Vorlesung 9 - Aggression Flashcards
Wie können die Begriffe Aggression und Gewalt definiert werden?
Aggression:
Verhalten, das darauf abzielt, einer anderen Person zu schaden oder sie zu verletzen. Die Zielperson ist motiviert, diese Behandlung zu vermeiden
- physische vs. verbale Aggression
- direkte vs. indirekte Aggression
- instrumentelle vs. feindselige Aggression
Gewalt:
Verhalten mit Schädigungsabsicht mit Zuführung oder Androhung schwerer körperlicher Schäden
Wie erklärt das Dampfkesselmodell die Entstehung von Aggression?
Biologische Erklärung:
Organismus produziert ständig aggressive Energie
- Aggression tritt auf, wenn …
a) ein entsprechender äußerer Reiz vorhanden ist
b) sich zu viel aggressive Energie angesammelt hat
–> spontane Aggression
Kritik: Tiermodell nicht auf Menschen übertragbar
- wichtigster Einwand: aggressive Energie muss sich nicht neu aufbauen bevor weitere aggressive Verhaltensweisen ausgeübt werden
Katharsishypothese:
- Interventionsstrategie: Annahme, dass durch symbolisches aggressives Verhalten aggressive Energie abgebaut werden kann
- Zusammenhang ist aber eher entgegengesetzt
Wie beeinflussen Gene und Hormone die Disposition für Aggression?
Genetische Einflüsse:
Adoptions- und Zwillingsstudien: ca. 41% der Varianz könnte auf genetische Ähnlichkeit zurückgehen (59% Umweltfaktoren)
Hormonelle Einflüsse:
- mehr Testosteron bei dauerhaft aggressiven Menschen
- mehr Testosteron in aggressiv-machenden Situationen
- weniger Cortisol –> weniger Angst vor Strafe –> mehr Aggression
Was ist die Frustrations-Aggressions-Hypothese?
Frustration: Blockierung einer zielgerichteten Aktivität
Aggression kann eine von mehreren möglichen Konsequenzen von Frustration sein
Vorliegen bestimmter Person- und Umweltfaktoren:
Frustration führt zu Aggression (siehe Waffeneffekt)
Aggressionsverschiebung: Aggression gegenüber eines leicht erreichbaren Ziels, weil die Quelle der Frustration nicht erreichbar ist
Wie erweitert das kognitive neo-assoziationistische Modell die Frustrations-Aggressions-Hypothese?
- Am Anfang jeder Aggression steht ein aversiver Reiz
- dadurch entsteht ein negativer Affekt
- Automatische assoziative Reaktionen (unbewusst)
–> Assoziation mit Aggression/Furcht (Fight or Flight) - Rudimentäre Emotionen
- unspezifischer negativer Affekt wird durch assoziative Reaktion entweder zu Ärger oder Furcht - Elaboriertes Denken (bewusster Vorgang)
- Attributionen, Ergebniserwartungen, “Nachdenken” über Situation - daraus entstehen differenzierte Gefühle
Wie untersucht Zillmann seine Theorie der Erregungsübertragung?
Unspezifische Erregung wird durch situative Gegebenheiten zu spezifischen Emotionen
Zillmann & Bryant:
UV1: Induktion physiologischer Erregung (Ergometer vs Draht einfädeln)
UV2: Provokation (Lärmreiz vs kein Lärmreiz)
AV: Intensität eines eigenen Lärmreizes
Lärmreize signifikant höher bei Provokation, wenn vorher hohe Resterregung vorhanden war (Ergometer)
Was sind aggressive Skripte?
Sozialverhalten determiniert durch Skripte (d.h. abstrakte kognitive Repräsentationen angemessener Verhaltensweisen)
Aggressive Skripts: Handlungsanweisungen für die Entscheidung, ob in bestimmten Situationen Aggression gezeigt werden soll oder nicht
Skripte bilden sich durch wiederholtes eigenes Verhalten oder wiederholte Beobachtung fremden Verhaltens
Was sind personale Bedingungsfaktoren für Aggressivität?
Aggressivität als Persönlichkeitsmerkmal:
- 4 Dimensionen: körperliche Aggression, verbale Aggression, Ärger und Feindseligkeit
- stabile Unterschiede in der Aggressivität zwischen Personen (über 5 Jahre hinweg: r=.69)
Feindseliger Attributionsstil:
- uneindeutiges Verhalten anderer wird als Feindseligkeit interpretiert
- guter Prädiktor für Aggression in verschiedenen Altersklassen
Geschlechtsunterschiede:
- Männer sind aggressiver als Frauen
- Unterschied v.a. im Bereich physischer und verbaler Aggression
- Ob Frauen mehr indirekte Aggression zeigen, ist nicht abschließend geklärt
Was sind situative Bedingungsfaktoren für Aggressivität?
Alkohol:
- sehr starke Evidenz für einen Effekt von Alkohol auf Aggression
- aber interindividuelle Varianz (Rolle der Empathie?)
Hitze
Gewalthaltige Medien
- kleiner Zusammenhang etwa r=.2
Wie funktioniert die Input-Stufe im General Aggression Models von Anderson & Bushman?
(aggressive) Persönlichkeit
- feindliche Attribution, überhöhter Selbstwert, fehlende Perspektivübernahme
–> (beeinflusst)
Personenbezogene Variablen
- Geschlecht, Selbstbewusstsein und -wirksamkeit
- Einstellungen zu Aggression
- Werte und Ziele (instrumentelle Aggression)
Situationsbezogene Variablen:
- Aggressive Cues
- Provokation, Frustration
- Schmerz/Unwohlsein
- Drogen
- Anreize
Welche Prozesse finden in der zweiten Stufe des General Aggression Model statt?
Present internal state (2. Stufe):
Personenbezogene und situationsbezogene Variablen
–> (nehmen Einfluss auf)
Zugänglichkeit aggressiver Affekte
- negative, aggressive Affekte, negative Stimmung
- feindselige Gefühle
- autom. motorische Reaktionen (Gesichtsausdruck)
–> (begünstigt)
Zugänglichkeit aggressiver Kognitionen
- Priming aggressiver Skripte und feindseliger Gedanken
+
Unspezifische Erregung
- unspezifisches Arousal mit der Gefahr der Fehlattribution
Wie beschreiben Anderson & Bushman die Outcome-Stufe ihres General Aggression Models?
Unspezifische Erregung und Zugänglichkeit aggr. Kognitionen
–> (führt zu)
Immediate Appraisal
- automatische, unbewusste Bewertung –> impulsive Reaktion
+
Reappraisal
- kontrollierte Reinterpretation der Situation –> reflektierte Reaktion
–>
(aggressives) Verhalten
Wie dient das Programm “Faustlos” der Prävention von Aggression?
Ziel: Prävention aggressiven und gewaltbereiten Verhaltens bei Kindern
evidenzbasiert und evaluiert
Vermittlung von Kompetenzen in de Bereichen Empathiefähigkeit, Impulskontrolle und Umgang mit Ärger und Wut
- soziale Kompetenzen: z.B. aktives Zuhören
- Konfliktlösungskompetenzen: Fokus auf integrative Lösungen
- Schulung der Selbst- und Fremdwahrnehmung: Wahrnehmung von Gefühlen und Körpersprache
- Selbstregulation bei Wut und Ärger
Integration in den Unterricht durch Lehrer/innen
Zeitraum: 3 Jahre