11 Infektionskrankheiten Flashcards

1
Q

Der Trend zu Fernreisen ist in Deutschland weiter ungebrochen. Eine 45-jährige Touristin, seit 2 Wochen aus Mexiko zurückgekehrt, kommt mit anhaltendem Fieber über 39 °C, Benommenheit, Gliederschmerzen und Obstipation zu Ihnen.
Wie gehen Sie diagnostisch vor?

A

Bei dieser Anamnese würde man an eine Infektionskrankheit denken. Nach einer gründlichen körperlichen Untersuchung werden als Standard folgende Untersuchungen eingeleitet:
• Blut-, Stuhlkulturen
• Serologie auf häufige Infektionskrankheiten
• Sonografie des Abdomens
• Röntgen-Thorax

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2
Q

Außer Fieber und Obstipation fallen bei der Patientin eine Bradykardie, Hauterscheinungen auf Bauch und Flanke und eine mäßige Splenomegalie auf.
Woran denken Sie und wie sichern Sie Ihren Verdacht?

A

Es könnte sich um Typhus oder Parathyphus in einem relativ frühen Stadium, ca. 10 Tage nach der Infektion, handeln. Die Erreger sind Salmonella typhi oder paratyphi.

Da in den ersten 3 Wochen eine Bakteriämie besteht, fertigt man wiederholt Blutkulturen an. Der Erregernachweis aus dem Stuhl gelingt erst nach der 2. Krankheitswoche. Die serologische Diagnostik (Gruber-Widal-Reaktion) ist von untergeordneter Bedeutung, da erst 2–3 Wochen nach Infektion signifikante Titerbewegungen (mind. 2-fache Titerbestimmung) zu erwarten sind.

Bei der Bewertung der Titeranstiege ist zu bedenken, dass Salmonellen der verschiedenen Gruppen O-Antigene gemeinsam haben. Frühere Impfungen können niedrige Basistiter hinterlassen.
Klinisch richtungweisend sind neben dem Auftreten von Roseolen an der Haut das Fehlen von eosinophilen Leukozyten im Blutausstrich bei Leukopenie trotz septischen Krankheitsbilds.

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3
Q

Die abgenommenen Blutkulturen ergeben einen positiven Befund (Salmonella typhi). Was veranlassen Sie als Nächstes?

A

Die Patientin wird auf einer Infektionsabteilung isoliert. Weiterhin ist eine Meldung an das Gesundheitsamt zu veranlassen.
Als wirksame antibiotische Therapeutika gelten:
• Ciprofloxacin, Levofloxacin (Gyrasehemmer)
• Cephalosporine der 3. Generation
Die Therapie wird meist 10–14 Tage nach Entfieberung fortgesetzt, um einem Dauerausscheidertum vorzubeugen. Dennoch kommt es 2–3 Wochen nach Therapieende häufig zu Rezidiven.

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4
Q

Gibt es zur Prophylaxe eine Impfung gegen Typhus?

A

Eine dreizeitige orale Schutzimpfung mit einem attentuierten Lebendstamm verleiht für ca. 1 Jahr einen 60- bis 80-prozentigen Impfschutz. Die Impfung ist gut verträglich und sollte ca. 14 Tage vor Beginn einer Reise abgeschlossen sein.

Auch ein parenteraler Totimpfstoff (Vi-Polysaccharid-Impfung) steht zur Verfügung mit einer Ansprechrate von 55–75%. Die Schutzdauer liegt bei 2–3 Jahren.

Merke: Parallele Antibiotikatherapie oder Malariaprophylaxe machen die Schluckimpfung wirkungslos!

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5
Q

Die sog. Salmonellosen sind wesentlich häufiger als ein Typhus. Nennen Sie Kernpunkte der Diagnose und der Therapie.

A

Es gibt mehr als 2.000 Spezies von enteritischen Salmonellen. Sie werden über die O-Antigene in Gruppen eingeordnet und über H-Antigene als spezielle Typen gekennzeichnet (z. B. S. typhimurium). Die Aufnahme der Keime erfolgt durch kontaminierte Lebensmittel bei einer Inkubationszeit von ca. 8–48 Stunden. Der Beginn der Erkrankung erfolgt mit Durchfällen meist in noch erkennbarem Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme.

Die Diagnose gelingt über eine Stuhlkultur, bei Fieber evtl. auch Blutkultur. Der Nachweis von Antikörpern im Blut gelingt eher nicht. Die Krankheitsdauer beträgt ca. 4–7 Tage, wobei eine Ausscheidung der Erreger über den Stuhl ca. 30 Tage möglich ist.
Die Therapie ist symptomatisch mit Flüssigkeitsersatz – bei Fieber Cotrimoxazol oder Chinolone.

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6
Q

Wie erkrankt man an einer bakteriellen Ruhr? Beschreiben Sie Pathophysiologie und Klinik dieser Infektionskrankheit.

A

Die bakterielle Ruhr ist eine durch Shigellen, vor allem durch Shigella dysenteria und Shigella sonnei, verursachte meldepflichtige Darminfektion. Der Mensch, als Erkrankter oder Ausscheider, stellt das alleinige Erregerreservoir dar. Der direkte Kontakt mit durch Shigellen verunreinigten Händen oder Gegenständen spielt in Europa die wichtigste ätiologische Rolle. Die Erkrankung betrifft vorwiegend Kinder.

In der 1- bis 3-tägigen Inkubationszeit vermehren sich die Shigellen im unteren Dünndarm und Dickdarm. Durch ihr Exotoxin und Enterotoxin induzieren sie in den ersten Krankheitstagen Abdominalkrämpfe, Fieber, wässrige Durchfälle, Übelkeit und Erbrechen. Anschließend rufen sie durch eine Invasion der Darmschleimhaut eine fibrinös-ulzeröse Kolitis mit blutig- schleimigen Durchfällen hervor.

Neben der Korrektur des Elektrolyt- und Wasserhaushalts werden therapeutisch Ampicillin i. v. oder Chinolone eingesetzt.

Das Vollbild der Erkrankung dauert ca. 1–2 Wochen und heilt dann meist aus. Vital gefährdet sind während dieser Zeit durch die Exsikkose vor allem alte Patienten und Kinder. Die Shigellen-Ausscheidung sistiert in der Regel nach einem Monat, Dauerausscheider kommen vor.

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7
Q

Zu welchen Komplikationen kann es im Verlauf einer Shigellose kommen? Wie können wir davon ausgehen, dass es sich bei der erwähnten klinischen Symptomatik um eine bakterielle Ruhr und nicht um eine Amöbiasis handelt?

A

Die Hauptkomplikationen der bakteriellen Ruhr können in fünf Punkte untergliedert werden:
• Schock und Exsikkose durch Elektrolyt- und Wasserverlust (besonders relevant bei Kindern und alten Menschen)
• Perforation von Darmulzerationen mit nachfolgender Peritonitis
• von Darmulzera ausgehende Bakteriämie durch Darmbakterien (z. B. Streptokokken, E. coli)
• Shigellen-Rheumatoid: Arthritis der großen Gelenke, häufig begleitet von Urethritis und Konjunktivitis, häufig bei HLA-B27-positiven Patienten
• durch Shiga-Toxin induziertes HUS

Im Gegensatz zur Amöbiasis, bei der Antikörper zu finden sind, hat die Serologie bei der Shigellenruhr keine Aussagekraft. Vielmehr beweist der bakteriologische (Rektalabstrich mit Wattebausch) und biochemische Nachweis von Shigellen im frischen Stuhl die Diagnose.

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8
Q

Können Sie bei der Ruhr die Shigellen im Serum nachweisen?

A

In der Regel beschränkt sich die Erkrankung auf eine Schädigung der Darmschleimhaut. Allerdings können Darmulzera auftreten, die dann sekundär eine Bakteriämie begünstigen. Shigellen können im Allgemeinen nicht im Serum nachgewiesen werden.

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9
Q

Zurzeit grassiert in Zentralafrika aufgrund der großen Flüchtlingsströme eine Durchfallerkrankung, die im Mittelalter auch in Europa wütete. Welcher Erreger ist dafür verantwortlich?

A

Es handelt sich um die Cholera, die vor allem durch verunreinigtes Trinkwasser übertragen wird. Erreger sind gramnegative bewegliche Stäbchen, sog. Vibrionen (z. B. Subtyp El-Tor).

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10
Q

Welche klinische Charakteristik weist die Cholera auf?

A

Nach einer Inkubationszeit von meist 1–3 Tagen treten Erbrechen und anschließend Diarrhö auf (› Tab. 8.1).
Tab. 8.1 Klinik und Therapie der Cholera
Übertragungsweg : oral (z. B. Trinkwasser)
Inkubationszeit : 12 h–3 Tage, maximal 10 Tage
Symptome : anfangs Erbrechen, dann Durchfälle, schließlich charakteristische „Reiswasserstühle“
Folgen : Exsikkose, Hypokaliämie, Azidose, Schock, Koma
Therapie : Flüssigkeitsersatz (parenteral), Antibiotika sekundär
Dauerausscheider : möglich (auch symptomlos)

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11
Q

Beschreiben Sie kurz die pathophysiologischen Mechanismen der Choleraerkrankung im Dünndarm.

A

Nach oraler Aufnahme der Choleravibrionen werden die beiden Enterotoxine der Bakterien an unterschiedlichen Stellen des Dünndarms wirksam.

Ein Toxin bindet sich an Rezeptoren der Zelloberfläche und behindert den aktiven Na+-Transport in die Zellen.

Ein weiteres Toxin aktiviert die Adenylatzyklase der Dünndarmepithelien, was zur AMP-Bildung aus ATP führt. Der Anstieg des AMP-Gehalts bedingt dann eine vermehrte Sekretion von Chlorid aus den Epithelzellen unter Mitnahme von Wasser, Na+, K+ und Bikarbonat.

Histologisch sind außer einem Ödem keine spezifischen Veränderungen an der Dünndarmschleimhaut festzustellen.

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12
Q

Was ist die wichtigste therapeutische Maßnahme bei einem Patienten mit Cholera?

A

Der Flüssigkeitsersatz steht an erster Stelle (oral: WHO-Lösung). Manchmal muss eine parenterale Infusionstherapie mit bis zu 20 l/d erfolgen. Die Gabe von Antibiotika (z. B. Ciprofloxacin) ist sekundär und verkürzt
die Zeit der Infektiosität, selten den Verlauf der Erkrankung.

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13
Q

Bitte beschreiben Sie die WHO-Formel für eine orale Rehydratation.

A

Bei Zeichen der Exsikkose ist Flüssigkeitsersatz entscheidend (› Tab. 8.2). Die Wasserresorption wird durch Glukose gefördert.
Tab. 8.2 WHO-Formel für orale Rehydratation
WHO-Formel (oral)/l Wasser : Vereinfachte Formel/l Wasser
3,5 g NaCl 3/4 Teelöffel Salz
2,5 g NaHCO3 1 Teelöffel Bikarbonat
1,5 g KCl 1 Becher Orangensaft
20 g Glukose 4 nicht gehäufte Teelöffel Zucker (oder Reisschleim)

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14
Q

Was wissen Sie über eine Choleraimpfung?

A

Eine Impfung gegen Cholera wird für Touristen nicht generell empfohlen. Sie kann jedoch sinnvoll für Langzeitaufenthalte oder bei Hilfseinsätzen in Endemiegebieten mit schwierigen hygienischen Bedingungen sein.

Die Cholera-Impfung (Schluckimpfung) enthält abgetötete Vibrionen und einen Teil des Choleratoxins und soll einen begrenzten Schutz für einige Monate bieten.

Merke: Da die Impfung keinen sicheren Schutz gegen eine Infektion bietet, ist die Einhaltung einer konsequenten Nahrungsmittel- und Trinkwasserhygiene der wirksamste Schutz vor Erkrankung. Tropenregel: „Cook it, boil it, peel it or forget it“.

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15
Q

Welche Yersiniose war im Mittelalter sehr gefürchtet?

A

Der Erreger der berüchtigten Lungen- und Beulenpest ist Yersinia pestis. Die Übertragung erfolgt durch blutsaugende Ektoparasiten (Floh) von Nagetieren (Ratten) auf den Menschen. Heutzutage ist die Erkrankung sehr selten. Über regionale Ausbrüche der Pest wurde allerdings 1996 in Indien berichtet.

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16
Q

Welche Yersiniosen sind auch heute noch in Europa relativ häufig anzutreffen? Welche klinischen Symptome sind häufig?

A

Vor allem in Osteuropa (Rumänien, Albanien) ist Yersinia enterocolitica (und Y. pseudotuberculosis) noch relativ häufig.
Kennzeichnend sind:
• Anthropozoonose (fäkale Übertragung – Haustiere), gramnegative Stäbchen
• appendizitisähnliche Symptome, Ileitis, Lymphadenitis mesenterialis
• Folgekrankheiten: Yersinien-Arthritis (HLA-B27-assoziiert), Erythema nodosum
• Diagnose: Histologie (Lymphknoten-PE) und Serologie
• Therapie: Tetrazykline, Gyrasehemmer

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17
Q

Yersiniosen werden in schweren Fällen oder bei Risikopatienten mit Fluorchinolonen, Cephalosporinen der 3. Generation oder Tetrazyklinen behandelt. Welchen Wirkmechanismus und welches Nebenwirkungsprofil weisen Tetrazykline auf?

A

Tetrazykline sind bakteriostatisch wirkende Antibiotika, die die bakterielle Proteinsynthese hemmen. Sie werden gastrointestinal gut resorbiert und weisen eine gute Gewebepenetration auf. Besonders wirksam sind sie gegen Yersinien, Hämophilus, Bakteroides, Rickettsien, Chlamydien und Mykoplasmen. Schwach wirksam sind sie gegen Staphylokokken oder Streptokokken.

Nebenwirkungen:
• Proktitis, Stomatitis, Vaginitis (Störung der Schleimhaut ora)
• Einlagerung in Knochen und Zähne (keine Gabe von Tetrazyklinen in der Schwangerschaft und bei Kindern!)
• Photosensibilisierung, Dermatosen, Exantheme
• Leberfunktionsstörungen (Transaminasenanstieg), Übelkeit, Erbrechen

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18
Q

Eine Familie mit zwei Kindern kam vor 1 Woche aus Bulgarien vom Urlaub zurück. Die Mutter des 8-jährigen Jungen berichtet, dass ihr Kind vor 2 Tagen starke Halsschmerzen mit Fieber um die 38 °C bekam. Der Junge war sofort schwer krank. Im Rachen zeigen sich grau-weiße Beläge mit Mundgeruch. Die Beläge lösen sich teilweise. Seit gestern sind Husten und Luftnot dazugekommen. Der zweite Sohn hätte ebenfalls seit heute über Halsschmerzen geklagt.
Woran müssen Sie denken?

A

Von der Anamnese her ist eine Diphtherie wahrscheinlich. Es handelt sich um eine Tröpfcheninfektion mit dem Exotoxinbildner Corynebacterium diphtheriae (grampositives Stäbchen). Corynebacterium diphtheriae verursacht nur dann Erkrankungen, wenn es mit einem lysogenen β-Phagen infiziert ist und dadurch Toxine bilden kann.
Das Keimreservoir ist der Mensch. Die Erkrankung ist in Osteuropa noch endemisch. Die Inkubationszeit beträgt 1–6 Tage. Betroffen sind vor allem Säuglinge und Kinder.

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19
Q

Welche wichtigen klinischen Erscheinungsbilder der Diphtherie gibt es?

A

Es gibt die Tonsillendiphtherie, die Nasen-, Kehlkopf und Wunddiphtherie (› Tab. 8.3). Sehr selten ist die Nabel- oder Hautdiphtherie.
Tab. 8.3 Klinische Erscheinungsbilder der Diphtherie
Tonsillendiphtherie : Pseudomembranen, faulig-süßer Geruch
Nasendiphtherie : serös-eitriges Sekret, besonders Säuglinge
Kehlkopfdiphtherie : Aphonie und „bellender Husten“ (echter Krupp)
Wunddiphtherie : Pseudomembranen, massives Ödem

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20
Q

Welche toxisch bedingte Sekundärschädigung ist klinisch bedeutsam?

A

Die diphtherische Myokarditis stellt eine gefährliche Komplikation dar. Das Diphtherietoxin kann zu degenerativen Myokardveränderungen, nachfolgend Myolysen und Abräummyokarditiden führen.
Es kann zu Vorhofflimmern, Kammertachykardien oder Überleitungsstörungen bis zum AV- Block III. Grades kommen. Die Schädigungen des Myokards können zum plötzlichen Herztod führen. Bettruhe und regelmäßige EKG-Kontrollen sind wichtig.

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21
Q

Welche Maßnahme erfordert die klinische Diagnose einer Diphtherie?

A

Der Verdacht einer Diphtherie zwingt bereits zur Gabe eines Antitoxins (vom Pferd 500–2.000 IE/kg KG i. m. – Vortestung [Intrakutantest] zum Ausschluss einer Überempfindlichkeit erforderlich). Antibiotika (Penicillin, Eryhtromycin) sind nur unterstützend wirksam und verhindern die Vermehrung der Keime.

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22
Q

Bei Diphtherie wird häufig Erythromycin eingesetzt. Was wissen Sie über das Antibiotikum Erythromycin?

A

Erythromycin ist ein Makrolid-Antibiotikum, das gegen viele Keime eine bakteriostatische Wirkung aufweist (z.B. Haemophilus influenzae, Pneumokokken, Corynebakterien und Legionellen). Wirkmechanismus ist die Hemmung der bakteriellen Proteinsynthese. Nach oraler Gabe wird Erythromycin gut resorbiert und in verschiedene Kompartimente verteilt. Die Verträglichkeit ist gut. Es wird z. B. bei folgenden Infektionen angewendet:
• Erysipel
• Lues
• Gonorrhö
• Mykoplasmenpneumonie
• Mittel der Wahl bei der Legionella-Pneumonie Unerwünschte Wirkungen sind:
• gastrointestinale Störungen bei hoher Dosierung
• reversible Lebertoxizität
• reversibler Gehörverlust
• lokale Reizungen bei parenteraler Gabe

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23
Q

Was wissen Sie zur Ornithose? Welches klinische Bild weist diese Infektionskrankheit auf?

A

Die Ornithose wird durch Chlamydia psittaci verursacht. Von infizierten Vögeln, besonders Tauben, Papageien und Enten, erreichen die Chlamydien durch Staub-, Kot- oder Federpartikel die Schleimhäute des oberen Respirationstrakts.
Nach bakteriämischer Streuung in die Lunge, aber auch in Leber und Milz entsteht eine vorwiegend lymphozytäre entzündliche Reaktion mit Ödem und hämorrhagischem Exsudat. Hauptmanifestationsort ist die Lunge, wobei es zu interstitiellen Infiltrationen kommt.
Folgende klinische Symptomatik setzt 6–14 Tage nach Infektion abrupt ein (> 45 % inapparenter Verlauf):
• Schüttelfrost, Fieber
• Übelkeit, Durchfall
• Lichtscheu und Kopfschmerzen
• trockener Husten, Auswurf (gelegentlich blutig)
• Myalgien
• Nasenbluten (ca. 25 % der Fälle)
• Herzrhythmusstörungen, relative Bradykardie

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24
Q

Wie diagnostizieren Sie eine Ornithose? Welche Behandlungsmaßnahmen sind zu ergreifen?

A

Eine genaue Anamneseerhebung, insbesondere mit der Frage nach Vogelkontakten, ist für die Diagnose einer Ornithose von außerordentlicher Bedeutung. Neben der möglichen Anzüchtung von Chlamydien mittels Zellkulturen und im Tierversuch (Beimpfung von Mäusen) wird die Diagnose serologisch gestellt (mind. vierfacher Titeranstieg in der Komplementbindungsreaktion oder im Immunfluoreszenztest).
Die Röntgenthoraxaufnahme zeigt ausgeprägte interstitielle Lungeninfiltrationen, die im Gegensatz zu den eher spärlichen physikalischen Untersuchungsbefunden stehen.
Therapeutisch sind Tetrazykline oder Makrolide über 2–3 Wochen Mittel der Wahl. Häufig ist der Patient nach 2–3 Tagen fieberfrei. Patienten mit unkomplizierter Erkrankung entfiebern auch ohne antibiotische Therapie spontan nach 10–14 Tagen.

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25
Q

Was ist ein Morbus Weil? Beschreiben Sie die Pathogenese und Klinik dieses Krankheitsbildes.

A

Der Morbus Weil ist eine meldepflichtige Anthropozoonose, die durch Leptospiren (Leptospira icterohaemorrhagiae) verursacht wird. Die Leptospiren gelangen mit dem Urin von Ratten, Mäusen und anderen Tieren ins Wasser, wo sie die Haut von Menschen an kleinen Läsionen penetrieren. Im Sommer und Herbst sind die Erkrankungen am häufigsten.
Die klinische Symptomatik beginnt nach der Inkubationszeit von 5–20 Ta- gen mit einer septikämischen Phase mit plötzlich einsetzendem hohem Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen (besonders Waden) und beidseitiger Konjunktivitis. Danach kommt es zu einer temporären Entfieberung. Ein erneuter Fieberanstieg nach einigen Tagen kündigt die Phase des Organbefalls an. Häufig tritt eine atypische Meningitis, Nephritis, Hepatitis mit Ikterus und Karditis auf. Diese Verlaufsform wird dann als Morbus Weil bezeichnet, wobei Leber- und Nierenversagen nicht selten sind.

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26
Q

Wie diagnostizieren Sie eine Leptospirose? Welche Chemotherapeutika setzen Sie ein?

A

Die Anamnese spielt eine entscheidende Rolle bei der Diagnosestellung der Leptospirose. Tierkontakt, Baden in freien Gewässern sowie Arbeit auf schlammigen und feuchten Böden (z.B. Bauern, Kanalarbeiter) vermitteln wichtige Hinweise.
Die klinische Symptomatik und vor allem die Serologie sichern die Diagnose. Der Titeranstieg beginnt erst in der 2. Woche der Erkrankung. Ein Erregernachweis aus Blut und Liquor über Blutkultur und Tierversuch ist in der septikämischen Phase möglich. Später („Organphase“) kann man versuchen, die Leptospiren aus dem Urin zu isolieren.
Eine frühzeitige Therapie mit hoch dosiertem Penicillin G oder mit Doxyzyklin ist schon bei Erkrankungsverdacht erforderlich. Die Antibiotikatherapie verliert an Effektivität, wenn bereits die Phase des Organbefalls eingetreten ist. Es besteht Meldepflicht.

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27
Q

Penicilline sind Ihnen sicher ein Begriff. Können Sie einige Indikationen für den Einsatz von Penicillin nennen? Kennen Sie Nebenwirkungen?

A

Penicilline sind die am häu gsten verwendeten Antibiotika. Sie hemmen die Zellwandsynthese von Bakterien und wirken hauptsächlich auf Keime in der Proliferationsphase. Sie entwickeln eine bakterizide Wirkung.
• Penicilline mit schmalem Spektrum: Penicillin G, Depotpenicilline (Benzathinpenicillin), Oralpenicilline (Penicillin V) und die Penicillinase-resistenten Substanzen (Oxacillin, Flucloxacillin) gehören zu den Antibiotika mit schmalem Keimwirkungsspektrum und besitzen folgende Indikationen:
– Penicillin G – Endocarditis lenta (Staphylo-, Strepto-, Meningo- und Gonokokken)
– Benzathinpenicillin zur Rezidivprophylaxe des akuten rheumatischen Fiebers
– Oralpenicilline – bei Streptokokkenangina
– Dicloxacillin – Furunkulose (Staphylokokken)
• Penicilline mit breitem Spektrum (nicht bei Staphylokokken) sind die Ampicilline und die „Pseudomonas“-Penicilline (Azlocillin, Piperacillin und Mezlocillin). Einige Indikationen sind:
– Amoxycillin – chronische Bronchitis (Haemophilus influenzae)
– Azlocillin – Pseudomonas-Infekte
– Ampicillin – Harnwegsinfekte
– Piperacillin – Enterokokken, Bakteroides-Spezies
Das größte Risiko bei der Therapie mit Penicillinen besteht im Auftreten von allergischen Reaktionen (Urtikaria, Exantheme bis hin zum anaphylaktischen Schock).

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28
Q

Ein 33-jähriger Patient berichtet über eine lästige Entzündung im Bereich des Penis seit 2–3 Wochen. Schmerzen bestehen eigentlich nicht. Hauptsächlich stört ihn, dass die Entzündung nicht richtig abheilt. Er möchte von Ihnen eine Salbe. Einer Untersuchung willigt er nur ungern ein. Sie sehen folgenden Befund (› Abb. 8.1).
Erläutern Sie die Ätiologie und Pathogenese der Lues und beschreiben Sie die übliche klinische Stadieneinteilung.

A

Die Lues ist eine durch den Erreger Treponema pallidum sexuell oder intrauterin übertragene meldepflichtige Erkrankung, die sich klinisch in verschiedenen Phasen manifestiert (› Tab. 8.4).
Tab. 8.4 Klinische Stadieneinteilung der Lues
0 : Infektion und Inkubationszeit
I : Primärkomplex
II : syphilitische Exantheme und Generalisation
III : organische und dermatologische Spätmanifestationen

Bei der Lues der Erwachsenen bleiben die ersten Stadien oft unbemerkt oder werden fehlgedeutet. Nach 3–4 Wochen Inkubationszeit äußert sich die Syphilis durch einen meist solitär auftretenden Primäraffekt (Stadium I). Dieser besteht aus einem Knötchen, das rasch zerfällt und zu einem Ulkus führt, das von einem indurierten Ödem umgeben ist. Der Primäraffekt als Stelle des Eindringens der Treponemen ist keineswegs nur am Genitale, sondern auch an anderen Körperstellen (Mund, Rachen) zu finden. Durch eine zusätzliche Lymphangitis und Lymphadenitis entsteht der Primärkomplex, der 5–6 Wochen nach Infektion spontan verschwindet.

Das zweite Stadium kündigt sich ca. 8 Wochen nach der Infektion durch Fieber, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen an. Nach weiteren 2 Wochen kann sich ein syphilitisches Exanthem mit generalisierten Lymphknotenschwellungen, Haarausfall, Mundschleimhautveränderungen (Plaques mu- queuses) und Condylomata lata in der Genital- und Analregion ausbilden. Nach 4–5 Monaten klingt das Exanthem ab, und es kann ein Leukoderm auftreten.

Im dritten Stadium der Erkrankung, nach 2–5 Jahren, sind neben der Haut auch innere Organe betroffen. Es finden sich Gummata bzw. Granulome, die z. B. in der Leber und im Gehirn vorkommen. Eine Spätlues imitiert viele virale, internistische bzw. neurologische Erkrankungen.

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29
Q

Wie wird die Diagnose der Syphilis gesichert? Wie sieht die Therapie aus?

A

Die Diagnostik der Lues ist vom Stadium abhängig. Neben dem klinischen Befund im Stadium I wird ein sog. Reizserum aus der Tiefe des Ulkus gewonnen. Mittels Dunkelfeld- oder Phasenkontrastmikroskopie können die Treponemen nachgewiesen werden. Serologische Reaktionen werden frühestens 2 Wochen nach der Infektion positiv.

Die bekanntesten Reaktionen sind:
• Treponema-pallidum-Hämagglutations-Test (= TPHA) (= Suchreaktion)
• Fluoreszenz-Treponemen-Antikörper-Absorptions-Test (= FTA-ABS = Bestätigungsreaktion)
• Veneral Disease Research Laboratory Test (= VDRL) (= quantitative Titerbestimmung zur Verlaufs- und Therapiekontrolle)

Im Stadium II lassen sich die Erreger meist leicht aus den nässenden Effloreszenzen (Condylomata lata) nachweisen. Es besteht große Ansteckungsgefahr. Die Serologie ergänzt die klinische und mikroskopische Diagnose.

Im Stadium III ist ein direkter Erregernachweis fast aussichtslos. Wieder geben der klinische Befund und die Serologie die entscheidenden diagnostischen Hinweise.

Während aller Stadien der Lues können Veränderungen im Liquor cerebrospinalis zu finden sein. Die Syphilis cerebrospinalis ist sowohl durch eine basale Meningitis als auch durch Gummata an Nervenscheiden gekennzeichnet, die sich durch ziehende Schmerzen ausdrücken können. Weiterhin sind Tabes dorsalis, Optikusatrophie und progressive Paralyse im Rahmen einer Neurolues bekannt.

Für die Therapie ist Penicillin Mittel der Wahl. Frühzeitige Medikation von Penicillin G vermeidet eine Generalisation der Erreger und unterbindet die Ansteckungsgefahr. Eine regelmäßige klinische Inspektion und Verfolgung des Titerverlaufs der Seroreaktionen geben Auskunft über die Wirksamkeit der Therapie.

Bei bekannter Penicillin-Überempfindlichkeit kommen alternativ Erythromycin, Chloramphenicol oder Tetrazykline in Betracht. 1–2 Tage nach Therapiebeginn besteht keine Infektiosität mehr.

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30
Q

Welche Infektionskrankheit verband man früher mit dem Begriff der „Schwindsucht“?

A

Die Tuberkulose wurde in einigen Schriften als „Schwindsucht“ bezeichnet, bevor man (Robert Koch) entdeckte, dass es sich um eine Infektion mit dem Mycobacterium tuberculosis (Varietät hominus oder bovinus) handelt.

31
Q

Wie kommt es zu einer Primärinfektion bei der Tbc?

A

Es handelt sich um eine Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Prinzipiell kann jedes Organ befallen werden, meist ist jedoch die Lunge betroffen. Innerhalb von 6 Wochen bildet sich ein sog. Primärkomplex (= Primärherd + Lymphangitis + Lymphadenitis) aus. Das Ausmaß der klinischen Symptomatik ist abhängig von der Abwehrlage des Wirts und der Virulenz der Erreger.

32
Q

Welche Risikofaktoren sind für das Auftreten und den Verlauf der Tbc mit verantwortlich?

A

Die Resistenz des Organismus gegenüber Tbc-Bakterien wird durch Mangelernährung, Alkoholabusus, psychische Belastungen, körperliche Anstrengungen, in Zeiten hormoneller Umstellung sowie durch eine längere Kortikoidtherapie oder andere Immunsuppressiva beeinträchtigt.
Außerdem begünstigen folgende Krankheiten und Zustände eine Tbc:
• Masern, Keuchhusten, Silikose
• Diabetes mellitus, Herzfehler
• Leukämie, Morbus Hodgkin
• Z.n.Magenresektion

33
Q

Welche Chemotherapeutika stehen uns prinzipiell für die Behandlung einer Tbc zur Verfügung?

A
Für die Therapie der Tuberkulose werden fünf Standardmedikamente verwendet (› Tab. 8.5).
Tab. 8.5 Chemotherapeutika für die Behandlung einer Tbc
Substanz : Dosierung Nebenwirkungen
Isoniazid (INH) 5 mg/kg oral oder i. v.
Hepatotoxizität, Polyneuropathie
Rifampicin (RMP) 10 mg/kg oral
Hepatotoxizität
Pyrazinamid (PZA) 15–30 mg/kg oral
Nephrotoxizität, Polyneuropathie
Ethambutol (EMB) 15–20 mg/kg oral
Optikusneuritis
Streptomycin (SM) 15 mg/kg i. m.
Ototoxizität, Nephrotoxizität
34
Q

Wie werden diese Medikamente (Behandlung einer Tbc) eingesetzt?

A

Um eine Resistenzbildung zu verhindern, werden obige Medikamente kombiniert. Häufiges Schema bei sensiblen Erregern:
• Viererkombination von INH + RMP + PZA + EMB über 2 Monate, dann
• Zweierkombination INH + RMP über 4 Monate

Die Medikamente sollten nüchtern und gleichzeitig eingenommen werden. Eine Resistenzprüfung der Erreger vor Behandlungsbeginn ist obligat. Die Patienten müssen regelmäßig ärztlich kontrolliert werden.

35
Q

Welche häufigen Organmanifestationen kann eine Tbc aufweisen?

A
Prinzipiell kann jedes Organ durch eine Tbc befallen werden. Häufig sind:
• Lungentuberkulose
• Urogenitaltuberkulose
• Darmtuberkulose
• Knochentuberkulose
• tuberkulöse Meningitis
36
Q

In den letzten Jahren sind die viralen Erkrankungen wieder stärker ins Interesse gerückt. Welche Erkrankung, die z. B. eine große Angst vor Blutkonserven in der Bevölkerung hervorgerufen hat, spielte hier eine große Rolle?

A

Gemeint ist AIDS, das erworbene Immundefektsyndrom. Es handelt sich um ein vielschichtiges Syndrom, das hervorgerufen wird durch eine Gruppe von Retroviren namens HIV (human immunodeficiency virus).
Diese Retroviren verursachen eine Reduktion bzw. Zerstörung der T-Helferzell- Population und direkte Zerstörung von Nervenzellen.

Ein erhöhtes Risiko für eine Infektion besteht für bestimmte Personengruppen, z.B. Homosexuelle, Fixer und Neugeborene von HIV-infizierten Müttern. In zunehmendem Maße werden in den letzten Jahren auch heterosexuelle Personen von einer HIV-Infektion betroffen. Man spricht daher statt von Risikogruppen besser von Risikoverhalten (z. B. Promiskuität).

Durch den zellulären Immundefekt kommt es vermehrt zu opportunistischen Infektionen, aber auch gehäuft zu bestimmten Tumorerkrankungen wie beispielsweise dem Kaposi-Sarkom oder Non-Hodgkin-Lymphomen.

37
Q

Beschreiben Sie immunologische Einzelheiten dieser Virusinfektion.

A

Der Erreger (HIV) ist ein einzelsträngiges RNA-Virus. Zielzellen des HIV sind menschliche Zellen, die an ihrer Oberfläche den sog. CD4-Rezeptor tragen. Dieser Rezeptor ist mittels monoklonaler Antikörper nachweisbar. Er findet sich vor allem (aber nicht ausschließlich) auf einer Untergruppe von lymphatischen Zellen, den T-Helferzellen.

Nach Einschleusung des Virus in die Zelle wird die virale RNA freigesetzt, durch eine reverse Transkriptase eine virale DNA geschrieben und in die Zell-DNA integriert. In der Latenzphase der Infektion werden nur wenige neue Viren produziert, dies steigert sich nach einigen Jahren, sodass es unter erheblicher Virusproduktion schließlich zur Zytolyse der befallenen T-Zellen kommt.

38
Q

Heute infiziert, morgen Vollbild AIDS. Ist das so richtig ?

A

Die klinische Latenzzeit bis zum Auftreten der Immunschwäche schwankt zwischen 2 und 25 Jahren, sie beträgt im Durchschnitt 8–10 Jahre. HIV löst nach der Infektion eine deutliche Immunantwort aus, die über Antikörper im Mittel frühestens nach 6–8 Wochen messbar ist.

Merke: Ein HIV-Test nach einer potenziellen Infektion (Stichverletzung im Krankenhaus, ungeschützter Geschlechtsverkehr mit Risikopersonen) kann frühestens 6–8 Wochen positiv werden.

39
Q

Was versteht man unter der CD4/CD8-Ratio ?

A

Die Lymphozyten lassen sich in mehrere Subpopulationen einteilen. T-Lymphozyten mit dem CD4-Rezeptor (T-Helferzellen) und dem CD8- Rezeptor (Suppressorzellen) sind bei der HIV-Infektion entscheidend (› Tab. 8.6).

Tab. 8.6 CD4/CD8-Ratio
Befund CD4-T-Lymphozyten CD4/CD8-Ratio
Normalbefund > 800/μl >1
geringer Immundefekt 500–800/μl 0,5–1
mäßiger Immundefekt 200–500/μl 0,1–0,5
schwerer Immundefekt < 200/μl < 0,1

40
Q

Welche klinische Stadieneinteilung der HIV-Erkrankung kennen Sie ?

A

In der Regel wird die CDC-Klassifikation (Centers for Disease Control and Prevention, letzte Version von 1993) verwendet (› Tab. 8.7).

Tab. 8.7 CDC-Klassifikation
Stadium : Krankheitsbilder
A
akute HIV-Infektion (grippeähnlich)
Lymphadenopathiesyndrom (LAS)
asymptomatische HIV-Infektion
B
opportunistische Infektionen, jedoch keine AIDS-definierenden Krankheiten
direkt HIV-assoziierte Krankheiten (Meningitis, Polyneuropathie, Mikroangiopathien)
C
AIDS-definierende Krankheiten und Infektionen (z. B. Kaposi-Sarkom, Tuberkulose, Kryptokokkose, Toxoplasmose-Enzephalitis, atypische Mykobakteriosen)

41
Q

Wie hoch ist die Rate der jährlichen HIV-Neuinfektionen in Deutschland ?

A

Ende 2011 geht man in Deutschland von ca. 73.000 Fällen von HIV/AIDS aus. Die Rate der HIV-Neuinfektionen liegt in Deutschland bei ca. 2.000–3.000/Jahr. Die geschätzte Rate der AIDS-Todesfälle beträgt in Deutschland ca. 500/Jahr (RKI, 2011).

Während epidemiologisch die HIV-Infektion in den industrialisierten Ländern von untergeordneter Bedeutung ist, stellt sie in den Entwicklungsländern das zentrale Gesundheitsproblem der Zukunft dar. So sind z. B. in Zentralafrika bis zu 60 % der Bevölkerung HIV-positiv. Ähnliches droht in Osteuropa.

42
Q

Welche Nachweismethoden stehen für eine HIV-Infektion zur Verfügung?

A

Der Nachweis einer HIV-Infektion erfolgt über den Nachweis von Antikörpern.
Dazu stehen im Wesentlichen zwei Tests zur Verfügung:
• Suchtest: polyvalenter ELISA-HIV mit guter Sensitivität und Spezifität
• Bestätigungstest: Immunoblot (Western Blot) stellt einen monovalenten
Test gegen spezifische Virusproteine dar (sehr hohe Spezifität)

Erst wenn beide Tests eindeutig positiv ausfallen, ist von einer HIV-Infektion auszugehen.
Merke: Vor einer HIV-Testung muss das Einverständnis des Patienten eingeholt werden.

43
Q

Welche rechtlichen Dinge sind bezüglich eines HIV-Tests für den Arzt zu beachten?

A

Eine HIV-Testung darf nach gegenwärtiger Rechtslage nur mit Einverständnis des Betroffenen erfolgen. Der Datenschutz muss auch bei negativem Testergebnis unbedingt gewährleistet sein. Die vorschnelle Mitteilung eines nicht überprüften positiven Befundes im Suchtest (ELISA) kann als Kunstfehler gewertet werden.

44
Q

Welche Therapie steht uns zurzeit bei einer HIV-Erkrankung bzw. AIDS zur Verfügung?

A

Therapie der Wahl ist eine Kombinationsbehandlung bestehend aus mindestens zwei Reverse-Transkriptase-Inhibitoren der Klassen A und B, wie z. B. Zidovudin (Retrovir®), 3TC (Epivir®) und zusätzlich einem Protease-Inhibitor der Klasse C (z. B. Indinavir®) bzw. einem Non-Nukleosid-Reverse-Transkriptase-Inhibitor (z. B. Delavirdine®) der Klasse D (› Tab. 8.8).

Die Therapie sollte spätestens bei Auftreten von HIV-assoziierten Symptomen beginnen, unabhängig von CD4-Zellzahl und UIV/RNA. Neuere Empfehlungen setzen den Therapiebeginn für asymptomatische Patienten bei einer CD4-Zellzahl < 350/μl fest. Auch eine CD4-Zellzahl von > 500/μl kann bei Vorliegen verschiedener Zusatzkritierien (z.B. Viruslast, Alter, Schwangerschaft, kardiovaskuläres Risiko) eine Therapieindikation darstellen.

Eine lebenslange Therapie ist notwendig. Nach Absetzen der Therapie („drug holidays“) kommt es zu einem raschen Anstieg der HIV-RNA-Kopien.
Bei Patienten mit dem AIDS-Vollbild wurde die Lebenserwartung um 1–4 Jahre verbessert. Bei Einsatz in früheren Krankheitsstadien ist die Wirksamkeit evtl. besser. Ein Impfstoff ist leider zurzeit nicht in Sicht, obwohl in dieser Hinsicht weltweit große Anstrengungen unternommen werden.

Tab. 8.8 Therapiemöglichkeiten bei HIV-Erkrankungen (nicht vollständig)
A = nukleosidische Reverse-Transkriptase- Hemmer
Zidovudin (Retrovir®), Stavudin (Zerit®), Lamivudin (Epivir®)

B = nukleotidanaloge Reverse-Transkriptase- Hemmer
Tenofovir (Viread®)
C = Proteaseinhibitor
Indinavir (Crixivan®), Ritonavir (Norvir®), Saquinavir (Invirase®)
D = Non-Nukleosid- Reverse-Transkriptase- Hemmer
Etravirin (Intelence®), Nevirapin (Viramune®), Efavirenz (Sustiva®)

45
Q

Nennen Sie häufige Erreger von sog. opportunistischen Infektionen und deren Manifestationsort.

A

Hier sind folgende Erreger zu nennen:
• Candida albicans – Stomatitis und Ösophagitis
• Pneumocystis carinii–interstitielle Pneumonie, bei ca. 60% der Patienten mit AIDS
• Herpes-simplex-Viren–Ulzera an Haut, Schleimhäuten, Genitalien und perianal
• Toxoplasmose – Enzephalitis
• Kryptokokken – Meningitis

46
Q

Nennen Sie zu drei der von Ihnen aufgeführten Infekte die momentan beste Therapie.

A
  • Bei Candida-Infekten gibt man lokal Nystatin bzw. bei generalisiertem Befall Amphotericin B oder Fluconazol.
  • Das Antibiotikum der Wahl bei Pneumocystitis-carinii-Pneumonie ist Cotrimoxazol (Trimethoprim-Sulfamethoxazol).
  • Bei Herpes-simplex-Infekten gilt als wirksamste Therapie Aciclovir.
47
Q

Was wissen Sie über neurologische Manifestationen der HIV-Erkrankung?

A

Ein ZNS-Befall ist bei ca. 30% der Erkrankten klinisch und bei über 50 % histologisch nachweisbar. Gelegentlich fällt die Erkrankung durch eine Enzephalitis als Erstsymptom auf. Sekundärinfektionen mit Toxoplasmen, Kryptokokken, Meningokokken und Herpesviren sind häufig.

48
Q

Welche Maßnahmen sind nach einer Nadelstichverletzung (z. B. bei einer Blutabnahme) einzuleiten?

A

Am wichtigsten ist es, die Nerven zu bewahren. Folgendes Vorgehen empfiehlt sich:
• Wunde zum Bluten bringen
• großzügige Desinfektion der Wunde
• Postexpositionsprophylaxe: 3er-Kombination über 4 Wochen
• D-Arzt-Verfahren einleiten
• HIV und Hepatitiden B, C, Testung des Verletzten sofort, nach 6 Wochen und nach 3, 6 und 12 Monaten
• HIV, Hepatitiden B und C, Testung des Patienten mit dessen Einverständnis Nadelstichverletzungen des medizinischen Personals sind sehr häufig. Das Risiko einer HIV-Infektion bei Verletzung durch eine HIV-kontaminierte Nadel beträgt ca. 1/200. Entscheidend ist die Menge des inokulierten infektiösen Materials (z. B. Blut).

49
Q

Was ist das Pfeiffer-Drüsenfieber?

A

Es handelt sich um eine virale Erkrankung, die durch das Epstein-Barr-Virus (EBV) verursacht wird. Weitere Namen sind Mononukleose oder Studentenleukämie. Die Übertragung erfolgt durch in zierten Speichel. Die Inkubationszeit beträgt 1–3 Wochen.

50
Q

Wie äußert sich eine Mononukleose klinisch?

A

Typisch für eine Mononukleose sind:
• Tonsillitis
• Lymphknotenschwellungen, insbes. im Halsbereich
• ausgeprägte Hepatosplenomegalie (Risiko der Milzruptur!)
• Kopfschmerzen, ggf. Lichtscheu
• Fieberschübe, Gliederschmerzen
• Leukozytose (ca. 20.000/ml) und atypische Formen (mononukleärer Anteil>60%)
• Ikterus (7 % der Fälle)

51
Q

Beschreiben Sie das diagnostische Vorgehen bei der infektiösen Mononukleose. Welche Krankheiten kommen differenzialdiagnostisch in Betracht und wie sieht die Therapie aus?

A

Neben dem pathognomonischen Blutbild (Leukozytose, atypische Lymphozyten, mononukleäre Zellen) kann der Nachweis heterophiler IgM-Antikörper gegen Hammelblutagglutinine im Paul-Bunnell-Test zur Sicherung der Diagnose beitragen. Antikörperbestimmungen gegen das EBV führen dann zur eigentlichen Klärung der Verdachtsdiagnose. Hier lassen sich z. B. virusspezifische IgM-Antikörper nachweisen. Differenzialdiagnostisch kommen folgende Krankheiten in Betracht:
• akute Leukämie, maligne Lymphome
• Zytomegalievirusinfektion, infektiöse virale Hepatitis
• Diphtherie, Streptokokken-Angina, Toxoplasmose, Röteln
Die Therapie der infektiösen Mononukleose ist rein symptomatisch, d.h. Fiebersenkung, Bettruhe etc. Als Komplikationen können eine hämolytische Anämie, Milzruptur, Enzephalitis und ikterische Hepatitis auftreten.

52
Q

Beschreiben Sie die Klinik und den Infektionsmodus einer Influenza.

A

Die Influenzaerkrankungen (echte Grippe) werden durch die drei unterschiedlichen Influenzaviren A, B, C (Orthomyxoviren) verursacht. Die Influenza betrifft primär das respiratorische Epithel und wird von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion verbreitet. Die Inkubationszeit beträgt 1–3 Tage, wobei die Krankheit meist akut beginnt. Folgende Symptomatik ist typisch:
• Kopfschmerzen, Frösteln, Fieber, Schüttelfrost
• abdominelle Beschwerden
• Myalgien, Gelenkschmerzen
• trockener, schmerzhafter Husten, Heiserkeit
Das akute Krankheitsbild dauert 3–4 Tage. In der Rekonvaleszenz sind längere Zeit Husten und eine leichte Ermüdbarkeit zu beobachten.

53
Q

Welche Komplikationen können bei einer Influenza auftreten? Beschreiben Sie weiterhin die Therapie der gewöhnlichen Virusgrippe.

A

Die wichtigsten Komplikationen der Influenza sind Pneumonien. Man unterscheidet:
• primär hämorrhagische Pneumonien
• interstitielle Pneumonien
• sekundäre Bronchopneumonien durch bakterielle Superinfektion (am häufigsten)
Besonders disponieren die Grippeerkrankungen zur Pneumokokken-Pneumonie und zu bakteriellen Infektionen der paranasalen Sinus und des Mittelohrs. Staphylokokken- und Klebsiellen-Pneumonien sind wegen der Tendenz zur Abszedierung und der hohen Letalität gefürchtet. In seltenen Fällen treten nach einer Influenza Meningoenzephalitiden, Polyneuritiden und Myokarditiden auf.
Die Therapie der gewöhnlichen Virusgrippe ist bei unkompliziertem Verlauf rein symptomatisch: Fiebersenkung (Wadenwickel), Inhalationen, Bettruhe, leichte und vitaminreiche Kost.

54
Q

Gibt es eine Prophylaxe für Influenzaviruserkrankungen?

A

Eine Prophylaxe für die Virusgrippe kommt vor allem bei folgenden Personengruppen in Betracht:
• Pflegepersonal (Krankenschwester, Ärzte) bei engem Kontakt mit gefährdeten Patienten
• Erwachsene und Kinder mit chronischen Erkrankungen, vor allem des kardiopulmonalen Systems
• Personen über 65 Jahre
Man unterscheidet die passive Impfung, die aktive Impfung und die Chemoprophylaxe.
• Die passive Impfung erfolgt mit Gammaglobulinen (IgG), wobei der Impfschutz zwar unmittelbar nach der Injektion verfügbar ist, aber nur kurz anhält (Tage bis wenige Wochen).
• Die aktive Schutzimpfung bedient sich abgetöteter In uenzaviren (Nukleoproteine, Membranglykoprotein-Extrakte). Im Allgemeinen wird bei Erwachsenen der Impfstoff in einer einmaligen Dosis im Frühherbst gegeben, bei Kindern in einer 2-maligen Dosis im Abstand von ca. 4 Wochen. Die Schutzwirkung dauert zwischen 1⁄2 und 1 Jahr. Sie beeinflusst den Schweregrad der Erkrankung günstig und verringert die Pneumoniehäugkeit.
• Die Chemoprophylaxe ist bei der Influenza A wirksam. Es wird Amantadin systemisch oder als Aerosol ca. 2 Wochen lang verabreicht. Es reduziert die Infektionshäufigkeit um annähernd die Hälfte und schwächt die Symptomatik ab. Eine Impfung kann hierdurch allerdings nicht ersetzt werden und ist zudem kostengünstiger.

55
Q

Beschreiben Sie Klinik und wichtige Befunde bei Röteln.

A
Klinisch imponieren bei der Rötelnerkrankung dolente zervikale und nuchale Lymphknotenvergrößerungen, ein klein eckiges Exanthem sowie hohes Fieber. Im Labor zeigen sich eine Leukopenie sowie eine relative Lymphozytose (› Tab. 8.9).
Tab. 8.9 Klinische Befunde bei Röteln
Erreger : RNA-Virus
Übertragung
• Tröpfcheninfektion
• 14–21 Tage Inkubationszeit
Klinik
• Fieber (39 °C)
• kleinfleckiges Exanthem retroaurikulär beginnend 
• zervikale und nuchale LK-Vergrößerungen (dolent)
Labor
• Leukopenie
• relative Lymphozytose
Diagnose
• Komplementbindungsreaktion (KBR) 
• IgM-Antikörpernachweis
56
Q

Was ist eine Rötelnembryopathie?

A

Eine Rötelnembryopathie (Gregg-Syndrom) entsteht durch eine diaplazentare Infektion des Embryos während der ersten 3 Schwangerschaftsmonate. Multiple schwere Fehlbildungen des Kindes wie Retinopathie, Taubheit, Enzephalitis, Pulmonalstenose etc. sind möglich.

57
Q

Wie lässt sich einer Rötelnembryopathie vorbeugen?

A

Frauen im gebärfähigen Alter sollten möglichst gegen Röteln geimpft sein oder die Erkrankung bereits in der Kindheit durchgemacht haben. Eine Impfung seronegativer Frauen wird daher vor dem 12. Lebensjahr empfohlen.
Kommt es dennoch zu einer Rötelnerkrankung während der Frühschwangerschaft, ist sogar ein Schwangerschaftsabbruch zu erwägen.

58
Q

Ein Jäger aus der Nähe von Stuttgart berichtet über eine Rötung am Hals, die sich seit 10 Tagen eher vergrößert. Manchmal besteht abends leichtes Fieber von ca. 38,5 °C. Er fühlt sich seit 2 Wochen nicht direkt krank, jedoch deutlich weniger belastungsfähig. Sie sehen bei der Untersuchung eine kleine Läsion/Wunde am Nacken wie bei einem Insektenstich mit einer mehr als Handteller großen, unregelmäßig begrenzten Rötung. Die Halslymphknoten sind geschwollen.
An was denken Sie?

A

Die Lyme-Erkrankung oder Borreliose ist eine Infektionskrankheit, die durch den Erreger Borrelia burgdorferi verursacht wird. Überträger sind hauptsächlich Zecken der Gattung Ixodes.
Nach einer lokalen Lymphadenitis um den Insektenstich herum kommt es durch weitere Wanderung der Borrelien zur hämatogenen Streuung. Das klinische Bild wird in drei Stadien eingeteilt.
• I. Erythema chronicum migrans (› Abb. 8.2): gerötete und entzündete Haut im Bereich des Insektenstichs, begleitet von Fieber und Lymphadenitis. Sekundäre Herde an anderen Körperstellen sind möglich. Die Effloreszenzen verschwinden normalerweise nach einigen Wochen.
• II. Neurologische, gelegentlich kardiale, Symptomatik kennzeichnet das zweite Stadium. Vorher können wechselnde Schmerzen an verschiedenen Körperstellen auftreten. Die neurologische Manifestation wurde früher als Garin-Bujadoux-Bannwarth-Syndrom bezeichnet und ist durch eine Meningopolyneuritis mit polytopen peripheren Lähmungen und Hirnnervenbeteiligungen (besonders N. facialis) charakterisiert. Eine Myokarditis ist anhand von EKG-Veränderungen (Rhythmusstörungen) nachzuweisen.
• III. Lyme-Arthritis: Die Arthritis ist typisch für das dritte Stadium und kann Wochen bis Jahre nach der Infektion auftreten. Ein häufiger Manifestationsort ist das Knie- oder Ellenbogengelenk. Eine mögliche Hautmanifestation des III. Stadiums ist die Acrodermatitis chronica atrophicans.

59
Q

Welche differenzialdiagnostischen Überlegungen kommen bei der Lyme-Arthritis infrage? Wie sichert man die Diagnose? Welche Therapie leiten Sie ein?

A

Die wichtigste Differenzialdiagnose ist die rheumatoide Arthritis. Klinisch kann die Lyme-Arthritis mit ihrem schubweisen Verlauf zu Gelenkbeschwerden und -steifigkeit sowie symmetrischer Gelenkschwellung führen.
Die Diagnose erfolgt serologisch mittels des indirekten Immunfluoreszenz-Tests und der ELISA-Verfahren. Ein deutlich erhöhter Titer von Antikörpern gegen Borrelia burgdorferi ist bei den neurologischen Manifestationen, bei der Akrodermatitis sowie bei der Lyme-Arthritis zu finden. Ein Antikörpernachweis beim Erythema chronicum migrans (Stadium I) gelingt nicht immer.
Therapie der Wahl in den Frühstadien der Lyme-Borreliose ist die Gabe von Amoxicillin, Tetrazyklinen oder Erythromycin. Spätstadien lassen sich ähnlich wie bei der Lues nur schwer behandeln (z. B. Ceftriaxon i. v. über 4 Wochen).
Merke: Borreliose: bakterielle Infektion, durch Zecken übertragen (Durchseuchung bis zu 30 %). Verlauf in Stadien, typisches Frühzeichen: Erythema chronicum migrans. Erfolg der antibiotischen Behandlung sinkt mit zunehmender Erkrankungsdauer.

60
Q

Sie haben bestimmt während des praktischen Jahres Patienten mit Mundsoor gesehen. Können Sie etwas über Erreger und Krankheitsbild erzählen?

A

Der Soor bzw. die Moniliose oder Candidiasis ist eine Pilzinfektion, die auf zahlreiche Candida-Spezies, insbesondere Candida albicans, zurückgeführt wird. Es handelt sich um einen saprophytären, potenziell pathogenen Erreger. Umstände bzw. Krankheiten, unter denen klinische Manifestationen auftreten, sind:
• Diabetes mellitus
• Leukämien, Therapie mit Immunsuppressiva
• Drogenabhängigkeit
• Zustand nach Transplantation
• AIDS
• Behandlung mit inhalativen Glukokortikosteroiden bei Asthma oder COPD
Die Infektion entwickelt sich meist oberflächlich und bleibt lokalisiert. Sie wird dann als nicht systemische Candidiasis oder auch mukokutane Candidose bezeichnet. Häufig betroffen sind Schleimhäute, Nägel, Haut, Mund, Ösophagus und Vagina. Die seltenere systemische Candidiasis kommt fast nur bei immunsupprimierten Patienten vor. Man beobachtet pulmonale Formen, Leberabszesse, Meningitiden und Endokarditiden.

61
Q

Beschreiben Sie das Krankheitsbild und die Therapie der pulmonalen Candidiasis.

A

Die pulmonale Candidiasis umfasst folgende Krankheitszeichen:
• Fieber
• Husten, Hämoptoe
• Thoraxschmerzen
Im Röntgenbild zeigen sich bronchopulmonale rundliche Verschattungen mit zusätzlichem Pleuraerguss. Eine Gefahr stellt die septische Generalisation des Keims dar. Die Diagnose wird auf folgende Weise gestellt:
• direkter Pilznachweis im Blut, Bronchialsekret und Lungengewebe
• serologisch, mittels Candida-Hämagglutinations-Test
• Immunfluoreszenztest, neuerdings auch ELISA, womit der Antikörpertiter gegen Candida-Proteine bestimmt wird (bei Immunsuppression nicht aussagekräftig)
Für die Behandlung stehen systemisch wirksame Antimykotika zur Verfügung:
• Amphotericin B (nur i. v.)
• Fluconazol
• Ketoconazol (Nizoral®)
• 5-Flucytosin (Ancotil®)
• Nystatin(z.B.Aerosol)
• Voriconazol (Vfend®)

62
Q

Welche Bedeutung hat die Malaria in Deutschland?

A

Aufgrund von Klima und fehlender Vermehrungsmöglichkeit der Anophelesmücke ist die Malaria in Deutschland keine endemische Krankheit. Die Malaria ist jedoch die häufigste Infektionskrankheit auf der Welt. Jährlich erkranken ca. 2 Mio. Menschen. In Deutschland werden aufgrund des Tourismus und aufgrund beruflicher Auslandsaufenthalte ca. 600 Fälle jährlich eingeschleppt. 3–4 % (!) aller eingeschleppten Malariaerkrankungen enden letal. Hauptgrund ist eine verspätete Diagnostik.
Die Hauptursache der hohen Letalität von malariaerkrankten Urlaubsreisenden ist die späte Diagnose – also daran denken:
1. Bei Patienten mit unklarem Fieber muss immer eine Reiseanamnese erhoben werden.
2. Fieber nach Tropenaufenthalt ist bis zum Beweis des Gegenteils als Malaria tropica anzusehen!

63
Q

Welche Form der Malaria ist am gefährlichsten?

A

Die gefährlichste Malariaform ist die Malaria tropica, hervorgerufen durch Plasmodium falciparum. Es kommt hier zu unregelmäßigen Fieberschüben mit variablem klinischem Bild, was die Diagnose verzögern kann. Als Folge der Verstopfung der Kapillargebiete durch die Parasiten und durch Zerfall der Erythrozyten sind das akute Nierenversagen, Leberversagen und die Verbrauchskoagulopathie nach massiver Hämolyse lebensbedrohlich (› Abb. 8.3).

64
Q

Was stellt das entscheidende diagnostische Verfahren bei einer akuten Malaria dar?

A

Der mikroskopische Nachweis im „dicken Tropfen“ ist der einzig zuverlässige Weg, eine akute Malaria zu diagnostizieren. Dazu wird ein Tropfen Kapillarblut auf einen Objektträger gebracht. Nach dem Eintrocknen wird er unfixiert mit Giemsa-Lösung gefärbt. Findet ein erfahrener Untersucher in mehreren Präparaten (mind. vier) mikroskopisch keine Plasmodien (evtl. Präparate gleichzeitig an ein kompetentes Institut senden!), liegt wahrscheinlich keine Malaria vor. Der serologische Nachweis von Malaria-Antikörpern ist zurzeit noch nicht zuverlässig.

65
Q

Wie erklären Sie sich das Fieber bei der Malaria tertiana?

A
Es handelt sich um ein Fieber, das durch die synchrone Freisetzung der reifen Schizonten aus den befallenen Erythrozyten hervorgerufen wird. Es folgt eine Parasitämie mit nachfolgendem, wahrscheinlich zentral bedingtem Fieber (ähnlich Bakteriämie). Die ungeschlechtliche Vermehrung in den Erythrozyten dauert 48 h, daher tritt bei der Malaria tertiana (Plasmodium vivax und ovale) das Fieber jeden 3. Tag auf (› Tab. 8.10).
Tab. 8.10 Erregertypen der Malaria
Erregertyp Inkubationszeit Fieberrhythmus
Malaria tropica (Pl. falciparum)
7–14 Tage , unregelmäßig
Malaria quartana (Pl. malariae)
20–40 Tage , ca. 72 h
Malaria tertiana (Pl. vivax und ovale)
10–20 Tage , ca. 48 h
66
Q

Welche Prophylaxe würden Sie einem Touristen, der nach Kenia fährt, empfehlen?

A

Da die Malaria durch den Stich der Anophelesmücke übertragen wird, sollte man, vor allem abends und nachts, darauf achten, schützende Kleidung zu tragen (Strümpfe, Hosen etc.) bzw. unter Moskitonetzen schlafen.
Vor Reiseantritt sollte man sich unter Angabe des genauen Reiseziels von einem Tropeninstitut (Internet) beraten lassen. Die weltweiten Resistenzentwicklungen sind dort aktuell erfasst, sodass Empfehlungen für Prophylaxe und Therapie gegeben werden können (z. B. Lariam® 1× wöchentlich, 1 Woche vor Reiseantritt bis 4 Wochen nach Rückkehr).

67
Q

Welches Medikament wird in der Malariaprophylaxe heute nicht mehr empfohlen?

A

Hier handelt es sich um Fansidar® (= Pyrimethamin + Sulfadoxin), das seinen Platz in der Malariaprophylaxe weitgehend verloren hat, da gehäuft schwere Nebenwirkungen aufgetreten sind:
• Stevens-Johnson-Syndrom bis hin zum Lyell-Syndrom
• Leberschäden, irreversible Knochenmarksdepression
• psychische Störungen

68
Q

Kennen Sie Nebenwirkungen von Chloroquin?

A

Neben gastrointestinalen Beschwerden, allergischen Hautreaktionen und hämolytischen Krisen bei G-6-PD-Mangel, kann es vor allem am Auge zu Korneatrübungen und zu einer Retinopathia pigmentosa kommen.

69
Q

Nennen Sie ein modernes Behandlungsschema der Malaria tropica.

A

Zu Therapiebeginn werden 750 mg Mefloquin verabreicht, nach 6 und 12 Stunden wird die Dosis jeweils um 250 mg reduziert (› Tab. 8.11).
Tab. 8.11 Behandlungsschema der Malaria tropica
Therapiebeginn
750 mg Mefloquin (Lariam®)
6 h nach Therapiebeginn
500 mg Mefloquin
12 h nach Therapiebeginn
250 mg Mefloquin
Merke: Eine komplizierte Malaria tropica wird immer noch mit Chininsalz per Infusionen behandelt. Überwachung auf Intensivstation und Beratung durch ein Tropeninstitut sind essenziell.

70
Q

Was ist die häufigste Wurmerkrankung?

A

Die Oxyuriasis kommt vor allem bei Kindern vor.
Typisch sind analer Juckreiz und intermittierende Bauchschmerzen (DD Appendizitis). Die kleinen weißen, sehr beweglichen Würmer lassen sich im Stuhl gut sehen. Durch Abziehen eines Tesafilms vom Anus ist ebenfalls ein mikroskopischer Eiernachweis möglich.

71
Q

Was sagen Ihnen die Begriffe Taenia saginata und Taenia solium?

A

Es handelt sich um den Rinder- bzw. Schweinebandwurm. Der Mensch ist jeweils Endwirt (adulte Würmer). Ein Zwischenwirtstadium ist möglich bei Taenia solium. Das Krankheitsbild ist dann die Zystizerkose (eingekapselte Finnen in Muskulatur, Gehirn, Auge).

72
Q

Beschreiben Sie uns bitte die Klinik der zystischen Leberechinokokkose.

A

Verantwortlich ist eine Infektion mit dem Hundebandwurm (Echinococcus cysticus). Typisch ist ein Leberbefall mit blasenförmigen Hydatiden von bis zu Kindskopfgröße. Meist bestehen diffuse Oberbauchschmerzen, Inappetenz und Druckgefühl. Diagnostisch wegweisend sind die Sonografie, CT und die Serologie. Kausale Therapie ist die chirurgische Resektion.

73
Q

Beschreiben Sie bitte kurz den Entwicklungszyklus der Askariden.

A

Der häufigste Parasit des Dünndarms ist Ascaris lumbricoides (Spulwurm, sieht aus wie ein Regenwurm). Die Infektion erfolgt fäkal-oral (Bodendüngung).
Aufnahme von Eiern (oral) → Dünndarm → Portalvenen → Leber → Herz → Lunge (Alveolen) → Trachea → Pharynx → Darm (Ausscheidung von Eiern über den Stuhl)

74
Q

Nennen Sie bitte ein potentes Wurmmittel.

A

Am häufigsten eingesetzt wird Mebendazol. Standarddosierung 2–3× 500 mg oral für 3 Tage (Ausnahme: infiltrierender Echinococcus multilocularis; Langzeittherapie).
Nebenwirkungen: Neuropathien, Hepatopathie.