Wohlfahrtsindikatoren - Teil A Flashcards
Warum ist die Auseinandersetzung mit Wohlfahrtsindikatoren für unser Leben wichtig?
Ein Wohlfahrtsindikator soll das Ziel eines Landes möglichst gut abbilden.
Ein Wohlfahrtsindikator ist eine quantifizierbare Messgröße der Erreichung eines gewünschten (genauer zu definierenden) Ziels des aggregierten Wirtschaftens (in der Regel eines Landes). Ein Wohlfahrtskriterium enthält implizite und explizite Werturteile bzw. normative Aussagen, die deutlich gemacht werden sollten.
Achtung: Wohlfahrt (Wohlfahrt ist ein umfassenderer Begriff als Wohlstand, berück-sichtigt den aggregierten Gesamtnutzen aller Wirtschaftssubjekte) vs. Wohlstand (Wohlstand ist ein materieller Indikator für den Lebensstandard)
Wohlfahrt im engeren Sinne wird ermittelt als di eSumme individueller Nutzenin-dexwerte
Warum fordern viele Forscher eine Abkehr von der Wohlfahrtsmessung im engeren Sinn und der Fokussierung auf das BIP?
Kritik am BIP als Wohlfahrtsindikator (Nach Amartya Sen):
• Güter und Einkommen sind nur Mittel für andere Zwecke
• Einkommen und Güterversorgung bieten Handlungsoptionen
• Menschen können Einkommen und Güterversorgung unterschiedlich gut nutzen, Beispiel: Behinderte, schwangere Frauen, traumatisierte Personen
• Menschen bewerten Lebensqualität nicht nur in Einkommen, sondern z.B. auch in Gesundheit, Freizeit und Bildung.
• Motivationen sind ausgeblendet, d.h. moralische Fragen sind irrelevant.
Es werden viele nicht materielle Formen der Lebensqualität ignoriert (z. B. Freiheit, Freude an intakter Umwelt, Güte sozialer Beziehungen, Gesundheit, Lebenserwar-tung, Freuede an Kunst, Gerechtigkeit,…)
BIP steigt auch bei mehr Unfällen oder Krankheiten.
Worin liegt die Problematik, Wohlfahrt empirisch zu messen?
Probleme: Das BIP steigt auch, z.B. wenn
• die Zahl der medizinischen Untersuchungen, Vorsorgeuntersuchungen, Er-krankungen, Medikamente usw. steigt, z.B. Ausgaben für Schweinegrippe-impfung 2009
• die Zahl der Autoreparaturen steigt, z.B. durch steigende Unfälle
• die Energieausgaben ohne zusätzlichen Nutzen steigen, z.B. kalter Winter
• die Kosten der Bereitstellung öffentlicher Güter (z.B. Schule, Universität, nationale Verteidigung) bei gleicher Leistung steigen
• die Kinderbetreuung von privat auf Kindergarten wechselt.
Daher misst das BIP nicht ausschließlich den Wohlstand sonder misst diesen nur nährungsweise.
Wie wird der HDI berechnet und wie sind die Werte zu interpretieren?
Entwickelt von A. Sen aus der Kritik am BIP. Zusammensetztung aus
- Lebenserwartungsindex: Lebenserwartung bei Geburt (LE)
- Bildungsindex: Durchschnittliche Schulbesuchsdauer (DSD) & voraussichtliche Schulbesuchsdauer (VSD) in Jahren
- Lebensstandard: Bruttonationaleinkommen (BNE) pro Kopf (BNWpk), KKP, US$
HDI = 3. Wurzel aus (LEIBIEI)
Interpretation: HDI [0,8-1] = hoch, [0,5-0,8] = Mittel, [< 0,5] = niedrig
Der HDI ist als Wohlfahrtsindex (≠ Wohlstandsindex) aussagekräftiger als das BIP
Wie lassen sich Aussagen zur Korrelation zwischen dem HDI und dem BIP pro Kopf machen und die Relevanz der Korrelation einordnen?
Teilweise Kritik am HDI, da hohe Korrelation zwischen HDI und BIP (2011 = 0.7). Laut Sen gilt dies jedoch nur für einige Länder, allerdings sei per se keine Korrelation zwi-schen dem BIP und der Lebenserwartung zu erkennen.
Was ist der Unterschied zwischen dem HDI und dem IHDI?
Kritik am HDi, da dieser die Verteilung von Einkommen, Lebenserwartung und Bil-dungschancen in Form von Schuljahren innerhalt eines Landes nicht berücksichtigt. Daher Weiterentwicklung zu IHDI (Inequality adjustet HDI)
=> ethische Kriterien der Gerechtigkeit, der Freiheit und der Achtung der Menschen-würde (ansatzweise) berücksichtigt.
Faktoren der Lebensqualität wie Gesundheit, Freizeit und Luftqualität bleiben wei-terhin unberücksichtigt.
Je niedriger der IHDI, umso höher sind auch die Ungleichheiten
Erkläre den Nationalen Wohlfahrtsindex
Monetärer Index, der als BIP-Ergänzung konzipiert ist. Ziele:
• ökologische Schäden wohlfahrtsmindernd berücksichtigen.
• Weitere Schäden, wie z.B. durch Kriminalität, gehen wohlfahrtsmindernd ein.
• Konsum, nicht Einkommen stiftest Nutzen => Basis ist Konsum.
• Weitere Aspekte des Wohlbefindens außer dem Konsum erfassen, z.B. öffentliche Ausgaben für Gesundheit und Bildung.
Zusammensetzung ca. 50% Umweltkomponenten, 30 % Soziales, 20% Wirt-schaft.
Hier: Gini-Koeffizient, der den Unterschied zwischen der Linie der totalen Gleichheit und der Lorenz-Kurve angibt. (1 = Maximale Ungleichverteilung
Vor- und Nachteile des Nationalen Wohlfahrtsindex
- NWI ist intendiert als Ergänzung zum BIP.
- Defizite des BIP sollen ausgeglichen werden.
- Konsum-, nicht einkommensorientiert, um materiellen Lebensstandard zu erfassen.
- Konsum pauschal als wohlfahrtssteigernd anzunehmen ist kritisch (wg. Anspruch des NWI an Ökologieorientierung und Nachhaltigkeit).
- Monetarisierung ökologischer Schäden beruht auf groben Schätzungen