Vorlesung 12 - Vorurteile und Diskriminierung III Flashcards
Wie kann Informationsvermittlung ein Mittel gegen Stereotype darstellen?
Informationen, die ein (negatives) Stereotyp widerlegen verbessern Einstellungen gegenüber der stereotypisierten Gruppe
Buchführungsmodell:
- Stereotyp wird abgebaut durch kontinuierliche Ansammlung von Informationen, die Stereotyp widersprechen
Konversionsmodell:
- Stereotyp wird plötzlich abgebaut durch eine einzelne besonders bemerkenswerte Information, die Stereotyp widerspricht
Subtypisierungsmodell:
- Informationen, die Stereotyp widersprechen, sorgen dafür, dass Subtypen gebildet werden und das Stereotyp komplexer wird
- Subtypisierung kann dazu führen, dass einzelne Subtypen nicht als repräsentativ für Gesamtgruppe gesehen werden
Auf welche drei Arten können Gruppen kognitiv repräsentiert werden?
Decategorization Model:
“Wir sollten Gruppen auflösen. Sehen wir uns doch einfach alle als Individuen.”
Recategorization Model:
“Wir sitzen doch alle im gleichen Boot und sind Mitglieder einer gemeinsamen Gruppe.”
Mutual Intergroup differentiation model:
“Wir gehören zwar unterschiedlichen Gruppen an, sind aber Mitglieder einer gemeinsamen übergeordneten Gruppe”
theoretische Grundlage: Social Identity und Self-Categorization Theory
ursprünglich im Zuge von Kontaktinterventionen postuliert, aber umfassender anwendbar
Was ist das Decategorization Model?
Aufmerksamkeit liegt auf idiosynkratischen und nicht auf kategoriebasierten Informationen
- intraindividuelle Unterschiede statt intergruppaler Unterschiede im Fokus
Kontakt: Interaktion als Individuen und nicht als Repräsentation einer Gruppe
Was ist das Recategorization Model?
Salienz von In- und Outgroup wird ersetzt durch gemeinsame Ingroup auf übergeordnetem Niveau
- frühere In- und Outgroup-Mitglieder werden Mitglieder einer neuen Ingroup
Variationen: neue übergeordnete Gruppe oder Salienz einer bestehenden Gruppe
Kontakt: Kooperation in einer Arbeitsgruppe
Was ist das Mutual Intergroup Differentiation Model?
keine Verringerung der Salienz von In- und Outgroup
Zusätzlich: Schaffen einer gemeinsamen übergeordneten Gruppe
- “crossed-categorization”
- Transformation der Interpendenz (= kooperative Beziehung)
Kontakt: Salienz von Gruppenzugehörigkeit beibehalten, Zuweisung von ergänzenden Rollen zu Subgruppen
Was ist das Eigengruppenprojektionsmodell?
- Projektion der Merkmale der eigenen Gruppe auf die übergeordnete Gruppe (D projiziert Eigenschaften auf EU)
- Abgleich der Prototypikalität der Gruppen (Welches Land hat Eigenschaften wie EU?)
- Abwertung der Gruppe mit niedriger Prototypikalität (D ist wie EU, aber ITA nicht –> ITA ist weniger wert)
Eigengruppenprojektion:
niedrige relative Prototypikalität einer Gruppe führt zur Abwertung dieser Gruppe
Voraussetzungen:
- übergeordnete Gruppe ist positiv besetzt
- Prototyp der übergeordneten Gruppe ist eindeutig
- Prototyp der übergeordneten Gruppe ist einheitlich (nicht komplex)
Was ist Social Identity Complexity?
Individuen gehören unterschiedlichen Gruppen an
interindividuelle Unterschiede in Bezug auf die Bewertung der Ingroups als ähnlich und überlappend
hohe Social Identity Complexity:
- Mitgliedschaft in verschiedenen Gruppen, die sich nicht vollständig überlappen in Bezug auf…
- ihre Mitglieder und Eigenschaften
niedrige Social Identity Complexity:
- Mitgliedschaft in verschiedenen Gruppen, die sich vollständig überlappen in Bezug auf…
- ihre Mitglieder und Eigenschaften
höhere Diversität in Wohnvierteln korreliert mit einer höheren Social Identity Complexity
Wie wirkt Kontakt?
besonders bedeutsam: positive/negative affektive Veränderungen
- reduzierte Intergruppenangst
- erhöhte Empathie
kognitiver Faktor weniger relevant (aber signifikant)
- Wissenserwerb
primärer und sekundärer Transfereffekt:
- Kontakt mit Outgroup verbessert Einstellung ggü. der Outgroup (primärer Transfereffekt)
- Kontakt mit Outgroup kann auch Einstellung ggü. anderen Outgroups verbessern/generalisieren (sekundärer Transfereffekt)
Prozesse:
- Wichtigkeit der eigenen Gruppe nimmt ab
- Entwicklung einer generellen “Toleranz”
–> “Deprovinzialisierung”
Welche Formen von Kontakt gibt es?
direkter Kontakt (face-to-face)
indirekter Kontakt
Intergruppenkontakt
Extended Contact
- Wissen darüber, dass andere Mitglieder der Ingroup direkten Kontakt mit Outgroup haben
Vicarious Contact
- Beobachtung, wie ein anderes Ingroup-Mitglied direkten Kontakt mit Outgroup hat
Imagined Contact
- direkten Kontakt mit Outgroup imaginieren
Was sind typische Prädiktoren von Kontakt?
Makro-Level (Gesellschaft):
Kontaktmöglichkeiten, gesellschaftliche Normen, …
Meso-Level (Gruppe):
Kategorisierung, historische Konflikte, Intergruppenprozesse, …
Micro-Level (Individuum):
- bisheriger Kontakt, Einstellungen (RWA und SDO) und Vorurteile, Persönlichkeit (Offenheit, Extraversion), Motive, Emotionen (Angst, Empathie), Bedrohung, etc.
Welche Folgen hat negativer Kontakt?
negativer Kontakt kommt vor, allerdings seltener als positiver
negativer kontakt hat negativere Konsequenzen als positiver Kontakt positive hat
- bessere, schnellere Verarbeitung negativer Informationen
- erhöhte Salienz von Gruppen
Evidenz nicht eindeutig!
Kann Intergruppenkontakt Vorurteile reduzieren?
Kontakt reduziert Vorurteile - besonders, wenn gleicher Status zwischen den Gruppen in der Kontaktsituation besteht, es gemeinsame Ziele gibt, Kontakt von Institutionen gefördert wird, gemeinsame Interessen wahrgenommen werden und das Potential für Freundschaft besteht. Auch indirekte Kontaktformen wie extended, vicarious oder imagined contact reduzieren Vorurteile
Wie kann Kategorisierung zur Verbesserung von Intergruppenbeziehungen beitragen?
Intergruppenbeziehungen können durch unterschiedliche Formen der “Umkategorisierung” von Ingroup und Outgroup verbessert werden: Dekategorisierung, Rekategorisierung oder Kategorisierung nach dem Modell der wechselseitigen Differenzierung.
Die Ansätze unterscheiden sich u.a. im Hinblick auf die Salienz der In- und Outgroup.
Grundsätzlich ist anzunehmen, dass die unterschiedlichen Formen der Kategorisierung zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Prozess des Kennenlernens einer anderen Gruppe besonders effektiv sind