08 Niere Flashcards

1
Q

Wann spricht man von einer Oligurie, Anurie oder Polyurie?

A

• Oligurie: Harnausscheidung < 500 ml/d
• Anurie: Harnausscheidung < 100 ml/d
• Polyurie: Harnausscheidung > 3.000 ml/d
Die normale Harnmenge beträgt je nach Trinkmenge ca. 1.200–2.000 ml/d.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Nennen Sie drei differente Funktionen der Niere.

A
  • Regulation des Flüssigkeits- und des Elektrolythaushalts
  • Regulation des Säure-Basen-Haushalts
  • Ausscheidung von Stoffwechselprodukten und Entgiftung
  • Synthese von Hormonen (Renin, Erythropoetin, Vitamin D, Prostaglandine)
  • Erfolgsorgan für extrarenal gebildete Hormone (Katecholamine, Parathormon etc.)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Bei welchen Erkrankungen kann es zu einer Mikrohämaturie kommen?

A

Mikrohämaturien (> 5 Erythrozyten pro Gesichtsfeld im Mikroskop bei 400-facher Vergrößerung) können bei einer Vielzahl von Erkrankungen auftreten:
• Glomerulonephritis
• Pyelonephritis, Zystitis, Urethritis
• Nierentumoren und Blasentumoren
• Urolithiasis
• hohe körperliche Belastung („Marschhämaturie“)
• in ca. 15 % der Fälle keine Ursache der Mikrohämaturie erurierbar

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Beschreiben Sie bei einer Makrohämaturie die resultierenden diagnostischen Überlegungen.

A

Als Makrohämaturie bezeichnet man eine sichtbare Rotfärbung des Urins bei der Miktion (> 0,4ml Blut/l Urin). Eine Makrohämaturie ist immer ein ernst zu nehmendes Symptom. Je nach dem, welcher Anteil des Urins während einer Miktion blutig ist, können Rückschlüsse gezogen werden:
• initiale Makrohämaturie (zu Beginn der Miktion), dann Urin klar: spricht für eine Läsion in der Urethra unterhalb des Schließmuskels (z. B. Urethritis).
• totale Makrohämaturie während der gesamten Miktion: typischer Befund bei einer starken Zystitis, einem Harnblasenkarzinom oder einer Blutungsquelle des oberen Harntrakts (z. B. Nierentumor). Prozesse im Nieren- oder Ureterbereich führen zu gleich verteilter Rotfärbung des Urins
Als Grundsatz gilt: Jede schmerzlose Makrohämaturie ist so lange tumorverdächtig, bis das Gegenteil bewiesen ist. Standarduntersuchungen zur Abklärung sind die Sonografie, das CT und insbesondere die Zystoskopie.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Ein Patient berichtet, dass ihm während der Miktion ein trüber und deutlich schaumiger Urin auffällt. Worauf könnte dies hinweisen?

A

Schaumiger Urin weist auf eine Proteinurie hin. Eine Eiweißausscheidung im Urin von > 150 mg/d in mindestens zwei aufeinanderfolgen- den Urinuntersuchungen bezeichnet man als Proteinurie. Die häufigsten Ursachen sind entzündliche Prozesse der Nieren. Dazu gehören Glomerulonephritiden und Pyelonephritiden.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Kennen Sie Einteilungen für Proteinurien?

A

Die Proteinurie wird allgemein in die prärenale, die renale und die postrenale Proteinurie unterteilt (› Tab. 5.1).
Tab. 5.1 Einteilung der Proteinurie
Urinproteine Ursachen
Prärenale Proteinurie
Hämoglobin → intravasale Hämolyse
Myoglobin → Rhabdomyolyse
Ig-Leichtketten (Bence Jones) → Plasmozytom

Renale Proteinurie
1. glomerulär selektiv
Albumin → Frühstadium der Nephropathie bei Diabetes mellitus und Hypertonie Minimal-change-GN
2. glomerulär unselektiv
IgG + Albumin → Diabetes mellitus, GN (parainfektiös, Kollagenosen, Amyloidose)
Fieber, orthostatische Proteinurie
3. tubulär
α1-Mikroglobulin → bakterielle Pyleonephritis, interstitielle Nephritis, toxische Nephropathie, Fanconi-Syndrom

Postrenale Proteinurie
α2-Makroglobulin, Albumin, IgG/Albumin (Erythrozyten) →
postrenale Hämaturie, z. B. hämorrhagische Zystitis, Nierensteine, Tumoren

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Wie äußern sich renale Ödeme?

A

Symmetrische Ödeme in den Beinen sind meist kardialen oder renalen Ursprungs. Renale Ödeme nehmen rasch zu und sind von einer starken Gewichtszunahme begleitet. Sie werden oft zuerst an den Füßen und Sprunggelenken bemerkt. In der Nacht kommt es zu einer Anschwellung des Gesichts, besonders der Augenlider. Der Nachweis einer ausgeprägten Proteinurie führt sehr rasch zur Diagnose – renales Ödem.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Sind „Teststäbchen“ zum Nachweis einer Proteinurie ein geeignetes Messinstrument?

A

Käufliche Urinteststäbchen sind sehr empfindlich für den Nachweis einer Proteinurie. Die Nachweisgrenze liegt bei ca. 50 mg/100 ml. Dies erklärt, dass auch in konzentriertem Urin gelegentlich Eiweißspuren zu finden sind. Bei Frauen kann das Ergebnis auch durch vaginalen Fluor verfälscht werden. Eine Differenzierung der Proteinurie ist mittels Teststäbchen nicht möglich.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Welche differenzialdiagnostischen Überlegungen erlaubt das Urinsediment?

A

Das Urinsediment ist eine Standarduntersuchung (› Tab. 5.2). Es eignet sich als Screening für renale Erkrankungen.
Tab. 5.2 Befunde im Urinsediment
Morphologische Befunde : Interpretation
Erythrozytenzylinder : Glomerulonephritis, Niereninfarkt
Leukozytenzylinder : interstitielle Erkrankung (z. B. Pyelonephritis)
granulierte, feine Zylinder : Fieber, Dehydratation, Sport
grobe Zylinder : unspezifisch, akutes Nierenversagen
renale tubuläre Zellen : interstitielle Entzündung, Abstoßung nach NTX

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Was verstehen Sie unter einem akuten Nierenversagen? Welche Stadien finden sich beim klassischen akuten Nierenversagen?

A

Charakteristisch ist eine plötzliche Exkretionsstörung der Niere mit Anstieg des Serum-Kreatinins (Norm: 0,5–1,2mg/dl) und Harnstoffs (Norm: 10–55 mg/dl) beim fieberfreien Patienten (1 mg Kreatininanstieg/d).
Im zeitlichen Verlauf lassen sich folgende Stadien beim akuten Nierenversagen (= ANV) beschreiben:
• Zeitpunkt der Schädigung der Nierenfunktion (z. B. Hypovolämie)
• Stadium der Oligurie (Urinausscheidung < 500 ml/d) mit Anstieg der Retentionswerte. Hauptgefahr für den Patienten sind Elektrolytstörungen
(Hyperkaliämie) und Überwässerung (7 Tage bis 8 Wochen).
• Stadium der Polyurie: Kreatinin/Harnstoff können auch hier noch weiter ansteigen. Der Patient ist jetzt durch Exsikkose und Elektrolytverluste gefährdet (Tage bis Wochen).
• kontinuierlicher Übergang von der Polyurie in das Erholungsstadium der Nierenfunktion (meist 1–3 Monate).

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Nennen Sie die wichtigsten Ursachen für ein akutes Nierenversagen. Welche Form des akuten Nierenversagens ist am häufigsten?

A

Man unterscheidet prärenale, renale und postrenale Ursachen.
• Prärenal bedingtes ANV (80% aller Fälle): Am häufigsten liegt eine absolute oder relative Hypovolämie aufgrund größerer Blutverluste oder eine „schockbedingte“ Kreislaufzentralisation vor. Zur Sicherung der Durchblutung von Gehirn und Herz kommt es durch Vasokonstriktion zur renalen Ischämie („Schockniere“). Operationen, Sepsis und kardiale Insuffizienz spielen ursächlich die Hauptrollen.
• Renal bedingtes ANV: Hier sind vor allem die akute tubuläre Nekrose und die rasant verlaufenden Glomerulonephritiden zu nennen. Auch Nephrotoxine wie Antibiotika (z. B. Aminoglykoside) und Schwermetalle
(z. B. Quecksilber) können zum ANV führen.
• Postrenal bedingtes ANV: Hierzu gehören Abflussbehinderungen des Harns. Beidseitige Ureterenobstruktion durch Steine oder Tumoren sowie eine Prostatahyperplasie oder Blasenauslasstumoren sind typische Beispiele von Krankheiten, die ein postrenales ANV verursachen können.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Welches Untersuchungsverfahren kann sehr schnell ein renales von einem postrenalen Nierenversagen unterscheiden?

A

Die Sonografie (› Abb. 5.1) zeigt eine Harnstauung und führt zur Diagnose eines postrenalen Nierenversagens.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Nennen Sie bitte einige grundlegende Behandlungsrichtlinien beim akuten Nierenversagen.

A

Ein akutes Nierenversagen hat bei Ausschaltung der zugrunde liegenden Noxe in der Regel eine gute Prognose. Notwendig sind:
• Behandlung der Grundkrankheit (Volumenmangel, Harnableitung)
• Flüssigkeits- und Elektrolytbilanzierung
• Blutdruckkontrollen
• strikte Schonung (Bettruhe)
• evtl. Gabe eines Schleifendiuretikums
• evtl. Antibiotikaprophylaxe zur Vermeidung von Harnwegsinfektionen • Anpassung der Medikamentendosierung (z. B. Antibiotika)
• regelmäßige Überprüfung der Dialyseindikation (Serum-Kalium Norm: 3,5–5,0 mmol/l, Serum-Harnstoff Norm: 10–55 mg/dl)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Wann stellen Sie die Indikation zur Hämodialyse?

A
  1. Dauertherapie bei chron. Niereninsuffizienz
    • Urämische Symptome.
    • Therapierefraktäre Hypertonie
    • Überwässerung mit fluid lung / Ödemen.
    • Hyperkaliämie S. Kalium > 6.5 mmol/l
    • Renale Anzidose, pH < 7.2, BE > -10 mmol/l
    • Renale Anämie, Hb < 8.5 g/dl trotz adäquater Substitution mit Eisen/Erythropoetin.
    • GFR-Verminderung < 7ml/min, früher bei DM od. Malnutrition
  2. Akutes Nierenversagen
    • Anurie > 12 h nach konservativer Therapie.
    • Serumkreatininanstieg > 1.0 mg/dl in 24 h.
    • Hyperkaliämie, Azotämie, Azidose, Überwässerung, Urämiesymptome (s.o.)
    • Hyperurikämie > 12 mg/dl
  3. Intoxikationen mit dialysablen bzw. ultrafiltrierbaren Giften.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Sie sprechen von genauer Flüssigkeitsbilanzierung. Durch welche einfache Messmethode kann das Risiko einer Überwässerung minimiert bzw. eine ordnungsgemäße Bilanz täglich überprüft werden?

A

Die Bilanzierung kann gut durch eine tägliche Gewichtskontrolle überprüft werden. Angestrebt wird dabei ein täglicher Gewichtsverlust von 200–400 g wegen der katabolen Stoffwechselsituation während des ANV.
Ein stets gleichbleibendes Gewicht würde zu einer Überwässerung führen. Weitere Hinweise auf die intravasale Volumensituation des Patienten gibt die Messung des zentralvenösen Drucks. Allerdings werden hier Einlagerungen von Flüssigkeit in das Gewebe nicht erfasst.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Auf welchen Ebenen, glauben Sie, beeinflusst eine chronische Niereninsuffizienz den Gesamtorganismus?

A

Der Ausfall der Nierenfunktion verursacht eine Vielzahl von Schädigungen und Störungen:
• Ausfall der Ausscheidungsfunktion der Nieren: Es kommt zum Anstieg der Retentionswerte Kreatinin und Harnstoff . Auch körperfremde Stoffe (Medikamente) oder endogen gebildete Toxine kumulieren leicht.
• Störung der hormonellen Nierenfunktion: Hier sind besonders die renale Anämie (verminderte Bildung des renalen erythropoetischen Faktors) und die renale Osteopathie (fehlende Hydroxylierung des wirksamen Vitamin-D-Metaboliten in der Niere) zu nennen.
• Ausfall der Regulationsfunktion im Wasser-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalt: dieser Ausfall kann Überwässerung, Salzverlust, Hyperkaliämie und Azidose zur Folge haben.
• Schädigung anderer Organsysteme durch bisher im Einzelnen unbekannte Mechanismen (Knochenmarksdepression, erhöhte Kapillarfragilität, Infektionsneigung etc.).

Merke: Definition der chronischen Niereninsuffizienz: irreversible Funktionsminderung der Nieren durch progredienten Parenchymverlust. Leitbefunde sind: Urämie, Oligo- und Anurie, Ödeme, Hyperkaliämie, metabolische Azidose, Hypokalzämie, Anämie.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
17
Q

Nennen Sie einige allgemeine Urämie-Symptome?

A

Urämie-Symptome sind sehr vielfältig. Typisch sind:
• Übelkeit und Erbrechen
• deutliche Abnahme der Leistungsfähigkeit
• gestörter Schlaf/Wachrhythmus
• Pruritus

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
18
Q

Der Kreatininwert eines Patienten mit Glomerulonephritis liegt seit einigen Monaten relativ konstant bei 3,0 mg/dl. In welchem Stadium einer chronischen Niereninsuffizienz wird sich dieser Patient befinden bzw. welche Stadien gibt es?

A

Der Patient befindet sich im Stadium der kompensierten Retention. Man kann bei der chronischen Niereninsuffizienz mehrere Stadien abgrenzen (› Tab. 5.3).
Tab. 5.3 Stadien der chronischen Niereninsuffizienz
Stadium Kompensation Laborwerte/Symptome
1 : volle Kompensation
eingeschränkte Kreatinin-Clearance bei noch normalem Serum-Kreatinin
2 : kompensierte Retention
Erhöhung von Kreatinin und Harnstoff, jedoch ohne Urämiesymptome
3 : dekompensierte Retention
Urämiesymptome – durch Therapie in das Stadium 2 zurückführbar
4 : terminale Niereninsuffizienz
irreversibles Nierenversagen – ohne Nierenersatztherapie tödlich

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
19
Q

Ein 34-jähriger aktiver Bodybuilder weist bei völliger Gesundheit und sonstigen normalen Befunden einen erhöhten Serum-Kreatininwert von 1,6 mg/dl auf. Wie ist dieser Wert zu interpretieren?

A

Kreatinin ist ein Abbauprodukt des Kreatins, das hauptsächlich aus der Muskulatur stammt. Bei sehr hoher Muskelmasse oder nach einem intensiven Training kann ein erhöhtes Serum-Kreatinin vorliegen. Der Wert ist bei dem Bodybuilder zunächst ohne Bedeutung, sofern ansonsten keine Auffälligkeiten bestehen.
Merke: Bei kachektischen Patienten (z. B. bettlägerige ältere Menschen) ist der Serum-Kreatininwert aufgrund der niedrigen Muskelmasse oft deutlich unter dem Normalbe- reich (< 1 mg/dl).

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
20
Q

Nennen Sie Auswirkungen einer chronischen Niereninsuffizienz bzw. Urämie auf die einzelnen Organsysteme.

A

Die Urämie zeigt sich klinisch in vielfältigen teils unspezifischen Symptomen, wie z. B. Verwirrtheit, Durchfall und Pruritus (› Tab. 5.4).
Tab. 5.4 Organspezifische Auswirkungen einer chronischen Niereninsuffizienz
Nervensystem : Krampfneigung, Verwirrtheit, Polyneuropathie, Koma
Herz-Kreislauf-System : Perikarditis, Hypertonie, Ödeme, Rhythmusstörungen
Lunge : Lungenödem, Pleuritis, Pleuraerguss, Pneumonie
Gastrointestinaltrakt : Durchfälle, Erbrechen, Abdominalkrämpfe
Skelett : sekundärer Hyperparathyreoidismus, Vitamin-D-Mangel
Haut : blasses fahles Kolorit, Atrophie, Pruritus
Blut : Anämie (Epo-Mangel), thrombozytäre Gerinnungsstörungen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
21
Q

Nennen Sie zwei der wichtigsten Progressionsfaktoren für eine chronische Niereninsuffizienz.

A
Folgende Begleiterkrankungen bzw. Risikofaktoren führen zu einer Verschlechterung einer Niereninsuffizienz:
• Bluthochdruck
• Diabetes mellitus
• rez. Harnwegsinfekte
• Überalimentation mit Eiweiß 
• Harnstauung
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
22
Q

Ein 74-jähriger Typ-2-Diabetiker zeigt folgende Symptome bzw. Befunde: Blutdruck 180/110 mmHg, Hb 9,0 g/dl, Pruritus und Foetor, Serum-Glukose 180 mg/dl, Serum- Harnstoff 180 mg/dl, Serum-Kalium 5,5 mmol/l, Kreatinin 4,1 mg %, mäßige Beinödeme und deutliche Luftnot bei leichter Belastung.
Welches Krankheitsbild vermuten Sie?

A

Es liegen eine schwere diabetische Nephropathie im Stadium der dekompensierten Retention einer chronischen Niereninsuffizienz und Zeichen der Urämie vor.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
23
Q

Ein 74-jähriger Typ-2-Diabetiker zeigt folgende Symptome bzw. Befunde: Blutdruck 180/110 mmHg, Hb 9,0 g/dl, Pruritus und Foetor, Serum-Glukose 180 mg/dl, Serum- Harnstoff 180 mg/dl, Serum-Kalium 5,5 mmol/l, Kreatinin 4,1 mg %, mäßige Beinödeme und deutliche Luftnot bei leichter Belastung.
Welche Therapie leiten Sie ein? Müssen Sie den Patienten dialysieren?

A

Für eine Hämodialyse besteht noch keine absolute Indikation. Allerdings ist mit einem Fortschreiten der Erkrankung zu rechnen, sodass eine regelmäßige Dialysebehandlung in den nächsten Monaten möglich ist. Ziel der Therapie ist es, den Patienten in das Stadium der kompensierten Niereninsuffizienz zurückzuführen.
• am wichtigsten: engmaschige Blutdruckeinstellung (< 130/80 mmHg) (z. B. ACE-Hemmer, AT1-Antagonisten)
• bilanzierte Eiweißzufuhr (1 g/kg pro Tag)
• Blutzuckeroptimierung
• reichlich natriumarme Flüssigkeitszufuhr > 2 l/d (evtl. zusätzlich Schleifendiuretika)
• kontrollierte Gewichtsabnahme, natriumarme Kost, langsam resorbierbare Kohlenhydrate
• bei Hyperlipidämie Einsatz von Cholesterinsynthesehemmern
• Shuntanlage organisieren, da mit einem Fortschreiten der Erkrankung zu rechnen ist!

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
24
Q

Ab welcher Kreatinin-Clearance werden in der Regel die Symptome der Urämie manifest?

A

Das urämische Syndrom beginnt meist bei einer Kreatinin-Clearance < 10–20 ml/min.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
25
Q

Beschreiben Sie kurz Voraussetzung, Technik und Nachbehandlung einer Nierentransplantation.

A

Im Gegensatz zur Dialyse ermöglicht die Transplantation dem Patienten ein fast normales Leben. Allerdings können nicht alle Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz einer Transplantation zugeführt werden. Einige der Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, sind:
• Es dürfen keine Malignome, aktive Psychosen, Tuberkulose, schwere degenerative Gefäß- oder Hirnkrankheiten oder nicht ausgeheilte Magen- bzw. Duodenalulzera vorliegen.
• Verträglichkeit in den immunologischen Tests: Der Empfänger darf keine zirkulierenden Antikörper gegen Spenderlymphozyten besitzen. Spender und Empfänger sollten weitgehend in der HLA-Typisierung (neg. cross match) übereinstimmen.
• Vorhandensein eines ausgerüsteten Transplantationszentrums bzw. rechtzeitige Entnahme einer Spenderniere unter Beachtung der warmen Ischämiezeit (20–30 min).
Durch Kühlung und geeignete Lagerung ist eine Nierentransplantation bis zu 36 h nach der Entnahme des Organs möglich. Die Transplantation selbst er- folgt chirurgisch standardisiert extraperitoneal in der Fossa iliaca.

Um Transplantat-Abstoßungsreaktionen zu vermeiden, werden Immunsuppressiva wie Ciclosporin A, Glukokortikoide und Azathioprin verabreicht. Steroidresistente Abstoßungsreaktionen können durch Anti-Lymphozyten-Serum oder OKT3 (Antikörper gegen den T3-Rezeptor von Lymphozyten) unterdrückt werden. Entscheidend ist die richtige Differenzialdiagnose einer Abstoßungsreaktion gegenüber z. B. einer Pyelonephritis oder einem Virusinfekt. Zur Klärung ist oft eine Nierenbiopsie angezeigt. Durch die Immunsuppression besteht eine erhöhte Infektneigung besonders für opportunistische Erreger (z. B. Pneumocystis carinii, Zytomegalievirus oder Listerien).

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
26
Q

Im Rahmen einer Niereninsuffizienz kommt es sehr häufig zu einer sog. renalen Anämie. Seit einiger Zeit lässt sich diese effektiv behandeln. Wie?

A

Durch parenterale Gaben von Erythropoetin (subkutan) lässt sich die renale Anämie weitgehend beheben (cave: Eisenmangel ausgleichen!). Sinnvoll ist eine voherige Bestimmung des Erthropoetin-Serumspiegels.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
27
Q

Nennen Sie bitte die Kennzeichen eines nephrotischen Syndroms. Bei welchen Krankheiten tritt es vorwiegend auf ?

A

Folgende Befunde sind charakteristisch:
• Proteinurie > 3,5g/d
• Hypoproteinämie und Ödeme
• Hypercholesterinämie bzw. Hyperlipidämie

In über 70 % der Fälle ist eine primäre Glomerulonephritis (ca. 30 % membranöse GN, ca. 20 % Minimal-Change-GN) die Ursache für ein nephrotisches Syndrom.

Weitere Krankheitsbilder, die zum nephrotischen Syndrom führen können, sind:
• Kollagenosen (bes. Lupus erythematodes), Amyloidose
• diabetische Glomerulosklerose
• toxische Einflüsse (D-Penicillamin, Quecksilber, Gold etc.)
• Plasmozytom
• Malaria

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
28
Q

Nennen Sie klinische Symptome eines Patienten mit nephrotischem Syndrom.

A

Im Vordergrund stehen beim nephrotischen Syndrom der hohe Eiweißverlust und die dadurch bedingten Flüssigkeitsverschiebungen.
• Schwäche und Müdigkeit durch Anämie
• Infektneigung durch Immunglobulinverlust
• Gewichtszunahme durch Ödeme (auffallend sind Lid- und Gesichtsödeme)
• Aszites und Lungenödem durch niedrigen plasmaonkotischen Druck
• Hypertonie durch Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
29
Q

Warum neigen Patienten mit einem nephrotischen Syndrom zu Thrombosen?

A

Durch die Proteinurie geht auch Antithrombin III mit dem Urin verloren. Dieses Protein stellt einen wichtigen körpereigenen Thrombininhibitor dar. Daher neigen Patienten mit nephrotischem Syndrom zu Thrombosen, speziell das Risiko für Nierenvenenthrombosen ist deutlich erhöht.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
30
Q

Erläutern Sie bitte die Therapieprinzipien beim nephrotischen Syndrom.

A

Der Versuch einer erfolgreichen Behandlung der Grundkrankheit steht an erster Stelle. Bei den Glomerulonephritiden, als häufigste Ursache des nephrotischen Syndroms, ist dies selten möglich.

Eine wichtige Ausnahme stellt die Minimal-Change-Glomerulonephritis dar, die sehr gut auf Glukokortikoide anspricht. Ansonsten ist die Behandlung symptomatisch orientiert:
• strenge Blutdruckeinstellung (< 130/80 mmHg)
• Kochsalz- und Wasserrestriktion
• eiweißarmeDiät(0,8–1g/kg/d)
• Einsatz von Diuretika zur Ödemausschwemmung
• Thromboseprophylaxe (Heparin, Thrombozytenaggregationshemmer)
• evtl. Infusion von Albuminlösungen oder Plasmaexpander zur kurzfristigen Kreislaufstabilisierung
• regelmäßige Gewichts- und Elektrolytkontrollen

Eine Reihe neuerer Studien haben den prognostischen Wert einer strengen Blutdruckeinstellung bzw. -senkung belegt, sodass dies eine der vordringlichsten Säulen der Therapie ist.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
31
Q

Wie würden Sie allgemein eine Glomerulonephritis definieren?

A

Es handelt sich um eine Entzündung der Nierenkörperchen, meist aufgrund immunologischer Prozesse, die häufig strukturelle Zerstörungen zur Folge hat.

Typisch sind:
• Mikrohämaturie, Erythrozytenzylinder im Urinsediment
• mäßige Proteinurie
• reduzierte glomeruläre Filtration

Tab. 5.5 Einteilung der wichtigsten Glomerulonephritiden
Primäre Glomerulonephritis
IgA-Nephropathie : häufigste GN, Hämaturie, glomeruläre IgA-Ablagerung, Immunkomplex-GN mit Komplementaktivierung – sehr langsam progredient, nach 10 Jahren 10 % Dialysepflichtigkeit

Mesangiokapilläre GN : glomeruläre Proteinurie oder nephrotisches Syndrom, Makro- oder Mikrohämaturie, C3-Nephritis-Faktor bei 20–60 %, Hypertonie 30 % – ungünstiger Verlauf, wenn Hypertonie bei Diagnosestellung

Minimal-Change-GN : im Kindesalter sehr häufig, nephrotisches Syndrom, in 30–50 % Spontanheilungen, Lichtmikroskopie unauffällig, in der Elektronenmikroskopie Fusion der Podozytenfortsätze

Rapid progressive GN
Typ I: zirkulierende Antikörper gegen glomeruläre Basal- membran (Nierenbiopsie – „Halbmonde“, IgG-Ablagerung) (Typ-II: Immunkomplex; Typ-III: Pauci-Immun-GN) – schlechte Prognose
(mit Lungenbeteiligung: Goodpasture-Syndrom)

Sekundäre Glomerulonephritis
Poststreptokokken-GN : nach Infektion mit β-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A (M-Antigen-positiv) – diffuse, endokapilläre proliferierende GN, Immunkomplexnephritis – meist gute Prognose

Postinfektiöse GN : nach Endokarditis, Typhus, Pneumokokkenpneumonie etc. – Verlauf unterschiedlich

Merke: Die IgA-Nephritis ist häufig mit einer chronischen Sinusitis kombiniert.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
32
Q

Nennen Sie ein Beispiel für eine aggressive Glomerulonephritis.

A

Bei der Antibasalmembran-Glomerulonephritis bilden sich Antikörper der Klasse IgG gegen Basalmembranproteine. Diese Antikörper lagern sich an der Basalmembran der Glomeruli ab und lassen sich immunologisch gut nachweisen. Es kommt zu einer ausgeprägten Entzündungsreaktion mit Einwanderung von Granulozyten und zur Proliferation von glomerulären und extrakapillären Zellen der Bowman-Kapsel (z. B. Halbmondbildung).

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
33
Q

Nennen Sie Einteilungsmöglichkeiten und Therapieprinzip einer rasch progredienten Glomerulonephritis.

A

Eine Einteilung der rasch progredienten GN ist über das histologische Bild möglich (› Tab. 5.6). Bei der Therapie kommen frühzeitige Steroidstöße und konsequente Immunsuppression zum Einsatz.

Tab. 5.6 Einteilung der rasch progredienten GN
Typ : Definition
I : lineare Ablagerungen von IgG und Komplement an den Basalmembranen (Goodpasture-Typ)
II : Ablagerungen von Immunkomplexen
III : immunfluoreszenzmikroskopisch negative Formen (z. T. ANCA-assoziiert) Wegener-Granulomatose

34
Q

Wie unterscheidet sich sonografisch eine akute Glomerulonephritis (z. B. Poststreptokokken-GN) von einer langjährigen chronischen GN?

A

Bei einer akuten GN sind die Nieren geschwollen und daher meist vergrößert. Eine langjährige chronische GN führt zu Schrumpfnieren, die sich manchmal sonografisch kaum darstellen lassen.

35
Q

Welche Symptome verursacht eine akute Poststreptokokken-Glomerulonephritis? In welchem zeitlichen Abstand tritt die Glomerulonephritis zum auslösenden Infekt auf?

A

Einer Poststreptokokken-Glomerulonephritis geht ein Infekt, meist der oberen Luftwege, ca. 8–16 Tage voraus. Auslösend sind β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A meist vom Typ 12.

Es handelt sich nicht um eine akute Infektion, sondern um eine immunologisch bedingte Zweiterkrankung. Bevorzugt sind Kinder und junge Erwachsene betroffen. Als Kardinalsymptome gelten:
• Hypertonie
• Erythrozyturie
• Ödeme

Selten liegt eine höhergradige Proteinurie (3–5g/d) vor. Häufig klagen die Patienten über ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen und dumpfe Rückenschmerzen (wegen Nierenkapselspannung). Selten kann es durch Überwässerung zum Lungen- oder Hirnödem kommen.

36
Q

Welche Therapie und Prognose besitzt die Poststreptokokken-Glomerulonephritis?

A

Die Inzidenz der Poststreptokokken-Glomerulonephritiden hat durch die prophylaktische Penicillin-Behandlung einer „Stippchen“-Angina abgenommen.

Bei gesicherter Glomerulonephritis sollten die Patienten im akuten Stadium Bettruhe einhalten. Weiterhin sind tägliche Gewichts- und Elektrolytkontrollen unumgänglich. Eine salzarme Kost ist im akuten Stadium sinnvoll. Die medikamentöse Therapie besteht in der Gabe von Penicillin 3 ME/d ungefähr 2 Wochen lang.

Einige Monate nach der Erkrankung sollte eine Herdsanierung (Tonsillektomie) durchgeführt werden. Die Prognose ist vor allem bei Kindern gut. Selten kommt es zu chronischen Verlaufsformen. Gefährlich ist die akute Kreislaufdekompensation bei verschleppter Diagnose.

37
Q

Was wissen Sie über die sog. Minimal-Change-Nephritis oder Lipoidnephrose?

A

Es handelt sich um eine Glomerulonephritis ohne lichtmikroskopisch fassbare Veränderungen. Erst elektronenmikroskopisch sind eine Fusion und ein Verlust der Podozytenfortsätze sowie eine mäßige Verdickung der Basalmembran zu erkennen.

Die Ätiologie ist ungeklärt. Ein ausgeprägtes nephrotisches Syndrom bei plötzlichem Krankheitsbeginn ist typisch. Im Kindesalter ist die Minimal-Change-Nephritis die häufigste GN, die zum nephrotischen Syndrom führt.

In ca. 50 % der Fälle mit Minimal-Change-Nephritis bei Kindern finden sich Spontanheilungen. Bei Erwachsenen ist dieser Prozentsatz geringer. Ein Teil der Fälle spricht sehr gut auf Glukokortikoide an.

38
Q

Eine 22-jährige Frau berichtet über Fieber bis 40 °C, Schüttelfrost, Flankenschmerz links und einen übel riechenden Urin. Es besteht hohes Krankheitsgefühl. Ein- bis zweimal jährlich treten zudem Blasenentzündungen auf.
Was vermuten Sie?

A

Als Verdachtsdiagnose wäre hier eine akute Pyelonephritis anzunehmen.

39
Q

Wodurch kann die Entstehung einer Pyelonephritis begünstigt werden? Was zeigt der Harnbefund?

A

Der Harnbefund zeigt eine signifikante Bakteriurie, Leukozyturie, Nachweis von Leukozytenzylindern im Sediment und nicht selten eine Hämaturie. Die Entzündungsparameter (BSG, C-reaktives Protein) sind stark erhöht.

Eine Pyelonephritis wird durch Abflussbehinderungen des Urins begünstigt. Hier sind z.B. der vesikorenale Reflux, Nierensteine oder eine Prostatahyperplasie zu nennen. Weiterhin disponieren Allgemeinerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Gicht zur Pyelonephritis. Frauen sind wegen den anatomischen Gegebenheiten (kurze äußere Harnröhre) und vor allem in der Gravidität gefährdet.

40
Q

Sie kennen sicher den Begriff der signifikanten Bakteriurie. Was versteht man darunter? Welche Erreger lassen sich hauptsächlich bei einer Bakteriurie finden?

A

Bei der bakteriologischen Untersuchung von Mittelstrahlurin treten häufig bakterielle Kontaminationen auf. Deshalb spricht man erst ab einer nachgewiesenen Keimzahl > 105/ml Mittelstrahlurin (= Kass-Zahl) von einer signifikanten Bakteriurie.

Man unterscheidet je nach Vorliegen von klinischen Zeichen eines Harnwegsinfekts zwischen asymptomatischer und symptomatischer signifikanter Bakteriurie. Bei Nachweis einer signifikanten Bakteriurie ist eine rasche Keimdifferenzierung anzustreben.

Mit Abstand am häufigsten werden Keime aus der Escherichia-coli-Gruppe (> 80 % der Fälle) nachgewiesen. Weitere Keime, die häufig Harnwegsinfektionen verursachen, sind Proteus, Enterokokken, Klebsiellen und als besonderer Problemkeim Pseudomonas.

41
Q

Sie haben bei einer jungen Frau eine akute Pyelonephritis bestätigt. Welche Therapie wählen Sie?

A

Nach Abnahme von Labor und Mittelstrahlurin zur Keim- und Resistenzbestimmung ist sofort mit einer kalkulierten antibiotischen Therapie zu beginnen:
• Co-trimoxazol forte (= Trimethoprim + Sulfamethoxazol) 2 × 1 Tbl./d, entspricht 2 × 160 mg Trimethoprim und 2 × 800 mg Sulfamethoxazol oder
• Amoxicillin 3×2g/d i.v. oder
• Ciprofloxacin 2×250mg/d per os oder 2×200mg/d i.v.(cave: keine Gyrasehemmer bei Kindern oder Schwangeren!)

Die Behandlungsdauer umfasst ca. 14 Tage (evtl. Umstellung der Antibiose nach Erhalt der Resistenzbestimmung).
• Analgesie (z. B. Metamizol 3 × 20 Tr./d)
• Bettruhe und reichliche Flüssigkeitszufuhr
• 3× tgl. Temperaturkontrolle
Nach Abklingen der Symptomatik sollte nach prädisponierenden Ursachen wie Diabetes oder Urolithiasis gesucht werden.

MERKE: Harnstauung und Pyelonephritis Gefahr der Urosepsis. Daher ist bei jeder Pyelonephritis eine Nierensonografie sinnvoll mit evtl. nachfolgender Entlastung der Stauung z. B. durch eine Nephrostomie.

42
Q

Welche Antibiotika sind bei einer unkomplizierten Pyelonephritis in der Schwangerschaft einzusetzen?

A
  • Erlaubt sind Penicilline, Cephalosporine, evtl. ein Makrolid.
  • Verboten sind Tetrazykline, Gyrasehemmer, Trimethoprim, Aminoglykoside.
43
Q

Warum ist eine chronische Pyelonephritis gefährlich ?

A

Eine chronische Pyelonephritis führt zum langsamen, aber fortschreitenden Untergang von Nierengewebe. Meist liegen ausgedehnte Vernarbungen und „Keimnester“ (Mikroabszesse) vor, die durch Antibiotika nicht erreicht werden.

Patienten mit chronischer Pyelonephritis weisen nicht selten Harnabflussstörungen (rez. Urolithiasis) und/oder Fehlbildungen (vesikorenaler Reflux) auf. Ca. 10–15 % aller dialysepflichtigen Niereninsuffizienzen sind auf chronische Pyelonephritiden zurückzuführen.

44
Q

Erklären Sie uns bitte kurz den Wirkmechanismus von Co-trimoxazol. Nennen Sie einige Nebenwirkungen.

A

Cotrimoxazol ist ein Kombinationspräparat und setzt sich aus einem Sulfonamid (Sulfamethoxazol) und Trimethoprim zusammen. Beide wirken synergistisch hemmend auf die Folsäuresynthese. Sie wirken bakteriostatisch.

Als Nebenwirkungen der Sulfonamide sind bekannt:
• hohe Plasmaeiweißbindung, dadurch Pharmakokinetikstörungen anderer Medikamente
• Kernikterus bei Kindern und Säuglingen
• Methämoglobinbildung
• gastrointestinale Beschwerden und Hautausschläge

Trimethoprim führt zu Störungen von Zellteilungsvorgängen. Somit kann besonders die Hämatopoese beeinträchtigt werden (Thrombopenie, Leukopenie). In der Gravidität ist Trimethoprim kontraindiziert.

45
Q

Sie sehen hier das Sektionsbild einer Niere einer 52-jährigen Frau mit langjährigem Analgetikaabusus. Erklären Sie den pathophysiologischen Mechanismus, der bei Abusus nichtsteroidaler Analgetika zur Papillennekrose führt (› Abb. 5.2).

A

Durch die langjährige Einnahme von Schmerzmitteln (ungefähr 1–2 kg, d. h. Tagesdosen von mehr als 1–2 g über Jahre), vor allem phenazetin- und azetylsalizylsäurehaltiger Präparate, kommt es oft zu einer abakteriellen interstitiellen Nephritis.

Entscheidend ist, dass die Nierenmarkdurchblutung durch Prostaglandinbildung innerhalb der Niere reguliert wird.
Ein vesikorenaler Reflux kann nach Infektausheilung durch ein Miktionszystogramm nachgewiesen werden.

Eine erhöhte Konzentration an Prostaglandinen (speziell Prostaglandin E2) führt zu einer Steigerung der Durchblutung des Nierenmarks. Einige nichtsteroidale Analgetika hemmen die Prostaglandinsynthese und bewirken so eine Minderdurchblutung.

Die Kompensationsmechanismen des Nierenmarks und besonders der Papillen sind gering, sodass ischämisch bedingte Nekrosen auftreten können. Zusätzlich kommt es im Rahmen der Urinkonzentrierung zu einer physiologisch bedingten Anreicherung der Medikamente im Papillenspitzenbereich. Durch die Ischämie und toxische Schädigung entsteht eine interstitielle Nephritis mit den typischen Papillennekrosen.

46
Q

Welche klinischen Erscheinungen finden Sie bei einer Analgetika-Nephropathie?

A

Die Nephropathie verläuft meist symptomarm. Neben unspezifischen Allgemeinsymptomen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen (deshalb Analgetika) und Gewichtsverlust fallen die Patienten durch ihr graugelbes Hautkolorit und ihre Neigung zu Harnwegsinfektionen auf.

Ein Frühsymptom stellt die renal bedingte Anämie dar. Manchmal werden durch den Abgang nekrotischer Papillen Koliken ausgelöst. Durch die frühe Einschränkung der Konzentrationsfähigkeit der Niere können eine Polyurie und Polydipsie vorliegen.

47
Q

Sie sehen hier die dreidimensionale Rekonstruktion eines CT. Der Patient berichtet über intermittierende Unterbauchschmerzen ohne Fieber. Die Schmerzen strahlen in das linke Genitale aus.
Was fällt Ihnen am linken Ureter auf ?

A

Es findet sich eine röntgendichte Struktur im linken distalen Ureter. Es könnte sich um einen Harnleiterstein handeln. Eine wesentliche Harnstauung liegt nicht vor. Typisch für die Konkrementlage ist die vom Patienten geschilderte Schmerzausstrahlung.

48
Q

Variieren Qualität und Ausstrahlung der Koliken mit der Steinlage?

A

Koliken werden durch Passagehindernisse in Hohlorganen ausgelöst. Es handelt sich um stärkste krampfartige Schmerzen. Je nach Steinlage können (müssen aber nicht) bei der Urolithiasis Begleitsymptomatik und Schmerzausstrahlung variieren (› Tab. 5.7):

Tab. 5.7 Lageabhängige Begleitsymptomatik und Schmerzausstrahlung bei Urolithiasis
Steinlage : Schmerzqualität der Koliken ; Ausstrahlung und Begleitsymptome
Nierenkelche : intermittierend, dumpf, oft von der Körperlage abhängig , Mittelbauch, Rücken
(DD: Pankreatitis, Cholezystitis, Lumbago)

Nierenbecken, Ureterabgang : intermittierend, gelegentlich von der Trinkmenge abhängig
Mittelbauch, Rücken, Unterbauch, Blähungen, Obstipation, Erbrechen

mittlerer Ureter : hell, lang anhaltend
Unterbauch, Leiste, Obstipation, Erbrechen

unterer Ureter (prävesikal) : hell, lang anhaltend
Genitale (Hoden, Schamlippen), Pollakisurie, Obstipation, Erbrechen

Blase : selten, kaum Koliken
Blase (je nach Körperlage), Harnröhre, meist Harnstottern

49
Q

Wie behandeln Sie eine akute Steinkolik wie in diesem Fall in der Klinik?

A

Die sehr starken Schmerzen bedürfen einer sofortigen Analgesie. Eine parenterale Schmerztherapie während einer akuten Kolik ist einer oralen Behandlung vorzuziehen:

Das früher gefürchtete Risiko der Agranulozytose durch Gabe von Metamizol hat sich durch neuere Studien relativiert, sodass dem Einsatz dieses hoch wirksamen Spasmoanalgetikums bei Koliken (Niere, Galle) nichts im Wege steht.
• Metamizol 1–2g per inf. (oder Pethidin 30mg langsam i.v.)
• evtl. zusätzlich Spasmolytika N-Butylscopolamin 1–2 Amp. (20–40 mg) per inf. (orale Gaben kaum wirksam, da sehr geringe Resorption)
• Temperaturkontrolle, bei Fieber sofortige Antibiose und Entlastung der Harnstauung (Urosepsisgefahr!)
• reichlich Flüssigkeit und Bewegung
• Metoclopramid 3 × 20 Tr. bei starker Übelkeit
Merke: Morphinderivate möglichst vermeiden wegen der Verstärkung der Hohlorganspastik und des reflektorischen Ileus.

50
Q

Womit werden heute ca. 80 % aller Harnsteine erfolgreich behandelt?

A
Die ESWL (extrakorporale Stoßwellenlithotripsie) ist für die meisten Harnsteine Therapie der Wahl (sehr gute Ansprechraten: Niere und Nierenbecken; gute Ansprechraten: oberer Harnleiter; mäßige Ansprechraten: unterer Harnleiter). Das Konkrement in › Abb. 5.3 ließe sich am besten durch eine ureteroskopische Steinzertrümmerung (URS) behandeln. 80 % aller Harnleitersteine gehen spontan ab.
Große Steine im Nierenbecken werden durch eine perkutane Nephrolitholapaxie (PCNL) behandelt.
51
Q

Welche Steine finden sich am häufigsten im oberen Harntrakt?

A

Am häufigsten sind Ca2+-Oxalat-Steine (ca. 80 %). Seltener sind Infektsteine (10 %), Uratsteine (5 %) und Kalziumphosphatsteine (4 %).

52
Q

Können Sie uns erklären, warum es bei Morbus Crohn oder nach ausgedehnten Dünndarmresektionen häufig zu oxalathaltigen Nierensteinen kommt?

A

Gallensäuren sind wegen ihrer Fähigkeit zur Mizellenbildung an der Fettresorption im Dünndarm wesentlich beteiligt.

Bei Erkrankungen, die vor allem das terminale Ileum betreffen, geht der Hauptresorptionsort der Gallensäuren verloren. Es entwickelt sich ein Gallensäureverlustsyndrom mit den Folgen einer gestörten Fettresorption und einer daraus resultierenden Steatorrhö.

Durch das Fett wird im Dickdarm Kalzium aus dem mit der Nahrung reichlich aufgenommenen Kalziumoxalat herausgelöst (= sog. Verseifung).

Oxalat ist im Gegensatz zu Kalziumoxalat wesentlich leichter löslich und wird in hohem Maße resorbiert. Es kommt zu einer sekundären Hyperoxalurie, die bei verminderter Diurese, Infekten oder einer evtl. vorliegenden Harnabflussstörung zur Bildung von Oxalatsteinen disponiert. (Oxalathaltige Lebensmittel wie Spinat, Rhabarber sind bei Darmerkrankungen zu vermeiden)

53
Q

Wie sieht man auf einer Abdomenübersichtsaufnahme („Leeraufnahme“) einen reinen Harnsäurestein?

A

Harnsäuresteine gehören zu den nicht schattengebenden Konkrementen. Mit anderen Worten, man sieht sie im Gegensatz zu den kalziumhaltigen Steinen auf einer Röntgenaufnahme nicht.

Ihr Nachweis erfolgt indirekt, d. h. radiologisch im Urogramm durch die Harnabflussstörung mit Dilatation des Hohlsystems der Niere oder mittels Sonografie oder CT. Hinweise auf Uratsteine kann die Anamnese bzw. der Blut- oder Urinharnsäuregehalt geben.

54
Q

Welche Ursachen einer Nierenarterienstenose kennen Sie?

A

Eine rasche Entwicklung einer Hypertonie und periumbilikale Stenosegeräusche sind hinweisend auf eine Nierenarterienstenose.
• Arteriosklerose (ca. 80% aller Fälle mit Nierenarterienstenose, bevorzugt im fortgeschrittenen Alter)
• fibromuskuläre Dysplasie (ca. 20% aller Fälle, eher jüngere Patienten um das 30. Lebensjahr)
Die Klinik äußert sich in Hypertonie (bes. diastolisch), evtl. später Herzinsuffizienz, Herzklopfen, Kopfschmerzen, sekundärem Hyperaldosteronismus.

55
Q

Nennen Sie einige Untersuchungsmethoden, mit denen der Verdacht einer Nierenarterienstenose erhärtet werden kann.

A

Wichtig sind v.a. die Auskultation und die Doppler-Sonografie (› Tab. 5.8).
Tab. 5.8 Diagnostik der Nierenarterienstenose
1. Auskultation
Stenosegeräusch paraumbilikal oder an den Flanken (in 40 % der Fälle hörbar)
2. Doppler-Sonografie
Berechnung von Strömungsgeschwindigkeit und Gefäßdurchmesser (untersucherabhängig)
3. DSA (Angiografie)
optimale Bildgebung, aber invasiv (nur bei therapeutischer Konsequenz sinnvoll)
4. Captopril-Test
bei RR-Abfall und Reninanstieg → Verdacht auf Stenose (relativ geringe Spezifität)
5. Nierensequenzszintigrafie
Abschätzung der Nierendurchblutung (evtl. vor und nach ACE-Hemmer)
6. Frühurogramm
indirekter Nachweis einer verzögerten Perfusion im Seitenvergleich (geringe Spezifität)
7. Angio-MRT
aufwendig, sehr gute Bildgebung, Methode der Zukunft
8. Spiral-CT
aufwendig, gute Bildgebung

56
Q

Ein Medizinstudent berichtet Ihnen, dass er beim Üben der Auskultation bei sich ein merkwürdiges Strömungsgeräusch links neben dem Nabel und an der linken Flanke gehört habe. Sie prüfen dies nach und können den Befund bestätigen. Weiterhin fällt ein Blutdruck von 160/110 mmHg auf.
Fällt Ihnen eine Ursache für diese Hypertonie ein, die nicht kardial verursacht ist?

A

Der Hypertonus könnte durch eine Nierenarterienstenose bedingt sein. Sie ist für ca. 10–20 % der Fälle von sekundären Hypertonien verantwortlich.

Während bei jungen Patienten die sog. fibromuskuläre Hyperplasie überwiegt, liegt bei älteren Patienten meist eine arteriosklerotisch bedingte Stenose vor. Bei über 1⁄3 der Patienten mit Nierenarterienstenose lässt sich ein Stenosegeräusch auskultieren.

Folgende Mechanismen führen zu einer Blutdrucksteigerung: Durch die Verminderung der Nierenperfusion kommt es zu einer erhöhten Sekretion von Renin (Goldblatt-Effekt) mit vermehrter Umsetzung von Angiotensin I zu Angiotensin II. Neben einer Arteriolenkonstriktion verursacht Angiotensin II eine vermehrte Aldosteronausschüttung ( Hypokaliämie).

57
Q

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei einer Nierenarterienstenose?

A

Vor allem bei jungen Patienten wird die perkutane transluminale Dilatation oder die operative Korrektur der Stenose und damit Verbesserung der Nierendurchblutung angestrebt. Besteht der Hochdruck sehr lange (> 5 Jahre), kann sich eine fixierte Hypertonie entwickelt haben, die sich auch nach einer Operation nicht bessert. Dann sind die durch Minderperfusion eingetretenen Nierenschäden nicht mehr reversibel. Im Extremfall liegt ein funktionsloses Organ vor.

58
Q

Welche Veränderungen können bei einem langjährigen Diabetes mellitus an der Niere auftreten?

A

Ein Diabetes mellitus kann vaskuläre, glomeruläre und interstitielle Schäden bzw. Veränderungen an der Niere hervorrufen. Die vaskulären Veränderungen betreffen eine frühzeitige und progrediente Arterio- und Arteriolosklerose der Nierengefäße.

Spezifisch für eine diabetische Nephropathie ist die sog. Glomerulosklerose mit dem Namen Kimmelstiel-Wilson. Es handelt sich hierbei um große noduläre Ablagerungen von hyalinem Material innerhalb der Glomerula. Weiteres Kennzeichen ist eine Mesangiumproliferation.

Sehr häufig sind bei Diabetikern rezidivierende Pyelonephritiden, die unter dem Bild einer interstitiellen Nephritis zu Papillennekrosen führen können. Die Summe der Veränderungen führt im Laufe der Jahre zur manifesten Niereninsuffizienz.

Merke: Sobald ein Diabetiker mehr als 30 mg/d Einweiß mit dem Urin verliert, besteht der dringende Verdacht auf eine diabetische Nephropathie! Frühes Zeichen einer diabetischen Nierenschädigung ist eine Mikroalbuminurie (30–300 mg/24 h).

59
Q

Sie finden bei einem Diabetiker trotz eines Blutglukosewerts von 230mg/dl keine Glukosurie. Woran könnte das liegen?

A

Normalerweise kommt es zum Auftreten einer Glukosurie, wenn eine Blutglukosekonzentration von ca. 180mg/dl überschritten wird, da ab diesem Wert die tubulären Rückresorptionsmechanismen für Glukose erschöpft sind.

Liegt eine ausgeprägte diabetische Nephropathie vor, kann aufgrund der Gefäß- und Glomeruliveränderungen die Filtration von Glukose eingeschränkt sein. Es kommt trotz der hohen Blutglukosewerte zu keiner Glukosurie. Dies kann zu der Fehlannahme eines gut eingestellten Diabetes führen.

60
Q

Bei einem Patienten mit langjährig bekanntem Diabetes mellitus findet sich im Urin eine Mikroalbuminurie. Welche therapeutischen Maßnahmen ergreifen Sie?

A

Das Stadium der Mikroalbuminurie (> 30 mg/24 h) bei der Entwicklung der diabetischen Nephropathie sollte frühzeitig erfasst werden. Durch eine konsequente Blutdruck- und Blutzuckereinstellung kann hier der Übergang zur manifesten diabetischen Nephropathie deutlich verzögert, wenn nicht sogar vermieden werden. Mittel der Wahl zur Blutdruckeinstellung (RR < 140/90 mmHg) sind ACE-Hemmer und AT1-Antagonisten.

61
Q

Was verstehen Sie unter einer Amyloidose? Wann tritt sie auf?

A

Unter einer Amyloidose versteht man die Ablagerung bestimmter Proteine in verschiedenen Organen, wobei es zu einer Funktionsstörung kommt. Es kann eine generalisierte Form von einer lokalisierten Form unterschieden werden.

Man differenziert zwischen primären, idiopathischen und sekundären, erworbenen Amyloidosen. Die wesentlich häufigeren sekundären Amyloidosen entstehen im Verlauf von langjährigen chronischen Entzündungen wie Tuberkulose, rheumatoider Arthritis, Colitis ulcerosa, Osteomyelitis etc. Auch beim Plasmozytom und Morbus Waldenström werden oft Amyloidosen gefunden.

Folgende Organe sind hauptsächlich von den Amyloidablagerungen betroffen: Herz, Niere, Magen-Darm-Trakt (Rektumschleimhaut), Nervensystem, Pankreas. Dabei sind die Funktionsbeeinträchtigungen von Herz und Nieren für die Prognose des Krankheitsbildes entscheidend.

62
Q

Welche Befunde lassen sich bei der Nierenamyloidose erheben?

A

Die Nierenamyloidose verläuft zunächst symptomarm. Als erstes klinisches Zeichen kommt es meist zu einer Proteinurie, die stark ausgeprägt sein kann. Klinisch sind Ödeme, Aszites und thrombembolische Komplikationen zu beobachten.

Schließlich kommt es je nach Grundkrankheit zu einer progredienten Niereninsuffizienz mit Urämiezeichen.
Häufig wird das Krankheitsbild durch eine sich entwickelnde Hypertonie kompliziert.

63
Q

Welches ist die einfachste Methode, um eine Amyloidose zu diagnostizieren?

A

Die Diagnose wird durch eine Rektum- und Mundschleimhautbiopsie und nachfolgender lichtmikroskopischer Untersuchung gestellt.

Das Amyloid zeigt hierbei nach Kongorotfärbung im polarisierten Licht eine charakteristische Grünfärbung.

Dieser Befund im Zusammenhang mit einer Proteinurie und Nierenfunktionseinschränkung macht eine Nierenamyloidose sehr wahrscheinlich.

64
Q

Eine häufige Organmanifestation einer postprimär gestreuten Lungentuberkulose stellt das Urogenitalsystem und speziell die Niere dar. Kennen Sie eine Stadieneinteilung der Nierentuberkulose ?

A

Die Stadieneinteilung erfolgt nach dem röntgenologischen Bild im Ausscheidungsurogramm.
Es werden drei Stadien unterschieden (› Tab. 5.9). Bei einer Nierentuberkulose (› Abb. 5.4) sind oft kanalikulär deszendierend die Harnleiter und die Blase sowie beim Mann Prostata und Nebenhoden mit befallen.

Tab. 5.9 Stadieneinteilung der Nierentuberkulose
Stadium : Definition
I : parenchymatöses Stadium
röntgenologisch keine oder kaum Veränderungen zu sehen; evtl. einige regellose Verkalkungen erkennbar
II : kavernöses Stadium
deutliche Nierenkelchverformungen und evtl. Obstruktion des Ureters oder des Nierenbeckens
III : Kittniere
Niere ist urografisch stumm, meist völlig destruiert und geschrumpft

65
Q

Uber welche Beschwerden könnte ein Patient mit Urogenitaltuberkulose klagen? Welchen typischen Urinbefund können Sie finden?

A

Neben unspezifischen Allgemeinsymptomen wie Müdigkeit, Leistungsabfall und Nachtschweiß klagen die Patienten über Pollakisurie (= häufige Miktion kleiner Urimengen), ziehende unbestimmte Schmerzen, Tenesmen (= schmerzhafter Stuhl/Harndrang) und Nykturie. Manchmal kommen Koliken vor. Bei Befall der Nebenhoden kann eine Hämospermie den Patienten zum Arzt führen.

Der Urinbefund weist typischerweise eine sog. sterile Leukozyturie auf, d. h. es finden sich wiederholt im Urinsediment viele Leukozyten, ohne dass in der Kultur Bakterien nachzuweisen sind. Häufig liegt gleichzeitig eine Mikrohämaturie vor.

66
Q

Was ist eine renale tubuläre Azidose?

A

Es handelt sich um eine Unfähigkeit der Nieren, den Urin entsprechend dem Anfall saurer Äquivalente aus dem Körperstoffwechsel ausreichend anzusäuern.
Man unterscheidet zwei Formen:
• Typ I = distale tubuläre Azidose: mangelnde Ammoniaksynthese der Nieren, durch die H+-Ionen nicht ausreichend abgepuffert werden können. Klinisch ist dies die am häufigsten vorkommende Form.
• Typ II = proximale tubuläre Azidose: Bikarbonat wird nicht ausreichend
im proximalen Tubulus rückresorbiert (hauptsächlich bei Kindern anzutreffen).

67
Q

Welche Befunde bzw. Symptomatik treten beim Typ I der renalen tubulären Azidose auf ?

A

Es bestehen neben einer schweren metabolischen Azidose meist auch Hypophosphatämie, Hypokalzämie und Hypokaliämie, da diese Ionen aus Elektroneutralitätsgründen vermehrt mit dem Urin ausgeschieden werden.

Durch die Hyperkalzurie kann es zur Nephrolithiasis oder Nephrokalzinose kommen. Häufig entsteht eine Osteomalazie. Die Hypokaliämie führt zu Herzrhythmusstörungen bzw. Muskelschwäche und zusätzlicher hypokaliämischer Nephropathie (Schädigung der Konzentrationsfähigkeit der Niere).

68
Q

Wie würden Sie einem interessierten Laien das Prinzip der Dialyse erklären?

A

Bei allen Dialyseverfahren werden dem Körper des Patienten retinierte Stoffe und/oder Flüssigkeit entzogen. Dies geschieht über eine natürliche oder künstliche Membran, die den Körperkreislauf von einem extrakorporalen Kreislaufsystem trennt.

Die Entfernung der im Blut gelösten Stoffe erfolgt entweder durch Diffusion in eine extrakorporale Spülflüssigkeit entlang dem osmotischen Gradienten oder durch Abpressen eines Filtrats mittels eines hohen hydrostatischen Drucks.

69
Q

Welche wichtigen Dialyseverfahren kennen Sie? Nennen Sie zu jedem Verfahren eine typische Indikation.

A
  • Extrakorporale Hämodialyse: Hier wird fortlaufend das Blut des Patienten über ein Schlauchsystem an einer isotonen und isoionischen Spüllösung (= Dialysat) vorbeigeführt. Dabei sind Dialysat und Patientenblut durch eine semipermeable Membran getrennt und in ihren Fließrichtungen entgegengesetzt gerichtet (Gegenstromprinzip). Entlang dem osmotischen Gradienten wandern die gelösten Blutbestandteile und insbesondere die retinierten harnpflichtigen Substanzen in das Dialysat. Durch ständigen Austausch des Dialysats wird das Konzentrationsgefälle zum Patientenblut aufrechterhalten. Das „gereinigte Blut“ wird mittels einer Pumpe dem Patientenkreislauf wieder zugeführt. Die Hämodialyse wird typischerweise bei der terminalen chronischen Niereninsuffizienz (z. B. nach Glomerulonephritis) angewandt.
  • Peritonealdialyse: Der Stoffaustausch erfolgt über das Peritoneum als eine biologische Membran. Über einen Katheter wird hier die Spüllösung in den Bauchraum instilliert und nach einiger Zeit abgeleitet und erneuert. Durch mehrfache Wiederholung des Vorgangs wird eine Entfernung der retinierten Substanzen erreicht. Die Peritonealdialyse wird z. B. bei Patienten mit sehr schlechten Gefäßverhältnissen, wenn die Anlage eines Shunts nicht möglich ist, angewandt. Ein Vorteil ist die Unabhängigkeit des Patienten von einer Klinik oder Dialyseeinrichtung.
  • Hämofiltration: Über eine künstliche Membran wird extrakorporal mit hohem hydrostatischem Druck dem Patientenblut ein Ultrafiltrat, ähnlich dem physiologischen Primärfiltrat, abgepresst. Dadurch gehen dem Patienten neben den retinierten Substanzen auch große Flüssigkeits- und Elektrolytmengen verloren, die durch eine Substitutionslösung ersetzt werden müssen. Die Hämofiltration wird besonders zum raschen Entzug großer Flüssigkeitsmengen, z. B. bei Lungenödem, Herzinsuffizienz oder Vergiftungen, eingesetzt.
70
Q

Was ist eine Cimino-Fistel ?

A

Um eine extrakorporale Hämodialyse oder Hämofiltration durchführen zu können, benötigt man einen geeigneten Gefäßzugang, über den das Patientenblut in den Dialysator ausgeleitet und wieder in den Körperkreislauf zurückgeführt werden kann.

Bei der Cimino-Fistel handelt es sich um eine chirurgisch angelegte Anastomose zwischen A. radialis und einer Hautvene am Unterarm (meist Ast der V. cephalica) (› Abb. 5.5).

71
Q

Nach forcierter Dialyse kann ein sog. Dysäquilibriumsyndrom eintreten. Können Sie sich darunter etwas vorstellen ?

A

Nach plötzlichem Entzug der retinierten Substanzen im Rahmen einer forcierten Dialyse kann es zu Übelkeit, Erbrechen, Krämpfen und sympathikotonen Reaktionen kommen. Manchmal entsteht ein über mehrere Tage verlaufendes Durchgangssyndrom mit Bewusstseinsstörungen.

Als Ursache für diese Erscheinungen wird ein Flüssigkeitseinstrom nach intrazellulär angesehen, der durch den plötzlichen Konzentrationsunterschied von harnpflichtigen Substanzen zwischen intra- und extrazellulärem Raum nach einer raschen Dialyse auftritt.
Folge davon kann die Entwicklung eines Hirnödems sein.

Vermieden wird das Dysäquilibriumsyndrom durch eine von Intervallen unterbrochene Dialysebehandlung, womit harnpflichtige Substanzen bzw. überschüssige Flüssigkeit fraktioniert entfernt werden, um plötzliche größere Konzentrationssprünge zu vermeiden.

72
Q

Was ist eine Gichtniere?

A

Eine anhaltende Hyperurikämie führt zu Uratablagerungen in der Niere. Es kommt zu einer interstitiellen Nephritis. Harnsteine sind häufig.

Merke: Uratablagerungen in Gelenken, Haut, Ohrmuschel – akuter Gichtanfall meist im Großzehengrundgelenk als Monarthritis und häufig nachts. Nierensteine sind konventionell radiologisch (Abdomenübersichtsaufnahme) nicht schattengebend und daher nicht sichtbar, im Nativ-CT jedoch gut nachweisbar.

73
Q

Was sind die Therapieprinzipien einer Gichtniere?

A
  • Alkalisierung des Harns (pH-Einstellung auf ca. 7)
  • Allopurinol (hemmt Umwandlung von Xanthin in Harnsäure)
  • Langzeit-Ernährungseinstellung (cave: keine schnelle Gewichtsabnahme!) • reichliche Flüssigkeitszufuhr (cave: kein Alkohol)
74
Q

Was ist das Gasser-Syndrom?

A

Es handelt sich um eine seltene, vorwiegend im Kindesalter auftretende Nierenerkrankung:
Typisch sind intestinale Infektionen mit E. coli Typ 0157. Es kommt zur Verbrauchskoagulopathie bei schwerer Endothelschädigung.

Kennzeichnend sind Thrombozytopenie, hämolytische Anämie und Niereninsuffizienz.

Therapeutisch wird nicht selten eine Plasmapherese durchgeführt. Fast 50 % der Kinder werden dialysepflichtig.

75
Q

Nennen Sie Kennzeichen einer hyperkalzämischen Nephropathie?

A

Eine anhaltende Hyperkalzämie (Milch-Alkali-Syndrom, Sarkoidose, Hyperparathyreoidismus) kann zu Kalkausfällungen in den Sammelrohren führen.
• Klinisch häufig sind Polyurie und Polydipsie.
• Radiologisch finden sich oft feine Verkalkungen in der Niere.
• Therapeutisch ist der Serum-Kalziumspiegel durch Behandlung der Grunderkrankung (z. B. Nebenschilddrüsenentfernung bei Hyperparathyreoidismus) zu senken und z. B. die Gabe von sog. Bisphosphonaten (sog. Kalziumbinder) durchzuführen.

76
Q

Kennen Sie die Einteilung nach Potter für zystische Nierenerkrankungen?

A

Zystische Nierenerkrankungen sind häufig und stellen ein sehr heterogenes Syndrom mit unterschiedlicher klinischer und funktioneller Bedeutung dar. Ca. 10 % aller Kinder mit dialysepflichtiger Niereninsuffizienz weisen eine zystische Nierendysplasie auf (› Abb. 5.6). Potter teilte die Nierendysplasien in vier verschiedene Typen ein (› Tab. 5.10).

Tab. 5.10 Einteilung nach Potter
Potter-Typ : Ätiologie, Besonderheiten , Häufigkeit/Prognose
I : autosomal-rezessiv vererbt
intrauterine Diagnose, Oligohydramnion, Leberfibrose, polyzystisch
Häufigkeit 1 : 10.000; eingeschränkte Prognose

II
Nierendysplasie als frühembryonale Anlagestörung
intrauterine Diagnose, Risiko der malignen Entartung, häufig Ureteratresie
häufigste zystische Nierenerkrankung des Neugeborenen, bilateral mit infauster Prognose

III autosomal-dominant vererbt
Mutation des PKD1-Gens auf Chromosom 16 (85 % der Fälle), Chromosom 4 (15 % der Fälle), Manifestation in der 3.–5. Lebensdekade sog. adulte polyzystische Nierenerkrankung
eine der häufigsten Erbkrankheiten
1 : 1.000, die Prognose ist heute durch die Möglichkeit der Dialyse und Transplantation gut

IV
Nierendysplasie bei uteriner Harntraktobstruktion
gute Prognose, falls Obstruktion beseitigt werden kann

77
Q

Sie stellen bei einem 45-jährigen Patienten als Zufallsbefund mittels der Sonografie eine echodichte rundliche Raumforderung am oberen Nierenpol mit fraglicher Infiltration in der Leber fest. Der Patient berichtet, er hätte vor 1 Woche einmalig blutigen Urin bemerkt und keine Schmerzen gehabt.
Woran würden Sie bei dieser Anamnese denken?

A

Eine echodichte Raumforderung im Bereich der Niere schließt eine einfache Zyste praktisch aus. Die schmerzlose Makrohämaturie und die sonografisch sichtbare fragliche Infiltration der Leber deuten in Richtung einer malignen Erkrankung. Infrage kommen hauptsächlich ein Hypernephrom oder seltener ein Nierenbeckenkarzinom. Zur näheren Abklärung sollten ein Urogramm und eine CT erfolgen.

78
Q

Welche radiologischen Zeichen sind bei einer CT mit Gefäßdarstellung typisch für ein hypernephroides Nierenzellkarzinom?

A

Hypernephrome sind oft stark vaskularisiert und neigen zu zentralen Nekrosen. Folgende radiologische Zeichen sind typisch (› Abb. 5.7):
• pathologische Gefäßneubildungen und „Kannibalisierung“ von Nachbargefäßen (z. B. Lumbalarterien), Gefäßabbrüche, bogige Verdrängungen von Nachbargefäßen
• inhomogene kontrastmittelaufnehmende Gewebeformation abgegrenzt zum Nierengewebe
• arterio-venöse Shunts und „Kontrastmittelseen“ mit verzögertem Kontrastmittelabfluss
• „Tumorzapfen“ in der V. renalis oder V. cava ( hämatogene Metastasen)

79
Q

Wie heißt der häufigste maligne Nierentumor?

A

Das Hypernephrom (besser Nierenzellkarzinom) macht ca. 3–4 % aller Karzinome (langsam steigende altersbedingte Inzidenz) aus. Es geht von den Tubuluszellen der Niere aus. Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Der Manifestationszeitpunkt liegt meist zwischen dem 50. und 65. Lebensjahr. Die hämatogene Metastasierung erfolgt frühzeitig in Lunge, Skelett und Gehirn.

80
Q

Wie sieht die Standardtherapie eines Nierenzellkarzinoms aus?

A

Die radikale Tumornephrektomie (offen oder laparoskopisch) ist die Standardtherapie. Bei kleinen peripheren Tumoren (< 4 cm) kann eine Tumorenukleation erfolgen.

Die chirurgische Tumorentfernung/-zerstörung ist die einzige kurative Therapie. Bei Einzelniere ist eine nierenerhaltende Operation auch bei größerem Tumor anzustreben (evtl. Work-Bench-Surgery).

Bei metastasierten Tumoren zeigt nach neueren Studien die palliative Tumornephrektomie eine Überlebensverlängerung. Die palliative Immuntherapie mit schlechter Verträglichkeit ist auf dem Rückzug und wird allenfalls noch bei isolierten Lungenfiliale eingesetzt.

Die neu zugelassene Therapie mit Angiogeneseinhibitoren (z. B. Sunitinib) bringt in 30–50 % der Fälle zumindest eine Stabilisierung der Erkrankung bei tolerablen Nebenwirkungen. Strahlen- und isolierte Chemotherapie sind praktisch wirkungslos. Im metastasierten Stadium beträgt die mittlere Überlebenszeit ca. 2–4 Jahre.