, Gangrän und Gelenkveränderungen führt.

61
Q

Was ist das HbA1C und wozu nützt es dem Kliniker?

A

Das HbA1C ist ein glykosyliertes Hämoglobin, das bei der Langzeitbetreuung von Diabetikern eine Rolle spielt. Der Anteil des HbA1C be- trägt normalerweise 5–7 % am Gesamthämoglobin.
Die Konzentration der glykosylierten Hämoglobine informiert den Arzt über die längerfristig zurückliegende (ca. 3 Monate, entsprechend der Lebenszeit der Erythrozyten) Blutzuckereinstellung und Compliance des Patienten. Diese Messgröße ist dann sinnvoll, wenn sie in größeren Abständen kontrolliert und je nach Wert die Therapie darauf eingestellt wird.

62
Q

Wie äußern sich hypoglykämische Zustände und welche Ursachen können vorliegen?

A

Hypoglykämische Zustände liegen vor, wenn Blutglukosekonzentrationen unter 50 mg/dl (2,8 mmol/l) bestehen. Folgende klinische Zeichen können auftreten:
• Tachykardie, Krämpfe
• kalter Schweiß
• Parästhesien und Unruhe
• Lähmungen
• Konzentrationsschwäche, Zittern, Angst, Koma
Eine länger andauernde Hypoglykämie kann wegen der Glukoseabhängigkeit des ZNS zu bleibenden neurologischen Schäden führen. Eine Hyperinsulinämie, die autonom bei organischem Hyperinsulinismus, reaktiv auf Sekretionsreize oder exogen durch Insulinzufuhr und orale Antidiabetika hervorgerufen wird, stellt die häufigste Ursache einer Hypoglykämie dar. Durch die Hemmung der Glykogenolyse kommt es nach Alkoholabusus oft zu hypoglykämischen Zuständen. Seltenere Ursachen sind Glykogenosen und die Nebennierenrindeninsuffizienz.

63
Q

Bei der Insulintherapie ist unter anderem auf den Injektionsort zu achten. Was wissen Sie diesbezüglich?

A

Injektionen in den Bauch werden im Allgemeinen schnell resorbiert. Injektionen in den Oberschenkel werden langsam resorbiert und sollten abends erfolgen. Injektionen in den Oberarm werden nicht mehr durchgeführt.

64
Q

Können Sie uns etwas über die Ätiologie der Gicht erzählen?

A

Die Gicht ist eine Störung des Harnsäuremetabolismus, die mit Harnsäureablagerungen in verschiedenen Geweben und Organen einhergeht. Ätiologisch unterscheidet man die primäre Gicht, die familiär gehäuft vorkommt, von der sekundären Gicht, die symptomatisch bei vermehrtem Uratanfall infolge gesteigerter Zytolyse oder renaler Ausscheidungsstörung au ritt. Ab der kritischen Harnsäurekonzentration von 6,4 mg/dl im Serum kommt es vor allem in den extrazellulären Flüssigkeitsräumen zur Ausfällung und Ablagerung von Urat.
Die meisten Fälle einer manifesten Gicht sind durch eine genetische Störung der renalen tubulären Harnsäuresekretion bedingt. Eine gesteigerte Harnsäurebildung kann Folge einer fleisch- und fischreichen Ernährung (d. h. reich an Purinen) sein. Deshalb ist die Gicht eine Krankheit der Wohlstandsgesellschaft. Als weiterer pathogenetischer Faktor ist der Alkoholkonsum in Betracht zu ziehen, da die nach Alkoholabusus auftretende Laktatazidose die renale Harnsäureausscheidung inhibiert.
Der vermehrte Zellabbau bei der zytostatischen oder radiologischen Therapie von Hämoblastosen ist eine häufige Ursache einer uratbedingten Niereninsuffizienz oder eines akuten Gichtanfalls.

65
Q

Wie äußert sich ein akuter Gichtanfall? Wie stellt man die Sofortdiagnose? Welche Therapie wird eingeleitet?

A

Folgende Kennzeichen sind für einen akuten Gichtanfall typisch:
• plötzlicher Beginn aus voller Gesundheit
• Beschränkung auf ein Gelenk
• enorme Schmerzhaftigkeit
• Entzündungsreaktion mit Rötung und Schwellung
• meist Männer ab dem 25. Lebensjahr betroffen
• oft nächtlicher Anfall (nach reichhaltigem Abendessen)
Manchmal kommen unspezifische psychische, gastrointestinale und muskel- rheumatische Prodromi vor. Meist ist das Großzehengrundgelenk als Monarthritis (= Podagra) betro en. In ca. 10–20 % der Fälle sind Sprunggelenke, Fingergelenke (= Chiragra), Fußwurzelgelenke oder Kniegelenke (= Gonagra) Manifestationsort eines akuten Gichtanfalls.
Bei Auftreten der geschilderten Symptome ist die Diagnose „Gichtanfall“ sehr wahrscheinlich. Unterstützende Gesichtspunkte sind die Schilderung früherer Attacken, Angaben über Symptomfreiheit zwischen den Anfällen und gelegentlich die Feststellung eines auslösenden Ereignisses (Festessen, Alkoholgenuss, Trauma). Bei Gichtanfällen werden weiterhin eine Hyperurikämie (Harnsäure oft > 9mg/dl), Allgemeinsymptome (Krankheitsgefühl, Fieber, Tachykardie) und erhöhte Entzündungszeichen (Leukozytose, BSG, C-reaktives Protein) gefunden.
Der akute Gichtanfall kann mit Colchicin, 4 mg in 4 h, von da ab 2-stdl. 0,5–1 mg bis zur deutlichen Besserung kupiert werden. Nichtsteroidale Antiphlogistika wie Diclofenac, Indometacin und Phenylbutazon sind ebenfalls zuverlässig wirksam, haben jedoch nicht die di erenzialdiagnostische Bedeutung wie Colchicin (Wirksamkeit von Colchicin beweist praktisch eine Gicht). Ziel jeder Anfallsbehandlung ist die Besserung der Beschwerden nach 24 h und die Schmerzfreiheit nach 2–3 Tagen. Als Lokaltherapie werden die betroffenen Gelenke gekühlt (Eisbeutel).

66
Q

Wie sieht die Dauerbehandlung der Gicht aus?

A

Die Behandlung umfasst die urikostatische und urikosurische Pharmakotherapie, die Diät, die Alkoholabstinenz, die Physiotherapie und evtl. die operative Behandlung von Tophi und Gelenkdeformitäten bei fortgeschrittener Gicht. Verfolgt wird die Dauertherapie durch Beobachtung des Plasmaharnsäurespiegels, der zuverlässig in den oberen Normbereich (ca. 5,5 mg/dl) gebracht und dort gehalten werden muss. Allopurinol ist ein Xanthinoxidasehemmer, der die Harnsäurebildung verringert. Die tägliche Dosis liegt bei 100–300 mg.
Probenecid und Benzbromaron sind die wichtigsten urikosurisch wirksamen Medikamente, die bei ausreichender Dosierung (Probenecid 0,5–3 g/d, Benzbromaron 100 mg/d) die tubuläre Harnsäurerückresorption vermindern und so ihre Ausscheidung fördern. Alkalipräparate und reichliche Flüssigkeitszufuhr sollen zu Beginn einer urikosurischen Behandlung Harnsäuresteine verhüten. Die Diät bei Gichtkranken verfolgt in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit drei Ziele:
• Verringerung der Purinzufuhr
• Normalisierung des Körpergewichts
• Einschränkung alkoholischer Genüsse
Durch die Kombination der genannten Maßnahmen ist eine erfolgreiche Therapie der Hyperurikämie und ihrer Folgeerscheinungen an Gelenken, Weichteilen und Nieren möglich.

67
Q

Was sind Porphyrien? Geben Sie bitte einen groben Überblick über Ätiologie und Klassifizierung.

A

Porphyrien sind Stoffwechselerkrankungen, die durch eine Störung der Porphyrinogen- bzw. Hämbiosynthese verursacht sind. Man unterscheidet eine akute hepatische Porphyrie mit einem abdominal-neurologisch-kardiovaskulären Syndrom von den chronisch-hepatischen und erythropoetischen Porphyrien, die sich besonders durch Hautsymptome (Lichtdermatosen) auszeichnen.
Bei den erythropoetischen und hepatischen Porphyrien liegt eine angeborene primäre enzymatische Störung bzw. ein durch toxische Einflüsse auslösbarer Enzymmangel vor. Selten ist die kongenitale erythropoetische Porphyrie bei autosomal-rezessivem Erbgang (= Morbus Günther) mit verminder- ter Aktivität der Uroporphyrinogen-III-Cosynthetase.
Als häufigste akute Porphyrie gilt die hepatische intermittierende Porphyrie, die durch bestimmte Medikamente, Alkohol, Hunger und Infektionen ausgelöst wird (Vererbung: autosomal-dominant). Es liegt ein Mangel an Porphobilinogen-Deaminase vor mit resultierender Erhöhung der Delta- Aminolävulinsäure- und der Porphobilinogenausscheidung im Urin.
Die Porphyria cutanea tarda ist die häufigste Porphyrieform. Alkoholabusus, die Einnahme hormoneller Kontrazeptiva sowie Leberschäden z. B. bei Hepatitis-C-Infektionen sind wichtige Manifestationsfaktoren. Ursache ist eine verminderte Uroporphyrinogen-III-Decarboxylase-Aktivität in der Leber. Weiterhin ist die Bleivergiftung zu nennen, die eine toxisch bedingte sekundäre Porphyrie darstellt.

68
Q

Die akute hepatische Porphyrie ist ein „Chamäleon“ in der Inneren Medizin. Nennen Sie wichtige differenzialdiagnostische Überlegungen.

A

Die relativ häufige akute hepatische Porphyrie führt zu einem abdominal-neurologisch-kardiovaskulären Symptomkomplex. Das Manifestationsalter liegt vorwiegend in der 3. Lebensdekade. Meist liegen folgende Symptome vor:
• Polyneuropathie, psychische Störungen (oft als Psychosen imponierend) • Hypertonie und Tachykardie
• rot nachdunkelnder Urin
• kolikartige Bauchschmerzen
Folgende Überlegungen kommen als wichtigste Differenzialdiagnosen in Betracht:
• abdomineller Komplex: akutes Abdomen bei Ileus, Pankreatitis und Appendizitis, Cholezystitis, Urolithiasis, Ulcus ventriculi et duodeni, Peritonitis, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
• neurologisch-psychiatrischer Komplex: Depression, Neurosen, Psychosen aller Art, Epilepsie und Intoxikationen mit zerebraler Manifestation
• kardialer Bereich: Angina pectoris, Myokardinfarkt und Myokarditis Entscheidend ist, überhaupt an eine Porphyrie zu denken. Obwohl Suchtests auf Porphobilinogene (Hoesch-Test oder Schwartz-Watson-Test) im Urin im akuten Stadium fast immer positiv ausfallen, ist die Diagnose im Intervall nur durch spezifische Metabolitenuntersuchung in Urin, Serum und Stuhl sicherzustellen.

69
Q

Wie diagnostizieren Sie eine akute Bleivergiftung, und welche Therapiemöglichkeiten stehen Ihnen zur Verfügung?

A

Die Symptomatik einer Bleiintoxikation ist ähnlich der einer akuten hepatischen Porphyrie (d.h. Koliken, Erbrechen, Paresen, Polyneuritis, Hypertonie und Tachykardie). Differenzialdiagnostisch wichtig sind eine in 90 % der Fälle von Bleiintoxikation auftretende Anämie und eine basophile Tüpfelung der Erythrozyten.
Die Hämbiosynthese wird an mehreren Stellen gehemmt (z. B. Porphobilinogen-Synthetase). Es kommt zum Auftreten von Porphyrinderivaten im Harn. Zur Diagnose gehört stets die Bestimmung des Bleispiegels im Blut. Zur Entfernung des Bleis hat sich die Applikation chelatbildender Verbindungen bewährt, die mit Blei wasserlösliche Verbindungen eingehen und renal ausgeschieden werden. Dazu gehören Na-EDTA und D-Penicillamin.

70
Q

Bei welchem Krankheitsbild tritt ein sog. Bronzediabetes auf?

A

Der Bronzediabetes ist eine Organkomplikation bei der Hämochromatose. Die Hämochromatose ist eine durch vermehrte Eisenspeicherung in verschiedenen Organsystemen wie Leber, Pankreas, Herz etc. verursachte Stoffwechselkrankheit, die in eine primäre und sekundäre Form eingeteilt wird:
• primäre Hämochromatose: autosomal-rezessiv vererbt, Männer erkranken wesentlich häufiger als Frauen. Durch einen Enzymdefekt in der Dünndarmschleimhaut wird zu viel Eisen resorbiert und vor allem in den parenchymatösen Organen (Leber) gespeichert.
• sekundäre, erworbene Hämochromatose: Vermehrtes Eisenangebot, z.B. durch Transfusionen, kann vom Körper nicht ausgeschieden werden und wird hauptsächlich in der Leber deponiert.
Die Eisenablagerung erfolgt in Form von Ferritin und Hämosiderin, wobei sich eine langsam progrediente Funktionsstörung der betroffenen Organe entwickelt. Zum Vollbild gehören:
• Pankreasuntergang → Diabetes mellitus
• Leberzirrhose
• Splenomegalie
• Herzbeteiligung (Arrhythmien) sekundäre Kardiomyopathie
• Hodenatrophie → endokrinologische Störungen
• Arthropathie der kleinen und großen Gelenke
• graubraune Hautfärbung („Bronze“)

71
Q

Nennen Sie einige diagnostische Kriterien für die Hämochromatose. Welche Therapie würden Sie vorschlagen?

A

Neben einer gestörten Leberfunktion ist eine Erhöhung des Serum-Eisens, der Transferrinsättigung und des Serum-Ferritins nachweisbar. Der Nachweis von abgelagertem Gewebeeisen erfolgt durch Biopsien aus Haut, Leber, Knochenmark oder Gelenken. Eine diabetische Stoffwechsellage zeigt sich im Glukosebelastungstest.
Das Behandlungsprinzip bei der primären Hämochromatose ist die Verringerung der Eisendepots im Körper. Angestrebt wird eine Verringerung des Serum-Ferritins auf < 50 μg/l. Im Vordergrund steht eine regelmäßige Aderlasstherapie, bei der ca. 250 mg Eisen pro 500 ml Blut entfernt werden. Die Aderlässe werden 1- bis 2-mal pro Woche durchgeführt. Dabei müssen Blutbild und Eisenstoffwechselproteine laufend kontrolliert werden. Meist wird der Chelatbildner Deferoxamin eingesetzt, um eine Erhöhung der Eisenausscheidung zu erzielen.

72
Q

Wie sieht die Prognose einer unbehandelten Hämochromatose aus?

A

Unbehandelt führt die Hämochromatose zum Tod (30% Herzinsuffizienz, 30 % hepatozelluläres Karzinom, 30 % Leberinsuffizienz). Im Gegensatz dazu haben rechtzeitig behandelte Patienten eine normale Lebenserwartung.

73
Q

Welche bösartigen Tumoren sind häufig hormonabhängig?

A

Das Prostatakarzinom und das Mammakarzinom sind häufig hormonabhängig. Beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom besteht die Therapie u.a. aus der operativen oder medikamentösen Kastration. In 80% der Fälle kann für einige Zeit eine Remission (komplett oder inkomplett) erreicht werden.

74
Q

Beschreiben Sie bitte stichwortartig einige hormonale Regelkreise mit Steuerung über Rückkopplung.

A

Folgende Regelkreise werden über Rückkopplung gesteuert:
• Blutdruck ↓ → Renin ↑→ Angiotensin ↑ und → Aldosteron ↑ Blutdruck ↑
• Testosteron ↓ → LH-RH ↑ → LH ↑ → Testosteron ↑
• Thyroxin ↓ → TRH ↑ → TSH ↑ → Thyroxin ↑

75
Q

Welches Hormon ist für die Stimulation des Follikels im Ovar bzw. für die Reifung der Spermien verantwortlich?

A

Das follikelstimulierende Hormon (FSH) aus dem Hypophysenvorderlappen ist entscheidend an der generativen Gonadenfunktion beteiligt (LH steuert Gestagen-/Testosteronbildung).

76
Q

Es stellt sich ein hochgewachsener Jugendlicher mit Gynäkomastie vor (› Abb. 7.5). Seit einiger Zeit klagt er über Rückenbeschwerden. Die Hoden sind klein und fest. Schambehaarung und Bartwuchs fehlen.
Was vermuten Sie?

A

Offenbar liegt ein Testosteronmangelsyndrom vor. Mit einer Prävalenz von 0,2% ist der Morbus Klinefelter die häufigste angeborene Form des männlichen Hypogonadismus. Bei 80 % der Patienten besteht ein 47XXY-Karyotyp. Die adäquate Therapie ist die Testosteronsubstitution mit täglicher Gelapplikation auf die Haut oder eine Depotinjektion i.m. alle 3 Monate.

77
Q

Welchen Bezug weist der Rundrücken des Patienten zum Testosteronmangel auf?

A

Zunehmender Rundrücken und in die Beine ausstrahlende Schmerzen sind Symptome einer Osteoporose der Wirbelsäule bei beiden Geschlechtern. Normalerweise wird beim Mann das endogene Testosteron durch die Aromatase in knochenanaboles Östrogen umgewandelt. Beim männlichen Hypogonadismus ist dies nicht adäquat möglich. Östrogene sind für den Knochenerhalt bzw. -au au für beide Geschlechter relevant. Bei Frauen besteht nach der Menopause ein altersassoziierter Östrogenmangel, was die häufige Prävalenz der weiblichen Osteoporose erklärt.

78
Q

Beschreiben Sie bitte eine klassische Einteilung der Hyperlipoproteinämien.

A
Hyperlipoproteinämien sind Phänotype des metabolischen Stoffwechsels der Blutfette, die durch Akkumulation verschiedener Lipoproteine im Kreislauf gekennzeichnet sind. Diese werden aufgrund der spezifischen Lipoproteinklasse, die im Kreislauf erhöht ist, in sechs Gruppen eingeteilt (› Tab. 7.5).
Tab. 7.5 Einteilung der Hyperlipoproteinämien
Typ : Name Proteinabnormalität Akkumulierende Lipoproteine
I
exogene Hypertriglyzeridämie
Mangel an Lipoprotein, Lipase und Apo C-II
Chylomikrone +/– VLDL
IIa
familiäre Hypercholesterinämie
abnormaler LDL-Rezeptor
LDL
IIb
gemischte familiäre Hypercholesterinämie
Überproduktion von VLDL
LDL und VLDL
III
familiäre Dysbetalipoproteinämie
abnormales Apoprotein E
IDL
IV
endogene Hypertriglyzeridämie
?
VLDL +/– Chylomikrone
V
gemischte exogene/endogene Hypertriglyzeridämie
partialer Mangel an Lipoprotein, Lipase
VLDL +/– Chylomikrone
79
Q

Können Sie einige klinische Befunde dieser Hyperlipoproteinämien beschreiben?

A
  • Typ I: Die primäre Form ist durch Hepatosplenomegalie, eruptive papulöse Xanthome und Arcus lipoides charakterisiert.
  • Typ IIa und IIb: Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie demonstrieren Xanthome an den Strecksehnen der Hände und den Achillessehnen, Arcus senilis und markante Xanthelasmen.
  • Typ III: Häufig sieht man tuberöse, insbesondere periartikuläre Xanthome. Bei der familiären Dysbetalipoproteinämie finden sich gelegentlich gelbliche Handlinien.
  • Eruptive Xanthome treten auch bei Typ IV und V der Hyperlipoproteinämien auf.
80
Q

Was verstehen Sie unter einer Serumtrübung?

A

Triglyzeridreiche Lipoproteine, d.h. Chylomikrone und VLDL- Partikel, verursachen eine Serumtrübung bis hin zur milchigen Veränderung. Die Serumtrübung beginnt ab einem Triglyzeridgehalt von 400–500 mg/dl. Bei der exogenen Hypertriglyzeridämie (Typ I) kommt es zur Abrahmung der Chylomikronen am Meniskus des Reagenzglases nach 12 h Stehenlassen des Serums. Die gemischte exogene/endogene Hypertriglyzeridämie (Typ V) ist durch partielle Abrahmung der Chylomikronen am Meniskus charakterisiert, denn die VLDL-Partikel bleiben in Lösung und verursachen den trüben Überstand.

81
Q

Können Sie einige Medikamente beschreiben, die Cholesterin und Triglyzeride reduzieren? Nennen Sie auch mögliche Nebenwirkungen dieser Pharmaka.

A

Die sog. Fettsenker sind Statine (HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren), Nikotinsäure, Gallensäurebinder und Fibrate (› Tab. 7.6).
Folgende Nebenwirkungen sind bekannt:
• Nikotinsäure: Flush, Hautausschlag, gastrointestinale Krämpfe, Übelkeit und Bauchschmerzen
• Gallensäurebinder: Flatulenz, Obstipation
• Statine: Hepatitis, Myopathie, sehr selten Rhabdomyolyse
• Fibrate: Myopathie, Muskelnekrosen, Cholelithiasis.
Tab. 7.6 Medikamente und Hyperlipoproteinämie
Lipoprotein Nikotinsäure Gallensäurebinder Statine Fibrate
Chylomikrone
reduziert ? +/– ? reduziert
VLDL
reduziert +/– oder erhöht +/– reduziert
IDL
reduziert +/– oder erhöht reduziert reduziert
LDL
reduziert reduziert reduziert +/– oder erhöht
HDL
erhöht +/– oder erhöht erhöht +/– oder erhöht