10. PD 4-Depression Flashcards

1
Q

Grundkonflikte im Überblick (nach Rudolf)

A

Grundkonflikt der Nähe (erstes Halbjahr)

Grundkonflikt der Bindung (depressiver Grundkonflikt) (etwa 2. HJ bis 2. LJ.)

Grundkonflikt der Autonomie (etwa 2.-3. LJ)

Grundkonflikt der Identität (etwa 3.-6. LJ)

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2
Q

Die Kernpunkte der „klassischen“ neurotischen Depression

A

Grundkonflikt: Bindung/Versorgung – klassisch orale Phase OPD-Konflikt: Versorgung vs. Autarkie
Fokaler Grundkonflikt: Versorgungsbedürfnisse vs. Schuld

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3
Q

Psychogenese Klassischer depressiver Konflikt- 2.HJ.-2. LJ

A

Melanie Klein: Paranoid-schizoide Position (Fehlende Getrenntheit im intrapsychischen Erleben, Primärobjekt als Teilobjekt erlebt) Existentielles Erleben
Vorläufer: Grundkonflikt Nähe

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4
Q

Klassischer depressiver Konflikt

A

Melanie Klein: Paranoid-schizoide Position===➔ Entwicklung auf die depressive Position hin (Fehlende Getrenntheit im intrapsychischen Erleben)

Melanie Klein: Depressive Position (intrapsychisches Erleben von Ganzheit) objektale Ebene, Erleben von Abhängigkeit vom benötigten Objekt: Versorgungsbedürfnisse und Erleben von Schuld, Angst um das benötigte Objekt, Ambivalenzen von Liebe und Hass werden erlebbar

Schuldgefühle,-Reuegefühle, Versorgungswünsche, vor allem aber Sorge um den Zustand des existentiell notwendigen Objekt (Liebesverlust, Objektverlustangst)

Die reale Mutter hilft dem Kind, sich sicher fühlen zu können. Der Säugling akzeptiert, dass die Mutter, die in den Phasen der Ruhe so geschätzt wird, die gleiche ist, die auch in (aggressiven-) Erregungs- oder Unruhephasen angegriffen wird. Den ambivalenten Gefühlen kann im sicheren Erleben und Zuversicht vermittelnd Halt gegeben werden und das Kind entwickelt Vertrauen in den eigenen zuverlässigen liebesfähigen Kern des eigenen Selbst.

Auf dem Boden eines fragilen Selbstwertgefühls bzw. einer primären verunsichernden Bindung an eine zentrale Bezugsperson entsteht eine überstarke Abhängigkeit von äußeren oder inneren Objekten bzw. Idealbildern. Diesen wird aber aufgrund der bedrohlich erlebten Abhängigkeit auch (oft unbewusst/abgewehrt) ein verborgenes Gefühl von wütendem Aufbegehren oder Distanzierung entgegengebracht.

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5
Q

Das Konzept der „toten“ Mutter“ (Green, 1984)

A
  • Äußerlich anwesend aber innerlich aufgrund Depression o.a. abwesend
  • Oder aber auch auf das Kind bezogen, eigene Bedürftigkeit und nicht um die Individualität bewunderte und förderte
  • Oder auch das Kind herabwürdigt und schlecht behandelt - Oder auch Kinder, die aufgrund von Krankheit selbst lange
    hospitalisiert und isoliert waren
    ====➔die nicht antwortende Mutter, unbeseelter Mutter, schwindendes Interesse-Besetzungsabzug
    Klinische Psychologie und Psychotherapie
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6
Q

Beziehungsmodell vor dem Hintergrund der Neurosenstruktur

A

Internalisierung negativer Beziehungserfahrungen (ZBKT): Bedürfnis des Selbst gerichtet auf die Objekte (W), Reaktion des Objekts (RO), Reaktion des Selbst (RS)
1. W: Frühe interaktionelle Bedürfnisse des Säuglings/Kindes
2. RO: Angeborene emotionale Ausrichtung auf ein Objekt wird bei
Nichtverfügbarkeit frustriert
3. RS: Bemühungen werden zunächst intensiviert, dann verzichtet

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7
Q

Unbewusster Beziehungsrepräsentanz (inneres unbewusstes Erleben):

A

Wenn ich eigene Versorgungsbedürfnisse spüre, erlebe ich mich durch die elterliche Brille-als zu gierig- und fühle mich deswegen schuldig. Meine negativen Gefühle muss ich aus der Beziehung heraushalten und durch Nettigkeit ins Gegenteil verwandeln (aktiver Modus). Dann werde ich geliebt.
Oder ich muss mich immer anklammern, um nur etwas zu bekommen. (passiver Modus)

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8
Q

Klassische Depression:

A

Objekt bereits als Ganzes repräsentiert (verinnerlicht), Kind Selbstobjekt für Eltern, oder nicht antwortende Mutter, Schuldhaftes Selbst aufgrund von Ambivalenzgefühlen

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9
Q

Zentrale Angst:

A

Liebesverlust/Abwendung des Objekts; Angst, den anderen mit eigenen Bedürfnissen sehr zu beanspruchen (altruistisch)

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10
Q

Abwehr:

A

Altruistische Wunschabtretung (Verdrängung eigener Bedürfnisse), Wendung gegen das Selbst, Reaktionsbildung, Rationalisierung, Verdrängung, Sublimierung

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11
Q

Leitaffekt:

A

Vitalitätsschuld und Enttäuschungswut (zuviel verlangen vs Wut nichts zu bekommen) Depressive Trias: Oralität, Ambivalenzkonflikt und Narzissmus, Sorge um andere, Neid, Schwierigkeit Hilfe anzunehmen

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12
Q

Beachte:

A

Psychodynamik depressiver Störung ist vielfältig. Erste Grobunterscheidung: frühe narzisstisch gefärbte Depression und einer reiferen objektbezogenen Depression

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13
Q

Der depressive (orale) Grundkonflikt/
Grundkonflikt der Bindung (etwa 2.Halbjahr bis 2. Lebensjahr) (Rudolf, 2021)

A

Entwicklungsaufgabe
Sicherheit und Versorgung finden beim verlässlich verfügbaren Objekt, sich dadurch liebenswert fühlen
Grundkompetenz
Mit Hilfe der wichtigen Objekte ein Gefühl von Sicherheit, emotionaler Lebendigkeit, Liebenswertheit, körperlichem Wohlbefinden erlangen
Störungsfolgen
Unbewusst andrängende Impulse: sehnsüchtiges Verlangen nach idealisierten Objekten, wütendes Zurückstoßen der enttäuschenden Objekte
Unbewusste Ängste: das wichtige Objekt verlieren
Unbewusste negative Affekte: Schmerz, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Enttäuschungswut Erleben/Verhalten (von außen gesehen): dependente, Sicherheit in Beziehung suchende Einstellung oder zwiespältig, ambivalentes Beziehungsverhalten oder ängstlich Beziehung vermeidende Einstellung

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14
Q

Der depressive Grundkonflikt und mögliche psychodynamische Verarbeitungskonstellationen (Rudolf 2021)

A

Die zentrale Beziehungserfahrung des Verlassen-werdens und des Verlustes ist aufgrund struktureller Unreife des bedürftigen Selbst emotional unerträglich.

Sie hinterlässt ein Gemisch von Objektbedürftigkeit und Objektenttäuschung.

Sie mobilisiert starke Bemühungen, sich dem Objekt anzutragen und es zurückzugewinnen

Sie mobilisiert starke Bemühungen ,alles zu vermeiden ,was erreichte Beziehungen zum Objekt gefährden könnte (Objektverlustangst)

Sie mobilisiert Bemühungen, ein ideales Bild des Objekts aufrechtzuerhalten

Sie mobilisiert starke Bemühungen, die Wahrnehmung der emotional heftigen Objektenttäuschung zu vermeiden

Alle diese Anstrengungen bedeuten physiologisch permanenten Stress angesichts von ständigen Bindungsbemühungen, ständigen Verlustängsten, ständigen Anpassungsbereitschaften und ständig andrängender Enttäuschungswut.

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15
Q

Objektbeziehungstheorie

A

Depression als Objektverlust:
Reale oder fantasierte Frustration führen zu ambivalenten Gefühlen aus Wut und Angst, vom frustrierenden aber notwendigen Objekt verlassen zu werden.
 Identifikation mit dem dann idealisierten Objekt, entsprechend strenge Über-
Ich-Bildung (dem Objekt übermäßig genügen müssen) und Verleugnung der
Aggression und Enttäuschungswut.
 Allgemein: Depression ist Ausdruck der gegen die verinnerlichten
(introjizierten) bösen, versagenden Objekte (Introjekte) gerichteten (Enttäuschungs-)aggressionen, somit gegen das eigene Selbst=Selbstabwertung.
 P. mit Schuldgefühlen ist bereits zur Selbst-Objektdifferenzierung in der Lage und

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16
Q

Selbstpsychologie

A

Kein empathisches beruhigendes idealisiertes Selbstobjekt
Eltern aufgrund von Schuldgefühlen und Zurückweisungen nicht als Selbstobjekt nutzbar. (Umkehr=Kind stellt sich als Selbstobjekt der Elter zur Verfügung)
Das Selbst des Depressiven ist ein konkret Schuldhaftes. Fragmentierungsanfälliges, nicht ausreichend kohärentes Selbst ist angewiesen auf spiegelnde Selbstobjekte.
Selbstwert erst durch Identifikation mit dem elterlichen Über-ich

17
Q

Trieb-Psychologie

A

Konflikt zwischen Es und Über-ich- Abwehr
=> Konflikthaft erlebte orale Trieb (ich darf nicht gierig sein)

18
Q

Ich-Psychologie

A

Betont die Kompromissbildung des Ich. Symptom stellt missglückte Kompromissbildung dar. Abwehr z.B. Wendung der Wut gegen das Selbst oder Reaktionsbildung ist nur Teil allgemeiner Ich-Funktionen. Depression als strafendes Über-Ich.

19
Q

Mögliche Konfliktauslöser (Versuchungs-Versagens-Situation)

A
  • Durch neue Partnerschaft geraten lange gehemmte Versorgungswünsche in Versuchung
  • Berufliche Beförderung (Neidaggression anderer wird befürchtet)
  • Nicht Neinsagen können/Überforderung/Überarbeitung/Belohnung für
    Verausgabung bleibt aus.
  • Alle Schwellensituationen, durch die „heimelige“ Position wegfällt
  • Kompensationswegfall: (Verlust von wichtigen Selbstobjekten, Verlust
    oder Veränderung der Partnerschaft, Kinder werden erwachsen/gehen aus dem Haus, anderer Chef, Auszug WG-Kollegen, Nachlassen eigener altruistischer Kräfte durch Alter/Krankheit)
  • Partner nicht verfügbar (z.B. längere Geschäftsreise) (Objektverlust)
  • Beobachten glücklicher Paare (orale Neidaggression gegen das Selbst gerichtet)
20
Q

Behandlungstechnik
Akutphase:

A
  • empathische Präsenz und Verfügbarkeit gewährleisten - kurze Termine
  • entlasten und beruhigen
  • Information der Angehörigen
  • Hoffnung wecken, ohne das Leiden zu bagatellisieren - ggf. Pharmakotherapie
21
Q

Behandlungstechnik bei depressiven Patient:innen:

A
  • aktive, zugewandte, interessierte Haltung
  • Auslösende Situation erkunden
  • Entlastung von Schuld- und Schamgefühlen
  • Negative Überzeugungen bearbeiten
  • Bei Interventionen beachten, dass diese nicht als Vorwurf verstanden
    werden
  • Idealisierungen nicht zu früh in Frage stellen
  • Negative Übertragungen zügig im Hier und Jetzt klären
  • Gegenübertragung sorgfältig prüfen
22
Q
  1. Therapeutische Haltungen
A
  • Therapeut als ausreichend gutes Objekt ,d. h. als zuverlässiges ,nicht aus- löschbares Gegenüber
  • Therapeut als Hilfs-Ich, welches unterstützt bei der Affektwahrnehmung und Affektdifferenzierung, anleitet zur Affekttoleranz und unterstützt im Ertragen
    der nicht erfüllten Bedürftigkeit (Frustrationstoleranz)
  • Therapeut als Hilfs-Über-Ich ,welches sich gegen die Selbstentwertung stellt und bei der adäquaten Selbstbewertung unterstützt
  • Therapeut als antwortendes Gegenüber, Getrennt vom Patienten (Alterität infolge Selbst-Objekt-Differenzierung)
  • Interessiert an den Mitteilungen des Patienten ,die er verstehen möchte
  • Interessiert an der Weiterentwicklung des Patienten und an der Unterbindung von Selbstschädigungstendenzen
  • Interessiert an gemeinsamer therapeutischer Zielsetzung
23
Q
  1. Therapeutische Aufgabe: Selbstwahrnehmung des Abwehrenden
A
  • Emotionale Daueranspannung wahrnehmen lernen
  • Fehlende emotionale Entlastung spüren lernen
  • Fehlende kommunikative Entlastung spüren lernen (niemanden brauchen, niemandem trauen, sich an niemanden wenden)
  • Fehlende regressive Entlastung spüren lernen (sich nie spielerisch loslassen können)
  • Selbstverleugnung und Selbstüberforderung spüren lernen (nie zu sich selber stehen können)
24
Q
  1. Selbstwahrnehmung des Abgewehrten
A
  • Emotionen der Traurigkeit ,des Ärgers und andere Affekte differenzieren lernen
  • Objektbezogene Bedürftigkeit eingestehen dürfen
  • Objektbezogene Enttäuschung und Racheimpulse wahrnehmen - Hilfe suchen und Hilfe annehmen dürfen
  • Sich kommunikativ und regressiv entlasten dürfen
  • Für sich sorgen, etwas von sich halten dürfen
  • Selbstbehauptung und Selbstabgrenzung entwickeln dürfen
  • Kommunikation üben: Mitteilung von Emotionen und Bedürfnissen statt wortloser Erwartungen
25
Q
  1. Zugang zu negativen biografischen Erfahrungen
A
  • Schmerzliche biografische Erfahrungen zulassen können
  • Verluste und Einschränkungen ertragen und betrauern können
  • Dafür Anteilnahme suchen und erfahren dürfen
  • Biografische und aktuelle Erfahrungen voneinander unterscheiden lernen - Versöhnung mit biografischen Verlusten und Traumatisierungen
  • Sie sind nicht Schuld des Patienten (Entlastung vom Selbstvorwurf)
  • Sie sind nicht immer Schuld der Objekte (Entlastung von der Anklage)
  • Sie sind Ergebnis schuldhaft-schuldloser Verstrickungen über Generationen hinweg (Thema des Schicksalhaften)
26
Q
  1. Auseinandersetzung mit den bevorzugten eigenen Bewältigungsversuchen, z. B.:
A
  • Forciertes Angebot an Leistung und Altruismus
  • Schizoider Rückzug und Emotionsvermeidung
  • Narzisstisches Bemühen und Objektdistanzierung
  • Regressive Ersatzbefriedigung
  • Selbstentwertung und Selbstvorwürfe (Selbstschädigung und Selbstbestrafung)
27
Q
  1. Sicherheit in der Bindung erfahren
A
  • Sichere Überzeugung, dass es wichtige Andere gibt, an die man sich notfalls wenden kann
  • Erfahrung, dass Rückhalt geboten wird ohne dass daraus Unfreiheit resultiert
  • Erfahrung, dass das innere Bild des wichtigen Anderen erhalten werden kann, auch wenn aggressive Konflikte den wichtigen Anderen belasten
  • Verantwortung dafür übernehmen, dass wichtige Beziehungen geschützt und nicht gefährdet werden
  • Die Erfahrung, sich von wichtigen Anderen auch verabschieden zu können, wenn es die Umstände erfordern
28
Q
  1. Umstrukturierung des depressiv-hilflosen Selbst
A
  • Selbstakzeptanz statt Selbstvorwurf
  • Selbstvertrauen statt Selbstzweifel
  • Selbstverantwortung statt Selbstüberforderung und Selbstbeschädigung
  • Selbstbestimmung statt Unterwerfung