VL2,3 Flashcards

1
Q

Klinische Psychologie

A

Klinische Psychologie ist diejenige Teildisziplin der
Psychologie, die sich mit psychischen Störungen und
den psychischen Aspekten somatischer Störungen und
Krankheiten in der Forschung, der Diagnostik und
Therapie beschäftigt

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2
Q

Themen Klinische

A

Dazu gehören u.a. die Themen:
– Ätiologie und Bedingungsanalyse (s. Störungsbilder)
– Klassifikation und Diagnostik (s. Diagnostik u. Klassifikation)
– Prävention, Psychotherapie und Rehabilitation (s. Prävention)
– Epidemiologie, Gesundheitsversorgung und Evaluation.
(s. Diagnostik u. Klassifikation

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3
Q

Psychische Störung

A

„… Beeinträchtigungen der normalen Funktionsfähigkeit des
menschlichen Erlebens und Verhaltens, die sich in
emotionalen, kognitiven, behavioralen, interpersonalen
und/oder körperlichen Beeinträchtigungen äußern und von der
betreffenden Person nicht oder nur begrenzt beeinflussbar sind.“

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4
Q

Gemeinsame Merkmale aller Definitionen

A
  • Abweichung vom Normalen
  • Leidensdruck
  • Beeinträchtigungen
  • Gefährdung
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5
Q

Terminologie

A
  • klassische medizinische Diagnostik:
    – Krankheit als qualitativer Begriff (krank vs. gesund als Leitunterscheidung im
    Gesundheitswesen)
  • psychologische, medizinisch-psychiatrische Diagnostik:
    – psychische Störung (quantitativer Begriff)
  • Sozialgesetzgebung: „psychische Beeinträchtigung“ und „psychische
    Behinderung“ = dauerhafte und gravierende Beeinträchtigung der
    gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Teilhabe
  • gestört/dysfunktional ist das Verhalten (im weiteren Sinne), nicht der
    Mensch!
    – psychisch kranke Menschen „funktionieren“ nicht richtig
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6
Q

Was sind keine psychischen Störungen?

A

Verständliche und kulturell nicht sanktionierte Reaktionen auf Ereignisse (wie
z.B. eine normale Trauerreaktion bei Verlust eines geliebten Menschen)
* normabweichendes Verhalten (z.B. politischer, religiöser oder sexueller Art)
* Konflikte von Einzelnen mit der Gesellschaft
* es sei denn die Abweichung oder der Konflikt stellen Symptome (siehe
vorherige Folie) der oben beschriebenen Funktionsstörung dar

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7
Q

Ziele des diagnostischen Prozesses:

A

Ziel 1: Beurteilen, ob und welche psychische
Störung vorliegt
* → kategoriale Klassifikation
* Ziel 2: Beurteilen, in welchem Ausmaß
einzelne Symptome und Beeinträchtigungen
vorliegen
* → dimensionale Diagnostik

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8
Q

Diagnostischer Prozess

A

Beschwerden
(„ich weine häufig ohne Grund“, „nichts macht mehr Spaß“)

Symptome
(niedergeschlagen, interesselos, antriebslos, appetitlos)

Syndrom
(depressives Syndrom)

Diagnose
(mittelgradige depressive Episode)

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9
Q

Klassifikationssysteme

A

Mit dem Begriff Klassifikation bezeichnet man im Allgemeinen die
Einordnung von Phänomenen, die bestimmte gemeinsame Merkmale
haben, in ein nach Klassen gegliedertes System.
* Im Rahmen des diagnostischen Prozesses werden bestimmte Merkmale
oder Personen in diagnostische Klassen bzw. in Kategorien eines
Klassifikationssystems eingeordnet

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10
Q

Wie werden psychische Störungen derzeit klassifiziert?

A

ICD-10 (International Classification of Diseases) (WHO),
10. Revision
* DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental
Disorders) (APA, American Psychiatric Association), 5.
Revision

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11
Q

ICD-10

A

internationale Klassifikation von
Erkrankungen (globaler Konsens)
* dient zur Klassifikation aller Erkrankungen und
Störungen
Diagnoseschlüssel: F32.2
* Psychische und Verhaltensstörungen: F
* Affektive Störungen F3
* Depressive Episode F32
* Schwere depressive Episode ohne psychotische
Symptome F32.2

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12
Q

Gemeinsamkeiten ICD-10 und DSM-5:

A
  • Prinzip der Operationalisierung
  • deskriptiver Ansatz (keine ätiologischer Ansatz)
  • Begriff der „Störung“ statt der „Krankheit“
  • weitgehend aufeinander abgestimmt
  • Komorbiditäten werden berücksichtigt
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13
Q

Vorteile der kategorialen Diagnostik

A

Kommunizierbarkeit
* sinnvolle Informationsreduktion („Was ist bei mir los?“, „Bin ich krank oder
nicht?“, „Soll ich mich nicht so anstellen?“, „Kann man da was machen?“)
* ökonomische Informationsvermittlung
* empirisch begründet
* Handlungsanleitung
* Wissensakkumulation und damit Grundlage für die Forschung

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14
Q

Nachteile der kategorialen Diagnostik?

A
  • Etikettierung
  • Informationsverlust
  • Verschleierung zugrundeliegender Problemdimensionen
  • Schaffung künstlicher Einheiten und damit vergebliche
    Suche nach Ursachen
    – entspricht einem Weltbild (eine soziale Konstruktion),
    z.B. Homosexualität wurde bis ca. 1990 als Krankheit
    klassifiziert
  • Erzeugt die Idee von einem „Kranken
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15
Q

Kritisches zu Diagnosen

A

Diagnosen im psychischen Bereich sind keine abgeschlossenen Entitäten
* Diagnosen von psychischen Erkrankungen beschreiben eher Prototypen, die
in der klinischen Praxis jedoch häufig überlappen
– viele Menschen mit psychischen Erkrankungen erhalten nicht nur eine
Diagnose → Komorbidität
Definition: Komorbidität
– „Gleichzeitige Diagnose mehrerer Erkrankungen innerhalb eines definierten Zeitraumes.“
– D.h. das Vorliegen verschiedener Erkrankungen bei einer Person

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16
Q

Querschnitterhebung

A

einmalige Erhebung in einer oder mehrerer unabhängiger Stichproben
(z.B. Sonntagsfrage, Gender-pay-gap)
* wichtig ist, dass es sich um eine zufällig ausgewählte Stichprobe handelt,
damit die Ergebnisse repräsentativ sind
* Querschnittstudien liefern korrelative Informationen ohne Aussagekraft bzgl.
kausaler Zusammenhänge
* die in Beziehung gesetzten Variablen werden zum selben Messzeitpunkt
erfasst

17
Q

Längsschnitterhebung

A
  • mehrere Untersuchung der selben abhängigen Stichprobe (follow-up)
  • erfolgt über mehrere Messzeitpunkte
  • z.B. Wirksamkeit einer psychotherapeutischen Intervention über mehrere
    Sitzungen
18
Q

Randomisierte kontrollierte Studien

A

Vermeintlich ursächliche Faktoren werden systematisch manipuliert, während
idealerweise alle anderen Faktoren konstant gehalten werden (unter
kontrollierten Bedingungen, Bsp.: Labor)
* Spezialfall des Experiments
* Die Wirkung einer Interventionsmaßnahme wird durch den Vergleich mit
einer Kontrollgruppe evaluiert
* Dabei werden Proband*innen den Bedingungen zufällig zugeordnet
* Gelten aktuell als „Goldstandard“ für die Überprüfung der Wirksamkeit eines
Verfahrens

19
Q

Diagnostische Methoden

A

-Verhaltensbeobachtung
-Apparative verfahren
-Eigen- und
Fremdanamnese
-testverfahren
-Fragebögen
-Interviewverfahren

20
Q

Verhaltensbeobachtung

A

Einteilung des zu beobachtenden Verhaltens in
weitestgehend erschöpfende und
überschneidungsfreie Kategorien
* Selbst- und Fremdbeobachtung
* Systematische (standardisiert, kontrolliert) vs.
Unsystematische Beobachtung
(Gelegenheitsbeobachtung)
* Teilnehmende vs. Nicht teilnehmende Beobachtung
* Quantitative vs. Qualitative Beobachtung

21
Q

Apparative verfahren

A

Weitestgehend objektive Erhebung diagnostischer
Maße, z.B. psychophysiologischer Daten wie EMG
(Elektromyografie zur Messung der elektrischen
Muskelaktivität)

22
Q

Eigen- und
Fremdanamnese

A

Gewinnung eines differenzierten Bildes von
Lebensgeschichte und aktueller Situation von
Patient*innen

23
Q

testverfahren

A
  • Leistungs- und Persönlichkeitstests
  • Psychometrische und projektive Tests
  • Standardisierte und nichtstandardisierte Tests
24
Q

Fragebögen

A
  • Selbst- und Fremdeinschätzung
  • Störungsspezifisch und Störungsübergreifend
25
Q

Interviewverfahren

A
  • standardisiert: Reihenfolge der Fragen, Wortlaut,
    Antwortmöglichkeiten, Interviewerverhalten festgelegt
  • Strukturiert oder halbstandardisiert: Wortlaut
    veränderbar, Zusatzfragen möglich
  • Unstandardisiert oder offen: lediglich Vorgabe einiger
    Themengruppen
26
Q

Tierstudien (Analogstudien)

A

Ermöglichen es, wesentliche psychische Funktionsprinzipien zu
identifizieren, von denen angenommen wird, dass sie auch für Menschen
gelten
* Sind nicht eins zu eins übertragbar auf den Menschen → kognitivmotivationale Faktoren sind nicht beobachtbar
* Untersuchung von Methoden die am Menschen aus ethischen Gründen nicht
zulässig sind

27
Q

Fallstudien

A
  • Älteste Methoden der klinischen Forschung
  • für einen/eine spezifischen Patientin werden Symptomatik,
    Krankheitsgeschichte, Familiengeschichte, sowie relevante
    Entwicklungsaspekte und der Therapieverlauf geschildert
  • besonders in psychodynamischen und humanistischen Therapieverfahren
    verbreitet
  • Kritik: generalisierende Schlussfolgerungen müssten zunächst an möglichst
    repräsentativen Stichproben überprüft werden
28
Q

Introspektion

A
  • Spezialfall einer klinischen Fallstudie
  • (systematische) Selbstbeobachtung von klinischen Forscher*innen
  • Lassen ebenfalls keine Kausalbelege zu
  • Ursprung vieler bedeutsamer und mittlerweile empirisch validierter
    Treatments (Z.B. DBT)
  • Therapieschulen verlangen bis heute von Ihren Ausbildungskandidat*innen,
    die zu erlernenden Verfahren möglichst intensiv selber zu praktizieren und
    dabei sorgsam auf die eigenen Erfahrungen zu achten
    („Selbsterfahrung“)
28
Q

Retrospektive Untersuchung

A
  • Gruppeneinteilung aufgrund eines gegenwärtigen Zustandes (gesund/krank)
  • rückblickend die Vorgeschichte untersucht
29
Q

Moderator- und Mediatoranalysen

A
  • Helfen bei der Identifikation von Prädiktoren für den Therapieerfolg und von
    Mechanismen, die für die Effekte einer psychotherapeutischen Intervention
    hilfreich sind
  • Beispiel: erlebte therapeutische Beziehung während der Therapie,
    wahrgenommene Kompetenz des Therapeuten
30
Q

Randomisierte kontrollierte Studien

A

Vermeintlich ursächliche Faktoren werden systematisch manipuliert, während
idealerweise alle anderen Faktoren konstant gehalten werden (unter
kontrollierten Bedingungen, Bsp.: Labor)
* Spezialfall des Experiments
* Die Wirkung einer Interventionsmaßnahme wird durch den Vergleich mit
einer Kontrollgruppe evaluiert
* Dabei werden Proband*innen den Bedingungen zufällig zugeordnet
* Gelten aktuell als „Goldstandard“ für die Überprüfung der Wirksamkeit eines
Verfahrens

31
Q

Epidemiologie

A

Untersuchung der Verteilung, Determinanten und Risikofaktoren
gesundheitsbezogener Zustände in Bevölkerungsgruppen

32
Q

Prinzipien in der Epidemiologie

A
  1. Epidemiologie ist immer auf spezifische Populatione und entsprechende
    Stichprobendesigns bezogen.
  2. Epidemiologie beruht auf »Falldefinitionen«, die nicht
    deckungsgleich mit klinischen Diagnosen sein müssen.
  3. Epidemiologie benutzt genau definierte epidemiologische Maße (z. B.
    Krankheitshäufigkeit bzw. Prävalenz), die nur den spezifizierten
    Gültigkeitsbereich haben (z. B. Lebenszeitprävalenz, Punktprävalenz).
  4. Epidemiologie ergänzt klinische Befunde im Rahmen
    von biopsychosozialen Bedingungsmodellen (vgl.
    epidemiologische Trias)
33
Q

Prävalenz

A

Anzahl Krankheitsfälle in
einer definierten Population
– Zielpopulationen ist bspw. die
Bevölkerung, repräsentativ für Merkmale
(Geschlecht, Alter, Bildung, etc.)

34
Q

Periodenprävalenz

A

Prävalenz in
einer bestimmten Zeitperiode (z.B. 12
Monate

35
Q

Lebenszeitprävalenz

A

Lebenszeitprävalenz

36
Q

Inzidenz:

A

Die Inzidenz beschreibt Mengen
von Zugängen (Inzidenzfälle) in einen
Bestand von Kranken/Betroffenen
(Prävalenz). Damit ist sie wesentlich für die
Betrachtung und Bewertung von Risiken (s.
Risiko) in einer Bevölkerung. Berechnung:
Anzahl Neuerkrankter/mittlere
Bevölkerungszahl
Beispiel: Sind in den letzten 7 Tage 1570 neue
Corona-Fälle im Land Bremen gemeldet
worden (680.130 Einwohner) beträgt die 7-
Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner:
1570:680.130*100.000=230,84

37
Q

Relatives Risiko

A

Verhältnis der Krankheitshäufigkeit in einer Bevölkerung mit
einem Risikofaktor im Vergleich zu einer Bevölkerung ohne den Risikofaktor.
Beispiel: RRFrauen/Männer=pFrauen/pMänner

38
Q

Odds Ratio (OR):

A

Das „odds“ ist der Quotient aus dem Risiko (z.B. für eine
Angststörung) und der Gegenwahrscheinlichkeit. Das „Odds ratio“ ist der
Quotient au dem Odds in zwei Gruppen , etwa Frauen versus Männer
ORFrauen/Männer=[pFrauen/(1-pFrauen)]/[pMänner/(1-pMänner)]
ORFrauen/Männer=1→ Frauen und Männer sind gleichhäufig betroffen
ORFrauen/Männer>1 → Frauen sind häufiger betroffen als Männer
ORFrauen/Männer<1 → Frauen sind seltener betroffen als Männer
ORFrauen/Männer=2 → Frauen sind doppelt so häufig betroffen als Männer