Marktversagen und externe Effekte Flashcards

1
Q

Beispiele für negative und positive externe Effekte

A

Positive externe Effekt… sind aus ethischer Sicht unproblematischer, aus ökonomi-scher Sicht erzeugen sie aber auch Ineffizienzen. Beispiele:
• Bürger B kauft und pflanzt Rosen in seinen Garten, was Nachbar A sehr erfreut
• Die Firma X erfindet in einem Sektor eine neue Technologie, die es Firma Y er-laubt, in einem anderen Sektor (also keine direkte Konkurrenz) eine neue, kosten-sparende Technologie zu entwickeln und in der Produktion einzusetzen
Negative externe Effekte sind Schädigungen anderer, bewusst oder unbewusst. Wenn es keine gesetzlichen oder sonstige Vorgaben gibt, dann hat der Verursacher davon keinen Nachteil Negative externe Effekte können Schäden aller Art sein, u.a.:
• Psychische Schäden
• Körperliche Schäden, Gesundheitsverlust
• Nicht Gewährleistung eines Lebens in Würde (z.B. bei starker Armut, Sklaverei)
• Faktische Nicht Gewährung von Grundrechten, z.B. Diskriminierung
• Tod
• Höhere Kosten oder niedrigere Gewinne bei anderen Unternehmen
• Höhere Konsumkosten

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2
Q

Beispiel für das Ausmaß negativer externer Effekte weltweit

A

Deutschland 2021: Exporte ca. 1,4 Billionen €, Importe ca. 1,2 Billionen €. Importe ermöglichen es, externe Effekte aus dem Gesichtsfeld zu verdrängen.

Importe verlagern externe Effekte ins Ausland

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3
Q

Was ist mit der Internalisierung von externen Effekten gemeint?

A

In der Mikroökonomik ist es Aufgabe der Wirtschaftspolitik, eine Internalisierung der externen Effekte hervorzurufen, mit dem Ziel, die wohlfahrtsmaximale Menge zu er-zielen.
Internalisierung = Maßnahmen, die gewährleisten, dass die externen Kosten in den privaten Kalkülen der Akteure berücksichtigt werden.
Formen der Internalisierung negativer externer Effekte:
(1) Moralische Appelle => Unternehmensethik (Tugendethik) Funktionieren nur bei ethisch handelnden Individuen oder Unternehmen
(2) Auflagen und Verbote Institutioneller Lösungsanzatz
(3) Steuern Institutioneller Lösungsansatz über Anreize
(4) Zuordnung von Eigentumsrechten Coase-Theorem: Die Ursache für die Existenz von externen Effekten ist die mangelnde Durchsetzung von Eigentumsrechten bei Mischgütern bzw. öffentlichen Gütern. Daher kein Markt- sondern Staatsversagen
(5) Zertifikate
Außer 1: Änderung der institutionellen Rahmenordnung (Regulierung)

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4
Q

Was ist der Unterschied zwischen der ökonomischen Sicht und der ethischen Sicht auf externe Effekte?

A

Negative externe Effekte sind
• aus betriebswirtschaftlicher Sicht Kosten, die das Unternehmen nicht tragen muss
• aus volkwirtschaftlicher Sicht eine Form des Marktversagens (Nicht-Erreichen ei-nes Wohlfahrtsoptimums), das sicher nur mit Regulierung (staatlichen Eingriffen) behoben werden kann.
Das Wohlfahrtsoptimum ist nicht erreicht  Allokative Effizienz
Die effiziente Menge soll durch Internalisierung oder Zuordnung von Eigentumsrech-ten erreicht werden.
Eine Internalisierung externer Effekte bedeutet nicht per se, dass
• der Verursacher die Kosten trägt.
• die Geschädigten entschädigt werden (wird sogar nur sehr selten der Fall sein).
=> Die Gerechtigkeitsfrage wird nicht gelöst.
Aus ethischer Sicht sind negative Effekte die Schädigung anderer  rücksichtslos, egoistishc, unsolidarisch,… Reines streben nach allokativer Effizienz schließt Gerech-tigkeitsfrage aus (Verteilungsfragen: Verursacherprinzip, Entschädigung von Geschä-digten, Intergenerationengerechtigkeit)

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5
Q

Erläutern Sie, welche ethischen Normen die Standardökonomik im Zusammenhang globaler negativer externer Effekte ignoriert

A

Aus ökonomischer Sicht geht es um die Erreichung einer wohlfahrtsoptima-len oder pareto- optimalen Menge. Das Ziel ist daher allokative Effizienz. Sie kann durch Internalisierung (u.a. Verbote/Auflagen, Steuern, Zertifikate) oder durch Zuordnung von Eigentumsrechten erreicht werden. Nicht berücksichtigt sind dabei diverse ethische Prinzipien:
(1) Gerechtigkeitsprinzipien, wie
- Verursacherprinzip
- Fairnessprinzip: Kompensationszahlungen an Geschädigte
- Intergenerationengerechtigkeit, z.B. ungerechte Verteilung der Weltwohlfahrt
- Intragenerationengerechtigkeit, z.B. Verbrauch nicht erneuerbarer Ressour-cen, Zerstörung von Ökosystemen, Verlust von Arten, …)
- Bedarfsgerechtigkeit, z.B. bei zu geringen Löhnen - Startchancengerechtigkeit
(2) Verletzung positiver und negativer Freiheitsrechte
(3) Verletzung der Achtung der Menschenwürde, z.B. bei Zwangsarbeit, ge-sundheitlich gefährlicher Arbeit.
(4) Konkretisierung von (3): Systematische Verletzung von Menschenrechten, wenn die glo-
balen negativen externen Effekte in Zwangsarbeit, Sklaverei, Kinderarbeit (z.B. in der Teppich-
herstellung), menschenunwürdigem Leben (z.B. keine sauberen sanitären Einrich-tungen), kein Zugang zu einer Gesundheitsversorgung und sauberem Wasser ha-ben oder Schadstoffen ausge-
setzt sein (z.B. Abgase, Feinstaub, Chemikalien in der Kleiderproduktion).
(5) Verletzung des Prinzips ökologischer Nachhaltigkeit, z.B. bei Klimaer-wärmung und Zer-
störung von Lebensraum von Menschen und Tieren.
(6) Verletzung des Wohlfahrtsprinzips, wenn Wohlfahrt dabei umfassender defi-niert wird als in der Ökonomik und insbesondere auch indirekte und zukünf-tige Nutzen und Kosten mit einbezogen werden.

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6
Q

Erkläre, inwieweit die Standardökonomik eine nicht systemische Sicht verfolgt

A

Ökonomische Standardtheorie (Neoklassik) hat eine einseitige Sicht auf externe Ef-fekte:
Ausschließliche Effizienzbetrachtung (Ziel: EIN Wohlfahrtsoptimum):
Problematik:
• Die wohlfahrtsoptimale Höhe der Besteuerung,
• die wohlfahrtsoptimal einzuhaltenden Grenzwerte bei Verboten und
• die wohlfahrtsoptimale Höhe der auszugebenen Zertifikate
sind objektiv nicht bestimmbar.
=> nicht beweisbare Gemeinwohlfiktion => UTOPIE, NIRWANA-VORWURF.

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7
Q

Worin liegt der zentrale Unterschied zwischen (volkswirtschaftlicher) Effizienz und Gerechtigkeit?

A

Ökonomische Standardtheorie (Neoklassik) hat eine einseitige Sicht auf externe Ef-fekte:
1. Gerechtigkeitsfragen werden ausgeblendet, u.a.
• Verursacherprinzip (Intragenerationengerechtigkeit verletzt)
• Geschädigte müssen nicht entschädigt werden (Intragenerationengerechtigkeit verletzt) - Fehlende Intergenerationengerechtigkeit – keine starke ökologische Nachhaltigkeit
• Verteilung des Weltwohlstands (Intragenerationengerechtigkeit)
2. Macht- und Gewaltfragen werden ausgeblendet
Multinationale Konzerne haben höhere Kaufkraft und größere politische Macht als die eine kleine Gruppe Bewohner der Region eines Entwicklungslandes.
3. Menschenrechte werden ausgeblendet
Sklaverei, menschenunwürdiges Leben, Zwangsumsiedelungen, Kinderarbeit, unfrei-willige Aufgabe der bisherigen Lebensweise, Tod
=> systematische Verletzung der Menschenrechte => “strukturelle Gewalt” (Johan Galtung).

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8
Q

Lessenichs Kernthesen der Externalisierungsgesellschaft

A

Beispiele der Externalisierung ins Ausland: Die Liste lässt sich beliebig verlängern:
• Aluminiumherstellung (hoher Energiebedarf, hoher CO2 Ausstoß)
• Möbelherstellung (Abholzung borealer Wälder, Monokulturen)
• Schmuckherstellung (Blutgold)
• Teppichherstellung (Kinderarbeit)
• Elektronikteile in Smartphones (Selbstmorde bei Fa. Foxconn)
• Kleiderherstellung in Bangladesch (lebensgefährliche Arbeitsbedingungen)
• Tourismus im Ausland (Grundwasserreduzierung, Umweltzerstörung)
• Computer (“Entsorgung” des Elektroschrotts auf ungesicherten Müllhalden in Af-rika)
 Wie leben gut damit, andere leben schlecht damit
Feedbackeffekte:
Externalisierung führt auch zu Feedback-Effekten: Kosten der Externalisierung fallen – allerdings oft abgeschwächt – auch auf uns zurück
Beispiele:
• Getreidesubventionen in der USA und in Europa => niedrige Weltmarktpreise für Getreide => (einige) afrikanische Kleinbauern nicht überlebensfähig => flüchten nach Europa.
• Wir essen die gesamte Nahrungskette mit: Pestizide im Soja („made in Argentini-en“)
=> Verfütterung an Tiere in Deutschland
=> im Fleisch der Tiere und im menschlichen Blut nachweisbar.
• Chemiecocktail in Kleidung „made in“ Bangladesch, Vietnam, China usw. => ver-seucht auch unser Wasser durch die Wäsche.
• Die Nanoplastikteilchen in unserer Nahrung, in Kosmetika und Kleidung => Abwas-ser => Meer

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