TP II Flashcards

1
Q

Was sind psychoanalytisch begründete Verfahren nach Paragraph 16?

A
  1. Diese Verfahren stellen Formen einer ätiologisch orientierten Psychotherapie dar, welche die unbewusste Psychodynamik neurotischer Störungen mit psychischer oder somatischer Symptomatik zum Gegenstand der Behandlung machen.
  2. Zur Sicherung ihrer psychodynamischen Wirksamkeit sind bei diesen Verfahren übende und suggestive Interventionen als auch Kombinationsbehandlung grundsätzlich ausgeschlossen.
  3. Als psychoanalytisch begründete Psychotherapieverfahren gelten im Rahmen dieser Richtlinie die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und die analytische Psychotherapie.
  4. Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und analytische Psychotherapie können als Krankenbehandlung nach dieser Richtlinie bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen zur Anwendung kommen.
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2
Q

Was ist tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie nach Paragraph 16a?

A
  1. Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie umfasst ätiologisch orientierte Therapieformen mit welchen die unbewusste Psychodynamik aktuell wirksamer neurotischer Konflikte und struktureller Störungen unter Beachtung von Übertragung, Gegenübertragung und Widerstand behandelt werden.
  2. Eine Konzentration des therapeutischen Prozesses wird durch Begrenzung des Behandlungszieles, durch ein vorwiegend konfliktzentriertes Vorgehen und durch Einschränkung regressiver Prozesse angestrebt. Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie gelangt auch in jenen Fällen zur Anwendung, in denen eine längerfristige therapeutische Beziehung erforderlich ist.
  3. Als Sonderformen der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie können folgende Psychotherapiemethoden zur Anwendung kommen:
    a. Kurztherapie
    b. Fokaltherapie
    c. Dynamische Psychotherapie,
    d. Niederfrequente Therapie in einer längerfristigen, Halt gewährenden therapeutischen Beziehung
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3
Q

Was ist analytische Psychotherapie nach Paragraph 16b?

A

Die analytische Psychotherapie umfasst jene Therapieformen, die zusammen mit der neurotischen Symptomatik den neurotischen Konfliktstoff und die zugrundeliegende neurotische Struktur der Patientin oder des Patienten behandeln und dabei das therapeutische Geschehen mit Hilfe der Übertragungs- , Gegenübertragungs- und Widerstandanalyse unter Nutzung regressiver Prozesse in Gang setzen und fördern.

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4
Q

Was versteht man unter Ätiologie?

A

Beschäftigung mit der Entstehung der Störung.

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5
Q

Was sind wirksame neurotische Konflikte?

A

Innere Konflikte wie z.B. ein Schuldkonflikt

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6
Q

Was ist unbewusste Psychodynamik?

A

Innere Prozesse, die dem Bewusstsein nicht zugänglich sind.

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7
Q

Was versteht man unter Übertragung und Gegenübertragung?

A

Die in aktuellen Beziehungen, auch in der therapeutischen Beziehung unbewusst wirksam werden und unser Handeln beeinflussen und die sich als Widerstand manifestieren, z.B. Schuld die schwer erträglich ist, wird abgewehrt und dem Anderen zugeschoben

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8
Q

Was sind elementare Merkmale der psychodynamischen Psychotherapie?

A
  1. Fokus auf therapeutischer Beziehung
  2. Erforschung von Emotionen
  3. Untersuchung von Abwehr (-mechanismen)
  4. Analyse von Übertragung, Gegenübertragung
  5. Identifikation typischer, sich wiederholender Lebensthemen
  6. Exploration der Vergangenheit
  7. Stunden ohne fest vorgegebenen Ablauf (frei-äußern)
  8. Zur Behandlung eines breiten Spektrums psychischer Erkrankungen
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9
Q

Welche Patienten haben tendenziell Schwierigkeiten, die Stunden mit einem eigenen Thema zu beginnen?

A
  • Strukturschwache Patienten
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10
Q

Beschreibe das Interventionsspektrum der psychodynamischen Psychotherapie / Was ist das supportiv-expressive Kontinuum?

A
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11
Q

Wovon hängt der Fokus im supportiv-expressiven Kontinuum ab?

A
  • Je stärker der Patient in einer Krise ist, desto supportiver sollte gearbeitet werden
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12
Q

Wie verläuft ein Erstgespräch in der Psychodynamik?

A
  1. Erfassung der Symptomatik in ihrer subjektiven Bedeutung und ihren Auswirkungen
  2. Identifikation der symptomauslösenden Situation (Warum kommt der Patient ausgerechnet jetzt)
  3. Biografische Anamnese
  4. Erfassung der zentralen Beziehungsgestaltung / Objektbeziehung (haben sie Beziehungen und wenn ja, ist hier ein Muster zu erkennen?)
  5. Wahrnehmung des Selbstbildes (Wie beschreibt Patient sich, was macht ihn aus)
  6. Einschätzung der Ressourcen
  7. Einschätzung des Strukturniveaus, der Konflikte und der Abwehrorganisation
  8. Formulierung der Psychodynamik

 Hypothesencharakter aller Einschätzungen beachten
 Fortgesetzte adaptive Überprüfung der initialen Einschätzung im Therapieprozess

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13
Q

Welche Fragen könnten bei einem Erstgespräch gestellt werden?

A
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14
Q

Was ist bei den Einschätzungen des Erstgespräches zu beachten?

A
  • Hypothesencharakter aller Einschätzungen beachten
  • Fortgesetzte adaptive Überprüfung der initialen Einschätzung im Therapieprozess
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15
Q

Wofür steht OPD

A

Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik

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16
Q

Was versteht man unter szenischen Informationen?

A
  • Konkrete Dinge, die Patient am Anfang mach / nicht macht
  • Der Schlüssel zum Verständnis des Patienten
  • Verleiht den objektiven und subjektiven Informationen ihre Evidenz
  • Patient braucht ausreichende Frustrationstoleranz, Introspektionsfähigkeit und Motivation
  • Beispiel: Seufzen, Türknallen, Mimik, Gestik, Zuspätkommen, etc.

„Um diese Szene sich entfalten zu lassen und sie wahrnehmen zu können, wartet der Diagnostiker in der Haltung der gleichschwebenden Aufmerksamkeit in Ruhe ab, er wendet sich dem Patienten zu, zeigt sich aber nachdenklich schweigend.“

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17
Q

Wie sollte die freie Assoziation am besten eingeleitet werden?

A
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18
Q

Was versteht man unter szenischem Verstehen?

A
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19
Q

Was versteht man unter Personenbezogenen Informationen?

A
  • Soziodemographische Angaben: Familienstand, schulische und berufliche Ausbildung, aktuelle Lebens- und Berufssituation
  • Biografische Infos: lebensgeschichtliche Faktoren, Persönlichkeitsstruktur, evtl. die aktuelle Symptomatik auslösende biografische Faktoren erfassen
  • Familienanamnese: psychosoziale und krankheitsrelevante Aspekte der Herkunftsfamilie (z.B. familiäre Belastungen)
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20
Q

Was ist die operationalisierte psychodynamische Diagnostik (OPD-2)

A
  • Erhebt relevante Informationen für die Psychotherapieplanung
  • Ermöglicht struktur- oder konfliktbezogene Ausrichtung der Therapieentscheidung und Berücksichtigung spezifischer Problemkonstellationen
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21
Q

Was sind die 5 Achsen der OPD-2?

A
  • Multiaxiale psychodynamische Diagnostik
    o Achse 1: Krankheitserleben und Behandlungsvoraussetzungen
    o Achse 2: Beziehung
    o Achse 3: Konflikt
    o Achse 4: Struktur
    o Achse 5: Psychische und psychosomatische Störungen (ICD-10, Kap. V)
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22
Q

Bringe verschiedene Interviewverfahren mit der dazugehörigen diagnostischen Ebene sowie den OPD Achsen in Verbindung. Welche Techniken sind eher interpretativ bzw. explorativ?

A
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23
Q

Was ist die Krankheitsanamnese? Was sollte in Bezug auf aktuelle Erkrankungen erfragt werden?

A
  • Erhebung früherer und aktueller psychischer und somatischer Erkrankungen
  • Aktuelle Erkrankung
    o Chronologische Entwicklung der Symptomatik
    o Bisherige Behandlungsversuche
    o Therapiemotivation
    o Erwartungen an die Behandlung
    o Mögliche Komplikationen: Suizidalität, Konsum psychotroper Substanzen, selbstschädigendes Verhalten
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24
Q

Was ist ein psychodynamischer Konflikt?

A
  • Bestimmte Muster der Konfliktverarbeitung wiederholen sich
  • Sind durch Bezugspersonen in der Kindheit entstanden
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25
Q

Beschreibe die Eröffnungsphase des OPD-Interviews

A
  • Eröffnung
    o Wir haben für dieses Gespräch eine Stunde Zeit. Ziel des Gespräches ist es, mit Ihnen in Verständnis Ihrer Erkrankung / Ihres Problems zu finden.“
  • Schilderung der Symptomatik
    o Patientin A. sagt „Nun sitze ich hier…“. Sie schildert sehr ausführlich ihre Ängste, depressive Verstimmung und Hilflosigkeit, aber auch ihr Bemühen um egienen Initiativen, insbesondere ihre inneren Spannungen nach Rückkehr aus einer stationären psychosomatischen Behandlung bei der Begegnung mit ihrem Mann. Diese Phase schließt mit der weinend vorgetragenen Zustandsbeschreibung: „Ich kann nicht mehr“.
  • Anfangsszene / szenische Darstellung der Patientin
    o Die Patientin A. eröffnet das Interview, indem sie einen Überweisungsvordruck vorlegt auf dem eine Diagnose vermerkt ist, die sie nicht lese kann. Sie bittet den Untersucher, dieses Unleserliche zu entziffern und ihr zu erklären.
    o „Ich bin unwissend“, „Untersucher muss mir helfen“
    o Abhängikeitswünsche (Gibt es Parallelen mit anderen Beziehungen in der Patientin?
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26
Q

Was ist die Konfliktdefinition der OPD?

A

„Unbewusste intrapsychische Konflikte sind unbewusste innerseelische Zusammenstöße entgegengerichteter Motivbündel, z.B. etwa der basale Wunsch nach Versorgung und der basale Wunsch, autark zu sein. […] Der zeitlich überdauernde, psychodynamische Konflikt ist […] gekennzeichnet durch festgelegte Erlebnismuster eines Menschen, die in entsprechenden Situationen immer wieder zu ähnlichen Verhaltensmustern führen, ohne dass dies dem Menschen bewusst wäre und ohne dass er sich aus eigener Willensanstrengung überwinden könnte“ (Arbeitskreis OPD 2006, S. 96; zit.n. Benecke 2014, S. 133)

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27
Q

Beschreibe den Konflikt „Abhängigkeit vs. Individuation“

A
  • Bindung vs. Autonomie
  • Beide Motive haben existentielle Bedeutung im Leben jedes Menschen
  • Gelungene Entwicklung
    o Mensch ist in der Lage, beide Motive psychisch zu integrieren und erlebt diese nicht als Widerspruch
    o Kann enge, emotionale nahe und tiefe Beziehungen eingehen (Abhängigkeit) und sich gleichzeitig als abgegrenztes, autonomes Individuum erleben
    o Weder Alleinsein noch In-Beziehung sein löst Ängste aus
  • In allen Konfliktbereichen enthalten
  • Ein lebensbestimmter Konflikt besteht dann, wenn dieser grundlegende bipolare Spannung in eine konflikthafte Polarisierung geraden
  • In der dysfunktional-pathogenen Konfliktversion muss die Person in einer engen Beziehung sein (passiver Modus) bzw. muss sie forviert autonom und unabhängig sein (aktiver Modus), jeweils erlebt als eine existentielle Notwendigkeit
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28
Q

Welche Fragen kann man zum Konflikt „Abhängigkeit vs. Individuation“ stellen?

A
  • Sind Sie jemand, der eher enge und nahe Beziehungen sucht, oder brauchen Sie eher Abstand und Unabhängigkeit?
  • Wie viel Nähe und Kontakt zu anderen Menschen brauchen Sie und wie viel Abstand und Raum für sich?
  • Können Sie gut alleine sein?
  • Fühlen Sie sich am wohlsten, wenn Sie immer mit anderen zusammen sind?
  • Wie waren für Sie Veränderungen, die so der Lauf des Lebens mit sich bringt z.B. Weggang aus dem Elternhaus, Wechsel des Arbeitsplatzes, Ausscheiden von Kollegen, etc.
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29
Q

Differenziere zwischen dem aktiven und passivem Modus in dem Konflikt Abhängigkeit vs. Individuation

A
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30
Q

Welche 7 Konflikte werden in der OPD beschrieben?

A
  1. Abhängigkeit vs. Individuation
  2. Unterwerfung vs. Kontrolle
  3. Versorgung vs. Autarkie
  4. Selbstwertkonflikt
  5. Schuldkonflikt
  6. Ödipaler Konflikt
  7. Identitätskonflikt

 Geordnet nach Reifegrad (Abhängigkeit vs. Individuation als frühster Konflikt)
 Rating: abwesend, wenig bedeutsam, bedeutsam, sehr bedeutsam, nicht beurteilbar
 Verarbeitungsmodus: aktiv, passiv (inkl. Zwischen- oder Mischformen)

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31
Q

Was versteht man unter Struktur?

A
  • Keine verbindliche allgemeingültige Definition
  • Versuch der Einteilung nach Strukturniveaus
  • STRUKTUR (Rudolf, 2008) =
    o Ein ganzheitliches und relativ zeitstabiles Gefüge von psychischen Dispositionen
    o Beeinflusst den Verlauf intrapsychischer Prozesse und die Gestaltung intrapersoneller Beziehungen
    o Entwickelt sich lebensgeschichtlich (besonders ersten Jahre sehr bedeutsam)
    o Beinhaltet die Erfahrungen eines Individuums, die in der Gegenwart wirksam werden
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32
Q

Was ist die Funktion der Struktur? (Rudolf, 2008)

A
  • Intrapsychische und psychosomatische Organisation und Regulation zu leisten
  • Ein gewisses Wohlbefinden und Selbstwertgefühl sicherstellen
  • Interpersonell die Beziehungen zu wichtigen Anderen auf eine individuell befriedigende Weise aufrechterhalten
  • Alle strukturellen Funktionen bezogen auf die Gesamtpersönlichkeit als „Fähigkeit zu“ gekennzeichnet, handlungsnah operationalisiert und empirisch untersucht werden!
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33
Q

Was ist in der OPD-2 mit Struktur bzw. Strukturachse gemeint?

A
  • Einschätzung der Persönlichkeitsstruktur (Persönlichkeitsfunktionsniveau) in den 4 Bereichen
  • Einschätzung der Schwere der Beeinträchtigung von 1 „gute Integration“ bis 4 „Desintegration“
  • Geringe Integration: z.B. Borderliner
  • Desintegration: z.B: Psychotiker
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34
Q

Was ist nach OPD eine gut integrierte Selbstwahrnehmung?

A
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35
Q

Was ist nach OPD eine mäßig integrierte Selbstwahrnehmung?

A
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36
Q

Was ist nach OPD eine gering integrierte Selbstwahrnehmung?

A
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37
Q

Was ist nach OPD eine desintigrierte Selbstwahrnehmung?

A
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38
Q

Gib ein Beispiel für eine mäßig integrierte Struktur

A
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39
Q

Gib ein Beispiel für eine gering integrierte Struktur

A
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40
Q

Welche Persönlichkeitsfunktionen gibt es im DSM-5 (bald auch ICD-11)?

A
  • Dimensionale Diagnostik
  • Hybride und dimensionale Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen
  • Fähigkeiten einer Person in Bezug auf sich selbst und andere
  • Normal bis schwer eingeschränkte Persönlichkeit auf einem Kontinuum

Beispiel: Kriterium A im AMPD des DSM-5:
- Identität (Einzigartigkeit, Stabilität des Selbstwertes, …)
- Selbst
- Selbststeuerung (Verfolgen von Zielen, prosoziale Maßstäbe, …)
- Empathie (Erleben und Motive anderer, Toleranz unterschiedliche Sichtweisen, …)
- Interpersonelle Beziehungen (Tiefe und Dauer von Beziehungen, anderen Menschen nahe sein, …)
- Nähe

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41
Q

Was versteht man unter Fokusformulierung? Welche Varianten gibt es?

A
  • Inhaltlicher Fokus der Therapie / der Therapiestunde
  • Beispielvarianten: Beziehungskonfliktthemen, zyklisch maladaptive Beziehungsmuster
  • Enthält hypothetische Aussage über den unbewussten psychodynamischen Hintergrund der Problematik des Patienten
  • Formulierung als Konfliktpathologie oder als ich-strukturelles Defizit
  • Informationen auf interpersonellen und intrapsychischen Ebenen notwendig
  • Informationen über Einstellungen und Verhaltensweisen des Patienten in Bezug auf Therapie, ihre Person auf der Ebene der Realbeziehung der Übertragungsbeziehung
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42
Q

Was wird bei einem intrapsychischen oder interpersonellen Konflikt unternommen? Was sind defizitäre Ich-Funktionen?

A

Intrapsychischer / interpersoneller Konflikt:
- Klären, konfrontieren, deuten

Defizitäre Ich-Funktion?
- Maladaptives Verhalten des Patienten wird verstanden als unbefriedigende, aber dennoch adaptive Bewältigungsform im Interesse des Selbstschutzes vor dem Hintergrund defizitärer Ich-Funktionen
- Ich-Funktionen mit differenzierenden und integrativen Fähigkeiten sind nur mangelhaft ausgebildet und die grundlegenden Fähigkeiten der Selbst- und Beziehungsregulation weisen Defizite auf

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43
Q

Erkläre das zentrale Beziehungskonfliktthema (ZBKT) nach Luborsky (1988)

A
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44
Q

Was sind zyklisch maladaptive Beziehungsmuster? (mögliche Fokusformulierung) Wie beeinflussen sie sich gegenseitig?

A

5 strukturelle Elemente:
1. Blockierte Wünsche: Gewünschte, aber blockierte positive Reaktionen anderer
2. Negative Erwartungen und Befürchtungen: erwartete, negative Reaktionen anderer
3. Schutz vor Zurückweisung: Verhalten des Patienten gegenüber anderen
4. Verhalten anderer: Reaktionen anderer auf den Patienten
5. Introjekt: Verhalten des Patienten gegenüber sich selbst

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45
Q

Wie entwickelten Tress et al. die zyklisch maladaptiven Beziehungsmuster weiter?

A

3 Modi der Verinnerlichung früher Beziehungserfahrungen:

  1. Identifikation mit wichtigen Bezugspersonen: Patienten verhalten sich gegenüber anderen Menschen so, wie eine wichtige Bezugsperson sich ihnen gegenüber verhalten hat
  2. Internalisierung: Patienten erwarten von ihren aktuellen Interaktionspartnern, die gleichen negativen Verhaltensweise, wie sie bei ihren frühen Bezugspersonen erleben mussten
  3. Introjektion: Der Patient sieht und behandelt sich so, wie er früher von seinen wichtigsten Bezugspersonen gesehen und behandelt wurde
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46
Q

Was versteht man unter Indikation und Indikationsstellung?

A
  • Indikation = die Gesamtheit aller Entscheidungen über Untersuchungsmaßnamen und ihre Modifikation, die vor und im Verlauf der Therapie zu ihrer Auswahl und Veränderung getroffen werden.
  • Indikationsstellung = Handlungsanweisungen für bestimmte therapeutische Entscheidungen und den Einsatz von spezifischen Interventionsverfahren, d.h. praktischer Wert der diagnostischen Prozeduren. Bestimmte Patienten mit konkreten Problemen bzw. psychischen Störungen werden den verfügbaren therapeutischen Einrichtungen und Settings (Einzeltherapie, Paartherapie, Gruppentherapie) und Therapeuten zugeordnet.
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47
Q

Welche Ziele verfolgt die Indikation?

A
  • Diagnostische Abklärung
  • Klärung der geeigneten Therapiemethode (medizinisch / psychologisch?)
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48
Q

Welche Mittel der Indikation / Therapieplanung / Diagnose gibt es?

A
  • Interview
  • Anamnese
  • Persönlichkeitstests
  • Klinische Tests
  • Z.T. medizinische Untersuchungen
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49
Q

Was ist eine Indikation für die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie?

A

 Dann, „wenn unter den Bedingungen der zeitlichen Begrenzung, mit den Mitteln der Einsichtsförderung, der positiven Beziehungserfahrung und der Ressourcenaktivierung und ggf. unter Einbezug kognitiver, edukativer, suggestiver und störungsspezifischer Techniken mit einer nennenswerten Besserung der Symptomatik oder der interpersonellen Probleme gerechnet werden kann“ (Wöller & Kruse 2005, S. 13).

  • Symptomatik tritt in aktueller intrapsychischen oder interpersonellen Situation auf (keine „nennenswerte“ Züge einer Persönlichkeitsstörung)
  • Somatische und/oder interpersonelle Krankheitstheorie des Patienten, nötige Affektdifferenzierung
  • Nicht ausreichendes Introspektionsvermögen
  • Vorliegen einer Anpassungsstörung
  • Sinnvoll beschränkbares Therapieziel und/oder nicht ausreichende Motivation für eine analytische Behandlung

 Dann, wenn eine analytische Psychotherapie nicht möglich / nicht indiziert ist

  • Gefahr einer malignen Regression
  • Ziel einer verbesserten Realitätsanpassung: „Boden unter den Füßen behalten“
  • Bedeutung zeitlicher, räumlicher oder sozialer Bedingungen (Lebensphase)
  • Motivationale Faktoren
  • Notwendigkeit des Einbezugs anderer Techniken (z.B. Psychoedukation)
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50
Q

Was sind Kontraindikationen Psychodynamischer Psychotherapie?

A
  • Gilt nicht für bestimmte psychische Störungen
    Merkmale einer Kontraindikation auf anderen Ebenen:
  • Fehlende Passung zwischen Therapeutin und Patient
  • Fehlende verfahrensspezifische Motivation des Patienten (Aufnahmebereitschaft)
  • Fehlende psychische Voraussetzungen aufseiten des Patienten: Introspektionsfähigkeit, Toleranz für ein eher unstrukturiertes, wenig anleitendes Vorgehen
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51
Q

Welche Merkmale können eine Indikation der psychodynamischen Psychotherapie notwendig machen? (Keine Kontraindikation)

A
  • Stützende statt aufdeckende Arbeit
  • Höhere Aktivität der Therapeutin
  • Einbezug psychoedukativer Elemente
  • Erhöhte oder verringerte Behandlungsfrequenz
  • Erhöhtes Gewicht auf klarifizierende vs. deutende Interventionen
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52
Q

Was sind (Kontra-) Indikationen für die psychoanalytische Psychotherapie?

A
  • Ist eine Regressionsförderung hilfreich?
    o Ist die Ersetzung der Wahrnehmung durch die Vorstellung möglich und hilfreich? (Couch)
  • Frage der Ich-Stärke
    o Problem Substanzmittelabhängigkeit / Missbrauch
    o Aber auch: Haltgebender Rahmen nötig?
  • Persönliche Lebensphase
    o Potenzielle Destabilisierung schädigend?
    o Hat jemand mehrere Jahre Zeit?
  • Passung
    o Möchte ich mit ihm/ihr die nächsten Jahre verbringen?
    o Erreiche ich ihn/sie emotional und sie/er mich?
  • Allgemeine Kontra-Indikationskriterien für ambulante PT
    o Akute Suizidalität
    o Floride Psychotisch?
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53
Q

Was ist die modifizierte analytische Psychotherapie?

A

Bei der modifizierten analytischen Psychotherapie werden über einen lüngeren Zeitraum Therapiesitzungen abgehalten. Die Sitzungsfrequenz übersteigt in der Regel nicht 1 oder 2 Sitzungen pro Woche. Das Setting wird so gewählt, dass sich Patient und Analytiker gegenüber sitzen.

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54
Q

Was sind Indikationen für die modifizierte analytische Psychotherapie?

A
  • Gründe für eine reduzierte Frequenz der Wochenstundenzahl
    o Abwendung maligner regressiver Prozesse (auch im Hinblick auf die Funktionsfähigkeit
    o des Patienten im Alltag)
    o äußere Gründe
    o Eingangs- oder Beendigungsphase der Behandlung
  • Gründe gegen das Couchsetting und für das Gegenüber-Sitzen
    o Abwendung maligner regressiver Prozesse
    o „direktere“ Konfrontation mit einem „realen“ und unterschiedenen Anderen (gegenüber der Arbeit an den inneren Objekten relativ verschobene Arbeit an den äußeren und den Realbeziehungen)
    o zu hohes Angst-Niveau des Patienten
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55
Q

Was sind Gemeinsamkeiten der TfP und analytischer PT?

A
  • Störungstheorie: Theorie zur Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer / psychosomatischer Erkrankungen
  • Emotional korrigierende Beziehungserfahrungen: Ziel einer Heilung / Besserung über Einsicht und eine positive Beziehungserfahrung
  • Arbeit mit Übertragung, Gegenübertragung, Widerstand
  • Technische Neutralität und Abstinenz
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56
Q

Was sind Unterschiede von TfP zu analytischer PT?

A
  • Ziel ist nicht die Veränderung der „gesamten Persönlichkeit“, sondern die „Auflösung/Verringerung von Symptomen oder eine begrenzte Verhaltensänderung“ (Wöller & Kruse 2005, S. 12)
  • Zeitliche Begrenzungàinhaltliche Fokussierung
  • Keine Förderung regressiver Prozesse
  • Keine Vertiefung der Übertragung/Förderung einer Übertragungsneurose
  • Größere Aktivität und Direktivität des Therapeuten
  • Geeigneter für den Einbezug kognitiver, psychoedukativer, suggestiver und störungsspezifischer Interventionen
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57
Q

Was versteht man unter freier Assoziation

A
  • Hintergrund ist das neuropsychologische Modell der Psychoanalyse Freuds
    o Erinnerungsspuren von Interaktionserfahrungen
    o Wunschanziehungen und Seitenbesetzungen; meint: Befriedigungserlebnisse bilden psychische Verknüpfungen aus (Lustprinzip) und determinieren das Seelenleben (d.h. sie färben aktuelle Erlebnisse); weil sie bezogen auf Konflikte sind (Verbot, Angst, Scham), sind sie nicht bewusst als solche zugänglich
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58
Q

Was versteht man unter gleichschwebender Aufmerksamkeit?

A
  • Assoziationen müssen nicht nur gesagt, sondern auch gehört werden
  • Abwartendes Zuhören
  • Ähnlich paradox wie die freie Assoziation: dort hilfreich, wo sie kollabiert und etwas die Aufmerksamkeit anhält
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59
Q

Was waren Freuds Behandlungsziele?

A
  • Unbewusstes bewusst machen
  • Erwerb der Fähigkeit, sich „so oder anders“ zu verhalte, statt im neurotischen Wiederholungszwang zu verbleiben
  • (Wieder-) Herstellen der Liebes-, Arbeits- und Genussfähigkeit
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60
Q

Welche klassischen 4 Behandlungstechniken werden in der Psychoanalyse angewandt?

A
  1. Klärung
  2. Konfrontation
  3. Deutung
  4. Durcharbeiten
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61
Q

Was versteht man unter Klärung?

A

Unter Klären verstehen wir das Bemühen,
- das vom Patenten angebotene Material so zu ordnen, dass aus der Fülle zunächst verwirrender und manchmal auch widersprüchlicher Angaben eine nachvollziehbare Abfolge seines Erlebens und Verhaltens entsteht;
- sein subjektives Verständnis und seine eigene Deutung dieser Zusammenhänge zu erfassen, um seine subjekDve Realität konstruieren zu können, ohne auf Hypothesen über unbewusste Zusammenhänge zurückgreifen zu müssen.“ (Wöller & Kruse, S. 142)

 all jene Interventionen, die das Verständnis des Phänomens fördern, auf welches mithilfe einer Konfrontatio aufmerksam gemacht wurde

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62
Q

Was sind die einzelnen Techniken der Klärung?

A
  1. die Aufforderung zu präzisieren und assoziieren (Wöller et al., 2010b)
  2. ein Phänomen detaillierter zu beschreiben (Leichsenring et al., 2006)
  3. die IdenDfizierung wiederkehrender Themen (Watzke et al., 2006)
  4. das Erfragen der Gefühle des PaDenten hinsichtlich diesbezüglicher AssoziaDonen oder Parallelen
  5. das Beschreiben der Wirkung des PaDentenverhaltens auf den Therapeuten (Ermann, 2004)
  6. die Umformulierung oder Zusammenfassung des Grundgedankens der PaDentenaussage (Pancheri, 1998)
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63
Q

Was versteht man unter Konfrontation?

A

Beim Konfrontieren geht es darum,
- den Patienten mit widersprüchlichen und konflikthaften Aspekten des von ihm eingebrachten Materials vertraut zu machen;
- ihn auf Aspekte seines Erlebens, Denkens und Verhaltens hinzuweisen, die ihm nicht bewusst sind, die sich aber „aus seinen Verhaltensweisen oder aus anderen Einfällen erschließen lassen und im Widerspruch zu seinen verbalen Ausführungen stehen.“ (Wöller & Kruse, S. 144)

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64
Q

Was versteht man unter Deutung?

A
  • Bisher: Klärung der Bedingungen für analytische Arbeit als Veränderung – wie nun damit arbeiten?
  • Nicht allein Katharsis (als Nacherleben eines Affekts und dadurch dessen Wiederverknüpfung mit einer Vorstellung) und nicht allein rationale Einsichtnahme in unbewusste Konflikte und deren Bedeutungen
  • Unbewusste Konflikte werden nicht erklärt, sondern gedeutet
  • Die Deutung bezieht sich auf Unbewusstes

Moderne Auffassung:
- eine Deutung ist eine therapeutsche Äußerung, die den Aussagen oder dem Verhalten des Pa7enten etwas hinzufügt, was über die Bedeutung dessen hinausgeht, was der Pa7ent selbst zugeschrieben hat
- Eine Deutung zielt, wie auch andere psychodynamische Interven7onsformen, darauf ab, Einsicht zu vermibeln und Unbewusstes bewusst zu machen (Gumz et al., 2014)
- Oftmals wird der Begriff Deutung jedoch für jegliche Art der Äußerung des psychodynamischen Therapeuten verwendet (Sandler et al., 1992)

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65
Q

Welche vier unterschiedlichen Bedeutungen hat Deutung nach Sandler et al. (1992)

A
  1. Rückschlüsse auf unbewusste Bedeutungen des Verhaltens und der
  2. Kommunikaton des Patenten ziehen
  3. Schlussfolgerungen verbalisieren
  4. verbale Interventonen, die darauf ausgerichtet sind, dynamische Veränderungen durch Einsicht zu erzeugen
  5. jegliche Art der Bemerkung des Therapeuten zum Patenten
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66
Q

Welches Problem kann in der Deutung auftreten?

A
  • Keine rationale Einsicht durch einmal gehörte und akzeptierte Deutungen
  • Wie erfolgt Veränderung psychischer Struktur bzw. der bisher gewählten Kompromissbildungen?
  • Lösung: Durcharbeiten
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67
Q

Was versteht man unterm Durcharbeiten?

A
  • Immer neue Wiederholungen der Konfrontation, Deutungen etc. damit diese ihre Wirkung entfalte können
  • Analyse als Zerlegung – Herstellen neuer, aber flexiblerer Kompromissbildungen als Bewältigung (unbewusster) Konflikte
  • Konzept des Durcharbeitens; zunächst: Durcharbeiten der Behandlungswiderstände
  • Greenson: „Der Prozess des Durcharbeitens besteht im Grunde darin, dass durch Deutung gewonnene Einsicht wiederholt und ausgearbeitet werden“
  • Fenichel: „Der Vorgang, der verlangt, dass man dem Patienten dieselbe Sache zu verschiedenen Zeiten oder in unterschiedlichen Zusammenhängen immer wieder vorführt“
  • Durcharbeiten als innere Arbeit des Analysanden, die Durch die Deutung angestoßen wird
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68
Q

Definition und Differenzierung von Abwehr und Widerstand

A

Abwehr:
- Betrifft Inhalte der Therapie
- Richtet sich gegen das Bewusstwerden z.B. einer bestimmten Emotion

Widerstand
- Betrifft Ebene der therapeutischen Beeinflussung
- Richtet sich gegen das Wirksamwerden einer Intervention
- Widerstand ist immer auf das Therapieziel bezogen

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69
Q

Definiere Abwehr

A
  • Unbewusstes inneres Regulationssystem
  • Was wird abgewehrt: Unbewusste Wünsche und Impulse, Gefühle, Teile des Selbstbildes
  • Gegenstand der Psychotherapie, wenn (ursprünglich adaptive) Funktion zu maladaptiv wird
  • Verpöntes wird aus dem Bewusstsein ferngehalten
  • Reife vs. Unreife Abwehrmechanismen
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70
Q

Welche verschiedenen unreifen Abwehrmechanismen werden unterschieden?

A
  • Wendung gegen sich selbst: Gefühle gegenüber anderen werden auf sich selbst gelenkt
  • Idealisierung: (nur unreif wenn zu häufig eingesetzt)
  • Entwertung
  • Spaltung: Welt wird in Gut und Böse aufgeteilt, schwarz- weiß - Denken
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71
Q

Welche verschiedenen reifen intrapsychischen Abwehrmechanismen gibt es?

A
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72
Q

Welche verschiedenen interpersonellen Abwehrmechanismen gibt es?

A
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73
Q
A
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74
Q

Wann soll Abwehr analysiert werden?

A
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75
Q

Was versteht man unter Widerstand?

A
  • Bedeutungshaftigkeit der Symptome meint auch: sie erfüllen einen Zweck der Kompromissbildung („kleineres Übel“)à werden also nicht so leicht aufgegeben
  • Sekundärer Krankheitsgewinn; bei Freud auch: „Klebrigkeit der Libido“
  • Widerstand meint Widerstand gegen die Bewusstwerdung des Unbewussten (und damit gegen die Veränderung)à Behandlungswiderstand (vgl. später: Behandlungsmotivation)
  • Nicht das „Ja“ oder das „Nein“ des Analysanden zur Deutung sind von besonderem Interesse, sondern die im Anschluss an die Deutung neuen Einfälle
  • Deutung ist analytische Intervention: sie geht zerlegend dazwischen
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76
Q

Differenziere zwischen bewusstem und unbewusstem Widerstand

A
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77
Q

Wie ist der therapeutische Umgang mit bewusstem Widerstand?

A
  • Deutlich und energisch konfrontieren
  • Darauf bestehen, dass der Patient
    o Die Wahrheit sagt
    o Keine wichtigen Informationen zurückhält
    o Suchtmittelkonsum unterlässt
    o Selbstzerstörerisches Verhalten unterlässt bzw. deutlich einschränkt
    o Absprachen und Vereinbarungen einhält
  • Ggf. Kontrollen durchführen
    o Gewichtskontrollen bei Anorexie
    o Suchtmittelnachweis bei Suchtgefährdeten
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78
Q

Was ist der therapeutische Umgang mit unbewusstem Widerstand?

A
  • Bedürfnis nach Sicherheit und Wohlbefinden würdigen
  • Signalisieren, dass erwartete negative Emotionen im therapeutischen Rahmen erlebt werden können
  • Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit unangenehmen Affekten herausstellen
  • Konfrontieren und Deuten von Widerstandsphänomenen
  • Beispiel: „Die Schilderung war für mich recht unklar. Möglicherweise ist Ihnen das, was Sie sagen möchten, auch peinlich, und Sie scheuen sich, es klarer auszudrücken“
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79
Q

Was versteht man unter Übertragung?

A

Vergangene konflikthafte Beziehungserfahrungen (Wünsche, Gefühle, Verhaltensmuster, etc.), die aus Erfahrungen mit Bezugspersonen der Kindheit stammen, werden in gegenwärtigen Beziehungen (zu Partnern, Therapeut*innen, Vorgesetzen, etc.) aktualisiert und prägen diese unbewusst.

 Allmählich oder schnell, mild oder heftig
 Bei Ich-strukturellen Störung schnell und heftig

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80
Q

Welche Übertragungsformen gibt es?

A
  • Übertragung(-sbeziehung): Übertragung auf Therapeut*innen
  • Außenübertragung(-sbeziehung): Übertragung auf andere Personen
  • Positive Übertragung: gute Merkmale werden der anderen Person zugeschriebenànützlich für Entwicklung eines guten Arbeitsbündnisses
  • Negative Übertragung: negative Merkmale werden der anderen Person zugeschriebenàungünstig für Arbeitsbeziehung und Therapie, kann zu Widerstand führen, bietet Chance der Bearbeitung
  • Erotisierte/sexualisierte Übertragung: P. möchte von T. sexuell begehrt werden /präsentiert sich als Sexualpartner*in àungünstig, erzeugt Widerstand, Probleme werden nicht thematisiert, um attraktiv zu erscheinen
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81
Q

Was versteht man unter Gegenübertragung?

A

Die Gesamtheit aller unserer emotionalen Reaktionen, die im Kontakt mit einem Patienten entstehen, mögen sie nun ihren Ursprung im Patienten oder in uns haben (Heimann, 1950).

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82
Q

Wie kann Gegenübertragung auftreten?

A
  • GÜ kann im Moment und nur punktuell auftreten oder länger anhalten und sich als konstante Haltung gegenüber den Patient*innen manifestieren
  • GÜ kann sich schnell oder auch allmählich ausbildenàneurotische P. eher allmählich, strukturell schwache P. schneller und intensiver
  • GÜ kann sich in unterschiedlichen Abstufungen des Bewusstseins zeigenàz. B. GÜ wird abgewehrt und erscheint in Gestalt von Deck-Emotionen, körperlichen Symptomen oder konkreten Handlungen.
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83
Q

Differenziere zwischen komplementärer und konkordanter Identifikation in der Gegenübertragung

A
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84
Q

Differenziere zwischen TfP Sonderformen nach Psychotherapie Richtlinie

A
  • Kurztherapie
    o Zur Krisenintervention, Indikationsprüfung, Kurzbehandlung
    o Abgrenzbarer aktueller neurotischer Konflikt mit definierbarer neurotischer Psychodynamik
  • Fokaltherapie
    o Fokusbildung: Symptomatik mit unbewusster Bedeutung verbinden
    o „Ich fühle mich wertlos, weil ich auf diese Weise aggressiver Konkurrenz aus dem Weg gehen kann“
  • Dynamische Psychotherapie
    o Entwickelt für die Arbeit mit „ich-schwachen“ Patientinnen
  • Niederfrequente Therapie (in einer längerfristigen, Halt gewährenden therapeutischen Beziehung)
    o Ich strukturell gestörte Patienten mit einem supportiven Schwerpunkt
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85
Q

Wie sieht eine psychotherapeutische Sprechstunde aus?

A
  • feste Zeit, offen oder mit Terminvergabe, bis 150 Minuten (Kinder und Jugendliche: 250 Minuten):
  • Diagnostik, liegt eine behandlungsbedürftige Störung vor?
  • Mindestens 50 Min/Woche/0,5 Sitz
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86
Q

In welchem Rahmen finden probatorische Sitzungen statt?

A
  • 2-4 x 50 Minuten
  • Klärung der Therapieindikation
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87
Q

Was sind Akutbehandlungen?

A
  • 12x50 Min oder 24x50 Min.
  • Anzeige-, aber nicht Antragspflichtig
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88
Q

Was sind die Rahmenbedingung für eine Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, Kurzzeittherapie (KZT 1,2)

A
  • Antragspflichtig
  • 12+12 Stunden
  • Nach 20h Antrag ggf. auf Umwandlung in Langzeittherapie
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89
Q

Was sind die Rahmenbedingung für eine Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, Langzeittherapie

A
  • Bewilligungsschritte: bei Einzeltherapie bis 60h, bei Gruppentherapie bis 60 Doppelstunden
  • Höchstgrenze: bei Einzeltherapie 100h, bei Gruppentherapie 80 Doppelstunden
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90
Q

Wie sieht üblicherweise eine psychoanalytische Kurz- und Fokaltherapie (KZT) aus?

A
  • Üblicherweise etwa 25 Sitzungen
  • Fokusbildung zu Beginn der Therapie (aktueller Konflikt und sein Zusammenhang mit unbewusstem Hintergrund)
  • Fokus somit als Hypothese über die den Symptomen zugrunde liegende unbewusste Dynamik
  • Behandlung auf den im Fokus formulierten Kernkonflikt begrenzt
91
Q

Was ist die Indikationsstellung für eine Kurz- und Fokaltherapie?

A
  • Gute Prognose
  • Aktueller Konflikt, situativ verständlich
  • Gute Ich-Stärke
  • Gute Objektbeziehungserfahrung
  • Gute Intelligenz
  • Psychological mindedness, Introspektionsfähigkeit
  • Fähigkeit zur Priorisierung
  • Fähigkeit sich in eine Beziehung zu begeben und eine Beziehung wieder zu lösen
92
Q

Was sind Kontraindikationen für eine Kurz- und Fokaltherapie?

A
  • Schwere strukturelle Defizite
  • Wenig Bezug zu auslösender Situation
  • Chronifizierte Störungen
  • Keine Fokusbildung möglich
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Abhängigkeitserkankungen
93
Q

Was versteht man unter einer Fokusformulierung?

A
  • Kurze Dauer einer Kurz- und Fokaltherapie erfordert die Fokussierung des Konfliktes
  • Dieser kann explizit benannt werden, in der Sprache des Patienten
  • Unterschiedliche Referenzsysteme in unterschiedlichen Fokusmodellen
  • Hierbei kann ein Fokus nach OPD-2 bestimmt werden (Beziehung, Konflikt, unter besonderen Umständen Strutkur)
94
Q

Wie gestaltet sich die Behandlungstechnik bei einer Kurz- und Fokaltherapie?

A
  • Analytische Grundregel beschränkt; innerhalb des Fokus erhalten
  • Weniger abwarten, rascher aktiv deuten
  • Realitätsorientiertes Eingreifen nicht zu vermeiden, supportive Maßnahmen müssen im Beziehungsgeschehen reflektiert werden
  • Durcharbeiten konzentriert sich auf die Widerstände und Übertragung, die den Fokus betreffen
  • Frühzeitiger, bewusster Umgang mit dem Therapieende
95
Q

Differenziere zwischen verschiedenen Arten der Deutung

A
  • Übertragungsdeutung: Beziehung zwischen Phänomenen der therapeutischen Beziehung- Wünschen, Affekten oder Erwartungen- und einer wichtigen Person in der Vergangenheit
  • Widerstandsdeutung: Abwehr des P. in der therapeutischen Situation Art des Widerstands und Grund für Abwehr und das Abgewehrte
  • Abwehrdeutung: Verknüpfung eines Wunsches, Impulses oder eines Affekts mit dem Abwehrvorgang, der dazu beiträgt die ängstigenden Inhalte vom Bewusstsein fernzuhalten
96
Q

Was versteht man unter der Durcharbeitung?

A
  • Ermöglicht es dem P von emotionaler Einsicht oder neuartiger
  • Beziehungserfahrung zu realen Veränderungen im Leben zu gelangen
  • Freud (1914): gemeinsame Arbeit von T und P zur Überwindung von
  • Widerständen gegenüber Veränderungen- eine „beschwerliche Aufgabe“
  • Geduldiges, wiederholtes Klären, Konfrontieren, Deuten in unterschiedlichsten Varianten bis P selbständig dazu in er Lage
  • Deutungen erweitern, verfeinern, vertiefen (Greenson, 1965)
  • Aus durchgearbeiteten Einsichten resultierende Verhaltensmuster einüben
97
Q

In welchen Formen kann eine supportiv-expressive Therapie angeboten werden? Für welche Störungsbilder ist sie geeignet?

A
  • empirisch gut erforschtes psychodynamisches Therapiemanual: u.a. für Depression, generalisierte Angsstörung, Bulimie, Abhängigkeitsstörungen, soziale Phobie (Leichsenring und Leibing, 2007)
  • Als KZT 6 bis 26h mit 1-2 Behandlungsstunden pro Woche, LZT auch möglich
98
Q

Was sind Merkmale einer supportiv-expressiven Therapie?

A
  • Manual für Kurzzeit- / Fokaltherapie
  • Operationalisierung der Übertragung im zentralen Beziehungskonfliktthema
  • (Manualisierte) Verbindung der aktiv unterstützenden Beziehung als stützendes und der Förderung von Einsicht als aufdeckendes Element

Also wird konfliktzentriert (Klärung, Deutung, etc.) gearbeitet und die Struktur durch supportive Maßnahmen unterstützt und gefördert

99
Q

Was ist das Störungsmodell der supportiv-expressiven Therapie?

A
100
Q

Wie wird das zentrale Beziehungskonfliktthema eines Patienten identifiziert?

A

Verfahrensspezifische Diagnostik: Zentrales Beziehungskonfliktthema (Luborsky, 1988)
Identifiziert aus den vom Patienten genannten Beziehungsepisoden drei Komponenten

  1. Wünsche, Bedürfnisse und Absichten des Patienten gegenüber einer anderen Person („Ich möchte mich im Vergleich mit anderen Menschen, besonders Männern, gleichwertig fühlen“)
  2. Die Reaktion der anderen Person (Reaktion des Objekts: Andere Menschen setzen mich herab und lassen mich spüren, dass ich unterlegen bin)
  3. Reaktion des Patienten darauf (Reaktion des Selbst: Ich werde depressiv)
  • Vorrangig im wissenschaftlichen Kontext verwendet
  • Nachteil: Erstellung von Verbatimprotokollen notwendig
101
Q

Beschreibe den Behandlungsleitfaden der supportiv-expressiven Therapie

A
  • Anleitung zur Problembenennung und Ordnung nach Bedeutung (i.S. der Fokussierung)
  • Verfahren erläutern: Grundregel der freien Assoziaton
  • Therapieabsprachen: Klare Behandlungsabsprachen: Sitzungen, Termine, Ausfallregelungen..
  • Aufbau einer vertrauensvolle und tragfähige Arbeitsbeziehung
  • „Einstieg in das Verstehen“: Formulierungen zur Verbindung von Beziehungsproblemen und Symptomen -> Exploraton der ZBKTs: P wiederholt anleiten Probleme in Form von Erwartungen an und Reaktionen auf andere Menschen zu schildern.
  • Supportive therapeutische Beziehung und expressive Behandlungstechnik, in Abhängigkeit von P, Störung, Behandlungsphase
  • Therapieende: Abgleich von Erreichtem mit Therapiezielen, frühzeitige Thematsierung
102
Q

Welche Manuale für eine Kurzeit- und Fokaltherapie gibt es?

A
  • Supportiv-expressive Therapie
  • Panik-fokussierte Psychodynamische Psychotherapie (PFFP)
  • Psychodynamische Kurzzeittherapie für Zwangsstörungen
103
Q

Was ist eine Panik-fokussierte psychodynamische Psychotherapie?

A
  • KVT mit Exposition gegenüber der panikauslösenden Situation als „Goldstandard“ der psychotherapeutischen Behandlung von Panikstörung
  • S3—Leitlinie Angststörungen der AWMF: zahlreiche Wirksamkeitsnachweise
  • ABER: 30% der Patient:innen profitieren nicht (Exposition nicht möglich)!
  • PFFP als weitverbreitetster und empirisch geprüfter Ansatz (Milrod et al. 1997; deutsches Manual: Subric- Wrana et al. 2012)
104
Q

Was sind Indikationen für eine intensive, psychodynamische Kurzzeittherapie?

A
  • Indikation basierend auf Angsttoleranz und Emotionsverarbeitung
  • Für Symptom- und Persönlichkeitsstörungen
  • Einordung auf einem Kontinuum „von links nach rechts“ in fünf Zwischenschritten einer eher psychoneurotischen oder einer sogenannten fragilen Struktur
105
Q

Erläutere die Metapsychologie einer intensiven psychodynamischen Kurzzeittherapie

A
106
Q

Welche psychophysiologischen Reaktionsmuster werden in der intensiven psychodynamischen Kurzzeittherapie beschrieben?

A
107
Q

Was ist das Ziel einer intensiven psychodynamischen Kurzzeittherapie?

A
  • Das Unbewusste in der Übertragung mobilisieren bzw. für den therapeutischen Prozess zu erschließen
108
Q

Wie ist das Vorgehen bei einer intensiven psychodynamischen Kurzzeittherapie?

A
109
Q

Wie viel Zeit ist für eine intensive psychodynamische Kurzzeittherapie angesetzt?

A
  • 5 bis 20 Stunden bei psychoneurotischen Patienten
  • Bis zu 80 Sitzungen bei sehr fragilen Patienten
  • 16-40 Sitzungen á 90 Minuten für Patienten im mittleren Spektrum der Störung
110
Q

Welche 7 Varianten von Beziehungsinterventionen gibt es?

A
111
Q

Welche Voraussetzungen für eine Therapie müssen beim Patienten gegeben sein?

A

Um eine Psychotherapie beginnen zu können, braucht es beim Patienten
1. Ein Problem
2. Das in ihm liegt
3. Mit welchem er sich auseinandersetzen will
4. Jetzt und mit dem Therapeuten

112
Q

Welche Folge haben syntone Abwehrmechanismen?

A

Bei stark syntonen Abwehrmechanismen ist sich der Patient seiner Probleme nicht bewusst, möchte aber eventuell mit Ihnen herausfinden, warum er sie nicht sieht, und darauf können Sie fokussieren.
Patienten, die ihr Problem nicht zum jetzigen Zeitpunkt oder nicht mit dem/der Therapeut/in lösen möchte, können nicht behandelt werden.

113
Q

Wie läuft eine ISTDP üblicherweise ab?

A
  • Schritt 1: Überwinden anfänglicher Barrieren (z.B: stark syntone Abwehrmechanismen)
  • Schritt 2: Erkennen der Phänomene im Vordergrund (Patient soll sich aktuell im Raum befindlichen aktiven Abwehrmustern zu wenden und auf die darunterliegenden Gefühle schauen)
  • Schritt 3: Psychodiagnostik
114
Q

Wie können Phänomene im Vordergrund beispielsweise identifiziert werden?

A

Patient soll sich aktuell im Raum befindlichen aktiven Abwehrmustern zu wenden und auf die darunterliegenden Gefühle schauen

115
Q

Was versteht man unter Psychodiagnostik?

A
116
Q

Was ist die intensive Psychodynamische Kurzzeittherapie

A

Die Intensive Psychodynamische Kurzzeittherapie (Intensive Short-Term Dynamic Psychotherapy) ist eine hoch wirksame psychodynamische Psychotherapiemethode. Sie ist indiziert für die Behandlung von Symptom- und Persönlichkeitsstörungen.

Um die Errungenschaften der Psychoanalyse einer großen Klientel zugänglich zu machen entwickelte Davanloo, wie auch andere Wissenschaftler dieser Zeit eine psychodynamische Kurzzeittherapie.

Die Videoanalyse ist noch heute integraler Bestandteil täglicher klinischer Anwendung, Lehre und Forschung der IS-TDP. Sie verhilft dem Therapeuten zu einer präzisen Benennung der Widerstände und der unbewussten Angst des Patienten.

Charakteristisch für die IS-TDP ist die aktive Rolle des Therapeuten. Er muss ständig die beobachtbaren Variablen der unbewussten Prozesse Angst und Abwehr im Blick behalten und das momentane Angstniveau und die Angstkapazität des Patienten einschätzen.

Durch den spezifischen und gezielten Einsatz der technischen Interventionen Druck, Herausforderung und Head-on Collision erhöht sich die Angsttoleranz, werden die Ich-Funktionen gestärkt und die Unbewusste Therapeutische Allianz gefördert. Der Zugang zum Unbewussten wird dann erreicht, wenn die Unbewusste Therapeutische Allianz zu einer Kraft im Unbewussten wird, die die Widerstände überwindet.

Der Therapeut handelt in hohem Respekt vor der Person des Patienten, aber Respektlosigkeit vor seiner destruktiven Abwehr.

117
Q

Was ist das Besondere an der Gruppentherapie?

A
  • Interpersonelle Faktoren kommen zum Tragen
  • Z.B. Entpathologisierung der eigenen Erkrankung (andere haben es auch); mehr Reflektionsfläche durch viele verschiedene Perspektiven ; Unterstützung durch andere Teilnehmer
118
Q

Was versteht man unter der Gruppenanalyse?

A

Theoretischer Ansatz sowie eine Methode zur Analyse von Gruppenprozessen und zur Leitung von kleinen, mittleren und großen Gruppen mithilfe von psychodynamischen und soziodynamischen Konzepten, die ihre Herkunft in der Tradition der Psychoanalyse sowie anschlussfähigen Disziplinen haben“

119
Q

Wodurch werden Modelle der Gruppenpsychotherapie unterschieden?

A

Unterscheidung der Modelle nach Stellenwert der Gruppe im Verhältnis zum einzelnen in den verschiedenen Methoden

120
Q

Wann gab es die ersten Ansätze zur Gruppenpsychotherapie?

A

Anfänge im frühen 20. Jahrhundert

121
Q

Erkläre das Modell der Matrix

A
  • Modell von S.H. Foulkes
  • „Die Matrix ist das hypothetische Netz der Kommunikation und der Beziehungen in einer bestimmten Gruppe. Sie ist die gemeinsame Basis, die die Bedeutung und den Sinn aller Ereignisse bestimmt und auf der alle verbalen und nonverbalen Mitteilungen und Interpretationen beruhen“
  • Matrix ist unbewusst, definiert unsere Geschichte sowie die einer spezifischen Gruppe
  • Rekapitulation interpersonaler Muster in der Gruppe entspricht der „Übertragungsneurose“ in der Einzeltherapie
  • Mitglieder einer Gruppe entwickeln multiple Übertragung (auch auf den Gruppenleiter), die u.a. von frühen Bindungserfahrungen und interpersonalen Erfahrungen in anderen Kontexten zu anderen Personen abhängen

 Es geht um komplexe Beziehungsmuster, die sich zwischen allen Teilnehmenden abbilden
 Alle Teilnehmer beeinflussen sich gegenseitig nonverbal und verbal darin, wie sie Dinge verstehen und interpretieren
 Alle Teilnehmer haben die gleiche Wissensbasis

122
Q

Erkläre das Göttinger Modell

A
  • Vertritt die Auffassung gruppentherapeutische Konzepte primär den Möglichkeiten und Bedürfnissen der Patienten anzupassen, i.w.S. auch den strukturellen Rahmenbedingungen
  • Neuere Entwicklung: Manuale für psychodynamische Gruppentherapie, erleichtern Förderung wissenschaftlicher Begleitung und Ausbildung
  • Trends für zeitlich limitierte, fokussierte psychodynamische Gruppenkonzepte für spezifische Störungsbilder
  • Z.B. Mentalisierungsbasierte Gruppentherapie
123
Q

Welche 3 Gruppen werden, beim Göttinger Modell unterschieden? Welche Herangehensweise und Haltung wird jeweils empfohlen?

A
  1. Gruppen mit leichter und mittelschwerer Konfliktthematik:
    a. analytische Gruppenpsychotherapie
    b. Haltung: Deutung unbewusster Konflikte
  2. Gruppen mit schwerster Konfliktthematik:
    a. Tiefenpsychologische Gruppentherapie
    b. Haltung: Deutung unbewusster Konflikte
  3. Gruppen, die nicht oder noch nicht konfliktfähig sind und deutliche strukturelle Beeinträchtigungen aufweisen:
    a. Psychoanalytische-interaktionelle Gruppenpsychotherapie
    b. Haltung: Therapeut übernimmt Hilfs-Ich Funktionen, „Antworten“ statt Deutungen
124
Q

Erkläre das allgemeine Modell der Gruppentherapie

A
125
Q

Wie sollte die Struktur einer Gruppe nach dem allgemeinen Modell aussehen?

A
  • Adäquate Vorbereitung und Aufklärung, um therapeutischen Potenzial optimal zu nutzen
  • Zusammensetzung der Gruppe
  • Gruppengröße: i.d.R. 7-10 Patienten
  • Behandlungsfrequenz: Ambulant 1-2 M/W, stationär i.d.R. mind. 2 M/W in Kombination mit Einzeltherapie
  • Für ein breites Spektrum von Patienten geeignet: Anpassung des Leiterstils an Indikation- stärkere Transperenz, Präsenz und Direktivität mit zunehmenden strukturellen Beeinträchtigungen
126
Q

Wie sollte die Gruppendynamik einer Gruppe nach dem allgemeinen Modell aussehen?

A
  • Entscheidend für den Verlauf und therapeutischen Nutzen einer Gruppe
  • Modell von Burlingame et al. (2013) zur Differenzierung von anatomischen und physiologischen Gegebenheiten in einer Gruppe
  • Anatomie = struktureller Rahmen, strukturelle Gruppenaspekte (bspw. Unterschiedliche Entwicklungsphasen, Normen, Subgruppenbildungen)
  • Physiologie = sozial-psychologischen Prozesse, z.B. Entstehung von Konflikten & Notwendigkeit deren Lösung, Emergenz der Themen Macht und Konformität, Entwicklung einer sozialen Identität („groupness“)
  • Physiologische Prozesse = von therapeutischer Relevanz, wie Entwicklung von sog. Wirkfaktoren in der Gruppe, interpersonales Feedback, Ausmaß an Selbstöffnung….
127
Q

Worauf basiert die Veränderungstheorie?

A
  • Basierend auf Grundannahmen von Foulkes
    o Entwicklungspsychologische Perspektive auf die Persönlichkeit
    o Existenz intrapsychischer Repräsentationen interpersonaler Beziehungen
    o Psychische Ursachen von Problemen
    o Ein Einfluss unbewusster individueller und gruppenbezogener Prozesse
    o Eine Allgegenwart psychischer Konflikte
    o Die Existenz psychischer Abwehr
128
Q

Was besagt die Veränderungstheorie?

A
  • Gruppe als Bühne für eine Reinszenierung von Konflikten
  • Ort für Problemaktualisierung nach Grawe
  • Investigative Therapie: Ziel einer Optimierung der Interaktion zwischen den Mitgliedern und Förderung von Verständnis für Gruppendynamik und intrapsychische Konflikte der Mitglieder
  • Einsicht und korrektive Erfahrungen: ermöglichen Verhaltensänderungen innerhalb und außerhalb einer Gruppe, positiveres Selbstbild, Adaption weniger maladaptiver bzw. dysfunktionaler Verhaltensmuster
129
Q

Welche zentralen, spezifischen Wirkfaktoren in der psychodynamischen Gruppentherapie werden nach Lorentzen (2014) unterschieden?

A
  • Sozialisation durch die Gruppe
    o Imitation, Identifikation, soziales Lernen, direkte Tests der interpersonalen Strategie
  • Spiegelphänomen
    o Gruppe als „hall of mirrors“, Konfrontation mit sozialen, psychischen und körperlichen Merkmalen
  • Kondensation
    o Verdichtung von archaischem und primitivem Material und Gedanken und Fantasien
  • Kettenreaktion / Amplifikation
    o Freie Assoziation der gesamten Gruppe zu relevanten Themen
  • Resonanz
    o Sprechen und Verstehen, Interpretationen und Missverständnisse basieren auf innerer Resonanz, die abhängig ist von der Situation und dem aktuellen Zustand
130
Q

Was sind nach Lorentzen die Grundlagen gruppentherapeutischen Handelns?

A
  • Zuhören
  • Beobachten: des Hier und Jetzt, der Geschichte und des Kontexts der einzelnen und der Gruppe, d.h. bifokale Orientierung
131
Q

Was sind nach Lorentzen die Voraussetzungen spezifischer Interventionen?

A
  • Klärung der Konfiguration: Interpretation eines Ereignisses vor dem Hintergrund der Gruppe
  • Klärung der Lokalisierung: „Ursache einer Störung“
  • Gründliche Reflexion
132
Q

Differenziere zwischen der supportiven und interpretativen Grundhalten bei Gruppentherapien

A
133
Q

Differenziere zwischen supportiven und interpretativen Techniken bei Gruppentherapien

A
134
Q

Differenziere zwischen der supportiven und interpretativen Übertragungen bei Gruppentherapien

A
135
Q

Was versteht man unter DALY?

A

„Disability adjusted life years“.
 Es erfasst die Anzahl „verlorener“ Lebensjahre aufgrund vorzeitiger Sterblichkeit oder Beeinträchtigung (gewichtet nach dem Schweregrad der Beeinträchtigung)

136
Q

Was sind gemeinsame Merkmale verschiedener Formen von Depression?

A
  • Vorliegen einer traurigen oder reizbaren Stimmung
  • Gefühl der inneren Leere
  • Somatische und kognitive Veränderungen
  • Funktionsfähigkeit vermindert
137
Q

Worin unterscheiden sich DSM-5 und DSM-IV bezüglich Depression?

A
  • Im Unterschied zum DSM-IV werden depressive Störungen nun getrennt von Bipolaren Störungen gelistet
138
Q

Welche Formen der depressiven Erkrankungen werden im DSM-5 unterschieden?

A
  • Major Depression
  • Persistierende Depressive Störung (Dysthymie)
  • Substanz- / Medikamenteninduzierte Depressive Störung
  • Disruptive Affektregulationsstörung (neu)
  • Prämenstruelle Dysphorische Störung (neu)
  • A.N./N.N. Bezeichnete Depressive Störung
139
Q

Wie ist die Prävalenz für die Major Depression?

A
  • Die 12-Monatsprävalenz liegt in Deutschland bei 6.7%
  • Deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern
    o Frauen haben ein 1.5 bis 3x höheres Risiko als Männer
  • Lebenszeitprävalenz 15%
    o 25% bei Frauen
  • Deutliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen
    o Risikophase Junge Erwachsene
    o Prävalenz 18-25: 10.9%
140
Q

Was war das erste psychodynamische Erklärungsmodell für Depression?

A
  • Freud: Gescheiterte Trauerarbeit in der Melancholie
  • Erschütterung der (bindungs)beziehung durch eine reale Kränkung oder Entschäuschung (Ambivalenzkonflikt)
  • Der Melancholiker weiß zwar wen, aber nicht, was er an dieser Person verloren hat, d.h. ein Teil des Verlustes ist unbewusst
  • Die Selbstvorwürfe sind eigentlich Vorwürfe gegen den Anderen, die aber gegen das eigene Ich gewendet werden
  • Unterscheidung zwischen
    o Trauer = Die Welt ist arm und leer
    o Melancholie = Ich bin arm und leer
  • Unterscheidung zwischen Trauerreaktion und Depression
    o Depression = gescheiterte Verarbeitung von negativen bzw. ambivalenten Beziehungserfahrungen, die verbunden ist mit einem Rückzug aus der Welt, mit Minderung des Selbstwertgefühls und mit der Wendung aggressiver Impulse gegen das Selbst
141
Q

Was sind moderne psychodynamische Erklärungsmodelle der Depression?

A
  • Zentrale Rolle von Verlust-, Verunsicherungs- oder Enttäuschungserlebnissen im Verlauf der Kindheit ist empirisch fundiert
  • Unsichere Bindungserfahrungen durch Deprivation und Traumatisierung
  • Unsicheres Selbstwertgefühl
  • Entstehung eines depressiven Grundkonflikts
  • Einschränkung in der Mentalisierungsfähigkeit als Ausdruck beeinträchtigter früher Interaktionen als weiterer Risikofaktor
142
Q

Erkläre das psychodynamische Modell der depressiven Disposition (Gumz & Hörz-Sagstetter, 2018)

A
143
Q

Unterscheide zwischen verstrickter und vermeidender Verarbeitung

A
  • Verstrickte Verarbeitung
    o Hohe Selbstanforderung
    o Ambivalenz
    o Selbstentwertung
    o Pseudoaltruismus
  • Vermeidende Verarbeitung
    o Hohe Selbstanforderung
    o Kränkbarkeit
    o Entwertung anderer
  • Wichtig: in der Realität gibt es Mischformen, es ist nicht immer so trennscharf
144
Q

Was versteht man unter einem depressiven Zusammenbruch?

A
  • = Gegenregulation auf das Versagen der bisherigen Konfliktbewältigung zu verstehen
  • = regressive Bewegung auf eine Art Schutzreaktion, die dazu dient, in einer Situation von Hilflosigkeit angesichts unlösbarer innerer Konflikte, die Bindung an eine Schutz gewährende Instanz (innerlich oder äußerlich) zu gewährleisten
  • Alle Situationen, die mit Angst, Schuld oder Scham einhergehen, können zur Depression führen, wenn das basale Sicherheitsgefühl und die Handlungsfähigkeit der Betroffenen nachhaltig genug beeinträchtigt werden
145
Q

Was ist das Ziel psychodynamischer Therapien der Depression?

A
  • Verbesserung des depressiven Erlebens durch Arbeit an Beziehungs- und Persönlichkeitsaspekten
  • Integration akuttherapeutischer Vorgehensweisen und Aufdeckung (unbewusster) interpersoneller und intrapsychischer Prozesse
146
Q

Was sind allgemeine Prinzipien für Transdiagnostische Ansätze?

A
  • Behandlung im Sitzen
  • Begrenzung der Regression
  • Aktive Haltung des Therapeuten
  • Betonung des Durcharbeitens
  • Supportiv bis deutend abhängig vom Patienten
  • Fokus auf maladaptive interpersonelle Verhaltensmuster des Pat. außerhalb der Therapie
  • Für ambulante Versorgung
147
Q

Was ist das UPP-DEP?

A

Psychodynamische Kurzzeittherapie der Depression – ein evidenzbasiertes vereinheitlichtes
Therapieprotokoll - Short-Term Psychodynamic Therapy in Depression – An Evidence-Based
Unified Protocol
Das UPP-DEP hat ein modulares Format, das die flexible Anwendung, Abfolge und Dosierung einzelner Behandlungselemente erlaubt. Hierdurch kann man sich auf die Bedürfnisse der Patienten einstellen und individuelle Unterschiede berücksichtigen, z. B. hinsichtlich der Motivation eines Patienten oder des Schweregrads der Störung. Einige Module des UPP-DEP werden als „Kernstücke“ angesehen, da sie in jeder Therapie eine zentrale Rolle spielen

Die allgemeinen Prinzipien des UPP-DEP können wie folgt zusammengefasst werden:
▶ Die Behandlung wird im Sitzen durchgeführt.
▶ Regression (d. h. im therapeutischen Kontext, ein gezielt herbeigeführtes Zurückschreiten auf ein früheres, niedriger strukturiertes Funktionsniveau) wird begrenzt, oder anders ausgedrückt die therapeutische Arbeit ist nicht regredient, sondern progredient angelegt [54] (z. B. indem Ziele gesetzt oder längere Schweigepausen vermieden werden [38, 55]).
▶ Der Therapeut nimmt eine aktivere Haltung ein als in der klassischen Psychoanalyse oder in der psychodynamischen Langzeittherapie. Dies äußert sich z. B. darin, dass ein Fokus identifiziert und thematisiert wird, und dass systematisch supportive Elemente angewendet werden.
▶ Um den Transfer aus der Therapie in den Alltag des Patienten zu erleichtern, wird eine Betonung auf das Durcharbeiten gelegt (d. h., neu gewonnene Einsichten werden reflektiert und der Patienten wird dazu ermuntert, neue Verhaltensweisen zu erproben). Dies gilt auch für die Zeit zwischen den Stunden [35, 56, 57].
▶ Die Verwendung eher deutender (expressiver) oder eher supportiver Interventionen orientiert sich an den Möglichkeiten und Bedürfnissen des jeweiligen Patienten [38].
Das UPP-DEP zentriert auf die maladaptiven interpersonellen Verhaltensmuster eines Patienten, wie sie in aktuellen Beziehungen außerhalb der Therapie auftreten.

Umfasst 7 Module

148
Q

Aus welchen 7 Behandlungsmodulen besteht die Therapie depressiver Störungen?

A
  1. Sozialisationsinterview
  2. Motivation
  3. Psychoedukation
  4. Supportive bis deutende Interventionen
  5. Kulturelle Aspekte
  6. Therapieende
  7. Rückfallprävention

 Evtl. zukünftig: Mentalisierung, Non-responder, komorbide PS…

149
Q

Was ist das Sozialisationsinterview (Modul 1)?

A
  • Ziel: Patient mit den Prinzipien des Behandlungsansatzes vertraut machen
  • AKTIVE ROLLE DES PATIENTEN BETONEN; IHN MIT IN DEN PROZESS HOLEN
  • Behandlung erklären
  • Erste Psychoedukation
  • Praktische Vereinbarungen (Ausfall, Frequenz, etc.)
  • Erwartungen erfragen -> realistisch einordnen, Zweifel aus dem Weg räumen
150
Q

Was ist mit Motivation (Modul 2) gemeint?

A
  • Ansprechen der Behandlungsmotivation und das Setzen von Behandlungszielen als wichtige Voraussetzungen für den Erfolg der Behandlung
  • Betonung auf Ambivalenz des Patienten und Widerstand gegenüber Veränderungen
  • Techniken zur Arbeit am Widerstand und Verständnis des Widerstands
    o Einnehmen einer empathischen Position
    o Konfrontation
    o Klarifikation und Interpretation der Ambivalenz zwischen Wunsch nach Veränderung und dem Wunsch alles möge so bleiben wie es ist
  • Behandlungsziele und konkrete Veränderungen besprechen
  • Motivation Einsicht über Hintergründe der Symptome zu erlangen
  • Zielsetzung als Bremse für Regression
151
Q

Was ist mit Psychoedukation (Modul 3) gemeint?

A
  • Basierend auf Ansätzen aus der Psychoedukaion nach Connolly Gibbons et al. (2012)
  • Hauptziel: Patienten zu aktiven Teilnehmern der Therapie werden zu lassen
  • z.B. durch Antizipation rechtlicher, medizinischer oder familiärer Krisen
  • Therapeuten kann Informationen geben, um Krisen abzumildern oder eine Zuspitzung von Lebenskrisen zu vermeiden
  • Nach Stabilisierung der Verhältnisse: Beziehungsmuster, die mit der Krise in Zusammenhang standen, bearbeiten
152
Q

Was ist mit supportiven Interventionen (Modul 4) gemeint?

A
  • Ziel: das Herstellen einer guten therapeutischen Beziehung und weitere supportive Interventionen
  • Gute therapeutische Beziehung korreliert signifikant mit positiven Therapieergebnis
  • Interventionen nach Luborsky (1984) und Crits Christoph et al. (2006), die die Etablierung einer guten therapeutischen Beziehung fördern:
    • Empathie ausdrücken, Umgangssprache verwenden, den Behandlungsprozess
  • erklären, Behandlungsziele setzen, Patienten bei der Erreichung ihrer Ziele unterstützen, die Motivation für die Behandlung regelmäßig ansprechen, Brüche in der therapeutischen Beziehung innerhalb eines akzeptierenden Klimas beachten und besprechen…
  • Weitere Elemente: Angst reduzieren, beruhigen, Mut machen, Rat geben….
  • Bei Patent: innen mit unsicheren Bindungsrepräsentanzen sichere und unterstützende
  • Beziehung als korrektive emotionale Beziehungserfahrung
  • Generell: Einsatz des supportiv- expressiven Kontinuums in Abhängigkeit von vorrangig strukturellen Defiziten (z.B. Selbstwertgefühlsregulation) oder unbewussten Konflikten
153
Q

Was ist mit deutender Intervention (Modul 5) gemeint?

A
  • den zugrunde liegenden Konflikt identifizieren und durcharbeiten: Wünsche, Objektbeziehungen und Abwehr
  • Grundannahme, dass Depression mit ungelösten Konflikten und/oder Defiziten in Ich-Funkionen einhergeht
  • Luborskys zentrale Beziehungskonfliktthema (ZBKT)
  • „Konfliktdreieck“, von Malan (mit dem ZBKT Ansatz von Luborsky kompatibel)
  • Konzept des interpersonell affektiven Fokus (IPAF; Lemma et al. 2006)
  • Vorgehen nach der OPD-Beziehungsachse: implizite Wünsche und Impulse, komplexe Interaktion mit Erfassung der Gegenübertragung
154
Q

Was ist mit Offenheit für kulturelle Unterschiede (Modul 6) gemeint?

A
  • Gibbons et al. (2012) haben eine explizite kulturelle Komponente in ihren Behandlungsansatz der Depression aufgenommen
  • Die Autoren diskutieren 4 Aspekte, die Therapeuten dabei helfen können, die Rolle der jeweiligen Kultur, aus der ein Patient stammt, innerhalb des therapeutischen Prozesses aufzugreifen:
  1. Sich des eigenen und des kulturellen Hintergrunds des Patienten bewusst sein
  2. Selbst (etwas) vertraut mit dem kulturellen Hintergrund des Patienten machen
  3. Bestehende kulturelle Unterschiede anerkennen und explorieren und
  4. Zwischen dem unterscheiden, was im ethnokulturellen Kontext des Patienten als normal vs. Als beeinträchtig gilt
155
Q

Was ist das Therapieende und die Rückfallprävention (Modul 7)?

A
  • Der Therapeut erinnert den Patienten an das Therapieende
  • Genügend Raum, um Revue passieren zu lassen, was gemeinsam und welcher Weg zurückgelegt wurde
  • bei Rückkehr depressiver Symptome, mglw. Reaktivierung des zentralen Konflikts: 1) durch den antizipierten Verlust des Therapeuten und 2) durch die Erwartung, dass die Wünsche, die in dem zentralen Konflikt zum Ausdruck kommen, nicht erfüllt werden
  • Befürchtung gewonnene Fortschritte ohne die kontinuierliche Anwesenheit des Therapeuten wieder zu verlieren
  • die letzten 3 Sitzungen als sogenannte Booster Sessions („Auffrischungssitzungen“) in 14- tägigen Intervallen
156
Q

Welche verschiedenen Modelle gibt es zur Entstehung von Persönlichkeitsstörungen?

A
  • Dimensionale Strukturmodelle
    o Basale psychische Funktionen fehlen
    o Keine Verfügbarkeit „psychischen Handwerkszeugs“
  • Repetitive Beziehungsmuster
    o Psychische Repräsentanzen signifikanter Beziehungserfahrungen
  • Charaktertypologie
    o Oral, anal, phallisch (Freud, Fenichel)
    o Vs. Depressiver, zwanghafter Modus der Konfliktverarbeitung (Mentzos)
157
Q

Was verstand Freud unter Charakterzügen und Charakter? Wie entwickeln sich Lebensthemen?

A
  • Charakterzüge als unveränderte Fortsetzungen der ursprünglichen Triebe, Sublimierungen derselben oder Reaktionsbildungen gegen sie
  • Verschiedene Lebensabschnitte in denen Menschen mit der Entwicklung spezifischer Fähigkeiten und deren sozialverträglicher Durchsetzung konfrontiert sind
  • Erfahrungen: Verstärkungen und Bestrafungen -> Entwicklung von Lebensthemen und individuellen Umgangsweisen damit -> Charakter
  • Je nachdem entwickeln wir verschiedene Bewältigungsmechanismen
158
Q

Was sind Charaktertypologien? Nenne Beispiele

A
  • Je nachdem, welcher Charakter vorliegt, ist ein bestimmtes Lebensthema dominant
  • Lebensthemen = vulnerable Themen
    o Narzisstisch: Bestärkung im Selbstwert
    o Oral: Versorgung in Beziehungen
    o Anal: wirkmächtig und bestimmend erleben
    o Histrionisch: im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit
159
Q

Was sind gering integrierte Lebensthemen und ihre Folgen?

A
  • Kontraphobische Reaktionsbildung: Ich brauche nichts und helfe allen anderen
  • Regressive Verstärkung des Motivs im Leben: Ich komme allein. Nicht zurecht
160
Q

Inwiefern ist die OPD ein Modell von Persönlichkeitskonstituierung?

A
  • Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD) als moderne Varianten der Modelle von Persönlichkeitsstörungen
  • Aktiver vs. Passiver Konfliktverarbeitungs- bzw. Lösungsmodus
    o z.B. Versorgung vs. Autarkie = basaler Wunsch nach Versorgung vs. Basaler Wunsch autark zu sein
  • unbewusste innerseelische Zusammenstöße entgegengerichteter Motivbündel
  • Zeitlich überdauernd
  • Festgelegte Erlebnismuster, die in entsprechenden Situationen immer wieder zu ähnlichen Verhaltensmustern führen (Arbeitskreis OPD, 2006)
161
Q

Warum sind Lebensthemen zentral für Persönlichkeitsstörungen?

A

Themen durchdringen gesamte Persönlichkeit in hochgradig unflexibler Weise, bestimmten den Umgang mit sich und anderen, stehen im Vordergrund des Charakters.

162
Q

Was sind Objektrepräsentanzen und Selbstrepräsentanzen?

A
  • ständiges psychisches Vorhandensein, z.B. einer Vorstellung, Idee oder Vorgehensweise (Repräsentation, mentale Repräsentation, Repräsentativitätsheuristik, Gedächtnis)
  • z.B. inneres Objekt meiner Mutter
  • Vorstellung vom eigenen Selbst bzw. als Selbst- und Objektrepräsentanzen, die unbewußte, vorbewußte und bewußte Dimensionen aufweisen, sich auf körperliche und psychische Aspekte beziehen und vor allem in ihrer unbewußten Dimension regelhafte Zusammenhänge beinhalten
  • Entwickeln sich parallel zueinander
  • Werden mit der Zeit komplexer
163
Q

Welche Faktoren betrachtete Kernberg als relevant für die Entstehung einer Persönlichkeitsstörung?

A
  • Phänomenologische Faktoren (Erfahrungen eines Menschen)
  • Psychodynamische Faktoren
  • Genetische Faktoren
164
Q

Erkläre das dimensionale Modell der Persönlichkeitsorganisation von Otto F. Kernberg

A
  • Phänomenologische, psychodynamische, und genetische Faktoren (Kernberg, 1993)
  • Verschiedene Persönlichkeitsorganisationsniveaus: Neurotische, Borderline und Psychotische Organisation
  • es werden grundlegende Qualitäten des psychischen Funktionierens (Niveaus) beschrieben
  • Persönlichkeitsstörungen = spezifische Muster der Störung oder Nicht-Verfügbarkeit »psychischen Handwerkszeugs«
  • Diese unterscheiden sich anhand der Bereiche / Funktionen Abwehr, Identität und Realitätsprüfung
    • / - -> wie reif / intakt sind die jeweiligen Funktionen
  • Fokussieren auf basale psychische Funktionen oder Fähigkeiten, deren Reifegrad bzw. Verfügbarkeit die Persönlichkeit konstituiert
165
Q

Erkläre das psychoanalytische Modell der Borderline-Persönlichkeitsstörung

A
  • Strukturelle Voraussetzung zur psychischen Bewältigung problematischer Affektzustände fehlen (mentaler Puffer fehlt)
  • Borderline-Symptome (Sucht, Selbstverletzung, etc.) als Abwehr unerträglicher Angst
  • Frühe reale Angsterfahrungen (z.B. Missbrauchserfahrungen entscheidend)

5 Vorgänge der Angstabwehr (Hoffmann, 2005)
1. Affektlosigkeit
2. Anhedonie
3. Ersetzung durch einen anderen Affekt
4. Agieren
5. Projektion

Abwehr zentriert um unreife oder primitive Mechanismen (Kernberg, 1975)
- Spaltung
- Idealisierung und Entwertung
- Verleugnung und projektive Identifikation

166
Q

Welche 5 Vorgänge der Angstabwehr werden im psychoanalytischen Modell der Borderline-Persönlichkeitsstörung unterschieden?

A
  1. Affektlosigkeit
  2. Anhedonie (Verlust der Fähigkeit, Freude zu empfinden)
  3. Ersetzung durch einen anderen Affekt
  4. Agieren
  5. Projektion
167
Q

Was bedeutet Affektabwehr im psychoanalytischen Modell der Borderline-Persönlichkeitsstörung

A
  • durch Herstellung von Affektlosigkeit oder Ersetzung von Angst durch Wut (Hoffmann, 2000a)
  • zur Regulation überwältigender Affektzustände
  • als starkes Agieren aufgrund eingeschränkter Fähigkeit zur Mentalisierung (Fonagy et al., 2004; Dammann, 2007)
  • ausgelöst durch unerträgliche Affektzustände in Beziehungskonstellationen (Clarkin, 2001)
  • Reaktivierung von früheren Teilobjektbeziehungsdyaden
  • Aufrechterhaltung primitiver innerer Selbst-Objekt-Bilder durch Abwehrmechanismen (Spaltung) und projektive Identifizierung und Reinszenierung in der Außenwelt
168
Q

Was versteht man unter Objektbeziehungen?

A

Objektbeziehungen sind Repräsentanzen von sich und anderen, die über einen spezifischen Affekt miteinander verbunden sind und beim Betreffenden die Wahrnehmung der äußeren Realität beeinflussen.

169
Q

Beschreibe die Beziehung zwischen inneren Selbst-Objekt-Dyaden und gegenwärtigen Selbst-Objekt Dyaden

A
  • Objektbeziehungen = Objektbeziehungen sind Repräsentanzen von sich und anderen, die über einen spezifischen Affekt miteinander verbunden sind und beim Betreffenden die Wahrnehmung der äußeren Realität beeinflussen.
  • Aktivierte innere Selbst-Objekt-Dyade bestimmt Wahrnehmung im Hier-und-Jetzt vs. Reale Erfahrungen im Hier-und-Jetz aktivieren innere affektgeladene S-O-Dyaden
  • Also in der Gegenwart können innere Selbst-Objekt-Dyaden reaktiviert werden
170
Q

Welche Rolle spielen Selbst-Objekt-Dyaden im psychoanalytischen Modell der Borderline-Persönlichkeitsstörung?

A
  • Bei gesunden Patienten sollten Selbstrepräsentanzen und Objektrepräsentanzen komplex, differenziert und miteinander verbunden sein (z.B. ich habe eine liebevolle Mutter, die manchmal wütend werden kann)
  • Bei Borderline-Patienten:
    o Dissoziierte, affektgeladene innere S-O-Dyaden
    o führt zu chaotischem Erleben und Identitätsdiffusion
    o Starre S-O-Dyaden erlauben keine Anpassung an Realität
    o Eine Dyade wehrt andere Dyade ab
    o Paradox: primitive Abwehr erzeugt heftige Affekte und Abwehr hilft diese zu bewältigen
    o Repräsentanzen bei BPS Patienten sind besonders eindimensional, rigide, unverbunden, Bilder des Selbst & Anderer
    o Affektmodulation oder Anpassung an Komplexitäten realer Personen und Situationen schwierig
    o Auch
171
Q

Welches Therapieziel leitet sich aus dem psychoanalytischen Modell der Borderline-Persönlichkeitsstörung ab?

A
  • Ziel: Von abgespaltenen S-O-Dyaden zu integrierten Repräsentanzen
172
Q

Gib ein Beispiel für eine innere Welt eines Borderline-Patienten mit verschiedenen S-O-Dyaden

A
173
Q

Welche Gefahr bergen „gut laufende“ / „positive“ Beziehungen für Borderline-Patienten?

A
  • Durch S-O-Dyade: Kindlich-abhängig (Selbst) -> Liebe (Affekt) -> Ideal-versorgend (Objekt)
  • Verschmelzung
  • Abhängigkeit
  • Identitätsverlust
  • Triggern frühe enge Beziehungen traumatischer Erfahrungen
    Vs.
  • S-O-Dyade: Stark kontrollierend (Selbst) -> Wut (Affekt) -> schwach, sklavenähnlich (Objekt)
  • Negative Hass Dyade „sicherer“
  • Befreiung von Identitätsdiffusion

 Extremes Auf und Ab in Beziehungen

174
Q

Beschreibe das integrative Regulationsmodell 1,2 und 3 von Benecke

A
175
Q

Warum hat es für Borderline-Patienten etwas Bedrohliches, wenn jemand „gut“ zu ihnen ist? Was hat dies zur Folge?

A
  • Scheinbare „Erfüllung“ des Bindungsmotivs durch intensive Nähe- / Verschmelzungserlebnisse (z.B. Sexualität, Beziehung zum Therapeuten)
  • Verstärkt jedoch Kontrollverlust, Identitätsdiffusion, Regression und Aktivierung traumabezogener Repräsentanzen und Affekte (Angst vor Verlassenwerden, etc.)
  • Führt zu Abwendung durch Sozialpartner, was eine erneute Aktivierung von Kernrepräsentanzen und Affekten führt (Angst vor Verlassenwerden, ich hatte recht, etc.)
    Folge:
  • Als Therapeut den Patienten nicht zu nahekommen
  • Sonst evtl. Aggressivität, Therapieabbruch, etc.
176
Q

Welche psychoanalytisch fundierten Verfahren zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen gibt es?

A
  1. Psychoanalytische Behandlung von Borderline-Störung
  2. Intensive Psychodynamische Kurzzeittherapie (IS-TDP)
  3. Übertragungsfokussierte Psychodynamische Psychotherapie (TFP)
  4. Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT)
  5. Strukturbezogene Psychotherapie
177
Q

Was sind die zentralen Veränderungsmechanismen in der Übertragungsfokussierten Psychotherapie? (TFP)

A
  • Kernbergs Objektbeziehungstheorie:
    o Frühe Spaltungsprozesse konnten nicht zu integrierten psychischen Repräsentationen werden
    o fragmentierte Selbst-Objekt- Dyaden
    o Idealisierung und Entwertung
    o rapide Wechsel in affektiven
    o unintegrierte Aggression
    o Identitätsdiffusion
178
Q

Wie funktioniert die Diagnostik in der Übertragungsfokussierten Psychotherapie? (TFP)

A
  • Strukturelles Interview nach Kernberg
    o Zirkulär angelegte Exploration
    o Symptomebene
    o Interaktionelle Ebene
    o Innere Welt des Patienten
    o Technisch neutrale Haltung
    o Unzensierte, spontane Äußerungen
    o Nonverbale Kommunikation: Mimik,
    o Gestik, Gegenübertragung
179
Q

Wann ist eine Übertragungsfokussierten Psychotherapie indiziert? (TFP)

A

! Allgemein für alle Formen schwerer Persönlichkeitsstörungen

  • Hauptindikatoren darüber hinaus: Identitätsdiffusion, regelmäßige Probleme und Scheitern im beruflichen Kontext, wiederkehrende Schwierigkeiten in bedeutsamen sozialen Beziehungen
  • Komplikationen: Alkoholismus, Drogenkonsum, Medikamentenabhängigkeit, schwere Essstörungen, antisoziale Züge, schwere Hypochondrie, chronische Ängste, Depressionen, somatoforme, dissoziative Symptome… (sind keine Kontraindikationen, weil gerade Borderline-Patienten hoch komorbid sind)
180
Q

Was sind Kontraindikationen für die Übertragungsfokussierte Psychotherapie (TFP)?

A
  • Stabile Antisoziale PS
  • Patienten mit schweren antisozialen Zügen
  • Ausgeprägter Sekundärer Krankheitsgewinn
  • Habituell selbstverletzendes Verhalten
181
Q

Aus welchen Phasen besteht die Übertragungsfokussierte Psychotherapie (TFP) ?

A
  1. Frühe Phase
    a. Therapievertrag
    b. Erste Stabilisierung: Fokus destruktives, selbstverletzendes Verhalten
    c. Aktiver Einbezug des Patienten
  2. Mittlere Phase
    a. Mit Übertragung / Gegenübertragung arbeiten: Affekte offen benennen
    b. Intensivere, emotionale Ladung der Behandlungsstunden
  3. Ziel
    a. Integration innerer Gegensätze
    b. Entwicklung schlüssigeres Selbstbild

-> Therapiephasen orientieren sich am Fortschritt des Patienten

182
Q

Was sind strategische Prinzipien der Übertragungsfokussierten Psychotherapie (TFP) ?

A
  • Definieren der dominanten Objektbeziehungen
  • Beobachten und Deuten der Rollenwechsel des Patienten
  • Beobachten und Deuten der Zusammenhänge zwischen sich gegenseitig abwehrenden Objektbeziehungsdyaden
  • Integrieren der abgespaltenen Teil-Objekte

Haltung der technischen Neutralität:
- Verwirrung der inneren Welt des Patienten ertragen
- Nach den dahinterliegenden dominanten und widersprüchlichen Objektbeziehungen fahnden

183
Q

Welche Kritik könnte an der Übertragungsfokussierten Psychotherapie (TFP) vorgenommen werden?

A

-Keine empirischen Daten über unerwünschte Therapieeffekte vorliegend
- zu starker kognitiver Ausrichtung der TFP mit
- zu hoher Anspruch an intellektuelle Fähigkeiten
-Missverständnis der Deutung als rein kognitiver, intellektueller Prozess
-Deutung soll als ein emotional-kognitives Geschehen in einen Erlebenskontext im Hier und Jetzt der therapeutischen Beziehung eingebettet sein (Doering, 2016)

184
Q

Was sind Patienteninformationen in der Übertragungsfokussierten Psychotherapie (TFP)?

A

Die TFP ist eine spezielle Methode der psychodynamischen Psychotherapie, die speziell für P. mit PS angewendet wird. Die TFP geht davon aus, dass sich kindliche Beziehungserfahrungen tief einprägen und bis ins Erwachsenenalter unsere Beziehungen zu anderen Menschen meist unbewusst beeinflussen. Wir sprechen dann von Übertragungen, die sich in der Behandlung in der Beziehung zur T. abbilden. Menschen die später eine PS entwickeln, verfügen über sehr negative verinnerlichte kindliche Beziehungserfahrungen, die dann z.B. in Form von hohem Misstrauen, großer Angst, Neigung zu Entwertungen etc. auch in die therapeutische Beziehung einfließen.
Mithilfe der Resonanz der T. auf dieses Geschehen, der sog. Gegenübertragung, wird es im Behandlungsprozess möglich, die unbewussten und z.T. sehr widersprüchlichen inneren Niederschläge der frühen Erfahrungen bewusst zu machen und miteinander in Verbindung zu bringen. Durch dieses interaktive bewusste Verständnis der therapeutischen Beziehung wird erreicht, dass positive und negative Einstellungen und Gefühle sich selbst und anderen gegenüber dann nicht mehr in ein Entweder-oder gespalten werden müssen, sondern i.S. eines Sowohl-als-auch nebeneinander bestehen können.

185
Q

Was ist die Strukturbezogene Psychotherapie (SP) ganz allgemein?

A
  • zur Behandlung von strukturellen Störungen (Persönlichkeitsstörungen, Essstörungen, Angsstörungen)
  • Bedeutung früher Mutter-Kind-Interaktion mit Affektspiegelung für die strukturelle Entwicklung
  • Eignet sich besonders für Patienten, die Regulationsprobleme haben, in Bezug auf sich selbst (z.B. Gefühle regulieren) oder andere (z.B. Nähe zulassen)
  • Aktive, unterstützende Begleitung des Patienten
186
Q

Erkläre, was die SP unter dem Strukturbegriff versteht

A
  • ein ganzheitliches und relativ zeitstabiles Gefüge von psychischen Dispositionen
  • beeinflusst den Verlauf intrapsychischer Prozesse und die Gestaltung intrapersoneller Beziehungen
  • entwickelt sich lebensgeschichtlich
  • beinhaltet die Erfahrungen eines Individuums, die in der Gegenwart wirksam werden
  • alle strukturellen Funktionen bezogen auf die Gesamtpersönlichkeit als „Fähigkeit zu“ gekennzeichnet, handlungsnah operationalisiert und empirisch untersucht werden!
187
Q

Erkläre das Behandlungs- und Strukturkonzept innerhalb strukturbezogenen Psychotherapie

A
  • Strukturkonzept:
    o Defizite in der psychischen Struktur im Vordergrund, statt unbewusste Konflikte
    o Verfügbarkeit von regulativen Funktionen auf vier verschiedenen Funktionsniveaus: gut, mäßig, gering integrierte psychische Struktur (OPD, 2009)
  • Klärung (spiegelnde Beschreibungen) statt Deutungen
  • Strukturelle Fähigkeiten oder Funktionen, personality functioning im alternativen Modell zur Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen im DSM-5
188
Q

Wie kann die OPD-2 in Bezug auf Struktur angewandt werden?

A

Als Interview

189
Q

Welche Persönlichkeitsfunktionen werden im AMPD unterschieden?

A
190
Q

Beschreibe den Behandlungsleitfaden der strukturbezogenen Psychotherapie

A
  1. Klare Vereinbarung über Ziele, Inhalte und Vorgehensweisen
  2. Würdigende Rückschau der Lebensgeschichte
  3. Rücksichtsvolle Benennung der strukturellen Defizite und maladaptiven Beziehungsmuster
  4. Konkrete Vereinbarungen zum Umgang mit Krisen
  5. Keine feste Dauer oder Frequenz
  6. Stationäre und ambulante Settings möglich
  7. Auswahl und Anzahl der Behandlungsfoki realistisch an Therapielänge anpassen (Ehrenthal, 2018)
191
Q

Wie ist die therapeutische Haltung innerhalb der strukturbezogenen Psychotherapie?

A
  • Therapeut als entwicklungsörderndes Gegenüber
  • Keine Deutungshoheit
  • Übernahme von Hilfs-Ich-Funktion zur Stabilisierung und Problembewältigung (also: Ich-Funktionen, zu denen Patient nicht in der Lage ist, werden vom Therapeuten übernommen. Dadurch soll „nachgelernt“ werden, um die Struktur aufzubauen)
  • Förderung struktureller Funktionen und ggf. Bearbeitung von Konflikten folgt später
  • Therapeutin mit Ersatzeltern- oder Mentoren-Figur-Funktion: lässt sich nicht entmutigen, ist nicht allzu kränkbar, kann positive Seiten am Patienten entdecken
  • Ziel: veränderter Umgang mit der Störung, Wiederherstellung der Selbstwirksamkeit, Unterstützung in Affektregulation, Wiederaufbau von Beziehungen
192
Q

Welche therapeutischen Positionen werden in der strukturbezogenen Psychotherapie unterschieden? (im übertragenen Sinne)

A

Therapeutische Positionen
1. Dem Patienten vorangehen
a. Anstehende Entwicklungen, Aufgaben, Schwierigkeiten antizipieren und mitteilen
2. Sich hinter den Patienten stellen
a. Identifizierung, Containing, Erbarmen, Hilfs-Ich, Sorge, Unterstützung
3. Sich dem Patienten gegenüber stellen
a. Spiegelung, Antwort, Alterität, Konfrontation
4. Sich neben den Patienten stellen
a. Geteilte Aufmerksamkeit für die Situation des Patienten

193
Q

Beschreibe spezifische Interventionen der strukturbezogenen Psychotherapie. Gib ein Beispiel.

A

 Regression begrenzend und Strukturbildende Funktion
 Es wird nicht gedeutet
 Eher klärende und strukturierende Fragen als praktische Übungen

Konzeptualisierung des Veränderungsprozesses sequenziell für den jeweiligen Fokus (Rudolf et al. 2000)
1. Dysfunktionale Muster erkennen
2. Als Emotionale Antwort begreifen, Funktionalität erkennen
3. Akzeptanz vor dem Hintergrund eigener Biographie
4. Abwägung von Vor- und Nachteilen
5. Verantwortungsübernahme
6. Alternativen ausprobieren

  • Anregungen zur Narration in Worten / Bildern
  • Klärende Fragen
  • Einladung zur Selbstreflexion
  • Antwortende Mitteilungen bzgl. Des emotionalen Erlebens des Therapeuten
  • Spiegelnde Äußerungen: Wie erlebt die Therapeutin den Patienten?
  • Strukturierende Interventionen: Aktive Unterstützung
  • Aufzeigende und hypothesengeleitete Interventionen: Zusammenhänge, Widersprüche anhand von Fremdbeispielen
  • Therapeut als Chronist für die Erfahrungen des Patienten

Beispiel:

  1. Wenn ich mich alleine fühle, fühle ich mich depressiv
  2. Groll gegen Andere
  3. Gefühle ausweichen + Rache -> Speedkonsum
  4. Verliere Blick für mein Kind.
  5. Alternative: Andere Form von Selbstfürsorge?
194
Q

Wie funktioniert Konzeptualisierung des Veränderungsprozesses sequenziell für den jeweiligen Fokus nach Rudolf et al. 2000 in der strukturbezogenen Psychotherapie?

A
  1. Dysfunktionale Muster erkennen
  2. Als Emotionale Antwort begreifen, Funktionalität erkennen
  3. Akzeptanz vor dem Hintergrund eigener Biographie
  4. Abwägung von Vor- und Nachteilen
  5. Verantwortungsübernahme
  6. Alternativen ausprobieren
195
Q

Welche Folgen kann langes Schweigen für strukturschwache Patienten haben?

A
  • In der Regel eher kontraproduktiv, da es destabilisierenden Charakter hat
  • Stunde und Gespräch ist nicht mehr strukturiert
196
Q

Nenne Unterschiede zwischen der Übertragungsfokussierten- und Strukturbezogenen Psychotherapie

A
197
Q

Was versteht man unter „Mentalisierung“?

A
  • Sich selbst von außen und von innen sehen
  • Wir mentalisieren, wenn wir neugierig und offen sind und überlegen, was in uns und anderen vorgeht und warum wir uns so verhalten, wie wir uns verhalten
  • Fähigkeit, sich innerpsychische (mentale) Zustände in sich selbst und in anderen Menschen vorzustellen
  • Das Selbst und der Andere werden als intentionale Wesen aufgefasst
  • Verhalten basiert auf Gründen im Sinne psychischer Befindlichkeiten
  • Entwicklungspsychologisch erworbene Fähigkeit
  • Schlüsselfunktion psychischer Gesundheit, sicherer Bindung und psychotherapeutischer Veränderung
198
Q

Welche Mentalisierungsdimensionen gibt es?

A
  • Denke ich eher über mich oder über andere nach (Empathie vs. Achtsamkeit)?
  • Gutes Mentalisieren meint die Fähigkeit, je nach Situation gut zwischen den verschiedenen Dimensionen hin und her wechseln zu können
  • Die Pole schließen sich also nicht innerhalb eines Individuums aus, nur innerhalb eines einzelnen Mentalisierungsprozesses / - gedankens
  • Borderline-Patienten sind bspw. Sehr affektbewusst
199
Q

Wo ist die Abgrenzung von Theory of Mind zu Mentalisierung?

A
  • Es gibt verschiedene Dimensionen der Mentalisierung
  • Theory of Mind ist ein Teilaspekt von Mentalisierung
200
Q

Erkläre das Kognitionspsychologische Schaltpunktmodell

A
  • Beschreibt grundsätzlich, wann unsere Mentalisierungsfähigkeit aussetzt
  • bei steigendem emotionalen Erregungsniveau schalten kontrollierte und explizite Prozesse im präfrontalen Kortex in automatische und implizite Prozesse im posterioren Kortex und in subkortikale Areale (Mayes, 2006) um
  • Am Umschaltpunkt findet Deaktivierung der expliziten Mentalisierung (Nolte et al., 2013) und Aktivierung evolutionär früherer Schutzfunktionen nämlich Kampf-, Flucht- oder Einfrierreaktionen statt (Fonagy & Luyten 2009b)
  • Wenn Patienten in eine Krise geraten, befinden sie sich häufig in diesem Autopiloten und dysfunktionales Verhalten entsteht
    a. Wichtig ist dann: Erkennung des Schaltpunkts und Bearbeitung des Auslösers

.
 Aktivierung prämentalisierender Modi

201
Q

Wie entwickelt sich die Fähigkeit zur Mentalisierung grundsätzlich?

A
  • Gelingen der frühen Affektregulation zwischen Fürsorgeperson und Säugling
  • Moderation des kindlichen Spiels zwischen Als-ob und Realität -> Integration in den mentalisierenden Denkmodus
  • Siehe Theorie des sozialen Biofeedbacks
202
Q

Erkläre die Theorie des sozialen Biofeedbacks zur Entstehung von Mentalisierungsfähigkeit von Gergely&Watson

A
  • Gelingende frühe Affektspiegelung
  • Säugling ist sich Affekten nicht bewusst (kein psychisches Selbst) und erlebt Emotionen körpernah
  • Vorsprachliche Kommunikation mit Fürsorgeperson durch Mimik und Lautäußerungen
  • Angemessene Reaktion auf negative Affekte des Säuglings durch markierte und kongruente Spiegelung des negativen Affektes
  • Angeborener Kontingenz-Erkennungs-Mechanismus ermöglicht Lernen über eigene innere Vorgänge und Beruhigung
  • Entstehung einer kognitiven Repräsentation eigener körpernaher Affektzustände: Vorläufer der Mentalisierung (Affektbewusstsein) und Grundlage für intrapsychische Affektregulation
203
Q

Erkläre den Unterschied zwischen markierter und kongruenter Spiegelung?

A
  • Markiert: „Es ist dein Affekt“
  • Gespiegelt: Affekt muss passend sein
204
Q

Was versteht man unter epistemischen Vertrauen?

A

Bewusste innere Bereitschaft des Individuums von einer anderen Person gesendete Signale und Information als vertrauenswürdig, generalisierbar und relevant für sich selbst einzustufen (Wilson & Sperber, 2012)

  • Fähigkeit, die wir in jungen Bindungsbeziehungen aufbbauen
  • Ostensive Hinweisreize (Augenkontakt, Stimmlage…) sind Kennzeichen von ET
  • Bereitschaft des Säuglings präsentierte Informationen zu integrieren -> fördert Mentalisierungsfähigkeit
  • Unsichere oder seorganisierte Bindung gehen mit epistemischen Misstrauen einher (erschwert soziales Lernen)
205
Q

Welche Rolle spielen sichere Bindungen in der Mentalisierungsfähigkeit?

A
  • Sichere Bindung als optimale Bedingung für Entwicklung von Mentalisierungsfähigkeit
  • Prompte, feinfühlige Regulation von negativen Affekten
  • Optimaler Trainingsrahmen, um mentale Befindlichkeiten zu erkunden
  • Unsichere Bindungsrepräsentanzen gehen einher mit Unter- oder Überregulierung negativer Affekte -> Erkundung der (affektiven) mentalen Welt eingeschränkt
206
Q

Was versteht man unter Prämentalisierenden Modi?

A
  • Gehen der Entwicklung der Mentalisierungsfähigkeit im Kleinkindalter voraus
  • Unreife Form mentaler Verarbeitungsprozesse
  • Treten bei Patienten mit BPS im Sinne einer das psychische Selbst schützenden Funktion regelmäßig auch im Erwachsenenalter auf
207
Q

Welche Prämentalisierenden Modi werden unterschieden? Wann setzen diese ca. ein?

A
208
Q

Was versteht man unter dem teleologischen Modus?

A

Teleologischer Modus (Dinge müssen passieren, Es muss Handlung geben, es muss eine konkrete Ursache geben)

o Überbetonung der äußeren Welt
o Ist entwicklungspsychologisch der früheste, dem Mentalisieren vorausgehen psychische Zustand
o Die Umwelt muss „funktionieren“, um innere Spannungszustände zu mildern
o Nur real befriedigte Handlungen oder körperliche Eingriffe können mentales Erleben beeinflussen

o „Ich brauche einen richtigen Ratschlag, ich muss etwas dagegen tun“
o „Wahrscheinlich habe ich einen Virus eingefangen und fühle mich deswegen so erschöpft“
o „Wenn es mir schlecht geht, muss ich mich schneiden, nur dann geht es mir besser“
o „Wenn ich ein Problem habe, dann schlage ich zu. Das hilft immer“

 Ein Säugling kann seinen diffusen körperlich-affektiven Notzustand (z.B. Hunger, Unruhe) (noch) nicht mentalisieren und benötigt direkte Beruhigung durch eine reale Handlung des Stillens durch die Mutter
 Ein Patient mit BPS wertet die Ablehnung eines Zusatztermins als Beweis, dass der Therapeut ihn hasst
 Es braucht Regulation im Außen, sonst kann innerlich nicht reguliert werden
 Z.B. Selbstverletzendes / Fremdverletzendes Verhalten

209
Q

Was versteht man unter dem Äquivalenz-Modus?

A
  • Überbetonung der inneren Welt
  • Psyche-Welt-Isomorphismus: Innere Welt und äußere Realität werden als identisch erlebt (kein Unterschied zwischen Schein und Sein)
  • Erschreckende innere Bilder bekommen Realitätscharakter
  • Subjektive psychische Erfahrung wird als schrecklich erlebt; Panikanfälle, Albträume, Flashbacks
  • Intoleranz gegenüber alternativen Perspektiven „Ich weiß, wie es ist; keiner kann mit etwas erzählen!“
  • Selbstbezogenen negative Kognitionen wirken real, Minderwertigkeitsgefühle sind mindere Wert
  • „Ich bin nutzlos. Ich weiß, dass du mich bemitleidest“
  • „Wir haben uns wieder entfremdet, so ist mein Leben“
  • „Ich bin immer diejenige, die Schuld ist“
  • „Immer wenn ich nach Hamburg fahre, regnet es dort“
  • Ein Kleinkind sieht nachts allein in seinem Zimmer ein Gespenst, welches es ängstigt. Dem Vater gelingt es zunächst nicht, das Kind davon zu überzeugen, dass es sich um einen Vorhang aus weissem Stoff handelt und es Gespenster gar nicht gibt. Erst durch ein einfühlsames und spielerisches Beziehungsangebot, bei dem das subjektive Erleben des Kindes durch gemeinsames Nachschauen etc. ausreichend validiert wird, verliert die ängstigende Fantasie ihren Realitätscharakter und das Kind kann einschlafen.
  • Ein junger Arzt wird in einer unsicheren, stressinduzierten Gruppentherapie mit einer kollektiven projektiven Identifikation konfrontiert, die er nicht mentalisieren kann. Er wähnt sich real angegriffen, so dass er „um sein Leben rennt“ und den Raum fluchtartig verlässt

<

210
Q

Was versteht man unter dem Als-Ob-Modus?

A
  • Innere Welt ist von der äußeren Realität entkoppelt
  • Gedanken bilden keine Brücke zwischen Innen und Außen
  • Gefühle von Leere und Bedeutungslosigkeit
  • Endlose Gespräche über Gedanken und Gefühle – ohne dass diese zu Veränderungen führen
  • Gleichzeitiges Bestehen widersprüchlicher Überzeugungen
  • Affekt und Gdanken stimmen häufig nicht überein
  • Ein vierjähriger Junge spielt, er sei ein Prinz in einem großen Königreich, während der Vater im Hintergrund das Abendessen kocht. Beide Welten sind unverbundene Realitäten.
  • Eine Patientin klagt darüber, sich von allen ungerecht behandelt zu fühlen. .Die Therapeutin versucht durch empathische Validierung und explorierendes Hinterfragen das starre Narrativ aufzulockern. Die Patientin wirkt plötzlich abwesend, abgeschottet und reagiert nicht mehr auf Nachfragen. Später sagt sie, dass sie von imperativen Stimmen abgelenkt gewesen sei und den Gesprächsfaden verloren habe.
211
Q

Mit welchen Erfahrungen werden Mentalisierungsdefizite in Verbindung gebracht?

A
  • Ontologisch mit dysfunktionalen oder traumatischen frühen Bindungserfahrungen
212
Q

Erkläre die klinische Theorie „das Fremde Selbst“

A
  • Wiederholte und überwiegende Erfahrung das Fürsorgepersonen von negativen Affekten überwältigt werden und fehlerbehaftetes soziales Feedback geben
    Verinnerlichung von nicht-kongruenten fremden Repräsentationen des Selbst („Ich bin hässlich“), keine Verbindung zum körperlichen Selbst
  • Schwache Mentalisierungsfähigkeit und starke affektive Erregungà Dominanz des Fremden Selbst: keine positiven Selbstanteile mehr verfügbar, mglw. Erleben von Selbstfragmentation (z.B. massiver Selbsthass)
  • Selbst- oder Fremdverletzendes Verhalten als Versuch fremde Selbstanteile zu externalisieren und Selbstkohärenz wiederherzustellen (Taubner et al. 2015)
213
Q

Wie funktioniert Mentalisierungs-Diagnostik?

A
  • Erfassen der Mentalisierungsdefizite: in unterschiedlichen Kontexten, Beziehungen, variierenden Stresslevels
  • Übergeordnete Ziele und Fragestellungen:

a. Was sind die wichtigen Beziehungen und welche Verbindung haben diese zu den zentralen Problemen des Patienten?

b. Wie ist die Qualität der Mentalisierung in diesen Beziehungskontexten?

c. Wann versagt die Mentalisierung?

d. Ist Mentalisieren partiell oder generell eingeschränkt?

e. Welche prämentalisierenden Modi sind vorherrschend (Pseudomentalisieren, konkretes oder teleologisches Verstehen)?

f. Gibt es einen Missbrauch von Mentalisieren im Sinne der Manipulation anderer?

214
Q

Wie funktioniert der „Reading the mind in the eyes test“?

A
  • Wird genutzt um individuelle Differenzen in sozialer Kognition und Emotionserkennung zu messen
  • Basiert auf der Theory of Mind
  • Bilder der Augenpartie von Schauspielern, die diverse Gefühlszustände darstellen
  • Originaler Test: 25 Fotografien mit jeweils zwei Antwortmöglichkeiten
  • Revision: 36 Fotografien mit jeweils vier Antwortmöglichkeiten
  • Ein Punkt pro richtig beantwortetem Item -> maximaler Summenwert von 36
215
Q

Was ist das Grundkonzept der MBT?

A
  1. Epistemisches Vertrauen aufbauen
  2. Mentalisierungsfähigkeit steigern
  3. Soziales Lernen ermöglichen
  4. Mentalisierungsfähigkeit als Wirkfaktor in der Psychotherapie?
  5. Transfer von „Gelerntem“ in den Alltag
216
Q

In welchem Setting läuft eine MBT ab?

A
  • Bei hoher Selbst- Fremdgefährdung, Substanzmissbrauch, instabilen Wohnverhältnissen und/oder fehlender sozialer Unterstützung:
    a. 5-stündig über 18-24 Monate in einem Tagesklinischen Setting
    b. Alternierend im Einzel- und Gruppensetting
  • Bei stabileren sozialen Verhältnissen und weniger Risiko:
    a. 18-monatiges ambulantes Setting
    b. 2stündig (Einzel- und Gruppentherapie)
217
Q

Mit welchem Ablauf läuft eine MBT ab?

A

 Es kommt dazu: Fokusformulierung als persönlicher Brief

218
Q

Welchen Inhalt hat eine Fokusformulierung?

A
  • Ziele
    a. Hilft das Denken von Therapeut/in und Patient/in zu organisieren – jeder sieht verschiedene Gedankenstrukturen
    c. Modelliert einen mentalisierenden Ansatz– es wird nicht angenommen, dass der/die Patient/in dies kann (explizit, klar und mit Beispielen)
    e. Modelliert Bescheidenheit, was die Natur der Wahrheit angeht
  • Risikomanagement
    a. Analyse der Risikokomponenten auf eine intentionale Art und Weise
    b. Vermeide Überstimulierung durch die Fokusformulierung
  • Überzeugungen vom Selbst
    a. Beziehungen von diesen zu spezifischen (variierenden) internen Zuständen
    b. Historische Aspekte in Kontext gesetzt
  • Zentrale aktuelle Probleme in Beziehungskontext gesetzt
    a. Identifikation von Bindungsmustern – was wird aktiviert
    b. Hürden, die damit verbunden sind
  • Positive Aspekte
    a. Wann Mentalisierung funktioniert hat und die Situation verbessert hat
  • Antizipation der sich entfaltenden Behandlung
    a. Wirkung der individuellen- und Gruppentherapie
219
Q

Woraus bestehen Krisenpläne in der MBT?

A
  1. Informationen für den Patienten – was kann er machen?
  2. Informationen für Fachpersonal – was können sie machen?
  3. Informationen für andere - inklusive dem, was man nicht machen soll
220
Q

Beschreibe die MBT-Haltung

A
  • konstantes Beobachten welcher Denkmodus liegt vor
    a. teleologisch, psychisch äquivalent, Als-Ob, mentalisieren
  • Beobachten des emotionalem Stressniveaus
    a. optimales Stressniveau halten in dem noch explizit mentalisieren kann
    b. nicht-mentalisierender Reflexionen so schnell wie möglich unterbrechen
  • Brüche in der Beziehung reparieren
    a. Beitrag an Missverständnissen und Konflikten der reflektieren
    b. Verantwortung übernehmen
  • Wenn der Therapeut seine eigene Mentalisierung verliert: § Diese als Erstes zurückgewinnen!
  • Missverständnisse und Fehler (z. B. empathische Einbrüche, Konflikte oder Enactments) = optimales Trainingsfeld für eine verbesserte Mentalisierung
  • fehlerfreundliche Haltung!
221
Q

Beschreibe das Interventionsspektrum einer MBT

A
222
Q

Unterscheide zwischen verschiedenen Strukturniveaus der OPD

A
  • Selbstwahrnehmung
  • Objektwahrnehmung
  • Selbstregulation
  • Regulation der Objektbeziehung
  • Emotionale Kommunikation nach innen
  • Emotionale Kommunikation nach außen
  • Bindung an innere Objekte
  • Bindung an äußere Objekte
223
Q

Was ist eine Kontraindikation von MBT?

A

Sexualstraftäter, weil diese sonst lernen, Vertrauen zwischen sich und ihren Opfern aufzubauen

224
Q

Wer begründete die MBT?

A

Fonagy & Target