Der Markt als Allokationsform Flashcards

1
Q

Interpretiere Marktallokation aus ethischer Sicht

A

• Es gilt nicht der Gleichheitsgrundsatz: Menschen mit geringer Kaufkraft werden dahingehend diskriminiert, dass sie entweder eine geringere Menge oder das Gut gar nicht kaufen können.
• Der Zugang zum Markt und der Austritt aus dem Markt ist frei, in diesem Sinne sind Tauschgeschäfte über den Markt freiwillig. Allerdings bezieht sich das nur einzelne, spezifische Märkte, nicht auf die Märkte an sich.
• Die Nachfrager können das Gut aus jeglichem Motiv heraus kaufen. Aufgrund der (prinzipiellen) Konsumfreiheit darf jedes Individuum alle Güter, die am Markt an-geboten werden, in beliebiger Mengen kaufen => Privatangelegenheit (methodo-logischer Individualismus).
• Gerade das wirft aber auch ethische Fragen auf: Darf jeder Menschen prinzipiell beliebig viel, d.h. uneingeschränkt konsumieren – insbesondere vor dem Hinter-grund der Klimakrise und ökologischen Krise, dem Verbrauch nicht erneuerbarer Energien/Ressourcen etc. Das widerspricht Intra- und Intergenerationengerech-tigkeit und Fairness.
• Die Ergebnisse aus dem Marktgleichgewicht sind nicht per se gerecht oder fair: Auf dem Arbeitsmarkt kann sich z.B. ein Lohnsatz nahe dem Existenzminimum einstellen, während andere hohe (arbeitslose) Dividenden auf dem Kapitalmarkt erzielen.
• Ein Fairness-Aspekt des Marktes bezieht sich auf das Verfahrensprinzip der direk-ten Reziprozität: Niemand erhält etwas, ohne etwas zu geben. Jeder der etwas gibt, erhält auch etwas.
Prinzip von „Leistung“ und „Gegenleistung“.
Allerdings wird von Machtaspekten abstrahiert, ebenso wie von impliziten Nötigungen, am Markt einsteigen „zu müssen“.
Beispiele: zum Arbeitsangebot genötigt zu sein, wenn man kein Vermögen hat (und es kein soziales Sicherungssystem gibt), Lebensmittel kaufen „zu müssen“, wenn man keinen eigenen Garten hat etc.

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2
Q

Erläutere die ethische Qualität der Freiheit in der Marktwirtschaft

A

Freiheitsrechte können mit anderen moralischen Prinzipien konfligieren
=> moralische Dilemma-Situationen
Beispiele:
• Zum Schutz von Menschenleben werden in der Coronakrise Freiheitsrechte, z.B. Recht auf Freizügigkeit, auf Versammlung eingeschränkt.
• Zum Schutz von Menschleben wird die Ausübung des Arztberufs an diverse Be-dingungen gebunden.
• Aus Nachhaltigkeitsgründen werden bestimmte Konsumgüter verboten, z.B. klas-sische Glühbirne.
• Marktzutrittsschranken in Form von Patenten werden erlaubt, um Anreize zur In-novationstätigkeit zu geben (und damit wieder die Wohlfahrt) zu fördern.

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3
Q

Erläutere die ethische Qualität der Effizienz. Auf welchen Annahmen beruht sie?

A

Effizienz: Die Marktwirtschaft erzeugt Effizienz im Sinne eines Wohlfahrtsmaximums z.B. auf der Basis des Pareto-Totalmodells kann interpretiert werden als
=> implizite Moral der Marktwirtschaft.
=> implizite Ethik aus volkswirtschaftlicher Sicht.
Damit Wohlstandsmaximum erreicht wird müssen einige Bedingungen erfüllt sein. Z. B. Vollständige Konkurrenz, Menschenbild des HO, Kein Marktversagen, Allokation durch freie Preisbildung
Die Wohlfahrt wird in der Regel am Wohlstand, konkret BIP pro Kopf abgelesen.
Marktwirtschaften hatten in der Vergangenheit durchschnittlich ein höheres Pro- Kopf-Einkommen als zentrale Planwirtschaften => Marktwirtschaften gelten als effi-zienter.

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4
Q

Nenne die Unterschiede zwischen negativen und positiven Freiheitsrechten

A

Negativ: “Freedom to act” = Abwesenheit von Zwang. Verhinderung von staatlicher Willkür, Staatsmacht, Folter, etc.

Positiv: “Freedom to choose” = Handlungsoptionen, Verwirklichungschancen, Befähigungen, etc.

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5
Q

Verständnis von Konsumfreiheit und Konsumsouveränität

A

Die Konsumentensouveränität besagt, dass
bei privaten Gütern: Konsumenten treffen souverän auf der Basis ihrer Präferenzen ihre Konsumentscheidungen => autonome, individuelle Entscheidungen, keine Verbo-te, keine Bevormundung, kein Zwang => negatives und positives Freiheitsrecht im Konsum ist gewährleistet.
• bei öffentlichen, vom Staat bereit gestellten Gütern: => demokratischer Entschei-dungsprozess über die Besetzung der Staatsorgane => Entscheidung über die Ver-wirklichung bestimmter Staatsausgabenprogramme.
Ökonomen verwenden das Konzept der Konsumentensouveränität. Diese besagt, dass bei privaten Gütern Konsumenten souverän und autonom Konsumentscheidun-gen treffen auf der Basis ihrer Präferenzen. Die Konsumentensouveränität ist verletzt bei:
1. Meritorischen/demeritorischen Gütern, d.h. bei einem staatlichen Eingriff in die individu- ellen Präferenzen.
2. Mengenrationierungen, z.B. bei Höchstpreisen. Private Haushalte können zum Marktpreis nicht die gewünschte Menge kaufen. Dazu gehören Warteschlangen, Lie-ferfristen oder andere Rationierung.
3. Manipulation der Präferenzen, z.B. durch Werbung oder bei Informationsas-ymmetrien zu Ungunsten der Konsumenten.Die Konsumentensouveränität ist nicht verletzt (außer 1.-3. liegen vor)
• bei nicht internalisierten externen Effekten
• bei internalisierten externen Effekten, wenn es sich um eine Marktlösung han-delt. (Verbote sind z.B. keine Marktlösung, Steuer und Zertifikate schon)
• im Oligopol oder Monopol.

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6
Q

Erläutere die Konzepte meritorischer und demeritorischer Güter im Kontext der Konsumfreiheit bzw. Konsumpflicht

A

Demeritorische Güter = Güter, die das Wohlergehen der Konsumenten schädigen (nach Ansicht des Staates), aber trotzdem nachgefragt werden, z.B. einige Drogen, wie z.B. LSD, Ecstasy, Hasch  Konsumverbot
Meritorische Güter = Güter, die das Wohlergehen der Konsumenten erhöhen (nach Ansicht des Staates), aber trotzdem nicht (ausreichend) nachgefragt werden, z.B. Bildung => Schulpflicht oder Rente im Alter => Pflicht Rentenversicherung.
 Konsumpflicht.

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7
Q

Grenze die Solidarität auf dem Versicherungsmarkt von der Solidarität in lokalen Gemeinschaften ab

A

Bei der direkten Reziprozität wird das Verhalten eines Menschen direkt und persön-lich erwidert und zwar im Sinne einer Reaktion. Z.B. Person A hilft Person B und als Reaktion hilft Person B Person A.
Bei der indirekten Reziprozität wird keine direkte Gegenseitigkeit von dem Menschen erwartet, dem man z.B. geholfen hat. Da sich aber alle untereinander helfen, also in kleinen oder großen Gemeinschaften alle Menschen für alle Menschen da sind, so ist für alle gesorgt. Z.B. Person A hilft Person B während Person C Person A hilft. Person B hilft Person C.
Reziprozität heißt Gegenseitigkeit und ist nicht per se an ethisches Verhalten gebun-den. D.h. sie kann sich in der direkten und indirekten Form auch auf Schädigungen al-ler Art beziehen.
Aus der Übung:
Eine Versicherung kann mehr Menschen versichern und wird auch nicht Men-schen aus- schließen, weil sie nicht nach den Normen und Werten einer Ge-meinschaft leben. Wenn ansonsten nicht alle Menschen in lokalen Gemein-schaften eine entsprechende Solidarität erfahren, kann argumentiert werden, dass die Gesamtwohlfahrt im Versicherungswesen höher sein kann.
Allerdings kann es bei Versicherungen passieren, dass Menschen die Qualitäts-kriterien nicht erfüllen (z.B. bei Vorerkrankungen) und daher nicht versichert werden, weil eine private Ver- sicherung in der Regel gewinnorientiert wirtschaftet. D.h. das Prinzip Geld gegen Versicherung hat seitens der Versicherung kein solidarisches, sondern ein eigennütziges Motiv. Ein solidari- sches Motiv findet man eher in lokalen Gemeinschaften und hier würde niemand aufgrund einer Vorerkrankung aus dem Solidarprinzip ausgeschlossen werden, was die Lösung ethischer er- scheinen lässt. Allerdings ist die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft meist an bestimmte kon- forme Verhaltensweisen gebunden. Ignoriert man diese, wird man aus der Ge-sellschaft aus- geschlossen und ist dann auch nicht mehr „versichert“, d.h. die Soli-darität ist hier meist auch nicht bedingungslos, d.h. es gibt hier in der Regel keine bedingungslose Achtung der Men- schenwürde und kein universelles Mitge-fühl

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