Verhandlungslösung Flashcards
Was ist eine Verhandlungslösung?
Die Verhandlungstheorie ist ein spieltheoretisches Konzept zur Lösung von kooperativen Spielen. Negative externe Effekte werden internalisiert, indem Nutznießer und Leidtragende dieser Effekte miteinander verhandeln. Die Verhandlungspartner verhandeln so lange, bis es nicht mehr möglich ist den Nutzen beider Verhandlungspartner zu steigern. Es wird solange verhandelt, bis das Pareto-Optimum erreicht ist.
Was versteht man unter der Edgeworth-Box?
- Ein Modell, das von Francis Ysidro Edgeworth schon im 19. Jahrhundert entwickelt wurde
- In dem Modell wird von der Produktion ganz abgesehen
- Beschränkung auf zwei Akteure, die im Besitz bestimmter Mengen von zwei Gütern sind und durch Tauschen versuchen, ihr jeweiliges Nutzenniveau zu steigern
- Die insgesamt zur Verfügung stehende Gütermenge kann nicht gesteigert werden
- Es gibt in der Regel Tauschmöglichkeiten, die zu einer Steigerung der Präferenzerfüllung beider Akteure beitragen können
Was besagt das Coase-Theorem?
D.h. Verhandlungen zwischen Verursachern und Geschädigten führen ohne staatliche Eingriffe (Auflagen,
Abgaben, Zertifikate) zum Pareto-Optimum, sofern der Staat die Eigentumsrechte anfänglich eindeutig
festlegt und die geltende Rechtsposition schützt sowie Transaktionskosten ausgeschlossen werden.
D.h. Verhandlungen führen zur Gleichheit der Grenzzahlungsbereitschaften aller Beteiligten (Grenzschäden
= Grenzvermeidungskosten; Pareto-Optimum), unabhängig von der Anfangsverteilung mit
Eigentumsrechten:
Anfängliche Eigentumszuweisung - Folge eines gesellschaftlichen Werturteils darüber, wem die
Umwelt gehören sollte, was aber für das Verhandlungsergebnis allokativ bedeutungslos ist.
Weit verbreitete Konvention, den Verursacher der externen Effekte zu belasten, ist nicht zwingend
notwendig und ökonomisch eher nebensächlich.
Welche Effekte entstehen durch die Interaktion von Steuern- und Verhandlungslösungen?
Zwei Kritikpunkte:
1. Es wird stets der physische Verursacher zur Kasse gebeten, was nicht zwingend notwendig ist
(ökonomisch eher nebensächlich).
2. Unter den Coase‘schen Annahmen über Verhandlungen ist eine Pigou-Steuer nicht nur überflüssig,
sondern sogar schädlich (Hauptkritikpunkt).
Im Folgenden wird der zweite Kritikpunkt näher betrachtet:
Der Grundgedanke der Pigou-Steuer besteht darin, die Entscheidungssituation des physischen
Verursachers so zu verändern, dass sich ein pareto-effizientes Gleichgewicht einstellt
Hierfür wird der Steuersatz in Höhe der pareto-effizienten Grenzschäden festgelegt (
)
Ohne Verhandlungen käme es zu einem pareto-effizienten Gleichgewicht im Punkt xf
Offenbar können sich aber im Punkt xf beide Seiten noch verbessern, da dort der Nettogrenznutzen
unter dem Grenzschaden liegt (
)
Beide Seiten können sich verbessern, indem sie Verhandlungen aufnehmen: Das Unternehmen leitet weniger
Abwasser ein und der Angler leistet dafür Kompensationszahlungen
Wenn mit Verhandlungen zu rechnen ist, sind Abgaben/Steuern nicht nur überflüssig sondern sogar
schädlich (Coase‘sche Kritik an der Steuerlösung).
In den meisten Fällen ist die Anzahl der Geschädigten sehr groß, sodass Verhandlungen mit den Schädigern
nicht zu Stande kommen bzw. eine Einigung unter den Geschädigten sehr schwer ist (Transaktionskosten,
Trittbrettfahrerverhalten etc.).
Wo sind die Schwächen einer Verhandlungslösung?
Kritik:
o physischer Verursacher zahlt stets (ökonomisch nebensächl.) -> nicht zwingend notwendig
o Pigou-Steuer in Kombination mit Verhandlungen schädlich, da Steuer Entscheidung d.
physischen Verursachers verändern möchte -> Verhandlungen zusätzlich, um eigene
Situation zu verbessern attraktiv -> ineffiziente Lösung
Welche praktische Bedeutung hat das Coase-Theorem?
Verdienste von Coase:
Transaktionskosten haben Bedeutung für die Effizienz von umweltpolitischen Instrumenten
Kritik am Verursacherprinzip, da ökonomisch nichtssagend
Einbeziehung v. Verhandlungslsg. In Spektrum der Internalisierungsinstrument (meist nicht sinnvoll)
Eigentumsrechte
Es ist jedoch nicht bedeutungslos, wem die Eigentumsrechte zugesprochen werden (Laissez-faire-Regel oder
Verursacherregel):
Die Festlegung der Eigentumsrechte verändert die Einkommensverteilung, von der die Nachfrage
nach einem Gut i.d.R. nicht unabhängig ist (sog. Einkommenseffekt).
Allgemein wird die Umweltqualität höher (niedriger) sein, wenn die Eigentumsrechte dem
Geschädigten (Schädiger) zugesprochen werden.
Integration des Coase-Theorems in die moderne Verhandlungstheorie
Der Kern der Coaseschen Überlegungen ist, dass die Beteiligten so lange weiterverhandeln bis sie sich nicht mehr verbessern können. Den Punkt, an dem sich beide Seiten nicht mehr verbessern können, nennt man aber definitionsgemäß ein Pareto-Optimum. Aus methodischen Gründen kann Coase daher nicht nachweisen, dass Verhandlungen zur pareto-effizienten Internalisierung externer Effekte führen.
Das Coase-Theorem ist der kooperativen Spieltheorie zuzuordnen, dem mikroökonomischen Theoriezweig,
der von der Prämisse ausgeht, dass Verhandlungen stets zum Pareto-Optimum führen!
Um das Coase-Theorem aber ernsthaft zu analysieren muss es im Rahmen der (nicht-kooperativen)
Spieltheorie betrachtet werden.
Hier ist die Frage, ob unter der Grundannahme der individuellen Nutzenmaximierung tatsächlich
Verhandlungen plausibel sind, die zum Pareto-Optimum führen.
Diese Frage wird im Rahmen der mikroökonomischen Spieltheorie intensiv untersucht. Grundsätzlich
lassen sich 3 Faktoren ausmachen, von denen die Effizienz der (von) Verhandlungen abhängt:
i. Welchen Nutzen können die Verhandlungspartner erreichen, wenn die Verhandlungen
scheitern (sog. Reservationsnutzen)?
ii. Von der Art des Verhandlungsprozesse, womit beispielsweise gemeint ist, ob die Beteiligten
beliebig lange verhandeln können oder nicht und wer bestimmte Verhandlungsergebnisse
vorschlagen darf.
iii. Von der Informationsverteilung, d.h. ob beispielsweise der Angler die Nutzenfunktion des
Unternehmen kennt oder nicht.
Im Folgenden wird gezeigt, dass es bei vollständiger Information tatsächlich einen einfachen
Verhandlungsprozess gibt, der zum Pareto-Optimum und einer eindeutig prognostizierbaren Aufteilung des
Verhandlungsgewinns führt!
Gemäß dem Coase-Theorem führt jede präzise Festlegung von Eigen-tumsrechten zu einer pareto-effizienten
Internalisierung externer Effekte. Warum ist es trotzdem nicht egal wem die Eigentumsrechte zugeordnet
werden?
- Beeinflusst die Einkommensverteilung
- Nachfrage abhängig von Einkommen (Einkommenseffekt)
Wann ist eine Verhandlungslösung das geeignete Instrument für die Internalisierung von externen Effekten –
bei hohen oder bei niedrigen Transaktionskosten – und warum?
(1) Bei niedrigen,
(2) Ansonsten sind Abgaben und Steuern sinnvoller, da es nicht zu Verhandlungen kommt